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[SGA] The core von Ailya

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Yesterday I died, tomorrow's bleeding.
Fall into your sunlight.
The future's open wide, beyond believing.
To know why, hope dies.
Losing what was found, a world so hollow
Trading Yesterday - Shattered



Sie fand ihn widererwarten nicht in seinem Quartier, sondern in der weitläufigen Mensa, unterhalb der riesigen Scheibe auf einem der weißen Sessel sitzend. Er hatte seinen Kopf weit in den Nacken gelegt, beobachtete die Gestirne, die an der Außenhülle des Schiffes vorbeibrausten und sah ihnen nach, bis sie in der Dunkelheit des Alls verschwanden und nichts mehr von ihnen blieb, als eine vage Erinnerung und ein immer mehr entschwindendes Bild.
Elizabeth seufzte leise, als sie ihn da so allein sitzen sah. Sie hatte schon immer gewusst, dass er nicht der Mensch war, der sich gern unter Leute mischte und besonders nicht jetzt, nach dem, was ihm widerfahren war, und sie verstand ihn. Vielleicht hätte sie an seiner Stelle anders gehandelt, doch es war nicht bei ihr, Entscheidungen zu treffen, die ihn etwas angingen…

Still saß er da und betrachtete noch immer die Sterne. Es sah nicht danach aus, als hatte er vor etwas anderes zu tun oder als wollte er von irgendjemandem gestört werden. Es sah vielmehr danach aus, als wollte er allein sein- allein mit sich und seinen Gedanken. Elizabeth überlegte, ob sie wieder gehen sollte, aber entschied sich dagegen. Irgendetwas sagte ihr, dass sie sie zu ihm gehen und mit ihm reden sollte.
Sie seufzte abermals leise und holte tief Luft, ehe sie mit einem Lächeln auf ihn zutrat. „ Hallo, John.“
Er zuckte zusammen, wie ein kleiner Junge, der von seiner Mutter beim Bonbonklauen erwischt worden war, und drehte sich zu ihr um. In seinem Gesicht lag etwas, das sie nicht deuten konnte. Sie fragte sich, ob es wohl richtig gewesen war, zu ihm zu gehen, oder ob sie ihn nicht besser hätte allein lassen sollen.

John blinzelte sie träge an und zwang sich ein freundliches Lächeln auf die Lippen. Seine Gedanken schienen woanders zu sein, nur sein Körper saß ihr gegenüber und fragte sich, ob er sich über ihre Anwesenheit freuen oder ob er lieber abblocken sollte.
„ Elizabeth“, grüßte er sie mit einem Nicken und in einem respektvollen Ton, ließ sich nichts anmerken. Einen Moment lang schwiegen sie sich an- eine Stille entstand, die ihnen beiden peinlich zu sein schien-, doch dann rutschte der Soldat ein Stück zur Seite und legte seine mit feinen Narben übersäte Hand auf die Sitzfläche des Sessels.
„ Darf ich mich setzen?“, hinterfragte Elizabeth seine mehr als offensichtliche Geste.
John nickte verhalten. „ Ein bisschen Gesellschaft tut immer gut“, raunte er leise und verfiel wieder in ein Schweigen, als sie langsamen Schrittes zu ihm herüber kam und sich ebenso langsam neben ihn auf den Sessel sinken ließ.

Elizabeth biss sich auf die Unterlippe und stützte ihre Handgelenke auf ihre Knie, als sie bemerkte, dass der Soldat ihrem Blick auswich… mehr oder weniger. Er reckte seinen Hals wieder gen Scheibe und seine haselnussfarbenen Augen klebten förmlich an den Sternen.
Während er die Himmelkörper bestaunte, erhaschte Elizabeth einen Blick auf seinen Hals, den eine feine, fleischfarbene Narbe zierte, bis hinauf zu seinem linken Ohr. Sie schnitt sich mit einer breiteren Narbe, die einmal quer über seine Wange verlief. Carson hatte gemeint, dass man von diesen Narben schon bald nichts mehr sehen würde, doch Elizabeth wusste, dass diese beiden nicht die einzigen Hinterlassenschaften seiner Gefangenschaft waren. Sie war ihm zum ersten Mal nach seiner Rückkehr auf der Krankenstation begegnet… und hatte erschrocken die Luft angehalten. Fast sein ganzer Oberkörper war mit Narben und teils noch frischen Wunden übersäet, von den beiden Stellen, wo man ihm das Messer in die Seite gerammt hatte, mal ganz abgesehen. Blutergüsse, in allen Größen, Formen und Schattierungen sprenkelten sich über seinen Oberkörper und über seinen Rücken. Seine eine Schulter war leicht abgesenkt.
Doch war vielmehr sein Gesicht, in dem man das ihm zugefügte Leid sehen konnte. Ein dunkler, grünlichbraun schimmernder Bluterguss lag unter seinem Auge, zog sich halb über seine Wange und verlor sich dann auf seiner Nase, die sichtlich in Mitleidenschaft genommen worden war. Seine Lippe war an mehreren Stellen aufgeplatzt, an anderen schon wieder verkrustet und zugeheilt.
Elizabeth war schlichtweg geschockt gewesen, als sie ihren Millitärkommandanten so zu Gesicht bekommen hatte. Sie war sich gewiss, dass manche dieser Narben nie verheilen würden- im Gegensatz zu anderen. Und so schmerzlich es auch war, aber sie würden John immer und immer wieder an die drei mitunter schlimmsten Monate seines Lebens zurückerinnern. Drei Monate voller Leid und Schmerzen und Trauer…

Wie sehr sie es sich doch wünschte, er hätte diese Erfahrung nie machen müssen. Elizabeth seufzte schwer und scheinbar hatte es sich dermaßen bemitleidenswert angehört, dass John seinen Blick von den Sternen löste und sie musternd ansah. Natürlich blieb sein sorgenvoller Blick ihr nicht unbemerkt, aber sie erwiderte ihn nicht, sondern hob den Kopf ihrerseits in die Höhe.
Es dauerte nicht lange und der Soldat tat es ihr gleich- und so saßen sie beide dort nebeneinander und beobachteten die Sterne. Vielleicht erwies es sich auch als besser, dass sie nicht redeten. Elizabeth merkte, wie John neben ihr sichtlich entspannte und ihr den Eindruck vermittelte, dass er dankbar darüber war, nicht reden zu müssen. Umso mehr überraschte es sie, als er seine heisere Stimme erhob: „ Es ist spät. Warum schlafen Sie noch nicht?“
Ein recht einseitiges und belangloses Gesprächsthema, doch Elizabeth sah über diese Tatsache hinweg. „ Ich kann nicht schlafen“, antwortete sie ihm und verkniff sich das ‚ Das Gleiche könnte ich Sie fragen’, was ihr auf der Zunge lag. Mit Sicherheit wäre es mehr als unpassend gewesen.
„ Ah“, machte John einfach nur- scheinbar reichte ihm diese aus dem Ärmel geschüttelte Antwort vollkommen… oder er wollte einfach nicht mehr wissen.
„ Ja.“ Elizabeth klappte ihren Mund wieder zu, verschränkte ihre Finger ineinander und legte sie auf ihr Knie.

Wieder ein peinliches Schweigen, das für sie beide absolut untypisch war. Früher hatten sie stundenlang miteinander geredet, hatten zusammen gelacht, geschimpft und sie hatten sich gefreut. Elizabeth musste zugeben, dass sie das ein bisschen vermisste. Nicht nur ihr war aufgefallen, dass ihr Verhältnis zu John, seit sie auf der Artemis waren, nicht mehr ganz so locker war, wie auf Atlantis. Und sie musste auch die eine oder andere Diskussion zugeben, bei der sie beide sich nicht wirklich vorbildlich verhalten hatte. Und seit der Sache mit Teyla… Das bedeutete um Himmels Willen nicht, dass Elizabeth eifersüchtig auf die Athosianerin war. Nein, sie freute sich für die beiden, sie freute sich sogar sehr. Sie verstand es, dass sich der Soldat fortan Sorgen um seine Partnerin und Mutter seines ungeborenen Kindes machte. Doch sie musste sich eingestehen, dass ihre freundschaftlichen Gespräche dadurch geradezu zum Erliegen gekommen waren und das fand sie schade.

„ Ich kann es nicht glauben, dass…“ Wieder war es John, der das Gespräch wieder aufnahm. Er schluckte schwer und der Rest des Satzes verlor sich irgendwo in seiner Kehle. Er wollte auf das Thema hinaus, welches Elizabeth zu vermeiden versucht hatte. Es war ein schwieriges und vor allem pikantes Thema, über das es sich nun nicht mehr zu reden lohnte.
„ Es ist nicht Ihre Schuld“, sagte die Expeditionsleiterin und legte dem Soldaten eine Hand auf die Schulter.
„ Es fühlt sich aber so an“, erwiderte dieser und runzelte die Stirn. „ Es fühlt sich aber verdammt danach an, Elizabeth.“
„ Sie haben sich nichts vorzuwerfen, John“, gab sie ihm zu verstehen, doch er schüttelte nur mit dem Kopf.
„ Ich hätte ihn retten können“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. „ Wär’ ich doch nur schneller gewesen, dann…“ Er unterbrach sich selbst, schlug die Hände vor sein Gesicht. „ Verdammt!“
„ Er ist nicht tot“, versuchte Elizabeth die Lage zu entschärfen, doch schüttete stattdessen nur noch mehr Salz auf die blutende Wunde. John ließ seine Hände nach vorne auf seine Knie fallen und funkelte sie mit seinen haselnussfarbenen Augen an.
„ Nennen Sie das etwa ein Leben?!“, fragte er sie aufgebracht. „ Herrgott, an Maschinen angeschlossen zu sein- das ist doch kein Leben! Verdammt, scheiße!“ Mit einem Ruck erhob er sich und machte zwei große Schritte, lehnte sich mit bebenden Schultern gegen das eiserne Geländer, welches sich an der, bis zum Boden reichenden, Scheibe entlang schlängelte.

Elizabeth blieb sitzen. Sie ließ ihm seinen Freiraum- er brauchte das. Sein schweres Atmen trug sich bis zu ihr und seine bebenden Schultern und sein zitternder Körper verrieten ihr, dass sie beide zu weit gegangen waren. Sie hätte nicht so penetrant auf den ‚Weiter-Knopf’ drücken sollen, um das Gespräch zum Laufen zu bringen. Auf einmal fühlte sie sich so elend, dass ihr übel wurde. Für John schien das Thema „Cameron Mitchell“ abgeschlossen zu sein und er war sich sicher, dass er seinen Kameraden umgebracht hatte- obschon dem nicht so wahr.
Es stand schlecht um den Teamleader von SG1- das wagte niemand zu bezweifeln. Carson hatte nur geseufzt und gemeint, dass die nächsten vierundzwanzig Stunden entscheidend sein würden.
Sie alle hofften und bangten um das Leben des Colonels, welches nunmehr an einem seidenen Faden hing. Alle bis auf John. Für ihn schien der Faden schon längst gerissen zu sein…
Es war eine Ansicht, an der sie nicht rütteln konnte, egal wie sehr sie es auch versuchte.

Noch eine ganze Weile saß Elizabeth dort, ehe sie sich aufrichtete, ihre Uniform glatt strich und in Johns Richtung meinte: „ Ich bin mir sicher, dass er es schaffen wird. Machen Sie sich keine Sorgen.“ Der Soldat reagierte nicht. Sie seufzte nur und verabschiedete sich. Langsam drehte sie sich um und machte sich daran, in ihr Quartier zurückzukehren, um wenigstens ein paar Stunden zu schlafen.
Sie war noch nicht an der Tür angekommen, als sie seine Stimme ereilte, woraufhin sie sich umdrehte und sah, dass John sich ihr zugewandt hatte.
„ Schlafen Sie gut, Elizabeth“, sagte er leise und mit gesenktem Blick, aber mit einem kleinen Lächeln. „ Und… danke.“
Die Expeditionsleiter bedachte ihn mit einem Nicken. „ Ich wünsche Ihnen auch eine gute Nacht, John“, sprach sie, drehte sich um, ging und ließ ihn allein. Irgendwie ließ sie der Gedanke nicht los, dass er auch morgen noch da stehen würde.

++++++++++


Anfangs war es ihm nicht leicht gefallen, zu akzeptieren, dass man ausgerechnet diesen Mann als Ersatz für Jack ausgesucht hatte. Genaugenommen hatte Jack ihn ja höchstpersönlich als Ersatz für sich erwählt, doch das hielt nichts zur Sache- Jack O’Neill war acht Jahre Leiter des Teams gewesen und es waren acht tolle Jahre gewesen. Was sie nicht alles zusammen erlebt hatten! Das konnte man nicht in Worte fassen! Es war schlichtweg unglaublich gewesen!
Doch dann fanden diese acht wunderbaren Jahre ein Ende, alle gingen ihre eigenen Wege- erst Jack, dann Sam, dann Teal’c… und er hätte es wahrscheinlich auch getan, wäre da nicht dieser heißblütige Colonel auf der Bildfläche erschienen, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, SG1 wieder zu neuem Glanz zu verhelfen.

Doch im Großen und Ganzen hatten er und Cam Mitchell- und natürlich auch die anderen- sich sehr schnell aneinander gewöhnt und vielleicht war das auch der Grund, dass aus der schwierigen Anfangszeit nunmehr zwei, fast drei Jahre geworden waren. Mitchell machte seine Sache wirklich gut, auch wenn niemand es wagte, ihn mit Jack O’Neill zu vergleichen- nicht einmal er selber tat das, dafür war seine Achtung vor dem General viel zu groß. Der Einzige, der es wagte, Parallelen zwischen Mitchell und dem General zu ziehen, war Jack selbst. Er betonte immerzu, wie sehr Cameron ihn doch an sich selbst in jungen Jahren erinnerte. Kein Wunder also, dass Jack bei Mitchells Beförderung zum Teamleader von SG1 seine Finger im Spiel gehabt hatte.

Jacks Anerkennung hatte dem Team weitergeholfen. Zwischen ihnen und dem nunmehr ‚General O’Neill’ war noch immer eine enge Freundschaft und wenn Jack schon meinte, dass Mitchell ein würdiger Nachfolger für ihn war…
Sam kannte Mitchell schon länger, wahrscheinlich noch aus seiner Zeit, als er als Kampfpilot Antarctica vor Anubis’ Flotte verteidigt hatte. Teal’c war wie immer gewesen- er fällte sein Urteil über Menschen und Mitchell hatte zu der Sorte von Mensch gehört, die der Jaffa für gut empfand. Nur ihm war es etwas schwer gefallen. Zu oft erinnerte er sich an die schöne Zeit, die sie mit Jack gehabt hatten. Ja, er musste zugeben, dass er anfangs nicht geglaubt hatte, dass Mitchell es schaffen würde. Doch er hatte es geschafft- in mehr als einer Hinsicht…

Daniel Jackson schreckte hoch, als er merkte, dass er wieder weggenickt war. Er schüttelte mit dem Kopf, versuchte sich den Schlaf aus den Augen zu blinzeln und rückte seine Brille auf seinem Nasenrücken zurecht. Schnell warf er einen verstohlenen Blick auf seine Armbanduhr, nur um festzustellen, dass diese noch immer nicht funktionierte. Sie war vor drei Monaten stehen geblieben und er hatte sich noch immer nicht darum gekümmert, obwohl er sich das fest vorgenommen hatte…
Ein erschöpftes Gähnen unterdrückend, tastete Daniel nach seiner Kaffeetasse, die auf dem kleinen Tisch neben Mitchells Bett stand. Er führte das kalte Metall an seine Lippen und trank einen Schluck.
„ Verdammt“, fluchte er leise und ließ den Schluck wieder in die Tasse laufen, denn er war ebenso kalt, wie das Metall der Tasse. Es gab nichts Schlimmeres, als kalten, abgestandenen Kaffee!
Der Archäologe seufzte tief und blickte sich dann suchend um. Er war noch immer auf der Krankenstation, saß neben Mitchells Bett und war mal wieder eingeschlafen. Er wusste nicht, wie spät es war und obwohl er in nicht allzu großer Entfernung Dr. Jennifer Keller sitzen sah, konnte er sich nicht dazu aufraffen, sie nach der Uhrzeit zu fragen… und außerdem fühlte er sich verpflichtet, seinem Teamleader beizustehen.

Cameron Mitchell lag still in dem Bett, war blass und machte einen bemitleidenswerten Eindruck. Sein geschundener Körper war an allerlei antikische Geräte angeschlossen, die man auf der Krankenstation der Artemis entdeckt hatte und die seine Körperfunktionen überwachten, ihn beatmeten und sonst noch alles für ihn taten. Daniel musterte die Maschinen kurz, sah dann aber wieder zu Mitchell. Der Colonel hatte sich nicht geregt- warum sollte er das auch tun?
Dr. Beckett war nach seiner und Col. Sheppards Rückkehr über drei Stunden bei ihm gewesen und hatte nicht mehr tun können, als ihn an diese Maschinen anzuschließen. Eine Kugel sei direkt durch seinen Brustkorb geschmettert, hatte der schottische Mediziner betrübt gemeint, und sie sei nur knapp an seinem Herzen vorbeigeschrammt. Es war knapp! Er hatte Glück!
‚Glück im Unglück’ war wohl eher eine bessere Beschreibung der verflixten Situation, fand Daniel. Niemand konnte so genau sagen, wann Mitchell aus dem Koma erwachen würde… oder ob er überhaupt erwachen würde.
Daniel fand, dass Mitchell das nicht verdient hatte. Er war ein guter Mann, der es nicht verdient hatte, auf solche Weise zu sterben.

Noch einmal seufzte er tief und voller Trauer, hörte dann Schritte auf sich zukommen. Er hatte eigentlich keine große Lust sich umzudrehen, um zu sehen, wer da kam. Doch als die Schritte inne hielten, tat er es doch- er warf einen schnellen Blick über seine Schulter.
Es war Sam. Sie hatte sich gegen eine Säule gelehnt, die Stirn gerunzelt und beobachtete ihn. „ Wie geht es ihm?“, fragte sie mit zittriger Stimme.
„ Nicht besser als noch vor ein paar Stunden“, antwortete Daniel und wartete auf ihre Reaktion. Sam stieß sich von der Säule ab und kam auf ihn zugeschritten. In ihrem Blick lag Trauer, Verzweifelung und Angst. Sie kniff die Lippen zusammen, damit sie nicht unkontrolliert zitterten.
„ Du solltest schlafen gehen“, meinte sie und ihre traurigen, blauen Augen trafen seinen Blick. „Ich bleib’ bei ihm.“
Daniel lächelte schwach. „ Und was ist mit dir? Du solltest auch schlafen, Sam.“
„ Ich ernähre mich seit Wochen ausschließlich von Kaffee und Energieriegeln“, witzelte sie. „ Wer kann da noch ans Schlafen denken. Ich bin nicht müde.“
„ Sam?“ Daniel hob seine Augenbrauen.
„ Es ist okay“, versicherte die Wissenschaftlerin ihm. „ Jetzt geh. Ich werde mich schon melden, falls sich etwas ändert.“
„ Nur, wenn du mir versprichst, dass du aufhörst dieses Zeug in dich reinzufuttern“, mahnte er sie, woraufhin sie lächelte.
„ Du weißt, wie es ist mit einem neurotischen Kanadier zusammenzuarbeiten“, seufzte Sam. „ Da braucht man Energie und starke Nerven.“

Daniel ließ das unkommentiert und erhob sich mit einem Lächeln. Er fuhr sich durch seine kurzen, braunen Haare und rückte ein letztes Mal sein Brillengestell zurecht, ehe er sich von Mitchell verabschiedete und Sam aufmunternd auf die Schulter klopfte.
„ Daniel?“ Er war keine zehn Schritte gegangen, als sie ihm hinterher rief. Er blieb stehen und er drehte sich zu Sam um. Betrübt sah sie aus. Ihre Körperhaltung war unsicher und sie war auf dem Stuhl in sich zusammengesunken. Verzweifelt blinzelten ihre strahlendblauen Augen ihn an. „ G…glaubst du, dass er wieder…“ Sie brachte ihren Satz nicht zu Ende.
Daniel wusste nicht so recht, was er auf diese Frage zu antworten hatte. Es war ihm klar, dass es schlecht um Mitchell bestellt war und Sam schien das ebenso wenig wie er zu bezweifeln, doch tief in seinem Inneren wünschte er sich, dass sich doch noch alles zum Guten wenden würde.
„ Er wird wieder gesund, Sam“, antwortete er und ihr Lächeln, welches ihre Lippen verformte, verriet ihm, dass auch sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatte.
„ Ja, da bin ich mir sicher“, entgegnete Sam und fuhr sich mit ihren gespreizten Fingern durch ihre blonden, offen über die Schultern fallenden Haare, strich sie sich dann aus dem Gesicht, hinters Ohr. Mit einem schwachen Lächeln meinte sie: „ Es wird ihm besser gehen. Cam ist ein Kämpfer.“
„ Und das hat er nicht nur einmal bewiesen“, fügte Daniel hinzu. Er schenkte Sam ein letztes stärkendes Lächeln, ehe er sich umdrehte und ging. Einerseits fürchtete er sich vor der Nacht, doch andererseits sehnte er schon den nächsten Tag herbei, der hoffentlich erfreulicher war, als dieser Letzte es gewesen war.

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Als sich die Tür zu ihrem Quartier leise zischend öffnete, war es schon weit nach Mitternacht und Teyla hatte bereits geschlafen. Es war ein überaus ereignisreicher und anstrengender Tag gewesen und sie war am Abend todmüde in ihr Bett gefallen. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen war, der jetzt ein abruptes Ende gefunden hatte.

Teyla musste ihre Augen nicht öffnen, um zu wissen, wer da auf leisen Sohlen durch ihr Quartier schlich. Sie rümpfte nur einmal ihre Nase und drehte sich dann auf die andere, noch leere Seite ihres Bettes. Im Hintergrund lief er leise umher- wahrscheinlich konnte er noch nicht einmal daran denken, sich schlafen zu legen. Das konnte man ihm auch nicht verdenken!
Doch genau darüber machte Teyla sich Sorgen. Bereits auf dem Planeten hatte er irgendwie abwesend gewirkt und er hatte noch kaum ein Wort mit ihr geredet, seit sie auf das Schiff zurückgekehrt waren. Nein, er hatte nicht ein einziges Wort darüber verloren, was in den drei Monaten passiert war. Er wollte nicht darüber reden- weder mit ihr, noch mit sonst irgendwem-, hatte sämtliche Versuche, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, abgewimmelt und hatte sich mit irgendeiner Ausrede davon geschlichen…
Seinem Verhalten und seiner Zurückhaltung nach zu urteilen, musste ihm Schlimmes widerfahren sein. Und auch wenn er nicht reden wollte- die Narben, die sich fast über seinen ganzen Körper zierten und die unzähligen Blutergüsse, deren Farbe nunmehr ins dunkle Blau reichte, sprachen für sich.

Seine Bewegungen waren ruhiger geworden- scheinbar beschäftigte er sich mit etwas. Teyla schlug ihre Augen auf, richtete sich auf und blinzelte verschlafen in die Dunkelheit ihres Quartiers.
„ `Tschuldigung, ich wollt’ dich nicht wecken“, hörte sie ihn plötzlich sagen und seine Stimme klang ihr so nah. Er saß nicht unweit von ihr in einem der Sessel, mit denen alle Wohnquartiere der Artemis staffiert waren, und seine haselnussfarbenen Augen waren in ihre Richtung gerichtet.
„ Du hast mich nicht geweckt“, log sie, setzte sich auf und schlug die dünne, noch immer kratzige Bettdecke um ihre Beine. Sie sah John verstohlen lächeln; es war nicht mehr dasselbe Lächeln- nein, es war leer und geradezu ausdruckslos, es war nicht sein Lächeln.
„ Hhm…“, murmelte er nur. Er lehnte sich in dem Sessel zurück, sodass sein Gesicht im Schatten verschwand. Seine langen Finger bearbeiteten einen kleinen Gegenstand und Teyla musste ihre noch nicht an die Dunkelheit gewöhnten Augen sehr anstrengen, um zu erkennen, dass es sich um Lt. Scotts feuerroten Truck handelte.
„ Lt. Scott hat das gemacht“, erklärte sie und beobachtete, wie John gedankenverloren an den kleinen Rädern herumspielte. Sein Blick lag auf dem sauber verarbeiteten, roten Metall und es war eine gewisse Faszination in seinen Augen zu erkennen. Galant strich er über das Metall und dann über das liebevoll gestaltete Führerhaus des Trucks.
„ Ich wusste gar nicht, dass der Lieutenant so begabt ist“, kommentierte er das Geschenk des Soldaten, hob es mit einer Hand hoch und betrachtete es weiter. Er drehte es in alle Richtungen- nach oben und nach unten, nach links und nach rechts.
„ Er hat seine Sache gut gemacht“, sagte Teyla. „ Es ist ein sehr nettes Geschenk.“
„ Hhm…“, machte John wieder und stellte den Truck wieder auf den kleinen Tisch, der neben den Sesseln aufgestellt war. Schweigend ließ er seinen Blick auch über die anderen Geschenke gleiten und meinte daraufhin stirnrunzelnd: „ Sieht so aus, als hätt’ ich die Party verpasst.“ Der Ausdruck in seinem Gesicht wurde undurchsichtig und er schien sich in seinen Gedanken zu verlieren.

Teyla blinzelte zu ihm herüber, zog ihre Beine unter der Decke hervor und schob sie dann über die Bettkante. Einen Moment lang befürchtete sie, wieder nach hinten zu kippen- ein warmes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus und ihr wurde schwindelig. Sie atmete schwer aus, ehe sie sich träge erhob und langsam mit nackten Füßen über den kalten Boden schlurfte. Als sie näher kam, sah sie, dass Johns Gesicht in tiefen Falten lag- er sah noch nicht einmal zu ihr auf, als sie sich gegen die Armlehne des Sessels lehnte.
Sie beugte sich leicht vor- sich noch immer leicht schwindelig fühlend- legte ihren Zeigefinger unter sein Kinn hob es an. Der Blick seiner haselnussfarbenen Augen traf ihren. Sie versuchte zu verstehen, was in seinen Augen geschrieben stand- doch ohne Erfolg. „ Du willst es mir nicht sagen, oder?“, fragte sie.
John antwortete ihr nicht, sondern schwieg eisern. Für einen kurzen Augenblick trieben seine Lippen auseinander, schlossen sich daraufhin aber gleich wieder und sein Blick wurde nur noch betrübter.
„ Ich mache mir Sorgen“, flüsterte Teyla.
„ Ich weiߓ, kam die Erwiderung.

Ein langer Moment des Schweigens folgte und ein jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Der Lärm des Antriebs dröhnte in ihrer beider Ohren und das Knacken der Energieleitungen ließ sie selbst nach Monaten auf diesem Schiff noch immer erschrocken zusammenzucken.
„ Es ist schlimm genug, dass ich es erleben musste.“ Es war John, der das Schweigen brach. Er streckte seine Arme nach ihr aus und legte sie um ihre Taille. Ein tiefes Seufzen entrann seiner Kehle, ehe er sie ganz dicht an sich heran zog und seine Stirn behutsam gegen ihren Bauch lehnte. „ Ich kann einfach noch nicht darüber reden. Was mit mir und Cam…“
„ Es ist nicht deine Schuld, John“, wisperte Teyla und strich mit ihren Fingern durch seine dunklen Haare. „ Du hast dir nichts vorzuwerfen.“
„ Wenn ich nur…“
„ John!“, fiel Teyla dem Soldaten unschön ins Wort und kniete sich vor ihm nieder, blickte ihm tief in die Augen. „ Du weißt, dass das nicht wahr ist. Du bist nicht Schuld, an dem, was mit Col. Mitchell passiert ist.“
Er sah sie an, er sah sie lange an. Dann begann er langsam mit dem Kopf zu schütteln. „ Es ist meine Schuld“, beharrte er.
„ Wieso denkst du, dass es deine Schuld ist?“, wollte Teyla wissen und neigte ihren Kopf zur Seite. Sie ließ sich neben ihm, auf der schmalen Sitzfläche des cremefarbenen Sessels, nieder.
John kniff die Lippen zusammen und ließ seine Schultern fallen. „ Sie… sie wollten Informationen.“
„ Über dich und Col. Mitchell?“
Er schüttelte mit dem Kopf. „ Sie wollten die Gateadresse und den genauen Standort von Atlantis. Sie suchen nach neuen Nahrungsquellen.“
„ Warum haben sie dann Col. Mitchell…“, setzte Teyla zur Frage an… und schnappte nach Luft, als ihr die Zusammenhänge klar wurden. Entsetzt sah sie ihn an. „ Nein!“
„ Sie haben es vor meinen Augen getan“, presste er zwischen seinen zusammengekniffenen Lippen hervor. „ Sie haben es immer getan und wenn ihnen langweilig wurde, dann haben sie mich…“ Seine Stimme quittierte nun vollkommen.
„ Oh, mein Gott, John!“ Teyla legte ihre Hand an seine Wange. Auf einmal verstand sie, warum er sich Vorwürfe machte. Es musste unglaublich schwer für ihn gewesen zu sein, die Folter über sich ergehen zu lassen und dann auch noch tatenlos dabei zuzusehen, wie man seinen Kameraden misshandelte.
„ Sie haben die Geduld verloren“, fuhr John fort, obwohl es ihn sichtlich Überwindung kostete. „ Sie haben uns in den Wald gebracht und wollten uns umbringen. Sie meinten, dass sie ihre Informationen auch woanders her bekommen würden und dass sie uns nun nicht mehr brauchten.“ Er schluckte schwer und sah sie dann an. „ Sie… sie haben gesagt, dass ihr alle tot wärt, dass sie euch getötet hätten. Ronon, Rodney und dich und auch…“ Sein Blick wanderte über ihren Unterleib- die leichte Wölbung ihres Bauches lag verborgen unter einem weiten Shirt. Teyla nahm seine Hand drückte sie zärtlich und legte sie dann auf ihren Bauch.
„ Es geht uns allen gut“, versicherte sie ihm ruhig und mit einem liebevollen Lächeln. Sie streckte ihre Hand aus und strich ihm durch seine Haare. „ Es geht Ronon gut. Es geht sogar Rodney gut. Und es geht mir und unserem Kind gut.“ Teylas Lächeln wurde breiter und ihre braunen Augen begannen zu funkeln. „ Ich habe es vor ein paar Tagen zum ersten Mal gesehen.“
„ Wirklich?“ Für einen kurzen Augenblick verschwand der ernste Ausdruck von Johns Gesicht und ein Grinsen huschte über seine Lippen. „ Du… aber… wirklich?“ Er reckte sein Kinn nach vorne und sah sie dabei mit einem Blick an, der nach mehr verlangte. „ Ist mit dem Baby alles in Ordnung?“
„ Unserem Baby geht es sehr gut“, antwortete Teyla und fügte dann mit einem stillen Lächeln hinzu: „ Wir bekommen eine Tochter.“
„ Ein Mädchen?“, wiederholte John sie, hob dabei seine Augenbrauen, sodass sie fast in seinem Haaransatz verschwanden.
„ Ein Mädchen.“ Teyla seufzte zufrieden, als sie sah, wie John still in sich hinein schmunzelte, während er seine Hand immer wieder sanft über ihren Unterleib gleiten ließ.


Sie saßen noch eine ganze Weile beisammen und redeten miteinander, lachten zusammen über die Geschenke, die die Besatzung zusammengetragen hatten und verloren sich immer wieder in ihrem Staunen über die Tatsache, dass sich ihr Leben in ein paar Monaten so stark verändern würde und dass sie in ein paar Monaten nicht nur für sich, sondern auch für ein kleines Wesen zu sorgen hätten. Keiner von ihnen erwähnte noch ein Wort über die letzten drei Monate, doch es war John anzumerken, dass er ständig daran denken musste. Auch wenn er sich über Ronons Babygeschenk amüsierte- er dachte daran zurück, was man mit ihm gemacht hatte, doch sagen tat er nichts dergleichen.

Es war weit nach zwei Uhr Nachts, als Teyla müde ins Bett fiel- allein. Erst fiel es ihr gar nicht auf und als es ihr auffiel, war sie zu müde, um sich aufzuraffen und nach ihm zu sehen. Gähnend legte sie ihren brummenden Schädel auf ihr Kopfkissen und das Letzte, was sie merkte, bevor sie im Schlaf entschwand, war, dass John sich neben sie legte und sie fest an sich zog. Er hauchte ihr einen Kuss in den Nacken, legte seine Hand auf ihre und schien dann ebenso einzuschlafen wie sie.

Drei Monate waren eine sehr lange Zeit und das Letzte, was Teyla dachte, war, dass sie nur unendlich froh war, ihn zurückzuhaben. Sie war sich sicher, dass sie die anderen Aufgaben auch bewältigen würden und dass sich alles zum Guten wenden würde.

TBC
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