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Zurück in die Stille von moth-to-flame

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Zurück in die Stille


Wie ein Schlummertrunk des Tages,
rinnt Abendrot
in meine Seele
ein kurzer Trost
im tiefen Schmerz
wieder lauert
nur Nacht
hinter der Sonne
greift unerbittlich -
nach meinem Herz.
~Hans-Christoph Neuert~

Freitag, 14.36 Uhr
Ein leichter Nieselregen hatte eingesetzt und legte einen feinen Wasserschleier über die Stadt. Es war ein heißer Sommer gewesen, und allen tat die erfrischende Feuchtigkeit des sich ankündigenden Herbstes gut. Der sanfte Regen wusch die staubig-schmutzige Luft rein und die Menschen atmeten auf. Der Regen wurde stärker, die Tropfen dicker. Es war, als löse sich ein eiserner Ring, den man um den Brustkorb getragen hatte. Jack hatte den Geruch von im Regen abkühlendem Asphalt immer schon gemocht. Gierig sog er die Luft ein und blinzelte ein paar Regentropfen aus den Augenwinkeln. Auch er genoss den Schauer. Doch als sich die vereinzelten Tropfen in einen richtigen Regenguss verwandelten, beschleunigte auch O'Neill seine Schritte und er stieg in seinen dunkelgrünen Truck. Er freute sich schon, endlich wieder einmal nach Hause zu kommen und es sich mit einer Tasse Kaffee auf dem Sofa gemütlich zu machen. Das war das schöne am schlechten Wetter. Es gab nichts Besseres, als ein hübsches kleines Feuer im offenen Kamin anzufachen, in die züngelnden Flammen zu starren und vor sich hinzuträumen. Jack seufzte leise. Der Regen prasselte immer stärker auf das Dach des Wagens. Ja, warum nicht? Warum sollte man nicht schon Anfang September mit dem Feuermachen beginnen? Genau das würde er tun. Voller Vorfreude drehte er den Zündschlüssel um und ließ den Motor aufheulen.
Die Windschutzscheibe war ein einziger Vorhang aus Wasser, den die Scheibenwischer kaum zu durchbrechen vermochten. Trotzdem schaffte er es irgendwie, das große Auto aus der Parklücke auf die offene Straße zu zwängen. Er hatte das Wochenende frei, die Einkäufe bereits erledigt - noch etwa eine halbe Stunde Fahrzeit, dann konnte er die Füße hochlegen! Jack fuhr langsam, den Kopf starr über das Lenkrad gebeugt, um draußen überhaupt etwas erkennen zu können, und trotzdem summte er fröhlich vor sich hin. Die starken Scheinwerfer seines Pick-up schnitten sich durch die Wasserfälle und gaben zusammen mit den wenigen anderen Autos, die unterwegs waren, ein abstraktes Bild. Eilende Menschen in neonfarbenen Regenmänteln waren das einzige, was noch klar erkennbar war. An den Straßenrändern schossen ganze Sturzbäche auf die Gullys zu. O'Neill stöhnte. Die Sicht war gleich Null, fast hätte er eine rote Ampel überfahren. Doch es schien besser zu werden und Jack wollte schon aufatmen, als sich plötzlich ein von rechts kommender Schatten aus dem Wasservorhang löste und in sein Blickfeld trat. Ein Schemen, der plötzlich wie aus dem Nichts auftauchte. Er versuchte zu bremsen, doch es war zu spät. Der Wagen prallte mit voller Wucht mit dem Körper zusammen. Der laute Knall, der den Unfall begleitete, bohrte sich tief in Jacks Gedächtnis. Die Räder blockierten, der Wagen kam ins Schleudern und bleib schlitternd erst einige Meter weiter zum stehen.
Jacks Augen waren weit aufgerissen und er musste sich einige Sekunden lang besinnen, um zu begreifen, was gerade passiert war. Dann realisierte er die schreckliche Wahrheit. Er stieg aus. Der reglose Körper war nur ein weiterer farbloser Schatten, der vom Regen umspült wurde. Der Mann ging langsam darauf zu. Regen durchweichte seine Kleidung, Tropfen verbanden sich und liefen ihm über das Gesicht. Seine Schuhe spritzen Wasser auf, als er immer schneller auf die reglose Form zuging. "Oh Gott", entfuhr es ihm und er kniete sich  auf die nasse Straße. Sein eigener Körper schlotterte, andere Autos blieben hupend stehen, Passanten scharten sich um ihn. Er bemerkte es nicht einmal. Jack berührte den leblosen, viel zu kleinen Körper, der vor ihm lag. Blut verband sich mit dem Regen und bildete kleine Rinnsale um seine Knie. Langsam drehte er den Körper, bekleidet mit einer dunkelgrünen Regenjacke, um. Er schloss die Augen. Die Scheinwerfer der fremden Autos beleuchteten das schreckliche Szenario. Jack wagte nicht, die Augen wieder zu öffnen. Sein Mund formte einen tonlosen Schrei. O'Neill brachte es nicht fertig, noch einmal in das unschuldige Gesicht des kleinen Mädchens zu sehen, welches er gerade angefahren hatte. Sein Herz hämmerte gegen den Brustkorb, als er mit zittrigen Fingern nach dem Hals des Kindes tastete. Kein Puls.
Mit an Verzweiflung grenzender Ausdauer hämmerte er auf die schmale Brust des kleinen Mädchens ein, pumpte seinen Atem in ihre schlaffen Lungen - vergeblich. Nach endlosen Minuten richtete er schließlich seinen Blick gen Himmel und ballte die Fäuste. Der Regen prasselte ihm ins Gesicht, doch das nahm der Mann nicht wahr. Nur weit entfernt hörte er die Sirenen der Rettungswagen näher kommen und wusste mit Gewissheit, dass auch die nichts mehr ausrichten konnten.
***
Samstag, 10.57 Uhr
Daniel betrat den Besprechungsraum mit gemischten Gefühlen. Eigentlich hatte SG1 das Wochenende frei - und das verdient. Schließlich hatten Sie die letzten Wochen, wenn nicht sogar Monate, nahezu ununterbrochen gearbeitet. Aber wahrscheinlich hatte Hammond guten Grund dazu, ihnen ihre Freizeit zu stehlen. Und vor solchen kurzfristigen Besprechungen hatte Daniel meistens ein mulmiges Gefühl - sie bedeuteten selten etwas Gutes.
Teal'c saß - wie nicht anders erwartet - bereits an seinem Platz. Aus dem Gesichtausdruck des Jaffa ließ sich wie üblich keine Stimmung ablesen. "Hi, Teal'c. Irgend ne' Ahnung, worum's geht?". fragte er. Teal'c wiegte den Kopf. Daniel seufzte und setzte sich. Kurz darauf betrat Sam den Raum und lächelte flüchtig. Sie schien genauso ahnungslos wie die beiden Männer. Sie nickte kurz und nahm wortlos ihren Platz ein. Hammond ließ nicht lange auf sich warten. Mit überraschender Eile rauschte er in den Raum und warf die Tür hinter sich zu.
"Guten Morgen.", murmelte er unverständlich.
"Wo ist der Colonel?", wollte Sam wissen. Hammond sah sie lange schweigend an, bevor auch er Platz nahm. "Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Colonel O'Neill hat gestern mit seinem Wagen ein Kind überfahren. Die Verletzungen waren zu schwer...Jack hat alles versucht, aber die Sanitäter konnten nur noch den Tod des Kindes feststellen.", erklärte der General mit gepresster Stimme. Stille trat ein. Sam schloss kurz die Augen und versuchte, die Bedeutung der Worte des Generals zu erfassen. Daniel starrte ihn geschockt an.
Als müsse er krampfhaft das eisige Schweigen unterbrechen, fuhr Hammond fort. "Es hat geregnet, die Sicht war nahezu Null. O'Neill hat keine Schuld an dem Unfall.", fügte Hammond hinzu.
"O'Neill wird es sich trotzdem nicht verzeihen.", murmelte Teal'c. Carter hatte einen Kloß im Hals. Wenn sie sich vorstellte, ihr würde so etwas passieren..."Oh mein Gott", flüsterte sie erstickt. Ein Kind zu töten, auch wenn es nur ein Unfall war - war bei weitem das Schlimmste,  was Sam sich vorstellen konnte. Was könnte schrecklicher sein, als ein junges, unschuldiges Leben auszulöschen? Wie konnte Gott so etwas zulassen? Das konnte er doch nicht wollen. In einer Sekunde, ein fröhliches, kleines Kind, das vielleicht schon an seinen nächsten Geburtstag dachte. Von Feen, Prinzen, Einhörnern und Zauberern träumte, in der nächsten, heranrasende, blendende Scheinwerfer. Das Quietschen von Bremsen...
Sam schlug die Hände vors Gesicht und versuchte verzweifelt, die Bilder, die in ihre Gedanken einfielen wie Blitze, zu verdrängen. Was nur im Moment in Jack vorging? Es war schließlich nicht das erste Mal, dass er erlebte, wie ein Kinderleben unter seinen Händen ausgehaucht wurde. Mit geschlossenen Augen nahm Sam die Hände vom Gesicht und legte sie auf den Tisch. Abwesend beobachtete sie, wie ihre schweißnasse Handfläche einen feinen Film auf der Oberfläche hinterließ. Konnte man die Konsequenzen dieses Unfalles überhaupt ermessen? Würde Jack je wieder der alte werden? Würde er...oh Gott...würde er überhaupt weitermachen wollen?

weiter: Kapitel 2
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