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Stargate - Zerberus: Season 4 von nickfrostus

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Folge 16: Die Auferstehung


Sie griffen nach ihm…
Lange, durchsichtige Tentakeln aus reiner Energie, die sich brutal um seinen Körper wickelten und ihm jede Atemluft raubten.
Immer wieder hatte er den Drang die gedrückten Lungen mit Atemluft zu füllen aber er konnte es nicht. Diese Schlingen umschlangen ihn und zogen ihn weiter in diese Finsternis hinab, aus der es kein Entkommen zu geben schien. Immer wieder wollte er nach Hilfe rufen aber seinem Mund entwich nicht ein Ton.
Stattdessen zog es ihn tiefer, als würde er dadurch nur noch mehr Kraft verlieren.
Die Energieranken brannten auf der Haut, wie reines Feuer und verursachten gnadenlose Schmerzen, die mit keiner Pein des Lebens zu vergleichen war.
Als er hinauf schaute, zum letzten Licht, erblickte er den schimmernden Ereignishorizont eines Sternentors, das scheinbar der einzige Ausweg aus dem Schmerz war. Er streckte den Arm danach aus aber die Entfernung war nahe zu unendlich weit. Dort oben gab es Hoffnung aber nicht hier unten in der Finsternis.
Er entfernte sich von dieser Oberfläche, die sich glänzend und träge wogend, wie Quecksilber, bewegte. Sie war inzwischen schon so weit weg, dass die Hoffnung schwand.
Dann sah er ein Gesicht, welches durch die Energiefläche des Ereignishorizontes schaute und wortlos sprach. Es war das Gesicht von Eden, dem Antiker der sein Leben für seine Freunde gegeben hatte.
Er versuchte sich zu bewegen, sich von den Schlingen zu befreien aber er war zu schwach.
Ein Sog zerrte an ihm und zog ihn noch tiefer, bis das Gesicht von Eden verschwand.
Alles in ihm schrie danach zu atmen aber die Finsternis war überall. Sie umhüllte ihn und lähmte seine Bewegungen, wie eine endlose Kraft, die er nicht kontrollieren konnte. Kurz erfüllte ihn der Gedanke der Gleichgültigkeit. Einfach nachgeben und es geschehen lassen aber dann änderte es sich.
Plötzlich wollte er nicht mehr sterben, begann mit den Armen und Beinen zu rudern, stemmte sich gegen die transparenten Fesseln und konzentrierte sich. Er sammelte seine ganze Energie, so wie es ihn Kine gelehrt hatte und stemmte sich gegen diese tödliche Dunkelheit aber es gelang einfach nicht.
Die Finsternis hüllte ihn viel zu schnell ein, also schrie er gegen die Dunkelheit an. Dadurch entdeckte er wieder das Licht der Oberfläche und das Gesicht von Eden, der wieder nach ihm rief:
„Marco! Marco, wach auf!“
Mit einem erstickenden Schrei schreckte der Anführer hoch, griff sich an die Brust und atmete mit weit aufgerissenem Mund ein. Panisch sah er sich um und entdeckte George neben dem Bett stehen, der ihn an den Schultern packte und zu beruhigen versuchte:
„Ganz ruhig, du bist auf der Krankenstation!“
„Ich war…“, stockte er und atmete immer noch kraftvoll ein und aus. Sein Körper war im Schweiß gebadet und seine Hände zitterten. Er wurde aber etwas ruhiger, als er merkte wie leicht er atmen konnte. George seufzte und fühlte die Stirn seines Kumpels:
„Du hast immer noch Fieber! Ich sollte Lyana holen… Hattest du einen Alptraum?“
Noch immer hob sich der Brustkorb von Marco angestrengt aber die Ruhe kehrte zu dem Teamführer zurück:
„Ja… Da war so eine unheimliche Kraft… Ich bin so verwirrt…“
Der Kamerad runzelte die Stirn und klopfte Marco auf den Rücken:
„So siehst du auch aus aber jetzt bist du wieder unter den Lebenden, also bleib ruhig und leg dich wieder hin!“
Der Blondschopf fasste sich an die brummende Stirn und schaute sich schwach um, während neben ihm ein EKG piepste und eine Infusion an seinem Arm hing. Langsam kehrte seine Erinnerung zurück. Er hatte Gabriel mit dem Kyon-Schlag vernichtet und war dann ohnmächtig geworden. Auch die Bilder einer durchbohrten Era erschienen wieder, weshalb er sich sofort panisch umsah. George konnte sich schon denken, wieso sein bester Freund so reagierte:
„Era geht es gut! Ich habe mich sofort zu euch beamen lassen und konnte ihre Wunden vor Ort heilen. Sie hat sich schneller erholt als du aber Lyana hat ihr noch Bettruhe in ihrem Quartier verordnet! Bei dir war die Sache schon etwas komplizierter!“
Irritiert warf Marco einen Blick auf die Armaturen an seinem Bett, um vielleicht einen Blick auf seine Werte zu erhaschen:
„Wieso? Regeneriert sich mein Körper nicht so gut wie von selbst? Wie lange war ich weg?“
In dem Moment tauchte auch Lyana neben dem Bett auf. Auch die Chefärztin war sichtlich abgekämpft und schnappte sich das Klemmbrett am Fußende des Bettes:
„Du hast durch den Einsatz des Kyon-Schlages sehr viel von deiner Energie verschossen. Sie regeneriert sich, bevor sie damit beginnt deine Wunden zu heilen. Deshalb dauerte dein Heilungsprozess auch so lange und du warst anfällig für Wundfieber, weil deine körpereigenen Abwehrstoffe versagten. Du hast zwei Tage hier gelegen…“
Mit einem lauten Murren ließ er sich zurückfallen und atmete wieder kräftig durch:
„Wie ist unser Status?“
George hatte schon einen kleinen Tablettrechner zur Hand und rief einen ganzen Stapel Informationen auf:
„Ich wusste, du würdest das fragen! Kritias hat keine Schäden abbekommen und es gibt ungewöhnlich wenige Opfer. Wir haben allerdings sämtliche Drohnen verbraucht und sechs Puddle Jumper sind zerstört, drei schwer beschädigt. Das Ori-Schiff ist Welttraumschrott. Die Antares ist nur geringfügig beschädigt aber das ZPM an Bord ist fast leer! Die Secmeton hat einige schwere Treffer kassiert und befindet sich auf dem Flug zur Erde, um neue Vorräte und Munition zu holen. Die Timaios hat alles am besten überstanden und muss nur neu Beladen werden.“
Der Blonde ließ sich den Bericht durch den Kopf gehen und begann glücklich zu lächeln:
„Keine Panik… Wir haben gewonnen! Der Krieg ist vorbei!“
George erwiderte das Lächeln aber ganz so glücklich schien er nicht zu sein und verschränkte genervt die Arme:
„Mag sein aber diese Aufräumarbeiten sind schlimm. Jenny räumt mit drei Einheiten die Umgebung von Kritias frei. Überall liegen unbewegliche Kristallsoldaten herum. Zwei intakte Kristallschiffe schwirren über dem Planeten und was unseren Freund Gabriel angeht…
Wir haben seine Überreste auf das Labor in Ebene 2 gebracht!“
Mit diesen abschließenden Worten schloss Marco auch schon wieder die Augen. Er war noch nicht wieder fit genug, um die Administration zu übernehmen.

Jenny schwitzte, als sie wieder einen Berg aus Kristall angehäuft hatte und stützte sich auf ihre Oberschenkel. Schweiß rann ihr von der Stirn und immer wieder rückte sie ihre Brille richtig auf die Nase. Überall arbeiteten Männer daran die einzelne Trümmer der feindlichen Geschöpfe aufzusammeln und zu stapeln.
Die junge Frau betätigte den Funk und gab eine Meldung an die Antares:
„Colonel Whist! Wieder ein Schrottberg, den sie ins All beamen können!“
Ein greller Lichtblitz hüllte den schimmernden Berg aus Müll ein und schon war er von der Oberfläche des Planeten verschwunden. Nach und nach waren alle Reste der Entscheidungsschlacht ins All verschwunden, wo sie für niemanden eine Belastung darstellten. Trotzdem war noch kein Ende in sicht. Der Bereich um Kritias war groß und es gab wirklich viele Überreste, die noch beseitigt werden mussten.
Stöhnend ließ Jenny eine Erschütterung los, die weitere Teile zusammentrug. Trotz der schweren Arbeit hatten alle ein gutes Gefühl. Die Zerberus-Galaxie hatte endlich den Frieden errungen, den sie so lange ersehnt hatte. Der letzte große Feind war geschlagen und die Bedrohung durch eine feindliche Übermacht vernichtet zu werden endgültig verebbt.
Niemand hatte an den Sieg geglaubt aber letzt endlich war es doch möglich gewesen. Mit einem zufriedenen Seufzen setzte Jenny ihre Arbeit fort und erfreute sich der kommenden Ruhe.

Noch immer angeschlagen saß Era in ihrem Quartier.
Dort wo die Stichwunde war, brannte noch die Haut aber insgesamt fühlte sie sich nur etwas schlapp. Der Kampf hatte an ihren Kräften gezerrt aber trotzdem grinste sie bis über beide Ohren, als sie einen Tee zu sich nahm.
Sie, die bisher schwache Era, hatte dabei geholfen Gabriel zu vernichten. Ohne ihren beherzten Angriff, wäre Marco tot und hätte niemals den Entscheidungsschlag setzen können.
Sie war so voller Stolz, dass sie das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam. Nun spielte Era mit dem Gedanken nach Marco zu sehen aber wenn sie sich von ihm lösen wollte, musste sie sich zurück halten und auf seine Entlassung warten.
Es klopfte an ihrer Tür und schon schaute George in das abgedunkelte Quartier. Die Galonierin saß immer noch eingekuschelt auf ihrem Bett und genoss die plötzliche Ruhe. Der Techniker bemerkte sofort ihr warmes Lächeln und fühlte sich schlagartig davon angesteckt:
„Und wie geht es dir?“
„Och, ganz gut! Die Erholungspause tut gut aber ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich sollte lieber bei den Aufräumarbeiten helfen!“, sagte sie aber der Teamkollege schüttelte ernst den Kopf:
„Du bleibst brav im Bett! Du und Marco habt genug getan für die Menschen des Planeten! Gönnt euch mal ne Pause! Er ist übrigens wieder aufgewacht, hat aber noch etwas Fieber!“
Era schien sichtlich erleichtert und trank wieder von ihrem heißen Tee. Der Teamkamerad setzte sich zu ihr auf das Bett und legte die Arme hinter den Kopf. Sie schwiegen beide einen Moment, als George auch schon ein neues bedrücktes Seufzen ausstieß. Sein Tonfall wurde schlagartig etwas schwächer und er schien keinen Blickkontakt aufbauen zu wollen:
„Era…? Es gibt da noch etwas anderes, was ich dir sagen muss…“
Sie schaute ihn erwartungsvoll an und hatte sofort ein mieses Gefühl im Magen. Irgendwas sagte ihr, dass dieses Gefühl gleich noch fieser werden würde, weil George seine Stirn in Falten legte:
„Es ist bald an der Zeit „Leb wohl“ zu sagen! Jetzt wo unser Kampf gewonnen ist, werde ich Zerberus verlassen und auf die Erde zurückkehren. Den Antrag zur Versetzung habe ich schon vorbereitet!“
Der Schlag traf die Galonierin genau zwischen die Nieren und ihr Gesicht verzerrte sich zu einem fassungslosen Starren. George hatte sie förmlich mit diesem Geständnis überrannt und sie brauchte einen kurzen Moment, bevor sie hysterisch aufschrie:
„Du willst was?! Wieso?! Ich dachte wir wären ein Team!“
Er schien ernsthafte Schuldgefühle zu haben aber er hob beruhigend die Hand:
„Versteh mich doch… Unsere Ankunft damals war nur ein großer Zufall und da wir nicht weg konnten, musste ich mit ins Team. Danach kamen immer neue Gegner, weshalb ich nicht einfach abhauen konnte aber jetzt ist das anders!
Gabriel ist tot und niemand bedroht diese Galaxie! Ich bin Schiffstechniker und gehöre in die Werft auf der Erde. Außerdem ist da noch die Sache mit meiner Schwester…“
Dieses Argument konnte Era dann doch nachvollziehen. Noch immer wurde George von den Gedanken gequält seine Schwester verloren zu haben und der Drang sie zu finden war größer als die Lust eine fremde Galaxie zu beschützen, die vermutlich ihren Frieden erlangt hatte.
Sie legte ihre Hand auf die seine und nickte zustimmend:
„Du musst das tun, was du für richtig hältst. Was ist mit Marco?“
George zuckte mit der Schulter und schaute auf eine kleine Kerze, die in der Ecke vor sich hin flackerte:
„Keine Ahnung! Bei ihm bin ich mir nicht so sicher… Er fühlt sich dieser Galaxie verpflichtet und auf der Erde hat er niemanden mehr. Es kann gut sein, dass er hier bleibt.“
Mit einem großen Satz sprang der Techniker wieder auf die Beine und verließ zwinkernd das Quartier der Freundin. Grübelnd und etwas traurig über den baldigen Abschied trank sie den Rest aus der Tasse und kuschelte sich wieder ein.

Ca. eine Woche später…
Mit nachdenklichem Blick schlich Marco durch die Gänge der Stadt und kontrollierte ein paar Energieleitungen. Kritias hatte wirklich nichts abbekommen und machte einen gesunden Eindruck. Die Techniker schienen sehr beschäftigt und hetzten von einem Ende des Korridors zum anderen. Vermutlich hatte es mit der erwarteten Rückkehr der Secmeton zu tun, die viele Ersatzteile mitbrachten.
Jenny und ihre Aufräumtrupps hatten die Arbeit vor der Stadt abgeschlossen und sämtlicher Schrott schwebte ungefährlich im All, weit vom Planeten entfernt. Mit einem Blick aus dem Fenster begann Marco herzhaft zu lächeln. Der Krieg war vorbei und er hatte es erreicht. Dann öffnete er die Augen und versuchte weiter in die Ferne zu spähen. Tatsächlich marschierte ein Gigant am Horizont entlang und bediente sich an den Wäldern. Der schwerfällige Riese hatte die Schlacht also auch überstanden und stampfte nun zaghaft durch den Laubwald, mit dem grünen Blätterdach.
Als er sich wieder umdrehte, um zum Kontrollraum zu gehen, durchfuhr ihn ein komisches Schwindelgefühl. Noch immer war er nicht komplett regeneriert. Zwar war seine Energie zurück aber die Selbstheilung hatte erst vor drei Tagen eingesetzt.
Benommen stützte er sich an der Wand. Sofort eilten drei Bewohner der Stadt herbei aber der Anführer winkte ab und versicherte, dass es ihm gut ginge.

Im Kontrollraum saß George gelangweilt vor einem Rechner.
Er ging die Schadensberichte der Antares durch aber die meisten Schäden hatte die Crew schon selbst behoben. Der Schiffstechniker hatte also genau genommen nichts zu tun und blätterte in der Datenbank von Kritias. Sein Antikisch war leider nicht so einwandfrei wie bei Marco, also musste er immer wieder pausieren, um entsprechende Wörter in einem Übersetzungsprogramm von Dr. Jackson nachzuschlagen. Es war für ihn ein Rätsel, wie die Antiker so eine komplexe Technologie entwickeln konnten. George war sich nicht einmal sicher, was für eine Wissenschaft er da vor sich hatte. Erst hatte er geglaubt es wäre ZPM-Forschung aber dann schien es sich um einen neuen Antrieb zu handeln. Mit verschlafenen Augen überschlug er den nächsten Satz, als er sich auch schon lautstark gähnend streckte.
Mit einem Mal begann das Sternentor zu reagieren und George fiel vor Schreck fast vom Stuhl:
„Was ist jetzt los?“
„Eingehendes Wurmloch!“, sagte ein Tortechniker und schloss die Iris, die sich spiralförmig vor den Ereignishorizont schob. In solchen Moment freute sich George, dass sie sich kurz nach ihrer Ankunft in Kritias so eine Schutzbarriere haben integrieren lassen. Es verging etwas Zeit aber es folgte kein Identifikationscode.
Auch der Techniker schüttelte bereits den Kopf, als die Iris von einem gleißenden Licht eingehüllt wurde und sich öffnete. Panisch sprang George von seinem Sitzplatz auf und rannte zur Haupttreppe, genau wie zahlreiche Soldaten, die ihre Waffen auf das Stargate richteten.
Dann kam eine Person durch das Sternentor. Ein alter Mann mit grauen Haaren und einem schwarzen Bart. Er trug nur ein paar abgegriffene Lumpen. Diesen merkwürdigen Besucher erkannte George sofort. Es war Kine, der alte Mann aus dem Gefängnis, der Marco unterrichtet hatte und dem Team gegen Somnus half.
Stotternd befahl der Techniker die Waffen zu senken, bevor er sich dem Gast zu wand:
„Mr. Kine? Was machen sie denn hier? Wie konnten sie unsere Iris öffnen?“
Der Alte fasste sich lachend hinter den Kopf und reichte George kameradschaftlich die Hand:
„Ich habe von eurem glorreichen Sieg über Gabriel gehört. Ich musste euch einfach besuchen!“
Kine tat sich schwer damit die Frage nach der Iris zu beantworten, schien sie sogar zu ignorieren, während er sich fasziniert umsah:
„Das ist also Kritias, die Stadt der Lantianer! Sehr spektakulär!“
„Äh, ja aber wie sind sie durch die Iris gekommen? Soll ich Marco rufen lassen?“, bohrte der Gastgeber nach aber Kine blieb weiter hin schweigsam und schüttelte trocken den Kopf:
„Nicht nötig! Wo sind Gabriels Überreste?“
Diese ungewöhnliche Frage irritierte George, weshalb er sofort das Gesicht verzog und den Alten schräg ansah:
„Die sind in einem Labor… Ich glaube ich rufe wirklich lieber Marco… Ich hab`s nicht so mit Gammelfleisch… äh… alten Männern…“
Das Mitglied des Zerberus-Teams wollte gerade den Funk betätigen, als Kine auch schon mit den Augen blitzte und seine Hand hervor schnellen ließ. Die Wucht des Schlages riss George von den Füßen und schleuderte ihn auf die große Haupttreppe. Ihm blieb kurz die Puste weg, dann sah er auch schon, wie Kine respektlos an ihm vorbei huschte und zum Kontrollraum stiefelte:
„Was soll das?! Das dürfen sie nicht! Wachen! Haltet ihn fest!“
Sofort stellten sich dem alten Mann vier Marines und zwei Krieger von Organika entgegen. Die Läufe ihrer Waffen zeigten genau auf seinen Körper aber Kine schien diese Drohung vollkommen gelassen zu sehen. Er lächelte und drehte sich. Wie von der Dampframme getroffen, flogen alle sechs Männer in die nächste Ecke und der Eindringling machte sich am Rechner zu schaffen:
„Ein Labor auf Ebene 2? Sehr schön…“
Plötzlich erfasste Kine ein komisches Gefühl. Eine gedankliche Kraft versuchte ihn zu blockieren. Hinter seinem Rücken stand George mit erhobener Hand uns setzte Telekinese ein, um ihn zu lähmen:
„Sie lassen mir keine Wahl! Ich dachte sie wären auf unserer Seite! Wieso tun sie das alles?“
„Ich? Auf eurer Seite? Ich bin auf meiner eigenen Seite!“, lachte Kine und marschierte auf George zu, als ob dieser gar keine mentalen Kräfte hätte. Kaum war die Distanz überwunden, da bohrte sich das Knie des alten Mannes tief in seinen Magen. Keuchend sackte George zusammen und landete am Boden. Trotz seines Alters besaß Kine eine unvorstellbare Kraft.
Mit einem herablassenden Kichern schlenderte der Eindringling in den Korridor davon. Etwas benebelt aktivierte George den Funk und drehte sich auf den Rücken:
„Marco! Dein alter Freund Kine ist durch das Tor gekommen aber er hat uns angegriffen! Er ist auf dem Weg zu Gabriels Überresten!“
Diese Nachricht verunsicherte den Blondschopf und er blieb kurz unschlüssig im Flur stehen. Hatte er das richtig gehört? Kine griff Kritias an? Wieso?
Er war doch immer nett gewesen und noch dazu ein warmherziger Mentor. Ungläubig kniff Marco die Augen zusammen und rannte los:
„Verstanden, bin auf dem Weg!“
Noch im selben Moment schrillte der Alarm los.

Schon als sich die Tür des Labors öffnete, bekam der alte Mann zittrige Hände.
Das Labor war eingerichtet wie jedes andere. Terminals und Computer waren an den Wänden. Nur ein besonderer Tisch in der Mitte war für ihn interessant. In einem gläsernen Kasten lagen die Kristallteile des ehemaligen Feindes. Kein einziges Teil erinnerte an das Aussehen des Erzengels Gabriel aber immer noch ging ein feines, grünes Glühen davon aus.
Die Augen des Alten begannen zu strahlen und ganz vorsichtig trat er an den Kasten heran:
„Endlich habe ich es geschafft… Meine Pläne sind aufgegangen…“
Mit dem Tastendruck auf eine Schaltfläche am Rand der Box ging das Glas auf und legte den Scherbenhaufen frei.
Kine wollte gerade seine Hand in den Haufen stecken, als auch schon die Tür aufsprang und ein erschöpfter Marco im Türrahmen stand:
„Kine! Was geht hier vor? Wieso tust du das?“
Der alte Lehrmeister drehte sich lachend um und klatschte begeistert in die Hände:
„Hallo, Krümel! Wie ich sehe hast du deine Erinnerungen zurück und noch dazu Gabriel besiegt. Ich wusste gleich, dass du es schaffen würdest.“
Der Blonde war verwirrt und betrat zaghaft das Labor:
„Ja aber was treibst du hier? Mein Kumpel George sagte, du wärst gewaltsam eingedrungen!“
Kine holte tief Luft, dann zuckte er mit der Schulter, als wäre er unschuldig:
„Es ist, wie es ist! Ich musste herkommen, damit ich das wiederbekomme, was einst mir gehörte! Geh und lass mich in Ruhe, Krümel!“
Es schien fast so, als würde der alte Freund in Rätseln sprechen. Ohne weitere Worte zu verlieren machte er sich an den Überresten des Erzengels zu schaffen. Auch wenn Marco die Sache noch immer nicht ganz glauben wollte oder verstand, durfte er nie zulassen, dass jemand die Teile von Gabriel entwendet. Mit einem Satz hechtete er auf Kine zu, um dessen Hände zu ergreifen. Leider war seine Sprungkraft noch nicht ganz zurück und er musste zweimal auftreten, bevor seine Hand nach dem alten Lehrer griff.
Wie früher waren Kines Reflexe einwandfrei. Er wich der Attacke aus und trat dem Blonden die Beine weg. Marco konnte kein Gleichgewicht mehr halten und ging krachend zu Boden. Amüsiert verschränkte der Alte die Arme:
„Du kannst mich nicht schlagen! Ein Schüler ist niemals stärker als der Meister aber weil du mir so nützlich warst, werde ich dir gestatten einem Wunder beizuwohnen, bevor mein Fest der Auslöschung beginnt!“
Kine stieß jetzt seine Hände in den Scherbenhaufen und vergrub seine Finger tief in dem scharfen Material. Der Kristallhaufen leuchtete grün auf und erhellte kurz den ganzen Raum. Marco musste sich den Arm vor das Gesicht halten, konnte aber dennoch sehen, wie eine Energiewelle auf den alten Mann überging. Kine schien von der neuen Energie vollkommen eingehüllt, als sich auch schon eine Transformation vollzog. Die alte, faltige Haut wurde wieder glatt. Er schien etwas zu wachsen und das kurze, graue Haar wurde zu einer langen, pechschwarzen Mähne, die ihm glatt bis zum Rücken hinab hing. Die Barthaare fielen aus und so bekam Kine ein makelloses, junges Gesicht. Seine Augen glühten rot auf und die Lumpen wurden durch schwarze Lederklamotten ersetzt.
Als die Verwandlung abgeschlossen war, klang auch das gleißende Licht ab und enthüllte einen jungen, gesunden Mann.
Völlig überwältigt stand Marco wieder auf:
„Kine?“
Der Verjüngte beachtete den Anführer des Zerberus-Teams nicht länger und schaute sich auf die Hände, die ebenfalls mit schwarzen Lederhandschuhen bedeckt waren. Danach begann Kine lautstark zu lachen und fixierte den Blondschopf:
„Ich muss dir etwas gestehen, Marco! Ich heiße nicht Kine! Gestatte, dass ich mich vorstelle! Mein Name lautet Rafael! Ich bin selbst ein Erzengel!“
Eine kalte Welle durchfuhr seinen Körper und für einen kurzen Moment entfachte Rafael seine ganze Kraft, um Marco das Ausmaß seiner Macht zu zeigen. Die Energie war unheimlich und versetzte den Blonden in eine Starre. Er konnte nicht glauben, was da vor seinen Augen passierte und brachte erst nur ein Stottern heraus:
„Was soll das? Was geht hier vor?“
Kine fuhr sich durch sein langes Haar und atmete tief durch:
„Du bist wirklich schwer von Begriff aber weil du und deine Freunde so viel für mir getan habt, werde ich dir alles erklären und deine Fragen beantworten.
Ich bin der Zwillingsbruder von Michael aber weil ich in den Augen meiner Brüder zu verrückt war, hat man mir meine Kräfte geraubt. Ausgerechnet mein kleiner Bruder Gabriel wurde das Gefäß meiner Energie. Ich war nicht stark genug ihn zu besiegen, also habe ich einen Plan ausgeklügelt um jemand her zu holen, der ihn vernichten kann.
Ich habe ein Sternentor modifiziert und euch her geholt, wurde dann aber in dieses blöde Gefängnis gesteckt!“
Die letzten Worte jagten einen Schauer über Marcos Rücken. Hatte er diese Erklärung richtig verstanden? Die Sache wurde immer verwirrender, weshalb er orientierungslos die Augen schloss:
„Was willst du damit sagen? Willst du damit sagen, dass du…?“
„Bingo!“, stieß es aus dem neuen Erzengel hervor:
„Ich habe nicht gelogen, als ich sagte, dass ich Sternentore erforsche. Ich habe die Toradresse der Erde in einem alten Antiker-Archiv gefunden. Ich musste nur ein Tor umprogrammieren und es mit einer starken Energiequelle versehen, wie einem schwarzen Loch. Der Plan ist gelungen aber bei dem Versuch hat es den Planeten zerrissen. Das Wurmloch sprang auf ein anderes Stargate um und der Sog hat euch nach Galon gebracht. Deshalb hat man mich in den Knast gesteckt!“
Eine unsagbare Wut durchströmte Marco. Rafael war für den Sog verantwortlich gewesen, der ihn und seine Freunde nach Zerberus brachte. Zornig ballte Marco die Fäuste:
„Wieso das ganze?!“
Die Antwort kam ohne Pause:
„Ich habe schon geglaubt mein Plan wäre gescheitert aber dann hörte ich von den glorreichen Taten des Zerberus-Teams. Ihr habt für mich die Zera, die Corona und Marduk erledigt. Natürlich hättet ihr Gabriel nie besiegt, also habe ich dir den Kyon-Schlag beigebracht…“
„Wissend, dass man Gabriel nur mit dieser Attacke vernichten konnte! Du hast mich und meine Freunde ausgenutzt, um deine Macht zurückzuerlangen! All das Leid… Wir haben alles nur wegen dir durchgemacht!“, schrie der Blonde völlig verzweifelt und nahm Kampfposition ein. Die Zeit der Gespräche schien vorbei und Marco raste auf Rafael zu. Voller Hass ließ er seinen Fuß hinauf schnellen aber dann endete seine Attacke. Rafael hatte sein Fußgelenk umschlungen und hielt ihn nun fest:
„Es gibt zwei entscheidende Unterschiede zwischen mir und Gabriel! Ich bin mindestens zehnmal so stark wie er und zum anderen spiele ich keine Spielchen!“
Seine Faust schnellte voran und knallte dem Anführer zwischen die Rippen. Diese gaben der Attacke knackend nach, wodurch Marco stöhnend umfiel und sich den Brustkorb hielt. Er spukte Blut, was auf innere Verletzungen hinwies aber sollte er so einfach aufgeben?
Seine Entschlossenheit ließ die Flamme der Hoffnung aufleuchten und schon hüllte die pure Energie des Kyon-Schlages seine Hand ein.
Schwungvoll preschte die geladene Hand hinauf aber Rafael bewegte sich kein Stück aus dem Weg. Er ergriff Marcos Handgelenk und bog dieses nach außen, wodurch sich die Energie in eine Wand des Labors entlud. Es gab eine Explosion und schon klaffte ein großes Loch in der Mauer.
Ein paar letzte Blitze zuckten aus Marcos Arm hervor aber die Wucht des Schlages war verschwunden. Rafael lächelte nicht so fies wie Gabriel, sondern starrte Marco einfach nur kalt in die Augen:
„Du willst mich mit einer Attacke besiegen, die ich dir beigebracht habe? Dummer Versuch!“
Schon ließ der Erzengel seinen Arm auf den Ellenbogen des Anführers schlagen, wodurch dieser knirschend brach. Marco schrie schmerzerfüllt auf und ging angeschlagen zu Boden.
Die Kraft des neuen Feindes war Furcht einflössend und mit keinem Gegner zu vergleichen.
Zill, Bojak, Patras, Somnus, Marduk, Uriel, Sha Ra To, Gabriel…
Keiner der früheren Feinde war so brutal vorgegangen. Reine Panik durchströmte Marcos Körper, lähmte ihn und ließ die Schatten aus seinem Alptraum wahr werden. Rafael behielt den kalten Gesichtsausdruck bei und hob das Bein. Schon brach die Ferse seines Fußes Marcos rechtes Bein.
So wollte er wohl weiter machen, als er auch schon die Anwesenheit von drei Personen spürte. Era, George und Jenny waren endlich erschienen und wirkten genauso fassungslos. Jenny zupfte an ihrer Brille, dann stierte sie George giftig an:
„Du hast gesagt, da wäre ein alter Mann, George! Kein Adonis!“
Der Techniker rieb sich die Augen aber als er Marco benommen am Boden sah, war ihm das aktuelle Aussehen von Kine egal:
„Schießt einfach!“
Alle drei hoben Zats und feuerten. Drei blaue Blitze umhüllten den Körper des Erzengels aber Rafael schien nichts gemerkt zu haben:
„Das Fest der Auslöschung kann beginnen!“
Genauso schnell wie Gabriel stand der Gegner hinter den Freunden und verpasste Jenny einen Tritt. Die Gefährtin krachte gegen die Wand und war sofort bewusstlos. Era hatte gute Reflexe. Sie wich zurück und holte für einen vernichtenden Hieb aus aber da war Rafael auch schon neben ihr. Er packte ihren Kopf und rammte ihn in das andere Mauerwerk. Auch Era war sofort kampfunfähig und blieb in dem Loch hängen. Geschockt registrierte George die Kampfkraft des Eindringlings:
„Das gibt es nicht…“
Seine Hand schnellte zur Brust, um Terrastigma freizusetzen aber wieder ließ der Erzengel keine Zeit verstreichen. Er packte den Techniker an der Kehle und hob ihn vom Boden hoch:
„Eine gute Idee… Mit dem Erbe der Antiker, dem Terrastigma, hättest du mich vielleicht besiegt aber das werde ich garantiert nicht hinnehmen. Ich habe zu lange für meine Auferstehung gekämpft!“
Wieder bekam George einen tritt in den Magen aber dabei blieb es nicht. In Rafaels Händen konzentrierte sich reine Energie, wie beim Kyon-Schlag. George ruderte wild mit den Beinen aber der Griff seines Kontrahenten war fest und er war der kommenden Attacke schutzlos ausgeliefert. Im nächsten Moment erfasste ihn ein Energieschub und katapultierte ihn davon. Es war nicht der Kyon-Schlag, sondern ein grüner Energieball, der ihn durch den Raum feuerte und dabei mehrere Konsolen mit riss. Niemand hatte mit einem so schnellen Ende des Friedens gerechnet oder mit einem Feind, der allen vier Teammitgliedern überlegen war.
Konnte es so jemanden geben?
Bisher hatten sie immer zusammen wenigstens eine Chance gehabt aber Rafael sprengte die Grenzen der Realität. Er war resistent gegen Telekinese, besaß eine übermenschliche Stärke und hatte energetische Kräfte, die großen Schaden anrichteten.
Völlig emotionslos ließ er seinen Blick über die vier Opfer seiner Angriffsserie schweifen, um dann nur ein letztes Mal den Kopf zu schütteln:
„Ich werde niemanden verschonen! Euer Tod soll auch das endgültige Ende der Antiker einläuten! Seht meine Macht!“
Er sammelte neue Energie in seiner Handfläche und richtete seine Hand auf die Teammitglieder. Marco war als einziges bei Bewusstsein und biss die Zähne zusammen.
Konnte er dieses Ende wirklich nicht verhindern?
Sein Körper reagierte nicht und alle anderen waren ohnmächtig. Rafael hatte nun doch ein diabolisches Blitzen in den Augen, als etwas passierte. Ein helles Licht erstrahlte und schon jagte ein Strahl aus purer Elektrizität durch den Raum. Der Erzengel wurde von der Strahlenattacke getroffen und in die nächste Wand gedrückt, die scheppernd über ihn zusammen brach. Marcos Blick wanderte zum Ursprung der Attacke, wo er fassungslos hängen blieb.
Im Gang stand ein weiterer großer Mann. Er hatte weiße Kleidung an und sein blondes Haar wurde von einem weißen Kopftuch bedeckt. Der Neuankömmling spukte aus und sprach mit erhabener Ruhe:
„Wenn du schon so drohst, haben die Antiker noch ein Wörtchen mit zu reden, Rafael!“
War das ein Traum? Diesen Retter konnte Marco selbst in seinem angeschlagenen Zustand erkennen:
„Eden!?“

Fortsetzung: Folge 17
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