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Und mein ist die Rache von Nyada

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And I’ve lost who I am
And I can't understand
Why my heart is so broken
Rejecting your love
Without love gone wrong
Life
Less words
Carry on
Trading Yesterday - Shattered

8 Wochen später


Es war Mai und es war warm. Nicht diese unerträgliche Hitze, die die Stadt in wenigen Wochen ganz gewiss heimsuchen würde. Und auch nicht die drückende Schwüle, die in den Sommermonaten üblich für New York war. Es war eine angenehme Wärme, die die New Yorker aus den Häusern, Wohnungen, Büros und Geschäften lockte, an die frische Luft, hinein in die wärmende Maisonne.
Endlich, nach all den düsteren, kalten Wintermonaten und einem recht eisigen Frühling mit Schneefall bis in den frühen April hinein, schien New York und auch seine Bewohner nun endlich aufzutauen.
Der Geruch des herannahenden Sommers lag in der Luft!

Teyla erwischte sich wieder dabei, wie ihr Blick auf die Uhr fiel. Es war kurz nach sechs, was bedeutete, dass sie bereits seit einer halben Stunde darauf wartete, dass er auftauchte, um sie abzuholen. Sie seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. Es war ungewöhnlich, dass sich John dermaßen verspätete, zählte er für sie doch noch immer zu einem der pünktlichsten Menschen auf dem Planeten. Er kam nie zu spät und falls doch, nicht ohne vorher Bescheid gegeben zu haben.
Doch heute hatte er ihr nicht Bescheid gegeben, dass es im Büro eventuell später werden könnte. Nein, er hatte heute Morgen vor dem Weggehen noch extra darauf bestanden, sie von der Arbeit abzuholen. Und nun war er noch nicht einmal da!

Der Minutenzeiger der Uhr näherte sich unaufhaltsam der Ziffer ‚Zehn’ und Teyla merkte, wie sie nervöser wurde. Nein, es war ganz und gar nicht Johns Art, sich zu verspäten, und die Angst, dass ihm etwas passiert sein könnte, wuchs. Vielleicht war ihm aber auch einfach nur etwas auf der Arbeit dazwischen gekommen, wie sooft in den letzten Wochen. Johns Investmentfirma oder vielmehr die Firma seines verstorbenen Vaters Patrick, die er übernommen hatte, fusionierte im Moment mit einem weltweit bekannten Unternehmen aus dem Land der aufgehenden Sonne- Japan. Im Großen und Ganzen bedeutete dies für ihn Stress und es kam selten vor, dass er vor Mitternacht zuhause war. Tage wie der heutige, an denen er sich die Freiheit nahm, die von der Arbeit abzuholen, damit sie einen gemütlichen Abend daheim verbringen konnten, waren selten.

Teyla sah erneut auf ihre Uhr, nur um festzustellen, dass sie fünf Minuten damit verbracht hatte, über den Grund von dem Fernbleiben ihres Mannes nachzudenken. Inzwischen war es viertel nach Fünf und von John war immer noch nichts zu sehen.

„Dadurch, dass du Trübsal bläst und ständig auf die Uhr starrst, wird er auch nicht eher kommen“, meinte Elizabeth sagen zu müssen, die am Nachbarschreibtisch saß und sie bereits die ganze Zeit beobachtet hatte. Sich mit dem Finger an die Lippen tippend, richtete sie den Blick ihrer grünen Augen auf ihre schwangere Kollegin. „Vielleicht solltest du ihn mal anrufen“, schlug sie vor.

Teyla musste zugeben, dass das eine Idee war, auf die sie bisher noch nicht gekommen war, aus Angst, John in einem womöglich wichtigen Meeting zu erwischen. Sie wusste, dass er es nicht ausstehen konnte, wenn sie ihn während seiner Arbeit störte- auch wenn er ihr das gegenüber noch nie offen dargelegt hatte.
„Vielleicht sollte ich das, ja.“ Sie fischte ihr Handy aus der Hosentasche, wählte rasch seine Nummer, zögerte jedoch ihn anzurufen. Wenn er nun gerade tatsächlich in einer Besprechung ist, dachte sie sich und steckte das Handy nach kurzem Zögern wieder weg; sie konnte und wollte es nicht riskieren, dass er wütend auf sie war. Immerhin wusste sie ja, wie wichtig ihm seine Arbeit war.
„Ich werde lieber noch etwas warten“, teilte sie Elizabeth mit, die daraufhin gleichgültig nickte und einen Schluck Tee aus ihrer Tasse trank.

„Wie du meinst.“ Elizabeth griff in ihre dichten, dunkelbraunen Locken, schüttelte sie. Sie stellte ihre Teetasse ab und nachdem sie kurz in einem Bericht gelesen hatte, wand sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Kollegin zu. „Diese Fusion scheint länger zu dauern, als angenommen“, bemerkte sie.
„Woher weißt du-“ Teyla brach ab, als sie sich daran erinnerte, dass Elizabeth und ihr Verlobter Mike Branton letzten Monat bei ihnen zum Abendessen eingeladen waren und John eifrig von der bevorstehenden Fusion gesprochen hatte; er war mit so einem Feuereifer dabei gewesen, dass er sich fast an den Linguinis verschluckt hätte.
„Ja, es dauert etwas länger“, antwortete sie. „Es gab einige Probleme mit der Logistik, was das Ganze eine Woche hinaus gezögert hat.“

„Ah“, machte Elizabeth, in einer Art und Weise, die Teyla aufhorchen ließ. Sie schaute ihre brünette Kollegin an, sagte aber nichts. „John verbringt viel Zeit im Büro“, fuhr Elizabeth fort.
„Alle seine Mitarbeiter verbringen viel Zeit im Büro“, stellte Teyla richtig; sie mochte den seltsamen Unterton in der Stimme ihrer Freundin nicht. Elizabeth mochte zwar gut darin sein, ihr wahres Ich vor Verdächtigen zu verstecken, doch wenn es darum ging, es vor ihren Freunden zu verbergen, war sie eine echte Niete. Teyla konnte sich vorstellen, worauf sie hinaus wollte, und als Elizabeth ein hinterfragendes ‚Alle?’ in den Raum warf, bestätigte sich ihr Verdacht.
„Elizabeth“, seufzte sie, „worauf willst du hinaus?“
„Auf gar nichts will ich hinaus“, antwortete Elizabeth, sich in ihrem Stuhl zurücklehnend. Sie kniff die Lippen aufeinander und sah sich rasch um, als ob sie sich vergewissern wollte, dass sie beide allein waren. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie schließlich.
Teyla war verwirrt. „Was sollte denn nicht in Ordnung sein?“
„Ich meine zwischen dir und John“, spezifizierte sich Elizabeth. „Ist zwischen euch beiden alles in Ordnung?“
„Was?“, entfuhr es der überraschten Teyla und sie blinzelte ein paar Mal. Wieso kam Elizabeth nur auf solche Gedanken?
„Ich mache mir nur Sorgen um euch zwei“, erklärte Elizabeth sanft, ihre Psychologenmiene aufsetzend.
Teyla schüttelte ungläubig mit dem Kopf. „Ich verstehe nicht“, gestand sie ihrer Freundin. Sie verstand wirklich nicht; hatte Elizabeths Kennerblick möglicherweise etwas entdeckt, dessen sie sich noch nicht bewusst war? „Natürlich ist zwischen uns beiden alles in Ordnung. Ich wüsste nicht-“ Teyla verstummte abrupt, als sie Elizabeths Blick bemerkte- es war eine merkwürdige und besorgniserregende Mischung aus Bitterkeit und Mitgefühl… und Wissen. Sie wusste etwas, wollte es ihr aber nicht sagen.
„Elizabeth?“, versuchte Teyla ihre beste Freundin und Kollegin zu appellieren, konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme zitterte. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit und unliebsame Gedanken tauchten urplötzlich in ihrem Kopf auf. Teyla versuchte sich ihnen zu sperren, ebenso der Vermutung Elizabeths, dass John sie…

Nein!, schrie eine Stimme in Teylas Kopf auf. Nein, das konnte nicht sein. Zu etwas war John nicht in der Lage. Er würde nie etwas tun, was sie verletzte. Er würde ihr nie wehtun wollen. Schon gar nicht jetzt, wo sie seine Babys unter ihrem Herzen trug. Nein, so etwas würde er nicht tun. Nicht John. Nicht jetzt. Nie!
In einem unbeobachteten Moment streichelte sich Teyla sanft über ihren sich leicht wölbenden Bauch. Nicht jetzt.

Das Klingeln ihres Handys riss Teyla aus ihren Gedanken. Sie musste nicht einmal auf den Display schauen, um zu wissen, wer es war. Ihre Stimme klang zerbrechlich, als sie sich mit einem ‚Hallo?’ meldete.
„Hey, Teyla.“ Es war John, er klang gestresst. „Hör zu, es tut mir schrecklich leid, aber ich kann nicht kommen. Wir haben hier noch so viel zu tun und ich befürchte, dass es heute Abend spät wird.“
Teyla seufzte. Keine nette Begrüßungsfloskel. O… ja gut, okay. Macht ja nichts. Ist schon in Ordnung“, log sie. „Ich werde schon irgendwie nach Hause kommen.“
„Es tut mir leid, Babe“, zeigte sich John reumütig. „Ich wünschte, ich könnte es ändern, aber-“
„Nein, nein, schon gut“, fiel Teyla ihm ins Wort, versuchte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. „Wir werden das irgendwann anders nachholen, ja?“
„Natürlich“, versprach John ihr. Seine Stimme klang merkwürdig weit weg, weswegen man glauben konnte, dass er nur mit halber Aufmerksamkeit bei der Sache war. „Ich muss jetzt Schluss machen; die haben 'ne Besprechung einberufen, zu der ich muss.“
„Okay, zu der solltest du dann nicht zu spät kommen.“ Teyla leckte sich nervös über die Lippen. „Ich… John?“
„Ja?“
„Ich…ich liebe dich“, sagte sie, schon fast flüsternd.
John lachte leise am anderen Ende. „Das weiß ich doch“, erwiderte er. „Wir sehn uns dann nachher, ja?“ Damit beendete er das Gespräch; kein Tschüss und erst recht kein Ich liebe dich auch. Nichts. Er legte einfach auf.

Teyla fühlte sich wie mit einem Brett vor den Kopf geschlagen und sank in ihrem Stuhl zusammen. Ihr Herz pumpte schwer in ihrer Brust und sie glaubte, kalten Schweiß auf der Stirn zu haben.
„Teyla?“ Elizabeths Stimme drang durch das Rauschen in ihren Ohren. „Teyla, ist alles in Ordnung?“
„Ich…“ Sie blinzelte ein paar Mal, bevor sie sich aufrichtete, nach ihrer Handtasche griff und lächelte schwach. „Es ist alles okay“, flunkerte sie ihre Freundin an. „Ich… ich muss jetzt nur los. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend, Elizabeth.“
„Teyla?“, rief ihr ihre Kollegin nach und Teyla blieb stehen, verharrte in ihrer Bewegung, wagte es nicht sich zu Elizabeth umzudrehen, da sie ahnte, was nun kommen würde. Zum anderen sollte ihre Freundin ihre Tränen nicht sehen, die in ihren Augen schwammen. Sie konnte genau hören, wie Elizabeth zögerte.
„Es…“, begann sie nach einigen Sekunden. „Es gibt da etwas, was du wissen solltest, Teyla.“ Elizabeths Stimme war sanft, dennoch war Teyla klar, dass ihr das, was ihr ihre Freundin im Begriff war zu sagen, nicht gefallen würde. Als sie es schließlich doch tat, konnte Teyla nicht anders, als zusammenzuzucken.

„Es geht um John.“

+++++++++++++++


Michael beobachtete von einer schäbigen Parkbank aus, wie das quittengelbe Yellow Cab vor dem hohen Bürogebäude hielt und sie ausstieg. Sie bezahlte rasch den Fahrer, nur um dann ein paar Sekunden unschlüssig auf dem Bürgersteig herumzustehen und an der stählernen Fassade des Wolkenkratzers hinaufzusehen. Sekunden, die ihm die Möglichkeit boten, sie von oben bis unten zu betrachten.

Die Schwangerschaft stand ihr. Zwar konnte er aufgrund der voranschreitenden Dämmerungen nicht viel erkennen, aber sie schien im Licht der untergehenden Sonne zu strahlen. Als sie sich kurz umwandte und dem davonfahrenden Taxi nachsah, erhaschte er einen Blick auf ihren Bauch, der sich unter ihrer weiten Tunikabluse wölbte. Sanft berührte sie ihn mit der rechten Hand, streichelte ihn, als wollte sie ihr Ungeborenes beruhigen. Michael schätzte, dass sie im vierten oder fünften Monat war… und musste neidlos gestehen, dass sie schöner denn je war. Ihre Wangen waren voll und glühten und ihre rehbraunen Augen glänzten. Das letzte Mal hatte er sie vor vier Wochen so genau betrachtet und ihm fiel auf, dass ihre Haare etwas länger waren. Ihre wundervollen, seidigen karamellfarbenen Haare, die ihr locker, leicht gewellt über die Schultern fielen und ihr zartes, klar geschnittenes Gesicht perfekt umrahmten.
Sie sah schlichtweg umwerfend aus!

Michael seufzte, als sie sich von ihm wegwandte und begann die Treppen zum Eingang des Gebäudes hinauf zu steigen. Sie schien es eilig zu haben, denn sie nahm zwei Stufen auf einmal. Er war zu weit weg gewesen, um Näheres erkennen zu können, doch im war der besorgte, ja, sogar leicht panische Ausdruck in ihrem Gesicht nicht entgangen. Er kannte diese Art von Gesichtsausdruck- er zeugte von purer Angst.

Als sie im Gebäude verschwunden war, wanderte Michaels Blick zum sechsten Stockwerk des Gebäudes hinauf, welches der inzwischen verstorbene Patrick Sheppard komplett für seine Investmentfirma gemietet hatte, die nun sein ältester Sohn leitete- John. Die gesamte Etage schien verdunkelt zu sein, bis auf ein einziges Büro.
Ein kleines, bitterböses Lächeln umkurvte Michaels Lippen und er lehnte sich zurück, legte seine Arme auf der Rückenlehne der Bank ab, schlug die Beine übereinander und begann genüsslich auf seinem Kaugummi herumzukauen. Schon seit Stunden schob er es in seinem Mund hin und her und es hatte schon damit begonnen sich aufzulösen. Von Geschmack konnte keine Rede mehr sein. Doch jetzt…ja, jetzt schmeckte Michael auf einmal den süßen Geschmack des Erfolges, des Sieges. Aber das war erst der Anfang. Er ermahnte sich, diesen Moment nicht sofort vollends auszukosten. Ja, er war sich sicher, dass er schon bald einen Erfolg einfahren würde, doch das war erst die erste Hürde. Es stand ihm noch so viel bevor…

Doch zuerst würde er warten. Ja, und wie er warten würde.

Michael grinste zufrieden und pumpte Luft in das spröde Kaugummi, formte eine kleine, blassrosa Blase und ließ sie dann platzen. Er starrte noch immer zu dem schwach beleuchteten Büro hinauf, behielt aber gleichzeitig die Drehtür des Gebäudes im Auge. Er war sich sicher, dass es nicht lange dauern würde.

++++++++++++++


Es geht um John. Zuerst hatte Teyla nicht wissen wollen, was Elizabeth über ihren Mann wusste. Nein, sie hatte nicht zugehört, aber Elizabeth hatte sich nicht davon abbringen lassen. So war sie nun mal- klar und direkt. Sie nahm nie ein Blatt vor den Mund, weshalb sie auch dieses Mal nichts beschönigte, als sie von der adretten Blondine berichtete, die bereits mehrere Abende hintereinander an Johns Seite gesichtet worden war und die erst spät nachts das Gebäude verließ, in dem Johns Firma ihren Sitz hatte.
Teyla hatte all das nicht wissen wollen, doch Elizabeth hatte alles gnadenlos auf den Tisch gelegt. So war Elizabeth, ja, so war sie.

Mit den Gedanken bei ihrer besten Freundin, hatte Teyla den Aufzug betreten und wie im Trance die Schaltungen bedient; es war ein altmodischer Gitteraufzug, tagsüber von einem Mann in Portiersuniform bedient, abends mit einer Anleitung ausgestattet, damit spät ankommende Gäste oder Klienten nicht die Treppe nehmen musste.
Regungslos blieb Teyla in der Mitte des Aufzugs stehen, der für nicht mehr als drei Personen Platz bot, atmete einmal tief ein und aus, ehe sie die Gittertüren zuzog und darauf wartete, dass sich die Gerätschaft in Bewegung setzte. Als sie es schließlich tat, zuckte sie zusammen, obschon sie hunderte Male mit diesem Aufzug gefahren war. Doch heute…

Die Büroräume der Sheppardschen Investmentfirma befanden sich im sechsten Stock und normalerweise dauerte eine „Fahrt“ nicht länger als eine Minute. Heute jedoch kam es Teyla deutlich länger als eine Minute vor. Die Zeit schien stillzustehen und wollte nicht vorübergehen. Das Rattern und Klappern dröhnte laut in ihren Ohren, doch Teyla bekam davon nichts mit. Sie stand einfach nur da und fragte sich, was zum Teufel sie hier machte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? So spät abends noch durch halb Manhattan zu fahren!

Ob Elizabeth recht hatte?, fragte sie sich schließlich, als der Aufzug das vierte Stockwerk erreichte und sie nur noch zwei Stockwerke von der Wahrheit trennten. Einer Wahrheit, die Teyla nicht unbedingt herausfinden wollte. Beim Gedanken daran, zog sich ihr der Magen zusammen und für einen kurzen Moment befürchtete sie, sich übergeben zu müssen. Ihr wurde schwindelig und sie musste sich abstützen. John und… eine andere Frau? Der Gedanke war so absurd. Teyla war sich sicher, dass er sie nie betrügen würde…
… aber gleichzeitig war da diese Ungewissheit. Was, wenn Elizabeth tatsächlich recht hatte? Das würde bedeuten…
Teyla vertraute Elizabeth seit sie sich zum ersten Mal gesehen hatten. In ihren Augen war sie stets eine kluge Frau gewesen, die wusste, wie die Dinge liefen. Ihrem Wort konnte man bedingungslos vertrauen, doch dieses Mal war Teyla sich nicht sicher, ob sie das auch wirklich wollte. Immerhin bezichtigte sie John, eine Affäre zu haben. Ausgerechnet John, der wohl treuste und hingebungsvollste Mann, den Teyla kannte.
Es stimmte, dass er in den letzten Wochen abends öfter länger im Büro gewesen und erst nach Hause gekommen war, wenn sie bereits geschlafen hatte. Es war selten geworden, dass sie abends Möglichkeit gehabt hatten, zu reden, geschweige denn miteinander zu schlafen. Der Sex war… so gut wie gar nicht mehr vorhanden. Aber bedeutete das, das etwas an dem Gerücht, John vergnüge sich mit dieser mysteriösen Blondine, dran war? Schließlich bedeutete so eine „Megafusion“- wie John es nannte- eine Menge Stress.

Teyla merkte, wie ihre Nervosität stieg und ihren Höhepunkt fand, als der Aufzug ruckelnd zum Stehen kam und sich vor ihr, hinter den Gittertüren, der lange Flur auftat, der zu den Büroräumen führte. Sie zögerte einen Moment, griff dann nach den Türen, zog sie auf und trat mit kleinen Schritten in den dunklen Flur hinein… und wunderte sich. Wieso war das Licht nicht an, wenn angeblich noch so viele Leute hier waren und arbeiteten?

Es war dunkel, beunruhigend dunkel. Und still. Teyla klammerte sich an den Riemen ihrer Handtasche und schritt, mit einer Hand auf ihrem Bauch, voran. Sie spürte dieses seltsame Flattern in ihrer Unterleibsgegend, wohl wissend, dass es die ersten zaghaften Bewegungen der Babys waren. Ausgerechnet jetzt, dachte sie, konnte sich ein kleines Lächeln aber nicht verkneifen. Es war ein… wirklich merkwürdiges Gefühl, fast so, als hätte sie hunderte von Schmetterlingen in ihrem Bauch.
Teyla blieb stehen, legte nun auch die andere Hand auf ihren Bauch und lächelte. „Hallo, ihr zwei“, wisperte sie ergriffen, mit einem gewissen Unterton der Sorge in ihrer Stimme. Wenn ihre Kinder nur wüsste, auf welcher „Mission“ sie sich gerade befand; ihren Vater bei seiner möglichen Untreue zu erwischen.

Untreue.Das Wort hallte schmerzhaft in Teylas Kopf wieder, als sie sich in Bewegung setzte und durch den Flur schlich. Die ersten Türen tauchten zu ihrer Rechten und Linken auf, allesamt geöffnet, hinter ihnen dunkle Büros liegend. Die Marketingabteilung- leer. Das Logistikzentrum- ebenfalls leer. Das Büro von Johns neuer Sekretärin Kate Heightmeyer- auch leer. Leer und dunkel. Alles leer und dunkel. Bis auf ein Zimmer. Am Ende des Flurs. Durch die Glastüren drang schummeriges Licht. Die Tür stand leicht offen und Teyla hörte Stimmen. Sie verstand nicht, was sie sagten, aber sie erkannte sie trotzdem, zumindest eine davon. John.

Als sie plötzlich Gläser klirren hörte, stoppte Teyla. Sie wusste, dass es falsch war, so herumzuschleichen und ihrem Mann hinterher zu spionieren. Damals, bei ihrer Hochzeit, hatte sie ihm Vertrauen geschworen und nun machte sie einen auf Sherlock Holmes. i>Das passte doch irgendwie nicht zusammen, musste sie gestehen. Das war kein Vertrauensbeweis.
Teyla überlegte ernsthaft zurück zum Aufzug zu gehen und nach Hause zu fahren, als sie plötzlich ein Lachen hörte, das viel zu hoch war, um John zu gehören. Sie erschauderte und fuhr herum. Nein, dachte sie. Nein, bitte nicht.
Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als sie näher an das Büro ihres Mannes heranschlich, sich rasch im Schatten eines Pfeilers duckte, als sie beinahe in den Lichtkegel geraten wäre. Sie presste sich so gut es ihr rundliches Babybäuchlein zuließ zwischen Wand und Pfeiler, beugte sich etwa so weit vor, dass sie einen Blick in Johns Büro werfen konnte.
Sie erstarrte augenblicklich.

Was sie sah, versetzte ihr einen schmerzhaften Stich ins Herz. John, der hinter seinem Schreibtisch saß, ein Glas Champagner in der Hand haltend und mit einem Lächeln auf den Lippen, welches er sich nur in der Gegenwart seiner Frau erlaubte- dieses schiefe, sexy Lächeln. Vor ihm, auf der Tischkante sitzend, eine junge, blonde Frau, die ebenfalls ein Glas der prickelnden Köstlichkeit in den Händen hielt und ihren nackten Fuß auf seinem Oberschenkel abgestellt hatte. Sie lachte und warf ihre langen, honigblonden Haare zurück, entblößte beim Lachen eine Reihe perfekter, weißer Zähne. Johns Blick glitt von ihrem Gesicht zu ihrem Dekolletee und wieder zurück. Er lächelte ebenfalls, hielt ihre dann sein Champagnerglas hin, prostete ihr zu. Sie tranken einen Schluck und dann beugte sich die fremde Frau vor und…

Teyla ächzte entsetzt auf. Elizabeth hatte recht gehabt! Sie hatte ja gar nicht gewusst, wie schmerzhaft es war, zu beobachten, wie eine andere Frau ihren Mann küsste. Das war schon schlimm genug, aber sich dann noch mit ansehen zu müssen, wie John die Arme um die Schultern der Frau legte, war schier unerträglich. Teyla spürte, wie ihr die Tränen aus den Augen quollen und heiß über ihre Wangen liefen. Ihr Herz zog sich inzwischen immer und immer wieder schmerzhaft zusammen, begleitet von diesen stechenden Schmerzen in ihrer Brust. Sie musste hier weg! Und zwar sofort!

Beim Wegrennen Richtung Aufzug achtete sie nicht darauf, leise zu sein. Sollte John doch mitbekommen, dass sie hier gewesen war und ihn gesehen hatte. Mit der anderen Frau. Großer Gott, sie konnte nicht glauben, dass er sie tatsächlich betrog! Teyla hechtete in den Aufzug zurück und zog die Türen zu, die mit einem lauten Knall in die Verankerung zurücksprangen. Der Aufzug setzte sich sofort ratternd in Bewegung, nachdem sie panisch die Schaltung bedient hatte, und das letzte, was sie sah, bevor sie die Etagen wechselte, waren zwei Gestalten, die aus Johns Büro gelaufen kamen… und Johns entsetztes Gesicht, als er sie erkannte. Sein Mund formte ein stummes ‚Tey’, sonst nichts. Teyla sah das ‚Nein’, was in seinen grünen Augen aufflammte, doch es war zu spät.

Als der Aufzug im Erdgeschoss hielt, stürzte Teyla eilig in das Foyer heraus, wohl wissend, dass es nicht lange dauern würde, bis John ihr folgte. Sie hatte keine Lust, ihm jetzt gegenüberzutreten. Sie wollte einfach nur noch raus. Die Luft im verlassenen Foyer schien ihr unheimlich stickig und der Kragen ihrer Bluse viel, viel zu eng. Nach Luft schnappend, zerrte sie daran, rannte los, als keine Besserung eintrat, stürmte durch die Drehtüre hinaus ins Freie.
Die laue Mailuft schlug ihr entgegen und verschlug ihr im ersten Moment den Atem und sie musste stehen bleiben. Hastig rang sie nach Atem, eilte gleichzeitig die steinernen Treppen hinunter, blieb dann auf dem Gehweg stehen und schaute sich um. Weit und breit war kein Taxi in Sicht, die Straße war leer. Ein paar Passanten schlenderten auf der anderen Seite den Gehweg entlang, machten sich aber scheinbar nichts aus der heftig keuchenden schwangeren Frau.
„Verdammt“, murmelte Teyla erregt und begann auf und ab zu laufen, in der Hoffnung, ein Taxi würde schon im nächsten Augenblick um die Ecke biegen, sie mitnehmen und weg vor hier bringen.
Teyla fuhr herum und sah John durch die Drehtür ins Freie eilen. „Teyla“, hörte sie ihn rufen, als er sie entdeckte. Er begann die Treppen hinab zu steigen.
„Verschwinde!“, schrie sie ihn an. „Hau einfach ab! Lass mich allein, ja?“
„Teyla“, beharrte John mit fester Stimme. „Bitte, hör mir zu.“
„Verschwinde, John“, kreischte sie wieder, keuchte entsetzt auf, als er nach ihren Handgelenken packte und sie festhielt. „Lass mich los, verdammt“, verlangte sie barsch, doch er ließ sie nicht los. Er verfestigte seinen Griff, sodass sich seine Finger schmerzhaft in ihre Handgelenke gruben. „Du tust mir weh, John“, rief sie.
„Teyla, hör mir zu.“
„Nein.“ Hatte sie eben noch geschrieen, flüsterte sie jetzt aus Heiserkeit. Sie schüttelte mit Tränen in den Augen mit dem Kopf, warf sich gegen ihn und schlug mit den Fäusten auf ihn ein, trommelte gegen seine Brust, in der Hoffnung er würde sie loslassen, was er jedoch nicht tat.
Johns Miene war ausdruckslos, als er sie festhielt. „Verdammt, Tey, mach nicht so ein Theater“, herrschte er sie an. „Es ist nicht so wie du denkst!“
„Ach nein?“, brauste sie auf. „Nicht so wie ich denke? Was ist es dann gewesen, John?“ Sie schlug ihm ein letztes Mal gegen die Brust. „Was war es dann? Sag’s mir! Was war es-“ Ein plötzliches, schmerzhaftes Ziehen ließ sie abrupt verstummen und sie stand ganz still.
„Was ist?“, verlangte John zu wissen, sich der Situation erst langsam bewusst werdend. Seine Augen weiteten sich, als er begriff. „Teyla, was ist los?“
Mit großen erschrockenen Augen sah Teyla ihn an. Ihr Atmen kam stoßweise und dicke Schweißperlen traten ihr auf die Stirn. Sie schloss die Augen, öffnete sie im nächsten Moment aber wieder. Ihre Hände strichen über ihren Bauch. Nein, flehte sie. Ein Stöhnen kam aus ihrer Kehle, und sie sank zusammen. Ihre Knie gaben einfach unter ihr nach. John legte den Arm um sie. Er versuchte, sie aufzurichten, aber es ging nicht.
Teyla japste auf, stieß mehrere kurze und leise Schreie aus, als der Schmerz zurückkehrte, und grub ihre Fingernägel in Johns Arm.
„Sscht, ist ja gut“, versuchte er sie zu beruhigen. „Hol einfach tief Luft, ja, so ist’s gut. Alles wird gut, hörst du?“
Doch es wurde nicht gut. Erneut von einem Schmerzanfall gepackt, sank Teyla zusammen und entdeckte die roten Tropfen, die auf den Asphalt getropft waren. „O Gott, nein!“, rief sie aus, rang nach Luft, atmete gegen den Schmerz in ihrem Unterleib an. „ O… bitte, nein…“

TBC
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