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Babylon 5 von Olli

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Babylon 5


Sam lief durch ihr Labor im Cheyenne Mountain Complex. Wut und Enttäuschung kochten in ihr. Ihre Zähne waren aufeinander gepresst und ihre Hände zu Fäusten geballt. Sie konnte nicht glauben, was passiert war, was dieses miese Miststück ihr angetan hatte, gerade erst vor zwei Minuten. Es war… es war… sie fand dafür keine Worte.

Sam erreichte die Wand, drehte sich um und blickte zurück. Da war es, immer noch am selben Platz als ob nichts passiert wäre, so unschuldig, so harmlos… Sam fühlte, wie sich das Feuer in ihrem Inneren zu einer Kernschmelze steigerte, unaufhaltsam brach sich die Wut ihren Weg an die Oberfläche.

Langsam ging sie zurück zu ihrem Arbeitstisch. Es war merkwürdig, mit jedem Schritt vorwärts wandelte sich die Wut etwas mehr in kalten Hass. Sam blieb stehen und starrte auf die Ursache ihres Unglücks hinab und dann…

Sie schleuderte es zu Boden und trat zu!

Einmal, zweimal.

Wieder und wieder, mit aller Kraft und all ihrer Wut und ihrem Hass.

Ihre Kampfstiefel verursachten fürchterliche Schäden, Sam fühlte unter ihren Füssen irgendetwas zerreißen oder zerbrechen, es kümmerte sie nicht. Sie wollte, dass es zahlte für das, was es ihr angetan hatte. Nach einigen Minuten stampfte sie ein letztes Mal mit ihrem Absatz in den Haufen Teile, der auf dem Boden verstreut war. Sam blickte auf dass hinab, was sie getan hatte und atmete schwer. Ihre Wut war verflogen, der Hass verschwunden und plötzlich fühlte sie Scham und Verlegenheit über ihr Tun. Und sie fühlte Schuld.

Es gab keine Möglichkeit, zu verheimlichen, was sie getan hatte.

Sam trat zurück und warf noch einen letzten Blick auf das Massaker zu ihren Füssen. Sie musste das General Hammond melden, so schnell wie möglich.

Sie wollte, dass es vorbei war.



***



Sam saß auf dem Sofa in ihrem dunklen Wohnzimmer. Nur schmale Streifen Licht, von der Laterne auf der gegenüberliegenden Straßenseite, erhellten den Raum. Sie trug eine Trainingshose und ein weites T-Shirt, ihre bloßen Füße lagen auf dem Couchtisch vor ihr. In der Hand hielt sie ein Glas Wein und ihr Kopf ruhte zurückgelehnt auf der Sofalehne. Sie konnte nicht glauben, dass sie so einfach davon gekommen war.

All ihre Freunde waren sehr verständnisvoll gewesen. Colonel O’Neill hatte ihr auf den Rücken geklopft und es sogar geschafft, mit seinen ironischen Kommentaren ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. Daniel hatte ihr versichert, dass er in ihrer Situation genau so gehandelt hätte. Teal’c hatte nur seine Augenbraue gehoben und ihr zugenickt aber es genügte, um Sam wissen zu lassen, dass der große Jaffa hinter ihr stehen würde, was auch kommen möge. Und Janet hatte sie untersucht. Sanft und vorsichtig wie immer und endlich hatte sich Sam entspannen können. Als Janet die verhärteten Muskeln in ihren Schultern massierte hatte, anstatt ihr ein Medikament zu geben, hatte Sam sich schon viel besser gefühlt und war bereit, sich ihrem Schicksal zu stellen.

General Hammond hatte sie nach Strich und Faden ins Gebet genommen und er hatte angeordnet, dass sie für ihre Handlung zahlen würde. Auf Janets Empfehlung hatte er Sam für zwei Wochen aus medizinischen Gründen beurlaubt. Stress und Überarbeitung hatten eine Überreaktion verursacht, hatte die Ärztin erklärt.

Und da war sie nun, verbannt vom Berg, verbannt aus ihrem Labor, verbannt von ihren Freunden. Ihr Zugriff auf das SGC-Netzwerk über die gesicherte Leitung von ihrem Heim-PC aus war für die Zeit ihrer Beurlaubung auch gesperrt worden. Sie konnte nicht einmal heimlich zu Hause an ihren offiziellen Projekten weiterarbeiten. Aber wenigstens hatte sie jetzt etwas Zeit für sich selbst und vielleicht konnte sie die nutzen, um ein neues privates Projekt zu starten. Sam dachte darüber nach, wie sie beginnen sollte, als das plötzliche Läuten der Türklingel sie aus ihren Gedanken riss. Sam stellte ihr Glas auf den Tisch und stand auf. „Aua! Verdammt!“ In dem dunklen Raum hatte sie sich den Zeh am Tisch gestoßen. Langsam humpelte sie zur Tür. Es klingelte wieder. „Ich komme!“, rief Sam und endlich öffnete sie die Tür. „Oh. Hi, Janet.“

„Hi, Sam. Ich… ahm… Ich dachte, du möchtest vielleicht etwas zu essen?“ Janet hielt eine große Papiertüte von Sams Lieblings-Chinarestaurant hoch.

Sam lächelte ihre Freundin an. „Sicher, Komm rein.“ Sie trat zur Seite und zuckte etwas zusammen.

„Sam?“

„Es ist nichts, ich hab’ mir nur den Zeh gestoßen.“

„Ich sehe mir das mal an“, sagte Janet, während sie ihre Jacke an die Garderobe hängte.

„Janet, du brauchst nicht…“ Sam zuckte erneut zusammen aber diesmal unter dem Blick der Ärztin. Ihre Freundin war nun voll im Doktor-Modus und Sam hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass ihr besser niemand widersprach, wenn sie so drauf war. „Okay“, stimmte sie zu.

Janet nahm Sam am Arm und half ihr ins Wohnzimmer. Während sich Sam auf dem Sofa niederließ stellte Janet die Tüte auf den Tisch, setzte sich und nahm Sams Fuß in ihren Schoss. Nach einigen Minuten genauer Untersuchung stimmte sie schließlich Sam zu, dass es in der Tat ‚nichts’ war. Allerdings konnte es sich Janet nicht verkneifen, Sam darauf hinzuweisen, dass sie besser nicht im Dunkeln herumlaufen sollte.

Sam seufzte, sagte aber nichts dazu.

„Okay, lass uns essen, bevor es ganz kalt ist.“ Janet stand auf, ging in die Küche und wusch sich die Hände, sie nahm noch eine Coke aus dem Kühlschrank – sie musste noch fahren – und ging zurück. Sam hatte in der Zwischenzeit die kleinen Schachteln mit Essen ausgepackt.

Während sie aßen, saßen sie nebeneinander auf dem Sofa und sprachen über Cassie und wie sie sich in der Schule machte. Als der letzte Bissen verdrückt war, lehnten sich beide zurück und verfielen in Schweigen.

„Also, willst du darüber reden?“, fragte Janet nach einer Minute. Sie streifte ihre Schuhe ab, schlug die Beine unter und legte ihren Arm auf die Sofalehne.

„Janet, ich habe die Nerven verloren. Es ist nichts…“ Sam spielte nervös mit ihren Fingern. Sie wagte es nicht, ihrer Freundin in die Augen zu sehen. Sam wusste nur zu gut, dass sie überreagiert hatte.

„Sam“, fiel ihr Janet ins Wort. „Du hast deinen Laptop zu Schrott getreten, weil du wegen eines Systemabsturzes eine Datei verloren hast. Du solltest besser als jeder andere wissen, dass es ein Backup-System im Netzwerk gibt. Jede Datei, an der gearbeitet wird, wird nicht nur auf dem jeweiligen Computer gesichert, sonder auch auf dem SGC-Server. Du hast das System schließlich erfunden.“

Schließlich sah Sam auf, nickte und sah wieder auf ihre Finger. „Ja… Ich weiß. Aber… Aber die Datei, die ich verloren habe, wurde nicht auf dem Server gesichert. Ich… ich habe die Subroutinen geändert, um…“ Sam sah auf und lächelte. „Wie auch immer, es war eine private Datei und ich habe keine Backups davon angelegt.“

„Aber warum?“ Janet war verwirrt. Sam hatte ihr schließlich die Wichtigkeit von Datensicherungen mehr als einmal erklärt.

Sam wurde rot. „Ich wollte nicht riskieren, dass jemand versehentlich die Datei zu Gesicht bekommt. Es… Die Datei könnte mir einigen Ärger einbringen.“

„Sam, bitte rede mit mir“, bat Janet. Es tat ihr weh, dass ihre beste Freundin glaubte, ihr in dieser Sache nicht vertrauen zu können. Sie lehnte sich vor und legte ihre Hand auf Sams Knie.

Sam sah den Schmerz in Janets Augen. Sie atmete tief durch, tätschelte ihre Hand und nickte. Janet war die beste Freundin, die sie jemals gehabt hatte. Sie sprachen über so viele Dinge, sie wussten mehr voneinander als irgendjemand sonst. „Erinnerst du dich, was du vor ein paar Wochen zu mir gesagt hast? Du sagtest, dass ich ein Hobby brauche, irgendetwas, dass nichts mit dem Stargate-Programm oder Wurmloch-Physik zu tun hat.“

„Ja, ich erinnere mich.“ Janet hatte Sam in ihrem Labor erwischt, nach mehr als 16 Stunden Arbeit! Als Janet endlich mit dem Schimpfen aufgehört hatte, da hatte Sam Janet praktisch auf Knien angefleht, niemandem etwas zu sagen. Sam hatte versprochen, sich ein Hobby zu suchen und auszuspannen. Janet hatte Sam schließlich aus dem Berg gezerrt, nach Hause gefahren und ins Bett gesteckt. Sie war noch geblieben, bis Sam eingeschlafen war. „Und diese Datei hat etwas mit deinem neuen Hobby zu tun?“

Sam lächelte verlegen. „Ja.“

„Aber was ist denn so schlimm daran, dass niemand etwas davon wissen darf?“

„Ähm…“; Sam hüstelte nervös, dann nahm sie sich ein Herz und beichtet Janet alles. Schließlich schwieg sie und wartete auf eine Reaktion.

Verblüfft hatte Janet zugehört. Nun blinzelte sie und bemerkte, dass Sam mit tiefrotem Gesicht auf ihre Antwort wartete. „Du… Du schreibst lesbische, erotische Geschichten über die Figuren in dieser Science-Fiction-Serie?“

Sam sah ihre Freundin ernst an. „Das heißt nicht, dass ich… Ich meine, ich bin keine…“, stotterte sie. Zumindest hatte sie es nie in der Realität versucht. „Aber ich surfte im Internet und fand plötzlich diese Geschichte. Ich fing aus Neugier an zu lesen und es war toll. Eine zärtliche und liebevolle Romanze und außerdem eine wirklich spannende Science-Fiction-Geschichte. Ich suchte nach mehr und schließlich trat ich dieser Yahoo! Group bei. Wir diskutieren über die Serie und ich lese dort jede Menge Fanfic, so nennt man diese von Fans geschriebenen Geschichten“, erklärte Sam. „Femslash und Fanfiction. Ich gebe dort viel Feedback zu Geschichten von anderen Autoren und dann habe ich entschieden, dass ich mich auch einmal an das Schreiben einer Geschichte wagen könnte. Ich habe drei Wochen daran gearbeitet und jetzt ist sie weg. Ich habe die Beherrschung verloren, weil ich so enttäuscht war und… das Laptop kam mir in die Quere.“

Janet dachte darüber nach, was sie gehört hatte. Dass Sam über zwei Frauen in einer romantischen Beziehung phantasierte, war für Janet keine große Sache. Seit ihrer Scheidung hatte sie selber auch schon solche Phantasien gehabt, um ihre… eigenhändigen ‚Bemühungen’ um Erleichterung etwas interessanter zu gestalten. Aber dass Sam versuchte, etwas anderes zu schreiben als ihr Buch über Wurmloch-Physik, das überraschte Janet sehr. Ebenso überraschte sie die Begeisterung, die Sam für ihr neues Hobby entwickelt hatte.

Sam schluckte schwer und sah weg, die Stille machte sie nervös. „Janet, ich kann dir versichern, dass ich nicht homosexuell bin. Ich weiß, was passieren würde…“

Janet blinzelte erneut. Sam fürchtete sich über ihre mögliche Reaktion! Sie nahm Sams Hand in die ihre. „Sam, es würde keine Rolle spielen. Du bist meine beste Freundin und nichts würde das ändern. Wenn du lesbisch wärst, dann wäre das etwas Privates, dass unter uns bleiben würde.“

Erleichtert lächelte Sam. „Danke.“

Janet erwiderte das Lächeln. „Würdest du mir von deiner Geschichte erzählen?“

Wieder lächelte Sam und nickte. „Du weißt, dass ‚Babylon 5’ die erfolgreichste Science-Fiction-Serie im Fernsehen ist?“

„Ja, Cassie ist ganz begeistert davon.“ Janet lehnte sich zurück und lauschte Sams Erzählung über Commander Sinclair und Präsident Sheridan, Botschafterin Delenn, Londo Molari und G’Kar, den Rangern, dem Krieg zwischen den Menschen und den Minbari, dem Krieg gegen die Schatten und dem Bürgerkrieg auf der Erde und all den anderen Ereignissen, die Woche für Woche Millionen Zuschauer an den Bildschirm fesselten. Janet musste zugeben, dass sich das recht interessant anhörte, vielleicht sollte sie sich einmal Cassies DVDs zu der Serie ansehen?

„…du weißt, dass Babylon 5 jetzt in die 10. Staffel geht?“

„Nein, das wusste ich nicht.“

„Gott sei Dank hat TPTB – dass heißt ‚The Powers That Be’ und meint die Serienverantwortlichen“, erklärte Sam, „die neue Staffel genehmigt. Das Spin-Off ‚Crusade’ geht in die dritte Staffel und im Fandom gibt es im Moment viele Gerüchte über eine mögliche zweite Spin-Off-Serie und einen Kinofilm“, fuhr Sam begeistert fort.

Janet musste über Sams Begeisterung lächeln.

„Weißt du, das Fliegen durch den Hyperraum ist in der Serie nicht besonders realistisch dargestellt und zu Beginn hat es mich maßlos geärgert aber… Hey! Es ist eine TV-Serie. Die Charaktere sind das Wichtigste.”

Janet ging nicht näher auf das Reisen im Hyperraum ein. „Und das ist der Grund warum du… wie heißt das? Slashen? Du hast diese beiden Frauen… Captain Elizabeth Lochley und die Botschafterin der Narn, Na’toth, geslasht?“

Sam nickte begeistert. „Ja, ich denke, die beiden passen einfach perfekt zusammen.“

„Und was machst du jetzt wegen deiner Geschichte?“

Sam seufzte. „Das Meiste habe ich noch im Kopf. Ich denke, ich kann es noch mal aufschreiben aber es wird einige Zeit dauern.“

Mittlerweile fand Janet die Idee, Geschichten über TV-Serien zu schreiben gar nicht mehr so merkwürdig. „Vielleicht kann ich die Geschichte lesen, wenn du fertig bist?“

Sam strahlte sie an. „Aber sicher! Du kannst sie betalesen, wenn du willst.”

Janet sah Sam verwirrt an. „Was ist ‚Betalesen‘?

Ende
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