Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Meleagris gallopavo von Athor

[Reviews - 0]   Drucker Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +

Vorwort

1) Trotz der ernstklingenden Inhaltsangabe ist es eine Humorstory. Doch auch das Abenteuer und ein wenig Hurt/Comfort kommen nicht zu kurz. Das geht nicht, sagt ihr? Na dann lasst Euch überraschen. *schmunzel*
2) Auf der Suche nach einem Humorplot überkam mich diese Idee morgens um 6.oo Uhr. So verzeiht die Albernheit und schiebt sie auf den Schlafmangel, den ich in dieser Nacht hatte. Okay, der Plot streift die Weihnachtszeit nur am Rande, trotzdem passt sie hierher. *lach*
3) Zum Schluss noch einen ganz lieben Dank an meine Betareaderin Antares, die auch solchen Unsinn von mir mit Würde über sich ergehen lässt. *zwinker*.
Meleagris gallopavo


„Okay, McKay, und wofür soll dieses Artefakt gut sein?“, fragte John genervt und schaute gereizt auf das Teil Antiker-Technologie, das Rodney in seiner Hand hielt. Seit Stunden saß er nun schon mit dem Wissenschaftler zusammen in dessen Labor und musste für den Mann ein Artefakt nach dem anderen berühren und zum Leben erwecken. – So hatte er sich das nicht vorgestellt, als Dr. Weir ihm von einem Leben mit Abenteuern und Risiko vorgeschwärmt hatte.

„Nahrungsmittelbeschaffung“, antwortete Rodney knapp, nachdem er sich nochmals auf seinem Schmierzettel vergewissert hatte.

Jedes Artefakt, das sie in den letzten drei Wochen seit ihrer Ankunft in Atlantis gefunden hatten, war dort verzeichnet und aufgeführt. Natürlich erst einmal nur im Groben, da Rodney zu jedem einzelnen Stück noch die Informationen aus der Antiker-Datenbank herausfinden musste und manchmal waren diese Angaben unvollständig oder bruchstückhaft. Doch wenigstens schaffte er es so, die Artefakte in die Kategorien ‚Nützlich/Unnützlich’, bzw. ‚Gefährlich/Ungefährlich’ einzuteilen.

Bei diesem, das er nun bereit war, Sheppard zu geben, hatte er handschriftlich vermerkt: ungefährlich – nützlich – ESSEN. Was dies allerdings genau beinhaltete wusste auch Rodney nicht, denn exakt dafür brauchte er ja leider den Major: um das Artefakt zu aktivieren, sodass sie sehen konnten, welche Funktion es nun im einzelnen erfüllte. Auf diese zugegeben mühevolle Art und Weise hatten sie mittlerweile über hundert Artefakte identifiziert und katalogisiert.

„Quasi ein Tischlein-deck-dich-Prinzip?“, hakte John nach und schaute den Wissenschaftler ungläubig an. „Wo sollen denn die Nahrungsmittel herkommen? Oder soll ich etwa Wasser in Wein verwandeln? Aber ich glaube, das gehörte in den Fachbereich eines anderen“, triezte John und es tat ihm gut, Rodney zu ärgern. Er war müde und er hatte keine Lust mehr, da konnte ein wenig Abwechslung nicht schaden und McKay sprang auf seine lockeren Sprüche fast immer an.

„Was weiß ich, wo das Zeug herkommen soll?“, schoss Rodney denn auch unwirsch zurück. Seine Körperhaltung und seine Mimik verrieten seinen Unwillen über Johns schwindende Kooperation und Sheppards amüsiertes Grinsen ärgerte ihn maßlos. Warum hatte ausgerechnet dieser... Neandertaler dieses Gen und nicht er? Mürrisch fuhr er fort: „Es ist mir auch egal! Es dient der Nahrungsmittelgewinnung und nur das zählt. Denn falls ich Sie daran erinnern darf, Major: Dank ihres Anfalls von unüberlegter Gastfreundlichkeit, haben wir nun mehr Mäuler zu stopfen, als die vorher eingeplanten Missionsmitglieder. Unsere sowieso recht dürftig bemessenen Vorräte werden also bald zur Neige gehen. “

Das Grinsen von Sheppards Gesicht verschwand und für einen kurzen Moment bedauerte Rodney seinen Ausbruch, da es Sheppard unweigerlich zu den Ereignissen, um den Tod von Colonel Sumner zurückführen würde. Schuldbewusst, da er erkannte, dass er übers Ziel hinausgeschossen war, nahm er die Schärfe aus seiner Stimme heraus.
„Können wir?“ Unsicher und unangenehm berührt schaute er bei der Frage zur Seite.

Wortlos nahm John das Artefakt entgegen. Für einen Augenblick wog er es in seinen Händen, bevor er anfing sich darauf zu konzentrieren. Er fühlte, dass er Zugang bekam und als nächstes ...

„Major? ... Sheppard?“, starrte Rodney auf ihn hinunter und machte ein Gesicht, als ob ihm die Augen aus dem Kopf zu fallen drohten.

„Und? Hat es funktioniert? Wo sind jetzt die versprochenen Lebensmittel?“ John bemerkte, dass seine Stimme irgendwie seltsam klang, aber dennoch konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit auf den Wissenschaftler.

„Nicht wirklich“, stammelte McKay und stürzte aufgeregt zu seinem Computer.

„Was soll das heißen?“, fragte John nicht verstehend. – „McKay!“, rief er fordernd, als der Mann zu dem Tisch mit seinem Laptop lief. Er hasste es, wenn Rodney dies machte und es nicht einmal mehr für nötig hielt, ihm Beachtung zu schenken. Was bildete sich dieser unmögliche Mensch eigentlich ein?

„Das kann nicht stimmen! So etwas durfte nicht passieren! Das ergibt doch gar keinen Sinn“, hörte John den Wissenschaftler atemlos vor sich hin murmeln und langsam wurde ihm unbehaglich zumute.

„Rodney!“, brüllte John jetzt wirklich verärgert und hüpfte dabei auf McKay zu.

HÜPFTE!!! - ????

Was zum Henker...? John schloss frustriert und verwirrt die Augen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er fühlte sich sonderbar und zum ersten Mal wurde ihm richtig bewusst, dass er McKay aus einem sehr merkwürdigen Blickwinkel heraus ansah. Entweder war er kleiner geworden oder McKay war in den letzten Minuten gewachsen, wobei dann der Raum, der Tisch und alle Einrichtungsgegenstände mit ihm größer geworden wären. Da John dies für sehr unwahrscheinlich hielt, blieb wohl nur Schlussfolgerung Nummer eins übrig ...

„Was haben Sie mit mir angestellt, McKay?“, grollte John und sein Ärger war nicht zu überhören. Aufgeregt flatterte er zu McKay auf den Tisch.

FLATTERTE!!! - ????

Rodney schaute ihn aus großen Augen heraus an, drehte sein Laptop ein Stück weit, so dass auch John auf den Bildschirm sehen konnte und erklärte beinahe tonlos: „ Meleagris gallopavo. Sie sind ein... Truthahn! – Oder zumindest etwas ähnliches... Halt die Antikerausgabe davon“, gab Rodney zu und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.

Fassungslos glupschte John auf die Anzeige vor ihm. Das war doch nicht möglich! Rodney, dieser verdammte, egozentrische, selbstherrliche Mistkerl! Wie oft hatte er ihm schon gesagt, dass er sich gefälligst relativ sicher darüber sein sollte, was ein Artefakt bewirkte, bevor er ihm eines dieser Sche...- Dinger zum Aktivieren gab! Aber nein, unser Wir-wissen-alles-besser-Heini. Mister Allwissend. - Ich bin alles – ihr seid nichts!, machte ja keine Fehler!

John spürte, wie ihm vor Aufregung der Gurgelsack gegen den Hals schlug. ARRGHHHH!, schrie er in seinem Inneren.
Dieses Mal würde er McKay töten!, dachte John zornig.
Wenn er McKay erst einmal in die Finger bekommen würde.
Sobald er wieder er selbst war.

Wann würde dieser bonierte Fatzke endlich einmal lernen, sein Ego hinten an zu stellen und ein klein wenig auch an ihn zu denken, bevor er ihn wie eine Laborratte behandelte?, grummelte John gedanklich.

Letzte Woche erst, da hatten sie doch noch so einen Fall gehabt. Als so ein Teil sich plötzlich als Beamer erwiesen hatte und John sich nach dessen Aktivierung alleine und in einem der teilweise gefluteten Außenbereiche von Atlantis wiedergefunden hatte. Zwei Stunden hatte er gebraucht, um - in nassen Klamotten und zu Fuß - zurück ins Stadtzentrum zu laufen, da aufgrund des eingedrungenen Wassers die Transporterkammern dort draußen nicht mehr funktioniert hatten.

Oder dieses kleine, harmlos aussehende Artefakt vor drei Tagen, das Rodney ganz pauschal als Energiespender eingestuft hatte. Schließlich hatte es sich jedoch als die Antikervariante eines Feuerzeuges entpuppt. Die plötzlich austretende Stichflamme hatte John tatsächlich einige Haare und einen Teil seiner Augenbrauen angesengt.

Aber anstatt dass der Wissenschaftler irgendetwas aus all dem gelernt hatte, machte er locker weiter als wenn nichts wäre und schon steckte John in den nächsten Schwierigkeiten. Ärgerlich plusterte er sein Gefieder auf.

„Was?“, stieß Rodney hervor und schaute John misstrauisch an.

„Holen Sie mich hier raus.“ John holte Luft. „Machen Sie das rückgängig, McKay!“

„Sicher! ... Sicher“, stotterte Rodney. „Denken Sie, Sie könnten das Artefakt nochmals in ihre ...“ Rodney sandte einen suchenden und vielsagenden Blick in Johns Richtung.

Verstehend hob John wortlos seinen hühnerbeinartigen Fuß an. Anklagend und missbilligend starrte er den Wissenschaftler an.

„Nein, ... ich denke nicht, dass Sie das Artefakt noch mal in die Hand nehmen können“, signalisierte McKay leiser werdend, da er Johns Geste sehr wohl begriffen hatte. Hektisch wandte er sich wieder seinem Computer zu und tippte eilig auf der Tastatur herum, um eine Lösung für ihr Problem zu finden. Sein Gesicht wurde dabei von Minute zu Minute besorgter.

„Nein, wohl kaum“, bestätigte John und registrierte das Krächzen in seiner Stimme. „Was ist jetzt?“, drängelte er und hopste dabei etwas unbeholfen näher an McKay heran. Wieder bekam er keine Antwort, während der Wissenschaftler angestrengt eine Information nach der anderen auf den Bildschirm rief, irgendwann jedoch seine Arbeit unterbrach und nach einem Moment des Zögerns seinen Blick unwohl auf John richtete.

„Es tut mir leid, Major.“ Rodney schluckte schwer, bevor er weitersprach: „Ich finde hier keinen Hinweis, wie ich den Prozess wieder rückgängig machen kann. Ich werde Carsons und Elizabeths Hilfe brauchen.“

John wusste, was McKay dieses Eingeständnis für Überwindung kosten musste. Der Wissenschaftler hatte normalerweise große Probleme damit zuzugeben, dass er auf einem Gebiet nicht die Nummer eins war. John öffnete den Schnabel und ein kleines, nicht näher definierbares Geräusch entschlüpfte ihm, was aber in seinem Klang in nichts mehr an den Stoßseufzer erinnerte, den er eigentlich abgeben wollte.

„Bringen wir es hinter uns, McKay“, stimmte John zu und deutete ein Kopfnicken an. „Aber Sie tragen mich, damit das klar ist“, bestimmte John, nachdem er festgestellt hatte, dass die Fortbewegungsmethoden eines Truthahnes nicht sehr effektiv waren. Er wäre verdammt, wenn er flatternd und wie ein aufgestobenes Huhn in Elizabeths Büro reinplatzen würde, grübelte John. Als Kind vom Land wusste er, dass ein ausgewachsener Truthahn gut und gerne seine zehn bis zwölf Kilo wog, sollte McKay also ruhig auch etwas von dem ‚Spaߒ haben. Vielleicht würde ihm dies für das nächste Mal eine Lehre sein!, grinste John. Als der Wissenschaftler mit einem leicht angeekelten Gesicht nach ihm griff, pickte John ihm in die Hand.

„Passen Sie auf, was Sie machen, Rodney“, warnte John.

„Hey, sind Sie verrückt?“, protestierte McKay und zog erschrocken die Hand zurück. „Wissen Sie, wie viele Keime an so einem Schnabel kleben? Ich könnte mir sonst etwas von Ihnen holen. Vielleicht haben Sie sogar Ungeziefer?“, jammerte der Wissenschaftler und inspizierte seine Hand genauer.

„RODNEY!“, rief John drohend.

„In Ordnung, ich werde Sie tragen. Aber versprechen Sie mir, dass Sie nicht noch einmal nach mir hacken werden“, versicherte sich der Wissenschaftler beleidigt, bevor er mit John auf dem Arm das Labor verließ.


**********


Unglücklicherweise führte sie ihr Weg zu Dr. Weir direkt an der Kantine vorbei. McKay spürte seinen knurrenden Magen und mit einem Mal wurde er sich darüber klar, wie viel Zeit seit seiner letzten Nahrungsaufnahme vergangen war.

Sich einmal dieser Tatsache bewusst geworden, überkamen ihn auch schon die typischen Anzeichen einer Hypoglykämie. Er musste etwas essen und zwar dringend. Sein Blutzuckerspiegel war wahrscheinlich schon längst in einen kritischen Bereich gesunken, ging es ihm durch den Sinn. Seine Wahrnehmung begann in andere Dimensionen zu rutschen. Ein Gefühl von Watte breitete sich in ihm aus und er konnte das Blut in seinen Ohren rauschen hören. – Blutdruck. Oh Gott, mein Druck ist viel zu hoch!, überschlugen sich Rodneys Gedanken. Seine Herzschlagfrequenz stieg stakkatoartig an und sein Pulsschlag raste. Unruhe ergriff ihn, die in Panik umzuschlagen drohte. McKay kannte die Symptome.

„Was ist los, McKay?“, wisperte John gespannt, versteckt unter einer Decke, die Rodney geistesgegenwärtig über ihn gelegt hatte, um ihn vor einer möglichen Entdeckung zu beschützen, als er bemerkte, dass Rodney den Korridor verließ und einen Raum betrat.

Zuerst hatte John sich geweigert, es entwürdigend gefunden verhüllt zu werden. Doch als Rodney das Argument vorgebracht hatte, dass es gerade in der Adventszeit vielleicht nicht so günstig wäre, als Truthahn von der Mannschaft gesehen zu werden, hatte John – wenn auch widerwillig - zugestimmt.

„Ich brauche etwas zu essen, Major“, klärte Rodney flüsternd seine „Fracht“ auf. „Und jetzt seinen Sie gefälligst still, oder wollen Sie, dass man Sie findet?“, rügte McKay ihn ungehalten. Hoffentlich konnte Carson dem Major helfen, denn langsam nahm die Sache lästige Züge an.

Grüßend nickte Rodney dem Koch zu. Sorgsam packte er sich sein „Bündel“ unter den Arm und schnappte sich mit der anderen Hand eine Banane.
Während er zu einem Tisch hinüberlief und den Major vorsichtig darauf absetzte, um die Banane schälen zu können, fiel Johns nach unten gerichteter Blick unter dem Rand der Decke auf eine Schüssel mit athosianischen Beeren.

Die Früchte erinnerten Sheppard geschmacklich an die auf der Erde beheimateten Blaubeeren. Reif schmeckten sie einfach herrlich voll und aromatisch. Ihr Anblick ließ ihm das Wasser im Munde – Verzeihung, Schnabel – zusammenlaufen. Auch er hatte seit dem Morgen nichts mehr gegessen und sein Magen verlangte nach Futter. Sein tierischer Instinkt übernahm. Ein ungewohnt mächtiges Verlangen überkam ihn und bevor er es verhindern konnte, drang ein seltsamer und weithin gut hörbarer gutturaler Laut aus seiner Kehle, zusammen mit einer impulsiven Plusterbewegung. Das Schlagen seines Gefieders entlud sich in einem rauschenden Geräusch und die Decke über ihm bewegte sich heftig.

Rodney verdrehte verzweifelt die Augen und stöhnte entsetzt auf, als er die Bescherung sah. Natürlich war dem Koch das Schauspiel nicht entgangen und neugierig kam der Mann näher. Sein Gesicht spiegelte bereits jetzt wider, dass er sehr wohl eine Vermutung hatte, was Rodney so sorgfältig vor ihrer aller Augen zu verbergen suchte.

„McKay, Sie Teufelsbraten!“, rief er und Stolz schwang in der Stimme des Mannes mit. „Bates sagte mir, Sie wären eine Flasche im Umgang mit Waffen und dass man Sie am Besten in ein Labor einsperren sollte, statt Sie mit auf Mission zu nehmen. Aber wie es aussieht, haben Sie ein paar verborgene Talente und tatsächlich auch schon ein paar Kniffe gelernt. Sheppard und Teyla haben wirklich einen guten Einfluss auf Sie. – Wer hätte das gedacht? Aber Sie haben doch nicht geglaubt, Sie könnten ihre Jagdbeute und einen köstlichen Festtagsbraten an uns allen vorbeischmuggeln?“ Mit seinen letzten Worten hatte er Rodney erreicht und mit einem einzigen geschickten Ruck, riss er die schützende Decke von John beiseite.

„Aber das ist nicht ... Sie glauben doch nicht ...“, stammelte Rodney aufgeregt und versuchte, sich dabei schützend mit seinem Körper zwischen den Koch und Sheppard zu drängen. Aber Rowlings war ein Bär von einem Mann und mit einer an Leichtigkeit grenzenden Handbewegung, schob er den Wissenschaftler zur Seite.

„Keine Sorge, McKay, es soll Ihr Schaden nicht sein. Sie bekommen auch ein Stück von dem Braten ab. Sie dürfen sich sogar als Erster eins aussuchen“, beruhigte Rowlings ihn und zog ein großes Messer hervor, welches er zuvor hinter seinem Rücken verborgen gehalten hatte. Ein gefährliches Glitzern lag in seinen Augen.

John kannte diesen Ausdruck und er wollte rufen. Wollte diesem Idioten klar machen, dass er es war und nicht irgendein Schlachtvieh, das der Mann zu töten gedachte. In seiner Nervosität brachte er jedoch nichts weiter als irgendwelche, jämmerlich klingenden tierischen Schreie zustande. Für einen Augenblick blieb er noch sitzen und probierte, sich verständlich zu machen, doch dann flatterte er hastig vom Tisch und trat die Flucht an.

Rowlings setzte hinter ihm her und brüllte irgendeinen Befehl durch den Raum und gleich darauf schlossen sich die Türen. Ein paar der Wissenschaftler und einige Soldaten befanden sich in der Kantine und halfen nun dabei, John in eine Ecke zu drängen.

Sein Herz hämmerte. Warum half Rodney ihm nicht?, fragte John sich verzweifelt. Doch mit einem schnellen Seitenblick stellte er fest, dass McKay von einem der Wachsoldaten festgehalten wurde. Er konnte sehen, dass Rodney brüllend versuchte sich Gehör zu verschaffen, doch im allgemeinen Jagd-Tohuwabohu ging seine Stimme einfach unter. Wahrscheinlich vermuteten sie, dass er einfach nur zu weichherzig war und plötzlich Mitleid mit dem panisch flüchtenden Federvieh bekommen hatte.

Wenige Fluchtversuche und einige heftige Flügelschläge später war es soweit, der Major saß in der Falle. Wild schaute er sich nach einem Fluchtweg. Doch rechts von ihm befand sich eine Wand, links die Rückseite der Theke der Essensausgabe und vor ihm die geifernde Meute, die Lage war hoffnungslos. Der Koch näherte sich unerbittlich und John plusterte sich drohend auf, versuchte dem Mann mit seiner Größe zu imponieren, entfaltete seine Flügel auf maximale Spannweite und schlug mit ihnen so gut es ging. Angst bemächtigte sich seiner und schiere Panik schwappte in ihm hoch. Sein Atem ging hektisch und stoßweise. Sollte es das tatsächlich gewesen sein?


**********


„Major.“ ... „MAJOR!“

Eine Hand legte sich auf Sheppards Schulter und keuchend sprang er vom Stuhl. Irritiert und nassgeschwitzt schaute er sich um, danach an sich runter.

Keine Federn. Keine Flügel. Nur ein gesunder Körper, zwei Arme und vor allem zwei Beine auf denen er solide stand. John atmete erleichtert aus.

„Alles in Ordnung bei Ihnen, Major?“, fragte McKay forschend, da ihm Sheppards Verhalten merkwürdig vorkam und beobachtete ihn misstrauisch.

John fuhr sich fahrig mit der Hand übers Gesicht und dann durch die Haare. „Ja, danke“, brachte er zögernd zustande, doch sein Inneres war aufgewühlt und hochgepeitscht. Nur langsam kam er von seinem Adrenalinrausch wieder runter. Was war hier los?

„Gut“, stellte Rodney beruhigt fest und stieß erlöst die Luft aus, die er unbewusst angehalten hatte. Für einen Augenblick hatte Sheppard ihn wirklich in Panik versetzt. Jetzt fand Rodney es allerdings nur noch ungeheuerlich, dass Sheppard einfach so mir-nichts-dir-nichts, während ihrer Experimente, eingeschlafen war. Eben lässt er sich noch erklären, wozu das Artefakt in Rodney Hand gut sein soll und im nächsten Moment pennt der Kerl ein. – Mitten in ihrer Unterhaltung! Vielleicht sollte Mister Charming nachts weniger in der Stadt umherstreifen und dafür mal des öfteren sein Bett aufsuchen?, dachte Rodney sarkastisch.

Er verkniff sich jedoch seine Vorwürfe, denn der nur wenige Minuten andauernde Schlaf des Majors hatte keineswegs einen friedlichen Eindruck gemacht. Die Geräusche, die Sheppard von sich gegeben hatte, ließen vermuten, dass er ziemlich Unerfreuliches im Traum erlebt hatte und Rodney hatte es daraufhin für besser gehalten, den Mann lieber zu wecken, bevor er ihm noch vom Stuhl fallen konnte.

„Ich bin dann übrigens immer noch soweit“, lenkte Rodney Sheppards Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Wenn Sie jetzt ausgeschlafen haben, könnten wir vielleicht endlich fortfahren? Vorrausgesetzt Sie haben dieses Mal die Güte lange genug wach zu bleiben, um das Artefakt in die Finger zu nehmen und es zu aktivieren“, stichelte McKay spitzfindig. Ein paar Bemerkungen würde Sheppard sich in nächster Zeit wohl doch gefallen lassen müssen, beschloss Rodney und hielt dem Major auffordernd das fragliche Objekt vor die Nase.

„Wofür soll das gut sein?“, erkundigte John sich geistesabwesend. Seine Stimme klang immer noch brüchig, während er sich darauf konzentrierte, wieder in die Realität zurück zu finden. Sollte das alles tatsächlich nur ein Traum gewesen sein? Oder könnte es sich nicht eher um eine Art von Vision gehandelt haben?, grübelte John. Es schien alles so real gewesen zu sein. Manchmal reichte es immerhin schon aus wenn er sich bloß gedanklich mit einem Artefakt beschäftigte, um es in irgendeiner Form zu aktivieren, überlegte John weiter. Er erinnerte sich doch ganz genau daran, dass er das Artefakt berührt hatte, oder etwa nicht? Hatte McKay Recht und er war tatsächlich schon vorher eingeschlafen? Doch daran wollte John nicht glauben. Zugegeben, McKays Vorträge konnten zeitweise durchaus einschläfernd wirken, doch er war nicht der Typ, diesem Verlangen ohne weiteres nachzugeben.
Vielleicht war es ein verborgener Schutzmechanismus des Artefaktes, der einem zeigen sollte, was mit einem – im Falle der Aktivierung – passieren würde?, bemühte John sich weiterhin eine logische Erklärung für das zu finden, was in den letzen Minuten mit ihm geschehen war.

„Es dient der Nahrungsmittelbeschaffung“, antwortete Rodney leichthin und schaute dabei auf seine handgeschriebenen Unterlagen.

„Nahrungsmittel!!“, rief John aufgebracht. Hastig zog er seine Hand zurück, da er schon im Begriff gestanden hatte, das angebotene Artefakt zu ergreifen und sprang auf. Déjà-vu!, dachte John panisch. Das kam ihm doch alles bereits reichlich bekannt vor und er wollte es auf gar keinen Fall noch einmal durchleben! Nein, einmal hatte völlig ausgereicht!
„Merken Sie sich eines, McKay“, polterte John daher ungehalten los. „Ich werde bestimmt keine Artefakte anfassen, die irgendetwas, in irgendeiner Form mit Nahrungsmitteln zu schaffen haben. Schnappen Sie sich doch Bates und Rowlings und gehen Sie mit denen auf die Jagd, wenn Ihnen Ihr vermaledeiter Weihnachtsbraten so wichtig ist. Ich werde dafür jedenfalls keinen Flügel, ähh ... Finger, krumm machen“, rief John wütend und rannte echauffiert zur Tür hinaus.

Rodney stand da, hob verwundert die Augenbraue und schaute ratlos dem davon rauschenden Major nach. Das musste er jetzt nicht verstehen, oder?

ENDE
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.