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Liberi Egeriae (2) von Greyfin

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Kapitel Bemerkung: Pairing: S/J (nur TV-Level... ;-)

Anmerkung: Damit die physikalische Erklärung hinhaut, muss im SGC das zweite Tor angeklemmt sein, nur deshalb die Staffelangabe, ist für die Handlung selbst unwichtig. Korra war der Tok'ra-Agent, hinter dem Aris Boch in "Der Kopfgeldjäger" her war. War mir sympathisch, hab ihn deshalb für ne kleine Nebenrolle engagiert. Zum FF-Titel ... Das Wort ‚liberi' hat im Lateinischen eine Doppelbedeutung, kann als ‚die Kinder', aber auch als ‚die Freien' übersetzt werden. Mehr verrat ich noch nicht... Hiermit *knuddle* ich meine Beta-Leserin FERMINA zu Tode, die sich ganz allein durch diese Bleiwüste gewagt hat! "blahblah" = Dialog / offene Sprache; "blahblah" = gedanklicher Dialog; blahblah = unfokussierte Gedanken

Inhalt: Anises Bastelein erzeugen unvorhergesehene (?) Auswirkungen und eine Menge böses Blut. Aber vorher gehen Sam und Jack noch zusammen ins Bett. ;-)

I. Tempus loquendi

"Alle Schurken der Galaxis bestellen beim selben Catering-Service."
Dies war die tiefschürfendste Einsicht, die Jack O'Neill aus seiner neuerlichen Kerkerhaft gewonnen hatte.

Er malte ein Smiley-Gesicht in die mit Brei gefüllte Schüssel vor ihm. Seine Mutter hatte ihn immer gescholten, wenn er mit dem Essen spielte. Aber da die zähe Masse, die vor ihm lag, sicher nicht zur Kategorie ‚Nahrungsmittel' zählte, fanden hier auch die Weisheiten Mamma O'Neills keine Anwendung.
Trotzdem überwand er sich, zumindest einen Teil der Verkostung herunterzuwürgen. Man hätte sich nicht die Mühe gemacht, ihn hier einzusperren, nur um ihn dann hinterrücks zu vergiften. Außerdem hatte er das ungute Gefühl, er würde die Stärkung in näherer Zukunft bitter nötig haben.

O'Neill prägte sich die Routine der Wachmannschaften gut ein. Besonders einen der Goa'uld würde er im Auge behalten müssen: Ein dunkelhäutiger, arabisch aussehender Typ mittleren Alters, unscheinbar dunkel gekleidet. Der schien jedenfalls das Sagen über die anderen Bediensteten zu haben.

Jack saß mit einem anonymen Haufen anderer Gefangener allein in dem feucht-kalten, aber geräumigen Rattenloch, nachdem Daniel wohl zum Bösewicht der Woche geschleppt worden war. Schonwieder.

Warum nie er, Colonel Jack O'Neill?
Weshalb versprach man sich die wertvollsten Informationen stets von Dr. Daniel Jackson?
Glauben die etwa, ich bin es nicht wert? Jack war sich im Klaren darüber, wie kindisch dieser Gedanke war. Aber worauf er eben kam - aus Frustration und Wut über die Tatsache, dass eigentlich man selbst als kommandierender Offizier derjenige sein sollte, der für die unterstellten Männer und Frauen den Kopf hinzuhalten hatte. Doch irgendetwas an dem Archäologen schien die Vermutung nahe zu legen, er sei leichter zu brechen, als andere.

Dem war aber nicht der Fall. Jack wusste das besser als jeder andere.

Wie sich sein Freund ohne den Bonus einer militärischen Ausbildung so vehement widersetzen konnte - und sich trotz all dem immer noch ein Stück Naivität an der Welt zu bewahren wusste, war ihm unverständlich.
Jack fand diese Eigenschaft bewundernswert. Auch wenn er stets das Gegenteil behaupten würde.

Sie waren am Tor von einer halben Armee von Jaffa empfangen worden. Fast als hätte man sie erwartet.

Streich das ‚fast'.
Wir wissen ja, wer uns das eingebrockt hat.
Es war mir von Anfang an nicht geheuer. Aber nein, wir mussten Schlangenköpfchen ja vertrauen. Schonwieder.
Jetzt hat sie wenigstens endlich ihr wahres Gesicht gezeigt. Ich sitze im Loch, Daniel ist in den Klauen irgendeines Systemlords und Carter ...
Er wagte nicht, den Gedanken zu Ende zu führen. Kurz nach der Explosion hatte er sie aus dem Augenwinkel heraus erhascht. Sie hatte auf dem Boden gelegen, ihr Gesicht - ihr engelsgleiches Gesicht - von einer Verbrennung entstellt.
Bewusstlos.
Im besten Fall.

Wie immer das hier auch ausginge, dafür würde der Schlangenkopf büßen.
Welcher Schlangenkopf? Am besten alle, doch vorerst würde er sich mit dem zufrieden geben, der für den Schlamassel verantwortlich war. Auf einen einzelnen Namen gebracht hieß das: Anise.

Nicht, dass ihr Angebot nicht verlockend gewesen wäre... War es das nicht immer?
Eine Hinterlassenschaft der Antonk .. Antini... Antlantisser?
Jedenfalls von irgend soner alten, schon ewig toten Truppe ... Schonwieder.

‚Die Januspforte ermöglicht es, in Verbindung mit dem Chaapa'ai nicht nur eine bestimmte Welt anzuwählen, sondern auch die Landungs-Koordinaten auf dem Zielplaneten selbst zu bestimmen.' So hatte man sie geködert. Mit Erfolg.

Selbst wenn der Radius nur begrenzt war - wenige Kilometer. Aber mehr würde auch nicht notwendig sein, um den Goa'uld am Tor eine schöne Überraschung zu bereiten, indem man sie von hinten angriff.
‚Das Antikische ähnelt dem Latein, es macht Sinn... Janus ist der römische Gott der Tore und Wege. Vielleicht war dieser Antiker Janus sogar einer der Architekten des Stargate-Systems!' Daniel war in seinem Element gewesen.

Carter ebenso: ‚Anise hat Recht. Die genaue Funktion der Pforte lässt sich nur im praktischen Versuch überprüfen.'
Man müsste es also erst an die Steckdose hängen, um herauszufinden, ob das Ding nach so langer Zeit noch verwendbar sei. Und was hatte er, Jack O'Neill, in seiner gewohnt ironischen Art darauf geantwortet?
‚Was soll's! Machen wir ja immer so! Was. kann. schon. passieren?'
Berühmte letzte Worte.

Um 2000 n. Chr. Cheyenne Mountain Complex, Nordamerika

Es war spät. Fast Mitternacht. Trotzdem überprüfte Samantha Carter ein letztes Mal die Anschlüsse für den morgigen Test der Januspforte - unter dem prüfenden Blick einer Tok'ra, die sie keine Sekunde aus den Augen ließ.

Freya versuchte, ihrem Symbionten etwas von der Anspannung zu nehmen:
"Keine Sorge. Wir haben hart daran gearbeitet. Es wird funktionieren."
"Es ist nicht unsere Arbeit, die mich beunruhigt..."

In Ermangelung des DHDs, mit dem es im Normalfall operierte, war eine provisorisch wirkende Kabelverbindung von der Steuerungseinheit der Januspforte zum Anwahlrechner des SGC verlegt worden. Aus Sicherheitsgründen sollte während des Tests der Torraum geräumt werden, also musste die Pforte aus dem Kontrollraum ferngesteuert werden.
Anise rümpfte die Nase über Carters Improvisation mit dem Panzertape. Sie würden wahrscheinlich nur einen einzigen Versuch haben - da verbot sich jegliche Schlamperei.
Trotz der unchristlichen Uhrzeit war sie gerade dabei, für eine diesbezügliche Beschwerde General Hammond aufzusuchen, als Colonel Jack O'Neill sie am Türschott des Raumes abfing:

"Sag noch mal: Warum wollt ihr dieses kleine Gismo überhaupt mit uns teilen?", hakte er nach, seine beste offensichtlich-falsche-Unschuldsmiene zur Schau tragend.
Anise seufzte. "Wie wir euch wiederholt erklärt haben: Die einzelnen Teile sind äußerst schwer zu transportieren, im Falle einer plötzlichen Evakuierung müssten wir sie zurücklassen. Und wir dürfen es keineswegs zulassen, einen solchen taktischen Vorteil in die Hände der Goa'uld fallen zu lassen."
"Versteh schon, da sind wir das kleinere Übel." Anise widersprach nicht. Doch Freya fügte besänftigend lächelnd hinzu: "Außerdem meinte Selmak - Jacob - es würde unsere Freundschaft mit der Erde festigen."

Ahaaa, da wird's schon wärmer... säuselte Jack zu sich selbst. Wenigstens ist Daddy Carter nicht ganz zu denen übergelaufen. Jack dagegen sah bei diesem Unternehmen vorrangig den Kontrollfaktor: Für ihn war es ratsam, den Tok'ra auf die Finger zu schauen, auch wenn man es mit Bündnispartnern zu tun hatte.

"Ist das auch der Grund, warum ihr das Ding auch unbedingt hier auf der Erde testen müsst - die Sache von wegen sperrig und Goa'uld-Gefahr?"
"Exakt.", erwiderte Anise und schob sich an dem Colonel vorbei. Sie hatte sich in dieser Angelegenheit gegen jeden Kompromiss gesperrt, obwohl mehrere gesicherte und potentiell unbewohnte Welten zur Auswahl standen.

Das und einige andere Ungereimtheiten an Anise und ihren Begleitern hatten Jacks Alarm aktiviert:

Allein schon, dass sie so plötzlich wieder da war. Fast ein Jahr lang hatte er Anise bei keinem einzigen ihrer Aufeinandertreffen mit den Tok'ra zu Gesicht bekommen. Nicht, dass er sie vermisste, aber Feinde sollte man sich näher halten, als Freunde - und in Freya/Anise hatte er beides in einem.
Anise hatte angegeben, fast die gesamte Zeit seit ihrer letzten Begegnung auf der Grabungsexpedition verbracht zu haben, die eben jenes Artefakt entdeckt und entschlüsselt hatte.

Nun war sie quasi mit den Trümmern unterm Arm hereingeschneit. Nunja, nicht sie allein, sie hatte eine ansehnliche Truppe von ihresgleichen mitgebracht - offensichtlich, um ihr beim Tragen dessen zu helfen, was für Jack nichts weiter war als ein Haufen Schrott.
Aber warum waren die Halbschlangen dann immer noch da?

War sie schmaler als letztes Jahr?

Die blonde Schönheit trug die gleiche ‚offenherzige', um nicht zu sagen aufreizende Kleidung wie bei ihrem bisherigen Treffen - insofern nichts Ungewöhnliches. Doch passten diese jetzt nicht mehr so angegossen, da sie hatte merklich Gewicht verloren hatte. Zudem wirkte sie abgekämpft, ihr einst volles Gesicht eingefallen, von deutlichen Augenringen geziert. War das tatsächlich die Tok'ra, die er kennen und hassen gelernt hatte?
Jack beschloss, dem später auf den Grund zu gehen. Oder eher Daniel um diesen Gefallen zu bitten, denn ihm gegenüber würde Anise sehr viel aufgeschlossener sein.

Es ließ ihm trotzdem keinen Frieden.
Und wenn er schon mal hier war, konnte er genauso gut versuchen, in der Stille des Stargates seine innere Ruhe wiederzufinden. Er hatte schon vor geraumer Zeit herausgefunden, dass er seiner Schlaflosigkeit am besten Herr wurde, indem er angelte oder die Gänge des Komplexes unsicher machte. Und da es im Cheyenne Mountain keinen See gab, betätigte Jack O'Neill sich eben als unruhiger Geist des Sublevel 28.
Seine Spaziergänge führten ihn eigentlich immer unbewusst zum Torraum, der in der Regel auch den Endpunkt seiner Wanderschaft markierte. Doch das Aufeinandertreffen mit Freya/Anise hatte seine nächtliche Routine zunichte gemacht.

Jack wollte gerade zu seiner traditionellen Uhrzeigerrunde im Torraum ansetzen, als seine Füße gegen etwas stießen. Er bemerkte, dass es die Stiefel eines Mannschaftsmitglieds waren, über die er fast gestolpert wäre. Diese und zwei Beine waren das einzige, was aus dem Loch in der Verkleidung hervorlukte.

"Carter, sind Sie das?"
"Colonel? Dachte, Sie würden schlafen."
"Das gleiche könnte ich von Ihnen behaupten. Aber die Technologie hat Ihnen sicher wieder keine Ruhe gelassen..."
Die Antwort bestand aus dem schallenden Herunterfallen eines unbestimmten Werkzeuges und einem halbherzigen Fluch des blonden Majors. O'Neill gähnte und trottete missmutig zu ihr.

"Ich kann nicht einschlafen, Major."
"Wieso, was geht ihnen im Kopf rum, Sir?"
"Och, eigentlich nichts..." Sie schmunzelte wissend.
"Solange, bis ich herausgefunden habe, was ‚nichts' ist, haben Sie vor, mir auf die Nerven zu fallen. Richtig, Sir?"
Jack grinste. "Genau."

Er musterte seinen Wissenschaftsoffizier, der von der Hüfte aufwärts unter der Verkleidung der Wand steckte, als würde sie an einem riesigen, naquadafarbenen Chevy herumschrauben.

"Wollen Sie nicht da unten rauskommen?"
"Nicht nötig, ich versteh Sie sehr gut, Sir."
"Aber ich unterhalte mich lieber mit Ihrer oberen Hälfte. Die gefällt mir besser - ähhm damit will ich nicht sagen, dass die andere ... sie wissen schon, was ich meine..." Er konnte nur erahnen, wie Sam errötete.

Jack räusperte sich und meinte: "Warum machten Sie sich eigentlich die Mühe, durch die Zwischenwand zu kriechen? Wäre es nicht viel einfacher, die Verkleidung daneben zu öffnen? Dann müssen Sie sich nicht so verrenken."
"Brauchen Sie mir nicht zu sagen. Aber Anise würde mich steinigen lassen, wenn ich noch mehr von ihrer kostbaren Maschine entweihe." Sie befreite sich aus den Eingeweiden der Steuerungseinheit und rutsche ein Stück hinüber zu ihrem kommandieren Offizier, der es sich inzwischen auf den Boden bequem gemacht hatte und die Rückwand des außerirdischen Gerätes als Lehne missbrauchte.

"Also, was ist ‚nichts', Sir?"
"Solange ich noch nichts Handfestes habe, möchte ich keine Pferde scheu machen."
"Geht mir ähnlich..." Sam rieb sich die Schläfen.
"Carter?" O'Neill runzelte die Stirn. "Diese Maschine geht nur ans Netz, wenn Sie das gutheißen können."
Sam winkte ab. Wahrscheinlich spielte ihr nur ihr ausgelaugtes Hirn einen Streich - Anise und Freya hatten sich mit ihrem Team schließlich das ganze letzte Jahr mit der Maschine auseinandergesetzt - sie keine zwei Tage. Sie hatte den gesamten Tag in den Innereien der Januspforte zugebracht und benötigte erst einmal etwas Abstand, um das Phantom eines Verdachtes in ihrem Kopf konkretisieren zu können. Und so wohlgemeint Colonel O'Neills ‚Schau-nach-dem-Rechten' auch ist... er tendiert dazu, meine Gedankenkreise zu stören...

"Gehen Sie ins Bett, Sir."
"Eheh, entweder wir beide, oder keiner." tadelte er sie mit erhobenen Zeigefinger.
"Ich hab hier noch Arbeit."
"Muss ich erst nen Befehl draus machen?" Sam gab sich geschlagen und erlaubte sich ein Gähnen. O'Neill stand auf und half ihr hoch, tapfer das Knirschen seiner eigenen Knochen überspielend:

"Soll ich Sie nach Hause bringen, Major? Unsichere Nachbarschaft, in der Sie da wohnen..."
"Unsere Quartiere liegen nebeneinander."
"Sag ich doch ... keine respektable Gegend für eine Lady..." So entlockte er seinem überarbeiteten Wissenschafts- offizier doch noch ein müdes Lächeln, bevor beide zusammen in ihre getrennten Kajüten schlurften.

II. Tempus scindendi

Das, was Anise als die ‚Januspforte' bezeichnet hatte, bestand aus mehreren schmucklosen, fast mannsgroßen Einzelsegmenten, die zwischen den Anwahlklammern des Stargates angebracht wurden. Sie unterschieden sich im Äußeren kaum vom Tor selbst, abgesehen von leichten Verfärbungen an der Oberfläche, die Daniel der langen unterirdischen Lagerzeit zuschrieb.

Das Steuerungselement war bereits tags zuvor genau vor dem Ring platziert und angeschlossen worden.
Es war in der Höhe einem DHD vergleichbar, jedoch mehr als doppelt so breit und besaß eine sehr viel komplexere Bedienungsstruktur. Deshalb überließ man es Freya, die Einstellungen über ein Touchpad im Kontrollraum einzugeben. Sie hatte sich fast ein Jahr lang in die Logik des Systems hineingedacht und soweit Daniel und Sam beurteilen konnten, verstand sie sich auf dessen Funktion.

Für den Versuch war ein unbewohnter Planet angewählt worden, der vom SGC öfter als "Rangiergleis" für Außenweltoperationen benutzt wurde. Durch einen schlechten Witz, den O'Neill im Laufe der Jahre zum running gag kultiviert hatte, war P3X815 zu seinen inoffiziellen Spitznamen gekommen: ‚Planet 0815' oder auch ‚Kansas'.
Topographisch war die Bezeichnung durchaus passend, fand man doch um das Tor herum bis zum Horizont ausschließlich ebene Grasssteppe, nicht einmal ein größerer Felsbrocken war in Sicht. Das Tor bildete den markantesten Punkt weit und breit. Perfekt für dieses Experiment.

Anise programmierte die Januspforte auf einen 30° Winkel zur Stirnseite des Wurmloches und gab die Distanz zu diesem mit etwa 100 Metern an. Man würde feststellen, ob die Sonde ihr Ziel exakt (und vor allem intakt) erreichte.
Der Anwahlmodus für ‚Kansas' wurde initiiert. Während sie durch das Fenster das Einraten des ersten Chevrons beobachtete, trat Sam an Freya/Anise heran:

"Ich hab da noch eine Frage."
"Ja, Major Carter?"
"Tja, ich bin heut morgen noch einmal die Blaupausen durchgegangen, verstehe aber immer noch nicht, wie die Pforte verhindert, dass man in einem Felsen materialisiert - oder einem Tier, dass zufällig gerade an der Stelle steht. Darauf bist du nicht eingegangen in deiner technischen Einführung."
"Soweit ich die Bilder eurer Aufklärungssonden studiert habe, existieren keine größeren Hindernisse auf diesem Planeten. Aber das Problem, auf das du anspielst, ist uns bewusst." Die Gute schien sehr kurz angebunden.

"Und wie wird die Moleküldiffusion nun verhindert, Anise?" Die Tok'ra sah nicht auf. Anise schien zu beschäftigt mit den Justierungen, also überließ sie es ihrer Wirtin, zu antworten:
"Gar nicht. Das wurde bei der Konstruktion dieses Prototyps nicht berücksichtigt. Womöglich ist es deshalb nie zur Serienreife weiter entwickelt worden. Euere unbemannte Sonde wird in der Grassavanne aber keinen irreparabeln Schaden nehmen. Wenn die Pforte funktioniert, was wir glauben, dann können wir durch den Test gemeinsam Wege zur Lösung deines Problems finden."

"Und wenn nicht, können wir es immer noch dazu benutzen, kleine explodierende Überraschungen durchzuschicken."
Jack hatte die Diskussion aus der Distanz belauscht. Daniel an seiner Seite runzelte die Stirn über die Tatsache, dass Jack, sonst das Misstrauen in Person, ihrer neusten Erwerbung auf einmal doch etwas Positives abgewinnen konnte. Auch Teal'c blieb die Bemerkung suspekt. Er musterte den Colonel und verzog kaum merklich die Mundwinkel.

Den überraschten Gesichtsausdruck seiner Kollegen notierend, fügte O'Neill hinzu:
"Stellt euch das doch mal vor: Alle Systemlords aus der Distanz ausschalten. Macht zwar weniger Spaß, aber ich kann doch noch auf meine Rente hoffen."
Und es ändert nichts daran, dass ich Anise und ihre Compañeros sehr gut im Auge behalte...

"Ich würde die Anzahlung für das Häuschen in Florida noch zurückhalten, Sir. Abwarten, was der Test bringt."
Mit diesen Worten wandte sich Carter zum Tor um, wo das letzte Chevron eingerastet war und sich das Wurmloch mit dem gewohnten Kaskadeneffekt etablierte.

Die Sonde stand bereit. Es wurde Zeit, die Januspforte dazuzuschalten.
Anise hatte ihre Eingaben ein letztes Mal überprüft und aktivierte die Pforte.

"Messen erhöhten Energiefluss", meldete Carter, die Anzeigen des Computers überwachend.
"Das ist zu erwarten, Major Carter.", erwiderte Anise gefasst.
"Anise..." Carters Stimme enthielt einen beunruhigten Unterton. Die Überladung war inzwischen im roten Bereich.
"Geduld, Major Carter.", vermeldete die Tok'ra in der gleichen lakonischen Ausdrucksweise wie zuvor, unbewusst ein loses Bauteil festhaltend, das durch das Zittern des gesamten Raums fast auf dem Boden gelandet wäre. Hammond, Jackson und O'Neill suchten Halt an der nächsten Metallstrebe, während Carters Team sein Bestes tat, um die Situation nicht vollkommen aus dem Ruder laufen zu lassen.

"Wir brechen ab. Sofortiger Abbruch!"

Doch gerade, als das Personal dabei war, Carters Befehl auszuführen, stoppte das Beben. Anise blickte triumphierend von ihren Anzeigen auf. Die Blicke der anderen folgten dem ihren zum Sternentor.
Der Anblick war nicht spektakulär - zumindest nicht spektakulärer als sonst - aber durchaus vielversprechend:
Vor dem Ereignishorizont spannte sich ein zartester Vorhang von Licht, fast transparent. Im Gegenlicht reflektierten die einzelnen Fäden den Glanz des Wurmloches wie Tau auf einem Spinnengewebe.

Anise, noch in ihrer Selbstgefälligkeit badend, stand auf und teilte George Hammond mit:
"Ich möchte einige Messungen machen." Nicht wirklich auf die Genehmigung des Generals wartend, machte sie sich samt ihren Gerätschaften auf den Weg zum Torraum - mit weiteren Tok'ra-Wissenschaftlern im Schlepptau.

"Ihr solltet vielleicht vorerst zurückbleiben, Major Carter.", sagte Freya, um Verständnis bittend. "Es könnte dort unten Strahlung geben, die eure Sensoren nicht erkennen. Unsere Symbionten schützen uns davor."
"Unsere Sensoren sind besser als ihr Ruf. Lasst das unser Problem sein."
"Wir möchten euch nicht in Gefahr bringen.", predigte Anise eindringlich. Dennoch setzten O'Neill, Daniel und Teal'c an, ihr zu folgen, während Sam im Kommandoraum die Anzeigen hütete. Hammond schickte nach Standartvor-gehensweise ein bewaffnetes Sicherungsteam hinterher.

"Können wir jetzt die Sonde durchschicken?", fragte Daniel auf dem Weg durchs Türschott des hohen Raumes.
"Wir brauchen erst noch mehr Daten.", wies Anise ihn brüsk ab und eilte zur Rampe, platzierte sich zwischen Sonde und Ereignishorizont, als wollte sie dem unbemannten Pionier den Weg verstellen. Ihre Begleiter überwachten währenddessen die Anzeigen auf dem Kontrollgerät der Januspforte, einer von ihnen - woher kannte Jack nur dieses Gesicht? - gesellte sich vor die Rampe, in die Nähe von Freya/Anise.
"Sagtet ihr nicht, ihr hättet die Pforte schon einmal auf einer anderen Welt getestet?", rief Daniel ihr hinterher.
"Wir sagten, dass wir sie bereits aktivierten. Nicht, dass wir etwas durchschickten.", präzisierte Anise beiläufig.

"Wenn du wüsstest, wie sicher ich mich dadurch auf einmal fühle...", warf O'Neill ein und beobachtete die Tok'ra aus der Distanz, welche gerade ihre letzten Messungen beendete und ihre technischen Hilfsmittel auf der Rampe ablegte, ihren Begleitern an der Kontrolleinheit positiv zunickte. Sowohl Wirt als auch Symbiont wirkten auf einmal auffallend enthusiastisch. Sie sprühten geradezu vor Zuversicht.

Was soll das jetzt? dachte O'Neill. Anises Helfershelfer bestätigten ähnlich erfreut ihre Geste und machten sich fieberhaft an der Kontrolleinheit der Januspforte zu schaffen.

Die Reaktion aus dem Anwahlraum ließ nicht lange auf sich warten:
"Was wird das bitte? Was immer ihr rekonfiguriert, es überlastet unsere Systeme!" Carter intervenierte, indem sie die Notabschaltung veranlasste - oder besser gesagt: Es versuchte. Es reagiert nicht ...
"Hier bahnt sich eine Überladung an!" knisterte Sams Stimme durch die Sprechanlage, bevor die Wissenschaftlerin ihren Platz im Zuschauerraum aufgab und zur Treppe stürzte, um ein Stockwerk tiefer die Abschaltung vor Ort durchzusetzen.

Anise schien Carter nicht gehört zu haben, also übersetzte es O'Neill für sie in seiner unnachahmlichen Direktheit:
"Sitzt du auf deinen Ohren? Hier gibt's gleich ne Explosion. Raus hier!", schrie er in ihre Richtung.
"Nein." erwiderte Freya fest.

Jack stockte der Atem. Ungefähr ab diesem Zeitpunkt hatte er das Gefühl, im falschen Film zu sein.

Er versuchte, einen Schritt vorwärts auf Freya/Anise zu zumachen. Wie in Zeitlupe registrierte er, dass der andere Tok'ra ihn zurückhielt, während Anise sich nochmals zu ihnen umwandte und "Liberi Egeriae... Kree!" rief, bevor sie den finalen Schritt durch den Ereignishorizont machte, hinter dem sie schließlich verschwand.
Da die Außerirdischen bei der Ankunft - wie laut Protokoll üblich - ihre Waffen abgeliefert hatten, überwältigten die Tok'ra mit bloßen Händen die Air Force Offiziere im Raum und bemächtigten sich deren Waffen. Die Gegenwehr war minimal, da sie den Überraschungseffekt vollkommen auf ihrer Seite wussten.

O'Neill versuchte, Anise zu folgen, wurde aber von ihrem Leibwächter abgeblockt und verzettelte sich in ein Handgemenge mit diesem, drohte aber angesichts der übermenschlichen Kraft des Außerirdischen zu unterliegen. Teal'c eilte ihm zu Hilfe. Gemeinsam konnten sie ihn einigermaßen in Schach halten, wodurch es Daniel gelang, durch die lebende Mauer zu schlüpfen. Ohne weiter nachzudenken hechtete der Archäologe Anise hinterher.

Fast zeitgleich marschierte Carter durchs Schott des Torraumes, dessen Elektronik von den Tok'ra nicht rechtzeitig überlistet werden konnte. Sie hatte ihrerseits inzwischen den Rückhalt von einem guten Dutzend bewaffneter Soldaten, die Hammond kurzerhand dazubefohlen hatte, als die Lage eskalierte.
Diese setzten die Tok'ra mit gezielten Schüssen in die Extremitäten außer Gefecht, so dass Carters Weg zur Kontrolleinheit der Pforte schnell frei war.

Doch auch sie konnte das Schlimmste nicht mehr verhindern, denn just in der Sekunde, als sie das Panel erreichte, explodierte ein Relais, welches die außerirdische Technologie mit der des SGC verband. Major Carter wurde an der Kontrolleinheit von der Rückkopplung erfasst und sank leblos zu Boden.
Dieselbe Rückkopplung, die Sam getroffen hatte, entschärfte auch das Energienetz von Cheyenne Mountain, da um sie herum alle Lampen erloschen und die Umgebung des Sternentores als einzige Lichtquelle verblieb.

Mehr bedurfte es nicht, um Colonel O'Neill zu motivieren. Rein menschlich betrachtet wäre sein Platz an der Seite der Verletzten gewesen, aber der Militär in ihm gewann die eilige Debatte um seine Prioritäten:
Er bemerkte, dass sich der dünne Lichtvorhang vor dem Ereignishorizont aufzulösen begann und Daniel allein würde die Flüchtige nicht bändigen können. Also riss er sich nach kurzem Zögern von dem bestürzenden Anblick vor ihm los und sprang durchs Tor, um Anises Fährte aufzunehmen.
Wenige Sekunden nach dem Ausfall der Januspforte brach auch das Wurmloch zusammen. Damit war die Umgebung sämtlicher Beleuchtung beraubt und der gesamte Stützpunkt saß im Dunkeln.

Als die Notstromversorgung ihren Dienst aufnahm, hatten die noch nicht überwältigten Tok'ra bereits ihre Waffen fallen gelassen und ergaben sich der Autorität des SGC.

Hammond ließ sofort nach Sicherung der Anlage die Rechner hochfahren, stellte eine Verbindung nach ‚Kansas' her.
Doch die Rundumsicht des M.A.L.P. erfasste nichts weiter als eine leichte Brise über der einsamen Grassteppe.

Keine Lebenszeichen.

Auch die kurz darauf gestartete fliegende Aufklärungssonde fand keine Spur ihrer vermissten Kollegen. Ein Verhör der Gefangengenommenen brachte ebenso wenig, da diese sich einmütig ausschwiegen. Genötigt dadurch zog General Hammond seine letzte Reißleine und stellte Kontakt nach Vorash her, in der Hoffnung, man könne dort zur Klärung der Vorkommnisse beitragen und ein Schiff abstellen, welches auch entlegenere Regionen von ‚Kansas' abzutasten vermochte.

Die Tok'ra am anderen Ende der Leitung hatte sehr reserviert reagiert, als der Name ‚Freya/Anise' fiel. Hammond akzeptierte ohnehin ausschließlich Jacob Carter als Gesprächspartner, was die Wartezeit auf seine Anfrage nicht verkürzte. Als man diesem schließlich das Begehren des Erdengenerals nahegebracht hatte, zögerte der nicht, sich zu melden. Doch auch Jacob schien sich in seiner Haut unwohl zu fühlen, zumindest interpretierte das Hammond in Stimme seines alten Bekannten hinein. Schließlich rückte der General a. D. mit der Sprache heraus:

"George... Anise ist bereits seit einer ganzen Weile keine Tok'ra mehr."

Dieser Satz hing eine ganze Weile unbeantwortet im Äther. Schließlich fügte Jacob verwundert hinzu:
"Welchen Grund sollte sie gehabt haben, euch aufzusuchen?"
General Hammond ging nicht direkt auf Jacob Carters Frage ein. Er hatte noch ein dringenderes Anliegen:
"Da ist noch mehr... Bereden wir alles weitere auf der Erde, Jake. Du solltest dich beeilen. Auch um Sams Willen."

III. Tempus sanandi

"Sammy...", flüstere jemand ihr zu. Sie spürte eine Hand, die sanft über ihre Wange strich. Die Stimme rief sie noch einmal. Es war ein Kampf, ihre Augenlider zu öffnen, doch sie gewann gegen ihre Müdigkeit.
Jacob Carter zog seine Hand zurück. Es war seine ‚bessere Hälfte' gewesen, die ihn zu der fürsorglichen Geste genötigt hatte. Er selbst war nie der Kontaktmensch gewesen. Einfach nicht sein Ding.

Er legte das Heilungsartefakt beiseite und sprach in gedämpfter Lautstärke:
"Hallo Kleines. Wie geht's dir?"
"Wasis passierd?", fragte Sam, noch im Dusel. "Kanmich a nichts erinnrn..."
"Das hat Zeit. Ruh dich erst einmal aus. Janet gibt dir jetzt etwas, damit zu schlafen kannst."
"Nein, nichschlafn..."

"Wie ist ihr Zustand?", fragte General Hammond, nicht genau wissend, an wen der beiden Umstehenden er die Frage eher zu richten hatte. Jacob Carter überließ der Berufsmedizinerin die Antwort:
"Es sieht gut aus, General. Jacob ist noch rechtzeitig gekommen. Sie wird keine bleibenden Schäden behalten - vorrausgesetzt, sie schont sich entsprechend."
"Wann ist sie wieder dienstfähig?"
"Kann ich noch nicht sagen, General. Selmak hat es zwar geschafft, alle Verbrennungen zu heilen, aber ihr Nervensystem hat durch die Explosion einen Schock erlitten - das allein hätte sie schon umbringen können. Ich möchte sie noch mindestens eine Woche unter Beobachtung hier behalten."
"Wir brauchen sie...", deutete Hammond überflüssigerweise an.
"Eine Woche." Janets ärztliche Meinung stand felsenfest.

Jacob erhob sich von seinem Platz an Sams Seite und trat an George Hammond heran.
"Auch wenn Sam noch nicht wieder auf den Beinen ist..."
"Ich weiß, was du sagen willst, Jake. Ich habe jeden verfügbaren Techniker an die Maschine gesetzt. Sie arbeiten schon in drei Schichten. Sie haben bereits herausgefunden, dass Anises Leute die Entladung herbeigeführt haben müssen - absichtlich, wohl als Ablenkungsmanöver..."
"Das ist ihr gelungen.", meinte Carter zerknirscht.
"Jacob ... Was ist hier gerade passiert?"

Jacob/Selmak nickte. Es war wohl an der Zeit, Tachiles zu reden.

"Wie bereits gesagt: Die Tok'ra, die ihr gerade in Gewahrsam habt, haben sich von uns abgespalten. Es kam zu einem Zerwürfnis zwischen dem Hohen Rat und denjenigen, die Anises Position unterstützen. Es endete damit, dass sie in einer Nacht- und Nebel-Aktion verschwanden - mit allen ihren Aufzeichnungen und einer ganzen Reihe von Anhängern. Wir haben sie nie wieder gesehen. Das ist jetzt fast ein halbes Jahr her."
Jacob unterbrach, sah nochmals über die Schulter nach seiner Tochter.

Janet Frasier, welche die Unterhaltung parallel zur Arbeit verfolgt hatte, unterbrach ihre Untersuchungen und schloss sich dem Gespräch der beiden Männer an.
"Habt ihr nicht nach ihr gesucht?", fragte sie.
"Natürlich. Aber wie ihr wisst, haben wir akutere Probleme, die schon über unsere Kräfte gehen. Wir konnten nicht noch mehr Leute entbehren."
"Wieso habt ihr uns dann nichts gesagt?", entgegnete General Hammond.
"Es ist eine interne Angelegenheit. Wir konnten die Tok'ra nicht noch mehr schwächen, indem wir unseren inneren Konflikt nach draußen dringen lassen. Die Systemlord hätten die Schwäche sofort ausgenutzt."
"Ihr habt es nicht einmal für nötig gehalten, uns als eure Verbündeten zu informieren?" Hammonds Stimme verbarg weder seine Enttäuschung noch seine schleichende Wut. Ob Jacob dessen Anklage für gerechtfertigt hielt, ließ er nicht durchklingen, als er begründete:

"Der Hohe Rat hat dagegen entschieden. Und selbst wenn nicht: Was hätte Anise für einen Grund gehabt, Kontakt mit euch aufzunehmen? Wie du weißt, hat sie nicht immer viel für das SGC übrig gehabt..."
"Das war kaum zu übersehen...", bemerkte Janet bitter.
"Was hatte sie überhaupt bei euch verloren?", fragte Jacob sichtlich perplex. "Hat es etwas mit dem Installationen am Stargate zu tun, die wir bei unserer Ankunft gesehen haben?"

"Also hat Anise die Januspforte vor ihnen geheim gehalten...", sprach Dr. Frasier an Hammonds Adresse.
"So bezeichnet man diesen Klotz?", hakte Jacob Carter nach. "Dann: Ja. Anise war bereits seit langem der Ansicht, wir sollten uns neue Techniken für unseren Kampf gegen die Goa'uld nutzbar machen. Wir betrachten Infiltration als unsere Grundstrategie - sie verwarf diese Methode als gescheitert. Das ist auch der Grund, weshalb sie viele ihrer Entdeckungen mit auf die Erde brachte. Das war der einzige Einsatzrahmen, den der Hohe Rat tolerierte."
"Das bringt uns aber noch kein Stück weiter in unserem derzeitigen Problem..." General Hammond lag daran, die Diskussion wieder ins Hier und Jetzt zurückzuholen.
"Wir haben ein Schiff nach P3X815 entsandt, aber es wird noch einige Stunden unterwegs sein. Mehr können wir derzeit nicht unternehmen." sprach Jacob. Er zuckte kaum merklich mit den Schultern.

"Es wäre jedoch wesentlich einfacher, wenn Anises Begleiter ihr Schweigen brechen würden.", meinte Janet.
"Sie halten sich noch immer für Tok'ra. Sie sterben eher, als etwas zu verraten.", entgegnete Selmak, der sich dazu entschieden hatte, sich zu Wort zu melden. Ein Seitenblick auf die Tochter seines Wirtes, die bewacht von Dr. Frasier und dem EKG ihr Dasein fristen musste, veranlasste ihn aber dazu, es wenigstens auf einen Versuch ankommen zu lassen. Also meinte der Tok'ra motiviert:
"Sie lehnen den Hohen Rat ab. Aber vielleicht hat ‚der älteste und weiseste unter uns' noch etwas Autorität..."

Jacob betrat Korras Zelle. Der Tok'ra hatte sich durch Teal'c erst nach einem gebrochenen Arm und mehreren harten Schlägen gegen den Schädel überwältigen lassen.
Er war derjenige gewesen, der Anise im Torraum Rückendeckung gegeben hatte.

Nun saß er in einer Arrestzelle einige Ebenen höher. Janet Frasier hatte seinen Arm anatomisch korrekt fixiert, damit der Symbiont die Knochen seines Wirtes Ngemba fehlerfrei aneinanderfügen konnte. Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, ihn in Gips zu packen, aber Korra würde innerhalb weniger Stunden Herr der Lage sein - außerdem war bei einem ungeschützten Arm die Fluchtgefahr geringer und das war ein Kompromiss, den sie mit Hypokrates vereinbaren konnte.

Jacob/Selmak sah keine Veranlassung für Samthandschuhtaktiken, kam ohne Umschweife zum Kern der Sache:

"SG-1 hat dich aus den Klauen eines Kopfgeldjägers befreit! Und so dankst du es ihnen!"
"Es lag nie in unserer Absicht, jemanden zu verletzen."
"Meine Tochter wäre da anderer Meinung!", grollte Jacob, ergriff Korra am Schlafittchen und stieß ihn von seinem Stuhl - den fragilen Gesundheitszustand des Mannes ignorierend. Ngemba/Korra stöhnte kurz auf, als sein Rücken auf den Fußboden prallte. Er stütze sich mit seinem gesunden Arm ab und sah zu Jacob/Selmak hoch, dessen Gesicht durch den Schein der dahinterliegenden Lampe in Schatten gehüllt war. Carters Augen glühten kurz auf.

Es hatte Vorteile, dass es sich bei den Tok'ra um keine formal-militärische Gruppe handelte, sich Jacob/Selmak also von keinen Dienstvorschriften behindert sehen musste, Korra in die Mangel zu nehmen.

"Du würdest nie einem anderen Tok'ra Schaden zufügen!", behauptete Ngemba.
Selmak schränkte ein: "Ihr seid keine Tok'ra mehr."
"Wir sind es mehr denn je!", rief Korra trotzig. "Trotzdem wirst du uns nichts tun. Dazu wärst du nie fähig, Selmak!"
"Du hast nicht die geringste Ahnung, wozu ich fähig bin!", zischte Selmak, kaum über der Hörschwelle und ergänzte:
"Ich fühle, was mein Wirt fühlt. Und Jacob ist nicht sehr erfreut darüber, was seiner Tochter geschehen ist. Aber du hast Recht. Ich werde nicht Hand an euch legen. Ich werde mich lediglich zurücklehnen und zusehen, wie Jacob diesen Part übernimmt. Den Titel eines Erden-Generals erlangt man nicht durch Sanftmut. Wir werden früher oder später sowieso herausbekommen, was ihr vorhattet. Das ist eure letzte Chance, es uns selbst zu sagen. Also redet..."

Der Bluff erwies sich als Erfolg:
"Gut. Freya/Anise ist ohnehin vollkommen sicher vor eurem Zugriff, es wird euch also nichts nützen..."

Am anderen Ende der Rutschbahn

...

...
Reisen durch das Sternentor hatten von Natur aus die Eigenschaft, das persönliche Empfinden von Raum und Zeit auszuhebeln. Auch Jack O'Neill war inzwischen daran gewöhnt. Doch diesmal hatte er das Gefühl gehabt, ewig unterwegs gewesen zu sein. Er fühlte sich sehr an seine erste Reise erinnert, als er auf der anderen Seite sehr unsanft ausgespuckt wurde und auf den harten Steinstufen vor dem Tor zum Liegen kam.
Die Gegend kommt mir nicht bekannt vor... Der Himmel war grau, die Luft schmeckte salzig und er hörte eine rauhe Brandung, die vom Wabern des Ereignishorizonts nicht gänzlich übertönt wurde.

Spätestens, als er sehenden Auges in eine Reihe von Stabwaffenmündungen stolperte, wusste er eins mit Sicherheit: "Das ist nicht Kansas..."


weiter: Kapitel 2

Schlusswort:
Sorry, diese Phrase musste ich einfach dreschen... Achja: Fortsetzung folgt... ;-)
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