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Regen und Me(e)(h)r? von Cassie

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Vorwort

Short-Cut: Es musste ein Traum gewesen sein. Denn es war viel zu schön gewesen, um wirklich wahr zu sein. - Doch wie sieht die Realität danach aus?
Spoiler: 2. Staffel
Charaktere: Sheppard/Weir, Multi-Charakter, OC
Kategorie: Charakter Death, Friendship, Romance
Rating: PG-13
Author's Note: Erst kam die Idee, einige Songs von Juli einzubauen, was ja auch geklappt hat und dann kam noch ne andere Geschichte dazu, die mit der anderen überhaupt nichts zu tun hatte und am Ende doch wieder zu ihr zurückfindet (nachdem ich mich für diesen Schluss entschieden hatte und nicht fürs Drama)
Widmung: An alle, die Juli ebenfalls toll finden.
Disclaimer: Stargate Atlantis und alle vorkommenden Charakter sind Eigentum von MGM Television Entertainment; Lied und Texte sind Eigentum der Band Juli.
Feedback: Nur, wenn ihr wollt. - staratlant@yahoo.de

Regen und Me(e)(h)r?


Sie wusste, dass es ein Traum gewesen war; das, was sie diese Nacht erlebt hatte. Denn es war viel zu schön gewesen, um wirklich wahr zu sein.
Seine Hände, seine Finger und auch sein Mund waren zärtlich an ihrem gesamten Körper entlang gefahren, hatten sie gestreichelt und verwöhnt.
Immer und immer wieder.
Sie hatten in dieser Nacht mehrmals miteinander geschlafen und jedes Mal dachte sie, es könnte nicht mehr besser werden. Doch er hatte sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um ihr zu zeigen, dass er durchaus im Stande war, ihren Körper wieder und wieder bis an seine Grenzen und darüber hinaus zu bringen.

***

Langsam erwachte Elizabeth Weir aus dem Dämmerschlaf, in den sie erst vor kurzem gefallen war. Ein leichter Windhauch kam durch das geöffnete Fenster herein und ließ sie frösteln, als er ihre unbekleideten Schultern streifte. Gleich darauf blieb ihr fast das Herz stehen, denn sofort schlang sich von hinten ein Arm um sie herum und zog sie näher an den dazugehörigen Körper heran, um sie zu wärmen.
Vorsichtig und ohne eine hastige Bewegung zu vollziehen, drehte sie sich zu der ihr bis dahin noch unbekannten Person herum. Ihr Herz fing wie wild zu schlagen an, als sie John Sheppard erkannte.
Dann war das alles wohl doch kein Traum. Oh mein Gott, ich habe mit John geschlafen! Doch auch wenn sie wusste, dass das nie hätte passieren dürfen, konnte sie tief in sich spüren, dass es ihr nicht im Entferntesten Leid tat.

***

Sie hatten sich ausführlich unterhalten - spätabends (wieder mal) - auf einem der Balkone, die Atlantis so majestätisch aussehen ließen, wenn man sie von außen betrachtete.
Dabei hatte Elizabeth auch erfahren, dass John schon mehrmals mit anderen Frauen geschlafen hatte, seitdem sie hier waren.
Wie zum Teufel sind wir bloß auf so ein Thema gekommen? fragte sie sich im Stillen. Leise stand sie aus dem Bett auf, um John nicht zu wecken, der noch immer tief und fest schlief, zog ihre Kleider an und ging langsam Richtung Tür, an der sie noch einmal kurz auf ihn zurückblickte.

Du bist nicht wie ich, doch das ändert nicht,
dass du bei mir bist und ich zuseh' wie du schläfst.
Du bist noch längst nicht wach,
ich war's die ganze Nacht und hab mich still gefragt,
was du tust wenn ich jetzt geh'.


Am Abend zuvor

Langsam kam die Erinnerung an den gestrigen Abend zurück. Sie erinnerte sich, dass ihr Team von einem Planeten zurückgekehrt war, auf dem wohl so ziemlich alles erlaubt gewesen war, was mit Liebe und irgendeiner Art und Weise von Gefühlen zusammenhing.
Teyla hatte ihr berichtet, dass das Ganze auch noch in aller Öffentlichkeit geschehen konnte. Sie hatte nicht glauben können, dass Menschen, ohne eine engere Bindung miteinander zu haben, einfach Sex haben konnten. Zugegeben, so was gab es auf der Erde ja auch und nannte sich dort One-Night-Stand, aber Elizabeth war von einem ganz anderen Schlag.
Sie hatte sich am Abend zurückziehen wollen, um nachzudenken, doch dann war John aufgetaucht.
Er hatte gespürt, dass mit ihr etwas nicht stimmte, so wie er es seit jeher getan hatte. Sie hatte ihm erzählt, dass sie nicht verstehen konnte, wie manche Menschen ohne Gefühle füreinander zu haben, miteinander schlafen konnten.
Und dann hatte John ihr erzählt, dass er das auch manchmal tat. Gut, er hatte gezögert, weil er offensichtlich nicht einschätzen konnte, wie sie danach über ihn denken würde, aber schließlich hatte er es doch getan und ihr auch seine Beweggründe mitgeteilt.
"Ich bin nicht der Typ Mann, der sich gern bindet. Ich habe gelernt, dass es besser ist, es nicht zu tun. Auf diese Art kann man nicht enttäuscht werden!" hatte er gemeint und gelächelt.
"Wollen Sie damit sagen, Sie haben sich noch nie verliebt? Hatten niemals auch nur ein Gefühl von Zuneigung zu diesen Frauen?", fragte Elizabeth entsetzt.
"Bisher nur zweimal", antwortete er leise nach einer kurzen Pause.
"Einmal wurde ich schwer verletzt. Ich lag mehrere Wochen auf der Intensivstation. Als ich danach wieder aufgewacht bin und ihre Hilfe gebraucht hätte, da ist sie verschwunden. Sie konnte meinen Anblick nicht mehr ertragen, weil sie mich vorher noch nie so schwach und hilflos gesehen hatte."
Elizabeth war schockiert über das, was er ihr da erzählte. Wie konnte das denn nur sein?
Einen Mann wie ihn hätte ich deswegen doch niemals verlassen.
Sie wartete darauf, dass er weiter sprach. Da es aber nicht den Anschein machte, dass er das von allein tun würde, stellte sie ihm eine weitere Frage.
"Und das zweite Mal?"
Es schien ihr, als wäre es ein trauriges Lächeln, mit dem Sheppard sie ansah. Langsam schüttelte er den Kopf, während er leise antwortete.
"Ich habe es ihr nie gesagt. Sie ist einfach unerreichbar für mich gewesen. Wir sind zwar sehr gute Freunde geworden, aber zu mehr ist es nie gekommen."
Sie konnte ehrliches Bedauern aus seinen Worten heraushören.
Welche Frau würde es wohl geschafft haben, sein Herz einzufangen und es dann nicht zu bemerken?
"Und deswegen schaffe ich es nicht mehr, mit jemandem eine ernsthafte Beziehung einzugehen. Sie würde irgendwie immer dazwischen stehen. Außerdem ist mein Leben viel zu gefährlich geworden, als dass ich es einer Frau zumuten könnte."

Gegenwart

Elizabeth war froh, dass sie Atlantis verlassen konnte. Den ganzen Tag hatte sie sich in ihrem Quartier aufgehalten, um einer möglichen Konfrontation mit John aus dem Weg zu gehen. Sie hätte nicht gewusst, wie sie reagieren sollte, wenn sie ihn gesehen hätte.
Er hatte ihr mit seinen Worten nur zu deutlich zu verstehen gegeben, dass er nach einer Nacht nicht weiter an einer Beziehung interessiert gewesen wäre, weil er es einfach nicht gekonnt hätte. Verdammte Gefühle! Sie hätte sich einfach nur zusammenreißen müssen, dann wäre ihr dieses Theater jetzt erspart geblieben.

Da war ihr die Reise nach Empora ganz gelegen gekommen.

Die Dorfbewohner hatten einen Narren an dem Wissenschaftler aus Major Lornes Team gefressen und wollten nun unbedingt Verhandlungen bezüglich einer Handelspartnerschaft führen.
Diese hatten sie so herzlich dazu eingeladen, dass Elizabeth keine Möglichkeit gehabt hatte, nein zu sagen. Worüber sie jetzt natürlich umso erleichterter war.
Als sie vor dem bereits geöffneten Stargate stand und Major Lorne zunickte, dass sie soweit war, tauchte Sheppard oben im Kontrollraum auf.
Für einen Moment sahen sie sich an, bevor Elizabeth sich traurig abwandte und durch das Gate nach Empora verschwand.

Und jetzt verlass ich diese Stadt,
ich seh' zurück und fühl mich schwer,
weil grade angefangen hat,
was du nicht willst und ich zu sehr ...

Ich bin der Regen - und du bist das Meer.


***

Als er am Morgen erwacht war, wusste John Sheppard nicht genau, warum er sich so fertig fühlte. Wenn es nicht so abwegig gewesen wäre, dann hätte er annehmen können, er hätte einen ganzen Tag trainiert, so, wie sich sämtliche Muskeln in seinem Körper anfühlten.
Da er aber genau wusste, dass er das nicht getan hatte, fiel diese Theorie flach. Doch ganz allmählich kamen die Erinnerungen an den letzten Abend und vor allem an die letzte Nacht zurück.
Das kann doch gar nicht sein. Ich hab nicht wirklich mit Elizabeth geschlafen, oder doch? Das hat mir gerade noch gefehlt!
Doch noch während ihm dieser letzte Gedanke durch den Kopf ging, musste er sich etwas korrigieren.
Aber Leid tut es mir nicht im Geringsten. Dafür war es viel zu schön.

***

Er hatte Elizabeth zufällig bei seinem gewohnten Abendspaziergang auf einem der Balkone getroffen. John hatte gesehen, dass sie etwas beschäftigte, denn sie hatte diese zwei winzigen Falten über der einen Augenbraue, die immer dann zum Vorschein kamen, wenn sie über etwas Bestimmtes nachdachte.
So waren sie ins Gespräch gekommen, das sehr vertraulich geworden war. Er versuchte sich zu erinnern, was genau er ihr alles erzählt hatte und wie es dann dazu gekommen war, dass Elizabeth ihm schließlich in sein Quartier gefolgt war und er dort eine der leidenschaftlichsten Nächte erlebt hatte, an die er sich je erinnern konnte.
Wie ist das denn nur passiert? fragte er sich selbst.
Am Morgen war er kurzzeitig aufgewacht und hatte aber nur im Dämmerschlaf mitbekommen, wie sie das Zimmer verlassen hatte. Er war allerdings noch viel zu müde gewesen, um sie aufzuhalten zu können.
Doch als er dann aufgestanden und beinahe durch Atlantis gehetzt war, um sie zu finden und um mit ihr zu reden, da hatte er sie nicht finden können.

Ich bin nicht wie du, ich mach die Augen zu
und lauf blindlings durch die Straßen,
hier bin ich, doch wo bist du?
Soll das alles sein? Ich war so lang allein,
es war alles ganz in Ordnung, ganz OK und dann kamst du!


Am Abend zuvor

"Und was ist mit Ihnen?" hatte er nach einer Minute des Schweigens gefragt. "Haben Sie nie eine Affäre gehabt?"
Sie hatte ihn lange angesehen und dann den Kopf geschüttelt.
"Nein, ich hatte immer Beziehungen. Und die haben immer sehr tiefe Wurzeln gehabt. Ich könnte das, glaube ich zumindest, gar nicht."
John bewunderte die Stärke, mit der sie diese Worte gesagt hatte.
Wusste ich es doch. Sie hat einfach zuviel Klasse, um sich an irgendeinen Typen zu verschenken, den sie nicht kennt.
Darum war es mit Sicherheit ganz gut gewesen, dass er ihr nicht gesagt hatte, wen er mit seinen Worten vorhin gemeint hatte, denn eine längerfristige Beziehung mit ihm wäre sie nie eingegangen. Dazu war ihre Bekanntschaft und vielleicht auch ihre Freundschaft nicht genug "verwurzelt", wie sie es genannt hatte.
Was eigentlich ziemlich schade ist.
Mittlerweile war die Sonne untergegangen und mit der Dunkelheit war Kälte aufgezogen. John hatte gesehen, dass Elizabeth eine leichte Gänsehaut bekommen hatte. Ohne großartig darüber nachzudenken, hatte er ihr seine Jacke gegeben und ihr geholfen, den Verschluss zu schließen, der bei seiner Jacke leicht klemmte.
Seine Hände waren dabei unbeabsichtigt erst mit ihrem Bauch und dann mit ihrem Hals in Berührung gekommen. Und er hatte gesehen, dass sie ein nur noch größeres Zittern durchlaufen hatte.
Die eine Hand noch immer am oberen Ende des Reisverschlusses, zog er sie näher an sich heran und legte ihr seinen anderen Arm um die Taille.
Für einen kleinen Moment hatte er gezögert, aber als er in ihren wunderschönen, grünen Augen keinen Widerstand bemerkte, beugte er sich langsam nach vorne und berührte mit seinen Lippen vorsichtig die ihren.
Als auch nach mehreren Sekunden keine Abwehrbewegung von ihr ausging, verstärkte er seinen Griff, öffnete seinen Mund und strich mit seiner Zunge vorsichtig an ihren Lippen entlang, so, als wollte er um Einlass bitten.
Keine zwei Sekunden später spürte er, dass sie ebenfalls ihren Mund öffnete und ihre Zunge der seinen vorsichtig entgegenkam.
Der Kuss war intensiver geworden. Keiner von ihnen hätte später sagen können, wie lange sie so dagestanden hatten. John spürte Elizabeths Hände, die sich langsam um seinen Hals und um seinen Kopf gelegt hatten, um ihn noch näher an sich zu ziehen.
Ihm war ein Schauer nach dem anderen durch den Körper gelaufen und jeder einzelne von ihnen hatte dafür gesorgt, dass er mehr und mehr erregt wurde. Schließlich war er zu der Überzeugung gekommen, dass es das Beste sei, wenn sie von hier verschwanden, denn es hätte ja jeden Augenblick jemand dazu stoßen können.
Schweren Herzens und schwer atmend hatte er sich von Elizabeth getrennt und sie mit einem Lächeln angesehen. Schließlich hatte er ihre Hand ergriffen und sie mit sich in sein Quartier gezogen.

Gegenwart

Überall hatte er bereits nachgesehen. An all den Orten, an denen sie sich normalerweise hätte aufhalten müssen. Nirgends konnte John eine Spur von ihr entdecken. So, wie die Sache aussah, ging sie ihm mit Erfolg und voller Absicht aus dem Weg. Dabei musste er so dringend mit ihr sprechen. Er wollte ihr sagen, dass ihre Beziehung nun an einem von diesen Punkten angekommen war, von denen er ihr erzählt hatte.
An dem Punkt, wo er nicht mehr wusste, was nun als Nächstes geschehen sollte.
Und dann hörte er, wie das Stargate aktiviert wurde und ihm viel ein, dass die Mission nach Empora für heute angesetzt war. Die Mission, auf die auch Elizabeth gehen würde und die für mehrere Tage geplant war. Und sie würde ohne ihn gehen.
In einer Geschwindigkeit, die einem 100m Sprinter neidisch gemacht hätte, rannte er zum Kontrollraum und kam in dem Moment an, als sich das Wurmloch aufgebaut hatte.
Sein Blick schweifte über die Personen, die vor dem Tor standen und dann sah er sie; Elizabeth nickte gerade Major Lorne zu. Sie ging auf das Tor zu, zögerte kurz und wandte sich dann noch einmal um.
Ihre Blicke blieben für einen kurzen Moment aneinander hängen, bevor sich Elizabeth abwandte, durch den Ereignishorizont ging und John einsam zurückblieb.

Und jetzt verlässt du diese Stadt,
ich seh zurück und fühl mich schwer,
weil grade angefangen hat,
was du nicht willst und ich zu sehr.

Ich war der Regen - und du warst das Meer.


***

Aus den geplanten vier Tagen wurden geschlagene Wochen.

***

Als sich das Gate aktivierte und der ID-Code von Major Lorne eingegeben wurde, informierte der zuständige Diensthabende Colonel Sheppard von der Ankunft. Dieser war nach dem Aufbruch von Dr. Weir und dem für eine Forschungsmission mit der Daedalus abgereisten Colonel Steven Caldwell der derzeitige Befehlshaber über Atlantis.

John saß seit drei Stunden über den neuen Arbeitsplänen, aber wirklich weit war er damit noch nicht gekommen.
Er war in den letzten Tagen einfach zu unkonzentriert gewesen. Das hatte auch Carson festgestellt und ihn umgehend gezwungen, sich für mindestens fünf Stunden hinzulegen und zu schlafen.
‚Man würde die paar Stunden auch mal ohne ihn auskommen!', hatte er gemeint.
Allerdings war John gar nicht zum schlafen gekommen. Immer, wenn er kein Thema mehr hatte, auf das er sich konzentrieren konnte, waren seine Gedanken zu Elizabeth gewandert.
Er hatte es einfach nicht vergessen können. Dass sie ohne Abschied gegangen war und ihm nur diesen traurigen Blick zugeworfen hatte. Ihn damit allein zurückließ.
Immer und immer wieder war er in Gedanken ihren gemeinsamen Abend durchgegangen.
Er hatte gespürt, dass sie verunsichert gewesen war, als er sie berührt hatte und beinahe hätte er geglaubt, dass sie zögerte. Oder hatte sie es wirklich getan und er hatte es bloß nicht bemerken wollen? John wusste es nicht.
Aber so, wie sie sich danach verhalten hatte, wäre es durchaus möglich gewesen, dass er etwas getan hatte, was Elizabeth überhaupt nicht gewollte hatte.
Dabei wäre ich ihr doch so gern auch seelisch näher gekommen.
Er hatte oft versucht, in Elizabeth nicht mehr als in anderen Frauen zu sehen. Alles Mögliche war John in den Sinn gekommen - ja, selbst die Schuldgefühle, die in ihm hochgekommen waren, hatte er versucht, auf Elizabeth abzuladen und sich damit einen Grund zu geben, sie zu verachten, doch jedes Mal war er gescheitert.
Zum ersten Mal seit langer Zeit konnte sich John nämlich vorstellen, mit jemandem wieder eine feste Beziehung einzugehen und nun hatte er vielleicht durch sein unmögliches Verhalten alles kaputtgemacht.

Ich hab gedacht, ich kann es schaffen,
es zu lassen, doch es geht nicht.
Hab's ein bisschen übertrieben, dich zu lieben,
doch es geht nicht.
Nichts unversucht gelassen, dich zu hassen,
doch es geht nicht - es geht nicht.


***

Major Lorne hatte bereits alles für die Rückreise vorbereitet. Alles, was jetzt noch fehlte, war sein Team. Er hatte es gar nicht glauben können, dass die Dorfbewohner von Dr. Isaccas so fasziniert gewesen waren.
Obwohl, diese eine Dorfschönheit war auch nicht ohne gewesen.
In gewisser Weise konnte er diese Faszination also doch verstehen. Sie hatten alle ihren Spaß gehabt.
Nur eine hat sich von dieser ganzen Geschichte nicht ablenken lassen!, fiel ihm plötzlich wieder ein.
Am Anfang schien Elizabeth der Ausflug wirklich Spaß gemacht zu haben. Sie war großartig bei den Verhandlungen gewesen und hatte für ihre Leute eine Menge an seltenen Kulturgütern herausgeschlagen.
Im Gegenzug sollten sie nur regelmäßig wieder vorbeikommen, ihnen vielleicht ab und an bei agrartechnischen Dingen weiterhelfen und natürlich unbedingt immer Dr. Isaccas dabeihaben. Das alles hatte keine drei Tage gedauert und sie wären auch wieder pünktlich zurückgereist, wäre in der Kolonie nicht eine ansteckende Krankheit ausgebrochen, die zwar nicht tödlich, aber immerhin doch sehr unangenehm war.
Zu Beginn hatte Elizabeth ihnen noch dabei geholfen, die Kranken zu versorgen, aber dann, nach ungefähr fünf Tagen, fing sie an sich zurückzuziehen. Lorne hatte am Anfang noch befürchtet, sie hätte sich ebenfalls infiziert, aber sie zeigte keinerlei Symptome dafür.
Eigentlich hatte er mit ihr sprechen wollen, aber das hatte sie nicht zugelassen und Lorne war wieder eingefallen, was McKay ihm einmal erzählt hatte: "Wenn Dr. Elizabeth Weir nicht will, will sie nicht. Da können Sie machen, was Sie wollen, aber umstimmen werden Sie sie mit Sicherheit nicht!"

Lorne schüttelte leicht mit dem Kopf, um wieder von diesem Thema loszukommen. Hinter sich hörte er, wie sein Team in Begleitung der Dorfbewohner näher kam. Er wandte sich um. Ihnen war anzusehen, wie glücklich sie darüber waren, endlich wieder nach Atlantis zurückkehren zu können.
Allen, bis auf eine.
Was ist nur los mit ihr? Aber eine Antwort darauf fiel ihm nicht ein.
Freundlich verabschiedete er sich von den Dorfbewohnern mit dem Versprechen, spätestens nach zehn Monden wieder da zu sein, wählte die Tor-Koordinaten für Atlantis an und gab seinen ID-Code ein.

Danach traten sie Einer nach dem Anderen in das schimmernde blau des Ereignishorizontes und verschwanden.

***

Sie hatte gesehen, dass er sie schon wieder gemustert und sich wahrscheinlich schon wieder innerlich die Frage gestellt hatte, was denn mit ihr los sei.
Aber was hätte sie ihm denn antworten sollen, wenn er sie erneut gefragt hätte? Sie konnte es sich ja nicht mal selbst beantworten.
Am Anfang hatte sich doch alles noch so gut angefühlt.

Elizabeth war erleichtert gewesen, wieder in ihrem Fachbereich einen wirklichen Erfolg erzielt zu haben. Die Paraner hatten es ihr zwar nicht sonderlich schwer gemacht, allerdings hatten sie doch einige Tricks auf Lager gehabt, die sie wirklich überrascht hatten.
Dafür war die Freundlichkeit echt gewesen, mit der die Dorfbewohner sie und ihr Team empfangen und für die Zeit ihres Aufenthaltes behandelt hatten.
Als die Krankheit ausbrach, freute sie sich in gewisser Weise, dass sie ihnen etwas zurückgeben konnten, auch wenn die Voraussetzungen dafür bessere hätten sein können.
Doch dann war dieser eine Abend gekommen.
Lima, die 15-jährige und jüngste Tochter des Bürgermeisters vom Empora, war in der Nacht aus dem Haus ihrer Eltern verschwunden. Natürlich hatten sie sich alle an der Suche beteiligt und schließlich hatte Elizabeth sie in den Armen von Netalius, einem Jungen aus dem Nachbardorf, gefunden.
Lima flehte sie an, ihren Eltern nichts von diesem Treffen zu verraten, denn was standesrechtliche Etikette betraf, war ihr Vater sehr streng.
"Er würde es niemals zulassen, dass wir uns weiterhin sehen könnten. Bitte, verrat uns nicht! Wir lieben uns doch so sehr."
Elizabeth hatte es ihnen mit einem Schmunzeln versprochen und hatte Taolos schließlich etwas von schlafwandeln erzählt, nachdem sie Lima wieder zurückgebracht hatte.

In dieser Nacht waren ihr die Ereignisse mit John wieder eingefallen.
Lima und Netalius liebten sich und es durfte nicht sein. Was aber war mit ihr?
Und da erst hatte sie verstanden.
Sie liebte John! Liebte ihn so sehr, dass sie alles für ihn getan hätte.
Aber er wäre nicht in der Lage, eine Beziehung mit ihr zu beginnen. Wegen dieser anderen Frau. Elizabeth erinnerte sich genau an seine Worte.
"Und deswegen schaffe ich es nicht mehr, mit jemandem eine ernsthafte Beziehung einzugehen. Sie würde irgendwie immer dazwischen stehen."
Tagelang hatte sie versucht, eine mögliche Lösung für dieses Problem zu finden und ihr Verstand konnte es nicht akzeptieren, dass sie keine fand. Sie war wütend auf sich. Auf sich und auf John. Wieso konnte er nicht einfach alles hinter sich lassen, so wie sie es mit Simon getan hatte? Wieso konnte er sie nicht lieben, so wie sie es tat?

Ich hab gedacht, ich kann es schaffen,
es zu lassen, doch es geht nicht.
Hab's ein bisschen übertrieben, dich zu lieben,
doch es geht nicht.
Nichts unversucht gelassen, dich zu hassen,
doch es geht nicht - es geht nicht!


Als sie vor dem Stargate stand, sah sie sich noch einmal zu ihren neuen Freunden um. Lima lächelte sie herzlich an. Sie war ihr mehr als dankbar für ihre Notlüge gewesen.
Elizabeth lächelte zurück, drehte sich um, seufzte schwer und trat dann in den Ereignishorizont ein.

***

John stand auf der Empore und beobachtete alles, als sie ankamen. Die Expeditionsmitglieder waren gleich nach ihrer Ankunft auf die Krankenstation gebracht worden.
Carson wollte sicher gehen, dass keiner von ihnen den Virus des fremden Planeten einschleppte, der dann womöglich noch mutierte und ihnen ebenfalls eine Epidemie bescherte. Doch die Untersuchungen blieben bei allen ergebnislos, was von ihnen mit Erleichterung zur Kenntnis genommen wurde.

***

Die Abschlussbesprechung der Empora-Mission wurde auf den nächsten Morgen angesetzt. Dr. Beckett hatte den Mitgliedern aufgetragen, sich die restliche Zeit auszuruhen.
Besonders Dr. Isaccas schien das nötig zu haben.
Gemeinsam mit Major Lorne, den Lieutenants Edgar Nelson und Benjamin Shield, Major Linda Cartwrigth, den Doktoren Elizabeth Weir, Sean Newman und der Botanikerin Katie Brown ging er in die Cafeteria, um noch eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen, bevor er für den restlichen Tag nur noch in sein Bett fallen wollte.
So hatte er sich das jedenfalls vorgestellt.

***

Die Cafeteria war fast leer. Nur an einem der vielen Tische saß Rodney McKay mit einem Stück Kuchen und einem seiner zahlreichen Berichte vor sich. Er war so sehr darin vertieft, dass er die Anwesenheit der Anderen gar nicht mitbekam, als sie nacheinander an ihm vorbeiliefen. Selbst als Katie ihn ansprach blickte er nicht auf, was sie etwas irritiert und auch beleidigt zur Kenntnis nahm.
Mit Speisen und Getränken gut eingedeckt setzten sie sich an einen der hinteren Tische und begannen schon jetzt mit vereinzelten Gesprächen, die sie eigentlich erst morgen früh führen sollten.
Dr. Isaccas führte gerade seinen Becher zum Mund, als seine Hand zu zittern begann, kaum merklich für die Anderen, jedoch von ihm seit seiner Rückkehr schon häufiger bemerkt. Er hielt, wie die anderen Male auch schon, in der Bewegung inne und das Zittern hörte auf.
Vermutlich bin ich bloß etwas erschöpft!, dachte er bei sich. In diesem Moment begann es jedoch erneut, nur betraf es diesmal seinen gesamten Körper. Es war derart intensiv, dass Isaccas den Becher nicht mehr festhalten konnte und seitlich von seinem Stuhl kippte. Die Anderen sprangen erschrocken auf und selbst Rodney war durch den plötzlichen Tumult drei Tische weiter aus seinen Gedanken gerissen worden.
"Was ist denn mit ihm?" fragte er.
"Keine Ahnung. Laut Beckett war er vollkommen gesund." Lorne griff an sein Head-Set. "Achtung Notfall: Krankenstation, schicken sie schnell ein Team in die Cafeteria. Ein Teilnehmer der Expedition von Empora ist zusammengebrochen."
"Warum haben Sie das extra erwähnt, dass er bei der Expedition dabei war, meine ich? Glauben Sie etwa, es hat was damit zu tun?" fragte Katie Brown und sah Lorne unsicher, ja fast verängstigt, an.
"Ich weiß es nicht. Aber es ist doch immerhin möglich."
Mit dieser Antwort wandte er sich wieder dem am Boden liegenden Dr. Isaccas zu.
Elizabeth sah jedoch, dass diese Aussage die junge Frau nicht unbedingt beruhigte. Die ersten Sanitäter erschienen in ihren Schutzanzügen, allen voran Dr. Beckett, also stand sie auf und ging zu Katie hinüber.
"Kommen Sie, Katie, setzten Sie sich und bleiben Sie ganz ruhig. Das, was Major Lorne getan hat, ist eine Standartmaßnahme. Das muss aber nicht bedeuten, dass unser Ausflug daran Schuld ist", sagte sie mit ruhiger Stimme und bedeutete Rodney gleichzeitig mit den Augen, ebenfalls zu ihnen zu kommen. Sie wusste, dass er eine beruhigende Wirkung auf die Botanikerin hatte.
Als sich Elizabeth wieder dem Geschehen um Dr. Isaccas zuwandte, erkannt sie erschrocken, dass sein Gesicht blau angelaufen war und er verzweifelt um jeden Atemzug kämpfte. Ein kurzer Blick in Becketts Gesicht ließ sie jedoch erkennen, dass er diesen Kampf wohl verlieren würde.
Fünf Minuten später war nur noch ein stetiges Piepen zu hören und Carson konnte nur noch den Tod von Dr. Isaccas feststellen.

***

Atlantis selbst hatte zwar noch keine Quarantänemaßnahmen verhängt, aber Elizabeth und Carson waren sich einig, dass sie es nicht würden verantworten können, wenn es zu weiteren Opfern kommen sollte.
"Colonel Sheppard, hier ist Weir. Sorgen Sie umgehend dafür, dass die Kantine, sowie eine Umgebung von 50m, abgesperrt werden. Wir haben es vielleicht mit einer ansteckenden Krankheit zu tun."
"OK, wird sofort erledigt. Wo sind Sie, Elizabeth?"
"Mitten im Quarantänezentrum!"
Sie hatten beide wirklich vollkommen professionell geklungen. Aber sie kannten sich mittlerweile gegenseitig viel zu gut, um nicht zu merken, dass in Elizabeths Stimme Angst und in Johns Stimme Sorge mitgeklungen hatte.
Kaum fünf Minuten später gingen die Sicherheitstüren nach unten und machten damit jedwedes Entkommen zunichte.
Die restliche Bevölkerung wurde angewiesen, sich nicht in die Nähe der Quarantänezone zu begeben.
Carson hatte sich ein provisorisches Labor auf einem der Kantinentische errichtet und jedem der Anwesenden eine neue Blutprobe entnommen.
Doch ohne seine Instrumente im Labor konnte er nicht wirklich feststellen, ob damit etwas nicht stimmte, ohne vorher intensiver das Blut von Dr. Isaccas untersucht zu haben.
"Dann gehen Sie, aber bitte, beeilen Sie sich, OK? Ich denke, wir sind alle etwas nervös."
Elizabeth versuchte, zaghaft bei ihren Worten zu lächeln, doch Carson erkannte, wie schwer es ihr fiel, ihn gehen zu lassen.

***

Colonel Sheppard und sein restliches Team hatten sich währenddessen vor der Cafeteria eingefunden. Es war ihm ebenso wie Ronon und Teyla anzusehen, dass er sich Sorgen machte. Viele Fragen schwirrten gleichzeitig durch seinen Kopf:
Was, wenn diese Krankheit wirklich ansteckend war? Wie wurde sie übertragen?
Wer hatte sich schon alles damit infiziert?
Wie konnte man dem entgegentreten? Gab es überhaupt ein Gegenmittel?
Und wenn ja: würde Carson es rechtzeitig finden und herstellen können?
"Sheppard! Ist alles in Ordnung?"
Beinahe hätte er Ronons Frage überhört. Er musste sich wirklich zusammenreißen.
"Ja, ich …", er machte eine kurze Pause, "ich hab nur überlegt, was wir noch unternehmen können, um ihnen zu helfen."
John zuckte mit den Schultern, was soviel bedeuten sollte wie 'Mir fällt dazu aber einfach nichts ein'. Selbst, wenn dem so gewesen wäre; seine größte Sorge galt immer noch Elizabeth.
Was würde wohl mit ihm passieren, wenn sie …?
Nein, er wollte diesen Gedanken nicht zu Ende bringen. Er konnte es sich einfach nicht vorstellen.

***

Zehn Stunden waren seit der Isolation nun schon vergangen.
"… das "Wie" noch nicht herausbekommen, aber Eines ist sicher: das Virus ist hochgradig ansteckend."
Obwohl John diese Krisensitzung erst vor fünf Minuten einberufen hatte, hatte er dem Verlauf der aufgetretenen Diskussionen nicht mehr folgen können. Dieses ganze wissenschaftliche Geplapper hatte ihn abschweifen lassen.
Darum hatte er auch nur die Hälfte von dem mitbekommen, was Beckett gesagt hatte, als dieser überstürzt in den Besprechungsraum eilte.
"Und wie überträgt es sich?" fragte Sheppard und bemerkte, dass er damit mehrere verständnislose Blicke auf sich zog.
"Wie ich gerade sagte", antwortete Carson etwas gereizt, "ist das der Teil, den ich noch nicht herausgefunden habe. Aber in allen Blutproben, die ich abgenommen habe, finden sich dieselben Virenrückstände."
"Aber können sie sich damit nicht auch schon auf dem Planeten infiziert haben?" warf Teyla ein.
"Das halte ich für ausgeschlossen, obwohl es vielleicht von dort stammt, denn bei ihrer Rückkehr wurde ihnen ebenfalls Blut abgenommen und das wies keine Spuren davon auf. Außerdem ist auch Rodney infiziert und er war nicht mit auf Empora.
Es muss also hier einen Auslöser gegeben haben, der das Virus aktiviert hat, nachdem sie untersucht wurden!" Beckett hatte während seiner letzten Worte an seinen Ohrhörer gegriffen. Sein Gesicht wurde leichenblass, als er auf dem Absatz kehrt machte und davoneilte.
"Es gibt einen Notfall", rief er den anderen beim davonlaufen noch zu.
Sheppard sah Ronon, Teyla und Dr. Zelenka an und bedeutete ihnen ihm zu folgen. Er sprang von seinem Stuhl auf und lief dann in dieselbe Richtung, in die Carson verschwunden war.
Es war die Richtung, die zur Cafeteria führte.

***

Sämtliche Leute waren in heller Aufregung, als die vier die Absperrung erreichten. Irgendetwas musste wieder passiert sein. Radek sah gerade noch, wie Carson, in seinen Schutzanzug gehüllt, in der Desinfektionsschleuse verschwand, die man als Sicherheitsvorkehrung vor dem Eingang der Cafeteria errichtet hatte.
Zwei Minuten später tauchte er wieder auf, doch seine körperliche Haltung ließ die Anderen das Schlimmste vermuten.
Als er sich aus seinem Schutzanzug geschält hatte, kam er zu ihnen herüber und schüttelte den Kopf.
"Es geht zu Ende. Selbst, wenn ich ein Gegenmittel finden würde … sie haben kaum noch Hoffnung, dort lebend wieder rauszukommen." Seine Stimme war beim Sprechen sehr leise geworden.
"Wer war es diesmal?" fragte Ronon unvermittelt.
"Major Cartwrigth ist an dem Virus gestorben." John sah in seinem Blick, dass das noch nicht alles gewesen war.
"Wer noch?"
Beckett schüttelte den Kopf und fuhr sich schnell mit dem Handrücken über die Augen, um seine Tränen nicht öffentlich zu zeigen.
"Carson, wer noch?" fragte Sheppard, diesmal mit etwas mehr Druck in der Stimme und bereits auf das Schlimmste gefasst.
"Lt. Nelson. Er … er hat … er hat die Situation nicht mehr ausgehalten und sich mit einem Messer verletzt. Er ist verblutet."
"Oh mein Gott." Teyla wurde bleich. Sie hatte Lt. Nelson gut gekannt und öfters mit ihm trainiert. Es machte sie traurig zu wissen, dass er nicht darauf vertraut hatte, dass sie ihnen helfen würden.
Sheppard hatte innerlich aufgeatmet, als Beckett den Namen bekannt gegeben hatte. Seinen Blick auf den Zugang zur Cafeteria gerichtet, fragte er:
"Wie geht es den anderen? Halten sie noch durch?"
Carson schüttelte erneut seinen Kopf.
"Ich weiß es nicht. Zumindest hoffe ich, dass sich keiner mehr von ihnen umbringt, aber es sieht nicht gut aus. Major Lorne und Rodney haben ganz leichte Anfälle, nur ein kleines Zucken in den Händen, aber genauso fängt es an. Und ich kann ihnen nicht helfen."
Seine Stimme hatte einen verzweifelten Klang angenommen, während er die letzten Worte gesprochen hatte.
"Was ist mit der Datenbank der Antiker? Gibt es vielleicht dort einen Hinweis, wie man das Virus bekämpfen kann?" fragte Ronon plötzlich. Diese hatte ihnen doch schon so oft geholfen, warum denn dann nicht auch diesmal?
"Nein, dort war nichts zu finden. Wir haben alles dreifach durchgesehen", erklärte Zelenka bedauernd. Auf diese Idee war er schon zu Beginn des Ausbruchs gekommen. Und Rodney, der die Datenbank von allen am Besten kannte und ihr schon so manches Geheimnis entlockt hatte, konnte ihm diesmal nicht dabei helfen.

***

"Dr. Newman, bitte, kommen Sie zurück. Die werden Sie erschießen." Rodney war aufgesprungen, als er sah, dass der Wissenschaftler auf die Schleuse zuging. Er sah nicht, dass seine Hand dabei stärker zu zucken begann.
"Na und, besser im Kugelhagel sterben als elendig zu ersticken und eben dabei zu krepieren."
Lorne und Weir waren ebenfalls aufgestanden und verteilten sich im Raum, um Newman noch rechtzeitig abfangen zu können, aber es war zu spät. Er bemerkte, dass sie ihn einzukreisen versuchten, rannte auf die Absperrung zu und betrat die Schleuse, die sofort zu arbeiten begann.
Das Geräusch ließ die Anderen draußen aufmerksam werden, dass etwas nicht stimmte. Über die Headsets konnten sie sich nicht mehr verständigen, da die Funksignale die Abriegelung mit nur einem falschen Signal hätte aufheben können.
Ihre einzige Verbindung wäre die Sprechanlage gewesen, die aber seit geraumer Zeit einen Knacks hatte und sich noch niemand die Zeit dafür genommen hatte, das Problem zu beheben.

***

Die Schüsse kamen schell und präzise. Die Marines wussten, wie sie jemanden am Effektivsten aufhalten konnten. Newman hatte keine Chance gehabt. Auch nicht, jemanden zu infizieren.
In Sicherheitsanzügen wurden die drei Leichen geborgen. Carson hatte sich mit den übrigen Infizierten unterhalten und diese hatten ihn um etwas gebeten. Dass wollte er jetzt einlösen, war es doch wie der berühmte letzte Wunsch, den man Niemandem abschlagen würde.
"Sie wollen sich von ihren Freunden verabschieden, sie noch ein letztes Mal sehen und mit ihnen sprechen, bevor Sie gehen. Damit Sie nicht das Gefühl haben, allein zu sterben."
Alle hatten mittlerweile begriffen, dass es keine Möglichkeit mehr zur Rettung gab. Doch auch wenn alle noch weiter an einem Gegenmittel arbeiteten, mit jeder Minute die verstrich, wurde die Hoffnung ein kleines Stück geringer.
Carson zeigte ihnen die Liste, die sie erstellt hatten. Dort standen acht Namen. Namen von ihren Freunden und Kollegen, die sie ein letztes Mal sehen wollte.
Captain Preyes nahm Beckett den Zettel aus der Hand und er begann laut zu lesen.
"Dr. Radek Zelenka, Dr. Carson Beckett, Col. John Sheppard, Teyla Emmagan, Ronon Dex, Lt. Laura Cadman, Sgt. Henry Morris und Dr. Kavanaugh."
Bei dem letzten Namen zuckten Alle zusammen. Wer wollte den wohl sehen? John nahm Preyes den Zettel aus der Hand.
"Ich werde mich darum kümmern, die Leute aufzutreiben. Carson, wie lange haben sie noch?"
"Nicht mehr lange, Colonel. Maximal fünf Stunden, schätze ich."
Seine Stimme brach. Es schmerzte ihn zutiefst, dass er seinen Freunden nicht mehr helfen konnte. Er drehte sich um.
"Ich kümmere mich um die Anzüge. Wir werden mehr davon brauchen."

***

Es war nicht leicht gewesen, alle Personen zusammen zu bekommen. Cadman und Kavanaugh waren auf der Daedalus, die sich irgendwo im All herumtrieb, um ein paar Forschungen durchzuführen.
Glücklicherweise funktionierte die Beamtechnologie wieder und auch die Entfernung war kein Hindernis. Hermiod hatte ihnen mal erklärt, dass er Objekte nur zu einem Standort befördern würde, den er genau kannte. In Atlantis kannte er sich aus, da wusste er genau, dass es vor dem Stargate genügend Platz gab.
Kavanaugh hatte zuerst Probleme damit gehabt, zurückzukommen, erst recht, nachdem er erfahren hatte, was in Atlantis passiert war. Cadman hatte ihn schließlich einfach mit sich gezogen und gesagt, sie würde ihm einfach ins Bein schießen, so dass er auf alle Fälle zurückkehren müsste, um sich medizinisch versorgen zu lassen.
Sgt. Morris hatte Sheppard auf einer Fremdwelt gefunden. Er war jedoch sofort bereit gewesen zu kommen.

***

Eine halbe Stunde später waren alle vor der Cafeteria versammelt. Col. Caldwell hatte es sich nicht nehmen lassen, ebenfalls dabei zu sein und sich zu verabschieden. Ihm fiel es besonders schwer, weil er mit dem Tod von Dr. Elizabeth Weir der oberste Kommandeur von Atlantis wurde.
Das war etwas, was ihm Ganz und Gar nicht gefiel. Am Anfang war er dafür gewesen, sie ihres Postens zu entheben und einen militärischen Führer an die Spitze zu stellen, doch sie hatte sich dem erfolgreich widersetzt. Er bedauerte zutiefst, dass es nun auf diese Art doch geschehen würde.

***

Verunsichert darüber, was genau sie erwarten würde, betraten sie die Isolationszone. An den hinteren drei Tischen saßen sie. Sie waren gerade in eine heftige Diskussion vertieft, von der man aber nur Wortfetzen verstehen konnten.
"… Schuld gewesen, dass die…", "… immer dabei und diesmal…", "…wieder los, ich … sich schlimmer an als sonst." Die letzte Äußerung stammte von Rodney. Besorgt sahen die Vier ihn an - und bemerkten dabei endlich die Anwesenheit ihrer Freunde.
"Wir dachten schon, dass ihr uns absichtlich ignoriert", versuchte John zu scherzen, obwohl ihm danach gar nicht zumute war. Er kam sich unter seinem Schutzanzug so hilflos vor, als er ihnen gegenübertrat.
"Nein, wir … wir haben nur darüber diskutiert, wer das Vorrecht bekommt, als Erste oder als Erster abzutreten."
Die Stimme von Major Lorne zitterte bei diesem Scherz jedoch etwas. Auch ihm war deutlich anzumerken, dass er wahnsinnige Angst hatte. Das war etwas, was bei ihm bisher nie der Fall gewesen war.
Die Vier sahen sich schweigend an, bevor McKay einen Schritt nach vorn trat.

"Gut, dann fang ich eben an. Wie Sie alle wissen, bin ich nicht unbedingt ein Freund von großen Worten, aber diesmal…", er machte eine kleine Pause und blickte dabei auf seine zitternden Hände "diesmal werden es vermutlich doch die Letzten sein."
Er wandte sich Dr. Zelenka zu und begann mit stockender Stimme zu sprechen.
"Radek, ich weiß, wir hatten immer unsere Differenzen. Wir wollten immer besser sein als der Andere. Haben immer versucht, uns zu übertrumpfen. Was ich Ihnen sagen möchte, ist … dass Sie mindestens genauso viel drauf haben wie ich, wenn nicht noch etwas mehr und dass Sie das alles hinbekommen werden, was Sie sich vornehmen."
Zelenka blickte ihn fassungslos an. Er wusste durchaus zu schätzen, was Rodney soeben über ihn gesagt hatte, aber es machte ihm so deutlich, dass er einen Freund verlor, von dem er niemals gedacht hätte, dass er sein Freund war.
Deswegen brachte er bloß ein leises "Danke" hervor. Rodney lächelte ihm zu und sagte, bevor er ihm auf die Schulter klopfte: "Und tun Sie mir einen Gefallen: erwähnen Sie meinen Namen ab und zu mal in einem Bericht und schreiben Sie, dass Sie auf meine Arbeiten Bezug genommen haben oder so, wenn Sie mal wieder alle retten müssen."
Obwohl ihm nicht danach zumute war und ihm die ersten Tränen in den Augen standen, konnte Dr. Radek Zelenka ein kleines Lächeln nicht unterdrücken und bevor er in den Hintergrund trat, sagte er mit belegter Stimme: "OK, das mache ich."
Rodney richtete seine letzten Worte an sein Team. Er tat es schnell und schmerzlos. Zu mehr hätte es bei ihm nicht mehr gereicht.
"Leute, ich kann euch gar nicht richtig sagen, was es für mich bedeutet hat, euch zu kennen und ein Teil von euch zu sein. Dieses Gefühl … die zahlreichen Abenteuer, die wir gemeinsam erlebt haben, dass war was ganz Besonderes. Ich danke euch."
Damit wandte er sich ab und überließ dem Nächsten seinen Platz.

Lt. Shield war als Nächster an der Reihe. Er verabschiedete sich von Lt. Cadman und Sgt. Morris, die Beide während ihrer gelegentlichen Aufenthalte in Atlantis immer seinem Team zugeteilt gewesen waren und sie so zu Freunden werden ließ.
Sie salutierten vor ihm, um ihn ehrenvoll zu verabschieden. Am Ende bedankte er sich auch noch bei Ronon, mit dem er sich beim Kampftraining manch spannendes Duell geliefert hatte.
"Sie haben mir echt 'ne Menge beigebracht. Ich wünschte nur, dass ich es öfters hätte einsetzen können."
Weir sah ihn nicht an, als sie zu sprechen begann, doch jeder wusste, wen sie mit ihren Worten meinte.
"Ich wünschte, es gebe eine Möglichkeit, noch etwas Anderes zurückzulassen, als ein paar Worte, aber leider gibt es die nicht. Ich sage es Ihnen deshalb ein letztes Mal, Dr. Kavanaugh: hören Sie auf, sich immer für so verdammt wichtig zu nehmen. Sie sind intelligent, intelligenter als die Hälfte der Leute von hier und wenn Sie auch mal an Andere denken, dann wird sicher eher jemand auf Sie zugehen und Ihrer Arbeit Beachtung schenken."
Sie sah auf und blickte zu Beckett und Zelenka.
"Sie halten hier für alle die Stellung. Passen Sie auf, dass Colonel Caldwell nicht das ganze Kommando an sich reißt."
Sie presste die Lippen aufeinander, um ihre Tränen zurückzuhalten, was ihr nur teilweise gelang, als sie dabei den Blick auf Caldwell richtete.
"Und Sie zeigen auch mal, dass es nicht immer nur nach Ihrem Willen gehen muss, OK? Denken Sie einfach an unser Schachspiel. Es gibt meistens nicht nur eine Möglichkeit, um miteinander zu reden."
Caldwell schluckte. Er hatte verstanden, was sie ihm sagen wollte.
Elizabeth wandte sich Teyla, Ronon und John zu, ihrem `Vorzeigeteam´, wie sie es manchmal bezeichnet hatte.
"Sie passen alle auf sich auf! Das ist ein Befehl. Wir wollen Niemanden so schnell bei uns da oben wiedersehen."
Für einen kurzen Moment zögerte sie, bevor sie einen Schritt nach vorn machte, um alle nacheinander zu umarmen. Ihre Tränen konnte sie dabei nicht mehr unterdrücken.

Katie Brown wusste gar nicht, was sie sagen sollte. Sie sah Rodney an, der wie selbstverständlich ihre Hand ergriff und ihr etwas ins Ohr flüsterte.
Sie hatte nur Laura, von der sie sich verabschieden konnte. Kate Heigthmeyer war auf Heimatbesuch auf der Erde und ihr heimlicher Schwarm? Der würde mit ihr sterben! Katie umarmte Laura und beiden rannen die Tränen über die Wangen.

Major Lorne sagte nicht viel. Ebenso wie Lt. Shield verabschiedete er sich von Lt. Cadman, für die er wohl heimlich zärtliche Gefühle gehegt hatte und von Col. Caldwell mit den Worten: "Es war mir eine Ehre, Sie gekannt zu haben, Sir." Sie salutierten ebenfalls, um ihn ehrenhaft aus ihren Reihen zu verabschieden.

***

Sie blieben noch etwas, bevor Beckett auf seine Uhr sah und ihnen anschließend signalisierte, dass es Zeit war zu gehen. Zwei Stunden hatte sie hier verbracht, hatten die wichtigsten Anliegen betreffend Atlantis geklärt und Einige hatten sich in persönlichen Gesprächen nochmals voneinander verabschiedet.
Als Katie Brown plötzlich gefragt hatte, ob es schnell gehen würde, da war allen bewusst geworden, wie nah das Ende doch war. Die fünf Verbliebenen sahen Carson an und er nickte.
Ja, es würde schnell gehen und sie würden nicht leiden müssen. Nicht lange jedenfalls. Nach dem Abschnitt der Luftzufuhr würden sie von dem Geschehen um sich herum noch vielleicht dreißig Sekunden etwas mitbekommen und dann würden sie nichts mehr spüren. Aber er würde für Sie kämpfen. Um jedes einzelne Leben.

Kavanaugh war als Erster gegangen. Er hatte sich mit Elizabeth ausgesprochen, da er wusste, dass die ersten Worte bei ihrer Ansprache sehr wichtig für sie gewesen waren.
Sie hatte ihm ihre Meinung deutlich gesagt; Kavanaugh hatte sie verstanden und sich fest vorgenommen, ihre Ratschläge zu befolgen und umgänglicher zu werden. Er war auch ein kleines bisschen stolz darauf gewesen, dass sie ihn verabschieden wollte.
Er erkannte, dass man Elizabeth Weir eines nicht vorwerfen konnte: sie war bereit zu verzeihen!

Zelenka, Sgt. Morris, Lt. Cadman, Col. Caldwell, Ronon und Teyla gingen gemeinsam, Schluss bildeten Beckett und Col. Sheppard.
Die Beiden sahen sich an der Schleuse noch einmal um, sahen in die Gesichter ihrer Freunde und erkannten die Verzweiflung, sahen die Tränen und die Angst, die nach ihnen griff, nun, da sie wieder allein waren.
Sie fühlten sich so, als wären sie es selbst, die ihnen den Todesstoß versetzten, als sie sich abwandten und die Tür sich hinter ihnen schloss.

***

Die Zeit, die Beckett als Deadline genannt hatte, war abgelaufen. Eine ungewöhnliche und unheimlich Stille hatte sich über Atlantis gesenkt, so als hätte die gesamte Stadt den Atem angehalten und wüsste für einen Augenblick auch nicht, wie es nun weitergehen sollte.
Kein Rauschen des Meeres war zu hören, keine Walgesänge erklangen, denen Rodney immer mit Begeisterung gelauscht hatte, und kein Windhauch regte sich.
Es war wirklich so, als wäre die Zeit für eine kleine Weile zum Stillstand gekommen, um ebenfalls den Verlust von großartigen Menschen zu betrauern.
Sie hatten sich in Elizabeths Büro versammelt, um nicht allein sein zu müssen. Kurz bevor die Zeit vorüber gewesen war, war auch Carson zu ihnen gekommen. Sie alle hatten ihm angesehen, wie sehr es ihn quälte, dass er seinen Freunden nicht mehr helfen konnte. Bis zum letzten Moment hatte er noch nach einer Lösung gesucht, aber alle Ergebnisse waren negativ ausgefallen.
Teyla hatte im Raum mehrere Kerzen angezündet und sie darum gebeten, ihr bei einer Art Übergangsritual zu helfen, das dafür sorgen sollte, dass ihre Freunde die andere Seite gut erreichen sollten. Auch wenn die Meisten nicht daran glaubten, hatten Sheppard, Ronon und Dr. Zelenka teilgenommen, denn es lenkte sie ab.
Lenkte sie ab von Schmerz und Trauer, die sie alle tief in ihrem Inneren empfanden.
Nachdem die Zeit abgelaufen war, warteten sie auf Becketts Anweisung noch eine halbe Stunde, ehe sie den schweren Gang antraten, um die Leichen ihrer Freunde zu bergen.
Als sie in ihren Schutzanzügen vor der Schleuse zur Cafeteria standen, sahen sich Beckett und Sheppard einen Augenblick lang an, bevor Sheppard resigniert nickte und damit das Zeichen gab, welches ihre Hoffnung auf ein Wunder jeden Moment zerstören würde.
Gemeinsam betraten sie den Quarantänebereich.

***

Der Anblick, der sie erwartete, war anders, als sie gedacht hatten. Langsam schritten Sheppard und Beckett die Tischreihen ab.
Alle fünf lagen am Boden.
Die Körper von McKay und Lorne lagen nebeneinander und hatten fast den Anschein, als ob sie aufgebahrt wurden.
Das lag vermutlich daran, dass sie als erste gestorben waren. Die Symptome waren bei beiden ja schon deutlich zu sehen gewesen, als sie sich verabschiedet hatten.
Die drei Anderen hatten sie vermutlich außerhalb ihres Sichtfeldes ablegen wollen, denn sie lagen im vorderen Bereich der Cafeteria.
Beckett fühlte bei Beiden nach dem Puls, doch er fand keinen. Sie waren tot.
Im hinteren Teil an den Tischen, an denen sie auch zu Beginn gesessen hatten, lag. Lt. Shield. Beckett beugte sich zu ihm hinunter und drehte ihn herum. Seine Haut war leichenblass, dennoch waren in seinem Gesicht einige gelbliche Kreise zu erkennen, was Beckett dazu veranlasste, seinen Medikamentenkoffer zu öffnen und nach einem Fläschchen mit einer bläulichen Flüssigkeit zu greifen.
Sheppard sah nichts davon. Zu sehr konzentrierte er sich auf die beiden Körper, die in seinem Blickfeld aufgetaucht waren - und die ihn mehr als verwirrten.
Zuerst konnte er sich keinen Reim darauf machen. Die beiden Frauen lagen fast quer übereinander. Unten Elizabeth und schräg auf ihr Katie. Erst nachdem er zwei weitere Schritte auf sie zugegangen war, erkannte er, dass an der Kante des Tisches ein roter Fleck war, den er als getrocknetes Blut identifizierte.
Es war schwer für ihn, sich mit diesem Anzug herabzubeugen und Dr. Brown herumzudrehen. Als er es geschafft hatte, hätte er sie beinahe fallen gelassen, so sehr erschreckte ihn ihr Anblick.
Ihre Hände, ihr Hals und ihr Gesicht waren kreidebleich, wobei sich auch mehrere gelbe Flecken auf ihren Wangen befanden. In einem gewaltigen Kontrast dazu standen ihre wunderschönen blauen Augen, aus denen das Lächeln verschwunden war und die ihn starr, und in seinen Augen vorwurfsvoll, anblickten. Vorsichtig legte er sie auf dem Boden ab, um sich Elizabeth zuzuwenden.
Er hatte sich vor diesem Augenblick gefürchtet.
Sie war die Frau gewesen, für die er alles getan hätte. In ihr hatte er wieder Jemanden gefunden gehabt, dem er rückhaltlos vertrauen konnte und der sich ebenso um ihn sorgte, wie er sich um sie. Seitdem die Diagnose festgestanden hatte, fragte er sich, wie es danach mit ihm weitergehen sollte.

Ich kann das Ende noch nicht sehn,
doch ich kann es kaum erwarten.
Hab nicht den Mut, einfach zu gehn
und keine Kraft, um neu zu starten.


Seine Augen füllten sich mit Tränen, als er sie herumdrehte und in ihr bleiches Gesicht blickte. Ebenso wie bei Katie waren auch auf ihrem diese merkwürdigen Farbspuren zu finden.
Als er ihr ein Strähne aus dem Gesicht strich, bemerkte er die Wunde an ihrem Kopf. Sie schien nicht tief zu sein, doch sie hatte leicht geblutet. Das Blut war zwar schon etwas angetrocknet, aber man konnte noch genau sehen, an welcher Stelle sie an der Kante aufgekommen war.
Vermutlich war sie zu Boden gestürzt, als sie das Bewusstsein verloren hatte und hatte sich dabei den Kopf angeschlagen. Katie hatte ihr vielleicht zu Hilfe eilen wollen, doch dann war vermutlich auch sie bewusstlos zusammengebrochen.
John ließ sich auf den Boden sinken, zog Elizabeth in seine Arme und konnte im gleichen Augenblick die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Er gab dabei kein einziges Geräusch von sich, ließ Niemanden sehen, dass etwas in ihm zerbrochen war.
Etwas, das nicht wieder repariert werden konnte. Kein drittes Mal mehr.

Ich schnapp nach Luft und halt sie an,
ich weiß, wir tauchen nicht mehr auf.
Wir sind im Tiefenrausch gefangen
und die Luft geht uns bald aus.


"Colonel Sheppard, kommen Sie her! SCHNELL!" rief Beckett ihm plötzlich zu.
Behutsam legte er Elizabeth auf den Boden zurück, nicht ohne noch einmal ihre Wange mit seiner Hand zu streicheln. Danach lief er zurück zu Beckett.
"Was ist los?"
"Ich habe mich über die Flecken im Gesicht des Lieutenants gewundert und zwei Tests gemacht. Als ich mich ihm wieder zuwandte, da hat er mit den Augen geblinzelt. Er ist noch nicht tot. Sie müssen mir helfen, ihn wieder zu beatmen. Er bekommt kaum Luft."
Mit diesen Worten drückte er ihm eine Art Blasebalg in die Hand, während er selbst zum Tubus griff und ihn vorsichtig in die Mundöffnung von Lt. Shield einführte. Kaum hatte Beckett den Beutel an den Tubus angeschlossen und ein paar Mal zugedrückt, da kam Leben in den Körper des Lieutenants.
Er riss die Augen weit auf, verkrampfte die Hände um Sheppards Arm und versuchte gleichzeitig selbstständig zu atmen, was ihm aber wegen des Schlauches in seinem Hals nicht gelang.
Beckett sprach beruhigend auf ihn ein.
"Ganz ruhig, mein Junge. Ich werde den Tubus jetzt wieder entfernen. Auf drei atmen Sie ganz tief aus. Eins … zwei … drei."
Mit einer kraftvollen Bewegung zog er den Schlauch aus dem Hals von Lt. Brown. Dieser fing sofort an zu husten. Beckett und Sheppard halfen ihm dabei, sich leicht aufrecht an einen der Tische zu lehnen.
"Wie ist das möglich? Es sah doch so aus, als wäre er tot. Wie konnte er dieses Virus überleben?" flüsterte Sheppard leise.
"Ich weiß es auch nicht. Ich werde ihn gründlich untersuchen und dann hoffentlich mehr wissen."
Beckett griff an sein Funkgerät und rief Unterstützung, die ihm helfen sollte, Lt. Shield auf die Krankenstation zu bringen und ihn zu untersuchen.
"Bleiben Sie ruhig sitzen, Lieutenant. Wir sind gleich wieder da, Colonel, wir sehen noch nach den Anderen. Vielleicht sind sie auch noch am Leben."
Sheppard nickte und stand auf. Obwohl es sein größter Wunsch gewesen wäre, erinnerte er sich doch zu deutlich an die starren Augen von Katie und an all das Blut von Elizabeth. Beckett hatte gesagt, der Lieutenant hätte mit den Augen geblinzelt, aber die Beiden?
Nein, sie hatten sich nicht mehr bewegt. Und dafür konnte es nur einen Grund geben: sie waren tot!
Langsam folgte er Beckett und kniete sich dann erneut neben Katie Browns Körper. Er betrachtete ihr Gesicht.
Ein kurzes Lächeln stahl sich in seine Züge, als er daran dachte, wie Rodney ihm einmal vorgeschwärmt hatte, wie wunderschön sie doch war. Es hatte ihn eben richtig erwischt gehabt, aber ... irgendetwas irritierte ihn jetzt.
Als er vorhin bei ihr gewesen war, hatte es den Anschein gehabt, dass ihre Augen einen vorwurfsvollen Ausdruck gehabt hatten.
Und jetzt ist davon nichts mehr zu sehen. Merkwürdig!
"Colonel, ist alles in Ordnung? Stimmt etwas nicht?"
Carson wusste nicht genau was es war, aber der Colonel hatte auf ihn plötzlich einen sehr verunsicherten Eindruck gemacht. Dieser schüttelte mit dem Kopf.
"Ich weiß nicht recht, ich … ich weiß nicht genau warum, aber ich dachte, dass sie sich verändert hat. Vorhin, als ich bei ihr war, da hat sie …"
Weiter kam er nicht, denn plötzlich sah er, wie ein kurzes Rucken durch ihren Körper lief. Aber Beckett hatte es ebenfalls gesehen und wurde gleich wieder aktiv. Obwohl er vorher keinen Puls und keine Atmung festgestellt hatte, begann er augenblicklich mit Wiederbelebungsmaßnahmen.
Schon nach wenigen Augenblicken wurde auch Katies Körper von einem noch heftigeren Krampfanfall durchzogen, als es bei Lt. Shield der Fall gewesen war. Gleichzeitig fing sie ebenfalls an zu husten und schnappte nach Luft, was ihr von Sekunde zu Sekunde besser gelang.
Sheppard sah Beckett an und konnte auf seinem Gesicht die verschiedensten Emotionen erkennen: Anspannung, Überraschung, Verwunderung, aber auch die freudige Erkenntnis, dass ein weiteres Leben gerettet war.
Vielleicht … vielleicht war es dann auch möglich, dass Elizabeth noch lebte.
"Carson … was ist mit Elizabeth?"
Beckett nickte, stand auf und ließ sich neben ihr nieder. Vorsichtig drehte er ihren Kopf, um die Ursache der Blutspuren in ihrem Gesicht zu finden. Er fand die Stelle, an der sie an der Tischkante aufgeschlagen war.
Seine Stimme war sehr leise, als er ihren Kopf vorsichtig wieder ablegte und sagte: "Tut mir Leid, Colonel. Es sieht nicht so aus, als ob ich ihr noch helfen könnte. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie noch am Leben ist."
"Nein, bitte nicht", flehte John ebenso leise. "Bitte, Carson, versuchen Sie es wenigstens. Bei den Anderen hat es doch auch funktioniert."
John konnte sehen, wie Beckett mit sich rang.
Auf der einen Seite wusste er, dass es aussichtslos war, andererseits hatte er aber kurz zuvor zwei schon Totgeglaubte ins Leben zurückgeholt. Warum sollte es nicht auch noch ein drittes Mal funktionieren?
Verdammt noch mal, Elizabeth ist immerhin deine Freundin! Versuch es wenigstens. Das bist du ihr schuldig!, rief er sich innerlich zu.
Entschlossen begann er mit einer Herz-Rhythmus-Massage.
"Hören Sie, John, sollte ich es wirklich schaffen, sie wiederzubeleben, müssen Sie die Blutung an ihrem Kopf stillen, falls sie wieder anfangen sollte. Ich will besser nichts riskieren."
In diesem Augenblick erkannte John auch schon, was genau Carson gemeint hatte. Denn gerade begann erneut Blut aus der offenen Wunde zu fließen.
Aber es war auch ein Zeichen. Für ihn DAS Zeichen, auf das er gewartet hatte.
Das Zeichen, dass Elizabeth noch am Leben war!
Beckett hatte es geschafft, dass sie wieder selbstständig atmete. Schwach, aber für ihn ausrechend. Er sah zu Sheppard, dem es ebenfalls gelungen war, die Blutung mit einer improvisierten Druckmanschette zu stoppen. John sah auf und nickte ihm zu, in der Hoffnung, dass es jetzt passte.
Beiden war soeben etwas gelungen, was bisher noch keiner geschafft hatte. Sie hatten Gott gespielt und drei Menschen erneut das Leben geschenkt.
Die Unterstützung, die Beckett gerufen hatte, hatte Lt. Shield bereits versorgt und in einen eingerichteten Quarantänebereich der Krankenstation gebracht.
Jetzt waren sie wieder da und John und Beckett sahen ihnen dabei zu, wie sie Katie und Elizabeth ebenfalls abtransportierten.
Die schwerste Aufgabe aber lag noch vor ihnen. Die Aufgabe, die sie ursprünglich hierher geführt hatte: sie mussten die Leichen ihrer Freunde bergen.
Ihnen wurde schmerzlich bewusst, dass sie zwar Leben gerettet, aber gleichzeitig auch mehrere gute Freunde verloren hatten, denn die Reanimationen hatten bei den anderen nichts bewirkt.
"Wir können nicht immer gewinnen." sagte Beckett leise, als er den traurigen Ausdruck in Sheppards Gesicht sah, als dieser auf die Leiche von McKay blickte.
Dieser nickte nur.
Natürlich wusste er, dass es jederzeit möglich war, auf einem anderen Planeten zu sterben. Ihm selbst wäre das schon fast ein paar Mal passiert.
Aber das hier war Atlantis. Die Stadt, die Jahrtausende überlebt hatte.
Mit einem letzten Blick auf die Toten, die gleichzeitig seine Freunde gewesen waren, wandte er sich um und verließ die Cafeteria. Hier konnte er nicht mehr helfen.
Aber es gab einen Ort in Atlantis, dieser rieseigen Stadt, an dem er jetzt sein musste.

***

Schon bevor er die Krankenstation erreicht hatte, hatte er die Aufregung der Leute gespürt, die ihm entgegengekommen waren. Überall war ein leises Flüstern zu hören gewesen. Als er den Durchgang erreichte, verstand er auch warum.
Am Rande des Raumes lagen, abgegrenzt in einem Quarantänebereich, die drei Überlebenden. John konnte unschwer erkennen, dass es ihnen unangenehm war, von jedem angestarrt zu werden. In der Hoffnung, irgendwo Beckett zu finden und ihn auf diesen Umstand hinzuweisen, trat er durch die Tür und alle Blicke richteten sich sofort auf ihn.
Doch John war es gewohnt und somit setzte er seine Schritte fort, bis er Beckett im hinteren Teil des Raumes an einem Mikroskop stehen sah.
"Wie geht es ihnen?"
Carson sah erschrocken auf. Er hatte ihn nicht kommen hören.
"Ich will zwar nicht unbedingt übertreiben, aber so wie es jetzt aussieht, sind sie wieder vollkommen gesund. Es findet sich kein einziger Hinweis mehr auf das Virus. Allerdings auch nichts, was auf irgendeine Art von Antikörper schließen lässt."
Sheppard atmete erleichtert aus und drehte sich um. Lt. Benjamin Shield und Dr. Katie Brown saßen aufrecht in ihren Betten und unterhielten sich mit zwei Krankenpflegern, die Daten von ihnen sammeln sollten. Sein Blick glitt über sie hinweg und auf das letzte Bett in der Reihe, welches noch etwas weiter abseits stand.
Da lag sie.
Ihre Augen waren geschlossen und von ihrem Kopf und Körper führten mehrere Kabel zu den Maschinen, welche leise vor sich hin piepten. Er verharrte einige Sekunden in dieser Sicht, doch dann stutzte er.
Warum zum Teufel hing sie an einem Beatmungsgerät?
"Carson, was ist mit Elizabeth?" fragte er den Arzt erschrocken.
Dieser sah ihn mit einer Mischung aus Unverständnis, aber auch Mitleid an.
"Sie … sie liegt im Koma", war seine Antwort, die Sheppard so vorkam, als hätte soeben jemand einen eiskalten Bottich mit Wasser über ihm ausgekippt, ohne ihn dabei vorzuwarnen.
"Wieso? Sie sagten doch gerade, dass es ihr gut geht und sie wieder gesund ist." Er verstand die Welt nicht mehr.
"Das stimmt ja auch. Jedenfalls in Bezug auf das Virus. Aber Colonel, Sie haben doch ihre Kopfverletzung gesehen. Sie hat auf jeden Fall eine starke Gehirnerschütterung und ist noch nicht wieder aufgewacht. Wir haben gerade ein paar Aufnahmen von ihrem Gehirn gemacht, um zu sehen, ob dort irgendetwas Auffälliges ist, was daran Schuld sein könnte. Auf die Ergebnisse warte ich noch."
"Und wenn Sie etwas finden?"
"Dann können wir es vielleicht beheben. Aber Colonel, ich muss Ihnen gleich sagen, selbst wenn wir etwas finden sollten und es beheben können, ist noch nicht gesagt, dass Elizabeth wieder aufwachen wird. Das weiß nur Gott allein."
John nickte, um zu signalisieren, dass er Beckett verstanden hatte.
Natürlich hatte er die Kopfverletzung gesehen; natürlich war es mit Sicherheit ein schmerzhafter Sturz gewesen.
Aber Koma?
Das klang doch fast schon wie ihr endgültiges Todesurteil, woran vielleicht auch die Tonart schuld war, mit der Beckett ihm die erschreckende Nachricht mitgeteilt hatte.

***

Zwei Tage waren seit dem Tod ihrer Freunde vergangen.
Die Autopsien, die gemacht worden waren, waren sehr aufschlussreich gewesen. Dr. Greeves hatte herausgefunden, dass das Virus die Antikergene in den Blutbahnen angegriffen und mit ihnen dann eine toxische Substanz produziert hatte, welche die Muskelbewegungen des Körpers nach und nach lahmgelegt und den Erstickungstod verursacht hatte.
Die Flecken im Gesicht der Überlebenden stammten daher, dass die Viren sich mit nichts hatten verbinden können, da bei ihnen keine Antikergene vorhanden waren, und so hatten sie sich schließlich in den Stirn- und Nasennebenhöhlen angesiedelt und abgelagert.
Das tragische an der Sache war, dass weder Lt. Nelson noch Dr. Newman Träger des Antikergens gewesen waren. Sie hätten die Krankheit ebenfalls überlebt.
Von den übrigen Patienten ging keine Ansteckungsgefahr für andere mehr aus. Beckett hatte ihr Blut noch mehrere Male auf Rückstände untersucht, das Ergebnis war jedoch immer negativ ausgefallen.
Lt. Shield war bereits wieder im Dienst und auch wenn Katie noch etwas Ruhe hätte gebrauchen können, bestand sie doch darauf, ebenfalls wieder zu arbeiten. Auf diese Weise wurde sie wenigstens von dem Verlust, den der Tod von Rodney für sie bedeutete, abgelenkt.
Einzig Dr. Elizabeth Weir lag noch auf der Krankenstation. Sie war in einen anderen Teil verlegt worden, in einen Teil, in dem sie mehr Ruhe hatte.
Doch auch das hatte an ihrem Zustand nichts geändert. Die Untersuchungsergebnisse hatten keinerlei Schäden an ihrem Gehirn erkennen lassen, doch sie reagierte nicht auf Stimmen oder jegliche andere Art von Reizen.
Sheppard hatte am ersten Tag noch gezögert zu ihr zu gehen. Zu sehr schmerzte ihn die Erkenntnis, dass er nichts für sie tun konnte, doch dann erinnerte er sich an ihr Gespräch in der Cafeteria, als sie sich voneinander verabschiedet hatten.

***

2 Stunden vor der Deadline

Er sah sie an und wusste, was kommen würde. Ihre letzten Worte hallten noch in seinen Ohren nach, als sie sich von Ronon löste, einen Schritt auf ihn zuging und ihn schließlich umarmte.
Trotz des Anzuges spürte er ihre Körperwärme. Er schloss die Augen, als er ebenfalls seine Arme um Elizabeth legte und sie an sich zog. Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, aber gleichzeitig ohne ihr weh zu tun, hielt er sie fest. Ihm war es in diesem Augenblick egal, was die Anderen dazu sagen würden. Sheppard spürte, wie sie sich von ihm lösen wollte, aber er konnte sie noch nicht loslassen.
Noch nicht!
So standen sie etwa noch eine Minute da, bevor er seine Hände von ihrem Rücken löste und sie losließ. Die Reaktion, die dann folgte, hatte er allerdings nicht erwartet. Sie griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich von den Anderen fort. Offenbar wollte sie allein mit ihm reden.
Für einen Augenblick sah es so aus, als wollte sie einen Rückzieher machen, als sie nun vor ihm stand und in seine Augen blickte, doch dann überwand sie sich und sagte:
"John, ich weiß, dass, was wir getan haben, war nicht unbedingt richtig, wenn man bedenkt, wo und wer wir sind, aber …"
Sie schüttelte energisch mit dem Kopf, als Sheppard versuchte, einen Einwand vorzubringen.
"Nein, bitte John, lass mich ausreden. Das, was wir getan haben, war nicht bedeutungslos für mich, so falsch es vielleicht auch gewesen sein mag. Ich bereue es in keinster Weise, auch wenn es für dich mit Sicherheit wieder nur eine einmalige Sache war. Du hast ja selbst gesagt, du kannst mit Niemandem zusammen sein, da die andere Frau immer zwischen euch stehen würde. Aber wie du gesehen hast, bin ich bereit gewesen, dieses Risiko einzugehen, auch nach allem, was bisher zwischen uns schon gewesen ist. Ich liebe dich doch einfach zu sehr dafür, als dass ich nie wieder mit dir reden oder dir für immer aus dem Weg gehen könnte."
Ihre Stimme brach.

Es war nicht immer nur leicht,
es war nicht immer nur schön.
Es war nicht immer so einfach,
nur das Gute zu sehn.


John wusste, was Elizabeth meinte. Immer wieder war es zu Auseinandersetzungen zwischen ihnen gekommen und immer wieder hatte er Anweisungen von ihr missachtet oder in Frage gestellt. Doch er erinnerte sich auch daran, dass er fast jedes Mal einen Weg gefunden hatte, sich ihr wieder anzunähern und ihr Vertrauen zurückzugewinnen.

Wir haben uns so oft belogen,
wir haben es so oft versucht.
Und wenn du dich mal verlor'n hast,
dann hab ich dich gesucht.


Sie hatte ihn angesehen und eine Träne lief ihre Wange hinunter. Ihr Inneres war vollkommen durcheinander geraten. Sie war froh darüber, dass sie es John gesagt hatte. Es war ja eigentlich nie ihre Art gewesen, so impulsiv zu handeln, aber in diesem Moment konnte sie einfach nicht anders. Es war einfach aus ihr herausgebrochen, doch nun war es für ein Happy-End leider zu spät.
Ich hätte dir noch so viel sagen wollen, doch ich weiß, dass unsere Zeit dafür einfach nicht mehr ausreicht, dachte sie, während sie in Johns Augen blickte.

Weist du eigentlich, was du bist für mich?
Alles andre als normal und jederzeit royal loyal.
Du bist mein Fundament, keiner der mich so gut kennt.
Keiner der mich sieht wie du; Old Shatterhand und ich Winnetou.


Mit einer sanften Bewegung fing John die Träne auf und wischte sie weg, doch seine Hand hatte ihr Gesicht dabei nicht mehr losgelassen. Alles in seinem Inneren jubelte. Sie hatte ihm gerade eine Liebeserklärung gemacht. Die Frau, von der er gedacht hatte, dass sie ihn nicht gut genug kennen würde, um jemals etwas mit ihm anzufangen. Und dabei liebte sie ihn ebenso sehr, wie er sie liebte.
"Weißt du eigentlich, was du mir mit deinen Worten gerade angetan hast?", fragte John und blickte sie lächelnd an. Elizabeth runzelte leicht ihre Stirn und schüttelte dann mit dem Kopf.
"Du hast mich zum glücklichsten Mann auf der Welt gemacht. Die Frau, von der ich dir erzählt habe, die bist du. Du bist es, der ich nie sagen konnte, dass du mehr als eine Freundin für mich bist. Du warst so unerreichbar, so zart und verletzlich, dass ich dachte, ich hab nie eine Chance bei dir. Ich würde dir so gern sagen, was du mir wirklich bedeutest, aber … aber ich kann … einfach keine Worte dafür finden."
Und nach einer kurzen Pause fügte er leise hinzu: "Dabei liebe ich dich doch auch."

Weist du eigentlich, was du tust für mich?
Wenn du meine Lasten trägst und dich mit meinen Feinden schlägst.
Ich vertrau dir mehr als mir und ich liebe dich dafür,
dass du bist wie du bist, dass du niemals vergisst,
was das Wichtigste ist: wir beide.


Ein kurzes Strahlen ging über ihr Gesicht, doch seinem Blick entging nicht, dass ihre Augen von einem Moment auf den anderen dunkler wurden, so, als hätte sich ein bedrohlicher Schatten darüber gelegt.
Sein Lächeln, mit dem er sie seit ihrem Ausbruch angesehen hatte, erstarrte. Ihm wurde bewusst, dass es trotz ihrer Liebe vorbei war und sie nie zusammen glücklich werden konnten. Als John sie erneut in seine Arme zog, wussten beide, dass es das letzte Mal sein würde, dass sie sich so nah waren, dass ihre Lippen nie wieder aufeinander treffen würden.
Weil sie sterben würde!

***

3 Tage nach der Deadline

Er saß an ihrem Bett, als Beckett den Raum betrat um nach seiner Patientin zu sehen.
"Gibt es irgendeine Veränderung?", fragte er Sheppard, um ihn aus den trüben Gedanken zu reißen, die ihn für jeden deutlich sichtbar umgaben.
"Nein, alles wie immer. Status Quo."
Beckett sah ihn genauer an. Seit 24 Stunden war John nun hier, wobei er die Unterbrechungen, in denen er kurz in seinem Quartier verschwunden war, nicht mitgezählt hatte und das sah man ihm auch an. Tiefe Ringe unter den Augen und der beginnende Bartansatz hatten in den letzten Tagen sein Erscheinungsbild erschreckend verändert. Beckett fragte sich, wie lange er das wohl noch durchhalten würde.
"Colonel, wollen Sie nicht mal eine Stunde schlafen? Ich würde so lange hier bleiben und Sie bei der kleinsten Veränderung rufen lassen. Sie tun sich, Dr. Weir und mir keinen Gefallen, wenn Sie auch noch zusammenbrechen."
"Ich kann sie nicht alleine lassen, Carson. Ich will hier sein, wenn sie aufwacht. Ich hatte versprochen auf sie aufzupassen und das konnte ich schon nicht. Wenn ich jetzt gehe und … sie sollte… Das könnte ich ihr nicht schon wieder antun."
Alles in ihm sträubte sich dagegen, ihn so hier zu lassen, aber Beckett wusste, wie sehr John Elizabeth geliebt hatte. Als er sah, wie sich Sheppard vorbeugte, nach ihrer Hand griff und leise mit ihr zu sprechen begann, zog er sich zurück.

***

"Hey, es wird langsam Zeit, dass du wieder aufwachst. Caldwell hat sich in deinem Büro nämlich schon fast häuslich eingerichtet. Ich bin übrigens heute Morgen an deinem Quartier vorbeigekommen. Nimm es mir bitte nicht übel, aber ich bin reingegangen und hab mich etwas umgesehen. Ich hab das Bild von dir und deinem Vater gesehen. Du warst ja damals schon richtig süß. Er wäre bestimmt stolz auf dich, wenn er sehen könnte, was aus dir geworden ist. Genauso stolz wie ich."
John lächelte kurz, bevor Verzweiflung von ihm Besitz ergriff und er die nächsten Worte fast heraus schrie: "Verdammt, jetzt mach schon die Augen auf und rede mit mir."
Die nächsten Worte waren kaum zu verstehen, so leise war seine Stimme nun wieder geworden: "Du fehlst mir doch so sehr!"
Seine Gedanken überschlugen sich.

Dieser Tag hat keinen Namen,
diese Nacht hat kein Gesicht.
Dieses Leben macht kein Sinn mehr,
denn ich schaff's nicht ohne dich.


Wie soll es nur weitergehen, wenn du wirklich nie wieder aufwachen solltest? Was soll ich denn dann nur machen? Du bist doch alles für mich, was wirklich wichtig ist! Ohne dich kann ich doch nicht mehr weitermachen.

Du warst das Größte an mir,
du warst das Beste am Leben.
Du warst das gute Gefühl,
für das es sich lohnt zu leben.


Als Dr. Beckett nach einer Stunde wieder nach ihnen sah, fand er Colonel Sheppard schlafend auf dem Stuhl, seine Hand war aber noch immer mit der von Elizabeth verschlungen. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte er sich sicherlich über den Anblick geschmunzelt.
Aber so?
Leise nahm er eine Decke aus einem der Regale und breitete sie vorsichtig über John aus, um ihn nicht zu wecken.

***

Sie ging die Steigung immer weiter hinauf. Sie wollte ja schließlich sehen, woher das Licht kam, das sie vorhin so sehr geblendet hatte. Je näher sie ihrem Ziel allerdings kam, desto schwerer kam ihr ihr eigener Körper vor. Es fühlte sich fast so an, als wollte eine unsichtbare Kraft sie daran hindern, den Gipfel zu erreichen. Doch sie ließ sich nicht davon abhalten und lief weiter.
Eine leichte Brise kam auf, fuhr durch ihr Haar, streichelte sanft ihr Gesicht und verschaffte ihr etwas Kühlung, als sie schließlich die Felsmauer, die ihr die Sicht versperrt hatte, überwand. Staunend sah sie sich um.
Vor ihr lag nicht etwa ein Abhang, wie sie es vermutet hatte, sondern sie stand am Rande einer riesigen grünen Wiese, auf der in einiger Entfernung mehrere Tiere standen. Allerdings konnte sie aus dieser Entfernung nicht genau feststellen, um welche Art von Vierbeinern es sich handelte. Eines von ihnen löste sich aus der Gruppe und kam langsam auf sie zu.
Es war ein wunderschöner fuchsfarbener Hengst mit weißen Fesseln und einer wallenden Mähne. Als er direkt vor ihr stand, hob sie ihre Hand und streichelte behutsam seine Nüstern.
"Du bist ja ein wunderschönes Tier. Zu wem gehörst du denn? Ist das deine Herde dort hinten?"
Der Hengst hatte bei ihren ersten Worten die Ohren gespitzt und sah sie nun aufmerksam an. Plötzlich begann er mit einem seiner Vorderhufe zu scharren und als er fertig war, konnte sie zwei Wörter lesen, die am Boden standen.
"STEIG AUF"
Überrascht blickte sie den Hengst an. Konnte es wirklich möglich sein, dass er sie verstanden hatte?
Am anderen Ende der Wiese blitzte erneut das Licht auf, welches sie vorhin gesehen hatte, so dass sie nicht weiter darüber nachdachte. Es war so wunderbar warm gewesen und sie hatte sich so sicher darin gefühlt.
Entschlossen nickte sie und griff nach den Zügeln, die um den Hals des Pferdes hingen, als sie mitten in der Bewegung innehielt.
Hatte da nicht gerade jemand ihren Namen gerufen?
Sie lauschte einen weiteren Moment, konnte aber nichts mehr hören. Sie drehte den Steigbügel des Sattels zu sich und stellte ihren linken Fuß hinein, als erneut das Flüstern ertönte, diesmal aber wesentlich lauter:
"Elizabeth, komm zurück!"
Von einem Moment auf den anderen war sie sich nicht mehr sicher, was sie tun sollte. Sie nahm ihren Fuß aus dem Steigbügel, behielt die Zügel aber weiterhin noch in der Hand.
"Was soll das denn bloß? Kannst du mir nicht sagen, was ich tun soll?"
Fragend sah sie den Hengst an, der sich nach einem kurzen Augenblick schnaubend schüttelte.
Ein böiger Wind kam auf und sie schlang fröstelnd ihre Arme um sich. Langsam aber sicher wurde es hier oben ungemütlich. Das Pferd sah sie noch einen kurzen Moment an, bevor es sich von ihr abwandte und mit einem lauten Wiehern zu seiner Herde zurückkehrte.
Das Licht, welches am Anfang noch so hell gestrahlt hatte, verblasste merklich und verschwand schließlich ganz.
Der Entschluss schien ihr abgenommen worden zu sein. Sie würde umkehren und den Berg wieder verlassen!
Langsam machte sie sich an den Abstieg.

***

Dunkelheit hatte sich über Atlantis gelegt. Es war die letzte Nacht, bevor sie ihre Freunde für immer aus der Stadt verbannen und auf dem Festland zur ewigen Ruhe betten würden. Nicht viele hatten Schlaf gefunden.
So kam es auch, dass Ronon im Gewächshaus, welches er erst vor Kurzem auf einem seiner nächtlichen Streifzüge entdeckt hatte, auf Katie Brown traf, die damit beschäftigt war, einige Ableger einer neuen Pflanzenart mit Wasser zu besprühen.
"Dr. Brown, was machen Sie denn hier?"
Katie sah zu ihm auf. Ihre Augen waren trüb und sie sah müde aus.
"Ich schätze mal, das Gleiche wie Sie. Ich versuche, mich abzulenken und nicht an morgen zu denken."
Ronon wusste, was sie meinte. Auch in seinem Herzen fühlte er Traurigkeit, etwas, womit er nicht wirklich umgehen konnte und welche ihn verwirrte. Deswegen war er auch hier.
Hier hatte er immer gelebt, umgeben von reiner Natur, und sich mit seinen Problemen auseinandersetzen können.
"Werden Sie morgen etwas zum Abschied sagen?", hörte er ihre leise Stimme.
"Nein. Colonel Sheppard wollte etwas sagen, falls er kommt. Teyla hat auch etwas vorbereitet. Ich kannte die Anderen noch nicht so gut, als dass ich etwas Passendes über sie erzählen könnte."
Dr. Brown sah ihn verständnislos an.
"Das verstehe ich nicht. Sie haben seit fast zwei Jahren mit Rodney in einem Team zusammengearbeitet und haben auch mit Major Cartwrigth, Major Lorne und Lt. Nelson trainiert. Dabei haben Sie sie doch sicher auch etwas kennengelernt."
Das stimmte.
Ronon war erstaunt darüber, wie viel sie doch von allem mitbekam. Er hatte sie immer nur für eine kleine Laborratte gehalten, die sich nur mit ihren Pflanzen beschäftigte. Und hatte sie damit definitiv unterschätzt.
"Wie sieht es mit Ihnen aus?", fragte er, um einer möglichen Antwort zu entgehen.
"Ich gehe nicht hin."
Die Antwort kam schnell. Zu schnell für Ronons Geschmack.
"Tun Sie das nicht, Dr. Brown. Sie werden es bedauern, sich nicht richtig verabschiedet zu haben. Glauben Sie mir bitte, ich habe es schon zu oft erlebt. Während meiner Zeit als Runner hatte ich kaum Freunde. Als mich die Nachricht erreichte, dass eine Freundin von mir im Sterben lag, habe ich beschlossen, nicht hinzugehen und Lebewohl zu sagen. Ich wollte sie nicht in Gefahr bringen. Im Nachhinein ist mir dann eingefallen, dass die Wraith ihr doch nichts mehr hätten antun können. Ich habe es immer bedauert, mich nicht richtig von ihr verabschiedet zu haben."
Katie sah ihn interessiert an. Sie war überrascht, wie sehr sich der doch sonst so verschlossene Ronon Dex öffnete.
"Ich bitte Sie darum. Gehen Sie morgen mit und verabschieden Sie sich ein letztes Mal. Ansonsten werden Sie es ihr Leben lang mit sich herumtragen und kommen nicht über seinen Verlust hinweg."
Aha. Da war sie also.
Die versteckte Anspielung, dass er genau wusste, wie sehr es ihr widerstrebte, Dr. Rodney McKay für immer aus ihrem Leben zu verabschieden.
Sie wusste, dass Ronon Recht hatte, aber alles in ihr sträubte sich dagegen, seinen Worten zuzustimmen. Rodney war doch etwas Besonderes für sie gewesen. Allerdings wusste Katie auch, dass er tot und damit definitiv niemals zurückkehren konnte.
Sie nickte, als sie leise sagte: "OK, ich werde es tun. Ich werde hingehen und mich von ihm verabschieden."
Ihre Augen suchten die von Ronon, als sie hinzufügte: "Aber ich schaff das nicht allein."
Sie war kaum zu hören gewesen, dennoch hatte Ronon die Bitte verstanden, die Katie an ihn gerichtet hatte. Er nickte ihr zu.
"Ich werde da sein und Ihnen helfen. Ich verspreche es."
Und als sie hörbar ausgeatmet hatte, fügte er hinzu: "Und jetzt gehen Sie schlafen. Wir haben morgen einen langen Tag vor uns!"
Er erhob sich von der Steinplatte, auf der sie sich niedergelassen hatten und streckte ihr seine Hand entgegen, um ihr ebenfalls aufzuhelfen.
"Ja, ich weiß."
Sie ergriff seine Hand und zog sich daran nach oben.
Gemeinsam verließen sie das Gewächshaus.

***

Etwas hatte seine Hand gestreift und ihn dadurch geweckt, doch er konnte nicht genau definieren, was es gewesen war. Verschlafen sah er sich in dem Raum um, doch außer ihm und Elizabeth war niemand zu sehen.
Vielleicht hab ich mir das Ganze auch nur eingebildet.
Sein Blick glitt über ihre Arme, ihren Körper, streifte ihr Gesicht. Er sah ihre halb geöffneten Augen, hörte ihr leises gleichmäßiges Atmen und das rhythmische Piepen der Monitore. Konnte es denn wirklich sein, dass sie …
WAS?
Für einen kleinen Augenblick dachte er, dass er sich geirrt hatte, aber es stimmte wirklich. Ihre Augen hatten sich geöffnet und sie sah ihn an. Sah ihn mit ihren wunderschönen Augen an, in denen er sich schon so oft verloren hatte und lächelte ihm kurz zu.
"Hey, da bist du ja wieder. Ich dachte schon, du wolltest gar nicht mehr zurückkommen." Mit einer schnellen Handbewegung griff er nach der Klingel, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. Es dauerte gar nicht lange, ehe Carson das Zimmer betrat und die Veränderung des Zustandes seiner Patientin sofort bemerkte.
"Elizabeth!"
Ihm war die Überraschung über ihr Erwachen deutlich anzusehen. Dennoch begann er gleich mit einigen Untersuchungen, während Sheppard ihm berichtete. Immer wieder schüttelte Beckett dabei mit dem Kopf.
"Wie ist das nur möglich?"
"Wie meinen Sie das, Doc?"
Sheppard war der erstaunte Klang in seiner Stimme aufgefallen.
Beckett signalisierte John, ihm zu einem der Monitore zu folgen. Mit leiser Stimme begann er zu sprechen.
"Wir haben gerade die letzten Aufnahmen von ihrem Gehirn ausgewertet. Es haben sich deutliche Verschattungen der benutzten Hirnregionen gezeigt. Auch das Seh und Sprachzentrum sind davon betroffen. Sie hätte sie nie ansehen können."
"Genau das hat sie aber getan. Vielleicht sind ihre Tests falsch. Außerdem, was spielt das für eine Rolle? Elizabeth ist am Leben und nur darauf kommt es an!"
Carson sah zu Dr. Weir hinüber. Auch wenn er John Recht geben musste, blieb es für ihn doch unverständlich.
Sie war und blieb für ihn ein medizinisches Rätsel, denn obwohl sie im Koma gelegen hatte und noch Medikamente erhielt, erholte sie sich innerhalb weniger Stunden fast völlig.
Aber was ihn am meisten verwunderte, war ihre Kopfwunde. Sie war fast völlig verheilt und das war nach seinen medizinischen Kenntnissen theoretisch und praktisch vollkommen unmöglich.
Er hatte ihr und den Anderen jedoch eine weitere Blutprobe abgenommen, um noch einige Tests zu machen Nun wartete er nur noch auf die Resultate.

***

"Wo willst du hin?"
"Ich muss zu den Jumpern. Heute ist die Beerdigung. Wir fliegen sie auf's Festland."
Elizabeth richtete sich auf und schlug die Decke beiseite.
"Ich möchte mitkommen."
John jedoch schüttelte den Kopf und hielt ihre Beine fest, bevor sie diese aus dem Bett heben konnte.
"Nein, du bleibst hier. Beckett hat gesagt, du musst dich erholen und darfst dich nicht anstrengen."
Enttäuscht und vorwurfsvoll sah sie ihn an und sagte mit leiser Stimme: "Das hast nicht du zu entscheiden, John. Und Beckett ebenso wenig. Sie waren immerhin auch meine Freunde. Selbst diejenigen, die ich nicht so gut gekannt habe, verdienen es, dass die Expeditionsleiterin ihnen die letzte Ehre erweist. Die bin im Übrigen immer noch ich! Selbst Carson wird mir hier nicht widersprechen können."
"Nein, dass kann und das werde ich auch nicht tun. Ich werde aber darauf bestehen, dass Sie sich auch während der Zeremonie ausruhen und ihre Medikamente weiter bekommen."
Beckett konnte sehen, wie Dr. Weir darüber nachdachte und schließlich verstand, worauf er hinaus wollte: sie würde im Rollstuhl sitzen bleiben, wenn sie an der Beerdigung teilnehmen wollte, damit eine ständige Versorgung durch eine Infusion gewährleistet war, die sie trotz Besserung noch mindestens drei Tage behalten würde.
Sie nickte ihm zu und erklärte sich ohne Protest damit einverstanden, denn was war das schon im Vergleich zu den verlorenen Leben, die sie zu beklagen hatten?

***

Sie waren alle gekommen. Fast ausnahmslos. Alle außer denjenigen, die diese Art von Dienst hatten, auf den man nicht verzichten konnte. Man hatte mit allen zwölf Puddle Jumpern zweimal fliegen müssen, um auch die Särge transportieren zu können. Sie wurden alle nach Militärtradition verabschiedet.
Ein Sarg nach dem Anderen wurde von den Jumpern auf den Schultern der Soldaten zu seinem Platz im Boden getragen und vorsichtig abgelassen.
Die Nationalhymnen wurden gespielt, als es zu regnen begann. Später, wenn die Atlantis-Mission beendet oder etwas anderes beschlossen wurde, erst dann würden die Särge auf die Erde transportiert und den Familien ihrer Freunde übergeben werden.
Sheppard hatte den letzten Jumper geflogen. Es sollte sein Abschiedsgeschenk an sie werden. Das hatte er sich nicht nehmen lassen. Er hatte jeden von ihnen gemocht, waren sie auf Atlantis doch zu einem Teil seines Lebens geworden.
Als er landete, blinzelte er die Träne weg, die in seinem Auge aufgestiegen war. Er trat auf die Trauergesellschaft zu und stellte sich neben sie.
John schluckte, als die kanadische Hymne begann.
Doch was er in diesem Moment noch deutlicher spürte als den Schmerz, der in ihm aufstieg, dass war die Hand, die sich in seine schob.
Sie war kalt. Und gleichzeitig war es die schönste Kälte, die für ihn existierte, denn sie sagte ihm unmissverständlich das Eine: sie war am Leben!

***

Der Regen fiel unaufhörlich, aber sacht vom Himmel. Die Tropfen vermischten sich mit hunderten von leise geweinten Tränen, die bereits zu Boden gefallen waren. Es sah wirklich so aus, als ob die Natur ihre Trauer teilte und mit ihnen weinte, denn eigentlich herrschte auf Atlantica zu dieser Jahreszeit wunderschönes Wetter.
Die Ansprachen waren vorbei.
Colonel Caldwell, Teyla und Dr. Zelenka hatten es mit den wenigen Worten, die sie gesagt hatten, geschafft, den Charakter und die Lebensweise der Verstorbenen zu beschreiben und ihnen für die gute Arbeit gedankt, die sie während ihrer Zeit auf Atlantis geleistet hatten.
Während die erste Nationalhymne gespielt wurde, hatte Elizabeth ihre Hand nach der von Sheppard ausgestreckt. Sie hatte ihm angesehen, wie schwer ihm der Abschied von Rodney McKay fiel, hatten beide doch mehr als drei Jahre als ein Team zusammengearbeitet. Diese Zeit hatte Spuren hinterlassen, hatte sie zu Freunden werden lassen, auch wenn beide das niemals zugegeben hätten.
John war mehr als dankbar für diese kleine Geste gewesen, die ihm soviel bedeutete. Er würde diesen verdammten, selbstarroganten und selbstverliebten Wissenschaftler wirklich vermissen. Ebenso wie Major Lorne, den er immerhin zu seinem Stellvertreter ernannt hatte.

*** Doch nicht nur diese Beiden hielten nur mit der Unterstützung des Anderen durch. Als der Sarg von Rodney an Katie Brown vorbeigetragen wurde, wusste sie nicht mehr, was sie tun sollte. Es würde schwer sein, dass hatte Ronon ihr gesagt, aber sie hatte nicht gedacht, dass es so schlimm sein würde. Ein Gedanke, eine Frage für Rodney, schoss ihr durch den Kopf, den sie einfach nicht mehr los wurde.

Wen soll ich suchen, was soll ich finden,
wer von euch hält mich ab?
Wen soll ich suchen, wenn soll ich lieben,
wenn ich dich nicht hab?


Und in dem Moment, in dem ihre Beine den Dienst versagten, stützten sie von hinten zwei Arme und hielten ihren drohenden Sturz ab. Wie versprochen war Ronon Dex während der ganzen Zeremonie in ihrer Nähe geblieben und hatte ihr im richtigen Augenblick die versprochene Hilfe gewährt. Während sie noch so dastanden, wurde der Sarg endgültig in den Boden abgelassen.
Die Trauergäste warfen nacheinander Erdbröckchen in die sechs Gräber, nachdem auch die übrigen Särge in den Boden hinabgelassen worden waren und machten sich anschließend mit ihren Piloten auf den Weg zurück zu den Jumpern.
Nur eine kleine Gruppe blieb noch. Sie würde den letzten Jumper nehmen, denn Teyla hatte sich bereit erklärt, die Kreiszeremonie in veränderter Weise auch für ihre gefallenen Kameraden abzuhalten.
Carson beobachtete interessiert, wie sie sich von der Zeremonie für Charin unterschied, wenn auch nur an vereinzelten Punkten im Ablauf. Der Gesang, der kurz danach durch die Lüfte schwebte, war von solcher Klarheit und gleichzeitig doch so voller Trauer, dass es den Anderen die Sprache verschlug, aber es bedurfte danach auch keiner weiteren Worte mehr. Es war alles gesagt worden.
Nach dem Ende von Teylas Gesang sahen sie noch einmal kurz zu den Gräbern hinüber und gingen anschließend zum letzten Jumper zurück, um ebenfalls nach Atlantis zurückzukehren.
Die Athosianer hatten versprochen, für die Gräber zu sorgen und auch für jeden noch eine Art von Grabstein anzufertigen.

***

Die Tage danach vergingen, ebenso die Wochen und auch die Monate.
Das normale Leben war wieder in Atlantis eingekehrt. Wenn man das Leben dort jemals als normal bezeichnen konnte und doch war manches anders geworden.

Radek Zelenka war zum führenden Wissenschaftler aufgestiegen und er hatte sein Versprechen gegenüber Rodney eingelöst. In Berichten von großer Wichtigkeit war sein Name des Öfteren aufgetaucht, aber nicht, um ihn nur zu erwähnen, nein, denn Radek hatte wirklich auf Rodneys Arbeiten zurückgegriffen.
Er war nun einmal derjenige gewesen, der auf so ziemlich jedes Problem eine Antwort oder zumindest eine Theorie gehabt hatte.

Beckett hatte durch die Blutproben, die er den drei Überlebenden abgenommen hatte, ein Enzym gewinnen können, welches den körperlichen Heilungsverlauf immens beschleunigte. Das Ergebnis hatte auf der Erde eingeschlagen wie eine Bombe und es wurde gemunkelt, dass man ihn wohl für den Nobelpreis vorgesehen hatte, doch auf solche Gerüchte hatte er noch nie etwas gegeben.

Dr. Lee-Ang Chang wurde Rodneys Nachfolgerin in Colonel Sheppards Team. Sie war die logischste Wahl gewesen, zumindest sah es Sheppard so. Sie war neu in Atlantis, ein Ass auf ihrem Fachgebiet "multiple Architektur und Technik" und noch unvoreingenommen gegenüber sämtlichen Personen und ihren Verhaltensweisen.
Ebenso hatte Sheppard einen neuen Stellvertreter gefunden. Die Suche war schwierig gewesen, aber nach einem besonders heiklen Einsatz, den sie nur durch besonnenes Handeln hatten überstehen können, war seine Wahl ohne jeden Zweifel auf Lt. Benjamin Shield gefallen.

***

Es wäre Rodneys Geburtstag gewesen, als Elizabeth sich zusammen mit Katie, Kate, Teyla, Laura und Lee-Ann in der Cafeteria getroffen hatte, um noch ein Glas Wein zu trinken. Das war zu einem von den schöneren Ritualen geworden, die sie sich angewöhnt hatten.
Bei diesen Gelegenheiten konnten sie sich auch über Dinge unterhalten, die vor den Männern unangebracht gewesen wären.
"Ich möchte gern etwas bekannt geben", sagte Katie und erhob ihr Glas.
Die anderen Frauen sahen sie neugierig an.
"Wie ihr ja sicher alle gewusst habt, habe ich eine Menge für Rodney empfunden", begann sie leise, aber sicher. "Seit er tot ist, gab es keinen einzigen Tag, an dem ich nicht an ihn gedacht habe. Es gab aber auch Jemanden, der mir in dieser gesamten Zeit beigestanden hat. Dabei haben wir festgestellt, dass wir eine Menge Gemeinsamkeiten haben. Auch wenn es nicht unbedingt beabsichtigt gewesen ist; mit der Zeit habe ich mich in ihn verliebt!"
Nach einer kurzen Pause, in der ihre Freundinnen sie sprachlos angesehen hatten, fügte sie noch schnell hinzu: "Im Übrigen handelt es sich dabei um Ronon Dex. Den müsstet ihr ja eigentlich kennen."
Und als sie frech grinste, fingen die Anderen ebenfalls an mit Lachen und beglückwünschten Katie zu ihrer neuen Liebe, indem sie mit ihren Gläsern anstießen.
Es tut gut, sie wieder lachen zu sehen. Rodney wird sicher immer ein Teil ihres Lebens bleiben, aber sie ist über ihn und seinen Tod hinweg!
Laura lächelte. Heute war es also soweit. Dann war sie jetzt wohl an der Reihe, eine weitere Mitteilung zu machen.
"Wenn ich vielleicht auch noch etwas bekannt geben darf?"
Das Murmeln verschwand und ein allseitiges Nicken ließ sie fortfahren.
"Wie ihr ja wisst, spielen Carson und ich schon eine ganze Weile mit dem Gedanken, auf die Erde zurückzukehren. Jetzt hat sich aber etwas ergeben, was uns dazu bewogen hat, hier zu bleiben."
Gespannt wurde sie jetzt von ihren Freundinnen angesehen.
"Wir möchten gern", wandte sie sich an Elizabeth, "dass euer Kind einen Spielgefährten hat!"
Einen kleinen Augenblick dauerte es, bevor Elizabeth und auch die Übrigen begriffen, was genau Laura damit gemeint hatte.
"Mein Gott, du bist schwanger."
So schnell es ihre derzeitige Verfassung eben zuließ, sprang sie auf und umarmte Laura. Diese beugte sich anschließend zu dem niedlichen Babybauch hinunter, der sich deutlich sichtbar unter Elizabeths Pullover abzeichnete.
"Hast du gehört, du kleiner Wurm. Du bekommst bald Gesellschaft."
"Glaub mir, es hat dich genau verstanden. So gestrampelt hat es schon lange nicht mehr", teilte Elizabeth ihr mit.
Sie war glücklich, dass die Beiden bleiben würden. Es hätte ihr wirklich leid getan, wenn Laura und Carson weggegangen wären, aber nun würden sie bleiben und ebenfalls ein Kind in der sagenumwobenen Stadt Atlantis aufziehen.
Mitten in dieser Freudenrunde tauchten plötzlich John Sheppard und Ronon Dex auf.
"Was feiert ihr denn hier? Und vor allem: warum ohne uns?", fragte John in die Runde, ehe er zielstrebig auf seine Freundin zuging, ihren Bauch sanft streichelte und ihr einen zarten Kuss gab.
Es war schon lange kein Geheimnis mehr, dass sie zusammen waren. Spätestens, seit er sie in aller Öffentlichkeit geküsst hatte, als sie ihm mitteilte, dass sie schwanger war, war es allgemein bekannt geworden.
"Och, es ist eigentlich gar nichts. Uns wurde nur soeben mitgeteilt, dass sich die Einwohnerzahl wieder etwas erhöhen wird", erwiderte Elizabeth, als er ihr wieder genug Luft zum Atmen ließ.
Die beiden Männer sahen die sechs Frauen abwechselnd unverständlich an. Ronon, der sich mittlerweile neben Katie gesetzt hatte, stieß ihr liebevoll seinen Ellenbogen in die Seite.
"Na los, sag schon! Was habt ihr wieder für Geheimnisse?"
Mit sanfter Gewalt revanchierte sie sich bei ihm.
"Wir haben gar keine Geheimnisse", stellte sie sachlich fest. "Wir freuen uns nur darüber, dass Laura und Carson …"
Sie sah, wie Laura tief Luft holte und ihr mit den Augen signalisierte, nichts von ihrem Baby zu sagen.
"…sich überlegt haben, vielleicht doch noch hier zu bleiben!"
Sie lächelte ihr beruhigend zu. Es wäre ihr niemals eingefallen, die freudige Nachricht einer Anderen in die Welt hinaus zu posaunen.
"Wirklich? Das ist ja wunderbar. Warum hat Beckett davon bloß nichts gesagt. Er war heute sowieso ziemlich merkwürdig drauf. Das hat selbst Ronon festgestellt."
Sheppard sah den Hünen grinsend an. Der wiederum hob nur warnend eine Augenbraue. Er würde sich bei nächster Gelegenheit für diese kleine Spitze bei Sheppard "erkenntlich" zeigen.
"Was feiert ihr denn hier? Und vor allem: warum ohne mich?", schallte plötzlich eine Stimme von der Tür.
"Carson, schön dass du es doch noch geschafft hast."
Laura strahlte ihren Freund an.
Es war gar nicht so leicht gewesen, ihn zu dieser Beziehung zu überreden. Dabei hatte nicht nur sie die Signale versendet, auch von seiner Seite waren Anzeichen gekommen, dass er sich für sie interessierte.
Und nach einer viel zu langen Zeit, wie sie Beide im Nachhinein festgestellt hatten, waren ihre Kollegen aktiv geworden, um sie zu verkuppeln. Sie hatten sie einfach zusammen in einen der Aufzüge gesperrt und dort eine ganze Weile schmoren lassen, mit der Begründung, es gäbe technische Probleme.
In dieser Zeit waren sie sich näher gekommen, hatten viele Gemeinsamkeiten festgestellt und sich nach ihrer Befreiung zum Essen verabredet. Danach war Eines zum Anderen gekommen. Sie hatten sogar vorgehabt, in absehbarer Zeit zu heiraten, aber erst, nachdem sie wieder auf der Erde gewesen wären. Das schien nun allerdings noch warten zu müssen.
Nachdem auch Carson sich einen Stuhl herangezogen und sich gesetzt hatte, konnte er in die erwartungsvollen Gesichter seiner Freunde blicken, wissend, dass fünf davon die Wahrheit schon kannten. Er wusste, dass es nun an ihm lag, das Geheimnis auch den Übrigen zu verkünden.
"Ich wünschte, manchmal wäre ich nicht mit hierher gekommen. Dieser Stress Tag für Tag, dass kann einen echt fertig machen", stöhnte er und streckte die Beine unter dem Tisch aus.
"Wenn das weiter so geht, dann verlange ich meine Versetzung von hier zur Erde."
Zwei entsetzte und einige verwunderte Blicke trafen ihn, bevor er fortfuhr.
"Keine Sorge, dass wird in den nächsten 20 Jahren mit Sicherheit noch nicht geschehen!"
"Dann willst du also gar nicht mehr mit deiner Verlobten auf die Erde?", fragte Sheppard trocken und erntete als Antwort ein Kopfschütteln, das ihn stutzig werden ließ.
"Ihr wollt nicht mehr weg?", fragte er sicherheitshalber noch einmal nach.
"Nein. Wie schon gesagt, nicht in den nächsten 20 Jahren."
"Aber wieso?", schaltete sich nun auch Ronon in das Gespräch mit ein, denn ihm war aufgefallen, dass diese Nachricht weder seine Freundin noch die anderen Frauen erstaunt hatte.
"Naja, wir sehen doch sonst gar nicht, wie euer Sonnenschein aufwächst. Und wenn wir gehen, nehmen wir ihm doch auch seinen zukünftigen Freund weg."
Auch wenn man ihm häufig nachsagte, dass er seine Intelligenz oft versteckte, war John diesmal wirklich schleierhaft, wovon Carson gerade sprach. Das mit ihrem Sonnenschein hatte er ja gerade noch so verstanden, aber was zum Teufel hatte es mit diesem zukünftigen Freund auf sich? Hilflos sah er Elizabeth an, in der Hoffnung, dass sie vielleicht wusste, wovon dieser verrückte Arzt da sprach.
Als er ihren Blick auffing, begann sie zu lächeln und legte seine Hand unauffällig auf ihren Bauch. Sofort spürte er unter seinen Händen eine kräftige Bewegung und in diesem Moment wurde ihm klar, worauf Beckett hinaus wollte.
"Oh man, dass darf doch nicht wahr sein. Meinen herzlichsten Glückwunsch."
Carson griff gerührt nach der Hand von Laura, nachdem er sämtliche Hände geschüttelt hatte und sie lächelte ihn an.
Ein angenehmes Schweigen setzte kurzzeitig ein und sie erinnerten sich wieder, was für ein Tag heute gewesen wäre.
"Auf Rodney. Auf ihn und seine verrückten Ideen, ohne die wir hier vermutlich gar nicht mehr sitzen würden", sagte Katie plötzlich und erhob ihr Glas.
"Auf Rodney!", sagten die Anderen im Chor, als die Gläser klirrend aufeinander trafen. "Wisst ihr noch, damals, als Rodney seinen ersten …"

***

Und während John begann, die erste von vielen Geschichten an diesem Abend über Dr. Rodney McKay zu erzählen, verzogen sich die aufgetürmten Wolken am Himmel, um einem silbernen Mond Platz zu machen, der nur einmal alle zehn Jahre erschien und nur eine einzige Nacht von der verlorenen Stadt Atlantis aus zu sehen war.

~ENDE~
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