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Die kleinen Dinge des Lebens von Ziyal

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Vorwort

Geschrieben für die ff25-2 Challenge auf fanfic_de, Prompt # 6 ‚weich’. Diese Story habe ich shendara gewidmet, die sich etwas mit Rodney, Ronon und Essen gewünscht hat. Ich hoffe, es entspricht Deinen Vorstellungen, Süße! Vielen Dank an counselor69 für das gute Beta :-)
Die kleinen Dinge des Lebens


Rodney McKay saß in der Messe und verspeiste gerade genüsslich eine große Portion Schokoladenpudding mit Vanillesauce, als plötzlich Ronon auftauchte und sich ihm gegenüber niederließ. Rodney versuchte den Satedaner zu ignorieren, aber gegen die ausgefeilte Starr-Technik seines Teamkameraden kam er nicht an.

"Okay, Ronon, du hast gewonnen", gab er nach einer Weile genervt auf und ließ den Löffel in die Puddingmasse sinken. "Welche Katastrophe soll ich nun wieder ausbügeln? Und erwarte nicht, dass ich sofort aufspringe und mein Tablett hier stehen lasse. Du wirst die Reste meines Puddings nicht bekommen. Den esse ich ganz alleine auf!"

Statt eine Antwort zu erhalten, sah sich Rodney weiterhin mit dem ihn anstarrenden Satedaner konfrontiert. Er versuchte dem Blick Stand zu halten, aber auch das klappte nur bedingt. Als er seinen Blick wieder sehnsüchtig auf den Pudding richtete, war ihm so, als hätte er aus dem Augenwinkel ein Grinsen über Ronons Gesicht huschen sehen.
Was zum Henker wollte er? Im Geiste spielte Rodney zig Möglichkeiten durch, die das Verhalten seines Teamkameraden erklären könnten, aber sie erschienen alle irgendwie falsch und er verwarf sie. Mit einem Seufzen gab er auf und widmete sich wieder seinem Pudding.

"Was ist Eiscreme?"

Rodney hielt mitten in der Bewegung inne und ein großes Fragezeichen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Es musste sich verhört haben.

"Wie bitte?"

Ronon lehnte sich zurück und legte die Hände vor sich auf den Tisch. Er betrachtete sein Gegenüber aufmerksam, aber starrte nicht mehr.

"Was ist Eiscreme?", wiederholte er seine Frage.

"Nun ja", begann Rodney, "Eiscreme ist eine Süßspeise, die vorwiegend aus Milch, Wasser, Sahne, Zucker und einer großen Anzahl verschiedener Geschmacksgeber wie Kakao, Früchte oder Vanille hergestellt wird. Sie stammt ursprünglich aus China, der Durchbruch gelang aber in Italien im 16. Jahrhundert, als ..." Er brach ab und runzelte die Stirn. "Warum willst du wissen, was Eiscreme ist? Wie kommst du überhaupt darauf?"

Ronon sah ihn mit ernster Miene an. "In der Messe unterhielten sich ein paar Leute darüber. Eine sagte, sie vermisse Eiscreme, weil es das Einzige war, das ihr half, Stress abzubauen. Als ich fragte, was das sei, antwortete sie nur: ,Etwas zu essen'. Also bin ich zu dir gekommen, McKay. Über Essen weißt du Bescheid."

Spontan erschien das berühmte McKay'sche Grinsen auf seinem Gesicht. "Eines meiner Spezialgebiete", verkündete er stolz.

"Dann hast du sicher welches, oder?" Ronon schaute ihn erwartungsvoll an. Das Grinsen verschwand langsam aus Rodneys Gesicht. Er seufzte.

"Ich wollte ich hätte welches..." Rodney sprach mehr zu sich selbst als zu seinem Gegenüber und seine Augen nahmen einen sehnsuchtsvollen Blick an.

Ronon schien das nicht zu irritieren.
"Wenn du es nicht hast, kannst du doch sicher welches machen", sagte er mit einer unerschütterlichen Zuversicht, als ginge es hier um Antiker - Technologie.

"Ähm. Also in der Theorie ist das gar kein Problem. Wir haben hier genügend Substititute, so dass eine gute Kopie gelingen sollte...", begann er überhastet und beobachtete besorgt den erwartungsvollen Gesichtsausdruck seines Gegenübers.

"Es ist also kein Problem", stellte Ronon zufrieden fest und Rodney wurde schlagartig bewusst, dass sein vorlautes Mundwerk ihn geradewegs ins Verderben geführt hatte. Er hoffte nur, dass er seinen großen Teamkameraden jetzt nicht zu sehr enttäuschte. Etwas angespannt musterte er den Satedaner.

"Also ... ehrlich gesagt ... habe ich das noch nie gemacht und selbst im Chemieunterricht war ich mehr der Theoretiker...", gab Rodney kleinlaut zu.

Da war er wieder, der Gesichtsausdruck, den er nicht sehen wollte - Ronon hatte die Augen zu Schlitzen verengt und es zuckte um seine Mundwinkel. Eine eindeutige Aufforderung, endlich Klartext zu reden.

"Okay okay okay." Rodney hob abwehrend die Hände hoch. "Ich habe keine Ahnung, wie man Eiscreme zubereitet und ich glaube auch nicht, dass es in den SGC Kochbüchern ein entsprechendes Rezept gibt. Ich muss dich leider enttäuschen."

Seine Worte klangen sogar in seinen eigenen Ohren ziemlich barsch. Er betrachtete den Satedaner, dessen gesamte Haltung sich schlagartig veränderte. Die Mundwinkel rutschten nach unten und die Schultern folgten ihnen postwendend. Plötzlich sah er nicht mehr aus wie der gefährliche Krieger, sondern ähnelte mehr einem kleinen Jungen, dem sein Herzenswunsch zu Weihnachten nicht erfüllt worden war.

"Okay. Danke, McKay. Trotzdem", brummte Ronon, erhob sich und verließ langsam die Messe. Rodney sah ihm noch hinterher, als er den Raum schon verlassen hatte. Er fühlte sich auf einmal irgendwie elend. Fast schämte er sich ein bisschen dafür, dass er seinen Freund - ja, als einen solchen betrachtete er Ronon - der ihn um etwas gebeten hatte, enttäuschen musste.


****


Drei Wochen später

Zufrieden betrachtete Rodney das Paket, welches ihm der Diensthabende Messe-Offizier überreicht hatte. Seine Bestellung war tatsächlich ausgeführt und geliefert worden. Es hatte ihn einiges an Überredung und ein paar gezielt angebrachte Drohungen gekostet, aber die Mühe hatte ihren Zweck erfüllt. Er machte sich nun zielstrebig und gut gelaunt auf den Weg zum Sportraum.

Kurz vor seinem Ziel verlangsamte er jedoch seine Schritte. Was, wenn er sich geirrt und zu voreilig gehandelt hatte? Was, wenn er sich blamierte? In diesem Moment fragte er sich ernsthaft, wie er auf eine dermaßen blöde Idee gekommen war. Es passte irgendwie nicht zu ihm. Er machte so was nicht, das fiel in die gleiche Kategorie wie Weihnachtsgeschenke besorgen. Das machte er ja schließlich auch nie. Na ja, fast nie. Jedenfalls nicht in den letzten fünf Jahren.

Er fand sich vor dem Sportraum wieder und war versucht, einfach weiter zu gehen und sein Vorhaben als gescheitert anzusehen. Doch als er gerade gehen wollte, trat Ronon aus dem Raum. Zu spät. Rodney schaute ihn an, als wäre er gerade beim Fensterln ertappt worden.

"Äh. Hi Ronon", stammelte er und bemühte sich krampfhaft, locker zu wirken.

"McKay", stellte Ronon mit erhobener Augenbraue fest. Das mit der Augenbraue hatte er sich sicher von Teyla abgeschaut, da war sich Rodney sicher, doch er ermahnte sich sofort selbst, sich nicht gleich ablenken zu lassen. Er brauchte jetzt seine ganze Schlagfertigkeit, um sich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Ronon hatte sich nun inzwischen in voller Größe vor ihm aufgebaut und musterte ihn mit unverhohlener Neugier.

Rodney merkte, wie ihn wieder dieselbe Unsicherheit befiel, die er anfangs immer beim Umgang mit dem Satedaner gehabt hatte. Eigentlich war es ihm in den letzten Monaten gut gelungen, diese in den Griff zu bekommen, aber - so fiel ihm gerade auf - es waren immer andere Personen dabei gewesen, zumeist John oder Teyla, in deren Gegenwart er sich einfach sicherer fühlte. Dieser Rückhalt war auf einmal nicht da. Es ging hier nur um Ronon und ihn und er fühlte sich plötzlich klein und idiotisch.

"Kann ich dir helfen?", fragte Ronon und Rodney hatte schon wieder das Gefühl, der große Kerl machte sich über ihn lustig.

"Ähm, nein danke. Ich war gerade auf dem Weg." Er sah seinen Teamkameraden an, der ihn neugierig musterte - und die Augen zu Schlitzen verengte. Verdammt. Warum konnte er kein Pokerface machen? Er war schon wieder durchschaut. In Sekunden kalkulierte er seine Rückzugschancen und kam zu dem Schluss, dass es wohl am Besten war, wenn er sich dem Unvermeidlichen stellte. Er seufzte leise und sagte dann:

"Also gut. Ich wollte. dich abholen. Ich habe . etwas für dich. Uns. Na ja, in erster Linie für dich."

"Ein Geschenk", schlussfolgerte Ronon und betrachtete das Paket in Rodneys Arm.

"Quasi", erwiderte Rodney, "aber wir sollten woanders hingehen. Wo man uns nicht sieht. Ich habe einen Ruf zu verlieren."

Jetzt zog Ronon beide Augenbrauen hoch. "Ich wusste gar nicht, dass du auch solche Interessen hast."

Verständnislos schaute Rodney ihn an, bis es ihm plötzlich dämmerte. "Oh Gott nein! Doch nicht so was. Ich. ich will bloß nicht. ach, komm jetzt mit!" Sein schnoddriges, selbstbewusstes Ich machte sich kurz bemerkbar, er grabschte nach Ronons Ärmel und zog ihn ein Stück hinter sich her, bis er sicher war, dass der Satedaner ihm folgte.

Nach einem kurzen Marsch erreichten sie einen ungenutzten Teil der Stadt und Rodney schob Ronon auf den erstbesten leeren Balkon.

"Setz dich", ordnete er an. Zufrieden registrierte er, dass Ronon seiner Aufforderung nachkam. Er ließ sich seinem Teamkameraden gegenüber nieder, zauberte aus seiner Jackentasche zwei Löffel hervor und drückte einen davon dem argwöhnisch dreinschauenden Satedaner in die Hand. Dann öffnete er das Paket und zum Vorschein kam ein bunt bedruckter, zylinderförmiger Pappbecher. Rodney nahm den Deckel ab und hielt den Behälter Ronon unter die Nase. Dieser legte die Stirn in Falten und starrte auf die braune Masse, die bis unter den Rand des Behälters reichte.

"Du wolltest es probieren", sagte Rodney und wedelte mit dem Becher von Ronons Nase herum. "Nun nimm es schon, bevor ich wieder bei Sinnen bin und mir diese Köstlichkeit selbst einverleibe."

Das ließ Ronon sich nicht zweimal sagen. Er nahm dem Wissenschaftler das Pappgefäß ab und schnupperte ausführlich an der Masse. Langsam tauchte er einen Finger in die dunkle Speise, zog ihn heraus und leckte ihn ab. Seine Augen weiteten sich, ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht und ein anerkennendes "hmmmm" dröhnte irgendwo in seinem Brustkorb. Rodney betrachtete seinen Teamkameraden argwöhnisch. Er war nicht gewohnt, Ronon lächeln zu sehen, aber Rodney entschied, dass es ein freundliches Lächeln war und keine Drohgebärde.

"Das ist Eiscreme. Aber nicht irgendeine, sondern das New York Super Fudge Chunk Eis. Es gibt nichts Besseres", erklärte Rodney. "Es ist mein Lieblingseis."



Ronons Finger verschwand erneut in der braunen Masse.

"Der Löffel ist nicht als Haarschmuck gedacht, sondern als Esswerkzeug", bemerkte Rodney bissig, woraufhin Ronon den Löffel ins Eis tunkte und einen riesigen Bissen voll in den Mund schob. Dabei strahlte er Rodney förmlich an.

Der Anblick dieses sonst so bedrohlich wirkenden Kriegers, der durch einen Becher Eiscreme zu einem kleinen Jungen mutiert war, berührte Rodney seltsam. Es war befremdlich und doch so positiv. Er konnte dieses Gefühl einfach nicht einordnen. Er grübelte über die Bedeutung dieser Feststellung, als er des Bechers gewahr wurde, den Ronon ihm unter die Nase hielt.

"Hier. Es ist dein Lieblingseis. Wir essen es gemeinsam."

Rodneys Blick wanderte vom Eisbecher zu Ronons mit Eis verschmiertem Bart und zurück zum Becher. Dann lächelte er und holte sich einen Löffel voll Eiscreme aus dem Behälter. Genüsslich leckte er den Löffel ab, während Ronon seinen wieder im Eis verschwinden ließ.

"Eis ist toll", sagte Ronon zwischen ein paar Happen.

"Ja. Das ist es", stimmte Rodney ihm zu, bevor er die nächste Fuhre in seinen Mund schob.

"Danke."

Rodney merkte, wie ihm die Farbe ins Gesicht schoss und er senkte den Blick. "Gern geschehen", murmelte er und konnte sich nicht erklären, warum ihm das nun unangenehm war. Das war doch der Plan gewesen.

"Aber eines möchte ich noch wissen. Warum mussten wir hier her gehen, um Eis zu essen? Ist das eine Art Ritual? Macht man das auf der Erde nur heimlich?" Ronon sah ihn fragend an.

"Na ja", begann Rodney, "einige essen Eis sicherlich heimlich, aber normalerweise macht man das nicht. Hier ging es nur darum, dass mich keiner sehen sollte, wie ich... Ich wollte meinen schlechten Ruf nicht riskieren." Er lächelte schief.

"Dein Geheimnis ist bei mir sicher", erwiderte Ronon und grinste ihn frech an. "Das kostet dich aber mindestens noch eine andere Eissorte."

"Das ist Erpressung!" empörte sich Rodney, doch sein Grinsen widersprach seinen Worten. "Aber ich werde sehen, was ich tun kann."

Mit einem zufriedenen Grunzen ließ Ronon seinen Löffel im Eis verschwinden und beförderte eine unglaubliche Menge auf einmal in seinen Mund. Rodney tat es ihm gleich. Schweigend leerten sie den Becher.

Langsam wurde Rodney klar, was das für ein merkwürdiges Gefühl war, welches sich in seinem Bauch festgesetzt hatte. Er war glücklich. Einfach nur so, weil er mit einem Freund ein Eis aß.
Jetzt verstand er, warum so viele Menschen auf die kleinen Dinge des Lebens Wert legten.

--ENDE--
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