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Im Bann der Schattenwelt von Nyada

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Turning the lights out,
Burnin' the candles
And the mirrors gon' fog tonight!
Turning the lights out,
Tighten the handcuffs
And the mirrors gon' fog tonight!
Natalia Kills - Mirrors


Lt. Col. John Sheppard gähnte und zog seinen Kaugummi in seinem Mund mit der Zunge in die Länge, klebte ihn sich hinter die Frontzähne, dann in den Gaumen, dann an die Wangeninnenseite, dann unter die Zunge und auf die Zunge…
Diese Prozedur zog sich- ähnlich wie das Kaugummi in seinem Mund- in die Länge und fand erst damit ein Ende, dass er die klebrige Masse zwischen die Zähne nahm, Luft hineinpresste und die daraus entstehende Kaugummiblase laut knallen ließ, so laut, dass einige Wissenschaftler zusammenzuckten und Rodney McKay sich zu ihm umwandte und ihn böse anfunkelte. John zuckte nur unschuldig mit den Schultern und ließ den Kaugummi unauffällig wieder in seinem Mund verschwinden. Gott, war ihm langweilig!

Er trottete hinter einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern hinterher; auch wenn es die Bezeichnung ‚klein’ nicht wirklich traf, immerhin bestand das Team aus fünfzehn Personen. Fünfzehn Personen, die allesamt um einiges schlauer waren als seine Wenigkeit und seine Langeweile einfach nicht verstehen konnten und vielleicht auch nicht verstehen wollten. In den nunmehr fast sechs Jahren hatte John eins mit Sicherheit gelernt: Langeweile gab es bei Wissenschaftlern nicht! Nie und nimmer! Noch nicht einmal in ihren Träumen! Wissenschaftler mussten wahrlich interessante Träume haben und schon so manches Mal hatte sich John gefragt, ob die hiesigen Wissenschaftler irgendwann einmal nicht von lantianischen Laboren, Zahlenkombinationen und Periodensystemen träumten, sondern auch mal von…schwedischen Bademodenmodels an einem karibischen zum Beispiel. Nur eine wirre Idee von ihm, nicht, dass er selbst solche Träume hatte.
Nein, bei ihm waren es immer brasilianische Bademodenmodels mit langen, braunen Beinen, strammen Hintern, wohlgeformten Hüften und perfekten…

Konzentration, Sheppard, rief John sich selbst zu Raison und schüttelte einmal kurz mit dem Kopf, um das Bild von der knapp bekleideten Gisele Bündchen wieder aus dem Kopf zu bekommen. Das letzte, was er jetzt noch gebrauchen konnte, war, dass er sich in aller Öffentlichkeit zum Affen machte. Deswegen straffte er die Schultern und richtete seine komplette Aufmerksamkeit (so gut es eben ging) wieder auf die Wissenschaftler…
… und prompt fiel ihm auf, wie gut erzogen sie doch waren; einträchtig marschierten sie vor ihm her, wie eine Schulklasse auf einem Tagesausflug ins Naturkundemuseum. Fehlte nur noch, dass sie in Zweierreihen liefen und sich dabei an den Händen hielten. John musste bei dem Gedanken schmunzeln und sein Blick wanderte über die Köpfe der Wissenschaftler hinweg und fiel unwillkürlich auf die am Kopf der Gruppe gehenden Doktoren McKay und Zelenka. Noch liefen sie alle beide und das war für den Moment ein gutes Zeichen und bedeutete, dass die beiden chronischen Streithähne sich zumindest bis jetzt noch nicht an den Kragen gegangen waren. Auch wenn John zugeben musste, dass es ein ungewohntes und ein sogar bisschen unheimliches Bild war, die beiden so friedlich nebeneinander herlaufen zu sehen.
Irgendetwas war im Busch, da war der Soldat sich sicher. Noch mochten sie sich benehmen wie die Engel, doch das kannte er nur zu gut. Kaum dass man den neuen Sektor betreten hatte, würden die Ellenbogen ausgefahren werden und aus den eben noch so friedlichen Wissenschaftlern würden kleine, nach Informationen lechzende Monster werden. Unheimlich war das richtige Wort, um das bevorstehende Schauspiel zu beschreiben.

Der zu erkundende Sektor lag zwei Ebenen unter dem Kontrollraum im Mittelpunkt der Stadt und hatte bis vor ein paar Tagen noch vollständig unter Wasser gestanden. John rümpfte die Nase; der Geruch nach Meer und Algen, die über der Wasseroberfläche langsam zu faulen begannen, wurde intensiver je näher sie ihrem Ziel kamen. An den Wänden links und rechts von ihm konnte man dunkle Verfärbungen erkennen, die vom Meerwasser herrührten- kein Wunder, hatte dieser Sektor doch mehr als zehntausend Jahre unter Wasser gelegen. Wahrscheinlich waren sie die ersten menschlichen Lebewesen, die diesen Sektor nach den Antikern zum ersten Mal wieder betraten. Es war ein großartiger Gedanke, selbst für John. Sie schritten buchstäblich auf den Pfaden der Antiker, traten sozusagen in ihre Fußstapfen!

Vor ihm brach in diesem Augenblick ein aufgeregtes Stimmengewirr los, was John sagte, dass sie dem Ziel wohl schon sehr nahe sein mussten. Rodney und Zelenka hatten das Tempo angezogen und die anderen dreizehn folgten rasch, waren nun nicht mehr so entspannt und John glaubte, dass Blitzen in ihren wahnsinnigen Wissenschaftleraugen zu sehen. Es ging los!

Es war schon eine verwunderliche Sache und John fragte sich jedes Mal, ob er dieses Phänomen je verstehen würde. Noch nie hatte er Rodney McKay so in Eile gesehen, wie in diesem Moment, da sie den unerkundeten Sektor mit all den unerforschten Laboren betraten. Rodney war noch nie besonders sportlich, doch so wie er Zelenka und Dr. Kusanagi beiseite drängelte und sich an Dr. Solis vorbei schob- olympiareif!
John folgte dem Pulk von Wissenschaftlern kopfschüttelnd und auf einmal schien ihm klar, warum Ronon es abgelehnt hatte, ihn zu begleiten. Der Sateder war nicht wirklich begeistert gewesen und hatte ihm nur ein Vergessen Sie’s, Sheppard geantwortet. Und so etwas nannte sich Freund! Ein bisschen moralische und vor allem seelische Unterstützung hatte sich John schob gewünscht. Vor allem jetzt, wo die Hetzjagd der Wissenschaftler ausgebrochen war und sie sich mit ausgefahrenen Krallen auf den Sektor stürzten. Oh, ja, Ronons Waffe wäre jetzt goldwert!

John schritt missmutig voran. Seine P90 hing locker an dem Riemen, der an seiner kugelsicheren Weste befestigt war, und baumelte vor sich hin. Er hoffte sie nicht benutzen zu müssen, rechnete auch kaum damit, dass hier unten ein Seemonster auf sie wartete oder ein Wraith, der einfach nur verdammt lange die Luft anhalten konnte. John war sich sicher, dass von hier keine Gefahren ausgingen und dass er seine Waffe höchstens dazu brauchen würde, die aufeinander losgehenden Wissenschaftler auseinander zu treiben. Jaja, seine Waffe war im wahrsten Sinne des Wortes ein Autoritätssymbol und er liebte es einfach wie die Wissenschaftler zusammenzuckten, wenn er nur die Hand an sie legte.
Wie gesagt, er ging nicht davon aus, dass er die Waffe brauchen würde, aber Vorschrift war nun mal Vorschrift und da ließ Mr. Woolsey nicht mit sich reden. Und außerdem hatte John gelernt, dass es immer schlau war, eine Waffe bei sich zu tragen.

Das Wissenschaftsteam hatte inzwischen direkt auf eine der geschlossenen Türen zugehalten und als John zu der Menschenansammlung aufstieß, war Rodney bereits damit beschäftigt, die Tür zu öffnen und sich und seinen Kollegen Zugang zu verschaffen.
Rodney musste John’s Blick und seine hochgezogene Augenbraue wohl bemerkt haben, denn er drehte sich plötzlich zu ihm um und meinte ihm eifrig versichern zu müssen: „ Bevor Sie unnütz Sauerstoff vergeuden- ja, ich bin mir sicher, dass ich das richtige tue und ja, das ist ein Kinderspiel.“
Charmant, dachte John nur, verbiss sich aber jeden weiteren Kommentar, indem er die Lippen schmal aufeinander presste und dem Kanadier mit einer wedelnden Handbewegung signalisierte, er sollte weitermachen.
Brummelnd machte sich Rodney wieder an seine Arbeit und John wunderte sich, was für eine Laus seinem Freund dieses Mal wieder über die Leber gelaufen war. Er tippte einfach mal auf Jennifer; die letzten Wochen hatte er mit dieser Vermutung meistens richtig gelegen. Seit sie und Rodney ein Paar waren (was ihn anfangs total geschockt hatte; McKay und eine Frau?) hatte der Kanadier sich verändert; in ihrer Gegenwart war er die Güte in Person, aber war sie erst einmal weg, war Rodney unausstehlicher als je zuvor. Aufgestaute schlechte Laune, hatte Ronon gemutmaßt… und seitdem war die Beziehung der beiden ständiges Gesprächsthema am Frühstückstisch- natürlich nur, wenn die beiden nicht dabei waren. Selbstverständlich.

Ehe John sich noch weiter in seine Gedanken vertiefen konnte, spürte er, wie ihn etwas erfasste und mitzerrte. Die Tür war offen, genauso wie die Münder der Wissenschaftler, die mit erstaunten ‚Ahs!’ und ‚Ohs!’ in das dunkle Labor hineinströmten, ganz egal, ob da drinnen ein Ungeheuer auf sie wartete oder nicht.
John kniff ärgerlich die Lippen zusammen. Sollten sie doch alle ins Verderben rennen. So würde es später wenigstens keine Zeugen geben, die behaupten könnten, er hätte sich nicht an die Richtlinien gehalten und sei nicht als Erstes mit (wohlgemerkt!) gezogener Waffe in den Raum getreten, um potenzielle Gefahren zu erkennen und mögliche Gegner gegebenenfalls auszuschalten.

Es handelte sich tatsächlich um eine Art Labor- das stellte John fest, als die Lichter über ihren Köpfen und an den Wänden angingen und den Raum hell erleuchteten. Sich weniger interessiert umsehend, fiel John sehr schnell auf, dass sich dieses Labor nicht sonderlich von den anderen unterschied, zumindest vom rein Optischen her. Es war ein normales lantianisches Labor, das Erzückensrufe bei den Wissenschaftlern hervorrief und ein breites Lächeln auf Rodney McKays sonst so griesgrämiges Gesicht zauberte.
John verdrehte leicht die Augen und seufzte geräuschlos, als der Kanadier plötzlich neben ihm auftauchte und ihn breit angrinste. „ Toll, nicht wahr?“, strahlte Rodney.
„ Umwerfend, echt grandios“, gab John zurück und fragte sich, warum er die ganze Sache nicht einfach Major Lorne überlassen hatte.
„ Sie könnten ruhig mal etwas mehr Interesse an den Tag legen“, meinte Radek Zelenka, der ebenso plötzlich an ihn herangetreten war, ihn maßregeln zu müssen. Auch er grinste breit, von einem Ohr bis zum anderen. „ Hierbei könnte es sich schließlich um eine wichtige Entdeckung handeln.“
„ So wie ich das sehe, ist das auch nur ein normales Labor, eines von vielen, die wir in den letzten Jahren entdeckt und die sich teils als nicht mehr nutzbar herausgestellt haben“, sagte John und kräuselte die Nase, als ihm ein aufdringlicher Geruch nach faulenden Algen in die Nase stieg. „ Und hier stinkt’s.“
„ Das ist der Geruch der Wissenschaft, Sheppard“, triezte Rodney ihn. „ Sie sollten sich daran gewöhnen, denn so wie es aussieht werden wir hier unten sehr viel Zeit verbringen.“ Er zog das ‚sehr’ dermaßen in die Länge, dass John ganz schlecht wurde.
„ Für mich riecht das hier eher nach verfaultem Sushi und einer Aufgabe für Major Lorne“, entgegnete John sarkastisch und beschloss, dass das das letzte Mal gewesen war, dass man ihn hier unten gesehen hatte. Er würde Evan Lorne das Kommando über den Wissenschaftstrupp geben und außerdem- wann hatte er eigentlich zuletzt einen freien Tag gehabt?

McKay und Zelenka zogen leise miteinander tuschelnd wieder ab und wenn John ehrlich sein sollte, dann war er darüber auch ganz froh. Er ließ seinen Blick einmal durch den Raum schweifen, um sich zu vergewissern, dass sich die versammelten Herrschaften nicht genau in diesem Augenblick an die Kehlen gingen, doch sehr zu seiner Überraschung war es ruhig und es sah nicht danach aus, als müsste er einen Streit schlichten.
Zufrieden seufzend zog sich John in eine Ecke zurück, setzte sich auf einen Wandvorsprung, von dem aus er einen guten Blick über das Getümmel hatte. Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme über seiner P90 und begann wieder auf seinem Kaugummi herumzukauen. Es gab sicher bessere Beschäftigungsmöglichkeiten, aber ihm fielen im Moment keine ein. Zu versuchen sich unters Wissenschaftlervolk zu mischen hatte er schon vor Jahren aufgegeben; als Soldat hatte man auf solchen Einsätzen still in der Ecke zu sitzen, anderenfalls wurde man angeglotzt wie eine Kuh auf dem Mond.


Es dauerte nicht lange und John’s kleine Pause war beendet. Die penetranten und erhobenen Stimmen der Doktoren Zelenka und Kavanagh schrillten quer durch den Raum und die beiden Streithähne standen sich mit hochroten Köpfen gegenüber, zwischen ihnen eine Art Antikerkonsole, die anscheinend beide für sich in Anspruch nehmen wollten.
„ Ich sage es Ihnen gern noch einmal“, fauchte Peter Kavanagh und baute sich vor dem viel kleineren Radek Zelenka auf. „ Ich habe diese Konsole zuerst entdeckt und deshalb werde ich auch zuerst die Tests durchführen.“
„ Wir sind ein Team“, brach es aus dem wütenden Tschechen heraus. „ Das bedeutet, dass man zusammen arbeitet. Und falls Sie sich nicht daran erinnern, weil Ihre geistige Auffassungsgabe so begrenzt ist, will ich Ihnen gerne auf die Sprünge helfen, mein Lieber. Ich bin hier der leitende Wissenschaftler und…“
„ Um eins mal klarzustellen“, mischte sich nun auch Rodney in das langsam eskalierende Streitgespräch seiner Kollegen ein, „ der Chefwissenschaftler bin immer noch ich. Und falls jemand das Anrecht auf die Konsole hat, dann bin das ja wohl ich.“
„ Ach, ich bitte Sie“, schnarrte Kavanagh. „ Halten Sie sich einfach da raus?“
„ Wie bitte, ich soll mich da raus halten?“ Rodney McKays Kampfgeist war geweckt und seine Ehre verletzt. Er stapfte auf Kavanagh zu, baute sich bedrohlich vor ihm auf und stemmte aufgebracht die Hände in die Hüften. „ Wie reden Sie eigentlich mit mir? Erinnern Sie sich etwa nicht daran, wer Ihnen schon mehrmals den Hintern gerettet hat und wer Ihr Vorgesetzter ist?“
„ Soweit ich weiß, ist mein direkter Vorgesetzter Dr. Zelenka“, erwiderte Kavanagh keck; seine Mundwinkel zuckten herausfordernd.
„ Ach, jetzt auf einmal“, merkte Zelenka an, erntete dafür einen bösen Blick von Kavanagh wie auch von Rodney.

John seufzte und beschloss, dass es an der Zeit war dazwischen zu gehen, bevor die drei noch aufeinander losgingen. Und außerdem konnte er das schrille Geschnatter der drei nicht länger ertragen. Er erhob sich von seinem Sitz und kniff die Augen zusammen. „ Genug jetzt!“ Abrupt wurde es still; Kavanagh, Zelenka und Rodney verstummten und drehten sich zu ihm um, sahen ihn auf sich zukommen, die Hände dabei beschwichtigend in die Höhe haltend. „ Können Sie mir nicht einmal den Gefallen tun und arbeiten ohne sich in die Wolle zu kriegen?“, fragte John die drei. „ Nur einmal? Ist das so schwer?“
Es herrschte einen Moment lang eisernes Schweigen, doch dann meinte Kavanagh: „ Also an mir liegt’s nicht.“
Rodney schnappte empört nach Luft. „ Och, als ob man Ihnen das glauben könnte.“
„ Rodney“, warnte John, „bleiben Sie freundlich.“ An die beiden anderen gewandt sagte er: „ Hören Sie zu, ich will, dass Sie sich darüber einig werden wer an die Konsole darf. Machen Sie das unter sich aus und halten Sie mich daraus. Mir ist es egal wer an die Konsole darf. Hauptsache Sie hören auf hier so rumzubrüllen. Wenn nicht, dann sehe ich mich leider gezwungen dazwischen zu gehen, und das wollen Sie doch nicht, oder?“
Allgemeines Kopfschütteln war die Antwort.
„ Gut“, fuhr John in einer etwas ruhigeren Tonlage fort. „ Sehr schön, und jetzt weitermachen. Ich werde mich inzwischen mal ein bisschen weiter umsehen und während ich weg bin, will ich, dass Sie sich benehmen, ist das klar?“
„ Hey, warum sehen Sie mich dabei so an?“, rief Rodney aus, als er den Blick des Soldaten auf sich ruhen sah.
John zuckte mit den Schultern. „ Ich weiß nicht, aber irgendwie scheinen Sie mir ein Talent dafür zu haben, die Leute gegeneinander aufzubringen“, sinnierte er. „ Also…“ Er sah jeden der drei der Reihe nach ein paar Sekunden lang an. „ Immer schön artig bleiben, Jungs.”

+++++++++++


Dieser Sektor war eindeutig von jemanden geplant und errichtet worden, der keine Ahnung hatte, wie verwirrend das alles hier auf die Nachwelt sein würde. John blieb an einer der vielen Abzweigungen stehen und sah sich um. Die Antiker mussten damals einen sehr guten Orientierungssinn gehabt haben, denn selbst er als ausgebildeter Soldat hatte arge Schwierigkeiten sich hier zurecht zu finden. Es war nicht so, dass er sich verirrt hatte- nein, er hörte die Stimmen der Wissenschaftler noch immer, zwar in weiter Ferne, aber er hörte sie immerhin noch. Vielmehr…verwirrte ihn die ganze Anlage hier etwas; die Gänge, durch die er gegangen war, sahen alle gleich aus. Jeder Quadratzentimeter dieses Sektors glich dem anderen und die teils nur schwach beleuchteten Gänge waren richtig unheimlich. Die feucht-glitschige Atmosphäre änderte daran auch nichts, ebenso wenig die an den Wänden klebenden Überreste außerirdischer Unterwasserpflanzen.

John rümpfte die Nase, als er mit seiner Waffe jenen diesen grünen Pflanzenvorhang beiseite schob und ihm dabei irgendetwas undefinierbares Grünes, Stinkiges auf die rechte Schulter tropfte. Toll, dachte er, wirklich toll. Mit spitzen Fingern packte er das glitschige Etwas und schnippte es weg, watete dann tapfer weiter durch das teils knöcheltiefe Wasser. Hatte Rodney nicht gesagt, dass der Sektor komplett leer gepumpt war? Seine nassen Socken sagten da aber etwas anderes; in seinen Stiefeln schwappte es fühlbar und die kalte Nässe kroch an seinen Beinen hoch. Das Wasser war furchtbar kalt und das obwohl draußen, außerhalb der schützenden Wände von Atlantis, subtropische Temperaturen herrschten.
John’s Knie begannen zu zittern und gegeneinander zu schlagen und er dachte schon ernsthaft darüber nach umzukehren, als plötzlich diese Tür vor ihm auftauchte.

Es war keine besondere Tür. Sie sah aus wie jede andere Tür in der Stadt und wirkte so unscheinbar, doch trotzdem blieb John stehen. Auf einmal bemerkte er, dass dieser Gang sich von den anderen, durch die er geirrt war, unterschied; der Unterschied war… die Tür. Der Gang endete nicht wie alle anderen in einer Abzweigung sondern mit einer Tür, einer geschlossenen Tür.
John richtete die Lampe in die Richtung der Tür und leuchtete diese ab; nei näherem Hinsehen stachen einem die unzähligen lantianischen Symbole und Schriftzeichen ins Auge, die sie und den Rahmen rundherum zierten, und John ärgerte, dass er damals nicht das Angebot Elizabeths angenommen hatte, ihm einen Crashkurs in Sachen Antikersprache zu geben. Viele der Zeichen kamen ihm zwar bekannt vor- er hatte sie schon oft gesehen-, doch er wusste mit ihnen und geschweige denn ihrer Bedeutung nichts anzufangen.
Entschlossen bahnte er sich seinen Weg durch das knöcheltiefe Wasser, bis er schließlich vor der Tür stand, und blickte an ihr hinauf. Was sich wohl dahinter verbarg? Diese Frage schoss ihm durch den Kopf und sein Blick fiel auf das Steuermodul zu seiner Rechten. John bezweifelte, dass er einfach so in den Raum hinein kommen würde, schließlich hatte der Sektor mehrere tausend Jahre unter Wasser gestanden. Er wusste nicht, was passieren würde, wenn er an dem Steuermodul herumhantieren würde, zumal man solche Fummeleien generell immer Rodney überließ. Aber irgendetwas an dieser Tür reizte ihn.
Sein Herz schlug schneller und er fühlte sich plötzlich wie ein kleiner, aufgeregter Junge am Weihnachtstag, der durchs Schlüsselloch spähte, um schon mal einen kurzen Blick auf die Geschenke werfen zu können. Nur dass es hier weder ein Schlüsselloch gab und dass diese Zeiten bei ihm über dreißig Jahre zurück lagen.
John runzelte die Stirn und stützte die Arme auf den Griff seiner P90 ab. Er stülpte die Unterlippe vor und dachte nach. Was hatte Rodney noch mal gesagt, wie man Türen öffnete? Er hatte zugegeben nie so genau zugehört, wenn der Kanadier sich darüber ausgelassen hatte, wie man die Türen öffnete; er hatte immer nur gelangweilt daneben gestanden und darauf gewartet, dass das Geplapper seines Freundes ein Ende fand und das geschah meistens damit, dass sich die Tür öffnete. Doch wie Rodney das immer anstellte war John ein Rätsel.
Du solltest echt mehr aufpassen, Mann, sagte John zu sich selbst und streckte zögerlich eine Hand nach dem Steuermodul aus. Okay, zuerst musste er die Verkleidung abnehmen- daran erinnerte er sich noch. Aber brauchte man nicht einen PC oder eine andere Energiequelle, um Zugriff auf das System zu bekommen? Immerhin schaffte es Rodney auch dadurch, dass er einfach die Kristalle austauschte. Aber ob die nach all diesen Jahrhunderten noch intakt waren?

Vorsichtig und mit gespreizten Fingern entfernte John die Verkleidung des Steuermoduls. Die dahinter zum Vorschein kommenden Steuerkristalle sahen zwar etwas trüb, aber intakt aus. Die Konstellation, die es benötigte, damit sich die Tür öffnete, glaubte der Soldat noch so ungefähr im Kopf zu haben, weshalb er auch nicht zögerte und die Kristalle herauszog und umsteckte.
Einen Moment lang tat sich nichts und John befürchtete schon, etwas falsch gemacht zu haben, doch dann öffnete sich die Tür tatsächlich mit einem leisen Zischen.

Ein ungewohnt kalter Wind wehte ihm entgegen, fast so als hätte man die Tür zu einem Kühlraum geöffnet. Die trockene Kälte brannte in den Augen und John kniff eben diese zusammen, blinzelte in die Dunkelheit hinein, konnte aber trotzdem nichts weiter erkennen. Der Wind pfiff ihm um die Ohren; irgendwo musste eine undichte Stelle sein, durch die Luft von außen eindrang. Vielleicht war das auch der Grund warum das Wasser hier höher zu stehen schien als in den anderen Bereichen des Sektors.
Bedacht setzte John einen Fuß über die Schwelle und leuchtete in die Dunkelheit hinein…
… was im Nachhinein betrachtet gar nicht notwendig gewesen wäre; auch wenn dieser Sektor unter dem eiskalten Meerwasser gelegen hatte- das System reagierte sofort auf sein ATA-Gen. Lichter sprangen an, über seinem Kopf und zu seinen Füßen. Ein tiefes Surren verkündete, dass der Raum langsam aus seinem Dornröschenschlaf erwachte.

„ Heiliger Strohsack“, rutschte es aus John heraus, als ihm das Ausmaß dieses… Raumes bewusst wurde. Er ließ den Blick geradeaus schweifen, doch er fand kein Ende. Vor ihm lag ein langer, nicht besonders breiter Gang, der irgendwo im Nirgendwo zu enden schien. Gesäumt war er von… John’s Augenbrauen hoben sich. Spiegeln?
Der Gang war tatsächlich von Spiegeln gesäumt; rechts und links bildeten sie die Wände des Raumes, reichten von der Decke bis zum Boden. John fühlte sich an das Spiegelkabinett erinnert, dass er damals mit seinem Vater besucht hatte, als der Jahrmarkt in der Stadt campiert hatte. Langsam trat er vor… und erstarrte im selben Augenblick.

Er kniff die Augen zusammen, doch da war nichts. Er starrte angestrengt in den Spiegel, doch da war nichts. Er erwartete sich selbst- sein Spiegelbild- zu sehen, doch nein, nur die gegenüberliegende Seite des Raumes spiegelte sich.
John drehte sich um, doch auch auf der anderen Seite war nichts im Spiegel zu erkennen; es war fast so, als existierte er nicht, als war er nicht… da. Der Soldat aktivierte sein Headset. „ McKay, können Sie mich hören?“
„ Ja, ich höre Sie klar und deutlich, Colonel“, schnauzte es am anderen Ende; Rodneys Laune schien im Keller zu sein. „ Was gibt’s?“
„ Nun ja…“ John suchte ein letztes Mal verzweifelt nach seinem Spiegelbild- vergebens. „ Es könnte sein, dass ich hier was gefunden habe.“

TBC
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