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Jordan von moth-to-flame

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2. Kapitel

Was war er nur für ein Arschloch gewesen. Daniels Kinnhaken hatte ihm die Augen geöffnet. Er hatte Sam wie den letzten Dreck behandelt. Und nicht nur sie, sondern so ziemlich jeden Menschen, der ihm auch nur annähernd zu nahe gekommen war. Und warum? Weil ihn die letzte freie Woche zum nachdenken gebracht hatte. Was er in seinem Leben hatte und was nicht. Wohl eher was nicht...

Jack beschloss, sich etwas bequemeres anzuziehen und hievte sich doch aus der Couch hoch. Noch spürte er die ersten Anzeichen des Alkohols nur ansatzweise, aber das würde sich hoffentlich bald ändern. Er betrat sein Schlafzimmer und blieb abrupt stehen. Ein dumpfer Schmerz durchfuhr seine Brust. Er sah wie gebannt auf das leere Doppelbett vor ihm. Säuberlich aufgebettet und erst letzte Woche frisch überzogen. Es tat weh, es so leer zu sehen. Es tat weh, am Morgen in einem großen Doppelbett alleine aufzuwachen.
Vielleicht war das einer der Gründe, warum er seine einsamen Nächte lieber 24 Stockwerke unter der Erde in einem Militärbett auf einer alten durchgelegenen Matratze verbrachte. Jack schüttelte betrübt den Kopf und entledigte sich schließlich seiner Kleidung. Nur mit Boxershorts bekleidet, kehrte er dem einsamen Schlafzimmer den Rücken und verzog sich wieder auf die Couch. Im Fernsehen lief eine dieser Late-Night-Talkshows, Jack versuchte sich an das Thema zu erinnern, scheiterte jedoch. Das war aber wahrscheinlich gar nicht wichtig. Es war schließlich nicht so, dass die Themen sehr anspruchsvoll wären...
Plötzlich fragte er sich, ob Sam manchmal solche Sendung schaute. Wahrscheinlich nicht. Das lag sicher jenseits ihres Niveaus. Jack lächelte selbstmitleidig. "Womit wir wieder beim Thema wären, Alter.", sagte er sich laut.
War es ein erstes Anzeichen von Verrücktheit, mit sich selbst zu reden?
"Vielleicht schon. Vielleicht wirst du ja völlig IRRE...", antwortete er sich selbst mit Betonung auf das letzte Wort. Wahrscheinlich war es nicht so völlig psychotisch, mit sich selbst zu reden, aber sich selber zu antworten, war schon etwas beunruhigend.
Nach einer Weile bewölkte der Alkohol seine Gehirnwindungen und die ersehnte Gleichgültigkeit trat ein. Psychisch angeknackst zu sein gehörte sicher nicht zu den schlimmsten Schicksalen, die ein Mann im Leiden erleiden konnte...und solange es die Umwelt nicht mitbekam...Zufrieden seufzte Jack und vergaß wenigstens in diesem Zustand den Schmerz, der sein Herz quälte.
Solle einer über so kurzfristige Lösungen sagen, was er wollte, es funktionierte. Wenigstens so lange, bis er vom alkoholbetäubten teilnahmslosen Zustand in einen komaartigen, traumlosen Schlaf überging.

Sam stellte tatsächlich noch ihren Missionsbericht fertig. Führte alle Einzelheiten genauestens aus und beachtete alles, was Jack bemängelt hatte, und das war ziemlich viel. Seufzend speicherte sie endlich die Datei und wollte den Laptop ausschalten, bevor ihr die Augen zufielen. Kurz bevor sie auf Beenden klicken konnte, signalisierte ihr ein kurzes Piepsen, dass sie neue Nachrichten im Posteingang hatte. Sie schloss kurz die Augen und überlegte einen Moment, bevor sie die neue Nachricht auf den Bildschirm holte.
Jordan Mungardy
sie war also von ihrer Freundin Jordan, eine alte Kollegin von der Akademie, ebenfalls in der AirForce. Seit ihrem gemeinsamen Urlaub letzten Jahres hatte sie nicht mehr viel von ihr gehört. Neugierig begann Sam zu lesen.

Hi Sam!

Lange nichts mehr von dir gehört, Süße J! Ich bin im Moment mal wieder ziemlich im Stress, wie immer. Aber hey, ich kann dir was tolles berichten. Ich bin vor einem Monat zum Captain befördert worden. Jetzt habe ich dich wieder ein bisschen eingeholt, obwohl ich sicher nie so gut werde wie du. Aber kommen wir zum eigentlichen Grund, aus dem ich schreibe, ich bin dieses Wochenende...also praktisch schon morgen und übermorgen...in der Gegend! Wie wär's, wenn wir uns mal treffen? Alles weitere könnten wir dann besprechen. Ich bin sicher, du hast mir genauso viel zu erzählen wie ich dir! Ruf mich an:
8247/8934 . Bye!
Jay

Sam lächelte. Jordan...Jay...war immer gut gelaunt, egal wie es ihr ging. Sie versprühte immer gute Laune. Das war wahrscheinlich der Grund dafür, dass sie ihr so sympathisch war. Jay brachte sie immer zum Lachen. Genau wie eine andere Person mit einem sogar ziemlich sarkastischen Humor....aber diese Zeiten waren augenscheinlich vorbei.
Sam überlegte und druckte die Nachricht dann aus. Sie musterte die Nummer. Vielleicht würde sie wirklich anrufen. Ein Wochenende mit Jordan würde ihr sicher gut tun. Vielleicht konnte sie wenigstens einen Tag lang ihre Sorgen vergessen.
Sie verließ schließlich die Basis und fuhr nach Hause.
Während der Fahrt kreisten Bilder in ihrem Kopf herum...Szenen der letzten Tage, die ihr ein so falsches Bild von Jack gezeigt hatten. Einen Menschen, der nicht mehr er selbst war...oder doch? Hatte sie sich wirklich so in ihm getäuscht...das konnte doch nicht sein, oder? Aber man konnte trotzdem nie in einen Menschen hineinsehen. Am Anfang hatte sie gedacht, er hätte einen schlechten Tag, den jeder kannte und auch mitunter hatte, aber nachdem sein seltsames Benehmen so weitergegangen war, zweifelte sie an dieser leicht zu formulierenden Entschuldigung. Das was am meisten an seinem Verhalten weh tat, war, dass sich seine verletzenden Gesten und Worte vor allem gegen sie richteten. Er tat und sagte Dinge, die er früher...bzw. sonst nie tat...Zum Beispiel heute an der Fahrstuhltür. Normalerweise war es zwischen ihr und Jack wie ein kleines allgegenwärtiges Flirten, sich verstohlene Blick zuzuwerfen, sich anzulächeln...aber heute hatte er sie fast angeschrieen, als sie ihm nur einen Moment lang in die Augen schauen wollte.
Sam war schon an der vagen Theorie angekommen, dass er wieder einmal von einem Alien-Virus infiziert worden war...aber das war genauso absurd wie jede andere Überlegung. Vielleicht war es das beste, das Wochenende zu genießen und zu sehen, was der Montag brachte.

Nach einem ausgiebigen Schaumbad, das sämtliche Lebensgeister weckte, lümmelte Sam sich auf ihr Bett und wählte Jordans Nummer.

Bei der fröhlichen Begrüßung dachte sie erst, sie hätte es mit dem Anrufbeantworter zu tun, doch die Stimme klang hell und nicht blechern wie die des Tonbandes. Jordan begrüßte sie überschwänglich wie immer, schon bevor Sam auch nur ein Wort gesagt hatte. Wahrscheinlich hatte Jay vermutet, wer der Anrufer war.
"Hey Jay. Auch schön, dich wieder einmal zu hören!", sagte sie endlich.
Es folgten ein paar Minuten kameradschaftlicher Small-Talk, dem Sam aber nicht so wie sonst folgte. Im Hinterkopf fragte sie sich, warum sie mit Jack nie solche Gespräche führen konnte.
"Hörst du mir überhaupt zu, Sammy?", kam die vorwurfsvolle Stimme ihrer Freundin aus der Muschel. Der Hörer wurde plötzlich schwer in ihrer Hand und Sam musste sich zusammennehmen, um ihn nicht wieder auf die Gabel fallen zu lassen.
"Ja, alles klar.", sagte sie knapp und versuchte sich wieder zu besinnen. Aber die Bilder von Jack, die nun wieder vor ihrem geistigen Auge herumschwebten, wollten nicht weichen. Sie sah ihn halbnackt auf seinem Bett sitzen, den Telefonhörer in der Hand und er...lächelte. Er lächelte ein aufrichtiges...fröhliches Lächeln, eines, dessen der Jack O'Neill der Gegenwart nicht fähig war. Es war kein sarkastisches Grinsen, nicht einmal eine seiner herabfallender Gesten...es war ein Zeichen von Glücklichkeit. Sie hörte ihre eigene Stimme am anderen Ende seines Telefones...und hörte sich selbst ebenfalls lachen.
"Also dann kann ich unser Date morgen um 12 im Crazy Eddys fix in meinem Terminkalender vermerken, oder?", riss sie Jordans Stimme erneut aus ihrer Besinnungslosigkeit.
"...Ja...ja klar. Ich freu' mich schon.", sagte sie und versuchte ihre Stimme so fröhlich wie möglich klingen zu lassen. Wahrscheinlich war ihr das aber nicht im Entferntesten gelungen, denn nach einer kurzen Atempause klang Jordans Stimme ein wenig besorgt.
"Ist sonst alles klar, Sam?", fragte sie ernst.
"Ja klar. Was soll den sein. Mir geht's gut.", sagte sie.
"Das glaube ich dir schlichtweg nicht, meine Kleine. Immer wenn du sagst, dass es dir gut geht, steckt eine mittlere Katastrophe dahinter. Ich schätze, du willst das Ganze nicht am Telefon besprechen, aber morgen haben wir ja alle Zeit der Welt.", kam die prompte Antwort.
Jay kannte sie einfach zu gut. Wenn sie auch aller Welt vorgaukeln konnte, glücklich zu sein, bei ihr scheiterte sie stets miserabel.
"Ich hab gesagt, dass es mir gut...", widersprach Sam, aber Jays fröhliche Stimme hatte sich bereits in eine monotones Tüten verwandelt.

Sam atmete tief ein und stieß die angestaute Luft wieder aus. Sie legte den Hörer auf die Gabel und ging in die Küche. Sie nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich an den Küchentisch. Ihre Gedanken schwirrten in ihrem Kopf wie ein Schwarm aufgeschreckter Bienen, denen man den Honig gestohlen hatte.
Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und gruppierte sie in zwei Gruppen.
1) das morgige Gespräch mit Jordan
2) Jack.
Exakt wie sie war, ging sie chronologisch vor. Außerdem war die erste Gruppe leichter zu durchdenken. Es stellte sich hier nur eine Frage: Sollte sie "es" Jay sagen oder nicht?
Dazu musste sie wohl oder übel zur zweiten Gruppe übergehen. Denn dieses "es", das war nicht nur, wie ihr Vorgesetzter mit ihr umsprang, sonder auch, dass sie nicht mehr in der Lage war, die Gefühle, die sie für ihn hegte, als kameradschaftlich abzutun. Und so taten seine Worte doppelt so weh. Jay war immer loyal gewesen, eine Freundin, auf die man sich 100%ig verlassen konnte - mit der man die sprichwörtlichen Pferde sogar samt Reiter stehlen konnte. Außerdem war sie eine gute Zuhörerin und hatte ihr schon des öfteren beim Lösen eines Problems unter die Arme gegriffen, ein Freundin, die man heutzutage selten fand. Nur, wie sollte sie eben dieser Freundin ihr "Problem" erklären, dass sich über die Jahre in ein verstricktes und unauflöslich erscheinendes Wollknäuel verwandelt hatte, und bei dem sie selbst keinen Rat wusste?

Als Jack am nächsten Morgen erwachte und die Augen aufschlug, dachte er, es ginge im ausgezeichnet. Doch als er seine Beine über die Bettkante schwang, änderte sich dieser naive Glaube plötzlich. Sein Kopf pochte, als säße ein 12 Zentner schwerer Specht darin und meißelte gerate eine Höhle in sein Hirn. Er schloss die Augen, doch die dunklen Wolken des Schmerzes verflüchtigten sich nicht ansatzweise. Er atmete tief durch, doch selbst das brachte Schmerzen mit sich. Hatte er gestern wirklich so viel getrunken?
Konnte doch nicht sein...
Ein lautes Stöhnen entrann seiner Kehle und er fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
In hatte einen abscheulichen Geschmack im Mund und plötzlich wurde ihm hundeelend.
Er würde nie mehr Alkohol trinken...definitiv.
Er versuchte, über sich selbst zu lachen, aber auch das sendete scharfe Wellen des Schmerzes durch seinen malträtierten Schädel.
Irgendwo im Hinterkopf realisierte er, dass heute Samstag war, und er zu Hause war, und dass er heute frei hatte...und sein schmerzendes Hirn zog daraus den Schluss, dass er heute ausschlafen konnte. Erneut stöhnend sank er zurück ins Bett und versuchte erfolglos, die Schmerzen durch Schlaf zu bekämpfen. Irgendwann gewöhnte sich sein Körper an den pochenden Schmerz und Jack war wieder fähig, einzelne Gedankenfäden zu spinnen.
Alle dieser einfachen Stränge führten zu einem einzigen Punkt, an dem sie sich trafen. Sie kreisten um den einen Namen, wie Motten um das Licht in der Dunkelheit. SAM.
Plötzlich hatte er ihr Gesicht vor sich. Er kannte es so gut. Er kannte jedes Grübchen, jedes einzelne Fältchen, das auf ihrem sonst so makellosen Gesicht erschien, wenn sie eines ihrer patentierten Sam-Lächeln lächelte. Fast lebendig sah er ihre intelligenten Augen vor sich, die in diesem speziellen sanften Blau schimmerten, das fast dunkelblau erschien, wenn sie sich über eines ihrer Lieblingsthemen auslassen konnte.
Diese Frau hatte etwas so viel Besseres als ihn verdient. Einen jüngeren Mann, mit dem sie über nackte Singularitäten, weiße Zwerge und Pulsare diskutieren konnte, ohne dass er sie dämlich, blank oder uninteressiert ansah.
Plötzlich veränderte sich das Bild von Sam vor seinen Augen. Er sah plötzlich ihre ganzen Körper. Sah sich selbst, als er damals im Umkleideraum gewesen war, frisch geduscht und nichtsahnend. Plötzlich hatte sie neben ihm gestanden, nur mit diesem kleinen Top bekleidet, das alle ihre Rundungen, die sonst so vollkommen durch die Uniformen verdeckt waren, entblößte. Er wusste noch, wie sein Herz vor Überraschung und Überwältigung fast seinen Dienst versagt hatte, als sie ihn förmlich angesprungen war. Ihre Lippen, rau auf den seinen. Wie er zurückgetaumelt war, auf die Bank, mit ihrem vollen Körpergewicht auf seinem Unterkörper. Ihr heißer Körper sich gegen seinen gedrückt hatte und er ihre Brüste auf seinem Oberkörper gespürt hatte. Damals war er noch fähig dazu gewesen, seine Professionalität aufrecht zu erhalten.
Natürlich war das nicht Sams freier Wille gewesen, sie stand selbstverständlich unter dem Einfluss eines Virus von einem fremden Planeten, aber er würde lügen, wenn er sagte, er wäre nicht von ihrem Verhalten angeturnt worden, aber wenn die gleiche Szene heute oder morgen passieren würde...er würde die Situation schamlos ausnutzen.
Es half alles nichts. Liebe ließ sich nun mal nicht steuern. Auch wenn sie einseitig war.
Irgendwann holte in doch der Schlaf ein und er ließ seinen willigen Geist in die Abgründe des Traumlandes gleiten.

weiter: Kapitel 3
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