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Soldat von JolinarJackson

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Soldat


Er war zu jung dafür. Er wusste nicht, wie es funktionierte. Und plötzlich fühlte er sich wieder wie 18, als Annie ihm gegenüber gesessen hatte in einem Diner – mitten in der Nacht – und sich die langen blonden Haare nervös hinter die Ohren strich. “Ich bin schwanger, Matt.“ Der Schock hatte gerade seinen Höhepunkt erreicht, als sie hinzufügte: “Ich lasse es wegmachen.“

Alles Lüge.

Matt fragte sich, ob es einen Teil in seinem Leben gab, an dem er nicht angelogen worden war. Vielleicht, bevor seine Eltern starben. Aber das war so lange her und er erinnerte sich kaum an die Zeit vor seinem fünften Geburtstag, den er im Heim verbracht hatte. Man hatte ihm gesagt, es sei schnell gegangen und dass sie keine Schmerzen hatten. Matt fand erst Jahre später durch alte Zeitungsartikel heraus, dass sie tatsächlich noch drei Stunden leiden mussten, ehe die Rettungskräfte keine Antwort mehr aus dem völlig zerstörten Wrack bekamen.

Und sein Ziehvater hatte von der Kanzel gepredigt, nur Gott könne Erlösung bringen. Matt hatte ihm geglaubt. Bis er ihn das erste von vielen Malen betrunken in der Kirche vorfand, am Altar lehnend eingeschlafen.

Man hatte ihm gesagt, das Militär sei die Lösung für ihn, um endlich Ordnung in sein Leben zu bringen. Und für eine Weile hatte es funktioniert. Er hatte gerade angefangen, sein Leben zu mögen und sich sicher zu fühlen.

Sogar daran geglaubt, etwas bedeutsames zu tun – das Ikarus-Projekt war mehr als er sich je erträumt hatte.

Dann kam die nächste Lüge. Sie evakuierten nicht zur Erde. Sondern ins Unbekannte. Destiny. Beinahe ironisch klang der Name in Matts Ohren. Denn er hatte dieses Schicksal nie gewollt.

Er fühlte sich nun jeden Tag so, als würde er auf den Zehenspitzen am Rande eines Abgrunds stehen, ohne irgendeinen Halt, und ständig versuchte jemand, ihn umzustoßen – meistens Rush. Es war aber Annie, die es geschafft hatte.

“Was wirst du denn jetzt tun?“, fragte Chloe und legte die Arme um ihn, drückt sich an seine Seite.

Er starrte auf den Boden und verkrampfte seine Hände in der Bettdecke. “Was kann ich tun? Annie hat keine Sicherheitsfreigabe. Ich bin Lichtjahre entfernt … was für eine Art Beziehung soll ich so zu einem Kind aufbauen? Zu meinem Kind.“ Es klang noch immer seltsam, es zu sagen. Er war erst 26. Er blickte jeden Tag einer neuen, lebensbedrohlichen Situation ins Augen. Er sollte keine Kinder haben.

Chloes Haare kitzelten seinen Nacken, als sie den Kopf in seine Halsbeuge drückte. Sie ließ einen Kuss auf seine Schläfe fallen. “Du bist sicher ein toller Vater.“

Matt fragte sich, warum er es ihr je erzählt hatte. Sie meinte es nur gut, das war ihm klar, aber möglicherweise hatte Eli Recht – wenn die Menschen um dich herum zu viel über dich wussten, dann wurde es schwierig. Erst recht, wenn diese Menschen nicht freiwillig zusammen waren.

“Nein, bin ich nicht, verstehst du? Ich bin nicht da.“ Matt stand auf und starrte aus dem Fenster. Die bläulichen Schatten des FTL-Antriebs machten ihn schwindelig, wenn er sich zur sehr darauf konzentrierte und er schloss die Augen.

“Entschuldige“, sagte Chloe.

“Schon gut“, antwortete er mit einem Seufzen, “Ich bin nur … im Moment wirklich fertig.“

“Verständlich. Mit allem, was momentan schief geht.“

“Colonel Young hat Spencer nicht getötet“, entfuhr es Matt.

“Das sage ich doch gar nicht“, antwortete Chloe.

Matt stieß die Luft aus. “Ich glaube ihm“, sagte er. Young war mehr als ein Kommandant für ihn. Er war eine Vater-Figur, ein Offizier, zu dem er aufblicken konnte. Vom ersten Moment an, als Young ihn und die anderen Neulinge auf der Ikarus-Basis begrüßt hatte.

“Ich habe das Gefühl, es wird schlimmer, statt besser.“

“Ich auch“, sagte Chloe leise.

“Dabei sollte es doch besser werden, oder? Wir sind seit … bestimmt schon seit Wochen hier. Es sollte besser werden.“ Er hörte Stoff rascheln, als Chloe vom Bett aufstand und ihre leisen Schritte. Matt blickte in das All und überlegte – nicht zum ersten Mal –, ob Gott ihn hier auch hören würde, wenn er betete. “Vor ein paar Wochen wollte ich meinen Urlaub streichen und auf der Ikarus-Basis bleiben, weißt du? Nicht auf die Erde zurück.“ Matt starrte so konzentriert aus dem Fenster, dass er das Gefühl hatte, nur ein Schritt würde ihn in den Weltraum schleudern. “Ziemlich dumm. Im Augenblick will ich nichts mehr als … nach Hause.“

Chloe legte die Arme um ihn und verschränkte ihre Finger auf seinem Bauch. Ihr Kopf legte sich zwischen seine Schulterblätter. Sie sagte nichts.

Trotzdem hatte Matt plötzlich das Gefühl, seinen Halt gefunden zu haben.

ENDE
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