Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Liberi Egeriae (2) von Greyfin

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
Kapitel Bemerkung: Spoiler: "Stargate: Der Film"
Anmerkung: Das "Tir Na n'Og" ist ein Celtic-Pub in meiner Heimatstadt Dresden. Verbringe dort so manchen Abend, deshalb hab ich nachgeforscht, woher der Name kommt und *pling* = mythologischer Hintergrund für diese Story. Nichts von dem, was die irische Sagenwelt, die Insel Toraigh oder die Stadt Letterkenny betrifft, habe ich mir aus den Fingern gesogen, es entspricht wirklich den Tatsachen - selbst die Namen derzeitiger Inselbewohner.
Siehe auch:
Wie bereits gesagt: Die Idee für die Geschichte ist älter als "Heilung", die Folge spielt für die FF keine Rolle.
Hiermit *knuddle* ich meine Beta-Leserin FERMINA zu Tode, die sich ganz allein durch diese Bleiwüste gewagt hat!

Inhalt: Zurück in Kansas. Vergangenheitsbewältigung und Guinness. Beinhaltet Stammtischatmosphäre und pseudophilosophisches Geschwafel. *Depri-Alarm*
Was bisher geschah:Jack und Daniel sind Anise unfreiwillig in die Vergangeheit gefolgt, wo ersterer die Bekanntschaft einer weiteren eigensinnigen Tok'ra (Egeria) macht und letzterer sich im Thronsaal des Chef-Goa'uld (Râ) wiederfindet. Von ihnen unbemerkt hat ein Ashrak namens Selmak mit seinem Gewissen (Bahar) zu kämpfen, dass ihn schließlich ganz von der 'dunklen Seite der Macht' bekehren wird. Und gerade, als O'Neill und Dr. Jackson es geschafft haben, zu entkommen und Anises Pläne durchkreuzen wollen... ist auf einmal alles vorbei?
Und so nähert auch die Geschichte ihrem Ende...

XV. Tempus consuendi

Selmak erblickte ein strahlendes Licht in der Dunkelheit. Am anderen Ende glaubte er Stimmen zu hören. Er versuchte, seine Aufmerksamkeit auf diesen Fixpunkt zu fokussieren. Das Licht wurde heller und der Tunnel weitete sich. Die einförmige Helligkeit begann sich in verschiedene Formen auszudifferenzieren - Selmak starrte auf ... eine Lampe.

Eine große Lampe. Eine große Deckenlampe.

Er versuchte den Kopf zu drehen, um mehr von seiner Umgebung erfassen zu können. Der plötzliche Schatten, der die Sicht verdunkelte, ließ ihn leicht erschaudern - bis er die griesgrämige Stimme erkannte, die zu der Silhouette gehörte: "Sie haben uns vorhin ganz schön Angst gemacht, Jacob."
Frasier beugte sich vor und prüfte seine Augenreflexe. Er zwinkerte, um dem Licht auszuweichen und sich aufzusetzen, doch die Ärztin drückte ihren aufbäumenden Patienten in die Rückenlage zurück. Sie prüfte noch einmal den Puls und ließ dann von ihm ab.

"Was ist passiert?", fragte er mit blecherner Stimme.
"Ich hatte gehofft, ihr könntet uns das sagen.", antwortete eine weitere Person etwas abseits.
Ein kurzes Einnicken seiner Gestalt deutete die Kontrollübergabe zu seinem Wirt an. Jacob verrenkte seinen Kopf, um George Hammonds Gestalt erfassen zu können, doch der kam ihm bereits in seiner Absicht entgegen und rückte mit seinem Stuhl neben das Kopfende der Liege, um Jacobs Worten zu folgen:
"Vorhin, im Labor... als wären wir - nein, nur Selmak ... es war, als würde er verschwinden, als sei er nie da gewesen. Ein paar Sekunden war es wie damals im Krankenhaus, als es mit mir zu Ende ging - nur in gesteigerter Form."

Gegen den Rat Frasiers setzte sich Jacob auf. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, fühlte er sich deplaziert. Ein leichtes Aufglühen seiner Augen zeigte, dass es wieder der Symbiont war, der zu Sprechen ansetzte:
"Ich spürte, wie ich mich auflöste und plötzlich wieder neu zusammensetze - besser kann ich es nicht beschreiben." Hammond wartete geduldig, während Selmak in sich hinein hörte, sich wahrscheinlich intensiv mit seinem Wirt auseinander setzte.

Plötzlich sprang er von Frasiers Behandlungspritsche, als sei sie ein Nagelbrett, setzte sich in Richtung Tür in Bewegung. "Jac... Selmak!", rief Dr. Frasier hilflos nach.

"Wir wissen, wo sie sind, George. Wir wussten es schon immer. Warum haben wie es nie gesagt?"
"Wovon sprichst du, Jake?"
"Jack O'Neill und Daniel Jackson. An Anise können wir uns nicht erinnern, sie hat sich wohl gut vor uns getarnt. Aber Jack und Daniel waren da. So muss es gewesen sein." Jacob hielt kurz inne, blinzelte auf einmal schockiert und behauptete empört mit dunkel verzerrter Stimme: "Und er wollte uns erschießen!"

Der Tok'ra klang überrascht über seine eigene Einsicht.

"Wer wollte euch erschießen, Selmak?"
"Jack natürlich... so hieß er also."

Hammond verstand noch immer nicht, wovon das Wesen im Körper seines Kameraden sprach:
"Was ist passiert und warum erinnerst du dich plötzlich daran?" Selmak schien ihn nicht zu hören.
"Er schoss auf mich - auf uns - Bahar und mich. Wir standen genau vor ihm, er hätte uns treffen müssen. Aber wir fühlten nur einen Sog und dann war er weg. Mit der Waffe."

Wie auf Stichwort trat Sam zu Tür herein. Sie hielt eine Erklärung parat. Es war allerdings keine optimistische:
"Ich komme gerade aus dem Torraum. Die Kontrolleinheit der Januspforte zeigt keine Zeitblase mehr an. Sie muss kollabiert sein. Wir hatten Glück, es kam nicht zum Ernstfall. Es scheint, als seien die Veränderungen innerhalb der Blase auf unsere Zeitlinie angewandt worden - die Anise/Freyas, aber auch die des Colonels und Daniels. Deshalb erinnert sich Dad jetzt an sie."
"Und was ist mit unseren Leuten?", fragte Hammond.

Sam konnte nur mit den Schultern zucken. Ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.

In diesem Augenblick klingelte das Telefon.

Um 2000 n. Chr., Toraigh Island, vor der irischen Küste

Jack O'Neills dritter Versuch aufzustehen wurde schließlich von Erfolg gekrönt. Er wankte langsam ein paar Schritte vorwärts - mit der einen Hand sein Gleichgewicht suchend, mit der anderen den Schmerzherd um seinen Stirnlappen betastend.

"Wo zum Geier bin ich?", fragte er sich verwirrt.
"Zweieinhalb Meilen entfernt von der St. Columbo... Columci...- irgendner Kapelle.", beantwortete der seine eigene Frage. Sein Blick war auf ein Holzgestell etwas entfernt gefallen. Seine Sehkraft war trotz seines Alters noch ausgezeichnet, deshalb konnte er den Wegweiser auch noch aus einem Dutzend Meter Entfernung entziffern.

Zurück in Kansas? Scheint so., hoffte O'Neill.

Er eilte zu dem verwitterten Holzpflock, der leicht schief in die Erde getrieben war. Auch die lieblos daran genagelten Holzlatten, mit weißer Farbe bepinselt, waren kein Kleinod handwerklichen Geschicks. Trotzdem starrte Jack so verzückt darauf, als sei es der Heilige Gral.

"Was zum Teufel hat Anise jetzt wieder angestellt?", murmelte er, hielt beidhändig seinen rumorenden Schädel.
Er ließ leicht benommen seinen Blick schweifen.
O'Neill befand sich noch immer an dem gleichen Ort. Um ihn herum erstreckte sich dieselbe Insel, derselbe Horizont.
Auch die Burganlage befand sich an Ort und Stelle. Hatte sich aber verändert, wirkte noch erodierter als bisher.
Vieles war verschwunden, das meiste andere gänzlich von flachem Moos und rostfarbenen Grasmatten überwuchert... Die Zelte um das Hauptgebäude, das selbst nur noch als hohler Zahn emporragte, fehlten. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, auch das Wetter hatte sich gewandelt: Eitel Sonnenschein statt des böigen Herbstwetters.

Aber warum nicht wieder im SGC? Mhh ... Anise sagte, die Januspforte sei nur ein Transportmittel durch die Zeit, nicht den Raum. Und ich hab nicht das Sternentor benutzt, bin also am gleichen Ort, nur wieder in unserer Zeit...

Sherlock Holmes wäre stolz auf seine Kombinationsfähigkeit gewesen. Carter erst Recht.

Hoffen wir's zumindest mal... Denn mit der Genauigkeit scheint's dieser Janus nicht gehabt zu haben...
Ein Blick auf seine nähere Umgebung sprach Bände: Ein Fußbodenfragment in der Größe eines Autoreifens lag zu Jacks Füßen. Und die Stabwaffe - zumindest ein Zwei-Drittel-Stück davon - ruhte noch immer in seiner Hand.

Von der Anhöhe hatte Jack einen weiten Überblick. Er sah etwas entfernt eine Gruppe Menschen durch die Ruinen streifen. Der Kleidung dieser Leute nach zu urteilen, stimmte seine Vermutung.

Er war zurück. Aber wo war Daniel? Hatte Anise nur ihn selbst zurücktransportiert? Um sich seiner zu entledigen?
Jack bemerkte, dass die Leute zu einem Punkt des Walls strömten, der außerhalb seiner Sicht lag.
Auch er setzte sich in Bewegung und meinte nur wieder dubios: "Nenn es ein Gefühl..."

Als er den Fuß des Festungswalls erreichte, hatte sich bereits eine Menschentraube gebildet. Eine in Tränen aufgelöste asiatische Touristin, die panisch ihre Tasche umklammert hielt, versuchte in akzentlastigem Englisch, einen Offiziellen vor Ort von ihrer geistigen Gesundheit zu überzeugen:
"Ich swöre! Dies Frau ist ausem Nichts aufgetaucht, habsie nich gesubst!"
Jack gesellte sich zu den schaulustigen Passanten um die Szenerie, um herauszubekommen, weshalb diese so aufgeregt waren - er glaubte schließlich nicht an Zufälle.

Aus deren Gesprächsfetzen reimte er sich zusammen, dass eine Frau vom Befestigungswall gesprungen war. Entweder das, oder sie musste ihr Gleichgewicht verloren haben und stürzte mehrere Meter tief. Zu allem Überfluss war sie auch noch bäuchlings auf einem scharfkantigen Felsen gelandet, unter dem sich jetzt eine dunkle Lache bildete. Der Colonel brauchte nicht das Gesicht der Verunglückten zu erkennen...

Er bemerkte auch einen jungen Mann, der sich über Freya/Anise gebeugt hatte und alles tat, was in seiner Macht stand, um sie zu stabilisieren.

Dr. Jackson bereute es erstmals, seinen akademischen Titel nicht in der Medizin erworben zu haben. Durch die Einsatzvorschriften der Air Force hatte er ein allenfalls rudimentäres Erste-Hilfe-Training genossen. Damit war er den Umstehenden jedoch um Längen voraus, da sich unter diesen niemand mit einer besseren Ausbildung fand.
"Anise! Könnt ihr mich hören!", rief Daniel verzweifelt.
Er erhielt jedoch keine Antwort auf sein Flehen. Freyas Puls war zwar vorhanden, aber schwach. Ihr Blutverlust nach außen bereitete ihm weit weniger Sorgen, als die viel wahrscheinlicheren inneren Verletzungen.
Und wenn sogar Anise nicht reagierte, war mit Hilfe von deren Seite auch kaum zu rechnen.

Jack war inzwischen zum Zentrum des Mobs durchgedrungen.
Die Wiedersehensfeier musste aufgeschoben werden.
Er machte Daniel mit einem strengen Gesichtsausdruck klar, dass der Archäologe die falsche Hälfte der Person ansprach. Die Asiatin schien die einzige direkte Augenzeugin des Ereignisses zu sein und - Allen-Heiligen-sei-Dank - wollte ihr niemand Glauben schenken. Für den Colonel war der Vorfall damit noch glimpflich ausgegangen, er hatte keine Lust, dem Fußvolk doch noch eine Freakshow zu liefern.

Jack schirmte die beiden so gut es ging vor neugierigen Blicken ab.
"Was ist hier bloß passiert? In einer Sekunde sind Anise und ich auf dem Festungswall, in der nächsten ist der Boden unter ihren Füßen verschwunden..." meldete sich Daniels gedämpftes Stimmchen neben ihm.
"Du meinst, Anise hat nichts gemacht?"

Daniel, durch die Situation vollkommen überfordert, plapperte nur: "Nein - wie sollte sie auch? Wir hatten gerade den Thronsaal verlassen, wollten zum Star..." - er hätte fast die umstehenden Passanten vergessen - "Sammelpunkt. Anise und Freya wollten mit uns kommen. Anise meinte, Selmak würde sich ab jetzt um alles kümme..."
"Selmak war auch da?" schnitt Jack den Monolog seines Freundes ab.
"Ja. Râs Primus... Groß, dürr, Hakennase...", flüsterte Daniel.
"Ähm ... dieser Foltermeister Hinkebein... war Selmak?"
"Ja. Warum? Hörst du schlecht?"
"Ohh.", war das einzige, was der Air Force Colonel zu äußern vermochte.

Es war nicht halb so aussagekräftig wie ein ‚Uuups', aber in seiner Einfachheit eleganter als ‚Ach du Scheiße'.

"Wieso ‚Ohh'?" Das flaue Gefühl in Daniels Magengrube verstärkte sich.
"Nicht weiter wichtig...", wiegelte O'Neill ab. Sie waren in dem Moment zurücktransportiert worden, als er auf Selmak schoss? Wie gesagt, Jack glaubte nicht an Zufälle...

Daniel erging sich inzwischen fleißig weiter in seinen Hypothesen. Es schien ihn zu beruhigen, die Vorkommnisse in seinem Kopf zu ordnen: "Wir sind genau an der gleichen Stelle materialisiert, in der wir in der Vergangenheit standen. Der Teil des Walls, auf dem Anise war, muss inzwischen einstürzt sein oder ist abgetragen worden. Und ich war nur ein paar Meter neben ihr. Das bedeutet ich hatte..."
O'Neill ahnte, worauf der Archäologe hinauswollte: "Das bedeutet, du hattest..."
"…riesen Schwein...", beendete Daniel den Satz in einer für ihn ungewöhnlich flapsigen Wortwahl. Sein Magen rebellierte auf einmal, er fiel zurück auf alle Viere und verspürte den innigen Wunsch, sich zu übergeben.

"Ist gut, Danny-Boy. Wir sind beide heil."
Jack klopfte ihm fürsorglich auf die Schulter.
Er konnte nichts Hilfreiches weiter beitragen, entschied sich also, ET zu spielen und suchte nach einem Weg, nach Hause zu telefonieren. Wenigstens einer der Gaffer sollte ein Handy anbei haben...

Er wollte sich für das Gespräch hinter eine fahrbare Souvenirbude zurückziehen, die er etwas abseits entdeckt hatte.
Auf dem Weg dorthin hörte O'Neill ein ihm vertrautes Geräusch. Man hatte wohl bereits einen Notruf zum Festland abgesetzt, denn als er nach oben gen Himmel sah, erblickte er einen Hubschrauber, der zur Landung ansetzte.
Farbe und Beschriftung wiesen den Helikopter als Einsatzgerät der Rettungsstaffel aus.

XVI. Tempus flerendi
Letterkenny, im Bezirkskrankenhaus von Donegal County, irisches Festland

"Deine Ehefrau?"
Daniel Jackson klammerte sich verschwörerisch an den Münzfernsprecher des Krankenhauses. Aus Gründen der Diskretion hatte es sich natürlich verboten, die Sache sofort mit militärischer Autorität zu klären.
"Ja, Sam. Irgendwas mussten wir dem Personal auftischen, sonst hätte man uns nicht zu ihr gelassen - und da Jack sich geweigert hat, musste ich meinen Namen hergeben. Fragt am Empfang einfach nach ‚Mrs. Jackson', okay?"
Er konnte sich nicht helfen, belächelte diese Unmöglichkeit, wurde aber sofort wieder ernst:

"Ja, die Zivil-Einheiten, die ihr aus Belfast organisiert habt, sind inzwischen angekommen. Sie haben Anises Behandlungszimmer diskret abgeriegelt. Aber die Ärzte lassen sich das nicht gefallen - die haben uns schon die Bezirkspolizei auf den Hals gehetzt. Kann's denen nicht einmal verdenken... Ihr seid jetzt im Flieger, gut. Wie lange braucht ihr noch? ... Was? Fünf Stunden?"
Man konnte einige tausend Lichtjahre in wenigen Sekunden zurücklegen, aber für ein paar tausend Kilometer bedurfte man immer noch einer elenden zweimotorigen Dieselmaschine? Das konnte doch wohl nicht wahr sein!

Daniel rief sich selbst zur Räson. Er war lauter geworden, als er beabsichtigt hatte. Mehrere umstehende Personen drehten sich zu ihm um und beäugten ihn misstrauisch. Er wandte ihnen seine Rückfront zu, flüsterte weiter in den Hörer:

"Beeilt euch! Ihr könnt euch denken, was passiert ist, als sie die Röntgenbilder von Freyas Halswirbelsäule in die Finger gekriegt haben... Zuerst dachte der Arzt, es sei eine Doppelbelichtung, aber jetzt ist hier die Hölle los. Wir haben die Leute erstmal mit einer Geschichte von einem neuen Bioimplantat bei Rückenmarksverletzungen abgespeist, aber das hält nicht lange vor. Gott sei Dank scheint die Presse noch keinen Wind von der Sache gekriegt zu haben... Ja... Jaaa, ich weiß, dass diese Leitung nicht abhörsicher ist, aber die Spezialeinheit hatte keins von unseren Sattelitentelefonen dabei ... und gerade jetzt ist mir das so etwas von egal..."

Daniels Nerven lagen blank.

"Jaaa, gebt mir Janet rüber...", meinte er, sichtlich angespannt, doch beantwortete die Fragen der Doktorin:

"Sie meinen, eigentlich müsste Freya tot sein. Aber kann nicht einschätzen, wie schwer die Verletzungen für eine To... ... eine Frau wie sie sind." Er begann, die Diagnose aufzuzählen, die von diversen Prellungen und geknacksten Rippen, über einen Bauchfellriss bis hin zu einer gesplitterten Schulter reichte. Krönung des Ganzen war ein Verdacht auf Schädelbasisbruch.

"Nein, sie ist noch bewusstlos. Jack ist jetzt bei ihr. Allerdings weiß ich nicht, ob er eher auf Freya/Anise achtet oder darauf, dass ihre Röntgenbilder keine Beine bekommen... Wie? Ich versteh euch nicht, die Verbindung wird immer schlechter...Du reichst jetzt an Jacob weiter? Okay, warum auch nicht, dann haben wir ja die Reihe rum..." antwortete Daniel sichtlich erschöpft und versuchte, durch das ständige Hintergrundrauschen der Leitung hindurchzuhören.

Allerdings war es nicht exakt General Carter, der sich schließlich am anderen Ende meldete.

Umgerechnet dreißig Ferngesprächs-Dollar und eine halbe Stunde später betrat Daniel wieder Anises Krankenzimmer, wo er seinen kommandierenden Offizier in der gleichen Position vorfand, in der er ihn verlassen hatte: Jack O'Neill hockte rittlings auf einem unbequemen Holzstuhl neben Anises Krankenlager und hortete um sich herum sämtliche Untersuchungsberichte der Außerirdischen. Die besinnungslose Tok'ra selbst würdigte er keines Blickes.

"Du hast den Kaffee?", fragte Jack, ohne von der verjährten Modezeitschrift aufzusehen, die er aus dem Wartezimmer entwendet hatte. Daniel stellte ihm einen dampfenden Plastikbecher auf den Beistelltisch und kommentierte:
"Ja. Und ... ach ja: Ich soll dir von Sams Vater ausrichten, er will mit dir mal 'ein paar Takte unter sechs Augen reden'..."

Jack fühlte sich ungerecht behandelt: "Ich hab doch nur gedacht..."
"Selmak meinte, manche Menschen ‚sollten nicht versuchen, zu denken'."
"Das brauchte sie ... er ... mir nicht unter die Nase zu reiben. Die Schlange soll sich wieder einkriegen - es war'n unglückliches Missverständnis. Okay?"
"Selmak denkt da anders, schließlich habe er 2300 Jahre darauf gewartet, dir das ins Gesicht zu sagen - soweit waren wir nämlich offiziell in der Vergangenheit."
"Mmph..."

Für Außenstehende klang Jack missmutig wie eh und je. Doch Daniel bemerkte, dass sich die Stimmung seines Freundes merklich gebessert hatte, seit der seinen Wissenschaftsoffizier unversehrt wusste. Und umso mehr, da Major Carter mit nach Irland kommen zu durfte - wie sie ihre Ärztin davon überzeugt hatte, blieb ihr Geheimnis.

"In dem Moment, als du nachhaltigen Einfluss auf die Zeitlinie genommen hast, muss sich die Kontrolleinheit der Januspforte aktiviert haben. Sam hat gesagt, die Konsole hätte für einige Sekunden ‚geblinkt wie eine Weihnachtsdeko'."

Jack nippte nur an seinem Kaffeebecher. Der Colonel wollte es gar nicht verstehen - selbst, als er vorhin Carter in persona am Hörer gehabt hatte. Als sie wiederholt versuchte, ihm die technische Erklärung für seinen Trip verständlich zu machen - wie einem Kleinkind...
Doch er hatte schon vor Äonen aufgehört, die Gesetze des Universums begreifen zu wollen. Seiner Ansicht nach spielten sie sich irgendwo zwischen Chaostheorie und Murphy's Law ab - seine eigene kleine Welt betreffend eher letzteres. Er nahm es einfach als gegeben hin. Er war ohnehin nur vom Klang ihrer Stimme hypnotisiert gewesen...
Carter war in Ordnung. Der Rest des Teams auch. Sie hatten wiedereinmal alle ihren Hals aus der Schlinge ziehen können. Das war letztendlich alles, was zählte.

"So?" war also das einzige, was er auf die liebevolle Physik-Nachhilfe seines Freunds und Nervtöters antwortete.
"Ja, genau so. Und keinen Wimpernschlag später verlor ihr Vater kurzfristig das Bewusstsein. Sie meint, wahrscheinlich, weil Selmak so nah bei dir gestanden hätte. Er wäre um ein Haar mit uns verschoben worden. Das hätte wohl irgendein ein Paradoxon ergeben können, endete aber ‚nur' in einem Schock."
"Geht's Dad wieder gut?"
"Ja, Dad geht's wieder gut - und Selmak auch."

O'Neill nickte kaum merklich. Er legte die Beine hoch, trank weiter seinen Kaffee und gönnte sich den Luxus, alles von sich abfallen zu lassen. Wartete nur noch das Eintreffen der Kavallerie ab.

Er war jedoch nicht über ein gewisses Gefühl von Genugtuung erhaben, empfand es als ausgleichende Gerechtigkeit, dass Freya/Anise nun auch an ein Krankenlager gefesselt war. Nachdem sie Carter dorthin befördert hatte... Ein Schluck der eigenen Medizin... Die Schlange wird eh viel zu schnell wieder zu ihrer altklugen Höchstform auflaufen...

"Was haben wir nur angerichtet..." O'Neill fuhr wieder hoch. Das grade war aus der Richtung des Bettes gekommen.

Daniel und Jack traten zu Freya/Anise, die das Bewusstsein wiedererlangt hatte und sich nun desorientiert umsah, angsterfüllt auf die archaischen Metallkonstruktionen blinzelte, die ihre Knochen stützen und die piepsende Elektronik, die ihre Lebenszeichen überwachte. Tränen stiegen in ihren halbgeschlossenen Augen auf.
"Was haben wir nur angerichtet...", wiederholte sie mit heller Stimme.
"Du hast es versucht. Queen Mom wäre stolz auf dich." Jack hatte ehrlich versucht, den Sarkasmus aus seinem Satz fern zu halten. Dennoch glaubte er sich nicht einmal selbst. Daniel war besser in diesen aufmunternden Lügen.

"Anise ist tot ... Sie ist tot... ", schluchzte Freya immer wieder. Sie weinte bitterlich. Daniel versuchte, sie zu beruhigen:
"Nein, Freya, sie ist noch da. Wir haben sie auf den Röntgenbildern erkannt. Kannst du sie nicht spüren?"
"Ihr versteht nicht ... konnten sie nicht retten, keine von ihnen... und nun ist sie fort..."

Daniel flüsterte nervös zu Jack: "Vielleicht ist sie zu schwer verletzt oder sonst etwas, dass Freya ihre Gegenwart nicht spürt ... wir brauchen Janet..." O'Neill zog die Augenbrauen zusammen und versuchte es ohne Umwege:
"Anise ... Anise ... kannst du uns hören?" Freyas Augen leuchteten grell auf, doch ihr Blick fixierte niemanden, sie starrte nur gerade hoch zu Decke.
"Sieht für mich ziemlich lebendig aus...", raunte Jack in Daniels Richtung, konnte aber einen saueren Unterton nicht verhehlen. Daniel murmelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart und sprach daraufhin Anise an:
"Haltet durch... Jacob ist auf dem Weg hierher mit dem Heilungsartefakt... nur noch ein paar Stunden..."
"Jacob... Selmak? Wie... wie kann ich ihm je wieder gegenübertreten...", flüsterte die dunkle Stimme.

"Tja, das hättest du dir vorher überlegen sollen!", meinte O'Neill lieblos und verschränkte die Arme. Sie erfasste ihn ohnehin nicht.

"...wie ich mich noch tok Râ nennen, wenn ich wieder handle, wie eine Goa'uld... nicht vorlebe..." Ihre Stimme brach endgültig. Kein Muskel ihres Gesichtes verzog sich, als sich still und leise noch mehr Tränen zu den bereits vergossenen gesellten. Die Tok'ra versuchte, sich auf die Seite zu drehen, sich den beiden Menschen zu entziehen, doch ihre Verletzungen gestatteten keine Drehung um die eigene Achse. Also wandte sie nur ihren Kopf ab, als die Bewusstlosigkeit wieder nach ihr griff.

XVII. Tempus spargendi lapides

"Das Buch der Invasionen berichtet von Balor, dem großen, bösen Auge. Er war der König der Fomori, räuberischer Unterdämonen mit dunkler Haut und schwarzen Haaren, die aus dem Süden einfielen, aus Nordafrika oder Asien.
Balor überzog von seiner Festung auf der Insel Toraigh aus das Land mit Schrecken. Man erzählt sich, ein Blick von seinem feurigen Auge hätte ausgereicht, um einen Menschen zu töten. Doch man hatte ihm vorrausgesagt, dass er einst durch sein eigenes Kindeskind den Tod fände. Also sperrte er Eithne, seine Tochter, in die Klamm unter seiner Bastion Dun Bahloir, auf dass es ihr ewiges Gefängnis sei. Doch Eithne gebar trotzdem ein Kind.
Mac Lyr, der zu den Tuatha Dé zählt, obwohl er älter ist als dieses Volk, nahm das Kind bei sich auf und erzog es als das seinige. Der Junge hieß Lugh, das bedeutet ‚Licht'. Und als es erwachsen war, führte das Licht die Tuatha Dé Danann in ihrem Kampf gegen die Fomori und Balor, den es letztendlich besiegte.
Die Tuatha Dé leben heute noch immer heimlich unter uns, im Tir Na n'Og, der Anderswelt unter der Erde. Dorthin haben sie sich zurückgezogen, mit Mac Lyr als ihrem weisen und gewitzten König. Doch wenn wir einen gerechten Kampf schlagen, stehen sie noch immer unsichtbar an der Seite der Menschen..."

Daniel schmunzelte in sein Glas, lauschte weiter dem knochigen Mann mit der windgegerbten Haut, der neben ihm saß: "Und ob ihrs glaubt oder nicht: Ich hab sie schon selbst gesehen! Bin einer der wenigen, mit dem ‚das gute Volk' redet - sonst glaubt ja niemand mehr an sie und sie reden nur mit denen, die an sie glauben!"

Freya/Anises Zustand ließ in Janets Augen noch keinen Transport zu, damit steckten sie noch eine Weile auf der Grünen Insel fest. Es sprach also nichts dagegen, eine Einladung zur Rückkehr nach Toraigh Island zu akzeptieren:

Der ‚König von Toraigh' höchst persönlich hatte sie zum Gastmahl geladen, in seine kleine Schutzhütte an einem besseren Tümpel etwa eine Meile von der Wallburg entfernt. Nach dem Vorfall dort waren die Reisenden schnell zum Inselgespräch avanciert. Das hatte natürlich auch die Aufmerksamkeit eines Patsy Dan Mac Ruairdhri erregt, dem einzigen offiziell zugelassenen Regenten im Staatsgebiet der Freien Republik Irland.
Da sein Reich sich nur über die paar Quadratkilometer der Insel Toraigh erstreckte und sein Amt voll vom Seemannsgarnspinnen ausgefüllt wurde, gönnte man der Insel ihr Wahl-Königtum - außerdem hatte es großes touristisches Potential und das ließ sich gerade noch tolerieren. Mac Ruairdhri schloss seine Erzählung und kündigte würdevoll an, er wolle nach draußen, um sich ‚das Wasser abzuschlagen'.

Das gab den anderen Gelegenheit, sich frei zu unterhalten.

"Nettes Märchen, nicht wahr, Jack?", fragte Daniel.
"Aber ein Körnchen Wahrheit steckt drin."
"Achso?" Der Archäologe lachte.
"Jepp. Es war ein Sohn Irlands, der Râ platt gemacht hat!", verkündete O'Neill mit stolzgeschwellter Brust und leerte den Rest seines Glases in einem Zug.

Daniel verschüttete fast sein Bier vor Lachen: "Du hältst dich für den Gott des Lichts, Jack?"
"Ich glaub nach fünf Humpen Guinness hat er Anspruch auf diesen Titel, Daniel."
"Richtig, Major! Verteidigen Sie meine Ehre!"

Es mochte auch nicht dem Protokoll der U.S. Air Force entsprechen, auf einem Auslandseinsatz - was dieses Unternehmen zumindest formal noch immer war - Alkohol zu sich zu nehmen. Doch nach den letzten Ereignissen fand Janet Frasier etwas Therapeutisches darin, ihren Patienten eine Möglichkeit zu geben, sich gehen zu lassen.

Einfach, um ihre Berg- und Talfahrt der Gefühle zu verarbeiten - und nicht zu vergessen den physischen Schock der Zeitverschiebung. Sie befand die einzelnen Beteiligten für reif genug, um ihre jeweiligen Limits einschätzen zu können. Frasiers Platz war gezwungener Maßen an Anises Seite im Krankenhaus, dennoch hatte sie für alle Fälle Teal'c als Anstandsdame verpflichtet, der das Quantum seiner Teamkollegen sehr genau beobachten sollte.

"Also? Auf was trinken wir?", fragte Sam.
"Auf euere siegreiche Heimkehr.", schlug Teal'c vor.
"Auf Anise und Freya - gute Besserung!", setzte Daniel dagegen. Jack schloss sich dem nicht an:
"Weil wir ihnen den ganzen Mist verdanken? Dann aber auch auf Selmak - von wegen des Missverständnisses... Apropos: Wo hat die Schlange unseren Jacob hinentführt?"
"Ich glaube, Dad wollte spazieren gehen. Aber es wird langsam finster, ich seh' mal nach ihm."

Mit diesen Worten erhob sich Sam Carter vom Tisch und schnappte sich ihre Jacke. Ihre angeheiterten Kollegen schienen das kaum zu registrieren.
"Also, wem widmen wir nun die nächste Runde?"
"Warum nicht gleich dem ganzen Schlangennest? Auf die Tok'ra!" Die Bemerkung war zwar ironisch gemeint, zeigte jedoch an, dass Jack seinen absonderlichen Humor zurückgewonnen hatte.
"Nicht ganz! Auf alle Tuatha Dé.", schlug Daniel vor.

"Das ist ein Wort.", lobte Jack und ließ seine Gedanken noch einmal zu den Wurzeln seines Stammbaumes schweifen. Auch Mac Ruairdhri, dem Sam die Klinke in die Hand gegeben hatte, erhob sein Glas auf das unsichtbare Volk.

Er sah das Licht in der entfernten Hütte, scheute aber die Gesellschaft der anderen. Ihm war nicht nach Zerstreuung.
Die ganze Zeit auf der Fähre hatte Jacob Carter sich abgesondert, blieb allein mit sich selbst. Auch am Kliff starrte er nur aufs Meer hinaus. Oder in die Leere zwischen den großen Basaltsäulen, die als Vorboten des Festlandes der See trotzten. Er war es auch gewesen, der den Vorschlag gemacht hatte, noch einmal zur Insel zurückzukehren.

Er hatte das Gefühl, es würde seiner ‚alten Lady Selmak' gut tun, noch einmal hier zu stehen.
Und damit letztendlich auch ihm selbst.

In der relativ kurzen Zeit hatte sich doch einiges an der Küste verändert. Ein Teil der Nordkante war ins Meer gebrochen und die Klamm war gänzlich überflutet. Von dem, was sich dort einst abgespielt hatte, zeugte nichts mehr. Entweder war der natürliche Felsdamm gebrochen - ausgespült von der nagenden Kraft des Wassers - oder Râ hatte beim Abbrechen seiner Zelte wieder 'Verbrannte Erde' gespielt. Selmak konnte das nicht einschätzen.
"Wir bewachten die Symbionten, waren nicht dabei. Aber man sagte uns, Râ hätte nicht einmal seine Handwaffe für sie benutzt ... dass er mit bloßen Händen das letzte Quäntchen Leben aus ihr herausgewürgt hätte - vor den Augen aller. Die Leiche ließ er noch einige Zeit zur Besichtigung liegen, bis er sie ins Meer werfen ließ."

Selmak ließ unerwähnt, dass er es gewesen war, der Râs diesbezügliche Anordnung auszuführen hatte, bevor er mit einer Auswahl von ‚Râs Kindern' zu den Truppen nach Belote zurückgeschickt worden war. Jacob hatte Zugang zu seiner Erinnerung, wusste es also ohnehin.
"Du gibst dir doch nicht etwa die Schuld für ihren Tod? Du hast nur nach ihren Wünschen gehandelt, Selmak."
"Das ist immer eine gute Entschuldigung, nicht? ‚Ich habe doch nur Befehle befolgt'... Es hätte andere Möglichkeiten geben müssen, unsere Anzahl zu vergrößern."
"Aber keine besseren."
, entgegnete Jacob. Selmak sah ein, dass sein Wirt Recht hatte.
Es hatte damals eben noch nicht so viele Goa'uld gegeben wie heute, es wäre unmöglich gewesen, so viele so tief in Râs Kommandostruktur einzuschleusen - und dabei auch noch Menschen vor der Vereinigung mit echten Goa'uld zu bewahren. Und viele wurden zudem als Maulwürfe anderen Systemlords untergejubelt...

Doch als Râ dann schließlich dämmerte, welches Kuckucksei er sich gelegt hatte, mitzuerleben, wie sich alle nach und nach zusammenfanden und sogar andere sich anschlossen... Es war unbeschreiblich.
Râ selbst ließ seitdem keinen anderen Goa'uld mehr in seine unmittelbare Nähe - auch keine Ashrak oder Jaffa. Er umgab sich nur noch mit seinen geliebten Menschenkindern, die er auch zu seiner Leibwache bestellte, sobald sie erwachsen wurden...

Sam ging zielstrebig auf ihren Vater zu, der in Gedanken schien. Sie war nicht überrascht, dass es Selmak war, der ihre Begrüßung erwiderte und leise bemerkte:
"Verzeih mir, dass ich deinen Vater in meinem persönlichen Katzenjammer ertränke."
Sie lächelte schief, stellte sich schweigend neben ihn. Dann hielt sie ihm ihren Arm hin. In ihrer Handfläche befanden sich drei kleine Kiesel. "Wirf und wünsch dir was."

Auf die unschlüssige Mine ihres Gegenübers hin lieferte Sam die Erklärung:
"Der König von Toraigh meinte, wenn man es schafft, drei Steine in einer Reihe auf den Felsen dort drüben zu werfen, hat man einen Wunsch frei. Mac Ruairdhri sagte, man könnte sich auch draufstellen und um die eigene Achse drehen, aber davon rät er Touristen immer ab, da es so nah am Abgrund ist - und weil der Stein einst ins Meer stürzen würde, wenn ein Fremder darauf steht."
"Die Klippe drum herum ist schon weggebrochen. Dort stand damals das Sternentor. Ich bin nicht fremd hier."
"Umso besser. Wenn das kein Glück bringt..." Sie bot ihm noch einmal die Wurfgeschosse an.
"Ich glaube nicht an derlei Dinge."
"Dann solltest du langsam damit anfangen."

Selmak glaubte fast, Bahars kindische Ader in der Tochter seines Wirtes nachklingen zu hören.
Er sah sich eine Sekunde lang versucht, ihr Angebot wieder auszuschlagen. Man hörte den Alkohol in Sams Stimme und die frische Luft trug nur dazu bei, dessen Wirkung noch zu potenzieren.
Schließlich entschied er sich jedoch gegen seinen Starrsinn und tat, wie ihm geheißen. Er beherrschte die Feinmechanik seines neuen Wirtskörpers noch nicht einwandfrei, lehnte aber dennoch Jacobs Angebot, für ihn zu werfen, beleidigt ab.
Wider Erwarten trafen alle drei Kiesel ihr Ziel und blieben auch darauf liegen.

"Und? Was hast du dir gewünscht?" Sam hatte den Ton eines ungeduldigen kleinen Kindes angeschlagen, da dies ihren General Carter meistens erweichte.
"Jacob meint, ich dürfe es nicht laut sagen, sonst geht es nicht in Erfüllung."
"Das gilt nur für Sternschnuppen und Geburtstagskerzen."

Selmak seufzte und meinte: "Es ist so albern... Kannst du es dir nicht denken?"
"Dass es Anise geschafft hätte."
Selmak nickte. "Und du bist sicher, Samantha, dass nie eine Chance bestand, die Geschichte zu ändern?"
Sam brachte es nicht über sich, ihn anzulügen.

Ihre Intuition sagte ihr, Selmak wollte allein sein - so allein es eben ging - also ließ sie ihn und ihren Vater zurück und gesellte sich wieder zu den anderen, die sich vorgenommen hatten, den gesamten Guinness-Vorrat des kleinen Eilandes zu vernichten.

"Ich fühle immer noch ihre Gegenwart hier.

Ich bin ein Narr.

*Lachen* Mein Titel ist mein Name, meine Aufgabe und meine Kaste.
Ich bin nicht weniger als Bahars personifizierter Wille.

Und so viel mehr.

Endlich verstehe ich dich, alter Freund... Es fühlt sich gut an, sich nach etwas zu sehnen, was man nicht haben kann.
Du hast nun deinen Willen.
Danke, Bahar."

Jacob fasste sich ein Herz und machte Selmak auf seine Gegenwart aufmerksam, forderte freundlich, aber bestimmt die Kontrolle über seinen Körper zurück.
"Bist du endlich fertig, alte Lady? Komm schon, es wird kalt...", drängte er.
"Bahar hatte Recht, Jacob. Verstehst du nicht? Ich bin ein Narr.", jubelte der Symbiont.
"Siehst du, wir entdecken immer neue Gemeinsamkeiten."
"Versuch nicht, mich zum Lachen zu bringen, Jacob. Du könntest Erfolg haben..."
"Lass uns gehen, Selmak. O'Neill hat dir einen Drink versprochen, den ich dir zuführen muss."
"Wahrhaftig. Deine Selbstlosigkeit kennt keine Grenzen..."
, lachte Selmak.

Der alte Soldat lenkte seine Schritte über die Reste der neolithischen Festungsanlage. In seiner Erinnerung wurden die Ruinen lebendig und erzählten ihm von neuem seine eigene Geschichte. Die Dämmerung raubte langsam aber sicher das letzte Tageslicht und der auffrischende Wind fuhr ihm durch Mark und Bein.
Also legte er einen Zahn zu, um über das Trümmerfeld zu kommen, das einst der prächtige Thronsaal des Sonnenauges gewesen war. Er drehte sich nur einmal kurz um, um einen verstohlenen Blick auf die drei Kiesel zu erhaschen, die noch immer auf dem großen, flachen Felsen an der Klippe lagen.


weiter? Epilog lesen!
Schlusswort:
Tja … hier endet die Geschichte eigentlich ganz - für mich jedenfalls. Wer derselben Meinung ist, sollte den Epilog besser nicht lesen. Dort werden einige der letzten Ereignisse in ein anderes Licht gerückt.
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.