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Stargate - Zerberus: Season 4 von nickfrostus

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Folge 18: Die Gezeiten der Zeit


Wie heiße ich? Wer bin ich?
Wo komme ich her? Wieso lebe ich? Was ist meine Aufgabe?
Wo gehe ich hin? Was fühle ich?
Was macht mich aus? Wer steht zu mir und wer ist mein Feind?
Was ist mein Schicksal? Bin ich von großer Bedeutung?
Habe ich einen Einfluss auf den Verlauf des Schicksals?
Was kann ich alles? Wie viel kann ich erreichen?
Das alles sind Fragen, die sich jeder Mensch einmal stellen kann. Jeder Soldat, jeder Wissenschaftler aber auch jeder Bürger einer Kleinstadt. Es sind die tiefgründigen Fragen, die unsere Existenz ausmachen. Einige kann man beantworten, andere bleiben einem für immer verborgen. Manche Leute suchen ihr Leben lang nach verschiedenen Antworten und doch bleibt ihnen die absolute Wahrheit meistens verwehrt.
Sie finden keine Existenzberechtigung und leiden unter der Leere, die in ihnen zurück bleibt. Andere geben sich mit einfachen Antworten zufrieden und ignorieren schlichtweg alle Gründe.
Sie leben ihr Leben, ohne sich um große Schicksale oder Bestimmungen zu kümmern. Ich habe mir auch oft diese Fragen gestellt aber nie hätte ich dahinter mehr erwartet.
Die Lösung für alle Fragen…
Die absolute Wahrheit…
Das Tor zur verlorenen Erinnerung…


Marco sah sich immer wieder ratlos um.
Eben hatte er noch auf dem Podest vor der Waffe Gottes gestanden und nun war er nicht mehr bei seinen Freunden. Er war im Torraum der verlorenen Stadt Atlantis aber etwas war anders. Die Menschen der Atlantisexpedition waren nicht hier. Die ganze Stadt wirkte verlassen, als hätte man sie einfach zurück gelassen.
Dr. Weir saß nicht in ihrem Labor, Dr. McKay stürmte nicht aufgebracht durch den Kontrollraum und sogar von Colonel Sheppard gab es keine Spur. Atlantis war verlassen.
Der Blonde verfluchte sich selbst. Wieso hatte er dem geheimnisvollen Ruf der Frau nachgegeben und die Waffe aktiviert? Vielleicht hatte diese Maschine ihn und seine Freunde getötet. Den Leichtsinn bereute er aus vollem Herzen und schrie abermals auf:
„Ist jemand hier? Hallo!?“
Unerwartet drang wieder die weibliche Stimme an sein Ohr und antwortete auf seine Frage:
„Ja, ich bin hier…“
Die Stimme klang näher als zuvor, also drehte sich der Anführer des Zerberus-Teams geschockt um. Er schaute in die grünen Augen einer jungen Frau, die ihren Körper mit weißen Gewandungen aus Seide bedeckte. Ihr langes, helles Haar besaß einen grünlichen Schimmer aber sie lächelte sanft. Marco erkannte sie von einem Hologramm wieder und neigte sich etwas überwältigt vor:
„Jophiel? Das werden langsam echt viele Überraschungen… Erst Eden und jetzt du… Was geht hier vor? Bin ich tot?“
Der weibliche Erzengel musste lachen und schüttelte den Kopf, während sie beruhigend ihre Hand auf seine Schulter legte:
„Nein, du lebst aber ich musste mit dir reden, bevor du die Waffe aktivierst. Ich habe die Aufgabe dir die absolute Wahrheit zu enthüllen.“
Der junge Mann wurde nur noch verwirrter und rieb sich etwas benommen die Schläfe:
„Die absolute Wahrheit? So etwas hat Eden schon zu mir gesagt. Wie meint ihr das? Welche Wahrheit?“
„Die absolute… Was es mit Zerberus auf sich hat oder mit dem Erzengelkrieg… Was mit der Waffe Gottes passieren sollte und wieso gerade du hier in Zerberus gelandet bist. Ich würde sagen, wir fangen vorne an!“, erklärte sie und hob den Arm.
Die Umgebung reagierte und die Lichter von Atlantis begannen sich einzuschalten. Erst schwebten merkwürdige Geister durch die Räumlichkeiten, bis dann ganze Menschen ihres Weges zogen. Es waren weiß gekleidete Menschen. Sie alle hatten ein besorgtes Gesicht, strahlten aber dennoch großes Wissen und Macht aus. Es waren Antiker, ohne Zweifel.
Jophiel machte einen Schritt auf die majestätische Haupttreppe zu und versuchte dem Blondschopf alles zu erklären:
„Das ist Atlantis vor Millionen von Jahren. Damals war die Stadt noch auf der Erde und das Volk der Lantianer wurde von der Seuche heimgesucht.“
Einige lantianische Wissenschaftler hetzten wie von Bienen verfolgt durch die Gänge und versuchten alles für einen kommenden Abflug vorzubereiten. Marco verfolgte aufmerksam die Unruhe, als ein älterer Mann aus dem Konferenzraum kam und die Stufen der Treppe hinab schritt. Aus Berichten von SG-1 wusste Marco, dass es sich um Merlin handelte. Der weiße Bart und sein stolzer Gang verrieten ihn:
„Das ist doch Myrdin oder Merlin…“
„Das ist Morus Jenar, der letzte Ratsführer von Atlantis!“, korrigierte die aufgestiegene Frau und versuchte Marcos Aufmerksamkeit auf die Situation zu lenken. Eine kraftvolle Stimme durchschnitt die Luft. Ein muskulöser, großer Mann mit blonden Haaren und weißen Gewändern stürmte aus dem Seitengang herbei, um Morus zu stoppen:
„Vater, warte!“
Marco klappte die Kinnlade herunter und er begann unkontrolliert zu stammeln:
„Das ist Eden! Du verarscht mich, Jophiel! Eden war der Sohn von Merlin?“
Der Erzengel nickte und betrachtete das doch ungewöhnliche Bild vor ihnen.
Eden hatte es eilig und blieb abrupt vor dem Ratsmeister stehen:
„Vater, was soll das!? Ich habe gerade erfahren, dass ich zum Rat der Kolonie in Zerberus gehören soll! Wieso das? Was ist mit Melokars Erfindung!?“
Morus seufzte und packte Eden bei den Schultern:
„Eden, du bist weise und sehr reif. Terraforming war ein voller Erfolg! Ich möchte, dass du für mich im Rat der Zerberus-Galaxie sprichst…“
Merlin wirkte entschlossen aber Eden riss sich von seinem Vater los und runzelte anklagend die Stirn:
„Du weichst meiner Frage aus, Vater! Was ist mit der Erfindung von Melokar?! Sie könnte eine Rettung für unser Volk sein und wir bräuchten nie wieder eine Seuche zu fürchten!“
Nun wurde der Ratsmeister doch zorniger und versuchte eine aufkommende Wut zu unterdrücken:
„Dein kleiner Bruder hat versagt! Sein Repositorium hat schwere Nebenwirkungen! Die Energie wird so weit ansteigen, dass der Nutzer förmlich eine menschliche Kernschmelze erlebt. Sein Projekt ist gescheitert und der Rat wünscht, dass er seine Forschung sofort unterbindet! Du wirst Melokar mit nach Zerberus nehmen! Atlantis wird die Erde in drei Tagen verlassen und nach Pegasus fliegen! Akzeptiere das, Eden!“
Die Entscheidung war gefällt und Morus setzte seinen Weg fort. Sein Sohn blieb etwas orientierungslos im Gaterium stehen und kniff verzweifelt die Augen zusammen.
Marco hatte sich verschluckt und begann nun lautstark zu husten, während Jophiel ihn etwas mitfühlend ansah und überlegte ihm auf den Rücken zu klopfen:
„Habe ich das richtig verstanden? Es ging um das Repositorium, von dem ich meine Kräfte habe. Ich werde an den Folgen der Mutation sterben!? Noch schlimmer… Edens kleiner Bruder hat das doofe Teil gebaut?!“
Sein Ton war panisch aber Jophiel wurde unruhiger und fasste sich etwas beschämt hinter den Kopf:
„Oh… Du reagierst schon bei der Information so stark? Dann wirst du ausrasten, wenn ich dir noch mehr zeige! Es wird dir nicht gefallen!“
„Mach endlich!“, fauchte Marco, als sich die Umgebung wieder zu verändern schien. Atlantis und sein Gaterium verschwanden wieder im Nichts und wurden durch eine neue Räumlichkeit ersetzt, die sehr stark einem Labor glich.

Noch immer stand Marco wie angewurzelt im Inneren des Kraftfeldes.
Inzwischen hatten alle drei versucht zu ihm durchzudringen aber nach einer halben Stunde hatten sie verzweifelt aufgegeben. Seit drei Stunden hockte die Mitglieder des Zerberus-Teams in der Zitadelle und beteten, dass ihr Anführer aufwachen würde.
George warf immer wieder einen Tennisball gegen die Wand, so dass dieser daran abprallte und zu ihm zurückrollte. Jenny versuchte es mit etwas Meditation, auch wenn sie nicht sehr erfolgreich darin war. Nur Era schien keine Beschäftigung zu haben und tigerte um den Altar herum, in der Hoffnung einen Stecker zum deaktivieren zu finden:
„Es muss doch einen Weg geben ihn da raus zu bekommen!“
George schüttelte lustlos den Kopf und fing erneut seinen Ball auf:
„Nein und bei so einer komplexen Technologie würde ich es vermeiden etwas herauszuziehen. Am Ende sprengen wir noch die Galaxie!“
Der Techniker hatte Recht aber es passte Era nicht, dass sie machtlos war. Plötzlich reagierte der Lebenszeichendetektor in Georges Westentasche, weshalb er eilig einen Blick darauf warf:
„Äh… Das ist ein Lebenszeichen aufgetaucht…“
Die Galonierin horchte auf und auch Jenny spähte durch ihre zusammengekniffenen Augen hindurch:
„Sicher nur ein doofes Tier… Vielleicht ein Kamel oder so ein Sandwurm…“
George wurde immer unruhiger und sprang sofort verunsichert auf:
„Das glaube ich nicht! Die Lebensform ist viel zu schnell für ein normales Tier!“
„Ein Düsenkamel!“, lachte Jenny und unterbrach ihren Kameraden schroff.
Era nahm diese Erscheinung sehr ernst und zog ihre Kampfhandschuhe höher:
„Vielleicht bekommen wir ungebetenen Besuch! Macht euch lieber auf einen Kampf gefasst!“

Sie standen in einem abgedunkelten Labor, tief im Inneren eines steinernen Komplexes. Marco wusste sofort wo er war. In der Ecke stand eine Stuhlplattform und überall waren Terminals. An der Wand war ein Spiegel mit schwarzer Umrandung. Es war der Außenposten in der Mayapyramide, wo er den Unfall mit dem Repositorium hatte. Ein Schauer lief über seinen Rücken, als er diese Datenbank an der Wand hängen sah.
Eden betrat dieses Labor und rief nach seinem kleinen Bruder, der scheinbar an der Energiequelle des Repositoriums beschäftigt war:
„Melokar? Bist du hier? Ich muss mit dir reden!“
Aus der Ecke kam eine junge Stimme, die scheinbar nicht mit dem Besuch des Antikers gerechnet hatte:
„Was ist denn los? Hat Vater wieder über die mangelhaften Baupläne des ersten Garten Eden geschimpft?“
Eden stemmte sofort die Arme in die Taille und marschierte etwas genervt um eines der Terminals, um fast über die Füße seines kleinen Bruders zu stolpern, der fast komplett unter der Konsole verschwunden war, um zu arbeiten:
„Melokar! Der Rat hat entschieden, dass du deine Arbeit an dem Repositorium beenden sollst! Du sollst mit mir nach Zerberus und bei der Gründung der Kolonie helfen!“
Die Anweisung ließ den Antiker unter der Konsole verstummen:
„Was? Aber ich stand doch so kurz vor der Lösung! Wir hätten uns nie wieder vor einer Seuche fürchten müssen. Wir müssten die Milchstraße niemals verlassen!“
Der Schiffsbauer schaute betroffen zu Boden, als sein kleiner Bruder unter dem Computer hervor kam und sich zu voller Größe aufrichtete. In genau diesem Moment blieb Marcos Herz für einen Moment stehen und er taumelte drei Schritte zurück. Die Erscheinung des Lantianers versetzte ihm einen so starken Schock, dass er den Atem anhielt und weiche Knie bekam. Der junge Antiker war in seinem Alter und hatte die gleichen blonden Haare. Melokar, wie er von Eden genannt wurde, sah Marco zum verwechseln ähnlich. Der Anführer des Zerberus-Teams hatte ein lautes Gurgeln im Bauch und sein Kopf fühlte sich wie der Untergrund eines Presslufthammers:
„Jophiel! Was hat das zu bedeuten!? Wieso sieht der Antiker da aus wie ich!?“
Der Blondschopf war völlig aufgelöst und schon waren beide wieder in der Leere des Universums. Trotzdem konnte Marco noch festen Boden unter den Füßen fühlen, was gut war, denn er sackte augenblicklich zusammen. Sein Mageninhalt kam hoch und er musste sich übergeben. Jophiel wollte ihn trösten aber dazu war er schon zu aufgewühlt:
„Ist das nicht eigentlich längst klar? Der Antiker sieht nicht nur aus wie du! Das bist du!“
Diese harten Worte lösten eine neue Schwäche in dem Teamführer aus, weshalb er sofort lautstark gegen die Behauptung ankämpfte:
„Völlig ausgeschlossen! Ich wurde auf der Erde als normaler Mensch in Queens geboren! Ich bin kein Antiker! Dann müsste ich mich doch daran erinnern!“
Der weibliche Erzengel beugte sich zu ihm hinab und ergriff seine Hand. Ihr Händedruck war warm aber ihr Blick zeigte neue Trauer:
„Das ist aber die Wahrheit! Es ist viel in der Vergangenheit passiert!“
Noch immer wollte es ihm nicht in den Kopf, also riss sich Marco von ihr los und stampfte aufgebracht davon, während er weiter fluchte:
„Das ist doch Blödsinn! Dann wäre ich ja theoretisch der Sohn von Merlin! So etwas Hirnrissiges habe ich noch nie gehört!“
Jophiel bewegte sich hinter ihm her aber so sanft, dass man glaubte sie würde schweben:
„Du kannst nicht einfach weg laufen! Auch in deiner irdischen Vergangenheit haben sich viele Dinge ereignet, die das beweisen!“
„Und die wären!?“, schrie Marco, als er sich blitzschnell umdrehte.
Plötzlich schossen ihm Bilder durch den Kopf, die ganz klar Jophiel erzeugte, als sie ihm genau diese Ereignisse zu zeigen versuchte:
„Dein Unfall beim Schlittschuhlaufen als kleiner Junge! Du hast dir den Kopf angeschlagen und Visionen der Zukunft gehabt! Anschließend hast du sogar die Sprache der Antiker gesprochen, obwohl du noch nicht einmal vom Stargate wusstest! Was glaubst du, warum Rafael ausgerechnet dich nach Zerberus geholt hat oder wieso bisher nur bei dir das Repositorium der Kraft reagiert hat!?
Auch die Verwandlung zum Antiker, als dir das Wissen ins Gehirn geladen wurde! Dir wurde kein neues Wissen verabreicht, sondern dein altes nur reaktiviert. Deshalb war deine Verwandlung schneller als bei General O`Neill!“
Langsam ergaben diese Begründungen doch Sinn, so sehr sich Marco innerlich auch dagegen sträubte. Das Repositorium und den Sog konnte er noch als Zufall abtun aber die Dinge aus seiner Kindheit waren nicht anders zu erklären.
Ein neuer Kloß glitt seinen Rachen hinab, während er laut hechelnd auf die Knie fiel und mit einer merkwürdigen Verzweiflung kämpfte. Ein ungutes Gefühl bohrte sich durch seine Eingeweide und schon lösten sich Tränen der Orientierungslosigkeit aus seinen Augen.
Der tapfere Anführer des Zerberus-Teams begann zu weinen, wollte er doch nur verstehen, was hier vor sich ging. Ergab das einen Sinn?
Er hatte doch ein normales Leben auf der Erde geführt, abgesehen von den tragischen Begebenheiten wie der Mord an seinen Eltern. Nun fiel ihm auch die Rede seines Bruders wieder ein. Harry hatte versucht ihm ähnliches zu erklären, als das Zerberus-Team auf Atlantis war. Angeblich habe Marco selbst ihm die Aufgabe erteilt die Daten der Waffe Gottes aus der Datenbank von Atlantis zu löschen.
Bisher hatte er das nicht geglaubt aber wieso machte es nun auf so absurde weise einen Sinn?
Die Tränen liefen immer schneller über sein Gesicht und ein quälendes Gefühl ließ seine Emotionen überkochen, während er vor sich hin wimmerte:
„Das kann doch alles nicht wahr sein… Harry… Eden… Ich weiß nicht…”
Jophiel wartete und versuchte dem jungen Mann alle Zeit der Welt zu geben, wusste sie in ihrem Unterbewusstsein, dass seinen Freunden ein anderes Problem drohte.

Die drei Freunde starrten gebannt auf den Hauptkorridor des Gebäudes, weil sie nun hallende Schritte vernahmen.
Era nahm Kampfhaltung an und strich sich ein letztes Mal nervös durch ihr Haar. Ein humanoides Wesen war gerade auf den Weg zu ihnen und sicherlich war es kein Freund. Erst als der Fremde ins Licht trat, wurde seine Identität enthüllt. Es war eine Kopie des Erzengels Rafael, nur dass dieser Abklatsch keine langen Haare besaß. Die Galonierin machte herausfordernd einen Satz nach vorne:
„Was willst du hier!? Verschwinde!“
Kenuva musterte die drei Gegner und begann diabolisch zu lächeln, wie man es von seinem Schöpfer kannte:
„Ihr seid wirklich sehr frech. Mein Vater hat also nicht gelogen. Überlasst mir die Waffe Gottes und ich werde euch vielleicht verschonen!“
„Vergiss es! Eher sterben wir!“, schrie George aufgebracht.
Kenuva schien kein Stück von der Drohung beeindruckt, sondern eher gelangweilt:
„Ihr wollt kämpfen? Ziemlich töricht aber wenn ihr es so haben wollt!“
Mit einem großen Sprung segelte Kenuva durch die Luft und sauste auf die Kameraden hinab. Era und Jenny sprangen sofort bei Seite aber George wehrte den ersten Angriff mit einer gedanklichen Barriere ab.
Beim Aufprall wäre diese Blase fast zerbrochen aber Kenuva hatte scheinbar nicht die Kraft von Rafael. Era holte für einen Schlag aus und ließ ihre Faust auf den Feind zu rasen, doch unterschätzte sie Kenuvas Geschwindigkeit. Er bog sich aus der Schlaglinie und verpasste ihr einen fiesen Kick.
Die Galonierin rutschte pusten am Boden entlang und krachte gegen die Wand des Saals. Jenny konzentrierte sich und schon brach der Fußboden in Stücke. Drei große Felsbrocken erhoben sich und flogen wie Kanonenkugeln auf den Abkömmling zu.
Kenuva konnte nicht mehr ausweichen, also zerschlug er die Brocken zu kleinen Kieselsteinen. Abgelenkt von der Bodenattacke bemerkte er zu spät den telekinetischen Schlag von George. Von einer Druckwelle getroffen verlor Kenuva das Gleichgewicht und schon verpasste ihm Era einen Kinnhaken, der ihn auf die Bretter beförderte.
Genervt stand der Sprössling des stärksten Erzengels wieder auf und wischte sich das Blut von der aufgeplatzten Lippe:
„Das werdet ihr noch bereuen!“

Unendlich lange hockte Marco einfach nur da und versuchte die Informationen zu verdauen, ja sich sogar an diese angebliche Vergangenheit als Antiker zu erinnern. Jophiel wollte diese Selbstfolter nicht mehr mit ansehen und strich ihm behutsam über die Schulter:
„Du musst stark sein, so wie du es schon immer warst!“
Marco schaute zu ihr auf und wischte sich selbst die Tränen aus dem Gesicht:
„Wie kommt es, dass ich als normaler Mensch geboren wurde und keine Erinnerung habe? Wieso wollte Rafael ausgerechnet mich in Zerberus haben?“
Nun wollte er mehr wissen, also füllte der weibliche Erzengel diese leere Umgebung mit neuen Bildern. Er sah die Welt von Paradisus. Im Kern dieses blühenden Planeten lag Kritias, eingebettet von hohen Gebäuden und einer gewaltigen Werft für Raumschiffe. Jophiel versuchte alles zu erklären:
„Die Lantianer hatten Zerberus mit Hilfe der Lunatic mit neuem Leben erfüllt. Leider wurde der Frieden schnell getrübt. Es entwickelten sich ein paar Rassen, die ihre Unabhängigkeit erklärten. Darunter die Zera und die Corona. Die Erzengel waren auch darunter aber trotzdem bestand eine Handelsbeziehung zwischen ihnen und den Antikern.“
Der Planet verschwand und Marco konnte einen Blick auf gewaltige Flotten von Schiffen der Auroraklasse werfen, die über einem Planeten in Position ging, der eine glänzende Oberfläche besaß:
„Mein Volk wurde immer gieriger nach der Technologie der Antiker und irgendwie entwickelte sich daraus ein tiefer Hass geprägt von Neid. Natürlich weigerten sich die Antiker anfangs einen Krieg zu beginnen aber als mein Volk einfach Angriffe auf Transportschiffe startete, war auch die Geduld der Antiker vorbei.“
Schiffe aus Kristall verließen den Hyperraum und gingen auf die Auroraschiffe los. Plötzlich war das All um Marco in ein helles Blitzgewitter getaucht. Drohnen und Energiesalven rauschten an ihnen vorbei und zerstörten die Schiffe der feindlichen Reihen:
„Eines Tages wurde ich bei einer Schlacht verletzt! Ein Anführer der Antiker fand mich und brachte mich nach Kritias, um mir zu helfen. Mein großer Bruder Michael dachte jedoch es wäre eine Entführung! Während er also die Truppen gegen Paradisus ins Feld schickte, geschahen auf unserer Heimatwelt andere furchtbare Dinge…“
Das Weltall verschwand und Marco fand sich mit Jophiel im Thronsaal eines Palastes wieder. Am Boden lagen zahlreiche Leichen.
Sie waren aufgespießt, durchbohrt, einige waren verbrannt und wieder andere hatten ein gebrochenes Genick. Blut beschmierte die glasklaren Wände des Kristallpalastes und rote Flüssigkeit bedeckte den Boden.
Auf dem Thron saß ein mit blutbeschmierter Rafael, laut und diabolisch lachend:
„Michaels Zwillingsbruder Rafael war anders als wir. Er wollte eine Sphäre des vollkommenen Glücks erschaffen, in dem nur seine Wünsche wahr wurden. Er verriet unser eigenes Volk und löschte die Bevölkerung des ganzen Planeten aus.
Seine Fähigkeiten waren abnormal und so konnte ihn niemand stoppen!“
Die Wahrheit war härter als erwartet und Marco kämpfte immer wieder mit der Übelkeit.
Jophiel ließ ihn vorübergehend nachdenken, bevor sie einen abgelegenen Planeten mit Felsen und Bergen zeigte. Auf einem Plateau dieser Welt kämpften zwei ähnlich aussehende Gegner um die Macht. Beide schlugen um sich oder entfachten tödlichen Energiesalven:
„Es kam zum Entscheidungskampf zwischen Michael und Rafael! Rafael verlor diese Schlacht und musste seine Energie abgeben. Diese wurde sicher in Gabriel versiegelt, wo sie unangetastet bleiben sollte…“
„Bis ich kam und Gabriel zerstört habe!“, murrte der Blonde und versuchte der Geschichte zu folgen. Trotzdem hatte er noch immer keine Antwort auf die Frage, wieso er als Mensch auf der Erde geboren wurde. Jophiel machte mit ihrer Geschichtsstunde weiter und ließ etwas Zeit verstreichen. An einem sonnigen Tag läuteten die Glocken auf ganz Paradisus. Vögel flogen durch die Luft und viele Antiker versammelten sich auf den Straßen:
„In der Hoffnung einen Frieden zu erreichen gab es eine Hochzeit. Ich hatte mich in den Antiker verliebt, der mich rettete und deshalb heiratete ich ihn!“
Jophiel hörte neben sich ein Poltern, weil Marco hinten übergefallen war und sich jammernd die Augen zu hielt:
„Sag jetzt bitte nicht…“
„Doch, ich und Eden haben geheiratet aber der Frieden setzte nicht ein! Das Gegenteil war der Fall. Michael bezeichnete mich als Verräterin und wollte mich von Uriel töten lassen. Von dem Kampf hast du ja gehört. Er und ich starben bei dieser Schlacht. Mir wurde der Aufstieg gewährt aber Uriel blieb zwischen den Ebenen hängen!“, berichtete der weibliche Erzengel und schien selbst mit den Tränen zu kämpfen. Die Erinnerungen an die Vergangenheit zerrten auch an ihrem Nervenkostüm.
Plötzlich befand sich Marco wieder in der Zitadelle von Sanctus und beobachtete sich selbst dabei, wie er die Waffe Gottes baute. Wieder konnte er eine Szene der entfernten Vergangenheit mit ansehen. Eden rannte aufgebracht und sichtlich verstört in die Halle und packte seinen kleinen Bruder grob am Arm:
„Was tust du da, Melokar!? Wie kommst du dazu, so etwas zu bauen!?“
Der junge Antiker schüttelte Eden ab und verzog eiskalt das Gesicht:
„Ich werde den entstandenen Schaden rückgängig machen! Diese Waffe wird uns Jophiel zurück bringen und die Erzengel für immer vernichten!“
Edens fassungsloser Blick wanderte über den Altar mit den Stelen, bevor er seinem jüngeren Bruder wütend eine schallende Ohrfeige gab:
„Ich vermisse Jophiel mehr als alle anderen aber diese Waffe ist gegen die Gesetze der Natur. Das werden die Aufgestiegenen niemals zulassen! Sei doch vernünftig!“
Melokar ignorierte diese Worte und schnappte sich ein Werkzeug, mit dem er weiter an der Maschine arbeitete. Jophiel kniff nun doch traurig die Augen zusammen:
„Mein Tod hat dich blind vor Zorn gemacht. Schon damals konntest du nicht tatenlos zusehen, wenn Familie oder Freunde litten. In dem Punkt hast du dich nie verändert! Du hast also die Waffe Gottes gebaut, um das Schicksal aller zu ändern!“
Der Blonde setzte sich auf den Boden, um die Vorgänge zu verstehen, während er seinem Ebenbild bei der Arbeit zusah:
„Was macht die Waffe Gottes genau?“
Die Frau strich ihr langes Haar zurück und zeigte auf die vielen Schriftzeichen an der Wand:
„Die Waffe Gottes stellt eine Verbindung zu Ebene der Aufgestiegenen her und nutzt diese Energie, um das Schicksal zu ändern. Gleichzeitig steigt der Nutzer selbst auf und wird Teil der kosmischen Ebene. Es kam der Tag an dem du die Waffe eingesetzt hast!“
Nun wurde es wieder schwarz um die beiden und Jophiel tat sich schwer damit die letzten Dinge zu erklären:
„Du bist aufgestiegen und hast die restlichen Erzengel in einen tiefen Schlaf versetzt, bis auf Rafael, der kein richtiger Erzengel mehr war. Michael wurde in einen großen Kristall gesperrt! Trotzdem hatte der Einsatz der Waffe schwere Folgen.
Man verbannte dich aus der höheren Ebene und sperrte dich weg. Als Rafael jedoch neue Pläne schmiedete um die Waffe gegen die Aufgestiegenen zu benutzt, entschieden sie sich dafür dir noch eine Chance zu geben. Sie ließen dich auf der Erde neu auferstehen. So wurdest du als Mensch wiedergeboren!
Vor seiner Versiegelung konnte Eden die Waffe Gottes aber noch in eine andere Phase verschieben!“
Die Geschichtsstunde schien beendet und Marco war nur noch sprachlos. Immer noch konnte er nicht fassen, was hier passierte und saß einfach nur da. Sollte er die ganze Geschichte einfach so hinnehmen. Sich aufzuregen brachte ihm auch nichts, also versuchte er Jophiels Blicke zu deuten:
„Und was soll mir das ganze jetzt bringen? Ich bin immer noch Marco und nicht irgendein Melokar Jenar aus der Vergangenheit! Ich kann Rafael immer noch nicht besiegen!“
Ein warmer Wind wehte zwischen ihnen hindurch und ihm lag eine sanfte Melodie im Ohr. Der weibliche Erzengel stellte sich vor den Anführer des Teams und ergriff seine Hände:
„Du musst nur akzeptieren und dieses Schicksal annehmen. Ich weiß, dass du dich noch immer gegen die Wahrheit wehrst aber lass es doch einfach geschehen.“
Eine merkwürdige Ruhe erfüllte ihn und sein Wille wurde zunehmend klarer. Er schloss die Augen und die ganzen existenziellen Fragen wanderten durch seine Gedanken.

Wie heiße ich? Melokar Jenar!

Wer bin ich? Der zweite Sohn von Morus Jenar, dem letzten Ratsmeister von Atlantis!

Wo komme ich her? Atlantis!

Wieso lebe ich? Ich lebe um meine Freunde und Familie glücklich zu sehen!

Was ist meine Aufgabe? Ich muss Rafael besiegen und Zerberus seinen Frieden geben!

Was fühle ich? Ich fühle Befreiung und Entlastung!

Was macht mich aus? Mein Mitgefühl!

Wer steht zu mir und wer ist mein Feind? Zu mir stehen meine Freunde! George, Jenny, Era, Fürst Zaiku, Sebastian, Eden, Jophiel! Mein Feind ist Rafael!

Was ist mein Schicksal? Mein Schicksal ist es Zerberus zu befreien!

Habe ich einen Einfluss auf den Verlauf des Schicksals? Ja!

Mein Name ist Melokar Jenar!

Donnernd ging Era zu Boden. Die Ausdauer des Abkömmlings war nicht normal.
Sie sah schon alles verschwommen und blaue Flecken zierten ihren weiblichen Körper.
Jenny lag bewusstlos am Boden und George schien am Ende seiner gedanklichen Belastung. Noch immer schnappte er sich große Felsbrocken, die Jenny durch das Erdbändigen hinterlassen hatte und katapultierte sie auf den Gegner zu.
Leider fehlte ihm die Wucht, weshalb der Felsbrocken noch vor Kenuva nieder krachte. Era sammelte ihr letzten Reserven und stürmte erneut auf die Kopie zu.
Kenuva war ihnen überlegen, auch wenn es niemand zugeben wollte. Ihre Fäuste sausten ins leere und schon bekam sie einen neuen Kick ab.
Keuchend fiel die Galonierin um und schlug wütend mit der Faust auf die Erde:
„Verflucht… So darf es doch nicht enden…“
Kenuva lachte triumphierend und packte Era bei der Kehle. Er wollte ihr gerade auf den Kehlkopf schlagen, als ein lautes Surren durch die Halle schallte. Das Kraftfeld, welches Marco umgab, löste sich auf und die Stelen auf dem Altar standen sofort still. Die ganze Maschinerie deaktivierte sich aber der Blondschopf bewegte sich noch immer nicht. Kenuva ließ die Kriegerin mit den Amazonenkräften los und visierte Marco an:
„Ah, noch jemand der beseitigt werden muss!“
Der Abkömmling zögerte nicht und hetzte auf den Anführer des Teams zu. Gerade als seine Faust auf Marcos Rippen zu raste, schnellte dessen Hand hinauf und packte Kenuva am Handgelenk.
Im nächsten Moment starrte der Sohn von Rafael in die entschlossenen Augen des jungen Mannes und begriff, dass etwas anders an ihm war:
„Schluss mit den Spielchen! Jetzt ziehe ich andere Seiten auf!“
Mit sagenhafter Geschwindigkeit bohrte sich Marcos rechte Faust in die Magenkuhle des Feindes und schleuderte ihn davon, wie George vor einige Stunden seinen Tennisball.
Kenuva sah nur noch die Fliesen des Fußbodens, bevor er Blut spuckend zu Marco schaute:
„Was ist passiert!? Hat dich die Maschine stärker gemacht?!“
Der Blonde schüttelte grinsend den Kopf und ballte die Fäuste für den Kampf:
„Nein aber ich sehe jetzt deutlich klarer!“

Fortsetzung: Folge 19
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