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Zurück in die Stille von moth-to-flame

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2. Kapitel

Das Schweigen im Raum war wie auf einem Friedhof. Ein kalter Schauer suchte sich den Weg über Daniels Rücken. Das hatte Jack nicht verdient. Nach Charlie war sein Leben nicht mehr so gewesen, wie es einmal war. Aber er hatte diese schwere Zeit überwunden. Er war fröhlicher geworden, in den letzten Jahren.
Zwischen dem steifen und unfreundlichen Air-Force Colonel, mit dem er damals zusammen das erste Mal nach Abydos gegangen war, und dem heutigen Jack lagen Welten. Den wenigen persönlichen Gesprächen, die er mit ihm geführt hatte, hatte Daniel entnommen, dass es Jack manchmal gelang, den Tod seines Sohnes zu verdrängen. Sicher war O'Neill immer noch ein verschlossener, in sich gekehrter Mensch. Aber wenn man ihn besser kannte, entdeckte man auch emotionale Seiten an ihm, die man nie für möglich gehalten hätte. Wie weit würde dieser Unfall ihn zurückwerfen? Wie viel konnte ein Mensch aushalten, bevor er zerbrach? Warum war das Schicksal so grausam zu Jack? Hatte er in einem früheren Leben, von dem Daniel nichts wusste, etwas getan, das Gott denken ließ, Jack wäre ein schlechter Mensch?
***
Was konnte schlimmer sein, als den eigenen Sohn zu verlieren? Zuzusehen, wie eigen Fleisch und Blut, Produkt der Liebe zwischen Mann und Frau, sein junges Leben aushaucht? Dir eine fremde Macht dein Liebstes wegreißt - früh, viel zu früh? Was könnte ein schlimmerer Schlag des Schicksal sein?
Vielleicht, wenn man Jahre später, wenn man manchmal schon glaubt, es für ein paar Stunden, Tage, vergessen zu können, noch einmal schmerzhaft daran erinnert wird...
Teal'c kämpfte mit dem inneren Drang, sofort durch das Stargate zu treten und nach seinem Sohn Rya'c zu sehen. Er konnte sich nur ansatzweise vorstellen, was nach diesem tragischen Ereignis im Kopf seines Freundes vorging. Und das, was er sich vorstellen konnte, war grausam genug. In seinen Kinderjahren hatte Rya'c seinem Vater auch oft einen Schrecken eingejagt, war stundenlang verschwunden. Wie oft hatte Teal'c sich Sorgen um den Jungen gemacht! Und wie groß war dann die Wiedersehensfreude, wenn er seinen Sohn in die Arme nehmen konnte? So groß, dass er aus lauter Liebe nicht einmal imstande war, ihn zu bestrafen...
Als er noch Primus von Apophis war, hatte er oft schlimme, grauenhafte Dinge tun müssen. Hatte hunderte von Menschen umbringen müssen, auch Frauen und Kinder. Wie viele Kinder hatten seinetwegen schon ihr Leben gelassen? Zu viele...Aber das alles war weit entfernt. Ein alles verdeckender Vorhang hatte sich über seine Vergangenheit gelegt. Und die Hoffnung, die seit so langer Zeit in seinem Herzen gelebt hatte, hatte alles andere besiegt. Heute dachte er mit Schmerz daran, welche Taten er früher vollbringen hatte müssen. Aber er dachte auch an die vielen Momente in letzter Zeit, in der er Gutes getan hatte und gegen seine einstigen Herren revoltiert hatte. Für die gute Sache gekämpft hatte, Seite an Seite mit den besten Freunden, die er je gehabt hatte. Es erschütterte den Jaffa zutiefst, dass O'Neill das Schicksal erneut so schwer getroffen hatte. Sein Freund war stark, das wusste er. Aber wie viel konnte ein Mann ertragen? Selbst ein Soldat hatte seine emotionalen Grenzen. Auch wenn O'Neill es nie zeigte - und das zeugte vom wirklichen Geiste eines Kriegers - sein Inneres war verletzlich. Auch lange nach dem Tod seines Sohnes. Und wie stark waren dieses Mal die Verletzungen? Waren alte Wunden wieder aufgerissen worden? Kamen neue hinzu? Waren sie tödlich?
***
Samstag, 15.45 Uhr
Der Raum war kahl und kalt. Genauso leer, wie Jack sich fühlte. Sein ganzer Körper bebte und er konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen. Er hatte sie getötet. Das kleine Mädchen war tot. Seine Schuld...seine Schuld. Wäre er nur zwei Sekunden später losgefahren, oder zwei Minuten früher, dann würde sie noch leben. Hätte er doch noch die Tomatensoße geholt, die er im Supermarkt erst kaufen wollte und dann doch nicht getan hatte. Dann hätte die Kleine die Straße überqueren und schnell nach Hause laufen können. Ihre Mutter hätte sie in die Arme genommen, ihr über das Haar gestreichelt und gefragt, was sie denn bei diesem Wetter draußen zu suchen hatte. Doch stattdessen musste sie genau in der falschen Sekunde über die Straße rennen. Genau an einem Regentag, genau am Tag, an dem er durch die Stadt fuhr. Wie viele schreckliche Zufälle mussten mitspielen, um so etwas möglich zu machen? Oder war es gottgewollt? War er dazu verdammt, Kinder auf dem Gewissen zu haben?
Sein Blick, der bis jetzt an der grauen Mauer des Raumes geruht hatte, senkte sich auf seine geballten Fäuste. Seit dem Zeitpunkt, in dem er am Hals des Mädchens keinen Puls feststellen hatte können, hatte er keine Erinnerung mehr. Wie war er hier in diesen Raum gekommen? Wer hatte ihn hergebracht? Hatte er gegessen oder sogar geschlafen? Er wusste es nicht. Jack schlug mit beiden Fäusten so fest auf die Tischplatte, dass die Kaffeetasse darauf einen Hüpfer machte. Kaffee! Was dachte sich jemand dabei, ihm Kaffee anzubieten! Verdammter Kaffee...verdammtes Leben....verdammte Welt! Am liebsten hätte er laut hinausgeschrieen. Seinen Schmerz und seinen Hass auf sich selber dieser ungerechten Welt, diesem ungerechten Gott mitgeteilt!
Aber er konnte sich beherrschen. Wie immer. Er beherrschte sich und starb - innerlich. Den zweiten Tod. Wie konnte man zweimal sterben und doch noch existieren? Er spürte, wie Tränen in seine Augen stiegen, spürte den Drang, einfach loszuheulen. Es raus zu lassen. Nein...nein...das konnte er nicht. Das letzte Mal, dass er geheult hatte war...wie lange her? Am Tag von Charlies Begräbnis? Seitdem hatte er es sich selbst verboten, zu weinen. Es brachte nichts. Es machte alles nur noch hoffnungsloser, trostloser. Charlie...Jack konnte fühlen, wie etwa in ihm brach. Er bekam keine Luft mehr und ihm war, als würde eine tonnenschwere Last auf ihm liegen. Er hatte gedacht, er würde mit Charlies Tod umgehen können. Glaubte, es ab und zu verdrängen zu können...die Erinnerungen an das lachende kleine Gesicht vielleicht sogar manchmal zu vergessen. Ja...es war ihm beinahe gelungen...Er wusste nicht einmal den Namen des Mädchens...
Er stand abrupt auf. Der Raum war so kalt...so kalt. Ein Schaudern ging durch seinen Körper. Jack nahm den Stuhl und warf ihn einhändig mit aller Kraft gegen die Wand. Das Geräusch hallte wider und der Stuhl zerbrach in zwei Teile. Was würden wohl die anderen denken? War er überhaupt im SGC? Ach zum Teufel mit dem SGC...zum Teufel mit dem Stargate...zur Hölle mit den Anderen! Es war alles so egal...so sinnlos...
Er hatte keine Zeit, auch den kleinen Tisch noch gegen die dicken Mauern zu werfen. Die Tür öffnete sich und Hammond trat ein. Hammond! Was wollte er? Konnte er ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Sah er denn nicht, dass er im Moment niemanden sehen wollte? Niemanden sehen konnte? Das Leben war wie eine Lotterie - und er hatte nun mal das falsche Los gezogen...
Am besten wäre es, durch das Stargate zu gehen. Auf einen Goa'uld Planeten. Zu sterben und dabei möglichst viele Feinde mitnehmen...

weiter: Kapitel 3
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