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Tundraboden von moth-to-flame

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6. Kapitel

Kalt...das ist das einzige, an das mein halberfrorenes Gehirn noch denken kann. Kalt und Schmerz. Irgend etwas in mir ist schon längst gestorben. Erfroren oder so...aber der Schmerz in meinen Beinen und auch sonst überall ist das einzige, was mir das Gegenteil beweißt. Ich weiß, warum ich noch lebe. Warum ich hier unter diesem Felsvorsprung liege und darüber nachdenke, warum ich noch nicht tot bin. Warum ich den Absturz über den Abhang überlebt habe? Weil ich an sie denke. Jede Minute, Sekunde...sie ist da. Nicht Sara, nicht einmal Charlie ist vor meinem geistigen Auge...nein, es ist Sam. Ihre blauen Augen, ihr Lächeln, ihr Technikgebabble, all die kleinen Gesten der Freundschaft...einfach alles. Ich halte an diesem Bild fest. Ich will sie nur noch einmal wiedersehen, dann kann mich die Hölle endlich haben, ich war sowieso schon mal dort. Nur noch einmal ihr Lächeln sehen, einmal noch im Ozean ihrer blauen Augen versinken...ein letztes Mal nur noch. Dann bin ich bereit, loszulassen.

Ich bin nicht mehr ich selbst. Ich höre mich selbst wie im Fiebertraum nach Sam rufen. Ich bin nahe daran, den Abgrund hinunterzustürzen. Wenn ich die Augen öffne, bleibt es trotzdem dunkel um mich. Nur der gleißend helle Lichtstrahl von Sams Antlitz erhellt meine innere Dunkelheit, aber auch dieses Licht wird immer schwächer. Ich werde e s nicht mehr lange machen. Wenn irgend jemand behauptet, in den Momenten des Todes zieht dein ganzes Leben vorbei, dann muss ich das bestreiten. Ich sehe nur winzige Ausschnitte, Szenen, der letzten vier Jahre. Und in jeder dieser Szenarios ist Sam dabei. Immer und immer wieder kommen diese kleinen Bilderfetzen in mein krankes Hirn. Es ist alles, woran ich noch denken kann. Aber ich lebe immer noch. Obwohl meine Lebenskraft, die Flamme in meinem Inneren, immer kleiner wird.

"Fußspuren!", ruft Teal'c plötzlich. Ich laufe zu ihm. Tatsächlich! Klare deutliche Schuhabdrücke zeichnen sich auf dem gefrorenem Reif ab. Mein Herz verdoppelt seine Leistung und ich beginne, den Spuren zu folgen. Immer schneller renne ich. Es ist schon fast dunkel und wir haben nicht mehr viel Zeit.

Ich kann kaum noch irgendetwas erkennen. "Sam!", ruft Daniel. Aber es klingt wie ein weit entferntes Echo. "Sam! Es bringt nichts mehr. Man kann nichts mehr erkennen und wenn du dich verletzt, nützt es niemandem etwas. Komm, gehen wir ein bisschen schlafen. Teal'c hat unser Zelt schon aufgebaut.", versucht er mich zu überzeugen. Ich schüttle den Kopf, aber er packt mich an der Schulter. Ich schüttle seine Hand ab.

"Daniel, ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass er irgendwo dort draußen ist und auf uns wartet.", sage ich und kann meine Tränen nicht länger zurückhalten. Daniel legt einen Arm um mich und ich weine mich an seiner Schulter aus. Er führt mich zurück zu Teal'c. "Besser?", flüstert er. Ich nicke, aber eigentlich werden alle Schmerzen in meinem Inneren mit jeder Sekunde, die vergeht, schlimmer.

"Was ist, wenn wir ihn finden, aber es ist nicht Jack? Dann war er die ganze Zeit tot und ich.....", schluchze ich wieder. "...oder, wenn wir ihn tot finden...", sage ich mit erstickter Stimme. Daniel schüttelt den Kopf. "Wir müssen einfach daran glauben, Sam! Und jetzt sollten wir einfach schlafen gehen.".

So dumm es auch ist, ich lasse mich von Daniel mitschleifen. Aber natürlich finde ich keine Ruhe und als ich sicher war, das er und Teal'c schliefen, verlies ich das Zelt wieder und entfernte mich in der anbrechenden Morgendämmerung davon. "Jack?", rufe ich immer wieder vergeblich und lauschte in die Stille. Mit jedem Schritt, den ich vom Zelt meiner Freunde weg tue, wächst die Gewissheit in mir, dass er tot ist. Aber ich will mich mit diesem Gedanken nicht anfreunden. Noch nicht. Plötzlich höre ich ein leises Geräusch und halte in meinen Bewegungen inne. Es klingt wie ein leises Stöhnen...meine Augen weiten sich in die Dunkelheit und ich folge dem Geräusch. Ich schlittere einen Abhang hinunter und schaue mich um. Das Stöhnen wird lauter, oder bilde ich mir das ein?

Ich drehe mich um und mache plötzlich eine leblose Gestalt unter einem Felsvorsprung aus. Ich stürze neben den Körper. Er ist eiskalt. Ich sehe nicht viel, aber er ist es...es ist eindeutig Jack. Er ist es wirklich! In diesem Moment aber scheint es, als haben sich alle meine Ängste bewahrheitet und er ist tot. Aber ich taste an seinem Hals und spüre einen Puls, unregelmäßig, schwach...aber vorhanden. Er lebt. Seine aufgesprungenen Lippen bewegen sich und er stöhnt.

"Ich bin da...ich bin da, Jack!", flüstere ich. Er fühlt sich so grausam kalt an...

"Sam.", glaube ich zu verstehen, aber es ist fast unhörbar. Ich berühre ihn immer und immer wieder, um sicher zu gehen, dass er nicht eine Produktion meines verwirrten Geistes ist. Aber er ist echt. Real. Und er lebt. Jetzt gilt es, schnell zu handeln.

"Teal'c. Daniel!", schreie ich aus voller Kehle. Nach einer Weile höre ich Schritte und besorgte Stimmen, dann sind sie neben mir und sehen ungläubig auf den im heller werdenden Tageslicht fast blau erscheinenden Körper.

"Helft mir!", schreie ich und in mir erwacht ein neuer Tatendrang. Wir können es schaffen. ER kann es schaffen. ER wird leben. Mit vereinten Kräften hieven wir seinen leblosen Körper den Abhang hinauf und Teal'c trägt ihn bis zum Zelt. Wir stecken ihn in einen der Schlafsäcke und breiten sämtliche Thermodecken und Jacken über ihn. Ich flöße ihm ununterbrochen heißen Tee ein und ich bilde mir ein, dass sein Puls stärker wird. Ich bin kein Doktor, aber ich weiß, wenn er nicht bald in ärztliche Obhut kommt, kann es immer noch schief gehen. "Daniel, funken Sie von mir aus um die ganze Welt, aber bekommen Sie irgendwie einen Helikopter hier her!", schreie ich. Daniel will protestieren, aber er sieht mir tief in die Augen und muss dort diesen neu entflammten Enthusiasmus sehen, denn er nickt, "dazu müssen wir aber aus diesem Wald raus", ist alles, was er sagt. Und er hat recht.

Teal'c weicht genauso wie ich nicht mehr von Jacks Seite, wer ihn kennt, weiß, dass sich hinter seiner kalten und distanzierten Fassade ein durchaus zu tiefgründigen Gefühlen fähiger Mann verbirgt und dass er sehr froh ist, seinen Kameraden wieder zu haben. "Wir müssen ihn irgendwie hier raus bekommen.", sage ich und Teal'c nickt.

zwei Stunden später

"Geht es noch?", frage ich zum wiederholten Mal Teal'c. Der Jaffa Krieger trägt den in Decken gewickelten Körper Jacks seit Stunden ohne irgendeine Regung. "Ja.", ist alles, was er sagt. Ich werfe ihm noch einen zweifelnden Blick zu und geselle mich dann wieder neben Daniel. "Der Helikopter wird etwa drei Stunden bis hierher brauchen.", sagt er und ich nicke. Wir müssten eigentlich bald am Waldrand ankommen und ich bin guter Hoffnung, dass es Jack schaffen wird. Und wenn ich mir in den letzten Tagen, die die schlimmsten meines Lebens waren, etwas geschworen habe, dann, dass ich zu meinen Gefühlen stehen werde. Ich kann den Gedanken daran nicht ertragen, dass er oder ich noch einmal in so eine Situation kommen sollten, ohne dass Jack weiß, dass er geliebt wird. Und zwar von mir. Ich habe jetzt schon Angst davor, es ihm zu gestehen, weil ich nicht weiß, wie er reagieren wird, aber ich werde es tun.

Aber für hier und jetzt ist alles was ich will, dass er lebt. Besorgt hole ich wieder auf zu Teal'c und streiche Jack flüchtig mit der Hand über die Stirn. Seine Körpertemperatur ist wieder gestiegen und ich danke Gott dafür. Vielleicht gibt es da oben doch jemanden, der mich mag?

"Da vorne!", schreit Daniel plötzlich und ich folge seinem Blick zur...Waldgrenze. Endlich. Ich seufze erleichtert und auch Teal'c beschleunigt das Tempo.

Wir gehen ein Stück in die weite Ebene hinaus und Teal'c legt Jack vorsichtig auf den kalten Tundraboden. Ich setze mich neben ihn und bette seinen Kopf auf meine Oberschenkel. Ich weiß nicht, ob er mich hört, aber ich flüstere ihm beruhigende Worte ins Ohr. Daniel lächelt mich an und ich muss zurücklächeln. Sein Blick ist warm und mitfühlend. Ich wende meinem wieder dem leblosen Jack in meinem Schoß zu und studiere seine Gesichtszüge, die mir so vertraut sind. Plötzlich flattern seine Augenlider und für Sekundenbruchteile sehe ich in seine braunen Augen. "Jack?, flüstere ich, aber er reagiert nicht. "Alles wird gut.", hauche ich, aber wahrscheinlich mehr zu meiner eigenen Beruhigung.

Ich lege meine Hand auf seine Wange und erschrecke wieder, wie kalt sich sein Körper immer noch anfühlt. Langsam streiche ich mit meinen Fingern fast ehrfürchtig über seine Haut, einfach, um ihn berühren zu können.

Teal'c setzt sich neben mich und beobachtet mich. Manchmal würde ich wirklich zu gerne wissen, was in diesem Mann vorgeht. Was denkt er wohl gerade?

Nach einer schieren Unendlichkeit höre ich das entfernte Geräusch des Helikopters und niemand kann sich die Erleichterung vorstellen, die mich in diesem Moment überfällt. Daniel fängt wild an zu winken und ich lächle und bleibe sitzen.

weiter: Kapitel 7
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