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Hitting the ground von moth-to-flame

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4. Kapitel

Tausend verschiedene Gedanken kreisten durch ihren Kopf, als Sam auf den Freeway auffuhr. Sie hatte nicht einmal ein klares Ziel. Die mickrige Wegbeschreibung, die sie von Teal'c erhalten hatte und die - in aller Eile auf einen Zettel gekritzelt - ihre einzige Hilfe bei der Suche nach Jacks Hütte war, lag auf dem Beifahrersitz.

Vielleicht wollte Jack einfach nur für eine kleine Weile Abstand von allem haben, was er mit dem SGC in Verbindung brachte. Sie wusste, dass ihr Job einer der schwersten, gefährlichsten, gleichzeitig aber auch einer der schönsten und aufregendsten waren, die es überhaupt gab. Manchmal fühlte auch sie sich von den Aufgaben und Ansprüchen an ihre psychische und physische Stärke überfordert. Aber sie hatte in Jack O'Neill immer nur den Helden gesehen. Einen Mann, der sein Schicksal akzeptiert hatte und das Beste daraus machen wollte. Jemand, der sein eigenes Leben unzählige Male für andere Menschen oder für das Wohl des ganzen Planeten geopfert hätte...

Wer wäre Sam, ihm eine kleine Pause nicht zu gönnen? Aber es sah ihm einfach nicht ähnlich, Abstand halten zu wollen. Er war es, der ihnen allen immer Kraft gegeben hatte, der wie ein Fels in der Brandung auch in den ausweglosesten Situationen noch Hoffnung und Mut aufgebracht hatte, weiterzumachen. Er war es auch, der an die dunkelsten Orte und Situationen mit seinem Humor ein kleines Fünkchen Licht gezaubert hatte. Und sie hatte ihn für das alles immer bewundert. Bewundert?
Vielleicht auch mehr als das. Sie hatte seine Launen, seine manchmal harte Ehrlichkeit und all seine Eigenheiten kennen und lieben gelernt. Sie kannte jede seiner Bewegungen auswendig, würde sämtliche Ecken und Kanten seines Gesichtes im Dunkeln unter Hunderten erkennen...

Und sie kannte keine andere Person, mit der sie lieber zusammenarbeiten würde, selbst wenn es nicht immer leicht war. Jack O'Neill war etwas Besonderes - in vielen Beziehungen. Und sie war nicht bereit, dieses Besondere zu verlieren.

Draußen setzte leichter Regen ein...
~*~


Sie hatte es also tatsächlich gefunden. Sein Refugium, sein Heiligtum. Die kleine Blockhütte tauchte wie aus dem Nichts vor ihr zwischen den Bäumen auf. Die unbefestigte Straße hatte kein Ende nehmen wollen - kilometerweit nichts als undurchdringliches Grün, große Pfützen, Schlamm...und Wildnis. Bereits beim ersten Blick auf die Hütte verstand sie, warum Jack dieser Ort so wichtig war. Der starke Regen minderte die Schönheit nicht, die er ausstrahlte. Staunend stellte Sam den Motor ab und stieg aus dem Wagen. Sofort prasselte der Regen auf sie nieder, aber es machte ihr nichts aus. Langsam näherte sie sich dem Haus. Feiner Rauch stieg vom Kamin auf und wurde vom Regen fast vollständig verschlungen.
Sie bemerkte Jacks Wagen, der in einem kleinen Unterstand neben der Hütte geparkt war. Er war also tatsächlich hier...

Sie war nun fast an der Haustür angekommen und erst jetzt bemerkte sie die Gestalt, die am Ende eines langen Steges, der auf den See hinaus führte, saß. Sam lächelte und erinnerte sich an einen von Jacks Sprüchen, "Am besten beißen die Biester, wenn nicht einmal ein Hund freiwillig vor die Tür gehen würde.".

Diese Erinnerung schien Jahre zurück zu liegen. Wie auch immer, das Wetter war also perfekt zum Fischen. Sam trat auf den Steg und ging langsam auf Jack zu, der in einen langen schwarzen Regenmantel gehüllt, auf einem kleinen Sessel saß und regungslos seine Angel ins Wasser hielt. Hatte er sie schon bemerkt? Es schien zumindest nicht so.

Doch plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper. Der Schwimmer zitterte leicht auf der Wasseroberfläche und Jack drehte sich langsam um. Sam konnte nicht viel erkennen, sein Gesicht lag im Schatten der großen Kapuze, die er trug. Wasser tropfte vom Rand der Kapuze auf sein Gesicht. Er stand auf und die Angel fiel unbeachtet neben ihm auf zu Boden.

Sam schluckte und spürte, wie die Feuchtigkeit langsam an ihre nackte Haut drang. Sie trug nur einen dünnen Pullover und ein T-Shirt. Eine Weile schaffte sie es, seinem fragenden Blick standzuhalten, bevor sie den ihren auf den Boden senkte. Plötzlich war es ihr peinlich, hergekommen zu sein. Ihm ging es gut. Alles was er wollte, war ein wenig Ruhe, hier an diesem wunderschönen Platz. Sie kam sich wie ein Eindringling vor. Eine Fremde in seinem Territorium...

Langsam hob sie den Kopf und starrte ihm wieder in die Augen. Er erwiderte ihren Blick, hielt ihm aber nicht lange stand. Doch Sam hatte genug gesehen, um zu wissen, dass es ihm in Wirklichkeit nicht gut ging.

Irgendetwas war in seinen Augen, das dort nicht hingehörte. Es war, als läge ein Schatten auf seinem Gesicht...
Schweigend stand er vor ihr, der Regen prasselte unaufhörlich auf ihn nieder und sein Körper wirkte angespannt. Ihre Kehle fühlte sich trocken an und obwohl sie etwas erwidern wollte, fehlte ihr die Kraft dazu.

Endlich fand einer der beiden seine Stimme wieder. "Carter.", sagte er einfach. Es klang wie eine Feststellung. Sie starrte nur auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne, bis sie aus den Augenwinkeln plötzlich wahrnahm, dass er sich bewegte.

Weitere Sekunden verstrichen ungenützt, bis Jack plötzlich wortlos an ihr vorbeiging und sie dabei nur unabsichtlich an der Schulter streifte. Ohne ein Wort zu verlieren, ging er auf die Hütte zu und ließ sie zurück.

Sam schloss kurz die Augen und fröstelte. Wenig später drehte sie sich ebenfalls um und ging mit bedächtigen Schritten auf ihren Wagen zu. Sie kämpfte gegen die Tränen, die bereits ihre Augen füllten, eine seltsame Leere verdrängte alle anderen Gedanken. Es war, als würde sie in ein tiefes Loch fallen, aus dem es keine Wiederkehr gab.
Sie hätte nie herkommen sollen...
Sam ließ den Motor aufheulen und setzte rückwärts den Weg zurück.
~*~


Endlich wieder auf befestigter Straße ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Die Enttäuschung war zu groß, als dass sie diese nun noch zu unterdrücken imstande wäre.
Was hatte sie sich von ihrem Besuch erwartet? Mit offenen Armen empfangen zu werden? Er hatte nicht darum gebeten, dass sie nach ihm sah. Sie hätte es besser wissen müssen. In blinder Wut holte sie das Letzte aus ihrem Wagen heraus und der Motor jaulte verzweifelt auf.

Wenigstens hätte er aber mit ihr reden können, auch wenn sie ungefragt in sein Privatleben getreten war, so hätte er doch wenigstens ein Zeichen der Anerkennung geben können. Stattdessen hatte er sie durchnässt und frierend wortlos stehen lassen - eine Geste, die sie dem Mann, den sie als Jack O'Neill kannte, niemals zugetraut hätte...
~*~


Es war bereits weit nach Mitternacht, als Sam den Wagen mit letzter Kraft in ihre Auffahrt lenkte. Sie hatte nicht die Kraft, die Nacht auf der Basis zu verbringen. Sie könnte es heute nicht mehr ertragen, zurück in die Enge und Abgeschlossenheit unter dem Berg zurückzukehren. Nicht heute...

Als sie endlich die Tür zu ihrer Wohnung aufgeschlossen und Licht gemacht hatte, wurde ihr bewusst, dass es hier nicht viel besser war. Hier ersetzte eine unpersönliche Leere die Enge im Berg, die Einsamkeit ergriff von ihr Besitz, bald nachdem sie durch die Tür eingetreten war. Sams Lider flatterten, sie war völlig übermüdet und hatte in der letzten Stunde der Fahrt Mühe gehabt, das Auto auf der Straße zu halten. Sie zog sich den immer noch leicht feuchten Pullover über den Kopf und warf ihn achtlos zu Boden.

Trotz ihrer Müdigkeit dauerte es noch lange, bis Sam in dieser Nacht einschlief. Ihre Gedanken hingen noch am Rand des großen Loches, das Jack heute in ihr Herz gerissen hatte...

weiter: Kapitel 5
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