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Stargate - Zerberus: Season 4 von nickfrostus

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Folge 2: Grenzen


Nun saß er da, ohne etwas zu sagen, mit zusammen gesackten Schultern und trüben Blick.
Nachdem er fast wegen einer Panikattacke wieder ohnmächtig geworden wäre, hatten ihm die Ärzte ein Beruhigungsmittel gegeben und in einen extra Raum gebracht. Eine Pflegerin kümmerte sich um den völlig verwirrten Glatzkopf.
Über einen Monitor konnte Era ihn genau beobachten und kämpfte mit dem Drang in den Raum zu stürmen und ihn mit einem Kuss wach zu rütteln.
Sie seufzte leise und berührte sanft den Bildschirm:
„Wieso muss das jetzt passieren, wo du doch gerade erst zurückgekommen bist…?“
Die Tür zu dem Überwachungsraum öffnete sich und Samantha Carter trat ein.
Die blonde Frau schien der Galonierin nachzufühlen, wie es in ihr aussah aber ganz verstehen konnte sie die Situation nicht:
„Wie geht es ihnen?“
Era holte tief Luft, dann sprach sie mit ruhiger Stimme, in der sich ein besorgter Unterton versteckte:
„Mir geht es gut aber ich mache mir große Sorgen. Wir haben Marco gerade zur Vernunft gebracht. Wieso erinnert er sich jetzt nicht mehr an alles?“
Sam konnte nur raten, da sie keine Ärztin war aber mittlerweile hatte sie schon so viel gesehen, dass sie schon fast einen anderen Grund vermutete:
„Vielleicht hatte das etwas mit dem Blitz zu tun, der von dem Kristall ausgesendet wurde. Gewisse Strahlungen können auch Auswirkung auf das Gehirn haben aber ich bin keine Ärztin. Ich weiß nicht, wie man das einschätzen soll…“
Era nahm Carters Begründung vorerst hin und schaute wieder auf den Schirm, wo Marco eingeschüchtert in seinem Bett saß und fragend Löcher in die Luft starrte.

George war müde und musste immer wieder gähnen, während er versuchte etwas zu essen.
Die letzte Schlacht hatte alle Teammitglieder geschlaucht, als Sebastian auftauchte und sich zu ihm setzte. Der Schiffstechniker musterte den Soldaten kurz, dann schaute er bedrück auf seinen Teller:
„Du darfst wieder aufstehen?“
Sebastian gab darauf keine Antwort und stieß beim Hinsetzen bloß ein Zischen aus. George musste also davon ausgehen, dass der Goa`uld noch immer eine tiefe Wunde mit sich herum trug aber den ärztlichen Rat einfach ignorierte. Beschweren durfte er sich sowieso nicht, da er es ja genauso machte. Lyana hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass Terrastigma für den Körper eigentlich keine Option mehr war und dennoch hatte George darauf zurückgegriffen, wie auf eine alltägliche Sache:
„Was sollen wir jetzt machen? Unsere Mission hier abbrechen? Die Erzengel sind besiegt und Organika zerstört. Marco hat keine Erinnerungen mehr und wir sind alle am Ende unserer Kraft…
Wer soll uns anführen?“
Sebastian dachte kurz nach, dann stützte er seinen Kopf am Tisch ab:
„Wir können nicht einfach verschwinden. Wir müssen den restlichen Organika eine neue Heimat aufbauen. Wir haben hier unsere Verpflichtungen…
Colonel Carter meinte, dass ich vorerst die Führung übernehmen soll…“
Der Major schien alles andere als glücklich mit der Entscheidung, zumal ihm viele der Bewohner aus Zerberus noch immer nicht vertrauten. Seine Taten als Marduk hatten einfach eine zu große Kerbe hinterlassen.
Nun kamen auch Era und Carter in den Aufenthaltsraum. Sam sah sich die drei erschöpften Freunde an und legte die Stirn in Falten, bevor sie aufmunternde Worte sprach:
„Wir werden Kritias schon in eine neue Basis verwandeln. Ich werde sie tatkräftig unterstützen und auch Mr. Harrison wird sicher bald seine Erinnerungen zurückerlangen. Sie müssen optimistisch sein!“
Alle nickten schweigend, als plötzlich die Tür auf ging und eine junge Frau herein stolperte. Die Gruppe schaute das Mädchen irritiert an und sie wirkte etwas überfordert:
„Colonel Carter? Wir landen doch gleich auf Gigantis… Was ist wenn ich dort wieder austicke… Laut den Berichten soll es dort viele Felsen und Erde geben…“
Die junge Frau hatte halblange, dunkelbraune Haare und trug eine Brille, die ihr immer wieder von der Nase rutschte. Sie sprach etwas hastig, da ihr die Ankunft auf der neuen Heimat wohl Sorgen machte.
Nun wechselten alle Teammitglieder rasche Blicke, während Carter sich räusperte:
„Darf ich ihnen Jenny McLane vorstellen? Sie ist der eigentliche Grund für meine Mission in die Zerberus-Galaxie.
Nach einer Mission mit SG-1 kam sie mit Technologie der Furlinger in Berührung. Marco Harrison hat bei der Mission die Anfänger überwacht…“
Sebastian schnipste, dann untersuchte er diesen Neuankömmling genauer:
„Ich habe den Bericht gelesen… Sie hat einen Prior durch ihre Kräfte lebendig begraben und Marco das Leben gerettet. Ich dachte sie wäre in Area 51. Wie sollen wir ihr helfen können?“
Carter nickte und deutete an, dass Jenny ruhig näher kommen sollte:
„Nun ja… In Zerberus gab es mehrere Situationen, die bei ihrem Fall helfen können. Sie trafen einen Verbrecher namens Patras der Wind kontrollieren konnte und habt Kontakt zu den Malkias-Mönchen, die Marco mehrmals halfen, seine Fähigkeiten zu bändigen.“
Diese Tatsache leuchtete ein und keiner wagte es noch zu widersprechen. Da hob George den Arm und grinste wieder breit:
„Okay aber wieso helfen? Sind ihre Fähigkeit keine Bereicherung im Kampf mit den Ori?“
Sam hatte mit einer derartigen Frage schon gerechnet und stieß ein Seufzen aus, während Jennys Kopf deprimiert zwischen ihren Schultern verschwand:
„Leider verliert sie zunehmend die Kontrolle über ihre wachsenden Kräfte und sie hätte durch ein Erdbeben fast Area 51 versenkt. Da dachten wir, dass sie auf Organika besser aufgehoben sei. Wir wussten ja nicht, dass dieses versenkt wurde…“
Bei dem Gedanken an die Verwüstung lief der Gruppe wieder ein Schauer über den Rücken.
Era schien gedanklich immer noch mehr bei dem verlorenen Marco zu sein, als bei der derzeitigen Diskussion, als ihr eine Idee kam:
„Ich und George gehen zu den Malkias-Mönchen, um Marco und Jenny zu helfen.“
Damit waren alle einverstanden, als die Odyssee über dem Planeten Gigantis aus dem Hyperraum sprang. Im Orbit flogen bereits die Timaios und der Trümmerberg der Antares. Über Funk meldete sich Colonel Whist, um die Freunde zu begrüßen.
Nur kurze Zeit später fanden sich alle im Hauptsaal der Stadt Kritias ein. Noch lag die Stadt im Dunklen aber Sam saß bereits im Kontrollraum um die ZPMs einzuschalten, die Pollon von Organika gerettet hatte.
Mit einem Surren fuhren die Energiequellen in den Generator hinab und versorgten den Komplex mit Energie. Ein lautes Knirschen ging durch die veralteten Korridore, als das Leben in der Stadt wieder erwachte. Die Lichter sprangen an und auch die Belüftung funktionierte einwandfrei.
Sam lehnte sich entspannt in ihrem Stuhl zurück, während George die Arme verschränkte und ein beruhigtes Summen von sich gab:
„Es funktioniert…“
Vor ihren Augen erwachte ein zweites Atlantis zu neuem Leben und bot dem heimatlosen Team eine neue Unterkunft. Der Vorteil an Kritias war der feste Erdboden, auf dem sich die Stadt befand. Nun begann Pollon die restlichen Bewohner von Organika herunter zu beamen. Die Crew der Antares hatte die Aufgabe übernommen Quartiere, Krankenstation und Labore einzurichten. Von einer Minute auf die nächste herrschte großer Tumult in der ganzen Stadt. Nun war es Sebastian, der sich genervt durch das Haar fuhr:
„Das wird eine harte Arbeit, hier eine halbwegs brauchbare Basis einzurichten!“
Kaum hatte er das gesagt, gab es einen neuen Lichtblitz und mitten im Saal erschien ein rundes Objekt. Genau wie in Atlantis hatte Pollon das Stargate genau in den Hauptsaal gebeamt und alle wurden unfreiwillig an die Expedition aus der Pegasus-Galaxie erinnert.
Die Menschen begann bereits damit die Stadt auf Vordermann zu bringen, während Sam motiviert mit den Fingern knackte:
„Ich werde beginnen die Stadt neu zu kalibrieren und alle wichtigen Funktionen zu aktivieren!“
Era nickte, dann gingen sie und George zu dem verwirrten Marco auf der Krankenstation.
Dieser war nach dem Transport in die neue Basis völlig außer Kontrolle geraten und hatte zwei Wachmänner nieder geschlagen. Rasend stand er mit erhobenen Fäusten in der Ecke des „neuen“ Krankenzimmers und versuchte die Ärzte abzuwehren, die ihn beruhigen wollten:
„Was wollt ihr von mir? Was habt ihr getan!?“
Der ehemalige Anführer war vollkommen eingeschüchtert, als endlich die Freunde auf der Krankenstation ankamen. Sofort drängte sich Era zwischen den Ärzten durch und versuchte den jungen Mann zu erreichen:
„Du musst dich beruhigen! Wir wollen dir nur helfen, Marco!“
Der Glatzkopf verstand nicht und ignorierte die Worte einfach. George fasste sich an den Kopf, dann hob er den Arm, um seinen besten Freund mit Telekinese gegen die Wand zu drängen:
„Beruhig dich, Kumpel! Wir wollen dir nix Böses!“
Endlich kam der verwirrte Kamerad zur Ruhe und musterte die beiden Helfer, bevor er wieder den Blick ab wand und nichts mehr sagte. Voller Depression ließ sich Marco wieder auf das Krankenbett fallen und blieb stumm.

Sebastian und Carter machten einen Rundgang durch die etwas eingestaubte Antiker-Stadt, um eventuelle Schäden zu besichtigen und auszumerzen. Der Major war immer noch etwas erschöpft aber die neue Situation verlangte von ihm, voll da zu sein, während Carter neben ihm her trottete:
„Ich denke die Stadt kriegen wir hin aber wie sieht es mit ihrem Team aus?“
Der Goa`uld stieß ein besorgtes Seufzen aus, dann bleib er mitten im Gang stehen:
„Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht! Niemand von uns hat mit so einer Wendung gerechnet! Wir können nur hoffen, dass die Malkias-Mönche Marco heilen können…“
Auch ihn hatte die letzte Schlacht mitgenommen. Carter konnte die Probleme des Teams gut verstehen, denn auch SG-1 hatte mehr als genug erlebt:
„Ich denke, sie bekommen das schon wieder hin! Ihr Team ist gut und Marco ist stark. Ich hoffe viel mehr, dass wir Jenny McLane helfen können…
Steigt die Intensität ihrer Kraft, könnte sie sterben!“
Irgendwie zeigte der Soldat kein Interesse für die Probleme des unbekannten Mädchens und wenn Jenny hier gewesen wäre, hätte sie einen Heulkrampf bekommen. Da knackt der Funk und Pollons Stimme erklang:
„Colonel Carter! Kommen sie bitte in den Kontrollraum!“
Sie antwortete rasch, dann ließ sie Sebastian alleine, um zu Pollon zu gehen. Vielleicht war es ganz gut einen Augenblick für sich alleine zu haben, denn Ruhe hatte er seit der Hochzeit nicht mehr gehabt. Er schloss die Augen und musterte den etwas veralteten Gang, bevor er sich auf eine Art Fensterbank fallen ließ.
Seine Gedanken waren Brei, also genoss er die Stille. Sanfte Stille….
Diese Ruhe wurde augenblicklich von einer schrillen Stimme durchschnitten, als Jenny McLane den Gang herunter gestürmt kam:
„Major Rantold?!“
Sebastian schreckte wieder auf und erkannte, dass er beim Einschlafen war, als Jenny vor ihm anhielt:
„Ich wollte sie fragen, ob ich ihnen irgendwie helfen kann, bis die Mission zu den Mönchen startet?“
Der Dunkelhaarige formte aus seinen Augen Schlitze und blitzte sie sprachlos an, bevor er einen ernsten Ton anschlug:
„Nein, sie können nicht helfen! Gehen sie auf die Krankenstation, um ihren Zustand zu überwachen und lassen sie mich meine Arbeit machen!“
Der Goa`uld war jetzt schon Jenny genervt, dabei kannte er sie kaum. Kein gutes Zeichen.
Die junge Frau senkte sofort deprimiert den Kopf und hatte die Aussage des Majors verstanden, also wankte sie etwas traurig davon, dabei hatte sie es nur gut gemeint.

Auf der Krankenstation hatte es sich Era neben dem Bett von Marco gemütlich gemacht. Dieser konnte durch ein Fenster in den blauen Himmel über Gigantis gucken.
Überall im Raum versuchten die Ärzte noch ihre Station aufzubauen und alles zum Laufen zu bekommen. Der glatzköpfige Kamerad war in Gedanken versunken aber Era musste etwas unternehmen, also berührte sie ihn sanft an der Schulter, was ihn aus seinen Gedanken riss:
„Hör zu… Ich weiß, du erinnerst dich nicht aber wir wollen dir helfen, dass du es wieder kannst…“
Etwas unschlüssig starrte sie der frühere Anführer an, bevor er den Kopf senkte:
„Und wie? Im Augenblick bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich euch vertrauen soll… Es kann doch nicht sein, dass plötzlich alles weg ist, was ich weiß!“
In seiner Stimme lag wieder große Verzweiflung und alles in ihm schrie um Hilfe, doch Era konnte ihm genau jetzt nicht helfen. Sie hatte es schon in der Kristallfestung nicht mehr gekonnt, also griff sie vorsichtig nach seiner Hand:
„Wir kennen ein paar Mönche, die dich eventuell heilen können. Wir müssen es versuchen!“
Er riss seine Hand sofort wieder los aber schaute ihr zum ersten Mal in die Augen, seit er die Erinnerungen verloren hatte:
„Okay… Versuchen wir es…“

Das Sternentor wählte bereits, als alle wieder in den neuen „Torraum“ kamen. Carter hatte das DHD vor dem Tor platziert, da es anders als in Atlantis kein integriertes DHD gab. Der blonde Colonel beobachtete zusammen mit Sebastian, wie sich der innere Ring drehte.
Nun kamen die vier Teammitglieder in den Gateraum aber sie wirkten alle etwas angeschlagen. Marco ging alleine voran, immer noch misstrauisch auf die für ihn unbekannten Leute. Direkt hinter ihm schlurfte die lustlose Jenny McLane, die immer wieder ihre Brille zu Recht schob.
Direkt dahinter folgten Era und George, mit ihrer üblichen Ausrüstung. Die Galonierin und der Techniker tauschten unschlüssige Blicke, dann klopfte ihr George auf die Schulter:
„Das wird schon! Am Ende des Tages wird Marco wieder der Alte sein…“
Sie seufzte, dann beobachteten sie, wie sich der Ereignishorizont bildete. Jenny schien sich an das Tor gewöhnt zu haben und stolzierte tapfer hindurch aber Marco untersuchte den Ring respektvoll, bevor er auch hindurch trat. Nun folgten die beiden restlichen Teammitglieder.
Als sich das Sternentor wieder abgeschaltet hatte, ließ Sebastian den Kopf auf eine Armatur fallen:
„Ich hoffe sie packen das…“

Die frische Bergluft hatte sich nicht verändert und wehte dem Team sanft um die Ohren, während er ihre Vitalität weckte. Jenny sah sich sofort unwohl um und schloss angsterfüllt die Augen, während George sich ihr näherte:
„Was ist los?“
„Zu viel Erde! Muss mich ganz schön konzentrieren, damit ich nix kaputt mache!“, stotterte sie, völlig von den Erdmassen des Planeten eingeschüchtert. Keiner vom Team hatte damals gesehen, wie Jenny mit ihren Kräften einen Prior der Ori lebendig versenkt hatte. Era zuckte bloß mit der Schulter und beobachtete Marco, der wortlos den Gebirgspfad hinauf stieg.
Recht schnell hatten sie den Weg bestritten und erreichten die gewaltigen Klostertore, die den Tempel der Mönche vor Feinden schützten. Noch bevor George anklopfen konnte, schoben sie die schweren Riegel bei Seite und öffneten den Durchgang zum geweihten Bereich der Priester. Direkt hinter den massiven Türen erwartete sie bereits ein vertrautes Gesicht.
Yann schien die Freunde bereits erwartet zu haben, so wie er es immer tat und lächelte gutherzig:
„Wir haben uns lange nicht gesehen, meine Freunde… Wir wissen bereits, warum ihr hier seid… Es sind Tage der Trauer…“
Ein Murren ging durch die Reihe des Zerberus-Teams, dann folgten sie ihm ins Innere der Anlage.
Auch hier hatte sich nichts verändert. Die Rasenflächen waren grün und überall wuchsen prächtige Bäume und Pflanzen. Die Mönche war immer noch fleißig damit beschäftigt die Anlage in Ordnung zu halten. George wusste nicht, was er sagen sollte, dann räusperte er sich:
„Du hast Recht! Tage der Trauer… Ihr wisst also was passiert ist?“
Yann nickte und betrat mit ihnen das Hauptgebäude. Noch immer war der Holzboden frisch gereinigt und man sah sein Spiegelbild darin:
„Ihr seid gekommen, damit der Zerstörer seine Erinnerungen zurück erlangt und das Mädchen das Erdreich beherrschen kann. Ich werde sie höchstpersönlich in ein Ritual einweihen. Marco muss jedoch etwas warten…“
Der Glatzkopf hatte gar nicht richtig zugehört und schaute sich immer wieder begeistert an diesem ruhigen Ort um. Era war von den Worten verwirrt und schüttelte störrisch den Kopf:
„Wieso du? Wir dachten, Felian würde sich um Marco kümmern…“
Yanns Blick wurde sofort mit Trauer erfüllt, als der Name des Hohepriester fiel:
„Mit dem Erwachen des Zerstörers in Marco wurde die Prophezeiung erfüllt, dass die Welt der Hoffnung, Organika, untergeht. Am selben Tag ist Felian verstorben. Wir haben sofort das Freiheitsritual durchgeführt und ich wurde zum neuen Hohepriester bestimmt!“
Alle mussten schlucken, denn bisher war Yann bloß der Kammerdiener des Hohepriesters gewesen. Nun war er das Oberhaupt der Malkias-Mönche.
Nun griff der Mönch die Hand der eingeschüchterten Jenny und zog sie mit sich:
„Folge mir und du wirst deine Kräfte schon bald zügeln können!“
Sie folgte nur nickend und ließ das Team alleine zurück. Marco war inzwischen eher misstrauisch, was das Ritual anging und schlenderte durch die Kammer. Dabei kam er an den Vorhängen vorbei, welche das Repositorium bedeckten, durch das George einst seine Kräfte erhielt. Er erblickte den Spiegel und blieb ruckartig stehen. Marco schien irgendwie zu spüren, dass er schlechte Erfahrungen mit diesen Objekten gemacht hatte aber dann wurde die Neugierde wieder größer.
Nun eilte George panisch herbei und stellte sich dazwischen:
„Halt! Da würde ich nicht zu nahe ran gehen…“
Der Glatzkopf stockte sofort und wich augenblicklich etwas entrüstet von dem Schiffstechniker zurück. Era hatte das ganze vom Eingang aus beobachtet und verkrampfte sich, während sie wieder schweren Herzens ausatmete:
„Marco…..“

Der Raum war nur von ein paar Kerzen beleuchtet, als Jenny hinein kam. Vor ihr lag ein Teppich mit Symbolen der Antiker und auch die Wände waren mit merkwürdigen Zeichen übersäht. Etwas eingeschüchtert blieb sie vor dem Teppich stehen, auf dem Yann gelassen platz nahm und dann die Beine kreuzte:
„Nimm Platz!“
Die junge Forscherin musste schlucken, bevor sie sich ebenfalls im Schneidersitz fallen ließ und den Mönch erwartungsvoll ansah:
„Ich bin etwas nervös… Außerdem habe ich Angst, dass ich diesen Berg sprenge oder so ähnlich…“
Ihre Brille rutschte wieder etwas runter und in ihrer Uniform wirkte sie auch nicht wie ein Soldat das Stargate-Centers. Yann hatte sich offenbar noch mehr entspannt, bis er Jenny genau ins Visier nahm:
„Du musst nicht nervös sein… Lass uns meditieren… Schließe deine Augen und konzentriere dich auf dein innerstes Gefühl…“
Sie befolgte die Anweisung und versuchte in sich zu gehen, doch würde es ihr helfen?

Die Müdigkeit hatte ihn überwältigt und nun lag Sebastian mit dem Kopf auf einem Terminal und holte den fehlenden Schlaf nach. Da versuchte ihn jemand zu wecken. Verschlafen richtete der Goa`uld seinen Blick auf die Person und musste sich erst kurz sammeln:
„Colonel Carter?“
Die blonde Frau nickte und deutete auf das aktivierte Display vor sich:
„Ich habe die wichtigsten Einstellungen in der Stadt konfiguriert aber es gibt noch tausende Dinge, die gemacht werden müssen. Zwar ist Kritias in vielen Dingen einfacher als Atlantis aber das ändert nichts an der Komplexität der Antiker-Technologie.“
Sebastian, der für technische Informationen noch zu verschlafen war, rieb sich die Augen und schaute sie schräg an:
„Verstehe… Zu mindestens zum Teil… Was ist mit dem Schild der Stadt oder den Waffensystemen?“
Samantha lächelte wieder und versuchte den Major aufzumuntern:
„Alles ist funktionsfähig aber es gibt noch viele organisatorische Dinge zu erledigen.“
„Dabei kann ich helfen!“, erklang eine vertraute Stimme vom anderen Ende des Kontrollraumes.
Fürst Zaiku stand im Durchgang und schien immer noch sehr schwach. Er brauchte Krücken und um seinen Kopf war ein dicker Verband aber dennoch lachte der Anführer der Organika, auch wenn es etwas gezwungen wirkte. Sebastian schüttelte sofort abweisend den Kopf:
„Sie sollten doch im Bett liegen! Was machen sie hier im Kontrollraum, Fürst Zaiku?“
Der Organika schien störrisch zu sein und trat näher:
„Ich will aber lieber helfen. Außerdem missachtet ihr auch ständig die Anweisungen meiner Tochter… Ich möchte bei der Verteilung der Arbeitskräfte helfen…“
Carter nahm die Hilfe des Fürsten dankend an aber Sebastian blieb misstrauisch.

Es dauerte eine Ewigkeit.
Seit drei Stunden befanden sich Yann und Jenny schon in dem anderen Zimmer. George saß gelangweilt in der Ecke und lehnte mit dem Rücken an der Wand. Direkt neben ihm hatte Era sich hingesetzt und die Beine angewinkelt. Ihre Gedanken waren immer noch bei Marco, der schon vor einer Stunde aus dem Hauptgebäude verschwunden war, um frische Luft zu schnappen.
Er hatte die besorgten Blicke seiner „Freunde“ nicht mehr ertragen und war aufgebracht hinaus gestampft. Nun saßen Era und George schweigend da, bis sie irgendwann die Stille durchbrach:
„Es ist furchtbar…“
„Was?“, drehte sich George ihr neugierig zu.
„Die Sache mit Marco! Ich hatte so gehofft, dass wir wieder zueinander finden, weil ich endlich wusste, dass ich nur ihn will…
Ausgerechnet jetzt macht mir das Schicksal einen Strich durch die Rechnung, als wolle es nicht, dass ich und er zusammen kommen.“
Der Techniker musste doch etwas lachen, als sie das sagte und nahm sie bei der Hand:
„Ich würde gerne aufmunternde Worte sagen aber ich muss gestehen, dass ich selbst keine wei߅ Es war einfach zu viel in letzter Zeit…“
Die Galonierin nickte und umschlang jetzt ihre Knie mit den Armen:
„Stimmt… Ich habe immer noch nicht registriert, dass Organika versunken ist und Kritias unsere neue Heimat werden soll…“
George nickte und wollte sie in den Arm nehmen, als eine Erschütterung durch den ganzen Tempel ging. Die Vibration wurde stärker und beide Teammitglieder sprangen verwirrt auf. Sofort schauten sie zu dem Durchgang in den Raum von Yann, als es einen lauten Knall gab und die Erschütterung schlagartig verschwand.
Danach wäre fast die Wand explodiert aber stattdessen schoss eine dicke Staubwolke aus der Kammer und hüllte den ganzen Hauptsaal ein. Der klare Boden wurde sofort von einer Staubschicht bedeckt und die Teammitglieder waren besorgt, bis Jenny und Yann hustend aus dem Raum heraus wankten. Dabei schien der junge Priester viel Staub geschluckt zu haben und Jenny begann sich panisch zu entschuldigen:
„Das wollte ich nicht! Ich dachte, ich hätte alles unter Kontrolle aber dann ist plötzlich der Boden explodiert! Es tut mir Leid, Yann!“
Yann bekam endlich wieder Luft und blinzelte sie gutmütig an:
„Schon in Ordnung… Die Übung hat dir doch geholfen… Die Intensität war einfach zu hoch… Wenn du dieses Ritual noch ein bisschen wiederholst, dürftest du deine Fähigkeiten bald unter Kontrolle haben…
Und scheue dich nicht vor erdlastigen Orten!“
Die junge Frau nickte nur verunsichert, während sich Era und George wieder beruhigten. Danach kam auch Marco wieder in den Raum geschlendert. Er wirkte immer noch etwas abwesend und hatte beide Hände in die Hosentaschen vergraben:
„Ich denke mal, dass wir uns jetzt um meine nicht vorhandenen Erinnerungen kümmern können?“
Alle Blicke wanderten platt zu ihm und Yann runzelte die Stirn:
„Ja, dann folge mir aber sei nicht schockiert… Der Boden im Meditationsraum ist etwas uneben…“
Bei diesen Worten versank Jennys Kopf zwischen den Schultern und sie lief knallrot an. Diese ganze Sache war ihr unendlich peinlich. Während Yann mit dem Glatzkopf in die Kammer verschwand, berührte George die noch etwas aufgelöste Jenny am Arm:
„Jetzt, wo die Sache gegessen ist, könntest du mir ja mal deine Kräfte zeigen…“
In dem Moment schlug ihm Era auf den Hinterkopf und blitzte ihn böse an:
„Lass sie doch erst einmal zu Luft kommen, George!“
Jenny hob sofort beruhigend die Arme:
„Ist schon gut aber mir ist es lieber nichts von diesen ätzenden Fähigkeiten zu zeigen… Ich würde die lieber wieder loswerden…“

Der Holzboden war komplett weg gebrochen und nur aufgewühlte Erde stellte den Rest des Bodens dar. Etwas irritiert stand Marco in einem Sandhaufen und hoffte, dass ihm Yann wirklich helfen kann.
Der Priester schien selbst etwas überfordert mit der Situation, behielt aber dennoch die Ruhe und sah sich etwas beschämt um:
„Es war nicht geplant, dass es so aussieht… Jenny hat zu viel Power…“
Marco reagierte nicht und verschränkte etwas desinteressiert die Arme. Er fühlte sich an diesem Ort sichtlich unwohl, also wartete Yann nicht länger ab:
„Okay, schließ die Augen! Ich werde deine Gedanken öffnen und dich so deinen Erinnerungen zugänglich machen!“
Yann stellte sich vorsichtig vor Marco auf und wollte ihm gerade die Hand auf die Stirn legen, als der ehemalige Anführer ihn unterbrach:
„Warte… Was ist, wenn mir die Person nicht gefällt, die ich dann werde. Ihr sagtet, ich wäre ein Zerstörer… Vielleicht werde ich wieder zu diesem Zerstörer…“
Der Priester lächelte wieder, dann legte er ihm dennoch die hand auf die Stirn:
„Es liegt an dir selbst die Erinnerung zu befreien aber vielleicht dient dieses Ritual nicht dazu, deine Erinnerung zu wecken. Vielleicht weist sie dir den Weg zu einer neuen Bestimmung. Verschließe dich nicht!“
Der Glatzkopf befolgte den Rat und schloss die Augen, so wie es Yann von ihm verlangte. Danach dauerte es nur Sekunden, bis sich sein Körpergefühl veränderte und er zu schrumpfen schien.
Sein Geist drehte sich und eine merkwürdige Kraft durchströmte ich, wie eine Welle aus purer Elektrizität. Danach riss er panisch die Augen auf und bemerkte nur, wie sich die Umgebung um ihn herum veränderte.

Mit einem Seufzen lehnte sich der junge Mann in seinem Sitz zurück, völlig müde und am Ende seiner Kraft.
Er hatte die Nacht schon nicht gut geschlafen und nun quälte er sich schon seit Stunden damit ab, nicht gleich zusammen zu brechen. Mit seinem Kopf lehnte er gegen die Scheibe und bereute, dass er sich auf diese dumme Sache eingelassen hatte.
Als er aus dem Fenster sah, konnte er die Vororte von Vancouver sehen, die an ihm rasend schnell vorbei zogen. Schon bald würde der Zug im Hauptbahnhof einfahren und er hatte nicht eine Stunde geschlafen.
„Wieso immer ich?“, murmelte der blonde Junge und schloss genervt die Augen. Alle anderen aus seiner Klasse saßen jetzt bestimmt in einer Vorlesung und horchten den neuen Entdeckungen der Wissenschaftler und was tat er. Er saß in einem Zug nach Vancouver, um eine inoffizielle Studienreise zu machen.
Viel lieber wäre er jetzt in New York, wo er hin gehörte aber das war ihm ja leider nicht erlaubt. Er war Professor Hawkins bester Schüler und seine Noten waren so gut, dass er ruhig den Stoff von Monaten verschlafen konnte aber trotzdem waren ihm dann solche persönlichen Gefallen unangenehm. Er war gerade dabei wieder einzunicken, als sein Handy klingelte.
Marco schnappte sich das Telefon und sofort hallte ihm die Stimme seines besten Freundes entgegen:
„Hey, wie läuft es?“
Der Blonde stieß ein genervtes Seufzen aus, gefolgt von einem Gähnen:
„Bin fast in Vancouver und selbst?“
George klang aufgeregt und hatte einen sarkastischen Ton drauf, so dass Marco ihn gerne durch den Hörer gezogen hätte:
„Nun ja, heute findet in der Millwall-Hall eine Party statt…“
„Arg!“, schrie Marco auf und hörte nur, wie George am anderen Ende der Leitung lachend auflegte:
„Der hat doch bloß angerufen, um mir das unter die Nase zu reiben… Ich mache nie wieder etwas für Professor Hawkins!“
Der Lehrer hatte ihn darum gebeten eine alte Steintafel aus dem Museum von Vancouver zu holen. Der Museumsleiter war ein alter Freund des Collegeprofessors und hatte versprochen seinen besten Schüler zu schicken, um diese alte Tafel abzuholen. Marco fand das komisch. Er war gerade mal knapp ein halbes Jahr Student und zählte noch zu den Frischlingen und trotzdem vertraute ihm Professor Hawkins mehr, als den Studenten, die er seit Jahren hatte.
Kreischend fuhr der Zug in den Bahnhof ein und alle Passagiere verließen eilig ihre Wagons. Auch Marco stolperte mit seinem Rucksack über den Bahnsteig. In seiner Hand hatte er einen Zettel, auf dem ihm Prof. Hawkins aufgeschrieben hatte, welche Buslinie er nehmen musste, um zum Museum zu gelangen. Mit großen Schritten suchte er jetzt den richtigen Bus an den Haltestellen und fand ihn dann auch. Er zeigte seine Fahrkarte und setzte sich auf einen freien Platz auf den hinteren Reihen. Endlich kehrte die Erleichterung zurück. Marco hatte öfter das Problem, die falsche Bahn zu nehmen oder sich zu verlaufen, wenn er neu in anderen Großstädten war. Irgendwie war es schon peinlich, sich als New Yorker in einer Großstadt wie Vancouver zu verirren.
Plötzlich kam eine Durchsage vom Busfahrer:
„Linie 34, in Richtung Außenbezirk fährt ab!“
Nun riss der Student die Augen weit auf und schaute auf seinen Zettel:
„Die Linie stimmt aber wieso Außenbezirk? Ich muss ins Stadtzentrum!“
Da fuhr der Bus schon ab und Marco musste hilflos mit ansehen, wie der Wagen sich von der Stadtmitte entfernte.
Er sprang rasend auf, um dem Busfahrer bescheid zu sagen aber dieser blieb kalt und deutete auf ein Schild über dem Fahrerbereich: NICHT MIT DEM FAHRER SPRECHEN!
Voller Entsetzen wankte Marco zu seinem Platz zurück und erntete noch den mitleidigen Blick einer älteren Frau:
„Na toll… Jetzt darf ich mich wieder durch die Fahrpläne der Stadt arbeiten… Dafür wird Professor Hawkins bezahlen…“
Seine Laune hatte sich verfinstert aber mehr außer zu schmollen war zurzeit nicht drin, also verschränkte er die Arme und beobachtete die immer niedrigere Infrastruktur der Stadt. Die Fahrt ging sogar durch das Industriegebiet, was ihn nur noch mehr aufregte. Irgendwann, nach einer halben Stunde, hielt der Bus an einem abgelegenen Teil der Stadt. Überall marschierten Arbeiter mit Blaumännern die Straße entlang, um zur Arbeit in einer nahe gelegenen Kohlefabrik zu verschwinden. Der Bus hielt an einer abgelegenen Haltstation und auch Marco stieg hier aus, bevor ihn der dämliche Bus noch weiter vom Stadtkern weg brachte. Mit einem Fluchen stampfte er zu der kleinen Döner-Bude an der Ecke, die hungrige Arbeiter versorgte:
„Entschuldigung… Könnten sie mir sagen, wann der nächste Bus ins Zentrum fährt?“
Der türkische Budenbesitzer überlegte kurz und servierte zeitgleich einem anderen Kunden das Essen:
„Alle drei Stunden…“
„WAS!? So spät! Wieso?!“
Der Imbissbudenbesitzer zuckte mit der Schulter:
„Alle zehn Minuten fährt ein Bus zu den einzelnen Stationen in der Gegend aber die Hauptlinie braucht ihre Zeit. Tut mir Leid…“
„Schon gut!“, winkte der Blonde ab und trottete etwas hilflos die Straße entlang. Wie sollte er jetzt in die Stadt kommen, ohne zu lange warten zu müssen. Ihm kam eine Idee! Mit einem Taxi war das sicher leicht, also schnappte er sich sein Handy und gab die Nummer der Auskunft an. Leider kam keine Verbindung zu Stande und fast hätte der Student das Telefon vor Wut weggeworfen:
„Dreck! In dieser Gegend ist ein Funkloch! Das ist eindeutig nicht mein Tag!“
Sein Blick streifte durch die Umgebung und dabei entdeckte er einen großen Altbau in der Gegend, der nicht aussah, wie ein Industriebetrieb. Vielleicht gab es an diesem Ort ein Telefon, das er kurz benutzen konnte. Als er näher trat, bemerkte er die schäbige Fassade und den alten Baustil des letzten Jahrhunderts. Er formte die Augen zu Schlitze, als er das Grundstück betrat:
„Wow… Keine sehr ausgereifte Konstruktion…“
Marco bremste erst, als er das Schild an der Tür sah und sofort stauten sich in ihm unliebsame Erinnerungen auf. Auf dem Schild stand, dass es sich um ein Waisenhaus handelte. Voller Bestürzung hielt er inne und schloss angespannt die Augen. Sein Herz schlug schneller und nackte Panik versetzte ihn in seine eigene Heimzeit, die er nach dem Tod seiner Eltern erlebt hatte:
„Wieso jetzt? Wieso hier?“
Es war knapp ein Jahr her, dass er selber aus dem Heim gekommen war, um endlich zu studieren, dabei war er kein wirklich gutes Kind dort gewesen. Alleine den Mist, denn er mit Zack und den anderen gemacht hatte. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, während er sich dem Eingang näherte…

Dieses graue Gebäude hatte die gleiche trostlose Wirkung, wie dieses Heim in New York, in dem er untergebracht war.
Der Eingang stand offen aber sonst herrschte Totenstille an diesem Ort.
Man hörte keine Kinder und die Stille war so beängstigend, dass man meinen könnte, der Ort wäre ausgestorben. Mit vorsichtigen Schritten durchquerte Marco den kleinen Eingangsbereich und dann den ersten Flur. Durch eine alte Holztür mit Glasfenster konnte er in den Speisesaal schauen, aus dem endlich Stimmen zu hören waren.
Da hatte der Student die Erklärung für die Ruhe. Es war Mittagszeit und alle Waisen hatten sich im Speisesaal zur gemeinsamen Mahlzeit versammelt. Es gab irgendeine undefinierbare Pampe, die nur widerwillig als Nahrung, sondern als Geschoss verwendet wurde.
Der Anblick war genau, wie bei ihm damals, also versank er kurz in Gedanken, während er so da stand.
Eine Stimme erschrak ihn und mit einer hastigen Bewegung fuhr er herum:
„Bist du nicht etwas alt für das Waisenhaus?“
Der Blonde hätte fast einen Herziemfakt bekommen, als er diesen Teenager hinter sich sah, der offenbar verspätet zum Essen kam:
„Äh…“
Genau jetzt fiel ihm natürlich keine passende Antwort ein und der Junge schaute ihn mit etwas benebelten Augen an. Ihre Blicke trafen sich und die Trauer, die offenbar in dem Jungen schlummerte, kam ihm auch sehr vertraut vor. Der Jugendliche trug eine hoch gekrempelte Jeans mit roten Hosenträgern und kurze, dunkle Haare. Noch immer schaute er den blonden Neuankömmling erwartungsvoll an, also fing sich Marco wieder und räusperte sich:
„Ich habe mich etwas verirrt… Ich wollte hier mal fragen, ob ich das Telefon benutzen kann…“
Der Junge schaute ihn schräg an und schien völlig emotionslos, also glaubte Marco schon fast keine Antwort mehr zu bekommen, doch dann nickte der Teenager:
„Wo wolltest du denn hin?“
„Zum Museum für alte Geschichte im Stadtzentrum aber mein bescheuerter Lehrer hat mir die falsche Liniennummer aufgeschrieben!“, erklärte Marco und reichte dem Jungen den Zettel:
„Das ist wirklich die falsche Route…“
Mit einem verstohlenen Blick blinzelte der Waisenjunge in den Speisesaal, dann deutete er auf die Tür:
„Ich kann dir zeigen, wie du da hinkommst! Lass uns gehen!“
Etwas panisch musterte Marco diesen Typen, der offenbar vor hatte ihn zu begleiten:
„Musst du dich nicht erst abmelden oder so was? Ich meine, sonst bekommst du doch Ärger…“
Der Junge ignorierte den gut gemeinten Rat und verließ mit dem Studenten im Schlepptau das Gebäude. Es schien ihn nicht zu interessieren, dass er eventuell Ärger bekommen könnte. Irgendwie musste Marco dann aber doch lachen und folgte dem Unbekannten so schell er konnte. Er konnte den Waisenjungen gut verstehen, denn diese Einrichtungen waren ein wahrer Knast und zwangen einen schon regelrecht dazu, auszubrechen. Vermutlich hätte er sich sonst auch nie der Bande von Zack angeschlossen. Nach nur wenigen Minuten fuhr der nächste Bus an der Haltestelle ein und der Teenager drängte Marco in das Gefährt:
„Nur dreimal umsteigen, dann kommen wir direkt zum Museum!“
So wie es der Junge gesagt hatte, war es dann auch. Nach einer halben Stunde hatten sie endlich wieder die überfüllte Innenstadt erreicht und näherten sich dem Museum.
Beide Jungs saßen schweigend nebeneinander, bis irgendwann der Bus am Zielort anhielt.
Das Museum war typisch aufgebaut. Große Säulen stützten den Eingangsbereich des Neubaues, vor dem eine Weltkugel aus Stahl stand. Vor dem Altbau war ein großer Platz, auf dem sich Besucherschwärme versammelten.
Mit einem letzten Seufzen drehte sich Marco zu dem Jugendlichen um:
„Danke, ohne dich wäre ich immer noch nicht hier… Ich heiße übrigens Marco!“
Der Teenager hatte noch immer keine Mine verzogen und nickte nur, bevor sie sich die Hände reichen wollten:
„Ich bin Scott!“
Kurz bevor sich die Hände trafen, stand plötzlich eine Mann neben ihnen und versetzte beiden einen Schock. Der Kerl war urplötzlich neben ihnen erschienen und starrte sie unweigerlich an. Während Marco schon Angst vor einem Überfall hatte, schien Scott zu denken, dass es ein Mitarbeiter des Jugendamtes war.
Der Unbekannte trug einen langen, grauen Mantel und einen Hut, der das halbe Gesicht bedeckte:
„Beide an einem Ort… Verblüffend…“
Der blonde Student fing sich wieder und stierte den Fremden ärgerlich an:
„Meine Fresse! Sie haben uns zu Tode erschreckt! Was wollen sie von uns?“
Der Mann neigte sich zu den jungen Männern herunter, denn er war recht groß und strich sich immer wieder durch seinen langen Bart:
„Ihr beide müsst auf euch aufpassen, egal ob die Engel singen oder Dämonen das Leben saugen! Das wird noch mal wichtig sein aber die Zeit der Prüfungen ist noch nicht gekommen…“
Nun schien auch Scott wenigstens etwas munterer zu werden und blitzte den Fremden ärgerlich an:
„Schon gut… Man sucht sie in ihrer Klapse sicher schon!“
Der Mann lachte lauthals, dann lief er einfach so davon. Etwas irritiert dachte Marco über diesen Mann nach und hörte noch ein paar merkwürdige Worte aus dem Mund des Fremden:
„Duo Candela, modo Via, grandis Campus Re-Potentia!“
Sofort rannte Marco los, um diesem Unbekannten zu folgen aber hinter der nächsten Hauswand war er einfach verschwunden. Völlig verunsichert kam jetzt auch Scott dazu:
„Was hat der da gesagt?“
„Das war Lateinisch glaube ich aber ganz sicher bin ich mir nicht…“, reagierte Marco und verschränkte wieder grübelnd die Arme, bevor sie gemeinsam zum Eingang des Museums zurückkehrten. Dort verharrten sie einen Augenblick, in dem sich beide etwas überfragt ansahen:
„Also, ich muss da jetzt rein. Kommst du auch heil zurück zu deinem Heim? Und was ist mit den Aufsehern?“
Scott schüttelte gelassen den Kopf:
„Das pack ich schon und die doofen Aufseher werden schon milde walten lassen…“
Endlich reichten sich die Jungs die Hand und verabschiedeten sich. Während der Waisenjunge Scott zur Bushaltestelle zurück rannte, stolzierte Marco die breiten Treppen zum Museum hinauf, als wieder sein Handy klingelte:
„War ja klar… Jetzt habe ich wieder Empfang…“
Auf dem Display stand der Name von George, also nahm Marco gar nicht erst ab und versuchte den Frust zu unterdrücken, den er verspürte, wenn er an die Studentenparty dachte.

Eine Welle der Schwäche durchfuhr ihn und zwang ihn dazu auf die Knie zu fallen und nach Luft zu ringen. Yann entfernte sofort seine Hand von Marcos Stirn und wich drei Schritte zurück:
„Also ein so harter Dickschädel ist mir noch nie untergekommen!“
Der Glatzkopf sah nur deprimiert auf, noch immer ohne jede Erinnerung an seine Freunde oder sein Leben:
„Was haben sie gesehen?“
Der Malkias-Mönch musste selbst kurz Kraft tanken, bevor er die Stirn runzelte:
„Deine Erinnerungen sind noch in dir aber aus irgendeinem Grund verschließt sich dein Geist davor! So lange dein Geist sie nicht frei gibt, kannst du sie nicht zurück erlangen…“
Eine furchtbare Neuigkeit, die Marco sofort jede Hoffnungs raubte. Geschwächt und eingeschüchtert wankte er davon und ließ Yann alleine zurück.

Seit nun einer Stunde versuchte George schon auch nur einen kleinen Blick auf die Kräfte von Jenny zu erhaschen. Sicherlich hätte er sie sogar mit einem Stock in die Seite gepiekst, hätte er einen zur Hand gehabt.
Era sprang schlagartig auf, als Marco mit heruntergelassenen Schultern und einem traurigen Blick aus der Kammer von Yann kam:
„Marco? Alles in Ordnung?“
„Lass mich in Ruhe!“, schrie dieser bloß und verließ das Tempelgelände, während die Galonierin bloß die Hand vor den Mund nahm. Danach erblickte sie Yann, der nur frustriert den Kopf schüttelte:
„Tut mir Leid aber ich habe mein Bestes gegeben!“
Mit diesen Worten war alles gesagt und auch die restlichen Mitglieder des Teams wurden blass, als sie erfuhren, was in Marco vorging. Nach einem langen Abschied machten sie sich auf den Heimweg zum Stargate.
Marco lief gefrustet vorweg, während Era nur wortlos neben Jenny und George schlenderte. Der Schiffstechniker hasste diese depressive Stimmung und packte Era bei den Schultern:
„Hey, wir finden einen Weg seine Erinnerung zurück zu bringen… Versprochen…“
Leider war die ganze Situation des Teams nicht die Beste und einfach jede Pore ihres Körpers verspürte das Gegenteil. Mit einem alles sagenden Blick, deutete sie auf das DHD, welches Jenny bereits anwählte.
Keine guten Neuigkeiten für Sebastian auf Kritias, der sicher auch alle Hände voll zu tun hatte.

Alle hatten sich im Besprechungsraum versammelt, der an der gleichen Stelle lag, wie in Atlantis. Sebastian, Era und George waren noch immer durch die letzten Kämpfe erschöpft und alle drei drohten jeden Moment mit dem Kopf auf die Tischplatte zu knallen. Fürst Zaiku saß neben Pollon und ans Tischende hatte Carter sich hin gesetzt:
„Die Stadt ist jetzt auf einem halbwegs brauchbaren Stand! Die wichtigsten Funktionen sind aktiv aber wie in Atlantis wird es viele Dinge geben, die noch erforscht werden müssen.
Ich habe bereits Kontakt zur Erde aufgenommen und die derzeitige Situation geschildert…“
Sebastian stieß ein Zischen aus:
„Die IOA ist sicher wütend. Wie soll es jetzt mit uns weiter gehen?“
Samantha holte tief Luft, dann legte sie sich ihre Worte im Kopf zurecht:
„Das Komitee wird ihre Belegschaft aufstocken, bis hier alles in Ordnung ist. Leider sieht das Komitee in Marco Harrison eine große Gefahr. Er darf nicht mehr auf Offworld-Missionen…“
Mit diesen Worten schienen die Teammitglieder wieder sofort wach zu sein und Era schlug empört auf den Tisch:
„Das darf nicht wahr sein! Er ist völlig ungefährlich! Er weiß nicht einmal, wer er ist! Das ist lächerlich!“
Carter hob entschuldigend die Hände:
„Das war nicht meine Anweisung, also beklagt euch nicht bei mir. In einer Woche sollt ihr wieder auf Missionen gehen und das bedeutet sie brauchen ein viertes Teammitglied!“
Verwirrte Blicke blieben zurück, genau wie heruntergelassene Kinnladen. Sam konnte die drei gut verstehen und auch Fürst Zaiku schien nichts dazu sagen zu wollen, also richtete sich der weibliche Colonel auf und legte die Akte von Jenny McLane auf den Tisch:
„Ich muss in die Milchstraße zurück aber ich werde Jenny hier lassen. Hier kann sie am besten den Umgang mit ihren Kräften lernen und hat notfalls einen Kontakt zu den Malkias-Mönchen. Vielleicht sollte sie überlegen sie in ihr Team…!“
Nun war es Sebastian der zornig aufsprang und Carter unterbrach:
„Niemals! Wir nehmen nicht irgendjemand in unser Team auf! So weit kommt es noch! Und was soll jetzt aus der Antares werden? Und wer leitet unser Team?“
In dem Moment erhob sich Carter hustend vom Tisch und ging auf Sebastian zu:
„Das Komitee hat ihren Sicherheitsstatus aufgehoben! Sie sind wieder ein vollwertiges Teammitglied und nach Harrison die größte Führungsperson!“
Das Herz des Majors schlug schneller und das Adrenalin raste durch seine Adern. Er war gerade offiziell von seinen Taten als Marduk frei gesprochen worden.
Doch dann machte sich Unmut in ihm breit. Sollte er wirklich Marcos Platz einnehmen?
Auch Era schien damit nicht ganz einverstanden aber bevor irgendjemand protestieren konnte, wechselte Sam wieder das Thema:
„Die Antares muss natürlich zur Reparatur zur Milchstraße aber sie haben ja noch die Timaios. Sie sollten auf große Raumschlachten verzichten…“
Mit einem Knacken machte sich der Funk bemerkbar und die Stimme von Colonel Whist erklang:
„Colonel Carter! Wir sollten langsam aufbrechen! Die Odyssee ist startbereit und das Stargate-Kommando wartet bereits!“
Samantha bestätigte die Durchsage, dann zwinkerte sie dem Team aufmunternd zu:
„Es wird zwar schwer aber ich bin mir sicher, dass sie alles in den Griff kriegen! Viel Glück!“
Danach wurde das SG-1-Mitglied von einem Lichtblitz eingehüllt und aus dem Besprechungsraum heraus gebeamt.

Die Nacht war über Kritias eingebrochen und auch der Lärm der zahlreichen Arbeiter war zum erliegen gekommen. Zum ersten Mal seit der Schlacht mit Gabriel kehrte endlich wieder Ruhe ein und alle mussten sich von dem Schock des Unterganges von Organika erholen.
Die einzelnen Teammitglieder hatten sich Quartiere in der Stadt ausgesucht und schliefen endlich.
Nur er konnte nicht schlafen.
In seinem Kopf kreisten die Gedanken, obwohl er nicht genau sagen konnte wieso. Durch ein großes Fenster starrte er hinaus in die Finsternis des Planeten und die nicht weit entfernten zwei Monde, die in unterschiedlichen Farbtönen leuchteten. Dieser Ort war magisch und einschüchternd. Vielleicht gab es irgendwo in dieser Stadt eine Lösung für sein Problem aber nicht jetzt.
Er schnappte sich den Rucksack, der auf seinem Bett lag und schloss den Reißverschluss seiner Jacke, bevor er sein neues Quartier verließ.
Die Gänge der Stadt waren leergefegt und nicht einmal Wachen machten ihre Runden. Es gab noch kein Wachpersonal, welches für die Bewachung dieses Ortes abgestellt wurde. Am Ende des Korridors war der große Hauptsaal, der als neuer „Gateraum“ diente.
Er ging zum DHD und hob bereits seine Hand über die erste Taste, als die Stimme eines Mannes erklang. Tatsächlich gab es doch einen Wachmann im Kontrollraum, der für Gateaktivitäten verantwortlich war. Dieser stürzte die Haupttreppe hinunter und schien von seiner Ankunft überrascht:
„Sir? Sie sollten nicht hier sein! Ich muss sie bitten vom DHD zurück zu treten.“
Seine Glatze blitzte im Mondlicht, welches durch die Fenster strahlte, seine Augen musterten den Wachmann und dann hob er eine Zat. Der Wachmann stolperte vier Schritte zurück aber zu spät. Ein blauer Blitz löste sich aus der Waffe und zwang den Mann nieder, so dass Marco seinen Wahlvorgang fortsetzen konnte.
Während der innere Ring seine Runden drehte, tauchte noch eine Person im Gaterium auf:
„Du willst weg? Wieso? Ich dachte, du würdest uns langsam vertrauen…“
Era hatte schon den ganzen Tag so ein komisches Gefühl gehabt und nun bestätigte sich es wieder. Marco stand stumm vor dem Sternentor und wartete auf den Ereignishorizont:
„Du hast es noch nicht verstanden… Ich kenne euch nicht mehr… Egal, wer ich vorher war aber jetzt bin ich anders… Ich bin nicht mehr Marco, sondern irgendjemand anderes…“
Es war schmerzhaft wieder solche abweisenden Worte zu hören aber anders als beim letzten Mal hörte es sich eher unentschieden an. Der ehemalige Kamerad schien lange überlegt zu haben aber Era wollte ihn nicht wieder verlieren. Tränen liefen über ihr Gesicht:
„Ich will dich nicht wieder verlieren! Du darfst nicht gehen! Wir können dir helfen!“
Der Glatzkopf hatte die Worte vernommen, betätigte aber doch die letzte Taste und aktivierte das Sternentor. Der Vortex sprang heraus und bildete den Ereignishorizont. Die schimmernde Oberfläche erhellte die Halle, die zuvor nur schwach beleuchtet war:
„Ich muss meinen Platz finden und er ist nicht länger bei euch… Das ist alles!“
Er trat näher an das Tor, als Era einen wütenden Satz vor machte:
„Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr! Wenn du nicht bleiben kannst, dann nimm mich mit!“
Endlich drehte sich Marco wieder um und auch seine Augen schienen nicht mehr abweisend kalt zu sein:
„Ich kann dich nicht mitnehmen, genau wie ich nicht zulassen kann, dass du mich aufhältst.“
Nun richtete er die Zat auch auf Era und drückte ab. Der blaue Energiestrahl traf sie frontal und nahm ihrem Körper sofort jede Anspannung. Sie knickte ein aber Marco ließ sie nicht plump zu Boden fallen. Er fing sie auf und flüsterte ihr ins Ohr:
„…Danke….“
Danach wurde es schwarz um Era und Marco durchquerte den Ereignishorizont des Sternentors, welches sich direkt danach abschaltete und den Torraum wieder in Dunkelheit hüllte.

Ende

Duo Candela, modo Via, grandis Campus Re-Potentia = Zwei Lichter, ein Weg, große Ebene der Macht
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