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[SGA] The core von Ailya

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Are you fallen to my knees?
As I song a lullaby of pain
I’m feeling broken in my melody
As I sing to help the tears go away
Kutless - Promise of a lifetime


Vorsichtig fuhr sie mit ihren Fingern durch seine dunklen Haare. Sie wollte ihn nicht wecken; er sah immer so friedlich aus, wenn er schlief. Manchmal- wenn er träumte- verformte sich sein Mund zu einem Lächeln und er murmelte leise vor sich hin…
Doch im Augenblick schlief er einfach nur, er träumte nicht. Er lag einfach nur da… und sie lag neben ihm. Die Liege war eigentlich zu schmal für zwei Personen, doch irgendwie hatten sie es trotzdem geschafft. Er hatte sich ganz eng an sie gepresst und seinen Arm um ihre Hüfte geschlungen. Sie ruhte mit ihrem Kopf auf seinem Oberkörper und lauschte seinem stetigen Herzschlag. Immer, wenn er ein- und dann wieder ausatmete, hätte sie in Tränen ausbrechen können, doch sie kuschelte sich nur noch enger an ihn…

Sie hatte ihn so schrecklich vermisst. Die richtigen Worte, die beschrieben, wie sie sich in letzten Wochen gefühlt hatte, wollten ihr einfach nicht einfallen. Es war einfach nur eine große Leere gewesen; ein riesiges Loch hatte in ihrem Herzen geklafft und es schmerzte sie immer noch. Immer wenn sie daran dachte, was passiert wäre, wenn er nicht zurückgekommen wäre, zog sich ihr Magen zusammen und sie hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen. Es war schrecklicher Gedanke, den sie eigentlich vergessen wollte, doch aus irgendeinem ihr nicht erfindlichen Grund gelang ihr es nicht. War da etwa immer noch die Angst, dass das hier alles nur ein Traum war?
Nein, es konnte und es durfte kein Traum sein; es war alles zu real und es fühlte sich einfach nur gut an. Sie wollte nicht, dass es nur ein Traum war. Träume endeten und zurück blieb nur die grausame Wirklichkeit. Kein Traum!

Teyla riss sich selbst mit einem Seufzen aus den Gedanken und betrachtete John, wie er ruhig und gleichmäßig atmete. Er lächelte nun im Schlaf und sie fragte sich, wovon er wohl gerade träumte. Sie streckte ihre Hand nach seiner Wange aus und berührte sie zärtlich. Ein Kribbeln fuhr durch ihre Fingerkuppen, aber sie zuckte nicht zurück. Sie hatte das in den letzten Wochen vermisst und nichts konnte sie davon abbringen!
Mit ihrem Zeigefinger glitt die Athosianerin über die Wange des Soldaten, entlang seines dunklen Bartansatzes und dann fuhr sie unter sein Kinn und zuletzt über seine Lippen. Die Berührungen ließen ihn zusammenzucken und seine Augenlider begannen zu flattern.
„ Ssht.“ Teylas Finger lag noch immer auf seinen Lippen. Sie hatte nicht vor gehabt ihn zu wecken. Doch als John seine Augen öffnete und sie anblinzelte, verlor sie sich in der satten Farbe seiner Augen, wie sie es schon sooft getan hatte.
„ Hi“, lächelte der Soldat und rieb sich die Augen. Er rappelte sich, auf seine Ellenbogen stützend, auf.
„ Ich wollte dich nicht wecken“, säuselte Teyla leise und legte ihre Hand an Johns Wange. Der Soldat lehnte sich mit einem wohligen Seufzen gegen ihre Handinnenfläche.
„ Ich hab’ nicht geschlafen“, sagte er. „ Ich hab’ nur nachgedacht.“
„ Über was?“
„ Über vieles“, kam die Antwort. „ Ich musste mal wieder ein bisschen Ordnung da oben rein bringen.“ Ein amüsiertes Lächeln huschte über Johns Gesicht und er seufzte ein weiteres Mal. „ Es ist ja so viel passiert…“
„ Nein, John.“ Teyla schüttelte mit dem Kopf und legte ihren Finger über seine Lippen. „ Nein, tu es bitte nicht. Bitte.“
„ Soll ich es einfach vergessen?“, fragte er mit einem Hauch Verständnislosigkeit in seiner tiefen Stimme. „ Das kann ich aber nicht.“
„ Bitte, nein“, flehte Teyla und legte ihre Lippen schnell auf Johns, ehe er weiterreden konnte. Das Kratzen der dunklen Bartstoppeln ignorierend legte sie wieder eine Hand an seine Wange und ließ ihre Lippen über die seinen gleiten. Es war ein beinahe schon panischer Versuch gewesen, ihn am Weiterreden zu hindern. „ Ich hätte dich beinahe verloren“, wisperte sie atemlos, als sie sich voneinander lösten und nach Atem ringend die Stirn gegen die des anderen lehnten. „ Du kannst dir nicht vorstellen wie...“- Sie seufzte. „ Zwei Wochen …“

Diesmal war es John, der ihr mit einem zärtlichen Kuss ins Wort fiel. Er legte eine Hand um ihren Nacken und zog sie zu sich. Sein Gesicht hatte sich zu einer leicht schmerzverzerrten Grimasse verzogen, als er sich zurück gegen das ausladende Kopfkissen lehnte, dass Marie, die Krankenschwester, ihm herbeigeschafft hatte.
„ John?“ Teyla legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Er lächelte ein schwaches Lächeln zur Erwiderung. „ Alles in Ordnung“, sagte er leise und mit seltsam erstickt klingender Stimme.
„ Hast du Schmerzen?“, fragte die Athosianerin besorgt.
„ Ich sagte doch, mir geht’s gut“, wiederholte John seufzend, aber Teyla sah ihm an, dass er log; seine Oberlippe begann zu zucken und das tat sie immer, wenn er nicht die Wahrheit sagte.
„ Ich werde Carson holen“, meinte sie und löste sich aus der Umarmung. Mühsam rutschte sie nach vorne und wollte sich mit ihren Händen von der Bettkante wegdrücken, da legte John seine Hand auf ihre Schulter und hielt sie zurück.
„ Teyla…“ Sie hörte den leisen Vorwurf in seiner Stimme und als sie sich zu ihm umdrehte, war sein Gesicht zu einer leidigen Grimasse verzerrt.
„ Wenn du Schmerzen hast, dann sollte Carson sich das ansehen“, beharrte die Athosianerin eisern. „ Er kann dir etwas geben.“
„ Ich möchte nichts haben“, konterte John, zog sie sanft zurück in seine Arme und küsste sie auf die Stirn. „ Ich will einfach nur hier liegen, okay? Einfach nichts tun.“

Teyla seufzte ergeben und lehnte sich erschöpft gegen seine warme Schulter. Müde schloss sie ihre Augen und öffnete sie erst wieder, als John ihr eine Haarsträhne hinter ihr Ohr strich und sie den intensiven Blick seiner haselnussfarbenen Augen in ihrem Gesicht spürte.
„ Du solltest schlafen gehen“, flüsterte er nahe bei ihrem Ohr; seine warmen Lippen berührten sanft ihr Ohrläppchen.
„ Ich war die letzten beiden Wochen hier“, erwiderte sie, „ da werden mich diese paar Stunden schon nicht umbringen- glaube mir.“
„ Es tut mir leid, dass ich euch allen so viel Ärger bereitet habe“, atmete John gegen ihre Wange, worauf sie mit einem Kopfschütteln antwortete.
„ Hör auf, dich für etwas zu rechtfertigen, woran du keine Schuld hast“, tadelte Teyla ihn. „ Ich bin nur froh, dass es nun vorbei ist.“ Sie seufzte erleichtert und erwartete, dass John in ihre Freude mit einstieg, doch er sah sie nur irritiert an. Erst später fiel ihr wieder ein, dass er es noch nicht wusste. Während er um sein Leben gekämpft hatte, war so viel passiert…
„ Es ist vorbei“, fasste Teyla die Geschehnisse der letzten beiden und ereignisreichen Wochen zusammen. Jetzt war es wirklich vorbei und sie war einfach nur unglaublich erleichtert.
John neigte seinen Kopf leicht zur Seite und sah sie fragend durch seine haselnussfarbenen Augen an. „ Was ist mit den anderen passiert?“, wollte er wissen.
„ Es ist vorbei“, antwortete Teyla ihm, aber da sie wusste, dass das nicht die Antwort war, auf die er gewartet hatte, fügte sie noch leise hinzu: „ Sie sind alle weg, John. Du musst dir keine Sorgen machen.“

Doch scheinbar machte er sich doch welche. Angestrengt und nicht ohne sein Gesicht unter den Schmerzen, die er angeblich nicht hatte, zu verziehen, rappelte er sich auf. Während er dies tat, schüttelte er unentwegt mit dem Kopf, als ob er nicht einverstanden mit ihren Worten war. „ Es…es ist nicht vorbei“, raunte er. „ Es ist noch lange nicht vorbei.“
Teyla reckte ihre Hand nach seinem Gesicht. „ Was meinst du damit? Es ist vorbei; wirklich, alle sind gegangen. Sie werden uns nichts tun.“
„ Nein.“ John schloss die Augen und verzog sein Gesicht noch weiter, doch dieses Mal lag es nicht an den Schmerzen. Er versuchte vielmehr einen Gedanken vehement in Worte zu fassen, aber vor Aufregung wollte das ihm nicht gelingen.
Als er es schließlich doch schaffte, den Mund aufzutun, war es nur ein ausdrucksloses Krächzen. „Larrin…“
„ Verschwende keinen Gedanken an sie, John.“ Bei der Erinnerung an dieses Biest zog sich Teylas Magen auf eine äußerst schmerzhafte Art und Weise zusammen und ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals. Sie wünschte sich, Ronon hätte sie getötet. Ihre Wut unterdrückend, presste Teyla ihre Lippen fest aufeinander.
„ Was!?“ John klang überrascht. Seine Augen weiteten sich und dann begann die Prozedur mit dem Kopfschütteln erneut. Trauerte er ihr etwa nach?
Teyla kam zu dem Schluss, dass dem nicht so sein konnte, schließlich hatte sie ihm nicht nur einmal nach dem Leben getrachtet. Sie hatte es ihm um ein Haar genommen- da konnte er ihr unmöglich nachtrauern!

„ Es werden andere kommen“, schaffte es John nach einer kleinen Pause zu sagen und sah sie an.
„ Wie sollten sie uns denn finden?“, fragte Teyla. Die Antwort, die er ihr gab, überraschte sie so sehr, dass sie zusammenschreckte, sich dann aber daran zurückerinnerte, was Carson vor ein paar Tagen zu ihr gesagt hatte.
„ Die haben mir einen Sender in die Brust implantiert, Teyla“, sagte John mit zittriger Stimme; sein Blick war leer und schwebte in der Ferne.
„ Nein, das haben sie nicht“, entgegnete sie ihm. „ Carson hat nichts festgestellt. Außer dem Gift, das dich fast…“ Sie verstummte; sie beide wussten, wie der Satz endete. „ Sie haben dir nichts implantiert. Wenn doch, dann hätte Carson es mit Sicherheit gefunden- da bin ich mir sicher. Sie werden nicht kommen, auch wenn sie nach uns suchen werden. Sie werden uns nicht finden.“
John weilte mit den Gedanken zwar wieder bei ihr, doch noch immer schien die Tatsache ihm zu missfallen. Misstrauisch drein blickend hatte er ihren Worten gelautet, nur um dann wieder mit dem Kopf zu schütteln und zu sagen: „ Ich würde mir da nicht so sicher sein.“
„ Sie werden uns nicht überall hin folgen können“, redete Teyla auf ihn ein.
„ Diese… Menschen sind verdammt schlau.“ Bei dem Wort ‚Menschen’ zögerte er kurz und schien zu überlegen, ob das überhaupt die richtige Bezeichnung für sie war. Er fing ihren Blick ein. „ Ich kenne diese Leute, Teyla. Die werden nicht aufgeben, bis sie Atlantis gefunden haben.“
„ Du machst dir zu viele Sorgen“, sagte Teyla.
„ Ich mache mir zu viele Sorgen?“, wiederholte John und seufzte dann laut. Er griff nach ihrer Hand und umschloss sie liebevoll mit seiner, strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. „ Vielleicht hast du recht. Aber diese Leute- vor denen muss man einfach Angst haben. Ich will nicht sagen, dass sie schlimmer sind als die Wraith- aber mindestens genauso schlimm. Ich habe genug Zeit mit denen verbracht um zu wissen, dass sie keine Skrupel kennen, um ihre Ziele zu erreichen. Sie werden weiter nach uns suchen.“ Er holte einmal tief Luft. „ Wenn auch nicht jetzt, aber sie werden es tun.“
Teyla hielt für einen Moment ihren Atem, bevor sie ihm erwidern konnte. „ Du fürchtest dich?“
„ Ja“, war seine knappe Antwort, die sie sehr überraschte. Er begann zu nicken. „ Ja, ich habe Angst. Ich habe Angst davor, dass sie uns finden und ich habe Angst davor, dass sie dir und den anderen etwas antun. Das will ich nicht. Ich könnte den Gedanken nicht ertragen.“

Teyla sah ihm tief in die Augen und lag in seinem Arm; seine Worte hatten sie sprachlos gemacht und sie rührte sich nicht, bis jemand auf sie zugetreten kam und sich mit einem verhaltenen Räuspern bemerkbar machte.
„ Hallo, Doc“, grüßte John und riss den Blick von ihr los.
„ Wie fühlen Sie sich, mein Junge?“, erklang Carson Becketts Stimme und als Teyla ihr folgte, sah sie den Arzt am Fußende des Bettes stehen und freundlich lächeln.
„ Ich hab’ mich noch nie besser gefühlt“, antwortete John, „ und wenn ich ehrlich sein soll, dann freu’ ich mich jetzt schon auf mein Bett.“
„ Aye.“ Carson lachte einmal auf. „ Ich fürchte, dass ich Sie noch eine Nacht hierbehalten muss. Es passiert halt nicht alle Tage, dass man dem Tod so knapp von der Schippe springt. Sie hatten großes Glück- wenn man nicht sogar von einem Wunder sprechen kann.“
„ Ich bin immer wieder für Überraschungen gut“, sagte John und lächelte schwach. Die Aussicht, eine weitere Nacht auf der Krankenstation verbringen zu müssen, schien ihm nicht sonderlich zu gefallen.
„ Nur noch eine Nacht, mein Junge.“ Carson schien in seinem Blick lesen zu können. Ein amüsiertes Lächeln huschte über sein sympathisches Gesicht und er beugte sich vor, um über Johns Handrücken tätscheln zu können. „ Es ist schön Sie wieder hierzuhaben. Und ich bin sicher, dass nicht nur ich so denke. Rodney hat bereits seinen Besuch angekündigt.“
John stöhnte theatralisch auf und fasste sich an die Stirn. „ Ich glaube, dass ich doch noch nicht soweit bin, Carson.“
Der Mediziner quittierte dies mit einem Nicken und drehte sich dann um, um zu gehen. Er wandte sich dann allerdings noch einmal um und meinte über seine Schulter hinweg: „ Sie hätten ihn reden hören sollen. Ich wusste gar nicht, dass Rodney so einfühlsam und emotional sein kann.“ Damit verabschiedete er sich und ließ den Soldaten und die Athosianerin allein zurück…

John dachte über Carsons Worte nach- zu dem Schluss kam Teyla, als sie die tiefen Falten auf seiner Stirn betrachtete. „ Wir dachten wirklich, wir hätten dich verloren“, sagte sie leise.
„ Es waren alle da?“, fragte John.
„ Ja“, erwiderte sie ihm. „ Rodney, Ronon, Elizabeth, Col. Carter und Col. Mitchell…“
„ Cameron?“, fiel John ihr überrascht ins Wort. „ Ist er… ich meine, ist er…“
„ Er hat sich wirklich große Sorgen um dich gemacht“, bestätigte Teyla ihm nickend. „ So wie wir alle. Sie alle waren hier, um… sie alle wollten dich noch einmal allein sehen.“ Sie schaffte es geradeso ein Lächeln auf ihre Lippen zu zwingen und nicht erneut in Tränen auszubrechen.
„ Es stand also wirklich schlecht um mich, huh?“ John runzelte die Stirn und rümpfte die Nase.
Teyla konnte keine Kraft aufbringen, um ihm zu antworten. Sie lehnte sich seufzend ein Stück nach vorne und streckte ihre müden Beine aus. Dieses ewige Stehen der letzten beiden Wochen war nicht spurlos an ihr und an ihrem Körper vorüber gegangen. Carson hatte sie oft genug gewarnt, doch sie hatte einfach nicht gehen wollten… und nun musste sie die Konsequenzen tragen.
Langsam ausatmend fasste sie sich an die Wirbelsäule und ließ ihre Finger über der schmerzenden Stelle kreisen. Ihre Muskeln schmerzten und hatten sich aufgrund des endlosen Stehens und Sitzens verhärtet. Als sie heute Morgen aufgewacht war- sie hatte zum ersten Mal seit Wochen in ihrem Bett geschlafen- hatte sie es wie ein Schlag getroffen; der Schmerz war durch ihren Rücken gefahren und sie war erschrocken zurückgestolpert.
„ Hey, alles in Ordnung?“, fragte John und strich mit sorgenvollem Blick an ihrem Rücken hinab.
„ Ich hätte besser auf Carson hören sollen“, gestand Teyla schmunzelnd und lehnte sich gegen Johns Hand, die er nur zu bereitwillig über die schmerzenden Stellen bewegte. „ Dem Baby scheinen diese zwei Wochen auch nicht gefallen zu haben.“ Als ob das kleine Wesen diese Aussage zu bestätigen suchte, spürte Teyla, wie es sich in ihrem Inneren bewegte. Endlich, dachte sie sich, nahm Johns Hand und legte sie auf ihren Bauch. So sehr hatte sie darauf gewartet diesen Moment mit ihm teilen zu können…

Nach ein paar Sekunden, in denen keiner von ihnen etwas sagte sondern sie beide auf weitere Bewegungen ihres Kindes warteten, fing John an breit zu grinsen. „ Hallo, Baby“, murmelte er leise und in einem so sanften Tonfall, dass Teyla eine Gänsehaut bekam. Als sie den warmen Ausdruck in seinen Augen sah, vergaß sie für einen kurzen Augenblick ihre Sorgen… und lächelte einfach nur aus ganzen Herzen.
„ Ich bin mir sicher, dass sie das bezaubernste Baby von allen Babys auf der Welt werden wird.“ John strahlte, als er sie ansah. „ Und sie wird genauso hübsch werden, wie ihre Mom. Hab’ ich bezaubernd vergessen?“
„ Nein, hast du nicht.“ Gerührt ließ Teyla ihren Emotionen freien Lauf und beugte sich zu ihm, um ihn zu küssen. Tränen liefen über ihre Wangen, als ihre Lippen nicht zum ersten Mal an diesem Tag zueinander fanden.

ooOOoo

...Einen Tag später...


„ O verdammt.“ Rodney stöhnte verzweifelt auf. Mit der geballten Faust schlug er auf die Tischplatte und warf dann seinen Kopf in den Nacken. „ Das kann doch nicht wahr sein!“, jammerte er. Seine ganze Arbeit... danieder gemacht! So mies hatte er sich zum letzten Mal während seiner Collegezeit gefühlt, als Joycelyn Rodgers ihn nach dem mehr oder weniger katastrophalen Date versetzte hatte und lieber mit diesem schleimigen Jimmy Collins aus dem Parallelkurs ausgegangen war. Herrgott, was konnte er den schon groß dafür? Er hatte nun mal einen sensiblen Magen und Aliens, die aus Menschen rausbrachen… widerlich!

„ Konzentrier’ dich gefälligst, McKay“, schimpfte Rodney mit sich selbst. Er konnte später noch um eine verflossene Collegeliebe trauern- jetzt gab es Wichtigeres zu tun! Er seufzte wieder, reckte seine Finger in die Luft und dehnte sie, nur um sich dann auf seinen Tablettlaptop zu stürzen, auf dessen Monitor noch immer die Fehlermeldung blinkte. ‚Ach, halt die Klappe’, schnauzte der Kanadier den Computer in seinen Gedanken an. Als ob er nicht schon längst bemerkt hätte, dass etwas nicht stimmte. Manchmal war so ein Computer wirklich überflüssig!

Rodney überflog die Fehlermeldung; es stand nichts Neues- es handelte sich um dasselbe Problem, das bereits vor ein paar Tagen aufgetreten war und von dem er gedacht hatte, dass er es bewältigt hatte.
Er hatte das komplette System des Schiffes neu starten müssen und das obschon die übriggebliebenen Männer von Larrin ihm die Codes überlassen hatten. Ob das wirklich freiwillig geschehen war, wagte Rodney zu bezweifeln, denn schließlich hatte Ronon ein langes Gespräch mit dem Mann, der nach Larrin die höchste Position eingenommen hatte, geführt. Der arme Kerl hatte es anschließend sehr eilig gehabt, auf sein Schiff zurückzukehren. Vielleicht hätte Ronon ihm noch ein bisschen länger ‚Gesellschaft’ leisten sollen, denn diese Informationen- wenn man es überhaupt so nennen konnte- waren nun wirklich nicht das, was sich Rodney erhofft hatte. Im Grunde hatte er nichts…
Was auch immer diese Amateure mit dem Computersystem gemacht hatten (er befürchtete das Schlimmste)- es ließ sich nur schwer wieder beheben und so sehr Rodney es hasste, anderen Leuten Erfolg in ihrer wissenschaftlichen Arbeit zuzuschreiben, aber diese Leute hatten wirklich gute Arbeit geleistet.
Selbst nach dem Systemstart war es ihm schwergefallen Zugriff auf die wichtigen Programme zu bekommen; sie alle waren mit Codes gesichert gewesen. Rodney hatte sich darüber den Kopf zerbrochen und selbst nachdem er notgedrungen Samantha Carter zu Rate gezogen hatte, war es nur schleppend vorangegangen. Einige Systeme arbeiteten jetzt noch immer nicht, wie sie es eigentlich sollten, aber das Meiste hatte Rodney in den Griff bekommen. Wie gesagt: Das Meiste…

Ein penetrantes Piepsen verkündete, dass sein Computer die Analyse beendet hatte und wieder blinkte die Fehlermeldung auf dem Monitor, als Rodney den PC zu sich zog. „ Ach, komm schon“, jaulte er laut auf und warf sich stöhnend gegen die Stuhllehne. „ Das kann doch nur ein schlechter Witz sein, oder?“ Womit hatte das ein genialer Wissenschaftler, wie er es war, nur verdient?
‚ Die Codes sind alle korrekt’, grübelte Rodney, was läuft dann bitteschön schief?’ Ein furchtbares und erniedrigendes Gefühl überkam ihn und deprimiert starrte er seinen Tablettlaptop an. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Die Technik hatte sich gegen ihn verbündet!

Er hörte, wie sich die Tür öffnete und unerwünschten Besuch ankündigte. Sah diese Jemand denn nicht, dass er lieber allein sein wollte? Scheinbar tat er das nicht, denn dumpfe Schritte näherten sich dem Tisch, über den Rodney halb lehnte. Dieser Jemand konnte nur einer sein. „ Wenn Sie hier sind, um mich niederzumachen, Carter, dann nur zu“, grummelte er, stieß sich mit den Beinen von dem Tisch weg und drehte sich zu dem (er musste zugeben) unerwarteten Besucher um, bei dem es sich nicht um Samantha Carter handelte.
„ Oh“, entfuhr es Rodney überrascht. „ Ich hatte nicht erwartet Sie hier zu sehen.“
„ Und ich hatte nicht erwartet, dass es mich als Erstes ausgerechnet hier hinzieht“, erwiderte ihm John Sheppard mit einem nervösen Lächeln.
„ Oh“, sagte Rodney wieder, „ na…na gut. Ähem… es ist…“- Er räusperte sich verlegen und nach den richtigen Worten suchend-„… schön Sie zu sehen.“
Johns Miene entspannte sich ein kleines bisschen. „ Dankeschön, Rodney. Ich bin auch froh, nicht mehr auf der Krankenstation sein zu müssen.“
„ Mhm.“ Rodney fiel nichts Besseres ein. Er musterte seinen Freund aufmerksam; gut sah er aus… naja, was man nach den letzten beiden Wochen auch immer als ‚gut’ bezeichnen konnte. Er trug wieder seine Uniform, seine Wangen schimmerten noch immer etwas von der Rasur und sogar seine dunklen Haare standen nicht mehr so wirr von seinem Kopf ab. Er sah fast zufrieden aus, musste Rodney eingestehen… wenn man von dem leicht skeptischen Ausdruck absah, der um seine Mundwinkel lag.

„ Probleme?“ John verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und erst als er ein Nicken in die Richtung des PC andeutete, verstand Rodney, was mit der Frage gemeint hatte. Seufzend löste er seinen Blick von dem Soldaten und grollte gegen seinen Computer. Blödes Ding!
„ Es ist nichts, was ich nicht beheben könnte“, flunkerte der Kanadier verbissen. „ Ich brauch’ nur noch ein bisschen Zeit, um das System wieder genau auszurichten.“
„ Worum geht’s denn?“, erkundigte sich John und trat mit gespieltem Interesse zu Rodney, der daraufhin seine Stirn in Falten legte und die Augenbrauen zusammenzog.
„ Dieses dämliche Ding tut sich mit den ganzen Koordinaten etwas schwer“, erklärte er. „ Es scheint nach dem Neustart nicht richtig in Gang gekommen zu sein.“
John presste die Lippen aufeinander. „ Können Sie es reparieren?“
„ Hab’ ich das nicht eben gesagt?“, stellte Rodney die Gegenfrage, die ein kleines bisschen bissiger klang, als er beabsichtigt hatte. Sofort kniff er schuldbewusst die Lippen aufeinander und wandte sich von John ab- die Gegenwart des Soldaten machte ihn nervös. „ Ja, ja, ich denke ich kann es reparieren“, sagte er schnell.
„ Gut“, murmelte John neben ihm. „ Das ist gut.“ Er pfiff durch seine Zähne hindurch, ehe er erneut ansetzte, um zu reden: „ Und sonst gibt es keine Schwierigkeiten?“
Rodney wusste genau, worauf sein Freund damit hinauswollte. Er holte leise Luft und drehte sich dann ganz langsam zu John um, der mit hochgezogenen Augenbrauen auf eine Antwort wartete. In seinen haselnussbraunen Augen konnte Rodney sehen, dass sie beide an dasselbe dachten… also schüttelte er mit dem Kopf. „ Sonst ist alles in Ordnung- könnte nicht besser laufen, wenn Sie mich fragen. Alles okay.“
Johns Selbstvorwurf, dass er an der ganzen Sache Schuld war, lag Rodney noch immer schwer vorm Magen. Die Erklärung, dass der Peilsender, den man dem Soldaten implantiert hatte, die Störungen hervorgerufen hatte, war plausibel gewesen und dieses Teufelsweib hatte die Annahme ja auch bestätigt. Umso größer war die Sorge von Elizabeth gewesen, dass man dem Schiff und somit auf ihnen folgen könnte. Carson hatte den Colonel daraufhin untersucht, hatte aber außer einer großen Menge Toxine, die sich durch den Körper des Soldaten fraßen, nichts gefunden. Es war eine besonders hohe Konzentration gewesen. Dieses hysterische Weib hatte versucht ihn umzubringen! Und es war ihr auch fast gelungen…

Rodney kniff ärgerlich die Lippen aufeinander. Es war doch immer dasselbe! Sie mochten noch so verdammt gut aussehen, doch hinter ihrer Fassade waren sie nur männermordende Wesen, die nur zu gut wussten, wie sie an ihr Ziel kamen- mit den Wimpern plinkern, Lippen spitzen und ihr einladendes Dekolletee zeigen. ‚Ich widere mich selbst an’, dachte Rodney in Anbetracht der Tatsache, dass seine Gedanken schon wieder abschweiften…zu einem nicht gerade sehr wissenschaftlichen Thema, wenn er ehrlich sein sollte. Dass John genau diesen Moment erwählt hatte, um mit einem leisen Räuspern auf sich aufmerksam zu machen, kam dem Kanadier daher sehr gelegen.
„ Nein, nein- keine Probleme“, führte er noch mal auf das Gespräch zurück.
„ Aha.“ John wechselte von einem Fuß auf den anderen und hatte die Arme vor seinem Oberkörper verschränkt; doch scheinbar gefiel ihm diese Position nicht und so löste er seine Arme und stemmte sie in seine Hüften. Aus dem Augenwinkel heraus sah Rodney, dass der Soldat nervös auf seiner Unterlippe nagte und dann seinen Kopf in seine Richtung drehte. „ Darum bin ich aber nicht gekommen“, merkte John leise an. „ Nicht nur.“
Rodney wich aus. „ Hören Sie, dass hier ist wichtig und ich sollte mich jetzt wirklich darum kümmern. Vielleicht können wir uns später…“
„ Was ich zu sagen habe ist auch wichtig“, fiel sein Freund ihm ins Wort. „ Es ist für mich wichtig.“
„ Sheppard…“ Rodneys Griff verkrampfte sich leicht, als ihm bewusst wurde, worauf der andere hinaus wollte.
„ Ich wollte Ihnen nur danken, Rodney“, sagte John. „ Teyla hat mir erzählt, dass Sie… Sie sollten wissen, dass mir das… sehr viel bedeutet.“
„ Jeder hätte in einer solchen Situation so gehandelt“, erwiderte Rodney ohne aufzublicken; er konnte dem Blick seines Freundes, der auf ihm ruhte, einfach nicht standhalten. „ Das war doch selbstverständig.“
„ Das mag es vielleicht sein“, lenkte John ein, „ aber ich will mich trotzdem bei Ihnen bedanken- dafür, dass Sie da waren.“

John Sheppard hatte sich bei ihm bedankt? Rodney musste erst einmal schlucken, bevor er überhaupt in der Lage war, seine wirr durch seinen Kopf schwirrenden Gedanken zu ordnen. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte, also lächelte er nur verhalten; es war ein nervöses Lächeln, welches von Unsicherheit zeugte.
Sie beide schienen nicht zu wissen, wie es nun weitergehen sollte und so verfielen sie ein Schweigen (für das Rodney sehr dankbar war). Viel zu schnell brachen sie allerdings damit und John machte sich mit einem lockeren „Sie sollten jetzt weiterarbeiten“ daran zu gehen.

Rodney lauschte seinen Schritten, die sich entfernten. Plötzlich verstummten sie und der Kanadier drehte sich um, sah, dass John stehengeblieben war und sich in seine Richtung gewandt hatte. Er war wieder an seiner Unterlippe zugange, doch dieses Mal dauerte es nicht so lange, bis er den Mund aufmachte.
„ Sie machen Ihre Sache wirklich gut“, sagte der Soldat und Rodney errötete in Hinsicht auf dieses Kompliment.
„ D…danke“, stammelte er seine Erwiderung zurecht und blieb verdaddert sitzen, während sich John umdrehte und ging. Rodney sah noch lange in die Richtung, in die der andere verschwunden war, und ließ ihr Gespräch noch einmal Revue passieren. Der große Colonel hatte sich doch tatsächlich bei ihm bedankt und ihn als einen talentierten Wissenschaftler bezeichnet! Die zweite Aussage war nett gewesen, doch Ersteres hatte eine größere Tragweite; Rodney war einfach zu ihm gegangen, hatte nicht lang darüber nachgedacht. John war immer noch sein Freund und Freunde taten das nun einmal!


Nicht lange, nachdem John gegangen war, hatte sich Rodney wieder in seine Arbeit vertieft. Er dachte noch immer an das Gespräch zwischen ihm und dem Colonel, doch etwas anderes fesselte seine Aufmerksamkeit inzwischen dermaßen, dass es ihm schwer fiel sich zu konzentrieren.
‚ Das kann nicht stimmen’, dachte er und ließ ein gemurmeltes „Ach, du meine Güte“ folgen. Angespannt starrte er auf den Monitor vor ihm, überflog die Zeilen ein drittes und dann noch ein viertes Mal, setzte dann in ein Kopfschütteln ein. Nein, er musste sich einfach irren!
Blind tastete er nach seinem Headset, das neben ihm auf der Tischplatte lag, und aktivierte es mit zittrigen Fingern. „ Elizabeth? Sie sollten sich hier mal etwas ansehen.“

ooOOoo


Elizabeth hatte verwundert auf ihre Uhr gesehen, als es an ihrer Tür geklingelt hatte. Sie erwartete niemanden; Mike hatte beim Frühstück gemeint, dass er zusammen mit Dr. Thompson und einigen anderen Wissenschaftlern einen noch unbekannten Komplex erforschen wollte, und so hatte sie ihn nicht eingeplant.
Nach der Anzeige ihrer Uhr zu ordnen, war es kurz nach acht, als der schrille Alarm sie aus ihren Gedanken riss. Grübelnd, wer sie wohl um so eine Uhrzeit noch aufsuchte, stand Elizabeth von der kleinen Sofagruppe auf und schlenderte auf ihre Tür zu.
„ Moment“, rief sie dem draußen Wartenden zu und strich sich noch einmal durch ihr braunes Haar, ehe sie über das Wandpanel fuhr. Die Tür öffnete sich mit dem gewohnten leisen Zischen und die auseinander gleitenden Türhälften eröffneten ihr den unerwarteten Besucher. „ John?“
„ Hi.“ Lächelnd stand der dunkelhaarige Soldat vor ihrer Tür, hielt seine Hände in seinen Hosentaschen verborgen und hatte den Kopf erwartungsvoll zur Seite geneigt.
„ Ich…ich habe Sie nicht erwartet“, gestand Elizabeth ihm mit einem perplexen Lächeln. John kräuselte die Stirn und lugte über ihre Schulter hinweg in ihr Quartier.
„ Komm’ ich ungelegen?“, fragte er und deutete dann mit seinem Finger den Korridor entlang. „ Ich kann auch wieder…“
„ Nein, nein“, wehrte Elizabeth ab, trat einen Schritt beiseite und bedeutete ihm reinzukommen. „ Sie kommen überhaupt nicht ungelegen.“ Sie wartete, bis er ihr Quartier betreten hatte, und schloss dann die Tür. „ Kann ich irgendetwas für Sie tun? Brauchen Sie etwas?“
John stand nur ein paar Schritte von ihr entfernt und wirkte irgendwie verloren; ganz anders, als sie es gewohnt war. Musternd ließ Elizabeth ihren Blick über ihn wandern. Er sah besser aus als gestern. Er sah erholter aus, trug seine alte Uniform wieder, hatte sich rasiert. Er sah wirklich gut aus, nur das nervöse Flimmern in seinen haselnussbraunen Augen passte nicht in dieses Bild. „ Ich…ich wollte reden“, verkündete er schließlich sein Anliegen.
„ Reden?“, wiederholte Elizabeth. Über was wollte er denn mit ihr reden?
John seufzte und machte eine wirsche Handbewegung. „ Hören Sie; ich wollt’ mich nur nochmal bei Ihnen entschuldigen. Für das, was mit Larrin passiert ist.“
Elizabeth schüttelte mit dem Kopf. „ John…“
„ Es hätte nicht soweit kommen dürfen“, schnitt er ihr das Wort ab. Er schloss seine Augen, als ob er sich selbst zum Weiterreden überreden musste. „ Ich hätte es nicht soweit kommen lassen dürfen.“
„ Es war nicht Ihre Schuld, John“, merkte die Expeditionsleiterin sanft an. „ Und niemand wird Ihnen dafür die Schuld geben.“ Sie folgte dem Soldaten mit ihren Augen, als dieser langsam durch ihr Quartier zu flanieren begann und sich dann auf eines der kleinen cremefarbenen Sofas setzte.
„ Ich hatte genug Zeit, um nachzudenken“, meinte er, „ und ich frage mich, warum ich sie nicht schon eher daran gehindert habe.“ Er hielt inne und blickte auf. „ Warum, Elizabeth?“
Die Expeditionsleiterin ließ sich neben ihm auf das Sofa sinken. „ Sie wussten nicht, wozu sie fähig ist.“
„ O doch, das wusste ich“, widersprach John. „ Ich wusste, dass sie bereit ist über Leichen zu gehen und trotzdem… ich hatte genug Gelegenheiten, um sie… doch ich habe es nicht getan.“
„ Nun ist es ja vorbei.“ Elizabeth legte ihre Hand auf seinen Arm. „ Sie sollten versuchen, nicht mehr daran zu denken.“
„ Ich wurde gefoltert, musste zusehen, wie man meine Freunde quälte und bin fast gestorben“, murmelte John und Elizabeth spürte, wie er erschauderte. Verwundert über sein Verhalten sah sie ihn an und musste feststellen, dass sein Lächeln einem eisernen, ja fast schon erzürnten Ausdruck gewichen war. Zugleich strahlte er Unsicherheit aus. Er schien mit seinen Gedanken fern zu sein und nachzudenken.
Elizabeth schluckte. Jeder Krieger konnte gebrochen werden; war es dieser Larrin etwa gelungen, John Sheppard zu brechen? Sie wollte es nicht wahrhaben…

John seufzte und sein leerer Blick ruhte auf dem dunklen Boden vor seinen Füßen. „ Ich hab’ Angst davor, dass es noch nicht vorbei ist. Dass sie uns trotzdem finden. Dass sie Atlantis finden- falls wir dorthin zurückfinden. Ich weiß, dass es meine Schuld sein wird. Ganz egal, ob Sie was anderes behaupten werden.“ Er seufzte. „ Ich war noch nie gut darin, mich selbst zu belügen, also mache ichs heute auch nicht.“
„ Bitte, John- nein, hören Sie auf damit“, redete Elizabeth kopfschüttelnd auf ihn ein. „ Sie machen sich dadurch nur selbst kaputt.“
„ Ich fürchte mich davor, dass ich die Sicherheit von allen gefährdet habe, nur weil ich mich auf Larrins Spielchen eingelassen habe…“
„ Sie haben uns nicht enttäuscht“, beharrte Elizabeth und sprach den Rest des Satzes aus, der John auf der Zunge gelegen hatte, er ihn aber nicht aussprechen konnte. Sie tätschelte seinen Arm und schloss ihn dann in eine freundschaftliche Umarmung, die er zu ihrer Überraschung erwiderte. „ Sie haben mich nicht enttäuscht, John. Ich bin nur froh, dass wir Sie wieder hier bei uns haben und nicht…“
„ Wäre es so viel anders geworden, wenn ich…“ Auch John brachte seinen Satz nicht zuende, doch das schien weder ihn noch Elizabeth zu stören.
„ Ich wollte mir nicht vorstellen, wie es ohne Sie weitergegangen wäre“, antwortete die Expeditionsleiterin, gegen seine Schultern wispernd. „ Das hier ist Ihr Leben, Ihr Zuhause. Sie haben hier Freunde. Sie haben hier eine Familie.“ Schwermütig seufzend löste sie sich aus der innigen Umarmung, von der sie wusste, dass sie ihnen beiden gut getan hatte. Sie lächelte ein liebevolles Lächeln und tätschelte ihm über den Handrücken. „ Ohne Sie wäre alles anders geworden. Nicht so schön…“
„ Verstehe“, sagte John einfach nur, aber sein verhaltenes Lächeln verriet, dass ihm ihre Worte etwas bedeuteten.
„ Wirklich“, fügte Elizabeth hinzu. „ Alles anders. Sie haben hier Freunde, John. Sie werden bald Vater. Ohne Sie… es wäre alles anders geworden. Ich bin froh, dass es nicht dazu gekommen ist.“

‚Wow’, dachte sie anschließend, als sie feststellte, dass es ihr zum ersten Mal im Beisein eines Mannes gelungen war, genau das zu sagen, was sie vorhatte zu sagen. Es war nicht ihr ‚erstes Mal’, aber wenn man die ganzen Verhandlungen nicht beachtete, die sie vor ihrer Zeit auf Atlantis und auch währenddessen geführt hatte. Und außerdem war das hier keine Verhandlung. Dementsprechend stolz war sie auch auf sich und auf ihre durchaus gewählten Worte…
John sah sie einfach nur an und das dankbare Funkeln in seinen haselnussbraunen Augen ließ sie förmlich dahinschmelzen. Er sagte nichts- sein Blick übernahm das… und er sagte ihr, dass die Worte ihn tief berührt hatten.
„ Danke“, kam es schließlich doch noch über die Lippen des Soldaten; im selben Augenblick belohnte er sie mit seinem so typischen schiefen Grinsen und Elizabeths Headset begann zu rauschen (sie war sich sicher gewesen, dass sie es ausgeschaltet hatte).
„ Elizabeth?“ Es war Rodney. „ Sie sollten sich hier mal etwas ansehen.“
Die Expeditionsleiterin führte ihre Hand an ihr Headset und aktivierte es, um dem Kanadier zu antworten. „ Kann das nicht noch ein bisschen warten, Rodney? Ich habe gerade zu tun.“
„ Nein.“ Er klang so aufgeregt wie in den letzten Monaten schon nicht mehr und das machte Elizabeth stutzig.
„ Rodney?“, fragte sie.
„ Was…ach! Entschuldigung, es ist nur… ähem… Sie sollten wirklich kommen. Es ist… ich kann nicht…“, stammelte er und Elizabeth sah ihn vor ihrem geistigen Augen auf und ab hüpfen.
„ Rodney“, versuchte sie ihn zu beruhigen, richtete sich währenddessen auf, „ was um alles in der Welt ist denn los?“
„ Das müssen Sie sich einfach ansehen“, antwortete er. „ Die Artemis ist soeben aus dem Hyperraum gefallen und ich habe die neuen Koordinaten bekommen.“
„ Dann werde ich ein Team…“, wollte Elizabeth sagen, doch Rodney unterbrach sie sofort wieder.
„ Wenn dieses Team aus siebzig Personen besteht, dann habe ich nichts dagegen.“
Elizabeth schüttelte mit dem Kopf. „ Rodney, wovon zur Hölle sprechen Sie? Was ist denn los?“
„ Elizabeth“, hörte sie Rodney ausgedehnt sagen, „ es ist Atlantis.“

TBC
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