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Alex II – Amour Fou von moth-to-flame

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Alex II – Amour Fou


Kapitel 1: Ce Soir

Freitag
21.14 Uhr

Jack fuhr, auf der Suche nach einem Parkplatz, nun schon zum dritten Mal um den Block. Diesmal schien er endlich Glück zu haben. Der Fahrer eines alten Ford Scorpio wuchtete seinen Wagen aus einer verhältnismäßig kleinen Parklücke. Sofort nahm Jack die Lücke in Beschlag und war erstaunt, dass er Carters Wagen tatsächlich drei Autos weiter vorfand. Sie waren zwar nahezu gleichzeitig von der Basis aus gestartet, aber irgendwie hatte Jack den kleinen weißen Wagen wohl aus den Augen verloren. Und Sam schien mehr Glück bei der Parkplatzsuche gehabt zu haben als er mit seinem massigen Truck. O'Neill atmete ein letztes Mal tief durch und war sich der Kuriosität dieser Situation mit einem Mal sehr bewusst. Die Neonreklame des Lokals, in dem sie sich treffen wollten, bestand aus zwei Worten und blinkte in einem unangenehmen Rot vom Dach des niedrigen Hauses am Stadtrand.
'Für diesen Namen ein sehr gut besuchtes Pub', dachte Jack sich wieder einmal. Er öffnete die nostalgisch anmutende Tür und trat mitten in das Nachtleben des 'Ce Soir'.
Um an die Bar zu kommen, musste er zuerst an den Toiletten, der Garderobe und am Stammtisch vorbei, wo ihm einige nicht mehr ganz nüchterne Kerle zuprosteten. Endlich entdeckte er Carter, die breitbeinig auf einem Barhocker saß und gelangweilt den Kopf auf ihre Hände stützte. Sie gab ein seltsam verlorenes Bild ab und Jack trat auf sie zu. "Hi!", warf er ihr an den Kopf. Sie zuckte erschreckt zusammen, lächelte dann aber erleichtert. "Hi Sir, ich dachte schon, Sie kommen gar nicht mehr.", sagte sie mit einem tadelnden Unterton in der Stimme. Schweigend wies sie auf den Tisch mit den angetrunkenen Männern, die keinen Hehl daraus machten, dass sie Sam hier noch nicht oft gesehen hatten, sie hier aber sehr begrüßten. Jack seufzte und warf den Kerlen einen warnenden Blick zu. "Sie haben mich mit ihrem Flitzer ganz schön abgehängt...", murmelte er abwesend. Sam sah ihn grinsend an.
"Okay...ich hab' keinen Parkplatz gefunden.", gab er schließlich zu. Carters Grinsen verbreiterte sich.

"Wollen wir?", meinte Jack kurz darauf und wies mit dem Kopf auf den Barkeeper. "Au ja, ich bin schon fast am Verdursten.", erwiderte Sam eifrig und winkte den Ober herbei. Keineswegs überrascht von ihrer Initiative verfolgte O'Neill, wie seine Begleiterin zwei Bier bestellte.

Berieselt von den Hintergrundgeräuschen verfielen die beiden in ein unangenehmes Schweigen. Während Jack die schrumpfende Schaumkrone seines Bieres sehr interessant fand, warf Sam dem Billardtisch sehnsüchtige Blicke zu. "Lust auf Pool?", fragte sie schließlich. Jacks Kopf schnellte überrascht nach oben. Sam nickte ihm aufmunternd zu. "Sie sind unschlagbar, Carter.", sagte er und grinste. Sam wiegte den Kopf. "Seien Sie kein Hasenfuß, Sir!", meinte sie und ergriff sein Handgelenk, um ihn vom Hocker zu zerren. Widerwillig folgte Jack seinem 2IC und war überrascht, wie intensiv die bloße Berührung ihrer Hände auf ihn wirkte. Immer noch lächelnd drückte sie ihm einen Queue in die Hand und deutete auf die bereits im Dreieck geordneten Kugeln. Jack seufzte und trat letztendlich doch freiwillig an den Tisch heran.

"Der Verlierer bezahlt die nächste Runde.", kündigte Sam an und zeigte auf ihr leeres Bierglas, welches sie auf den Rand des Billardtisches gestellt hatte. Jack runzelte die Stirn. "Sie wollen mich wohl ausnehmen...", murmelte er gespielt missmutig. "So voller Selbstzweifel heute?", witzelte sie. Er schielte sie böse an, konzentrierte sich dann aber auf die weiße Kugel, die Sam für ihn auf dem Tisch platziert hatte. Er kniff die Augen zusammen und ließ den Queue zwischen seinen Fingern mehrmals hin- und hergleiten, bevor er den Schuss schließlich ausführte. Besser als erwartet verteilten sich die Kugeln auf dem Tisch.

Sam nahm ein Stückchen Kreide und spitzte ihren Stock, bevor sie versuchte, die beste Position zu finden. Einige Male wechselte sie die Seiten. "Sie wissen, dass das nur ein Spiel ist, nicht wahr, Major?", zog O'Neill sie auf. Sam sah ihn grinsend an. "Ja Sir...durchaus...", gab sie konzentriert zurück. Jack blieben seine Worte im Hals stecken, als er beobachtete, wie Sam sich nervös mit der Zunge über die Lippen fuhr. Sein Blick wanderte zu ihren Fingern, die den Queue auf eine talentierte Art und Weise balancierten, die auf ihn fast erotisch wirkte. Vielleicht war dieser Abend ein einziger großer Fehler...

Fünfzehn Minuten später waren alle Kugeln bis auf die schwarze versenkt. Nur drei davon gingen auf Jacks Konto. Er hatte also schon verloren - und Sam war an der Reihe. Die weiße Kugel lag an der Kippe zu einem Loch, während sich die schwarze am anderen Ende des Tisches in der Mitte befand. Carter bewegte sich grazil an ihm vorbei und ließ dabei die Kugeln nicht aus den Augen. Konzentriert versuchte sie, die Bahn der weißen im Voraus zu berechnen. Jack sah ebenso fasziniert zu, aber sein Blick fokussierte sich auf Sams Hintern, der verführerisch leicht hin- und herwippte. Er befand sich wie in einer Art Trance-Zustand, nicht fähig, seinen Blick abzuwenden. Die Zeit schien sich zu verlangsamen und die Hintergrundgeräusche schwollen zu einer unverständlichen Kakophonie an. Bis Sam sich - übers ganze Gesicht strahlend - zu ihm umdrehte. Mit einem gekonnten Bandenspiel hatte sie die schwarze gefolgt von der weißen Kugel eingelocht. Jack schüttelte verwirrt den Kopf und gewann seine
Fassung nur langsam wieder.
"Das nenne ich einen haushohen Sieg.", meinte er und fuhr sich nervös durch sein Haar. Plötzlich verspürte er einen unbändige Drang, an die frische Luft zu gehen zu müssen...
"Sir?", riss ihn Carters Stimme aus den Gedanken. Wie er dieses Wort doch hasste!
"Sir, alles in Ordnung?", fragte sie.
"Ja...ja. Ich dachte nur eben darüber nach...ach vergessen Sie's.", erwiderte er und suchte nach den richtigen Worten.
"Okay, dann warte ich jetzt auf mein Bier!", verlangte sie dreist. Ihre Augen blitzten triumphierend.

Jack ging mit bedächtigen Schritten an die Bar und bestellte zwei Bier. Schließlich aber ließ er die beiden Gläser auf der Theke stehen und flüchtete nach draußen...
Die feuchtkühle Nacht klärte seine Gedanken und er atmete sie gierig ein. Wie weit war er nun schon gesunken, dass er nicht einmal einen freundschaftlichen Abend mit seiner Kollegin verbringen konnte, ohne verwerfliche Gedanken zu hegen? Als er so ihren in enge Jeans verpackten Hintern bewundert hatte, war vor seinem geistigen Auge ein ziemlich verwirrendes Bild aufgetaucht. Er hatte seine eigenen Arme gesehen, die sich mit einer fast alltäglichen Sicherheit um Sams nackte Hüften geschlossen hatten. Ihr Rücken hatte schweißnass geglänzt und...
"Colonel?", erneut ließ Sams Stimme ihn aufschrecken. Sie war ihm nach draußen gefolgt und sah ihn nun stirnrunzelnd an, wie er, mit einer Hand an die Wand gestützt, gebeugt dastand. Ihr Gesicht war in das unnatürliche rote Neonlicht getaucht. "Was ist mit Ihnen?", fragte sie besorgt und kam näher. Jack richtete sich auf und räusperte sich. "Nichts. Ich hab nur eben...es...mir würde nur plötzlich schlecht. Muss wohl das Bier gewesen sein...", log er stotternd, sah aber an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie ihm das keineswegs abkaufte. "EIN Bier hat noch niemanden umgehauen. Und Sie schon gar nicht.", meinte sie. Ihre Mimik schwankte zwischen Amüsiertheit und Besorgnis. O'Neill schloss kurz die Augen, als Sam seine Schulter berührte. "Ist wirklich alles okay?...Soll ich Sie nach Hause fahren?", bot sie an. Jack stöhnte. Er hatte gerade fluchtartig das Lokal verlassen, um seine unerlaubten Visionen, die sich um sie gedreht hatten, aus dem Kopf zu bekommen. Und sie bot ihm an, ihn nach
Hause zu fahren!

"Nein. Nein. Es geht mir gut. Wirklich. Gehen wir wieder rein.", wiegelte er schnell ab. Sam nickte langsam, ließ seine Schulter aber nicht los. "Sie müssen mir immerhin noch davon erzählen, was Thor gesagt hat.", sagte sie und lächelte. Jack grinste gequält und wünschte sich inbrünstig, sie würde ihre Hände von ihm nehmen. Obwohl sich die Hitze ihrer Berührung durch den Stoff seiner Kleidung mittlerweile in seinem ganzen Körper ausgebreitet hatte. Abwesend hatte Sam angefangen, ihre Hand langsam an seinem Oberarm auf- und abgleiten zu lassen. Jack zog scharf Luft ein und sah sie verwundert an. Seine Selbstkontrolle glitt ihm zunehmenden aus den Händen. Auf ihrem Gesicht lag immer noch ein Ausdruck von Besorgnis, plötzlich aber schien ihr erst bewusst zu werden, was sie gerade tat und erschrocken über sich selbst drehte sie sich abrupt um. Langsam ging sie auf den Eingang zu. Jack packte sie unsanft am Arm und drehte sie wieder zu sich herum. Ihre Augen weiteten sich überrascht.

Unfähig, der Versuchung weiterhin zu widerstehen, drückte Jack seinen Körper gegen sie und presste seine Lippen rau und verlangend auf die ihren. Vollkommen überrumpelt war Sam im ersten Moment zu perplex, um reagieren zu können. Dann aber befreite sie sich aus seiner Umklammerung und drückte mit beiden Händen gegen seinen Oberkörper, um von ihm loszukommen. Empört tat sie ein paar Schritte zurück und sah ihn entsetzt an.

Jack traf die Gewissheit seines unverantwortbaren Verhaltens wie ein Keulenschlag. Er senkte beschämt den Kopf. Er hörte Sams unregelmäßigen Atem und sein eigenes Herz, das mit schnellen, lauten Schlägen gegen seinen Brustkorb hämmerte. Eine Weile starrte auch er sie nur an. "Es tut mir leid.", flüsterte Jack schließlich nur so laut, dass Sam es gerade noch verstehen konnte und ballte seine Hände zu Fäusten.
"Das...Sir...ich...", stotterte sie zur Antwort, verstummte dann aber und schüttelte konfus den Kopf. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand im Pub. Jack presste sich die Handballen auf die Augen und verzog den Mund zu einem tonlosen Schrei. Was hatte er nur getan?
Er stützte sich wieder an die Mauer, um zu verhindern, dass seine Knie unter ihm nachgaben. Wenige Sekunden später sah er, wie Carter mit ihrer Jacke in der Hand wieder aus dem Lokal kam und auf ihren Wagen zusteuerte. Im gespenstischen Licht der Neonreklame sah er, wie sie ihm einen verständnislosen Blick zuwarf. Jacks Augen verfolgten den weißen Wagen die Straße entlang, bis die Dunkelheit die Rücklichter verschluckte.

Es dauerte einige Minuten, bis er wieder in der Lage war, die Bar zu betreten, um seine Sachen zu holen. Zu seinem Bedauern stellte er fest, dass Sam auch seine Getränke bezahlt hatte. Und das, nachdem er sie eigentlich eingeladen hatte...
"Oh Gott...", seufzte Jack, als er endlich in seinem Wagen saß. Sein Oberkörper sank auf das Lenkrad und er versuchte mit aller Gewalt, die Gedanken in seinem Hirn zu vernichten. Erfolglos schlug er seinen Kopf wieder und wieder gegen das Lenkrad. Wie sollte er je wieder fähig sein, ihr in die Augen zu sehen? Geschweige denn mit ihr zu arbeiten? Wie konnte ihm das passieren? Ihm, der es sonst so bravourös schaffte, seine Gefühle zu verstecken? Es kam ihm wieder in den Sinn, wie aufgeregt und fröhlich er am Nachmittag gewesen war, als Sam zugestimmt hatte, ihn auf einen Drink zu begleiten. Wie glücklich er gewesen war, dass sie Ja gesagt hatte. Nun wünschte er, sie hätte ihn abblitzen lassen. Es war ein Fehler gewesen, seit ihrer Zusage. Ein vorhersehbarer Fehler. Er hätte wissen müssen, dass er zu schwach war, so einen Abend in bloßer Kameradschaft zu verbringen. Dann hätte er wenigstens noch das GEFÜHL, ihr Freund sein zu können. Jetzt hatte er sogar das Wenige verloren, was
zwischen ihnen bestanden hatte...
Er fühlte sich, als würde er in ein bodenloses, schwarzes Loch fallen, aus dem es kein Entrinnen gab.


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