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[SGA] The core von Ailya

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The answer of your seeking
The question that you’ve found
Drives you further in confusion
Alexi Murdoch - Breathe


Es war ein nervöses, ungeduldiges Zucken in seiner linken Hand, dass Cameron Mitchell so krampfhaft zu unterdrücken versuchte, während er beobachtete, wie sich der Brustkorb seines Kameraden hob und dann mit rasselnden Geräuschen wieder in sich zusammenfiel. Sein ganzer Körper schien daraufhin in eine Starre zu fallen und Cameron hielt erschrocken die Luft an... stieß sie dann aber erleichtert wieder aus, als die ganze Prozedur von vorne los ging.

Schweiß stand auf der Stirn des Mannes, dem Cameron höchstwahrscheinlich sein Leben zu verdanken hatte… und er empfand große Dankbarkeit dafür. Er wünschte, er könnte sich irgendwie erkenntlich zeigen; er wollte ihm seiner Schmerzen erleichtern, doch es blieb ihm nichts anderes zu tun, als neben seinem Bett zu sitzen, sich deprimiert zu fühlen und hilflos mitanzusehen, wie sein Kamerad versuchte einen Kampf zu gewinnen, der nunmehr fast zweieinhalb Wochen dauerte und sich dabei in die Länge zog, wie ein in der Hitze weich gewordenes Kaugummi, das sich hartnäckig unter jede Schuhsohle heftete.
Cameron mochte es nicht, einfach nur zuzusehen und nichts tun zu können. Er hasste es außerdem zu warten; schon damals als Kind war er darin nicht gut gewesen, hatte sich am Tag vor Heiligabend immer in das Zimmer geschlichen, in dem seine Eltern seine Geschenke aufbewahrt hatten und hatte einen ‚prüfenden Blick’ darauf geworfen. Er konnte einfach nicht warten! Möglicherweise wollte er es aber einfach auch nicht. So einen genauen Unterschied konnte man in diesem Fall nicht erkennen…

Cameron lehnte sich mit einem langgezogenen Seufzen gegen die harte Rückenlehne seines Stuhls; es war nicht besonders bequem, sein Rücken brachte ihn noch immer um und Carson Beckett hatte ihm strenge Bettruhe verordnet- doch nach zweieinhalb, fast drei Wochen, hatte es der Soldat einfach nicht mehr ausgehalten und hatte sich aus seinem Bett geschlichen, als der schottische Mediziner einmal nicht hingesehen hatte.
Die Schmerzen in seiner Brust und seiner Wirbelsäule plagten ihn, als er einen Fuß vor den anderen setzte, und obgleich er sich fest vorgenommen hatte, nicht zu murren, konnte er sich ein leises Jammern nicht verkneifen. Wie froh war er gewesen, als er endlich auf den Stuhl sinken konnte!
Mochte Dr. Beckett es ihm untersagt haben… Cameron konnte einfach nicht anders und im Moment gab es Wichtigeres für ihn, als in einem harten Bett auf seine Genesung zu warten. Er wusste genauso gut wie alle anderen, dass diese Ruhe nicht selbstverständlich war. Nein, das hatte er noch nicht einmal in Betracht gezogen und alle, die das doch taten, waren naiv und seiner Meinung nach nicht mehr zu retten…

Es war alles zu schön um wahr zu sein; friedlich schwebte die Artemis, das mächtige Antikerschiff, in den Weiten des Alls- unnahbar und unantastbar. Nein, das war nicht selbstverständlich! Die Wahrheit, die sich hinter dieser geradezu himmlischen Ruhe verbarg, war tragisch und wann immer Cameron daran dachte, kam es ihm vor, als krampfte sich sein Magen auf eine äußerst schmerzhafte Weise zusammen, und kalter Schweiß trat auf seine Stirn.
Sie hatten viel gewonnen- die Sicherheit des Schiffs und die der Besatzung-, aber sie hatten ebenso viel verloren. Hierbei handelte es sich nicht nur um Menschenleben…

Cameron schluckte, wie er es sooft in den letzten Minuten getan hatte, und wandte den Blick seiner grauen Augen langsam in die Richtung, wo John Sheppard vor sich hin vegetierte. Von der Hälfte der Maschinen, an die der Soldat angeschlossen war, wusste Cameron noch nicht einmal, für was sie überhaupt gut waren. Regungslos lag sein Freund da, war blass und wirkte zerbrechlich. Tiefe Ringe unter seinen geschlossenen Augen und die dunklen Bartstoppeln ließen ihn alt aussehen. Die bleichen Wangen waren eingefallen, seine Mundwinkel hingen nach unten…
Nichts war mehr geblieben von den vor Charme sprühenden haselnussbraunen Augen und dem so typischen schiefen und leicht bubenhaften Grinsen Sheppards; zurückgeblieben war ein geschwächter Körper, von Gift durchzogen, und eine Seele, die um ihr Überleben kämpfte.
Es war schlimm nicht genau zu wissen, was da in dem Körper des Soldaten vor sich ging und sooft Cameron auch nachgefragt und sich nach Sheppards Befinden erkundigt hatte… man hatte ihm nicht wirklich eine Antwort darauf gegeben. Sie werden viel zu tun haben, hatte er die Reaktion des medizinischen Personals rechtfertigt, denn schließlich gab es noch andere Patienten. Doch es war erst gestern gewesen, als er recht wortkarges Gespräch zwischen Elizabeth Weir und Dr. Beckett mitbekommen hatte. Im Nachhinein wünschte er sich, er wäre nicht so neugierig gewesen…

„ Wie geht es ihm?“, fragte die Expeditionsleiterin und ihre sonst so sicher klingende Stimme war von Trauer und Angst durchzogen. Ihre Stirn lag in tiefen Falten und ihre grünen Augen blickten sorgenvoll drein.
Carson Beckett seufzte lang, schwer und ausgedehnt. Er verschränkte seine Finger ineinander und antwortete mit einer mindestens genauso bedrückten Stimme: „ Ich wünschte ich könnte Ihnen bessere Neuigkeiten überbringen, aber…“- Er schüttelte mit dem Kopf und etwas Unbeschreibbares legte sich über sein charismatisches Gesicht. Er senkte den Blick –„… es tut mir Leid, aber es sieht nicht gut aus.“
„ Wie lange noch?“, kam da Elizabeths Frage, die so unverschämt klang, dass einem nur schlecht davon werden konnte.
Wieder ergab sich Beckett einem Seufzen. „ Ich weiß es nicht. Glauben Sie mir, Elizabeth, ich würde Ihnen gerne mehr sagen, aber ich kann es nicht.“
„ Und wir können gar nichts für ihn tun?“ Diesmal war es die Expeditionsleiterin die mit dem Kopf schüttelte, sodass ihre braunen Haare auf und ab wippten.
„ Wir können es ihm so angenehm wie möglich machen“, erwiderte Carson Beckett. „ Aus medizinischer Sicht kann ich nichts mehr für ihn tun. Ich würde es, wenn ich könnte, aber…“
„ Danke, Carson.“ Elizabeth Weir legte ihre Hand auf die Schulter des Mediziners, der sie daraufhin schwach anlächelte.
„ Vielleicht sollten Sie zu ihm gehen“, meinte er, „ falls…“ Er fiel sich selbst ins Wort.

Vielleicht sollten Sie zu ihm gehen, falls er die Nacht nicht überleben sollte.
So oder ähnlich hätte Carson Becketts Satz enden können- da war Cameron sich sicher. Niemand sprach es aus, doch alle wussten es. Innerlich hörten sie alle eine Uhr ticken und der Sekundenschlag wurde immer leiser und schwächer und langsamer. Es würde nicht mehr lange dauern und zu jedermanns Bedauern war das mehr eine Tatsache als eine Vermutung…

John atmete ein und wieder aus; die Geräusche, die dabei aus seiner Brust drangen, ließen nur erahnen, was für einen Kampf er zu führen hatte und so brutal es auch klang: Es war ein ungerechter Kampf mit keinerlei Chancen zu gewinnen! Es musste schon ein Wunder geschehen und obwohl Cameron Mitchell nun nicht gerade zu den gläubigsten Menschen des Universums zählte, hatte er gestern, nachdem er das Gespräch belauscht hatte, doch ein, zwei Worte an ‚den da oben’ gerichtet. Verkehrt war es auf keinen Fall…

In den letzten Minuten war es doch sehr ruhig gewesen; das gesamte medizinische Personal schien ausgeflogen zu sein, bis auf Carson Becketts reizende Assistentsärztin Jennifer Keller, die über ein paar Papierstapeln brütete, und eine Krankenschwester.
Es war still und so war es nicht verwunderlich, dass Cameron regelrecht zusammenzuckte, als eine der Maschinen, an die man Sheppard angeschlossen hatte, plötzlich ausschlug und ein lauter, ohrenbetäubender Lärm durch die Krankenstation hallte. Cameron fiel nach hinten weg, wäre wahrscheinlich rücklings vom Stuhl gefallen- so sehr erschrak er sich.
Voller Panik und vor Schreck unfähig etwas zu tun, beobachtete er, wie sich Sheppards Körper verkrampfte und einige Sekunden in dieser Position verblieb, ehe er sich aufbäumte. Die Hände des Colonels waren zu Fäusten geballt und er hielt sie mit einer solchen Kraft zusammen, dass seine Handgelenke vor Anstrengung weiß wurden. Adern traten aus seinem Hals und pulsierten durch die bleiche durchschimmernde Haut. Immer wieder aufs Neue zog Sheppard seine Beine an seinen bebenden, schweißnassen Körper, streckte sie dann aber wieder von sich. Sein gebeutelter Körper bäumte sich auf wie ein wildes Tier und mit Stöhnen und Ächzen warf sich Sheppard auf dem Bett hin und her. Cameron wollte nach ihm greifen, um zu verhindern, dass er mit dem Hinterkopf irgendwo aufschlug, doch der Körper seines Kameraden zitterte zu sehr, als das man ihn hätte packen können.

Hilflos, war wieder das Wort, das Cameron durch den Sinn spukte, als er sich umdrehte. Er sah, dass Jennifer Keller und die Krankenschwester aufgesprungen waren und auf ihn zueilten. Hilflos machte Cameron den beiden Platz und hilflos beobachtete er die beiden, wie sie versuchten den sich noch immer vor Schmerzen wimmernden John Sheppard zu stabilisieren. Und mehr als hilflos stand Cameron da und fuhr sich durch sein braunes Haar, als ein wirklich markerschütternder Schrei aus Sheppards Kehle drang und der Colonel nach zwei Wochen zum ersten Mal seine Augen aufriss, nur damit sie gleich darauf wieder in seinem Hinterkopf verschwanden und sein Körper in sich zusammensackte.
Selbst die Qualen und das Leid, was man ihm zugefügt hatte, konnte nichts daran ändern, dass in diesem Moment für Cameron Mitchell eine Welt zusammenbrach. Er wusste sehr wohl, dass er nicht hätte leiden müssen und dass man ihm wahrscheinlich keine Kugel in die Brust gejagt hätte, wenn Sheppard den Mund aufgetan und geredet hätte doch. Doch all das schien vergessen und das Einzige, was Cameron dachte, als er sah, wie Jennifer Keller in einem gleichmäßigen Rhythmus Sheppards Brustkorb zu massieren begann, war…nein!

ooOOoo


Vielleicht sollten Sie zu ihm gehen, falls… Carson hatte seinen Satz nicht beendet, doch Elizabeth wusste ganz genau, was der Mediziner hatte sagen wollen… und das beunruhigte sie zutiefst. War es denn wirklich schon so weit, dass sie wieder Abschied nehmen musste? Sie wollte es nicht schon wieder tun müssen! Sie hatte ihn doch gerade erst zurückbekommen! Warum konnte das Leben nur so ungerecht sein?

John Sheppard hatte ihr schon immer viel bedeutet- niemals jedoch hatten sie durch ihre enge Freundschaft ihre Aufgaben aus dem Sinn verloren. Nie!
Ja, John war wirklich ein guter Freund- der beste sogar, wenn sie ehrlich sein sollte- und sie war froh ihn zu haben. Und nun sollte es schon wieder vorbei sein? Sie war kein Mensch, der immer nur Abschied nehmen konnte… Irgendwann wurde selbst ihr es zu viel und dieser Zeitpunkt war nun gekommen. Sie hatte John schon mehr als einmal verloren und immer wieder hatte es ihr das Herz gebrochen, sich vorzustellen, von nun an ohne ihren mit Abstand besten Freund auskommen zu müssen.
Nach dreieinhalb Jahren Zusammenarbeit war Elizabeth zu dem Schluss gekommen, dass er nicht der Mann war, mit dem sie sich vorstellen könnte, eine Beziehung zu haben, die über freundschaftliche Gefühle hinaus ging; er war attraktiv- das wollte sie nicht bestreiten-, aber ihre enge Freundschaft war ihr zu wichtig, als dass sie sie durch anderweitige Gefühle gefährden wollte.
Sie wollte ihn nicht schon wieder verlieren. Noch einmal… nein, sie wusste nicht, ob sie das verkraften könnte…

Elizabeth seufzte tief und setzte sich auf Kante ihres Bettes. Wie oft hatte sie in den vergangenen Monaten so dagesessen und nachgedacht. Sie musste unwillkürlich schmunzeln und fuhr sich durch ihre braunen Haare. Es hatte sich so vieles verändert… und das in nicht einmal einem Jahr! Es war schon etwas ganz Besonderes, wie diese Situation sie alle zusammengeschweißt hatte- Elizabeth war sich nicht sicher, ob es ohne die Artemis auch so gekommen wäre. Sie alle hatten bis jetzt eine wunderbare Zeit gehabt und der Gedanke, dass nun einer von ihnen gehen würde, lastete schwer auf ihrer Seele. Sie waren zu einer kleinen Familie geworden und nun sollte eines der Familienmitglieder einfach so gehen?
Allein der Gedanke zerriss Elizabeth fast das Herz und sie richtete ihren Blick nach oben. „ O bitte, lieber Gott“, flehte sie, „ ich weiß, dass du da irgendwo bist. Bitte… bitte lass’ ihn nicht sterben.“

„ Das Gift frisst sich durch seinen ganzen Körper“, seufzte Carson und ließ das Klemmbrett sinken, auf das er die letzten Minuten gestarrt hatte. „ Noch kommt sein Immunsystem damit klar; die Nieren filtern noch das meiste heraus… doch ich weiß nicht, wie lange das noch gut gehen wird. Wir müssen uns auf das Schlimmste gefasst machen. Es tut mir leid, aber ich kann nicht mehr viel für ihn tun.“

Das war vor einem Tag gewesen und niemand hatte daran geglaubt, dass John die Nacht überleben würde. Er hatte es zwar getan, doch das war noch lange kein Zeichen dafür, dass es bergauf ging. Im Gegenteil: Seine Werte waren schlechter geworden, seine Nieren kamen nicht mehr mit dem Ansturm des Giftes klar… es würde nicht mehr lange dauern.
‚ Glauben Sie an Wunder?’, hatte Carson sie gefragt, woraufhin sie verneint hatte. ‚ Dann fangen Sie an, es jetzt zu tun, meine Liebe. Wer weiß, was hier draußen alles möglich ist.’
Gestern hatte der schottische Mediziner begonnen alle Personen, die eine besondere Präsenz in Johns Leben hatten, zu bitten, doch nach ihm zu sehen. Er hatte es nicht ausgesprochen, doch jeder wusste, was Carson mit dieser Aktion deutlich machen wollte. Verabschieden Sie sich, so lange sie noch Zeit dazu haben! Nicht gerade Carsons Art, doch man sah ihm an, wie verzweifelt er war. Verzweifelt, weil er John nicht mehr helfen konnte…

Elizabeth hatten ‚diesen Moment’ bis jetzt aufgeschoben- sie hatte es einfach nicht übers Herz bringen können. Nein, sie klammerte sich an das letzte bisschen Hoffnung, auch wenn das nur ein Flimmer am Horizont war. Wie Carson gesagt hatte: ‚Wer weiß, was hier draußen alles möglich ist.’ Gab es tatsächlich so etwas wie Wunder? Elizabeth war sich sicher, dass es da draußen irgendwo eine Höhere Macht geben musste- aber warum verhinderte sie dieses Grauen nicht einfach?
John hatte es nicht verdient, so ein Ende zu finden. Es war noch nicht Zeit für ihn. Sie hatte das Gefühl, dass sein Leben mit dieser Mission erst begonnen hatte. Er war glücklich und hatte gute Freunde, die sich um ihn sorgten…

‚… Rodneys Hände zitterten ungewöhnlich stark, als er an Johns Bett trat und seinen Freund von oben hinab musterte. Er schien nervös zu sein; immer wieder öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder. Die Gedanken mussten nur so durch seinen Kopf schießen, aber er fand keine Worte für das, was er fühlte.
Der Anblick seines Freundes- wie er da so hilflos lag- machte ihn nervös. Zum ersten Mal sah er nicht den starken John Sheppard, der jede noch so ernste Verletzung mit seinem trockenen Humor herunterspielte. Nein, das war eine Seite seines Freundes, die Rodney nicht zu kennen schien. Er versuchte seine Gefühle, die in ihm aufbrausten zu verstehen und sie in Worte zu fassen- Worte, die einem John Sheppard angemessen waren.
„ Hey“, begann er schüchtern und fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Unterlippe. „ Wir… wir machen uns hier alle Sorgen um Sie. Carson hat gesagt… er meinte… ich… ich wollte Ihnen eigentlich nur… danken. Dankeschön für die schönen Jahre. Sie… Sie waren wirklich ein guter…guter Freund und ich…mochte Sie wirklich, auch wenn ich mich manchmal… daneben benommen habe und das tut mir leid… und…“ Rodney brach ab, konnte nicht mehr, tätschelte seinem Freund den Handrücken und drehte sich mit einem sehr schweren Seufzen um…’


‚… Diese elendigen Maschinen! Er wusste nicht einmal, was die taten! Man hatte versucht es ihm zu erklären, doch warum hätte er zuhören sollen? Diese elektronischen Monster machten nicht viel außer messen, überwachen und obendrein piepten sie noch ziemlich nervig; keine von ihnen brachte ihnen Sheppard zurück.
War es nicht schon schlimm genug, sich in einem solchen Zustand zu befinden? Warum musste man ihn dann noch an diese Maschinen anschließen?
Wie erniedrigend, fand Ronon und schüttelte mit dem Kopf. Seit nunmehr zehn Minuten saß er an Sheppards Bett und betrachtete seinen Kameraden. Ein großer Kämpfer, wie er es war, gehörte nicht an solche ‚Lebensretter’ angeschlossen! Ronon war sich sicher, dass Sheppard das nicht gewollt hätte.
Der Sateder schüttelte wieder mit dem Kopf. Man hatte ihm gesagt, dass er wenn möglich noch ein paar Minuten allein mit dem Colonel verbringen sollte. Ronon wusste ganz genau, was das bedeutete und er war sich bewusst, dass es wohl das Beste sein würde, dem Mann, der ihn vor zwei Jahren aufgenommen hatte, obgleich er ihn nicht gekannt hatte, noch ein bisschen seiner Zeit zu schenken. Zeit hatte er auf diesem verdammten Schiff sowieso…
John Sheppard würde sterben- das war eine Tatsache, die Ronon wütend machte. Wäre er doch nur eher gekommen und hätte dieses Teufelsweib daran gehindert! Larrin, so hatte Sheppard sie immer genannt- er hasste diese Frau und er hätte es nur zu gern gesehen, dass sie starb. Es war ein Fehler gewesen, sie gehen zu lassen! Sie hätten sie töten sollen, als sie die Gelegenheit dazu gehabt hatten. Sie würde wiederkommen; dieses hinterlistige Lächeln auf ihren spitzen Lippen. Sie würde wiederkommen, für sie war es noch nicht vorbei. Er hasste diese Frau zutiefst! Hätte er sie doch nur getötet…

Ronon räusperte sich verlegen; er war nicht gut darin, Gefühle auszudrücken und er wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. Also beugte er sich nur vor. „ Sie schulden mir noch einen Kampf bis auf den Tod.“ Okay, das war jetzt nicht gerade der geschickteste Schachzug von ihm gewesen, doch es fiel ihm nichts anderes ein. Was sollte er einem Mann, der im Sterben lag und womöglich nur noch wenige Stunden zu leben hatte, denn schon sagen?
„ Im nächsten Leben“, meinte Ronon und fügte leise hinzu: „ Wir werden Sie hier alle schrecklich vermissen, Kumpel. Sie sollten wissen, dass ich… ich bin Ihnen sehr dankbar für das, was… was Sie für mich getan haben. Und es… es war mir eine Ehre mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen.“
Sheppards Brustkorb hob sich zur Erwiderung und für einen Moment glaubte Ronon zu sehen, dass sich seine Mundwinkel leicht nach oben zogen… doch das war sicherlich nur Einbildung gewesen…’


Elizabeth hatte die beiden Männer beobachtet, als sie ‚Abschied’ genommen hatten und es hatte sie tief in ihrem Herzen berührt. Es war schon etwas Besonderes zu sehen, wie sich zwei Männer ausdrücken konnten, wenn es um ihren besten Freund ging. Doch das war nichts dagegen gewesen, wovon die Expeditionsleiterin heute Morgen Zeuge geworden war. Etwas Emotionaleres hatte sie noch nie zuvor gesehen und selbst jetzt lief ihr noch ein kalter Schauer über den Rücken und ihre Nackenhaare stellten sich auf, wenn sie daran dachte…

‚… Sie war die ganze Nacht da gewesen; dunkle Schatten lagen unter Teylas Augen. Sie hatte ihre Haare zu einem lockeren Zopf gebunden, aus dem sich vereinzelt Strähnen gelöst hatten und ihr zerzaust auf die Schultern fielen. Müde sah sie aus, doch sie versuchte krampfhaft ihre braunen Augen offen zu halten. Ihr Kinn lag auf ihrer Hand, ihre Finger waren mit Johns Fingern verkeilt und sie hatten einen Ausdruck in ihrem Gesicht, der besagte, dass sie nicht vorhatte ihn loszulassen. Mit der anderen Hand fuhr sie durch seine dunklen Haare, strich sie ihm aus dem Gesicht und sah ihn dabei unentwegt an.

Die Athosianerin konnte einem nur leid tun, so wie sie da saß und still und leise vor sich hin trauerte. Sie hatte sich noch immer nicht mit dem Gedanken abgefunden, dass es das jetzt gewesen sein sollte. Sie hatte noch immer nicht verstanden, dass sie nun bald allein dastehen würde- schwanger und auf einem Schiff im Nirgendwo. Zwar wusste sie, dass alle ihre Freunde für sie da sein würden- jetzt und auch nach der Geburt des Babys-, doch es war für Teyla einfach nicht dasselbe. Sie dachte nicht nur an sich selbst, sondern auch an das Leben, das wohl behütet unter ihrem Herzen heranwuchs. Ihre Kindheit war schwer gewesen; sie hatte ohne Mutter und später auch ohne Vater aufwachsen müssen… und es lag ihr schmerzlich in Erinnerung, wie schwer es ihr damals gefallen war.
Teyla wollte nicht, dass ihr Kind ohne seinen Vater aufwachsen musste. Sie wollte, dass John Anteil an dem hatte, was ihr in naher Zukunft bevorstand; er sollte die Geburt seines Kindes miterleben und sollte sehen wie es aufwachsen und sich entwickeln würde.
Doch ebenso wusste sie, dass das Schicksal wieder einmal gegen sie war und etwas anderes für sie geplant hatte. Sie hatte sich schon damit abgefunden, dass das Schicksal nicht gut darin war, die Karten des Lebens zu mischen…

Teyla seufzte schwer und beugte sich zu John hinunter. Sanft berührte sie mit ihren Lippen die seinen und lehnte sich dann gegen seine Stirn…’


Diese Szene hatte Elizabeth zu Tränen gerührt und wieder einmal erfand sie das Leben als ungerecht. Sie verstand nicht, wie es einem kleinen Wesen den Vater nehmen konnte, ohne dass die beiden die Chance hatten einander kennenzulernen. Das ist Schicksal, murmelte eine leise Stimme in ihr, doch sie ignorierte sie; Elizabeth hatte einfach keine Kraft sich jetzt auf einen Selbstkonflikt einzulassen, der eh nur dazu führen würde, dass sie sich schlecht fühlte.

Sie ergab sich einem ausgedehnten Seufzen und kämpfte sich dann auf die Beine. Es war nun Zeit für ihren ‚Moment’ und er sollte nur ihr und John gehören- nur sie zwei und niemand sonst. Du hast es lange genug aufgeschoben, sagte sie zu sich selbst und setzte sich mit dumpfen Schritten in Bewegung. Auf dem Weg zum Ausgang ihres Quartiers fühlte sie sich wie Neill Armstrong, der 1969 sich und der Raumfahrt eine neue Zukunft errichtet hatte. Auch ihr Leben würde weitergehen. Ja, es würde eine Zukunft geben! Eine Zukunft ohne John Sheppard und mit viel Trauer…
Elizabeth reckte ihren Arm nach dem Wandpanel, doch bevor ihre Fingerspitzen es überhaupt erreicht hatten, knackste ihr Funkgerät und Carson verkündete das, wovor sie sich doch so sehr gefürchtet hatte: "Elizabeth… es ist soweit.“

ooOOoo


Langsam schlenderte John durch den leeren Schiffskorridor; sein Magen knurrte entsetzlich und er konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann er zum letzten Mal etwas gegessen hatte. Es musste ziemlich lange her sein, glaubte er den Geräuschen, die da aus seinem Magen drangen.
Also bog er am Ende des Korridors links ab und seufzte erleichtert auf, als endlich die Tür zur Mensa in Sicht kam und ein köstlicher Duft ihn lockte. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen und so zog John das Tempo etwas an. Sollte er vielleicht vorher noch einmal bei Rodney vorbeisehen und den Kanadier fragen, ob er ihn begleiten wollte?
Nein, überlegte er sich. Rodney war sicherlich schon da, denn diesem Geruch konnte keiner widerstehen- ein kanadischer Wissenschaftler schon gar nicht!

John trat in die Mensa und fand diese leer vor- kein Rodney zu sehen. Die Mensa war leer und dunkel. Zögerlich machte John einen Schritt nach vorne, ehe er sich umdrehte und zurück in den ebenfalls leeren Korridor blickte.
„ Hallo?“, rief er erst den Korridor entlang und dann in die Dunkelheit der Mensa hinein. Nichts. Niemand antwortete ihm. Es war absolut still; selbst die Eigengeräusche des Schiffes schienen verstummt zu sein- keine knackenden Energieleitungen, kein knirschendes Metall… nur allesumfassende Stille, die ihm ein merkwürdiges Gefühl gab.
‚Irgendetwas stimmt hier nicht’, alarmierte John sich selbst und drehte sich wieder um. Wo um alles in der Welt waren die anderen? Die Mensa war immer der zentrale Treffpunkt von allen gewesen… doch jetzt war sie leer. Genau wie die Korridore, die er durchwandert hatte, und auch die Quartiere, durch deren geöffnete Türen er neugierig gespäht hatte.
Das Schiff schien verlassen.

„ Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauern wird, bis du mich findest“, erklang da eine Stimme jenseits der Dunkelheit und John wirbelte herum. Inmitten der in Finsternis gehüllten Mensa war ein Tisch; ein schwacher Lichtstrahl fiel von der Decke auf ihn herab und beleuchtete den Tisch und den näheren Umkreis gerade gut genug, dass John eine männliche Gestalt erkennen konnte, die sich halb über die Tischplatte gebeugt hatte und sich mit den Ellenbogen auf ihr abstützte.
‚ Tu das nicht, Sheppard, tu das nicht’, mahnte John sich selber, als er einen weiteren Schritt nach vorne machte, um besser erkennen zu können, um wen es sich bei der Gestalt handelte. Der Lichtstrahl erleuchtete zwar den Körper, doch das Gesicht der Gestalt blieb ihm verborgen.
Sämtliche Alarmglocken begannen in John zu schrillen, aber aus einem ihm nicht erfindlichen Grund ignorierte er sie. Ja, er war sogar neugierig auf die Gestalt, die da auf ihn zu warten schien. „ Wer sind Sie?“, verlangte er barsch zu wissen.
Ein langes Schweigen folgte, doch dann knirschte der Stuhl, auf dem die Gestalt saß und sie beugte sich in den Lichtschein hinein. „ Sollte die Frage nicht besser heißen, wer du bist?“

John erstarrte und stolperte ein, zwei Schritte zurück. Das konnte nur ein schlechter Scherz sein! Nein, nein, nein. Er schüttelte mit dem Kopf. Nein, das konnte nicht sein.
Seine Reaktion schien die Gestalt zu amüsieren, denn er hörte sie lachen… oder besser gesagt: Er hörte sich lachen! Zwei haselnussbraune Augen blickten ihn aus der Dunkelheit heraus an und die ihm wohlbekannten Gesichtszüge verformten sich zu einem schiefen Grinsen.
„ Das… das ist doch ein Witz, oder?“ John lachte ein geradezu hysterisch klingendes Lachen und wedelte mit dem Zeigefinger vor seinem Gesicht herum. „ Ich find’s aber nicht witzig!“ Er drehte sich einmal um seine eigene Achse. „ Okay, Rodney, Sie hatten Ihren Spaß. Hören Sie jetzt auf damit! Das ist nicht witzig, Kumpel.“
„ Du denkst wirklich deine Freunde versuchen dich hinters Licht zu führen?“, fragte die Gestalt mit seinem Gesicht, mit seinen Augen und mit seiner Stimme.
„ Das ist ein verdammt schlechter Aprilscherz, Leute“, knurrte John noch immer in Richtung Decke. Er fuhr sich durch seine wirren Haare und bemerkte dann den musternden Blick der Gestalt, der noch immer auf ihm lag. Er konnte nicht anders, als den Blick zu erwidern, und ein Kribbeln durchzuckte ihn, als sie einander tief in die Augen blickten. Und plötzlich verstand er…

„ Du scheinst verstanden zu haben“, lächelte die Gestalt und kam um den Tisch herumgeschlendert. John verfolgte jede einzelne Bewegung mit Argusaugen, war vollkommen verwirrt, als er den Mann, der ihm bis aufs Haar ähnelte, auf sich zukommen sah.
„ Das ist unmöglich“, stammelte er und schüttelte verwirrt mit dem Kopf. „ Das kann einfach nicht sein.“
„ Alles ist möglich, wenn man es nur zulässt“, erwiderte sein Doppelgänger und trat nun vollkommen aus der Dunkelheit. Es gab feine Unterschiede zwischen ihnen beiden, doch auf den ersten Blick hätte noch nicht einmal John selbst sich von diesem Mann unterscheiden können.
Sein Gegenüber trug eine cremefarbene Uniform, die John an die der Aurora erinnerte. Um seine Hüften lag ein breiter Gürtel aus dunklem Leder, bestückt mit einer lantianischen Waffe, einem Lebenszeichendetektor und ein paar Messern. Der Kragen seiner Uniform war hochgeschlossen, gesäumt von zwei schmalen Knopfleisten. An den Schultern glänzten Abzeichen- es mussten an die zwanzig sein… oder auch dreißig, so schnell und genau konnte John sie nicht zählen.

Perplex stand er seinem Doppelgänger gegenüber und es dauerte, bis es in seinem Kopf zu rattern begann und er alle Puzzleteile miteinander verbinden konnte, bis sie ein klares Bild ergaben. John presste die Lippen fest aufeinander. „ Ich… ich bin tot?“, kam es erstickt aus seiner Kehle.
„ So würde ich es nicht sagen“, antwortete sein Gegenüber schulterzuckend. „ Nennen wir es eine Ebene zwischen dem Tod und dem Leben.“
John schüttelte mit dem Kopf. „ Aber wie…“
„ Das ‚wie’ oder das ‚warum’ sind jetzt nicht wichtig, John“, fiel ihm sein Doppelgänger ins Wort. „ Das einzige wichtige wird die Entscheidung sein, die du jetzt treffen musst.“
„ Du bist Antiker“, sagte John mit einem Nicken auf die Uniform seines Gegenübers, der daraufhin lächelte.
„ Was ich bin ist unwichtig“, entgegnete er. „ Ich bin nur hier, um dir bei deiner Entscheidung beizustehen.“
John musterte ihn aufmerksam, ehe er fortfuhr: „ Antikern ist es nicht erlaubt, Menschen zu helfen. Also… warum tust du es dann?“
„ Es ist wahr, dass es nicht gern gesehen wird, wenn wir uns in die Angelegenheiten der Sterblichen einmischen“, gab sein Gegenüber kleinlich zu, straffte dann aber seine Schultern und reckte sein markantes Kinn nach vorne, „ aber diese Regel gilt nicht, wenn wir ihnen helfen wollen, sich uns anzuschließen.“

John ließ das Gesagte einige Momente auf sich wirken. Hatte sein antikischer Doppelgänger gerade das gesagt, wovon er glaubte, dass er es gesagt hatte? „ Du willst mir beim Aufstieg helfen?“, fragte der Soldat.
„ Wenn es dein Wunsch ist, aufzusteigen, dann werde ich dir dabei helfen… ja.“ Sein Gegenüber nickte. „ Doch ich hoffe, dass ich es nicht muss. Es gibt Wichtigeres, als nach dem Pfad der Erleuchtung zu streben und das weißt du genauso gut wie ich.“
John legte den Kopf schief. „ Wovon sprichst du? Ich verstehe dich nic…“

Ein kristallklares Lachen unterbrach ihn- ein Kinderlachen. Angesteckt von der Fröhlichkeit, die in dem hellen Lachen lag, musste John sich umdrehen. Seine Augen wanderten den Korridor entlang und entdeckten nicht weit von sich ein kleines Kind- ein Mädchen- stehen. Sie hatte ihre dünnen Arme hinter ihrem Rücken verschränkt und trat genant von einem Fuß auf den anderen, wobei ihr rotes Kleidchen hin und her schwang.
Als sie den Blick der beiden Männer bemerkte zog sich ein breites Lächeln über ihr von der Sonne geküsstes Gesicht und ihre haselnussbraunen Augen begannen zu glitzern. Wieder lachte sie. Ihre dunkelbraunen Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten, die nun wild auf und ab wippten.

„ Ich kenn’ sie irgendwo her“, murmelte John, das Mädchen noch immer musternd. Sie kam ihm so bekannt vor, dass es schon fast wieder unheimlich war. Er war sich hundertprozentig sicher, dass er sie irgendwo schon einmal gesehen hatte!
„ Natürlich kennst du sie“, bemerkte sein Gegenüber an, dessen Augen ebenfalls auf dem kleinen Mädchen ruhten, das nun vor unbändiger Freude auf und ab hüpfte und laut und schallend lachte. Er lächelte ein wohliges Lächeln. „Das ist deine Tochter.“
„ Was?!“ Es fiel John schwer seinen Blick von dem Mädchen loszureißen und seinen Begleiter anzusehen. Ihre Blicke trafen sich und John wusste, was der andere meinte. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder dem Mädchen zu, das nunmehr neugierig in seine Richtung blinzelte. „ Meine Tochter.“
„ Sie wird ein wirklich bezauberndes Geschöpf werden“, meinte sein Doppelgänger, immer noch lächelnd. „ Und eine ansehnliche junge Dame.“
‚ Meine Tochter’, wiederholte John in seinem Inneren. Ja, jetzt wusste er woher er sie kannte; seine Augen, sein Lächeln, die Gesichtszüge ihrer Mutter.
Ohne überhaupt länger darüber nachzudenken, setzte er sich in Bewegung- auf sie zu- und sein Herz machte einen Hüpfer, als sie es ihm gleich tat und mit ihren dünnen Beinchen auf ihn zugesprintet kam.
Die Augenblicke, bis sie sich in seine ihr entgegengestreckten Arme warf und sich an ihm festklammerte, kamen John vor wie Stunden. Er musste schlucken, als er spürte, wie sich dünne Ärmchen um seinen Nacken legten und wie sich der kleine Kopf gegen seine Brust lehnte. Ein warmes Gefühl rauschte durch seinen Körper und er konnte nicht anders, als dieses kleine, zerbrechliche Wesen an sich zu drücken…seine Tochter. Verdammt, das war seine Tochter! Sein Fleisch und Blut!
Sie schien zu spüren, wie sein Herz schneller schlug, denn sie stemmte sich mit ihren kleinen Patschehänden von seiner Brust weg und plinkerte ihm mit ihren zauberhaften Augen an; sie waren wie seine, vielleicht ein kleines bisschen dunkel, mit einem leichten grünlichen Schimmer. „ Daddy“, quietschte sie laut und schrill und schmatzte ihm einen feuchten Kuss auf die Wange.
„ Hey, Prinzessin“, lachte John, noch immer beflügelt von dem Gedanken, dass es wirklich seine Tochter war, die er da im Arm hielt und die ihn durch ihre Zahnlücke hindurch anstrahlte. Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals, als er sie sanft auf die Stirn küsste und sie sich gegen ihn lehnte. „ Hey, Charin.“

Schritte näherten sich ihm und von hinten legte sich eine Hand auf seine Schulter. „ Bist du wirklich bereit das aufzugeben?“, hörte er seinen lantianischen Doppelgänger fragen. John sah seine Tochter an und sie sah ihn an. ‚Nein’, dachte er und musste lächeln. ‚Niemals.’ Er wandte sich an den hinter ihm stehenden Mann.
„ Ich muss zurück“, sagte er leise.
„ Das habe ich mir schon gedacht“, lächelte sein Gegenüber und streckte seine Arme nach dem Kind aus; bereitwillig überließ John ihm seine Tochter. „ Du willst auch, dass dein Vater zurückkommt, nicht wahr, Charin?“
Die Kleine nickte eifrig und ihre haselnussbraunen Augen strahlten erneut. „ Daddy“, lachte sie und warf ihren Kopf in den Nacken. Als sie ihn wieder ansah, hatte John das Gefühl in Teylas Gesicht zu blicken…


... und erwachte. Es war ein unangenehmes Erwachen, doch er hatte nichts anderes erwartet. Seine Sicht war noch etwas verwischt, als er seine schweren Lider öffnete, doch es reichte aus, um die überraschten Gesichter seiner Freunde zu sehen, die scheinbar mit allem, nur nicht mit so etwas, gerechnet hatten.
„ Colonel?“ Carson Becketts Stimme ereilte ihn als Erstes und schon im nächsten Augenblick sah er in das Gesicht des freundlichen Schotten, als dieser sich über ihn beugte. „ Können Sie mich hören?“
John schaffte es zu nicken, wenn auch nur schwach, aber er schaffte es. Seine Stimme wagte er noch nicht zu erheben, aber Carson schien seine Geste verstanden zu haben, denn er lächelte und nickte erleichtert.
„ Wir dachten wir hätten Sie verloren“, sagte er und John spürte, wie jemand über seinen Handrücken tätschelte. „ Willkommen zurück, mein Junge.“
Schön wieder hier zu sein, dachte der Soldat. Er schloss seine Augen und fand sich in Gedanken wieder auf dem leeren Korridor wieder. Ein wohliges Gefühl rauschte durch seine Adern und als das schallende Kinderlachen an seine Ohren drang, musste John lächeln. Am Ende des Ganges erblickte er seinen lantianischen Doppelgänger, der die Kleine schmunzelnd beobachtete, wie sie sich um ihre eigene Achse drehte, und sie dann hochhob.
‚Es gibt Wichtigeres, als nach dem Pfad der Erleuchtung zu streben und das weißt du genauso gut wie ich’, ertönten die mahnenden Worte des Antikers in Johns Ohren und ohne weiter darüber nachzudenken, wusste der Soldat, dass er diesem Mann mehr zu verdanken hatte, als nur sein Leben.

TBC
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