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Helden von Olli

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Helden


Janet hastete hinter Daniel durch den Wald. Soldaten rannten hin und her, Rauch waberte durch die Luft und an einigen Stellen brannte der Waldboden. Automatische Waffen ratterten und Stabwaffen wummerten. Irgendwo da vorne musste Airman Wells liegen.

Wells Freund Bosworth hockte bei dem Verwundeten und sprach ihm gut zu. "Du schaffst dass Simon! Halt durch Mann! Du bist gleich zu Hause." Er blickte sich nach den Sanis um, endlich sah er Dr. Jackson und direkt dahinter Dr. Fraiser. "HIERHER!!", brüllte er. "Simon ist getroffen worden!" Die beiden stürmten durch den Rauch auf Wells und Bosworth zu. "Beeilung!" Jackson und Fraiser waren endlich da und gingen an die Arbeit. "Ich bin Bosworth. Er hat ne' Menge Blut verloren." Bosworth stand auf und trat zurück. "Ich gebe Ihnen von oben aus Deckung." Im nächsten Moment, war er im Dickicht verschwunden.
"OK", sagte Janet, als sie ihren Rucksack von den Schultern nahm und sich neben Wells kniete. "Ich bin Dr. Janet Fraiser! Können Sie mich hören?"
"Ja, mich hat's schwer erwischt. Ich kann mich nicht bewegen, ich spür' meine Beine nicht. Sicher ein Volltreffer." Wells lag auf dem Bauch, die Wunde an seinem Rücken wurde nur notdürftig von einem Feldverband bedeckt, der schon rot von Blut war.
"Wie ist Ihr Name?", fragte Jackson.
"Ich bin Senior Air Man Wells, Simon Wells. Muss ich sterben?"
"Nicht wenn es nach mir geht." Fraiser sprach mit Überzeugung in der Stimme und machte klar, dass sie diesen Patienten nicht verlieren würde. "OK, wir müssen ihn umdrehen und die Blutung stoppen", sagte sie zu Jackson. "Alles klar? Simon, halten Sie das aus?"
"Ja", keuchte Wells, er wusste, dass es schlimm werden würde aber er wusste auch, wer Dr. Fraiser war und vertraute ihr.
Janet kniete sich vor Wells Kopf und legte ihre Hände in seinen Nacken, sie würde sein Genick stützen, während Daniel den Verwundeten umdrehte. "Na gut. Vorsichtig! Auf Drei!"
Fraiser zählte auf drei und sie drehten Wells so vorsichtig um, wie sie nur konnten, trotzdem schrie der Mann vor Schmerz. Daniel legte ein Kissen unter seinen Kopf und Janet begann mit der Behandlung.

"Ich bin Daniel Jackson", er sprach mit Wells, um ihn abzulenken und bei Bewusstsein zu halten. Dr. Fraiser war froh über seine Hilfe.
"Ich weiß... Ich weiß. SG-1."
"Hey! Es wird alles gut."
"Dieser Mistkerl! Stand plötzlich einfach da... Hat mir in den Rücken geschossen..." Wells sprach abgehackt und keuchte vor Schmerz.
"Reden wir lieber über was anderes Simon", fiel Jackson ihm ins Wort. "Was ist bei Ihnen zu Hause los?"
"Meine... Meine Frau... ist schwanger..."
"Ja? Ist das Ihr erstes Kind?" Daniel hatte endlich etwas gefunden um Wells Aufmerksamkeit darauf zu lenken.
"Ja..."
"Glückwunsch!"

Dann musste Janet eine Gefäßklemme ansetzten und Wells schrie auf.
"Das ist gut. Sie spüren noch was." Sie sah die Situation vom medizinischen Standpunkt, solange man Schmerzen hatte, lebte man noch.

Plötzlich drang eine Stimme aus Janets Funkgerät, sie war laut genug, dass alle Drei sie hören konnten.
-Colonel O'Neill! Unsere Stellung ist in Gefahr! Wir können das Tor nicht mehr lange halten!-
-Spielt keine Rolle! Wir können uns hier wahrscheinlich auch nicht mehr lange halten!-

O'Neills Antwort war nicht gerade ermutigend aber Janet und Daniel hatten sich um Wells zu kümmern und versuchten alles andere soweit wie möglich auszublenden.
Fraiser schaltete sich in das Gespräch ein. "Colonel, ich brauche mehr Zeit, um diesen Patienten zu stabilisieren! Er ist nicht transportfähig." Während Fraiser mit dem Funkgerät beschäftigt war, drückte Daniel eine Kompresse auf Wells Wunde.
"Das können wir vergessen, lassen Sie mich zurück." Damit hatte Wells das Falsche gesagt.
"Wir lassen niemals jemanden zurück." Janet stellte eine einfache Tatsache klar.
"Gott, dass ich meinen Sohn nicht sehen soll..."
"Halten Sie durch... Halten Sie durch! Sie wissen bereits, dass es ein Sohn wird?" Daniel sprach wieder mit Wells und Fraiser setzte die Behandlung fort.
"...Sagen Sie mir die Wahrheit... Ich schaff' es nicht, oder?"
Janet drückte Daniel einen IV-Beutel in die Hand. "Wir bringen Sie durch!"
"Dr. Jackson... Bitte... Bitte... Bitte sagen Sie meiner Frau, dass ich... sagen Sie meiner Frau, dass ich... AHHHH!!" Wells schrie wieder vor Schmerz.
Janet und Daniel warfen sich einen kurzen Blick zu und sie nickte. "OK! OK!", sagte Jackson schließlich. Er gab Janet den IV-Beutel zurück, die ihn auf ihre Schulter legte. "Geschafft. Weiter atmen Simon", sprach sie Wells an, während sie mit der linken Hand auf die Kompresse auf seinem Bauch drückte und Jackson in seinem Rucksack nach seiner Digital-Kamera griff, um Wells Botschaft für seine Frau aufzuzeichnen.
Jackson schaltete die Kamera ein und hielt sie vor Wells. "OK, sagen Sie es ihr selbst."
"Es tut mir alles wahnsinnig Leid... ahhh! Ich liebe dich so sehr..." Wells brach in Tränen aus. Die Schmerzen, die Gewissheit seinen Sohn niemals zu sehen und seiner Frau dieses letzte Bild zu bieten, waren zuviel für ihn. "Ich wollte nur... Ahhhh!! AHHH!!..." Wieder Schmerzensschreie. Janet musste die Behandlung fortsetzten und konnte im Moment nur wenig Rücksicht nehmen. "Gott! Schalten Sie das ab! Aufhören! Ich will nicht, dass sie mich sterben sieht! Bitte! Gott!"
Janet erkannte, dass sich Wells immer mehr in eine Panik hineinsteigerte, sie musste ihn beruhigen, sonst könnte die Wunde wieder aufplatzen. "Simon! Simon! Sehen Sie mich an!" Sie fasste Wells am Kinn und sah ihm direkt in die Augen. "Sie werden nicht sterben, Ok. Ich hab' doch den Weg hierher nicht umsonst gemacht." Janet ließ Wells wieder los, sie musste ihn transportfähig machen. "Also, ich hab' die Blutungen gestoppt. Wir legen Sie gleich auf eine Trage und dann schicken wir Sie nach Hause zu ihrer Familie, OK. Also halten Sie durch Simon!"
"...Ja Ma'm...", keuchte er.
Im nächsten Augenblick jagte ein Plasmaschuss aus einer Stabwaffe heran und traf Fraiser genau in die Brust, sie wurde von Wells und Daniel weggeschleudert. Noch bevor Jackson begriffen hatte, was geschehen war, wurde der Jaffa, der sich irgendwie bis hierher geschlichen hatte, von Bosworths MP5 durchsiebt und ging zu Boden. "Ich hab' ihn!!", brüllte er triumphieren, bevor Bosworth nach Wells und den anderen unter sich sehen konnte, stürmten schon wieder neue Jaffa heran, er warf sich zu Boden und nahm den Nächsten ins Visier.

Während oben auf dem Erdwall Bosworth den Jaffa niederschoss, riss Jackson den Kopf herum und starrte entsetzt auf Janet. Sie lag reglos am Boden und rührte sich nicht, ihr Blick war starr in den Himmel gerichtet und von ihrer Uniform stieg Rauch auf. "Janet!!" Jackson warf die Kamera weg. "Verdammt!! Die haben sie erwischt!!" Er griff nach seinem Funkgerät. "Fraiser ist getroffen worden!! Sie braucht einen Arzt!!"
"Was ist mit ihr?!", rief Wells.
Jackson beachtete ihn im Moment nicht. "Sierra Golf Niner! Dr. Fraiser ist auf unserer Position getroffen worden! Sie braucht sofort ärztliche Hilfe!", schrie Jackson in sein Funkgerät. Er stürzte auf sie zu und fasste sie an der Schulter, als hätte er einen Schalter betätigt, kam Janet aus ihrer Betäubung. Sie bewegte sich so abrupt, dass Daniel für eine Sekunde erschrak. Sie schlang die Arme um die Brust, zog die Beine an und wälzte sich hin und her. Sie versuchte krampfhaft Luft einzusaugen, ihr Brustkorb bereitete ihr unerträgliche Schmerzen. Es war so schlimm, dass sich ihr Gehirn einfach ausschaltete, Janet begriff nicht was geschehen war, sie wusste nur, dass sie nicht atmen konnte. Je mehr sie nach Luft schnappte, je weniger Sauerstoff gelangte in ihre Lungen und ihr Gesicht lief zuerst rot an und dann glaubte Jackson einen Blauschimmer zu sehen. Sie erstickte vor seinen Augen und er wusste nicht was er tun sollte.
"Dr. Jackson! ... Dr. Jackson!! Was ist mit ihr?!" Daniel wandte den Kopf und sah dass Wells tatsächlich versuchte, sich auf den Ellbogen aufzurichten. Er stürzte zu dem Verwundeten hinüber und drückte ihn zu Boden. "Verdammt Wells!! Wollen Sie sich umbringen?! Bleiben Sie liegen!"
"Was ist..."
"Sie wurde schwer verwundet, Simon. Ich muss mich um Janet kümmern. Schaffen Sie es ein paar Minuten allein?"
"...Ja... Ja... gehen Sie..."

Jackson wandte sich um und griff wieder nach seinem Funkgerät. "Verdammt, wo bleibt der Sani!!", brüllte er. Neben Janet kniend, versuchte er die Frau zu beruhigen, sie war mittlerweile blau angelaufen. "Janet! Janet! Du must dich beruhigen, du erstickst! Denk an Cassie! OK! Denk an Cassie." Daniel faste Janets Gesicht mit seinen Händen und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. "Denk an Cassie", sagte er in ruhigem Tonfall. Janets Blick fixierte sich auf Daniel, als Blut aus ihrem Mundwinkel sickerte, konnte er nur mit äußerster Willensanstrengung seine Gesichtszüge kontrollieren. "Atme langsam und ruhig. OK. Ein und Aus. Ein und Aus." Janets Blick bohrte sich in den Daniels, benutzte ihn wie einen Rettungsanker im Sturm ihrer Agonie. Daniel drang zu ihr durch, sie atmete jetzt ruhiger und er glaubte zu sehen, wie die blaue Farbe ihres Gesichtes zurückging. "So ist es gut. Ein und Aus." Er hob den Kopf und sah nach Wells, der erwiderte Daniels Blick und gab ihm damit zu verstehen, dass alles in Ordnung war, soweit man das von jemandem in seinem Zustand sagen konnte. Im nächsten Augenblick warf sich ein Mann neben Jackson zu Boden und streifte einen Rucksack von den Schultern.
"OK. Ich übernehme." Ohne viel Rücksicht schubste der Sani Daniel zur Seite und beugte sich über Fraiser. Jackson sah, dass der Mann sein Handwerk offenbar verstand und kroch zu Wells zurück.

"...Wie geht es... Wie geht es ihr...?", Wells keuchte immer noch vor Schmerz und atmete schwer.
"Ein Sani ist bei ihr, Simon. Sie lebt noch. In ein Paar Minuten bringen wir sie beide hier weg. Halten sie durch."
"OK... paar Minuten... OK..."

Daniel blickte zu Janet und dem Sani hinüber. Der Mann tastete Fraiser schnell und gründlich ab und verpasste ihr eine Spritze. Janets Pupillen weiteten sich, der Sani wusste, dass es ein Risiko war, ihr ein Schmerzmittel zu geben aber im Moment sah er keine Alternative. Er beugte sich dann über sie und stellte Blickkontakt her, für einen Verwundeten war es von überlebenswichtiger Bedeutung zu wissen, dass jemand da war, der auch meinte, was er sagt. "OK Doktor, keine offenen Wunden. Ihre Weste hat gehalten aber Sie haben ein paar gebrochene Rippen, deshalb fällt Ihnen das Atmen so schwer. Haben Sie mich verstanden?"
Janet nickte einmal schwach. Das Medikament nahm den Schmerzen gerade die Spitze aber es war genug, um ihren Verstand wieder in Funktion zu setzen.
"Sehr gut!" Der Sani grinste Janet breit an. "Sie wissen was gebrochene Rippen sind, schmerzhaft und unangenehm aber nicht tödlich, OK?"
Janet brachte wieder ein schwaches Nicken zustande.
"Sie haben so was schon tausend Mal behandelt, jetzt erfahren Sie am eigenen Leib wie das ist. Bleiben Sie einfach ruhig hier liegen, wir kümmern uns um Sie, OK?"
Wieder ein Nicken.
"Ich sehe jetzt nach dem anderen." Janet nickte wieder, der Sani drückte ihre Schulter und machte gebückt ein paar Schritte zu Wells hinüber.

"Wie geht es ihr?", fragte Jackson.
"Augenblick." Der Mann sah kurz nach Wells Wunde. "OK Soldat, wie ist Ihr Name?"
"...Wells..."
"OK Wells, der Doc hat Sie stabilisiert, Sie bluten nicht mehr. Alles, was wir noch brauchen sind zwei Tragen."
Jackson faste den Sani am Arm. "Was ist mit Janet?"
Der Mann sah Jackson ernst an. "Gebrochene Rippen und penetrierte Lunge. Mindestens eine Rippe steckt im Lungengewebe, daher auch das Blut."
"Oh Gott."
Der Sani griff nach seinem Funkgerät. "Sierra Golf Three! Benötige Medevac für zwei bei Position Sierra Golf Niner!" Er wartete aber es kam keine Antwort. "Scheiße! Ich hole ein paar Leute und Tragen. Achten Sie darauf, dass sich der Doc nicht bewegt, damit die Lunge nicht noch mehr aufreißt." Im nächsten Augenblick sprang der Sani auf die Beine und rannte im Zickzack zwischen den Bäumen hindurch in die Richtung, aus der vor ein paar Minuten Janet und Daniel zu Wells gekommen waren. Ein Schuss fegte ihm nach, ging aber daneben.

Oben auf dem Erdwall sah Bosworth den Jaffa und jagte sein ganzes Magazin in ihn hinein. "DU BASTARD!!", brüllte er. Er hatte mittlerweile mitbekommen, was keine fünf Meter von ihm entfernt passiert war.

Die nächsten drei Minuten dehnten sich für Jackson endlos aus. Er kroch immer wieder zwischen Wells und Fraiser hin und her, sprach beiden Mut zu und achtete darauf, dass sie sich nicht bewegten. Endlich kam der Sani zurück, hinter ihm folgten vier Soldaten, je zwei schleppten eine Trage zwischen sich her.
"Das wurde auch Zeit! Hier rüber!" Jackson winkte.
Die vier Soldaten hockten sich hin und warteten auf Anweisungen des Sanitäters, der sah zuerst nach Wells. "OK, alles in Ordnung. Garcia! Henderson! Ladet ihn auf und ab die Post."
Die zwei Soldaten stellten die Trage neben Wells ab und nahmen ein Rückenbrett von der olivgrünen Segeltuchfläche. Sie legten Wells eine Halskrause um und rollten ihn dann vorsichtig auf die linke Seite, um das Brett unter Simons Rücken zu schieben. Damit war es leichter ihn auf die Trage zu heben und man vermied, dass durch die Bewegung die Wunde wieder aufbrach.
"Dr. Jackson!", rief Garcia. "Helfen Sie uns!" Daniel fasste Wells Beine, Garcia und Henderson griffen nach dem Brett. "Auf mein Kommando...", sagte Garcia. "Eins, Zwei, Drrrrei!!" Gleichzeitig hoben sie Wells hoch und ließen ihn auf der Trage ab. Simon keuchte und stöhnte vor Schmerz und atmete pfeifend durch die zusammengebissenen Zähne. Die beiden Soldaten fassten die Griffe der Trage und rannten mit ihr gebückt und im Zickzack zwischen den Bäumen hindurch, unter anderen Umständen hätte das ziemlich komisch ausgesehen.

Der Sani hatte mittlerweile die zwei anderen Soldaten zu sich gerufen und war mit Fraiser genauso verfahren. Sie hoben gerade die Trage vorsichtig an und hasteten dann Garcia und Henderson hinterher.

"Dr. Jackson! Wir sind hier fertig, lassen Sie uns verschwinden!"
"OK!" Daniel griff nach seinem Funkgerät. "Sierra Golf Niner! Wells und Fraiser sind evakuiert! Wir ziehen uns zurück!" Jackson wartete nicht auf eine Antwort, er drehte sich noch mal zu dem Erdwall um, auf dem Bosworth lag. "Bosworth!! Bosworth!! Kommen Sie da runter!! Wir verschwinden!!"
Im nächsten Augenblick hörten sie einen langen Feuerstoß, bevor er seine Stellung verließ, jagte Bosworth noch zwei Dutzend Kugeln in die Büsche vor sich, um die Jaffa dazu zu bringen, für ein paar Sekunden die Köpfe einzuziehen. Dann polterte er den Hang herunter und schloss sich Daniel und dem Sani an. Im Zickzack zwischen den Bäumen hindurch rennend, entgingen sie allen Schüssen, die ihnen nachjagten, dann waren sie außer Reichweite.



* * * * * *



Breckman hielt sich im Schatten. Es war ihm vor ein paar Minuten gelungen, seinen Air-Force-Wachhund abzuschütteln. Er hatte den Auftrag vom Präsidenten persönlich, eine Dokumentation über das Stargate-Commando zu drehen. Es enttäuschte und frustrierte ihn, dass man ihm hier nur Steine in den Weg legte. Hammonds enge Auslegung der Befehle, O'Neills Weigerung ihm ein Interview zu geben und die Tatsache, dass man ihn von allen wichtigen Ereignissen fernhielt, zuletzt, als man ihm den Zutritt zum Lazarett verweigerte. Deshalb hatte er sich insgeheim aufgemacht und einen Weg hinein gesucht, wenn er durch die Vordertür nicht rein kam, dann eben anders, die Öffentlichkeit hatte ein Recht auf Information. Sein Leben lang hatte er der Wahrheit gedient, er hatte über die Mafia berichtet, über politische Skandale und Bestechungsaffären, immer wieder hatte man ihm gedroht, ihn verklagt und einmal war man sogar in seine Redaktion eingebrochen und hatte alles kurz und klein geschlagen. Er hatte sich nie einschüchtern lassen und auch jetzt hielt er an der Überzeugung fest, dass die Regierung und alle ihre Behörden dazu da sind, den Menschen zu dienen und nicht sie zu belügen.

Nach mehreren Stunden hektischer Aktivität, herrschte jetzt Ruhe im Lazarett des Stargate-Commandos. Im Intensivbereich standen drei Betten nebeneinander, nur durch Vorhänge voneinander getrennt. Breckman nahm die Pieptöne von drei Herzmonitoren wahr, er blickte sich noch mal kurz um, die Schwestern und Ärzte vom Bereitschaftsdienst saßen allesamt am anderen Ende des Lazarettes in einem Aufenthaltsraum, tranken Kaffee und starrten auf Monitore, bereit bei der geringsten Unregelmäßigkeit sofort zu ihren Patienten zu stürmen. Breckman huschte zum ersten Bett hinüber und zog den Vorhang ein Stück zur Seite. Er sah sich dem schlafenden Colonel O'Neill gegenüber, kurz entschlossen trat er an das Bett heran und nahm die Krankenakte aus dem Fach am Fußende. Auf der ersten Seite stand, was er wissen wollte.

Colonel Jack O'Neill,
Stabwaffentreffer in die Brust,
Verbrennungen,
leichtes Trauma,
Zustand stabil


Breckman steckte die Akte zurück und ging zum zweiten Bett, vorsichtig zog er den Vorhang beiseite und sah einen unbekannten Soldaten. Breckman erkannte die Ironie seines Wortspiels, aber er konnte nicht darüber lachen, dazu war die Situation zu ernst. Wieder nahm er die Krankenakte zur Hand.

Senior Air Man Simon Wells,
Stabwaffentreffer im Rücken,
Verbrennungen,
schweres Schocktrauma,
Milzruptur,
Zustand kritisch aber stabil.


Breckman lächelte, das hörte sich gut an. Dann ging er zum dritten Bett hinüber, als er durch den Vorhang lugte, riss er überrascht und entsetzt die Augen auf. "Dr. Fraiser!", entfuhr es ihm unwillkürlich. Er sah sich schnell um, niemand schien ihn gehört zu haben. Wieder sah er in die Akte.

Dr. Janet Fraiser,
Stabwaffentreffer in die Brust,
leichtes Schocktrauma,
vier gebrochene Rippen,
Lungenruptur,
Zustand stabil


Er steckte die Akte zurück in ihr Fach. Was soll er jetzt machen, soll er darüber berichten? Ja, darüber muss berichtet werden aber wie, in welcher Form? Die Berichterstattung muss objektiv die Fakten präsentieren aber welche Berichterstattung ist schon hundertprozentig objektiv? Jeder Bericht im Fernsehen oder im Radio, jeder Presseartikel, jeder Tatsachenroman ist immer von der Sichtweise des Verfassers geprägt. Man bildet sich eine Meinung und präsentiert sie und es gibt immer jemanden, der die Fakten anders interpretierte und deshalb auch anders darstellte, als man selbst. Er musste gründlich darüber nachdenken und sich zuerst mehr Informationen verschaffen, bevor er entschied, wie er seine Dokumentation gestalten würde.

Breckman wollte gerade den abgetrennten Bereich verlassen, als er eine Tür gehen hörte. Schritte näherten sich dem Intensivbereich, Breckman sah sich hektisch um, wenn man ihn hier erwischte, gab es nur noch mehr Ärger und es würde seine Arbeit nur noch schwerer machen. Er trat am Kopfende von Janets Bett durch den Vorhang und presste sich in den Spalt zwischen der Wand und dem Stoff.

"Colonel?", erklang eine leise Stimme. Breckman konnte sie nicht identifizieren. "Colonel?", diesmal etwas lauter aber O'Neill schien nicht zu reagieren.
Jetzt raschelte ein Vorhang etwas näher. "Wells? Sind Sie wach?" Breckman nahm von Wells keine Reaktion wahr aber er erkannte Major Carters Stimme.
Einige Schritte waren zu hören, dann stand Sam an Janets Bett. Breckman lugte durch einen Spalt im Vorhang. Er sah, wie Carter Janets Hand nahm. Sie stand einfach nur da und hielt Fraisers Hand. Nach einigen Momenten begannen Sams Schultern zu zucken und Breckman erkannte, dass sie still weinte. Schließlich fasste sie sich wieder.
"Janet, es tut mir Leid. Ich habe mich wie eine Idiotin benommen, wenn... wenn du das hier überstehst, dann... dann werde ich alles tun, um..." Der Major beugte sich hinab und hauchte einen Kuss auf Janet Hand. Während des Gefechtes hatte sie zuerst mit ansehen müssen, wie O'Neill getroffen worden war und dann drang plötzlich Daniels Hilferuf aus dem Funkgerät. Fast wäre Sam einfach losgerannt, um zu Janet zu kommen aber ihr Pflichtbewusstsein hielt sie davon ab. Sie führte jetzt das Kommando und musste den Rückzug leiten, dann meldete Daniel, dass Fraiser und Wells evakuiert seien. Das hatte Sam etwas Hoffnung gemacht: Tote wurden nicht evakuiert, sie wurden geborgen, wenn Janet evakuiert worden war, dann lebte sie noch! Es musste so sein!
In dem Augenblick, als sie durch das Stargate trat, hatte sie sich vorgenommen, sich mit Janet auszusöhnen. Sam würde alles tun, was nötig war, um ihre Beziehung zu retten! Als sie zum Lazarett unterwegs war stand auf einmal dieser Breckman im Weg und sie hätte ihm am Liebsten... Zum Glück hatte sie nichts getan, was sie in Schwierigkeiten bringen könnte.

Breckman stand stocksteif und völlig still hinter dem Vorhang. Er schämte sich ein wenig, in diesem intimen Moment hier zu sein, noch schlimmer wäre es aber, wenn er jetzt entdeckt würde.

Carter wollte ihre Hand von Janets lösen, aber Fraiser hielt sie fest. "Hey", flüsterte sie schwach.
"Janet?!" Carter ging neben dem Bett in die Knie und nahm Fraisers Hand in die ihren.
"Was willst du tun?" Janets Stimme war leise und kratzig, man hatte den Tubus erst vor kurzem entfernt.
"Ich... Ich... Unser Streit, es war alles meine Schuld. Bitte verzeih mir. Bitte... verzeih mir. Verzeih mir." Carter brach in Tränen aus. "Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren."
"Was ist mit Pete?"
"Die ganze Geschichte mit Pete war ein einziger riesiger Fehler", schluchzte Carter. "Es tut mir Leid. Es tut mir Leid." Sam vergrub ihr Gesicht im Bettlaken neben Janets Hand und weinte einige Minuten ungehemmt.
Fraiser redete die ganze Zeit beruhigend auf sie ein. Endlich hob Carter wieder den Kopf, ihre Augen waren rot und verschwollen, die Spuren der Tränen zeichneten sich auf ihren Wangen ab.
"Sam... Sam... Honey! Wir haben über einiges zu reden."
Sam sah Janet aus großen Augen an und nickte, sie schniefte.
Janet entschlüpfte ein leises Lachen. "Da sind irgendwo Kleenex."
Carter konnte nicht anders und lachte auch. Sie griff sich ein paar der Papiertücher und schnäuzte sich.
"Schon besser, Sam." Janet lächelte sie an. "Was ist mit Cassie? Weiß sie schon..."
"Ich habe sie geholt, als du im OP warst. Dr. Warner hat ihr ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben, sie schläft in einem der Quartierte und Teal'c passt auf sie auf. Dr. Warner will sie erst morgen zu dir lassen."
"OK... Achte auf sie und wenn du es für nötig hältst, dann bring sie nach Hause." Janet grinste schwach. "Deinen Schlüssel hast du doch noch?"
"Ja, meinen Schlüssel habe ich noch." Carter lächelte Janet an. Das war das erste Mal seit ihrem großen Krach, dass Janet sie aufforderte ihr Haus zu betreten.
"Deine Sachen liegen noch im Schrank, an derselben Stelle wie immer."
"Oh mein Gott, Janet..." Die Tränen begann wieder über Carters Gesicht zu laufen.
"Du musst gehen, bevor dich die Schwester erwischt."
Sam nickte, stand auf und wischte sich die Tränen ab, sie wollte ihre Hand von Janets lösen aber die hielt sie immer noch fest. "Willst du einfach so verschwinden?"
Carter trat noch einmal neben das Bett, beugte sich vor und küsste Janet auf die Stirn. Wieder wollte Carter gehen und wieder hielt Janet sie fest.
"Ist das alles, was ich kriege?"
Nochmals trat Sam neben das Bett, sie lächelte schwach, als sie sich vorbeugte. Kurz bevor sich die Lippen der beiden Frauen trafen, drehte Breckman den Kopf und sah weg, er wusste, er hatte kein Recht, in diesem Augenblick hier zu sein. Er konnte aber noch hören, was an Fraisers Krankenbett geschah.

Kaum hörbar flüsterte Sam, "Ich liebe dich."
Janet erwiderte ebenso leise, "Ich liebe dich auch." Sie sah Sam nach und lächelte schwach. Eigentlich hatte sie vorgehabt, sich bei ihrer Geliebten zu entschuldigen und einen Versuch zu unternehmen ihre Beziehung zu retten. Janet hatte gleich nach ihrer Rückkehr und der Behandlung der Verwundeten mit Sam sprechen wollen, jetzt war sie selbst eine Verwundete und Sam hatte den ersten Schritt getan. Sie war froh, dass sie eine zweite Chance bekommen hatte, nicht nur was ihr Leben betraf, sondern auch was Ihre Beziehung zu Sam anging. Sie würde sie nutzten!

Breckman hörte den Vorhang rascheln und Carters Schritte, die sich entfernten. Er blieb noch einige Minuten regungslos stehen, bis er an den regelmäßigen Atemzügen Janets erkannte, dass sie wieder eingeschlafen war. Er trat hinter dem Vorhang hervor und ging ganz leise in Richtung des Nebeneinganges, den er auch vorhin benutzt hatte. Was er gerade miterlebt hatte, war eindeutig gewesen und er entschied, dass diese Szene eindeutig nichts in seiner Dokumentation verloren hatte. Das war ein sehr privater und intimer Moment gewesen, den niemand hätte beobachten dürfen. Er machte keine Quote, indem er anderer Leute Privatleben durch den Dreck zog und wenn die Air Force heraus bekommen sollte, was zwischen Sam und Janet war, dann... Er war jedenfalls nicht hier, um irgendjemandes Karriere zu ruinieren. Breckman trat leise durch die Tür und zog sie hinter sich zu, gerade als er sich umdrehen wollte, fiel eine Hand schwer auf seine Schulter, er wurde herumgedreht und blickte in ein ziemlich wütendes Gesicht. Sein Wachhund hatte ihn wieder gefunden.



* * * * * *



Breckman saß in General Hammonds Büro, gerade war der Abspann seiner Dokumentation über den Bildschirm geflimmert. Es war alles drin, was man sich wünschen konnte, eine dramatische Einführung über den Fund einer außerirdischen Vorrichtung in Ägypten; die jahrzehntelange mühevolle Erforschung dieser unglaublichen Technologie; die geniale Entdeckung eines unbekannten jungen Archäologen; die ersten Schritte der Menschen in andere Sonnensysteme; die Entdeckung eines unerbittlichen und grausamen Feindes; die heroischen Einsätze von hunderten junger Männer und Frauen auf Planeten, soweit von der Erde entfernt, dass man hier das Licht dieser Welten niemals zu sehen bekam; die Siege, die errungen und die Niederlagen, die erlitten wurden, nicht nur bei der Verteidigung eines Landes, sondern bei der Verteidigung der Heimat, der Erde; man sah als dramatischen Höhepunkt Air Man Wells und Dr. Fraiser, aufgenommen von Dr. Jacksons Kamera und die Rettung der beiden, was von der Kamera, die Daniel weggeworfen hatte, auch aufgezeichnet worden war; man sah die Party, die die SG-Teams für ihren `verrückten Professorï Dr. Lee und sein unglaubliches keramisches Polymer geworfen hatten, das in den neuen Gefechtswesten zum Lebensretter geworden war; man sah, wie Colonel O'Neill, Air Man Wells und Dr. Fraiser von ihren Familien, Freunden und Kameraden umringt im Lazarett gefeiert wurden. Man sah in jeder Szene die Menschen des Stargate-Commandos, keine schiesswütigen Kampfmaschinen, keine nach Blut und Vernichtung lechzenden Eroberer, sondern Männer und Frauen, die durch das Tor gingen, um zu sehen, was dahinter ist, um zu lernen, um neue Freunde zu finden und um ihre Welt zu beschützen. Junge Männer und Frauen, die sich jedes Mal, bevor sie durch das Tor gingen, von neuem schworen, niemals jemanden zurückzulassen, was auch passieren mochte.

Hammond war erstaunt von dem was er sah und auch ein wenig ergriffen, dass hatte er Breckman nicht zugetraut. "Ist schon ein Jammer, dass es nie jemand sehen wird."
"Wirklich?", fragte der Reporter. "Sie... finden das nicht ein bisschen zu sentimental?"
"Nein, es ist gut."
"Also gut, dass beruhigt mich... Dass das ausgerechnet von Ihnen kommt." Breckman war erleichtert und auch stolz auf die Anerkennung des Generals. "Wenn man bedenkt, wie Sie zu meiner Arbeit gestanden haben. Ich hab' schon verstanden wieso aber trotzdem..."
Hammond stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. "Ich bin ehrlich genug zuzugeben, wenn ich mich irre. Danke, dass Sie es zu Ende gebracht haben." Er streckte Breckman die Hand hin.
Der andere ergriff sie und drückte zu. "Das bedeutet mir sehr viel, Sir."
"Ich habe im Laufe meiner Karriere eine Menge Briefe an die nächsten Angehörigen der Soldaten und Soldatinnen schreiben müssen, die unter meinem Kommando gefallen sind, doch das scheint niemals genug zu sein... Sie haben mehr verdient. Das hier ist wirklich mehr." Nur eine über dreißig Jahre im Militärdienst geschaffene Selbstdisziplin verhinderte, dass Hammond seine Rührung offen zeigte.
Breckman schien auch so zu verstehen, was in dem General vorging. "Danke, Sir... Mhh, da gibt es noch etwas General, was... bis jetzt noch fehlt und die Geschichte abrunden würde."
Hammond grinste. "Ich kümmere mich darum."

Breckman lächelte kurz und verließ dann das Büro des Generals, der sah ihm noch einen Augenblick nach. Breckman würde sein Interview mit Colonel O'Neill bekommen.

Ende
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