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SG Atlantis: Pandora von Christian

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Kapitel 1: Zwischen den Fronten


---Dschungel von Brasilien, 25. Januar 2002, 11:10 Uhr Ortszeit---


‚Die Industrieländer beuten den Dschungel aus. Jeden Tag werden blah blah Hektar Regenwald abgeholzt. Jeden Tag werden blah blah blah Tierarten ausgerottet.' All diese Gedanken huschten Larrissa Loyd durch den Kopf während sie sich durch den verfallenen Tempel der Azteken kämpfte. Normalerweise war sie gar nicht so zynisch, aber über einen Mangel an Pflanzen (vorzugsweise mit Stacheln versehen) und Tierarten (vorzugsweise giftig) konnte sie sich wirklich nicht beklagen. Im Moment wünschte sich sich nichts sehnlicher, als dass die Industrienationen in ihrem Zerstörungswahn etwas gründlicher gewesen wären und auch diesen Tempel vom Ungeziefer befreit hätten. Nein, dachte sie bei sich, das stimmte nicht. Was sie sich wirklich am sehnlichsten wünschte, war ein ausgiebiges Bad.

Gerade griff sie wieder in etwas besonders ekliges, das sich wohl noch nicht entschieden hatte, ob es sich eher der Tier- oder der Pflanzenwelt zugehörig fühlte, als ein Knirschen hinter ihr verriet, das irgendetwas ganz und gar nicht stimmte.

Oh oh!

Langsam drehte sie sich um und erblickte die riesige Steinkugel, die hinter ihr in den Gang krachte und langsam Fahrt aufnahm. Irgendwie erinnerte sie diese Szene an etwas, aber ihr Kopf war viel zu leer, um im Moment darauf zu kommen.

Laufen! Schneller! Nur weg von diesem Ungetüm! Immer schneller polterte der steinerne Ball hinter ihr her und fraß ihren Vorsprung rascher und rascher auf. Für jeden Meter, den sie sich durch Staub, Dreck und Spinnweben vorankämpfte, holte die Kugel einen halben Meter auf. Schon fühlte Larrissa den schweren Druck des kugelförmigen Grabsteins auf ihrer Lunge lasten - oder war das die Erschöpfung?

Wie in Trance sah sie den Ausgang vor sich und sprang! Warf sich voran. Hechtete die letzten Meter quer durch die Luft - und hatte es geschafft! Ein Donnern hinter ihr verkündete ein Ende der Verfolgungsjagd. Die Kugel war stecken geblieben.

Für den Moment blieb sie einfach liegen und rang nach Atem. Wieso um alles in der Welt betrieb sie Archäologie eigentlich auf diese Weise, anstatt bei einem gemütlichen Kaffee in uralten Wälzern zu stöbern?

"Sie haben da glaube ich etwas, das uns gehört?"

Larrissa sah auf und erblickte die Gesichter von etwa einem Dutzend Männern. Die Hälfte davon waren Indios und halbzivilisierte Indianer, die anderen sahen europäisch aus. Dem Akzent nach zu schließen aus Holland oder Deutschland.

"Bitte? Ich habe mich wohl verhört!", gab sie zornig von sich.

"Sie haben mich schon ganz gut verstanden. Die Büchse der Pandora. Ich weiß dass Sie sie haben. Geben Sie sie uns!"

"Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Hören Sie, wie wär's wenn wir ... urgh." Zwei der Männer hatten sie unsanft gepackt und drehten ihr die Arme auf den Rücken. ‚Aha', dachte sie im Stillen bei sich, ‚so eine Art von Männern also.'

"Besser Sie hören uns zu, Mrs. Loyd. Wir können auch anders!" Ein deutlicher Unterton der Genugtuung mischte sich in die Stimme des Anführers. Larrissa nahm sich vor, demnächst einmal seine Kniescheiben zu zertreten.

"Das Artefakt, wo ist es?"

"Ich habe wirklich keine Ahnung ... urgh."

"Durchsucht sie!"

Der erste Kerl, der es wagte, seine Finger an sie zu legen, sah nur einen Wirbel in der Luft, danach flog er mehrere Meter rückwärts zu Boden, wo er reglos liegen blieb.

"Vorsicht! Sie kann ..."

Der Rest ging in einem ohrenbetäubenden Donnern unter. Anscheinend war die Steinkugel noch nicht ganz zur Ruhe gekommen und hatte sich just diesen Moment ausgesucht, um sich erneut zu lösen und ihr Zerstörungswerk fortzusetzen. Den Schreien des Erschreckens folgten bald Schmerzensschreie, als sich die Kugel direkt durch die Gruppe hindurchwalzte.

Larrissa, die zu den Glücklichen gehörte, die sich rechtzeitig aus dem Weg werfen konnten, vertrödelte keine Zeit damit, die Verluste zu zählen. Statt dessen huschte sie zurück in den Tempel hinein, ihre Hand schützend auf die Gürteltasche gelegt, in der die sagenumworbene Büchse der Pandora ruhte.


---Pyramiden von Giseh, 25. Januar 2002, 16:15 Uhr Ortszeit---


Ein schreckliches Heulen schwoll an und ließ Zacharias McKracken, freier Journalist und Sensationsreporter, das Blut in den Adern gefrieren. Das Heulen hielt mindestens 10 Sekunden lang an, bevor es langsam an Stärke verlor.

"Was zum Teufel war das?"

"Das ist der Wind", beruhigte ihn Dr. Bringant. "Er heult durch die Gänge und Ritzen und erzeugt dabei dieses laute Geräusch. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran."

Zak bezweifelte dass er sich jemals an so etwas gewöhnen könnte, brachte aber dennoch ein tapferes Lächeln zustande. Obwohl er zwei Jahre lang Archäologie mit Schwerpunkt Ägyptologie studiert hatte, war dies sein erster Trip nach Kairo und zu den großen Pyramiden.

Sein Studium! Damit hatte dieser ganze Ärger überhaupt erst angefangen. Instinktiv ließ er seine Hand zum Hemd gleiten, unter dem er den Umriß des Amuletts ertasten konnte. Das geheimnisvolle Amulett mit dem Symbol des Sonnengottes Ra darauf, dass ihm seine Großtante und Patin zum 18. Geburtstag geschenkt hatte. Nie würde er ihre geheimnisvollen Worte vergessen: "Wenn du jemals erfahren möchtest, was es mit diesem Amulett auf sich hat, dann mußt du mir zuerst ein abgeschlossenes Studium vorweisen." Und dabei hatte sie nicht nur in irgendein Fach im Sinn, nein, Ägyptologie oder Astrophysik mußte es sein.

Natürlich war es ein abgekartetes Spiel gewesen. Allgemein war die Sorge in seiner Familie recht groß, dass nichts "Vernünftiges" aus ihm werden würde. Und "Vernünftig" bedeutete in diesem Fall natürlich Akademiker, so wie jeder andere aus dem altehrwürdigen Klan der McKraken.

Aber er hatte sich ködern lassen - und versagte jämmerlich. Es war nicht so, dass es ihm an Intellekt mangelte - zumindestens redete er sich das gerne ein - es war vielmehr ein mangelndes Interesse. Archäologie, und insbesondere Ägyptologie, war ein entsetzlich staubtrockenes Fach voller langweiliger Dozenten und Vorlesungen. Selbst die Studenten waren langweilig - zumindestens diejenigen, die ihr Studium ernst nahmen. Zak nahm sein Studium nie wirklich ernst. Und so brach er sein Studium nach vier Semestern ab.

Aber da war immer noch das Amulett. Er hatte seiner Großtante hochheilig versprechen müssen, es nie irgendjemandem zu zeigen, und in dieser Beziehung blieb er auch standhaft. Aber er wollte zu gerne herausfinden, ob das Amulett tatsächlich aus purem Gold bestand. Gelegenheit zu einer genaueren Analyse erhielt er, als dieser Bereich der Archäolgie praktisch gelehrt wurde. Heimlich führte er seine Untersuchung durch - und fand heraus, dass das Amulett nicht aus Gold bestand! Statt dessen bestand es aus einem unbekannten Material, das es nicht auf der Erde gab!

Er führte die Untersuchung so oft hintereinander durch, dass es schon fast auffällig wurde, und immer kam er zu demselben Ergebnis. Da erst wurde ihm klar, dass Tante Catherine tatsächlich etwas wußte, das weit über den Kenntnisstand seiner Archäologie-Professoren hinausging! Und die einzige Möglichkeit, es jemals herauszufinden, bestand in einem abgeschlossenen Studium.

Doch nicht in Ägyptologie. Da er jetzt wußte, dass es einige Wahrheiten über die alten Ägpyter gab, die in keinem Lehrbuch standen, fand er überhaupt kein Interesse mehr an diesem Stoff. Also hängte er sein Ächäologie-Studium an den Nagel und wandte sich einem neuen Fach zu: der Astrophysik.

Und wieder einmal versagte er kläglich.

Geschlagene zwei Jahre brauchte es, bis er sich endlich eingestand, dass er vielleicht das Zeug zu einem Physiker hatte, die hohe Kunst der Astrophysik ihm jedoch auf immer ein Buch mit sieben Siegeln bleiben würde. Es fing bereits mit seinem Verständnis der allgemeinen Relativitätstherorie an und wurde von da an immer schlimmer. Frustriert und auch ein wenig enttäuscht von sich selbst schmiß er endgültig das Handtuch. Ein Akademiker würde er in diesem Leben nicht werden.

Da stand er nun, ein abgebrochener Student der Ägyptologie und Astrophysik, vier Jahre seines Lebens mehr oder weniger sinnlos vergeudet, und ohne die geringste Chance, jemals hinter das Geheimnis des Amuletts zu kommen. Es sei denn, er machte sich auf eigene Faust auf die Suche nach der Wahrheit!

Also ernannte er sich selbst zum freien Journalisten (von einem weiteren Studium hatte er erst einmal die Nase voll) und reiste von einem exotischen Ort an den nächsten - das Geld dafür erhielt er von seinen reichen Eltern, die inzwischen schon glücklich waren, dass sich ihr Junge überhaupt für irgendetwas begeistern konnte - und veröffentlichte zweitklassige Reportagen in drittklassigen, populärwissenschaftlichen Magazinen. Immerhin hatte er eine recht ordentliche Wissengrundlage vorzuweisen - wenn auch in zwei Disziplinen, die sich so gar nicht miteinander in Einklag bringen ließen.

Und eine dieser Reportagen hatte ihn schließlich hierher verschlagen, zu den Großen Pyramiden von Giseh - der Ort, von dem offensichtlich auch das Amulett stammte. Der deutsche Ingenieur Dr. Bringant und seine Crew waren dabei, bislang unerforschte Gänge der Pyramide mit einem winzigen Roboter zu erforschen. In der Königskammer der größten Pyramide hatten sie ihre Ausrüstung aufeinandergestapelt und Zak konnte auf einem winzigen Monitor das Vorankommen des Roboters verfolgen. Die Maschine kämpfte sich im Moment mit ihrem Raupenantrieb einen 45°-Winkel hinauf - zumindestens behauptete Dr. Brigant das. Zak erkannte gar nichts außer einer immerwährende Abfolge von hellen und dunklen Schatten.

Genau so mußte es damals gewesen sein, als dieses winzige ferngesteuerte U-Boot das Wrack der Titanic entdeckt hatte. Eine Kamera zeigt helle und dunkle Schatten, ein Forscher erkennt darin das heißersehnte Ziel seiner Bemühungen, aber es braucht einen guten Journalisten, der zur rechten Zeit am rechten Ort ist, um aus der ganzen Sache eine Sensation zu machen und den Pulitzerpreis zu erringen. Und wenn nicht das, dann zumindestens die Grundlage für einen Hollywood-Kassenschlager zu legen.

Zur rechten Zeit am rechten Ort - genau so fühlte sich Zak in diesem Moment. Er war ganz sicher, dass dieser deutsche Ingenieur kurz vor einer bedeutenden Entdeckung stand. Und er - Zak - würde die dazu passende Sensationsstory schreiben. Wie würde die Titelzeile lauten? ‚Grandioser Fund in Gizhe - neue Kammer entdeckt' oder lieber ‚Auf den Spuren des Pharaos - welchem Zeck diente die Grosse Pyramide wirklich?'. Das es hier etwas zu entdeckten gab, da war sich Zak ganz sicher. Schließlich war dies der Ort, an dem man auch das geheimnisvolle Amulett gefunden hatte.

"Wir haben den Eingang erreicht", sagte Brigant, und tatsächlich konnte Zak auf den Monitoren so etwas wie eine Steinplatte ausmachen, die den Weg versperrte. Und unter dieser eine Ritze, kaum mehr als einen Zentimeter breit ...

"Apophis aktiviert", murmelte einer der Mitarbeiter des Doktors. Apophis war der phantasievolle Name, den die Crew dem dünnen, schlangenartigen Roboterarm gegeben hatten, der sich mit einer Punktkamera und einigen anderen Sensoren bestückt unter der Ritze hindurchwinden sollte. Nun begannen einige spannende Minuten, in denen der Mitarbeiter - ein ewig schwitzender Italiener namens Asis Robertini - mit seinem Joystick herumhantierte.

Dann endlich: "Wir sind durch. Kamera eingeschaltet."

Dunkelheit. Natürlich. Mit stockender Stimme befahl Brigant: "Asis, Licht!"

Und das Licht des Apophis-Roboterarms flammte auf.

Genau in diesem Moment startete Samantha Carter auf der anderen Seite des Globus ihr experimentelles Ansteuerprogramm und gab den Re-Initialisierungs-Befehl. Auch tausend Jahre später würden sich die Gelehrten noch streiten, ob es dieser Befehl war oder das Licht des Roboterarms, das die Sentinels erwachen ließ. Vielleicht war es auch beides zusammen. Für die historische Betrachtung ist es jedoch nur wichtig zu wissen, dass sich die Dinge von da an rapide zum Schlechteren entwickelten.

In der einzelnen Sekunde, die der Roboterarm ein Bild von der neuen Kammer übermittelte, bevor er den Geist aufgab, sah Zak ein Gesicht, das ihn sein Leben lang in seinen Alpträumen begleiten würde. Metallisch. Kalt. Und doch von einer schrecklichen Intelligenz beseelt.

Funken stoben aus den Monitoren. Plötzlich riefen alle durcheinander.

"Was war das? Was war das???"

"Totalausfall! Autsch!"

"Habt ihr das gesehen?"

"Die Übertragung ist ausgefallen!!!"

"Was ist passiert?"

Und dann gab die Elektrik mit einem kurzen Knall endgültig den Geist auf und Dunkelheit senke sich über die Königskammer.

Und die Schatten begannen sich zu bewegen ...


---Dschungel von Brasilien, 25. Januar 2002, 12:10 Uhr Ortszeit---


Larrissa tänzelte den engen Gang entlang und achtete sorgfältig darauf, nicht auf die Bodenplatten zu treten, die sie zuvor mit kleinen Steinchen markiert hatte. Ein sehr lauter Schmerzensschrei hinter ihr, der kurz darauf abrupt abbrach, zeigte ihr, dass ihre Verfolger nicht dieselbe Vorsicht walten ließen. Oder aber sie scherten sich einen Teufel um die Sicherheit der Indios, die sie vorschickten, um die Fallen auszulösen.

Doch auch das sollte ihnen nicht viel nützen, dachte die Archäologin grimmig. Irgendwann würden ihnen die Indios ausgehen und dann würden sie diese Scharade mit ihrem eigenen Blut bezahlen müssen. Spätestens dann durfte sie hoffen, ihre Verfolger abschütteln zu können. Bis dahin würde noch eine Weile vergehen, aber dieser Tempel hielt mehr als genug Fallen bereit - und Larrissa kannte sie alle.

Das dachte sie zumindestens, doch als sie hinter dem Gang in eine größere Kammer huschen wollte, wurde sie unsanft gepackt - schon wieder! Der erste Angreifer wirbelte schreiend und um die eigene Achse rotierend davon, bevor er von einer Mauer gestoppt wurde. Der zweite war auf der Hut und stark genug, dass ihm Larrissa nicht so einfach den Arm brechen konnte. Außerdem trug er eine Art Ritterrüstung, die verhinderte, dass sie irgendwelche krummen Tricks zur Anwendung bringen konnte. Die Form seines Helms erinnerte sie an ägyptische Wandmalereien. Seltsame Geräte in der Form aufgerichteter Kobras wurden auf ihren Kopf gerichtet und sie zweifelte keine Sekunde daran, dass es sich um Waffen handelte. Sie hielt still.

Nun trat ein weiterer Mann in ihr Blickfeld, der ähnlich gekleidet war wie seine Begleiter, allerdings nicht gerüstet und ohne einen Helm auf dem Kopf. Er warf ihr ein freundliches Krokodilslächeln zu und seine Augen schienen für einen Moment aufzuleuchten, bevor er mit einer unerwartet tiefen Stimme sagte: "Ich glaube es befindet sich ein Gegenstand in deinem Besitz, der mir gehört."

‚Haben diese Typen eigentlich immer den selben Spruch drauf?', fragte sich Larrissa genervt und entschied sich, auf die Verleumdungs-Nummer zu verzichten und diesmal etwas direkter vorzugehen: "Wer in drei Teufels Namen sind Sie???"

"Mein Name ist Tanith." Immer noch dieses irritierende Lächeln. "Gib mir den Gegenstand jetzt, und es wird dir eine Menge Schmerz erspart bleiben."

Die völlige Gelassenheit dieser Worte verriet ihr, dass sie es mit einem Killer zu tun hatte. Und sie befand sich in keiner geeigneten Situation, um zu verhandeln. Zaghaft neselte sie an ihrer Gürteltasche herum. Normalerweise hatte sie für solche Situationen immer eine Handgranate dabei, aber die hatte sie heute schon verbraucht. Grob griff der Mann namens Tanith nach ihr und riss ihr die Tasche einfach vom Gürtel. Böse funkelte sie ihn an - ein weiterer Kandidat für eine zerschmetterte Kniescheibe.

Hinter ihr wurden die Schritte ihrer Verfolger lauter und plötzlich wurde es in der Kammer sehr sehr eng, als sich diese zu ihnen gesellten. "Die Waffen runter!", brüllte einer von ihnen. Jede verbliebene Waffe beider Seiten wurde gezückt und auf den Feind gerichtet. Zunächst beschränkten sich beide Seiten jedoch darauf, wüste Beschimpfungen auszutauschen. Larissa wusste, dass die Luft bald sehr bleihaltig werden würde, also beschloß sie zu handeln.

Sie packte den gerüsteten Kämpfer, der seine Waffe törichterweise von ihrer Stirn genommen und auf die Neuankömmlinge gerichtet hatte, und schleuderte ihn von sich. Sofort brach ein Tumult aus. Gewehre wurden krachend abgefeuert, und auch die kobraförmigen Waffen taten ihre Wirkung.

Eine dieser Waffen traf Larrissa in den Rücken, als sie sich schon hinter einem Felsaltar in Sicherheit wiegte. Sengender Schmerz durchzuckte ihr gesamtes Rückgrat. Urplötzlich wurde es sehr hell um sie herum und ein Geräusch von aufeinanderschlagenden Schwertern erklang. Danach schrumpfte ihr Universum auf die Größe eines winzigen Punktes zusammen und sie verschwand in der Finsternis der Bewusstlosigkeit.


---Pyramiden von Giseh, 25. Januar 2002, 17:00 Uhr Ortszeit---


Zacharias McKraken rannte, als wären die Heerschaaren der Hölle hinter ihm her - was, wenn man es richtig betrachtete, tatsächlich der Fall zu sein schien. Aber für eine genaue Analyse seiner Situation hatte er keine Zeit, also mußte die einfache Zusammenfassung genügen: Irgendetwas in der Pyramide war zum Leben erwacht, und es hatte jeden bis auf ihn getötet. Und jetzt war es hinter ihm her.

Das spärliche Licht seiner Taschenlampe erhellte den Weg, den er entlanghetzte. Auf der Karte hatte das Innere der Pyramide so einfach ausgesehen, aber hier drin kam sie ihm viel größer und verwinkelter vor.

Schließlich gelangte er in eine größere Kammer, die bis auf einen Altar leer war. Komisch, an einen solchen Raum konnte er sich gar nicht erinnern. Aber das war ihm egal. Er brauchte eine Verschnaufpause. Vorsichtig kroch er unter den Altar und schaltete mit großem Widerwillen die Taschenlampe aus. Das Licht hatte zwar etwas sehr beruhigendes in dieser Hölle aus Dunkelheit, aber die Gefahr war zu groß, dass es sein Versteck verraten würde.

Kaum lag er unter dem großen Steinblock, da hörte er auch schon die Schritte seiner Verfolger näherkommen. Kalt, mononton ... und sehr laut. Sie waren ... keine Menschen. Mehr wie Maschinen. Menschengroße Roboter mit den Köpfen von Schakalen. Scharfe, klingenbesetzte Klauen. Gesichter, die ihn in seine Träume verfolgen würden. So grausam und kalt, und doch so schrecklich lebendig.

Roboter. Automaten-Menschen. Anscheinend hatten die alten Pharaonen einige erstaunliche Kenntnisse besessen, und diese zum einzigen Zweck eingesetzt, ihre Pyramiden bis in alle Ewigkeiten von diesen Maschinen bewachen zu lassen. Das war wirklich eine sensationelle Entdeckung, auch wenn sie Zak wahrscheinlich mit seinem Leben bezahlen würde. ‚Fluch des Pharaos triff deutsche Expedition - amerikanischer Sensationsreporter von ägyptischen Automaten zermalmt!' Nein, das war zu lang. ‚Das Grauen der Großen Pyramiden - Tödliche Maschinenmenschen verwüsten Kairo'. Schon besser, aber immer noch nicht griffig genug. Zu schade, dass er seinen Triumph nicht mehr miterleben würde!

Die Schritte hielten vor dem Altar inne. Hatte er sich durch irgendetwas verraten? Vielleicht durch sein wie rasend schlagendes Herz? Jetzt, jeden Moment würde einer der Roboter sein häßliches Gesicht unter den Altar schieben. Der Tod, Zacharias, er erwartet dich mit seiner kalten Umarmung!

Dann setzten die Automaten ihren Weg fort. Als sich die Geräusche langsam in der Ferne verloren, wagte es Zak aufzuatmen. Es kam ihm vor, als hätte er über eine Minute lang die Luft angehalten. Erstaunlich, wozu der menschliche Körper in einer Notlage fähig ist.

Da packte ihn etwas am Bein. Stahlharter Griff. Ein Schmerzensschrei, dann zappelte er hilflos in der Luft. Die Augen der Kreatur leuchteten auf und hüllten ihn in einen grellen Lichtschein. Das war das Ende! Die Klauen der anderen Hand näherten sich langsam seinem Gesicht. Rasiermesserscharfe Klingen. Voller Angst griff er nach seinem Amulett und flehte die Götter an, ihn am Leben zu lassen.

Und wurde erhört! Ein Geräusch erklang, als würden zwei Metallklingen aufeinandergeschlagen und noch mehr Licht schlug über Zak zusammen. Er fiel. Schlug mit dem Kopf voran auf dem Boden auf. Hart. Das Licht war so schnell erloschen wie es gekommen war. Sein Kopf schmerzte. Feuchtigkeit rann ihm ins Auge. War das Blut? Orientierungslos tappte er durch die Dunkelheit.

Hatte er kurz das Bewußtsein verloren? Was war passiert? Nachtschwarze Dunkelheit umgab ihn, gepaart mit dem Flimmern der gerade verloschenen Helligkeit. Oder hatte er eine Gehirnerschütterung erlitten? Der eisenharte Druck an seinem Fußgelenk war noch da und ließ ihn wimmernd zusammenzucken. Er brauchte unbedingt Licht. Angestrengt tastete er nach seiner Taschenlampe. Als er sie gefunden hatte, mußte er allen Mut zusammennehmen, sie auch einzuschalten. Was er sah, überraschte ihn zutiefst.

An seinem Bein hing noch immer der abgerissene Arm des Automaten-Menschen. Zuckende Kabel ragten aus der Stelle, an der er früher am Rumpf des Roboters befestigt gewesen war. Und da, wo vorher der Automat gestanden hatte, lag nun eine Frau. Anscheinend unverletzt, aber bewußtlos. Feste, stabile Forscherkleidung. Ein langer, blonder Zopf rahmte ihr zu einem Stirnrunzeln verzogenes Gesicht ein. Zak fand, dass sie die schönste Frau war, die er je gesehen hatte!


--- Stationäres Orbit über Südamerika, 25. Januar 2002, 13:30 Uhr Ortszeit---


Tanith mußte sich selbst beglückwünschen. Er besaß wirklich ein schlangengleiches Talent, sich im allerletzten Moment aus Situationen höchster Gefahr herauszuwinden. Natürlich hatte das nicht nur mit Glück zu tun sondern auch mit der großen Umsicht, mit der er seine Aktionen plante. Er begab sich in keine gefährliche Situation, ohne nicht für mindestens einen Fluchtweg gesorgt zu haben. Das hatte ihm schon mehr als einmal das Leben gerettet.

Und genauso war es auch diesmal gewesen. Nachdem die Frau verschwunden war, war an ihrer Stelle ein Maschinenmensch erschienen und hatte sich sofort in den Kampf geworfen. Nur durch die gemeinsamen Anstrengungen der Menschen und seiner Jaffa war es gelungen, die Maschine zu vernichten. Das jedoch weckte noch viel mehr dieser Wesen, die überall im Tempel geschlummert hatten und nun zum Angriff übergingen. Ein grausames Gemetzel, bei dem die Menschen und Jaffa keine Chance hatten.

Er selbst war durch einen sorgfältig versteckten Not-Transporterring entkommen, während sich seine Jaffa-Leibgarde für ihn geopfert hatte. Einfältige Narren, die keine Ahnung hatten, was hier tatsächlich vor sich ging!

Sorgfältig achtete er darauf, dass sich der Transporterring deaktivierte und damit jedem Verfolger den Weg abschnitt, danach sah er sich an Bord seines kleinen Raumschiffs um. Ohne seine Leibgarde würde es ihm ein wenig am Luxus mangeln, aber schon bald würde er neue Sklaven erhalten. Außerdem bot das Schiff auch so genügend Annehmlichkeiten für seine an Bescheidenheit gewöhnten Ansprüche. Es basierte auf einem Goa'uld-Design, war aber mit vielen interessanten Verbesserungen durch die neuen Verbündeten seines Meisters versehen worden, die nicht nur die Kampfkraft erhöhten, sondern auch dazu dienten, das Leben an Bord angenehmer zu gestalten.

Nexus. Sein Meister. Langsam und in Gedanken versunken schritt Tanith durch die Korridore, bis er den Projektor erreicht hatte. Er kniete auf einer Plattform nieder und die riesenhafte Projektion seines Herrschers sprang vor ihm ins Leben.

"Du bist zurückgekehrt. Wir haben dich so früh noch nicht erwartet."

Tanith erwiderte den Blick der Projektion, ohne seine aufwallenden Gefühle zu verraten. Nexus. Sein Meister. Altvertraut und doch auf grausame Weise neu. Grausam selbst für die Begriffswelt eines Goa'uld.

"Meine Bemühungen waren leider nicht von Erfolg gekrönt, Meister. Es gelang mir nicht, ... das Objekt ... zu erbeuten."

Die Projektion verriet weder Zorn noch Mitleid: "Was ist geschehen?"

"Eine dritte Macht hat sich eingemischt. Die Sentinels sind erwacht."

Ein Zucken! Bestürzung? "Wie konnte das passieren?"

"Ich weiß es nicht, Meister. Ich bin sicher, dass weder ich noch andere im Tempel für ihr Erwachen direkt verantwortlich waren. Es scheint ... ein lächerlicher Zufall zu sein."

"Wir werden das überprüfen. Wo befindet sich die Büchse jetzt?"

"Das weiß ich nicht. Aber ich vermute sie ist im Besitz der Bruderschaft."

Die Bruderschaft vom Auge Ras. Ihre Feinde auf der Erde. Sehr geheim. Sehr unwissend. Ein idealer Sündenbock.

"Wir erwarten von dir, dass du auf die Oberfläche der Erde zurückkehrst und uns die Büchse beschaffst. So bald wie möglich. Wenn die Sentinels erwacht sind, wird dies ein sehr gefährlicher Ort für uns. Und für dich auch."

"Ja, Meister."

"Wir stellen fest, dass deine Leibgarde nicht mit dir zurückkehrt ist."

Tanith zuckte zusammen. Wenn Nexus das wußte, was wußte er dann noch von dem was sich an Bord von Taniths Schiff zutrug? Er würde sehr vorsichtig sein müssen.

"Das ist richtig. Sie fielen im Kampf gegen die Sentinels und die Bruderschaft."

"Wir werden dir Ersatz schicken. Halte dich bereit."

Tanith verbeugte sich: "Vielen Dank, Meister." Die Projektion erlosch.

Tanith entfernte sich und suchte hastig sein Privatquartier auf. Ein Blick auf seinen Kor'hagi'ek zeigte ihm, dass dieser Raum nicht überwacht wurde. Aber konnte er sich wirklich darauf verlassen? Er mußte es einfach riskieren. Eilig zog er die Gürteltasche unter seiner Kutte hervor und öffnete sie. Er lächelte, als er das Objekt in seinen Händen hielt. Die Büchse der Pandora! Sie wirkte völlig unscheibar, überhaupt nicht wie das Versprechen von Macht, das sie in sich trug. Sie würde ihm die Macht verleihen, sein eigener Meister zu werden!


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