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Stille von CKLizzy

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Part 2

Schon zum wiederholten Male klingelte es an der Tür und ein kleiner, unbewusster und sehr weit zurückgedrängter Teil ihres Bewusstseins registrierte es auch – doch sie nahm es nicht wahr, geschweige denn reagierte sie drauf.

Bis sie sich mit einem Mal erhob und ein Teil ihrer Seele vermochte zurückzukehren, als ihre Augen nicht mehr allzu leblos erschienen. Mit beinahe schleppenden Schritten bewegte sie sich voran, nicht wissend, wohin ihre Füße sie tragen würden. Ihre Umgebung nahm sie zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder wahr, als ihre Füße vor dem Kamin Halt machten und ihr Blick auf den Kaminsims fiel. Viele Bilder, Fotographien fanden sich darauf – von ihrer Mutter, ihrem Vater, ihrem Bruder und seiner Familie, von dem SG-1-Team vor allen zu privaten Anlässen und Treffen, sogar eines von Jonas... und zwei weitere, nach denen sie mit zitternden Händen griff. Es war eines von Cassandra und Janet zusammen – und ein einzelnes von Janet auf der letzten Silvesterfeier...

Und plötzlich schien Sams Seele zu neuem Leben zu erwachen – nur um sogleich von einem Dolch, versetzt mit der bereits in ihrem Körper fließenden Giftmischung, durchbohrt zu werden. Die Bilder kehrten in ihren Geist zurück, liefen vor ihrem inneren Auge im Schnelldurchlauf vorbei – und ließen sie voller Trauer und Kummer aufschreien. Der Bann, in dem sie sich befunden hatte, war gebrochen, die Trance verschwand – und kraftlos brach sie zusammen.

Da war nicht nur Janet in Sams Erinnerung, nein, auch der Schmerz über den Tod ihrer Mutter, den sie nie ganz verarbeitet hatte, weil sie es sich einfach nicht gestattet hatte. Jetzt jedoch drängte alles an die Oberfläche und die Trauer über den Verlust beider geliebter Personen schien die junge Frau innerlich zu zerreißen.

Zusammengekauert und die Arme um sich geschlungen saß sie vor dem kalten Kamin, von einem Weinkrampf geschüttelt, der ihr bald den Atem nahm.

Ihr Kopf pochte und ihre Augen brannten, während das Schluchzen immer verzweifelter wurde. In all der vergangenen Zeit seit dem Tod ihrer Mutter hatte sich so viel angestaut, dass nun alles hervorbrach. Sie fühlte, wie sich ein großes Loch vor in ihrer Seele auftat, das sie dazu verlocken wollte, sich einfach fallen zu lassen. Wie eine fremde Stimme klang es in ihrem Kopf, dass sie Zufriedenheit und Glück beim Fall in diese schier endlose Tiefe erwarten würde. Doch so verlockend dieses Angebot, die Ankündigung auch sein mochte – sie blieb nur dicht am Rand sitzen.

Endlich nahm sie auch das Rufen nach ihr wahr. Auch wenn ihre Ohren noch immer von den unerträglichen Kopfschmerzen betäubt waren – sie hörte das Klopfen, das Klingeln und wie jemand ihren Namen rief.

Als Jack den Schrei hörte, setzte sein Herz für einen Schlag aus. Erinnerungen an seinen Sohn wurden wach und wie er damals voller Entsetzen den Schuss gehört hatte. Er wagte kaum zu vermuten, was passiert sein könnte, denn nach diesem Mark erschütternden Geräusch aus Sam Carters Haus herrschte abermals Stille. Nicht einmal mehr ein Vogelzwitschern erklang.

Noch einmal versuchte er, durch Klopfen und Klingeln auf sich aufmerksam zu machen.

„Sam, bitte!", rief er, ein Flehen in seiner Stimme.

Mittlerweile war er drauf und dran, einfach ein Fenster einzuschlagen – etwas, wovor er bisher noch zurückgeschreckt war, weil er nicht in ihre Privatsphäre eindringen wollte.

Er wusste einfach nicht mehr weiter. Er hatte sich selten hilflos gefühlt, jetzt jedoch kam dieses schreckliche Gefühl auf und er wünschte sich, es wäre jemand da, der ihm einen Ratschlag geben könnte. In gewisser Weise ähnelte die Situation der von damals, als Charlie gestorben war. Auch da hatte er wie vor verschlossenen Türen gestanden – zu sich selbst genauso wie zu Sara. Zu sehr hatten sie beide unter dem Verlust gelitten, als das sie in der Lage gewesen wären, sich gegenseitig Trost zu spenden.

Mit einem Mal meinte er, Schritte zu hören. Abermals klopfte er. Und endlich wurde die Tür geöffnet.

„Carter, ein Glück, ich dachte schon...", begann er, stockte aber, als er sie erblickte. Jack schluckte schwer. Er erinnerte sich noch zu gut daran, wie seine Frau nach tagelangem Weinen ausgesehen hatte, aber es schien nichts im Vergleich zu Sam. Ihre Augen waren glasig und aufgequollen, ihre Wangen überzogen von roten Striemen, herbeigeführt durch die Tränen, die die Haut gereizt hatten, sie war erschreckend blass, ihre Haut schien beinahe weiß zu sein, und er bemerkte auch, dass ihre Atmung sehr stockend ging.

„Mein Gott, Sam...", konnte er nur noch flüstern und sah ihr für einen Moment stumm hinterher, als sie sich, die Tür geöffnet lassend, wegdrehte und zurück durch den langen Flur ins Wohnzimmer ging. Jack folgte ihr und beobachtete, am Küchentresen stehen bleibend, wie sie zu einem der Sessel ging und zwei Bilder aufnahm, die dort lagen. Noch immer keinen Laut von sich gebend betrachtete sie die Fotos. O'Neill konnte von Weiten nicht erkennen, wer darauf abgebildet war, aber er ahnte es. Carter mochte ihr Haus nicht allzu persönlich eingerichtet haben – nur hier und da ein paar Kleinigkeiten – aber sie hatte eine Fotosammlung von allen ihr wichtigen Personen auf dem Kaminsims stehen. Das war ihm schon beim ersten Mal, als er in diesem Haus gewesen war, aufgefallen.

Während sie von ihrem CO beobachtet wurde, wusste Sam nicht, was sie sagen sollte. Sie hätte niemals erwartet, dass ausgerechnet der Colonel bei ihr auftauchen würde. Er war ein sehr professionell eingestellter Mann, doch wie würde er damit umgehen, dass er sie jetzt so gesehen hatte?

„Kann ich Ihnen... etwas anbieten, Sir?", fragte sie mit brüchiger Stimme, von den Bildern jedoch nicht aufsehend. Sie hatte keine Kraft, ihm direkt in die Augen zu sehen. Das hatte sie schon an der Tür vermieden.

„Carter, ich bin hier, um mich um Sie zu kümmern, nicht um mich von Ihnen bewirten zu lassen. Die korrektere Frage müsste lauten, ob ich Ihnen irgendetwas Gutes tun kann?", erwiderte er mit sanfter und leicht tadelnder Stimme.

„Danke, Sir, ich brauche nichts", antwortete Sam, kaum noch hörbar, als ihre Stimme ganz versagte. Tränen liefen ihr wieder über die Wangen und sie biss sich auf die Lippe. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich albern. Wie ein kleines Schulmädchen, das nicht wollte, dass ein Freund, ein Angebeteter oder überhaupt ein Junge sah, wie es weinte. Sie versuchte, tief Luft zu holen und kniff die brennenden Augen fest zusammen. Sie spürte zwar, wie Jack neben sie trat, konnte sich jedoch erst nach einer Weile dazu überwinden, die Augen wieder zu öffnen – und erblickte ein Taschentuch, das O'Neill ihr hinhielt.

„Danke", murmelte sie und griff danach.

„Ich mach Ihnen einen Tee. Und Sie legen sich ein wenig hin, ich glaube, das dürfte Ihnen jetzt ganz gut tun", bestimmte er und schob sie vorsichtig zur Couch. Als sie sich setzte, bemerkte er, dass sie noch immer die Bilder fest in der Hand hielt. Er zögerte einen Moment, setzte sich dann aber neben sie. Vorsichtig nahm er ihr eines der Bilder aus der Hand und betrachtete es.


weiter: Kapitel 3
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