Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Stargate - Zerberus: Season 4 von nickfrostus

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
Folge 19: Der Pakt


Er fühlte sich merkwürdig.
Sein Geist hatte sich verändert. Er war nun unbeschwert, schon fast entlastet. Sein Körper fühlte sich leicht an und jede Bewegung die er machte war absolut präzise. Bisher war ihm das Ausmaß seiner Kräfte nie bewusst gewesen aber jetzt verstand er seine Gabe bis ins kleinste Detail.
Er wusste jetzt, wie er sie richtig einsetzen musste aber nicht nur sein Körpergefühl hatte sich geändert. In seinem Kopf tummelten sich viele Gedanken, die er zuletzt gefühlt hatte, nachdem er die Wissensdatenbank aktiviert hatte. Bilder waren in seinen Erinnerungen aus einer Zeit, die weit zurück lag. Sein Verständnis für den Lauf des Schicksals war gewachsen, dabei war er doch immer noch der Junge aus Queens, der einst mit seinem Bruder im Park Baseball spielte.
Nun war noch ein anderes Leben in ihm. Die Erinnerungen einer weiteren Existenz, die er bisher nicht kannte. Trotzdem waren es die Gedanken von ihm. Für den blonden Anführer des Zerberus-Teams waren beide Leben völlig real und vorhanden. Benommen schaute er auf seine Hände und erkannte, dass sich das Kraftfeld gesenkt hatte. Jophiel hatte ihre Aufgabe abgeschlossen und ihm sein wahres Ich zurückgegeben.
Eben noch in Gedanken versunken, bemerkte er eine drohende Gefahr.
Wie eine Vision konnte er einen Gegner sehen, der jeden Moment auf ihn losgehen würde, obwohl er ihn nicht im Blickfeld hatte. Mit einer sagenhaften Reaktion wirbelte der Blondschopf herum, packte den Feind am Handgelenk und zielte mit seiner Faust auf dessen Magengrube:
„Schluss mit den Spielchen! Jetzt ziehe ich andere Seiten auf!“
Sein Schlag war so brutal, dass der Gegner Blut spuckend aufkeuchte und einige Meter entfernt auf der Erde aufschlug. Etwas verunsichert sah Marco sich um und entdeckte die kaputte Zitadelle. Sie war das reinste Schlachtfeld. Jenny lag bewusstlos in der Ecke, Era stützte sich erschöpft am Boden ab und George lehnte schwitzend an der Wand. Alle schienen vom Erwachen ihres Freundes erleichtert und schauten Marco erwartungsvoll an. Es brauchte nur eine Sekunde, damit Marco den Gegner als Kenuva, den Abkömmling von Rafael, identifizierte. Seine mentalen Kräfte kehrten zurück, genau wie sein Wissen. Marco grinste selbstbewusst und ballte schon die Fäuste aber Kenuva sprang wieder auf die Füße:
„Was ist passiert? Hat dich die Maschine stärker gemacht?!“
Der Blonde schüttelte platt den Kopf:
„Nein aber sehe jetzt deutlich klarer!“
Diese Antwort war für den Doppelgänger des Erzengels völlig unverständlich, also zögerte er nicht länger und sprintete wieder auf Marco zu. Der frisch erwachte Antiker konnte den Schlag förmlich im Voraus sehen und wich drei Schritte zurück, wodurch Kenuva nur die Luft traf. Auch einem Kick konnte Marco mühelos ausweichen, um dann eine Lücke in der gegnerischen Abwehr zu finden. Er drehte sich um die eigene Ecke und ließ sein Bein herumschnellen. Donnernd traf seine Ferse auf Kenuvas Gesicht und schickte ihn wieder auf die Bretter. Den anderen Mitgliedern des Teams fiel die Kinnlade herunter. Hatte Marco gerade Kenuva einfach so ausgetrickst? Der Abkömmling war doch mindestens so stark wie Gabriel. Der Doppelgänger stieß ein wütendes Zischen aus und brachte etwas Abstand zwischen sich und seinem Kontrahenten:
„Das wirst du noch bereuen! Was glaubst du eigentlich, wer du bist!?“
Marco grinste breit und fasste sich spöttisch hinter den Kopf:
„Immer diese leeren Drohungen… Wenn ich dir sage, wer ich bin, dann bist du bloß beleidigt, also lassen wir das! Ich gebe dir noch einmal die Chance zu verschwinden!“
Dieses Angebot war für Kenuva eine Beleidigung, also spannte er seine Muskeln an und nahm den Blonden ins Visier:
„Ziemlich große Klappe!“
Er stieß sich vom Boden ab und segelte durch die Luft, während er einen Schlag steil hinab beförderte. Marco behielt die Ruhe und duckte sich trocken unter der Attacke durch. Das ermöglichte ihm um Kenuva herumzurutschen und dessen Arme zu ergreifen. Schon fiel der Abkömmling auf die Knie, während Marco seine Arme nach hinten riss und den Fuß in Kenuvas Rücken stemmte:
„Ich habe dich höflich aufgefordert zu verschwinden! Letzte Chance! Ergib dich und ich verschone dich!“
Der Erzengel ignorierte alle Forderungen und kugelte seine eigenen Arme aus, damit er sich aus Marcos Griff befreien konnte. Danach ließ er sich nach vorne abrollen und gewann Abstand:
„Niemals! Ich werde mich doch von einem Menschen nicht herumkommandieren lassen!“
Dann wurde die Halle von einem gleißenden Licht erhellt, welches in Form von blauem Feuer aus Marcos Hand hervor schoss. Die energetische Fackel glühte vor sich hin und Marco hatte keine Probleme mehr damit den Kyon-Schlag einzusetzen. Er stürmte voran und rammte die aufgeladene Hand in den Körper des Abkömmlings:
„Gut für dich! Ich bin kein Mensch sondern ein Lantianer!“
Die Wucht des Schlages durchbohrte den Körper von Kenuva und zerstückelte ihn in einen Hagel aus Kristallbrocken. Mit einem letzten Aufschreien wurde der Erzengel vernichtet.
Nachdem sich die Energie des Kyon-Schlages aufgelöst hatte und die Stücke von Kenuva zu Boden rieselten wie feiner Sand, starrten die anderen Kollegen ihn verunsichert an. George humpelte leicht und kam in die Mitte des Saals:
„Was hast du da gerade gesagt, Marco?“
Der Anführer ließ sich müde fallen und streckte die Arme aus:
„Ich bin ein Antiker! Mein richtiger Name lautet Melokar!“
Irgendwie schienen die anderen kein Wort zu verstehen, denn über den Köpfen von Era und George erschienen große Fragezeichen. Der Blonde verdrehte die Augen und schaute angestrengt zum Boden:
„Ist eine lange Geschichte aber ich bin wirklich ein Antiker und zwar ein richtiger! Nicht dieser halbe Kram!“
Era kämpfte mit einer neuen Schwäche, weil diese Neuigkeit sie vollkommen aus der Fassung brachte. Sie setzte sich auf einen Felsbrocken und sagte kein Wort mehr. Auch George setzte sich in den Schneidersitz und ließ seinen Blick zu der ohnmächtigen Jenny wandern:
„Das dauert bis die wieder aufwacht! Also los! Wir sind ganz Ohr!“
Mit einem letzten Durchatmen begann Marco sein Erlebnis mit der Waffe Gottes zu erzählen. Während er die Geschichte erzählte, musste er immer wieder unterbrechen, weil seine eigenen Emotionen überkochten. Für Melokar selbst war es auch schwer diese ganze Wahrheit zu akzeptieren. Zeitweise wuchsen die Augen der Gefährten auf das Doppelte ihrer Größe, um dann wieder zu schmalen Schlitzen zusammen zu schrumpfen. Nur den Unterkiefer bekam keiner mehr zu. Als Marco nach einer halben Stunde fertig war, stieß er ein belastetes Seufzen aus:
„Tja und was sagt ihr?“
„Heftig!“, stammelte Era nur und rieb sich die Augen, in der Hoffnung nur einen Traum zu haben. George hingegen schien die Wahrheit schnell zu begreifen und bekam ein breites Grinsen ins Gesicht:
„Ist doch cool! Das bringt uns den Sieg im Kampf gegen Rafael! Du kannst uns ZPMs bauen und sämtliche Technologien in Kritias aktivieren!“
Der frischgebackene Antiker wurde schlagartig blass und ließ seinen Kopf zwischen den Schultern verschwinden, weil ihm die Sache unendlich peinlich war:
„Nein, kann ich nicht! In meinem früheren Leben war ich Genetiker und kein Techniker. Eden war der Experte für Schilde, Waffen und Schiffe. Außerdem kann ich in diesem Zustand immer noch nicht gegen Rafael gewinnen! Er ist zu mächtig!“
Neue Stille hüllte die Gruppe ein, als auch endlich Jenny wieder die Augen auf tat und sich verträumt umsah. Mit einem Satz sprang Marco auf und stolzierte zum Altar hinüber. Die anderen verfolgten ihn mit den Augen und konnten mit ansehen, wie er eine Schaltfläche an der Seite öffnete. Es kam eine Lade mit mehreren Kristallen zum Vorschein:
„George? Deine Zat!“
Der Techniker löste die Goa`uld Waffe von seinem Gürtel und warf sie seinem Kumpel zu. Marco zielte mit ihr auf das Fach und gab mehrere Salven ab. Die Konsole schlug Funken und die Kristalle explodierten. Bestürzung erfasste seine Freunde aber er begann lautstark zu erklären:
„Rafael will die Waffe aber sie ist zu gefährlich! Er hat nicht das Wissen um solche Schäden zu beheben! Niemand wird diese Maschine je wieder aktivieren!“
Entschlossen schaute er seinen Freunden in die Augen und gab damit seine Entscheidung bekannt. George nickte zufrieden, dann zuckte er mit der Schulter:
„Lass mich raten! Du hast schon einen Plan, wie wir die Schlacht angehen sollen, richtig?“
Niemand würde Marcos Einfallsreichtum jetzt noch in Frage stellen, obwohl der neue Antiker Marco immer noch ungewohnt für sie war.

Rafael zuckte schmerzerfüllt zusammen und schaute sich selbst auf die Hände.
Er hatte Chai gerade erst erreicht und schon damit begonnen die Produktionsanlagen hochzufahren. Ihm rann Schweiß von der Stirn, was nur bedeuten konnte, dass sein Abkömmling vernichtet wurde. Etwas ungläubig versuchte er diese Unmöglichkeit nachzuvollziehen.
Kenuva war sogar etwas stärker als Gabriel und selbst zusammen sollte das Zerberus-Team keine Chance haben. Hatte das Team vielleicht die Waffe Gottes aktiviert?
Nein, das war keine Option, denn sonst wäre auch er längst vernichtet. Mürrisch stolzierte er vor das große Hauptfenster des Palastes aus Kristall und schaute gebannt auf die Kristallschiffe in den Werften. Gabriel hatte keine schlechten Konstruktionen erschaffen aber sie waren noch verbesserungsfähig.
Rafael verharrte kurz in der Position, dann begann er wieder zu lachen:
„Sie können mich nicht stoppen! Ich werde sie mit meinen Truppen überrennen!“

Colonel Henderson ließ sich sofort in den Konferenzraum beamen, nachdem die Secmeton aus dem Hyperraum gesprungen war. Im Besprechungsraum saßen bereits Fürst Zaiku, Lyana, das komplette Team und Colonel Whist. Marco stand am Tischende vor einem Display und zeigte auf einen freien Platz:
„Da sind sie ja, Colonel Henderson! Dann können wir mit der Besprechung ja anfangen! Es wartet viel Arbeit auf uns!“
Der Blonde wurde von allen merkwürdig angestarrt. Henderson räusperte sich und hob neugierig den Finger:
„Habe ich das richtig gehört? Sie sind ein echter, lebender Antiker, Harrison?“
Marco verdrehte etwas angestrengt die Augen, weil er diese Wahrheit jetzt schon so oft erzählen musste:
„Ja, bin ich und nein, ich kann keine ZPMs bauen!“
Whist ließ seinen Kopf auf den Tisch sinken und schielte zwischen seinen Fingern hindurch:
„In wie fern kann uns das helfen, dass sie ein Antiker sind? Unsere Reserven belaufen sich auf Null! Wir haben ein ZPM für die Timaios, eins für Kritias und eins für die Antares. Dafür besitzen wir keine Drohnen mehr und die Jumper sind auch nur noch ein Geschwader von knapp zehn Stück!“
Marco schaltete das Display ein, wo mehrere Toradressen und Koordinaten angegeben waren, genau wie ein Countdown, der langsam ablief:
„Ich kann keine ZPMs bauen aber ich kenne die Zerberus-Galaxie jetzt wie meine Westentasche. Ich kenne alle Standorte von neuen Drohnen und Puddle Jumpern, um unsere Vorräte aufzufüllen! Mit etwas Glück finde ich ein weiteres Schiff der Auroraklasse aber die meisten sind im Krieg mit den Erzengeln zerstört worden.“
Alle schienen baff von dieser Information und tauschten irritierte Blicke, während der Anführer breit grinste:
„Tja, Timaios, Antares und Secmeton sollten starten und diese Welten besuchen! Lasst uns anfangen! Ich habe noch ein paar alte Freunde zu benachrichtigen! Jenny, hol Patras aus der Zelle!“
Die junge Frau war sofort hellwache und sprang stammelnd auf:
„Was? Patras? Wieso? Der ist doch ein Krimineller! Warum sollte er uns helfen?“
„Weil sein Wind bändigender Arsch genauso mit drin steckt und er stirbt, wenn er uns nicht hilft!“, antwortete der Blonde mit einem Zwinkern und verließ den Konferenzraum. Auch die anderen machten sich nun auf den Weg, um die Missionen auszuführen. Die Vorbereitung für die große Schlacht konnte beginnen.
Die Kommandanten verschwanden auf ihre Schiffe und Fürst Zaiku ließ sofort die Notfallstrupps zusammenstellen. Nur George runzelte besorgt die Stirn und folgte seinem besten Kumpel.

Der Wind strich ihm sanft durch das Haar und ließ ihn kurz erschaudern, während er vom Balkon seines Quartiers hinab sah.
Es war hart und immer wieder keimte neue Übelkeit in ihm auf. Für seine Freunde hatte er den starken Antiker gespielt aber in echt fühlte sich Marco völlig überfordert. Noch immer hatte sein Kopf mit den Erinnerungen der zwei Leben zu kämpfen. Auch das neue Wissen war gewaltig, auch wenn es nicht so groß war, wie von einem Repositorium.
Seufzend lehnte er sich auf den Begrenzungszaun und schaute auf die untergehende Sonne am Horizont, die von zwei Monden bedeckt wurde aber trotzdem noch große Strahlkraft besaß.
Plötzlich tat sich die Tür seines Quartiers auf und George schaute vorsichtig hinein:
„Melokar? Geht es dir gut?“
„Klar aber nenne mich bitte weiter Marco!“, erwiderte der Antiker, auch wenn er nicht sehr überzeugt klang. Der Schiffstechniker boxte ihm sanft gegen die Schulter und gesellte sich zu ihm auf den Balkon:
„Lügen hast du immer noch nicht drauf! Muss hart sein die Wahrheit zu kennen. Ich kann mir gar nicht ausmalen, was du durchmachen musst… Zwei Leben…“
Der Blonde kniff die Augen zusammen und gab ein Brummen von sich:
„Ja und zwei echt bescheuerte Leben! Im ersten Leben wurde mein Volk von einer Seuche dahingerafft und im zweiten Leben wurden meine Eltern ermordet und ich kam ins Waisenhaus! Ist das Pech oder Pech?“
Irgendwie klang das ganze doch schon sehr absurd. Marco wurde nicht gerade vom Glück verfolgt, egal in welcher Existenz. George klopfte ihm kumpelhaft auf die Schulter:
„Hey aber du bist hier und gibst dein Bestes, obwohl du schlecht drauf bist. Ich bewundere deinen Mut und mein Gefühl sagt mir, dass wir mit deiner Hilfe gewinnen werden!“
„Keine Ahnung aber ich werde alles tun, um diesen Krieg für immer zu beenden. Die Kämpfe müssen endlich ein Ende haben!“
Marco klang völlig entschlossen. Dabei strahlte er eine unsagbare Bestimmtheit aus, wie man sie sonst nur von Eden kannte. Die Ähnlichkeit zwischen den Brüdern der Vergangenheit war nun doch deutlich erkennbar. Insgesamt wirkte der Antiker sehr viel ruhiger und flexibler. Es schien so, als wüsste er wirklich was zu tun war.
George nickte zufrieden und verließ das Quartier:
„So will ich dich hören! Machen wir Rafael fertig!“

Jenny hatte die größten Zweifel einen kriminellen Schwerverbrecher aus seinem Gefängnis zu lassen. Schmollend saß Patras immer noch in der Ecke seiner Zelle und spielte mit der Plastikgabel des Mittagsbestecks. Er war noch immer sehr jung aber diese Kälte in seinem Blick versetzte der jungen Frau einen Schauer.
Sie sammelte ihren Mut, dann trat sie an die Energiebarriere, die das Gefängnis umschlossen:
„Hey, du darfst raus!“
Patras horchte auf:
„Ach, wirklich? Wie kommt der Sinneswandel?“
Am liebsten hätte Jenny jetzt eine patzige Antwort gegeben und ihn in der Zelle versauern lassen aber Marcos Anweisungen waren deutlich gewesen und es war nicht zu übersehen, dass Patras mit seinen Fähigkeiten eine Hilfe im Kampf war:
„Du bist ein freier Mann, sobald du uns im Kampf gegen Rafael geholfen hast!“
Plötzlich verschwand der trockene Ton und Patras begann amüsiert zu lachen:
„Das kann nicht dein Ernst sein! Warum sollte ich euch helfen, nachdem ihr mich hier eingesperrt habt, wie einen Hund im Zwinger!?“
Die junge Frau formte aus ihren Augen schmale Schlitze:
„Ganz einfach! Wenn Kritias fällt, dann fällt die ganze Galaxie! Rafael ist nicht wie die anderen Erzengel! Er will nicht die Macht über die Galaxie erringen! Er will sie zerstören!“
Diese Tatsache ließ Patras Humor im Keim ersticken und sein Gesicht wurde sofort wieder kalt und unnahbar:
„Du bist eine Bändigerin? Deine Kräfte sind noch auf einem niedrigen Niveau! Ich werde mit dir trainieren! Ich will keinen Schwächling an meiner Seite, wenn die Schlacht losgeht!“
Mit einem kleinen Hops setzte Patras auf den Füßen auf und stopfte die Hände in die Hosentaschen. Er schien zu begreifen, dass sein eigenes Leben genauso auf dem Spiel stand.
Er war bereit sich dem Team von Kritias anzuschließen, auch wenn ihm der Gedanke immer wieder die Übelkeit in den Magen trieb.

Der Alarm in der ganzen Stadt schrillte los, als sich ein Hyperraumfenster öffnete und mehrere Schiffe daraus hervor schossen. Aufgeregt lief Fürst Zaiku im Kontrollraum auf und ab, während er gestresst den Techniker am Hauptrechner anfauchte:
„Was geschieht hier? Ist das Rafael?“
„Negativ, Sir! Es handelt sich um vier Schiffe der Corona und um zwei Hatacs!“, erklärte der Techniker und versuchte die Daten auf den Schirm zu rufen. Zaiku konnte nicht fassen, was gerade passierte. Wagten die alten Feinde ernsthaft einen Angriff?
Plötzlich erschien Marco im Kontrollraum und hatte ein zufriedenes Grinsen im Gesicht. Der Antiker schien nicht von dem Auftauchen der Feinde eingeschüchtert und klopfte dem Fürsten der Organika beruhigend auf die Schulter:
„Keine Sorge! Öffnen sie einen Kanal!“
Der Techniker befolgte die Anweisung und schon konnte der Anführer zu den Besatzungen der Schiffe sprechen:
„Schön, dass ihr da seid! Ihr dürft euch runter beamen!“
Nun war Zaiku völlig verwirrt und schlug panisch die Arme über den Kopf zusammen:
„Bist du verrückt geworden?! Du kannst nicht einfach unsere Feinde in die Stadt einladen!“
Es gab einen Lichtstrahl und zwei Personen erschienen im Raum. Eine Person war ganz klar ein Corona. Er hatte die typische, dunkle Hautfarbe und ein helles Gewandt an. Die andere Person war dem Team sehr bekannt. Die junge Frau neigte amüsiert den Kopf und warf ihr langes Haar zurück. Marco lachte und umarmte die junge Frau:
„Lange nicht gesehen, Kali! Schön, dass du kommen konntest! Wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können!“
Die Frau von Myrtharia hatte einen ausführlichen Bericht erhalten und wusste, was sie erwartete. Trotzdem schien sie etwas bedrückt:
„Ich konnte leider nur zwei Hatacs aus Marduks alter Flotte auftreiben. Die anderen Schiffe wurden zum Teil überall in der Galaxie verkauft.“
„Lieber zwei Schiffe als gar keine Schlachtschiffe! Ich wette Era freut sich, dich zu sehen!“
Kali begann sofort damit sich umzuschauen, als suche sie jemandem:
„Wie geht es eigentlich dem Ex-System-Lord? Wo ist Sebastian? Hat er eine Mission?“
Marcos Herz rutschte sofort ein ganzes Stück tiefer und sein Ton wurde schlagartig gedämpft:
„Er ist vor knapp zwei Wochen verstorben…“
Ein herber Schlag für Kali, denn auch wenn sie sich getrennt hatten, besaß sie noch viele Gefühle für den Soldaten. Tatsächlich traf sie die Neuigkeit härter als erwartet und sie wankte ein Stück zurück. Leider war nicht die Zeit, um lange zu trauern, also wand sich Marco dem Corona zu:
„Willkommen in Kritias, Gotar! Wundert mich, dass du diesem Ruf gefolgt bist!“
Der Sonnenanbeter schien weniger Abneigung zu zeigen als die anderen Corona und reichte dem Blondschopf die Hand:
„Du hast mir aus dem Gefängnis geholfen. Ich schulde dir etwas. Außerdem hat Kine mich genauso betrogen wie dich. Ich hätte nie erwartet, dass er ein Erzengel ist. Ihr könnt auf uns zählen… Zu mindestens auf die Reste unserer kläglichen Flotte!“
Gotar verneigte sich, dann ließ er sich auf sein Schiff zurück beamen, genau wie Kali.
Fürst Zaiku war völlig überwältigt und starrte Marco sprachlos an:
„Du fährst große Geschütze auf, wenn du schon alte Freunde bzw. Feinde um Hilfe bittest! Hätte ich dir gar nicht zugetraut. Erst Patras, jetzt Kali und die Corona!“
Kaum waren Kali und Gotar verschwunden, da drehte sich wieder der Techniker um:
„Sir? Die Antares und die Secmeton sind zurück. Laut Henderson und Whist haben sie mehrere Ladungen Drohnen und drei Geschwader Jumper dabei!“
Zaiku und Marco wechselten rasche Blicke, dann gab der Antiker den nächsten Befehl:
„Okay, sie sollen die Drohnenlager der Timaios und die Hangars der Antares auffüllen. Die restlichen Drohnen kommen in die Drohnenkammer von Kritias!“
Der Auftrag wurde sofort ausgeführt und die Mitarbeiter begannen damit die Vorräte aufzustocken. Inzwischen kam auch Era in den Kontrollraum. Sie erblickte ihren Exfreund und lehnte sich gegen eine Konsole:
„Hey, alles okay? Du siehst so nachdenklich aus!“
Der Blonde fuhr sich durch sein Haar und zwinkerte der Galonierin verschwörerisch zu:
„Ja, alles okay! Ich hatte vor…“
Er stockte und sein Gesicht wurde blasser. Diesen Gesichtsausdruck hatte Era bisher nie bei Marco gesehen. Seine Augen wuchsen und sein Unterkiefer klappte herunter. Die junge Kriegerin mit den Amazonenkräften spürte sofort, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war:
„Marco? Was ist los?“
Für einen kurzen Moment begann er damit sich etwas im Kopf zu Recht zu legen und einige Berechnungen durchzugehen, bevor er ihre Frage beantwortete.
„Mein brillantes Antiker-Gehirn hat mir gerade etwas verraten. Rafael ist stärker als jeder von uns aber mir ist eingefallen, wie ich meine eigene Energie steigern kann!“
Von neuer Hoffnung getrieben rutschte Marco an den Rechner und begann ein paar Informationen aus der Datenbank durchzugehen. Er fand ohne Verzögerung alles, was er benötigte. Marco schien die Datenbank besser zu kennen als jeder andere, seit dem er ein Antiker war aber Era blieb ungeduldig:
„Kannst du erklären, was du vorhast? Ich bin leider keine Antikerin und kann deine Gedankengänge nicht nachvollziehen!“
Der Blondschopf zögerte. Er war unentschlossen ob er Era die Wahrheit sagen sollte. Seine Idee würde niemandem aus dem Team gefallen, also atmete er tief durch:
„Es wird dir nicht gefallen aber ich muss zur zerstörten Kristallfestung und mit Michael Kontakt aufnehmen…“
Er wollte schon von selbst eine Mission vorbereiten aber Era schrie wütend auf:
„WAS!? Das ist Wahnsinn! Das kannst du nicht machen! Michael wollte dir deinen Körper rauben!“
„Es ist anders als früher! Mein Körper und meine Seele sind jetzt im Einklang! Ich weiß genau, was ich tue!“
„Trotzdem! Du setzt dein Leben aufs Spiel! Wir können dich nicht verlieren! Ich kann dich nicht verlieren!“, rief die Galonierin und blockierte den Weg des Anführers. Marco ergriff Eras Hände und schaute ihr nun tief in die Augen. Sein Blick war noch immer fest entschlossen und diese positive Kraft schien auf sie überzugehen:
„Ich verspreche, dass ich wieder komme! Ihr müsst die Stellung halten! Ihr alle wisst, was ihr zu tun habt! Fürst Zaiku wird die Timaios übernehmen und George kann die Stuhlplattform von Kritias bedienen! Es ist unsere einzige Chance ihn zu besiegen!“
Seine Worte waren so selbstbewusst, dass Era zu Boden sah und ihn ziehen ließ. Irgendwie war ihr sofort klar, dass Marco es schaffen würde. Durch die Enthüllung seiner Antiker-Identität hatte er sich verändert und zum ersten Mal seit den drei Jahren in Zerberus wankte er nicht in seinen Entscheidungen. Er war sich vollkommen sicher und deshalb wollte sie ihm nun Vertrauen schenken.
Mit einem Zeichen ließ er das Sternentor anwählen und sich eine Ausrüstungsweste bringen.
Era beobachtete ihn, als er in den Gateraum trat. Das Stargate wählte das letzte Symbol an und schon bildete sich der Ereignishorizont. Auch Jenny und George betraten den Torraum, wo sie nur noch miterleben konnten, wie Marco durch das Tor trat. Als sich das Wurmloch abschaltete, gesellten sie sich zur Galonierin:
„Wo will Marco denn hin?“
Era biss sich auf die Unterlippe, dann antwortete sie auf Georges Frage:
„Das sage ich lieber nicht aber wir können ihm vertrauen!“

Es war ein Ort der Stille und der Pein.
Die schimmernden Felsen war eingestürzt und der glasige Boden zersplittert. Obwohl die Oberfläche des Planeten noch vom Sonnenlicht bestrahlt glitzerte, hatte diese Welt einen Großteil seiner Pracht verloren. Marco ließ seinen Blick über die zerklüfteten Säulen und Stützpfeiler des einstigen Tempels schweifen und musste lautstark seufzen. Das letzte Mal, als er hier gewesen war, stand er unter der Kontrolle von Gabriels schwarzer Substanz und wurde fast der neue Wirt für Michael.
Vorsichtig betrat er die Ruinen des Kristalltempels, in dem Gabriel einst seine Pläne verfolgt hatte. Unfreiwillig dachte der Antiker an seine schlimmen Taten, die zum Untergang von Organika geführt hatten und seinen Gedächtnisverlust.
Nie hatte er erwartet hier her zurückzukehren und schon gar nicht um Hilfe von Michael zu bekommen.
Er musste über einen Berg aus Trümmern hinweg klettern, um die Haupthalle zu erreichen. Hier lag noch immer der große Kristall in dem der König der Erzengel versiegelt sein sollte.
Ein tiefer Spalt zog sich über die gesprungene Oberfläche des Edelsteines. Es war fraglich, ob eine Verbindung überhaupt noch möglich war.
Behutsam legte er seine Hand auf die reflektierende Schicht und schloss die Augen. Anders als früher waren Marcos mentale Fähigkeiten besser geworden. Er konnte die Energie von Michael immer noch im Stein fühlen. Sie pulsierte aber war vom Leben weit entfernt. Der Anführer biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich auf diese schwache Energie und begann zu rufen:
„Hey, ich weiß, dass du mich hörst! Ich bin hier, um eine Audienz zu ersuchen!“
Tatsächlich flackerte die Kraft im Inneren des Kristalls auf und er wurde wärmer. Dann gab es ein helles Funken und schon strahlte der Kern grell auf. Eine merkwürdige Verbindung entstand und Marco tauchte scheinbar in die Gedankenwelt von Michael ein.
Im nächsten Moment stand er in einem unendlichen Weiß aber vor ihm stand ein gut aussehender Mann. Die Person sah schon fast abnormal gut aus und fixierte den Blonden mit einem stechenden Blick.
Michael sah anders aus, als Marco sich vorgestellt hatte. Es schien überhaupt keine Ähnlichkeit zu Rafael zu bestehen. Michael hatte einen Dreitagebart aber die schwarzen Haare waren kurz und erweckten den Anschein, als würde der Erzengel großen Wert auf Haarpflegeprodukte legen:
„Was willst du von mir?! Hast du nicht schon genug Schaden angerichtet?!“
Marco blieb tapfer und versuchte nicht unsicher gegenüber eines ehemaligen Feindes zu wirken:
„Ich brauche deine Hilfe, egal was damals zwischen unseren Völkern vorgefallen war!“
Nun horchte Michael auf und er bekam ein charmantes Lächeln ins Gesicht, welches jede Frau dahin schmelzen lassen konnte:
„Du hast also deine verlorenen Erinnerungen zurück, Melokar Jenar! Ich war schon sehr verwundert, als du hier aufgetaucht bist aber nachdem du mich in diesen Kristall gesperrt hast, hätte ich damit rechnen müssen! Wieso sollte ich dir helfen? Ich könnte jetzt einfach deinen Körper übernehmen!“
Nun lächelte auch der Antiker und schüttelte zuversichtlich den Kopf:
„Das kannst du nicht! Meine mentalen Fähigkeiten sind groß genug, um dich draußen zu halten. Du und ich müssen unsere Differenzen begraben und zusammenarbeiten…“
„Wieso sollte ich!?“, unterbrach Michael schroff:
„Wegen deinem Bruder Eden hat meine Schwester uns verraten und dann hast du mich und mein Volk eingeschläfert! Du verdienst meine Hilfe nicht, Lantianerabschaum!“
Die Zornesröte war in Michaels Gesicht aufgestiegen und seine Wut war deutlich spürbar. Der Zorn bebte in dieser gedanklichen Ebene und ließ Marco etwas weichen, bevor er neuen Mut sammelte und sich dem Erzengelkönig entgegen stellte:
„Mein Volk hat für diese Taten genauso gebüßt wie deines! Du hast nicht das Recht mich zu verurteilen! Bei meiner Bitte geht es nicht um unseren Streit, sondern um deinen anderen Bruder!“
Michael verstummte und verlor sich in seinen Gedanken. Mit entsetzter Stimme hauchte er den Namen des Gegners:
„Rafael… Er hat seine Macht zurück… Dann ist Gabriel tot…“
Der Tod seines kleineren Bruders schien ihn doch hart zu treffen. Ergriffen drehte sich Michael um und biss die Zähne zusammen. Anders als Rafael hatte dieser Erzengel großen Respekt vor seinem Volk und seiner Familie. Marco kannte das Gefühl seine Familie zu verlieren. Vielleicht konnte er so eine Einigung erreichen:
„Ich bin auch der letzte meiner Familie aber ich habe immer noch Freunde! Sie sind für mich eine Familie! Ich will sie nicht verlieren! Du kennst den Wert von Familie! Wollen wir diesen Streit zwischen unseren Völkern nicht endlich beilegen? Ich meine außer uns gibt es niemanden mehr…“
Es funktionierte und Michaels Zorn verschwand wieder, so dass sich ihm Marco nähern konnte:
„Wir haben beide große Fehler gemacht… Ich habe mehrere Millionen Jahre für meine Fehler bezahlt und nun will ich eine erneute Eskalation verhindern. Der Krieg muss enden…
Tu es für Jophiel! Ich weiß, du hast sie geliebt, genau wie ich und mein Bruder! Ich flehe dich an!“
Der Blick des Engels wurde glasiger. Er war der Menschlichkeit sehr viel näher als alle anderen Erzengel und der Anführer des Zerberus-Teams verstand jetzt endlich, wieso sie ihn zum König gemacht hatten. Er war vernünftig und wusste, was er tat. Seine Vernunft war bloß vom Zorn geblendet. Nun fasste sich Michael grübelnd an sein Kinn und musterte den Antiker genau:
„Was planst du, Alteraner?“
„Eine Verbindung unserer Kräfte! Du darfst in meinen Körper aber dafür musst du mir im Kampf gegen Rafael deine gesamte Energie leihen! Anschließend überlasse ich dir seinen Körper, wenn du und ich einen Friedensvertrag aushandeln!“, erklärte Marco und erzeugte ein neues, schiefes Lächeln in Michaels Gesicht:
„Und was ist, wenn ich die Abmachung breche und einem Friedensvertrag nicht zustimme?“
Die Antwort des Blonden kam wie aus der Pistole geschossen:
„Mir bleibt keine andere Wahl! Ohne deine Energie kann ich ihn nicht besiegen! Ich werde dir vertrauen müssen! Wollen wir anfangen? Die Vereinigung dauert mindestens drei Tage und ich befürchte, dass mir nicht so viel Zeit bleibt!“
Endlich standen sich beide Auge und Auge. Die Entfernung zwischen ihnen war gering geworden und Michaels Blick wurde merkwürdig fasziniert:
„Du bist wirklich ein außergewöhnlicher Lantianer! Ich stimme diesem Pakt zu! Lass uns mit der Verschmelzung beginnen!“
In dem Moment riss Marco die Augen in der Realität auf und bemerkte eine Energieverbindung zwischen sich und dem Kristall. Der Vorgang konnte beginnen, also schloss er die Augen, bereit sich dieser schwierigen Prozedur zu unterziehen.

Era und George standen nervös im Torraum, als sich der Ereignishorizont bildete und Celeb mit mehreren Männern durch das Gate trat. Der Galonier begrüßte die beiden Teammitglieder und deutete auf die zwanzig Männer, die an seiner Seite waren.
Diese Soldaten waren mit den damaligen Gewehren der Zera bewaffnet und trugen provisorische Rüstungen. Sie alle hatten grimmige Gesichtsausdrücke unter ihren Helmen. Während George die Einheit misstrauisch inspizierte, umarmte Era ihren Exfreund herzlich:
„Hallo, Celeb! Schön, dass du hier bist! Was sollen die Männer da?“
Celeb räusperte sich und zeigte auf die Truppe:
„Das sind Krieger des Widerstandes Jophiel! Sie wollen euch in der kommenden Schlacht unterstützen!“
George verschluckte sich an seiner eigenen Spucke und wirbelte verzweifelt mit den Armen:
„Stopp! Stopp! Stopp! Kommende Schlacht?“
Der galonische Kämpfer zeigte einen kleinen Computer an seinem Handgelenk auf dem ein anderer Countdown lief, als Marco berechnet hatte:
„Rafael hat seine Produktion weiter erhöht, als vermutet! Seine Flotte wird in drei Tagen hier eintreffen und sie ist sehr viel gewaltiger, als Gabriels jemals war!“
Bestürzung erfasste die Runde und Era schaute über Celebs Schulter zum Sternentor:
„Marco! Beeil dich!“

Fortsetzung: Folge 20
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.