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[SGA] The core von Ailya

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Far from all living
there is a place
where no one can hear you scream


John konnte nicht genau sagen, was ihn geweckt hatte. Waren es die Schmerzen, die unaufhörlich durch seinen Körper rasten und die seine Muskeln dazu brachten sich krampfhaft zusammenzuziehen? Oder war es doch das Leid seines Kameraden, dem sein Schrei fast in der Kehle stecken blieb, als Moros erneut ausholte? John wusste es nicht und sowieso hinterfragte er den Gedanken, warum er überhaupt seine Augen geöffnet hatte…

Cameron Mitchells Rücken war übersäet mit feuerroten Striemen und seine Muskeln zuckten bei jedem noch so kleinen Windhauch. Die Schultern des Soldaten zitterten und John wollte sich nicht einmal vorstellen, welche Qualen der Leiter von SG1 gerade durchmachen musste.
Mitchell war mit dem Gesicht zum feuchten Kerkergemäuer gewandt, sodass John nicht in seinem Blick lesen konnte. Doch allein sein Jammern verriet John, dass der Teamleader von SG1 mit seinen Nerven am Ende war… und wie sehr er unter dieser Peinigung litt. Camerons Körper kam kurz zur Ruhe, nur um danach in ein noch stärkeres, unaufhaltsameres Zittern auszubrechen. Schweiß rann über seinen Rücken, mischte sich mit den teils dunkelroten Blut, das aus den Striemen quoll.
Verdammte Scheiße, war alles was John einfiel, und obwohl er innerlich tobte, kam kein Wort über seine Lippen. Warum- das wusste er selbst nicht so genau. Er stand einfach nur da und beobachtete wutentbrannt, wie man seinen Kameraden bis zu seinem Äußersten quälte… aber er unternahm nichts dagegen. Vielleicht lag es ja an den eisernen Fesseln, die man um seine Handgelenke gelegt hatte und die sich bei jeder Bewegung tiefer in seine Haut schnitten…

John sah, wie Moros mit seinem kräftigen Arm erneut ausholte und die Peitsche aus verschlissenen, schwarzen Leder auf Mitchells Rücken hinab schnellen ließ. Das peitschende Geräusch, als das Leder noch ein Stückchen tiefer durch das Fleisch des Soldaten streifte, hallte dumpf in der kleinen Zelle wieder. Mitchells Reaktion verzögerte sich um wenige Sekunden, bis ein schmerzerfüllter Schrei aus der Kehle des Soldaten gellte und seine Knie unter ihm nachgaben. Er sackte in sich zusammen, wie ein instabiles Kartenhaus, doch Moros packte ihn an der Schulter und zog in wieder hoch. Für einen kurzen Moment ließ der Peiniger sein Folterinstrument sinken, aber nur, um die Fesseln des Soldaten fester zu ziehen. Mitchell keuchte auf, als das rostige Eisen durch seine Haut schnitt.

Moros schien sich an seiner „Arbeit“ zu erfreuen; mit einem triumphalen Grinsen umrundete er Mitchell, packte sein Kinn und riss es hoch. John blieb es verwehrt in Moros’ Gesicht zu sehen, doch ihm war klar, dass sich der Mann an dem Anblick seines Gefangenen ergötzte und dass er bereits den nächsten Schritt plante. Moros war ein Mann, der nicht lange zögerte, das wusste John.
„ Angst?“, hörte er Moros süffisant flüstern und John sah, wie Mitchell zusammenschreckte. Der Soldat erwiderte seinem Peiniger nichts, er hatte einfach keine Kraft dazu. Moros- erfreut über die Reaktion- lächelte und bohrte seinen Zeigefinger in Mitchells Brustkorb. „ Das habe ich mir gedacht.“
John hielt die Luft an, als er bemerkte, dass Moros’ wieder ausholte. Er biss die Zähne zusammen und starrte mit wutentbranntem Blick in Richtung Tür... dorthin wo sie schon seit gefühlten drei Stunden stand und all das beobachtete.

Larrin stand neben der hölzernen Tür und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Der Blick ihrer grünen Augen war eisig und zeugte von keinerlei Emotionen. John wusste nicht, wie lange sie da schon stand, aber er wusste, dass sie in dieser Zeit nicht einmal mit der Wimper gezuckte hatte… und er wusste, dass sie während dieser Zeit ohne Unterlass zu ihm herüber gestarrt hatte- ihr Blick war nicht von ihm gewichen. Es war offensichtlich, dass sie auf eine Reaktion wartete. Sie wartete auf den Augenblick, in dem er nachgeben würde.
Je länger sie zu ihm herüber starrte, desto mehr verabscheute John diese Frau. Ihm wurde übel, als er sich daran zurückerinnerte, wie sie ihn um den Finger gewickelt hatte. Bei dem Gedanken, dass er sie geküsst hatte, wurde ihm ganz elend.

Irgendetwas musste Larrin in seinem Blick entdeckte haben, denn auf einmal setzte sie sich in Bewegung und kam zu ihm geschlendert. Ein süffisantes Lächeln lag auf ihren Lippen. Je näher sie ihm kam, desto schwerer fiel es John an seinem Prinzip, nie eine Frau zu schlagen, festzuhalten. Die Art, wie sie sich ihm näherte und wie sie ihn dabei ansah, machte ihn wütend und er ballte seine Hände zu Fäusten. Der Drang ihr seine Faust ins Gesicht zu donnern wurde immer stärker, doch allein Moros’ Gegenwart hinderte ihn daran. Diesem verdammten Mistkerl traute er alles zu…

„ Und Sie wollen es sich wirklich nicht überlegen?“ Larrin stand nunmehr direkt vor ihm und hauchte ihm ihren Atem ins Gesicht. Ebenso wie Moros schien ihr zu gefallen, ihn so wehrlos zu sehen. Der Gedanke, dass er ihr gegenüber nichts ausrichten konnte, gefiel ihr.
„ Sie kennen meine Antwort“, presste John wütend zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor und funkelte sie finster an. Doch das schien Larrin nicht im Geringsten zu beeindrucken. Stattdessen begann sie um ihn herumzugehen, wie es auch Moros bei Mitchell getan hatte.
„ Ihr heldenhaftes Auftreten wird Ihnen nichts nützen, Sheppard“, zischelte sie und warf ihre blonden Locken zurück. „ Sie schaden nur sich selbst damit…“- Sie lächelte hämisch-„… und ich bin mir nicht sicher, wie lange Col. Mitchell noch standhalten wird.“

Wie auf Kommando holte Moros ein weiteres Mal aus und seine Peitschte streifte über Cameron Mitchells Rücken, der daraufhin einen fast schon animalisch anmutenden Laut von sich gab und nach vorne kippte. Doch dieses Mal zerrte Moros ihn nicht wieder zurück, sondern verharrte in seiner Bewegung.
Nur mühsam schaffte es John den Kloß, der sich in seiner Kehle gebildet hatte, herunterzuschlucken. Er kniff seine Lippen noch fester aufeinander und schloss die Augen, um sich zu konzentrieren, doch das wollte ihm nicht so recht gelingen. Unbändige Wut tobte in ihm und es fiel ihm schwer sich unter Kontrolle zu halten. Er wollte Larrin und Moros gegenüber keine Schwäche zeigen, weil es das war, worauf sie warteten. Nein, er wollte ihnen keine Gelegenheit zum Triumph geben und er wusste, dass Mitchell derselben Ansicht war. Egal, was sie von ihm wollten, sie würden es nicht bekommen.
John holte ein tief Luft und öffnete seine Augen wieder. Larrin hatte sich direkt vor ihm aufgebaut und starrte von oben herab auf ihn hinunter. Allein ihr siegessicherer Gesichtsausdruck ließ ihn noch wütender werden und obwohl er es nicht beabsichtigt hatte, brach ein aufgebrachtes Schnauben aus seiner Kehle.

Larrin hob ihre schmalen Augenbrauen und ihre roten Lippen verformten sich zu einem boshaften Grinsen. Langsam wandte sie sich um, warf Moros einen verstohlenen Blick zu und meinte trocken: „ Gehen Sie jetzt.“
Es war Moros anzusehen, dass ihm dieser Befehl nicht behagte, doch er neigte unterwürfig seinen Kopf. Seine Peitsche rollte er zusammen und befestigte sie an seinem Gürtel. Bevor er ging, drehte er Mitchells leblosen, in sich zusammen gesackten Körper so, dass John ihm ins Gesicht blicken konnte.
„ Sehen Sie sich ihn an.“ Larrin ließ von ihm ab und machte sich daran, Mitchells Kinn anzuheben. Die Lider des Soldaten flatterten; er hatte schlichtweg keine Kraft um sie zu öffnen. Schweiß so dick wie Blutstropfen rann über sein Gesicht und tropfte auf den steinernen Kerkerboden. Blut lief auf seiner Nasen. Sein geschundenes Gesicht war mit Striemen, Kratzern und blauen Flecken übersäet.
John starrte Larrin hasserfüllt an, was sie aber nur mit einem Grinsen und einem gespielt unschuldigen Schulterzucken hinnahm. Sie griff in Mitchells Haare und zog den Kopf des Soldaten hoch. Cameron riss vor Schmerz seine grauen Augen weit auf.
Es war das erste Mal, seit Stunden, dass er John so direkt ins Gesicht sah. Camerons Blick war so eindringlich und von Schmerzen gezeichnet, dass John augenblicklich über wurde. In dem Gesicht seines Kameraden zu lesen, fiel ihm nicht schwer und man musste keine besondere Ausbildung genossen haben, damit man erkannte, dass Cameron am Ende seiner Kräfte war und dieses Leid nicht mehr lange ertragen konnte.

John schnaubte zornig, als Larrin mit ihren schwarz lackierten Fingernägeln über Mitchells Gesicht strich. Scheinbar war die Farbe auf ihren Fingernägeln noch nicht getrocknet, denn sie hinterließ auf seiner Wange einen schmalen schwarzen Strich. Über einer blutenden Wunde, die sich quer über Camerons Wange zog, hielt sie inne. „ Wissen Sie, was das Geheimnis dieser satten, schwarzen Farbe ist, Colonel?“ Sie verwendete den Rang, sodass man nicht genau bestimmten konnte, wen sie gerade angesprochen hatte. Doch John wusste, dass sie ihn gemeint hatte.
„ Es nennt sich Talmiak.“ Larrin gab ihm keine Zeit zu antworten, sprach sofort weiter. „ Es wird aus einer einheimischen Pflanze gewonnen und ist bereits in kleinen Mengen tödlich.“ Sie drehte ihren Finger und fuhr an dem Rand von Camerons Wunde entlang. Der Soldat zuckte zusammen und japste erschrocken nach Luft. Tränen stiegen ihm in die Augen und seine Gesichtsfarbe wandelte sich innerhalb weniger Augenblicke in ein nicht gesund aussehendes Weiß. Seine Lippen begannen aufeinander zu schlagen und selbst in diesem schummerigen Licht konnte John erkennen, dass sich die Pupillen seines Kameraden unnatürlich weiteten- sie wurden so weit, dass man fast gar nichts mehr von Camerons gräulicher Iris erkennen konnte. Mit einem fast schon seligen Lächeln fuhr Larrin immer weiter an Camerons Wunde entlang…

„ Nein.“ Johns Lippen trieben wütend auseinander und es überraschte ihn, dass er trotz Schmerzen und Entkräftung in der Lage war, die Lautstärke seiner Stimme dermaßen in die die Höhe zu treiben. Sämtliche Muskeln in seinem Körper spannten sich schon fast schmerzhaft an, als er Larrin voller Verachtung anfunkelte. „ HÖREN SIE AUF!“
Die blonde Frau hielt in ihrer Bewegung inne. „ Sie sind also bereit mit mir zu reden?“ Langsam tippelte sie mit ihrem lackierten Fingernägel über Camerons Wange.
„ Verdammt, ich hab’ gesagt, Sie sollen aufhören!“, keifte John erbost und ruckte mit seinen Fäusten nach vorne, doch das Klirren der eisernen Kette erinnerte ihn, dass er sich nicht wehren konnte. Wütend über diese ernüchternde Tatsachte ächzte er.
„ Ich werde erst aufhören, wenn Sie mir die Informationen geben, die ich haben will“, gab Larrin ihm in säuerlichen Tonfall zu verstehen. Musternd betrachtete sie Cameron. „ An Ihrer Stelle würde ich nicht allzu lange warten.“
„ Was wollen Sie eigentlich von uns?“ Johns Nasenflügel bebten und er zerrte an seiner Kette, die sich dadurch aber nur noch tiefer in seine Handgelenke schnitt. „ Sie wollen etwas über Atlantis wissen, nicht wahr?“ Diesmal war er es, der ihr keine Zeit zum Antworten gab. „ Dann brauchen Sie mich und nicht ihn!“
„ Da irren Sie sich, Sheppard.“ Larrin ließ von Mitchell ab und kam eleganten Schrittes auf ihn zu marschiert. Sie trat vor ihn, zog ihre Augenbrauen zusammen und senkte ihren Blick. „ Wieso denken Sie, dass ich ihn nicht brauche?“
John erwiderte ihr nichts. Ihm fiel kein Grund ein, warum er es hätte tun sollen. Er verabscheute diese Person, obwohl er eingestehen musste, dass sie eine ziemlich attraktive Frau war, die sehr wohl wusste, wie sie mit ihren Reizen umzugehen hatte. Trotzdem- er verabscheute sie zutiefst!

Larrin ihrerseits quittierte sein Schweigen mit einem Lächeln; sie lächelte immer, auch wenn sie nicht zufrieden war. John war sich sicher, dass sie durch ihr Lächeln ihre wahren Gefühle und Emotionen wie Wut und Zorn verbergen oder unter Kontrolle halten wollte. Ihren wahren Charakter konnte man schwer einschätzen, denn sie schien sich hinter einer Art Maske zu verstecken. Irgendein dunkles Geheimnis lauerte in ihrem Inneren und sie war panisch versucht, es ihm nicht zu offenbaren.

„ Aus der Reaktion lernt man viel über die Persönlichkeit“, meinte Larrin plötzlich und strich sich eine ins Gesicht gefallene Locke hinters Ohr, plinkerte mit den Wimpern. „ Sie sagen, dass ich Col. Mitchell nicht brauche, um an meine Informationen zu kommen.“ Wieder lächelte sie und die Art und Weise wie sie lächelte, ließ John übel werden.
„ Genauso ist es“, erwiderte er. „ Er weiß nichts.“
„ Sie lügen.“ Larrin griff hinter ihn und zog seine Fesseln strammer, packte ihn dann im Nacken, sodass er gezwungen war, ihr ins Gesicht zu sehen. „ Sie sind einfältig, John Sheppard. Es ist nicht schwer sie zu durchschauen. Denken Sie, ich bin wirklich so naiv?“
„ Sie sind nicht hier, um mir meine Unfähigkeit vorzuhalten“, kommentierte John trocken.
„ Ich werde keine Informationen von Ihnen erhalten“, stellte Larrin scharfsinnig fest. „ Weder wenn ich Moros weitermachen lasse, noch wenn ich ihm befehle es nicht zu tun. Sagen Sie mir, sind Sie immer so verbissen und stur?“
„ Soll ich das jetzt als Kompliment ansehen?“, fragte John sarkastisch zurück.
„ In meinem Volk wäre dies ein Grund getötet zu werden“, merkte Larrin beiläufig an. „ Niemand wagt es, so mit einem befehlshabenden Offizier zu sprechen.“
John konnte sich ein freches Grinsen nicht verkneifen. „ Na, wie gut, dass ich nicht unter Ihrem Kommando stehe.“
„ Ich verbitte mir diesen Ton“, knirschte Larrin. Ihre Hand schnellte nach vorne, bekam ihn am Kinn zu fassen und zog es mit einem Ruck nach vorne. John wurde schwindelig, als er fühlte, wie Larrin die beiden lockeren Kieferknochen aneinander zu reiben begann. Das Lächeln war nun endgültig aus ihrem Gesicht verschwunden. „ Wenn Sie mir die Informationen nicht geben, dann wird es jemand anderes tun. Aber keine Sorge, ich habe Zeit. Ich habe sehr viel Zeit. Nur ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen so viel Zeit geben will, Sheppard. Überlegen Sie es sich besser. Ich kenne einige Leute, die langsam ungeduldig werden und nur darauf warten, dass ich Sie und Ihren Freund ausliefere.“
„ Sollte ich mich jetzt bei Ihnen dafür bedanken?“, schnappte John zornig.

Larrin setzte an, um ihn zu antworten, doch bevor sie ihn verbal und körperlich nieder machen konnte, wurde die Tür aufgestoßen. Ein gleißender Lichtstrahl fiel in die dunkle Zelle und John kniff geblendet die Augen zusammen; es war schon etwas her, seit er zum letzten Mal Licht gesehen hatte.
Im hölzernen Türrahmen erschien eine dunkle Gestalt und verharrte dann in ihrer fließenden Bewegung. Larrin schien sie auf Anhieb zu erkennen, denn sie ließ John los und machte einen Schritt beiseite. Die Gestalt trat mit einem großen Schritt in die Zelle hinein und sah sich um.
„ Baku“, hörte John Larrin sagen und schreckte augenblicklich zusammen. Zwar hatte er erst einmal das ‚Vergnügen’ gehabt diesen Mann oder was auch immer er war kennenzulernen, doch das hatte ihm schon gereicht. Er fürchtete sich vor Baku und verabscheute ihn sogar noch mehr als die Wraith.
„ Ich bedaure es wirklich, dass Sie sich forthin weigern, zu kooperieren, Colonel“, wandte sich Baku an John und verformte seine schmalen Lippen zu einem gespielt traurigen Lächeln. „ Und dabei dachte ich, dass wir uns irgendwann einmal einig werden.“
„ Da haben Sie falsch gedacht“, knurrte John und blickte Baku hasserfüllt an. Er deutete ein schwaches Kopfnicken an. „ Was soll das hier alles? Halten Sie uns hier nur fest, um Informationen zu erhalten? Warum tun Sie das?“
Baku pirschte um ihn herum. „ Es musste sein, Colonel. Ihr Freund… ich glaube sein Name war Tim Robbins…er war nicht gerade sehr kooperativ.“
„ Sie haben ihn umgebracht.“ John schüttelte so gut wie es ihm möglich war mit dem Kopf und versuchte sich zu erinnern. Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, dass sie den Major gefunden hatten… oder vielmehr das, was von ihm übrig geblieben war.
„ Ich habe ihn nicht umgebracht“, konterte Baku. „ Ich bringe keine Menschen um.“
„ Sie haben einen meiner Männer umgebracht“, fauchte John. „ Der Junge hatte eine Familie!“ Irgendetwas sagte ihm, dass diese Tatsache Baku nicht im Geringsten interessierte.
„ Ich hatte auch einmal eine Familie, Colonel“, gab Baku zurück. Seine Laune schien sich zu wandeln; auf einmal wirkte er ernster und ärgerlicher, doch zugleich mischte sich etwas in seine Stimme, was John mit Trauer und Bedauern verband. Er versuchte Baku’s Blick zu halten, doch dieser wich ihm immer wieder aus. „ Wir alle hatten einmal eine Familie. Ich hatte eine Frau und ein Kind- eine Tochter. Ich verfluche noch immer den Tag, an dem ich sie beide verloren habe.“ Baku fauchte und rümpfte seine Nase. Sein eisiger Blick glitt über Larrin zurück zu John. „ Aber damit hat all das nichts zu tun. Es sind andere Zeiten angebrochen. Zeiten, in denen mein Volk Hunger leidet.“

„ Ist das der Grund, warum Sie nach Atlantis wollen?“, fragte John, obschon er die Antwort nicht wirklich wissen wollte. In den letzten Tagen und Wochen hatte er oft mit ansehen müssen, wie sich Baku’s Männer ‚ernährten’ und jedes Mal wurde ihm aufs Neue übel und der Vergleich zu den Wraith sprang ihm förmlich ins Auge. Die Tatsache, dass Baku seine Leute nach Atlantis führen wollte, von wo aus er mit genügend Kenntnis zur Erde gelangen konnte, war beängstigend.
„ Atlantis, die Stadt der Vorfahren“, sinnierte Baku und ließ seinen Blick gen Ferne schweifen. „ Sie müssen zugeben, dass sie Sie noch immer fasziniert.“
„ Egal, was Sie von mir erwarten... Sie werden es nicht bekommen“, beharrte John eisern. Mit festem Blick starrte er zu Baku herüber, der sich aus seiner träumerischen Starre löste und geradezu wutentbrannt zu ihm herumwirbelte. Seine roten Augen zuckten in den Augenhöhlen umher und seine blassen Lippen stoben auseinander. Ein tiefes Grollen drang aus Baku’s Brustkorb und er bleckte seine spitzen Zähne. Seine Knie beugten sich, seine Arme winkelten sich an seinen Körper und mit einem angsteinflößenden Knurren stieß er sich von dem Kerkerboden ab.
John blieb nicht die Zeit, um darüber nachzudenken, ob er stehen bleiben oder zurückweichen sollte. Es ging alles viel zu schnell, als dass er es hätte realisieren können. Plötzlich war Baku direkt vor ihm und packte mit seiner prankenartigen Hand um den Hals den Soldaten… und drückte zu. „ Man hat Ihnen hoffentlich gesagt, dass ich es hasse, auf etwas warten zu müssen.“
Der Soldat erwiderte ihm nichts- er konnte ihm nichts erwidern. John wollte nach Luft japsen, doch Baku’s Hand hinderte ihn daran. Immer fester drückte er zu und John merkte, wie sein Herz von Sekunde zu Sekunde schneller schlug. Ihm wurde schwindelig. Er riss seine Augen weit auf und versuchte sich aus Baku’s Griff zu winden, doch das war ein Ding der Unmöglichkeit.
„ Meine Geduld neigt sich dem Ende zu, Colonel“, warnte Baku. „ Ich warte nicht gerne.“ Er verstärkte den Druck seiner Hand noch einmal, ehe er losließ. John fiel haltlos in sich zusammen, sackte auf die Knie und keuchte auf.

Baku beachtete ihn nicht weiter, sondern wandte sich an Larrin, die allem still gelauscht hatte. „ Ich habe genug von den beiden“, herrschte er sie an. „ Ich brauche zwei deiner Männer.“
Larrin sah ihn misstrauisch an. „ Was hast du vor mit ihnen zu tun?“ Sie forschte in Baku’s Blick… und als sie etwas darin erkannte, schnappte sie nach Luft. „ Das kannst du nicht machen!“, rief sie empört. „ Wir haben noch nicht…“
„ Ich werde meine Informationen schon bekommen“, knurrte Baku sie an.
„ Aber, das hier ist unsere beste Chance“, setzte Larrin sich zur Wehr und schüttelte mit dem Kopf. „ Gib mir nur noch etwas mehr Zeit, Baku!“
„ Ich habe dir drei Monate gegeben“, erwiderte er ihr trocken. „ Und du hast deine Chance verspielt.“ Wütend stieß er die Tür auf, blieb aber im Türrahmen stehen und drehte sich zu ihr um. „ Zwei deiner Männer. Ich will sie auf der Lichtung haben. Eine Stunde. Nicht mehr.“ Er zog seine Augenbrauen zusammen. „ Enttäusch mich nicht noch einmal. Auch dir gegenüber währt meine Geduld nicht ewig.“
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, knallte er die schwere Holztür hinter sich zu und die Zelle hüllte sich wieder in Dunkelheit…

++++++++++++


„ Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich diese Idee für absoluten Schwachsinn halte?“, fragte Rodney McKay in die Stille hinein. Mit herabhängenden Mundwinkeln stapfte er Ronon hinterher und blickte sich dabei mürrisch um.
Daniel Jackson schloss von hinten zu ihm auf. „ Ich frage mich ernsthaft, ob es Ihnen irgendwann einmal gelingt, mehr Interesse an den Tag zu legen.“
„ Darauf warte ich schon seit zwei Jahren“, meinte Ronon über seine Schultern hinweg. „ Hoffnungsloser Fall, sag’ ich Ihnen.“
„ Hey“, empörte sich Rodney. „ Bin ich denn hier der Einzige, dem das alles merkwürdig vorkommt? Eine alte Frau, eine Vision von einer einsamen Lichtung und nun…“- Mit einem abschätzigen Laut deutete er um sich-„… auch noch das! Hab ich Ihnen schon mal erzählt, wie ich mich als Sechsjähriger in einem Wald wie diesem verlaufen habe?“
„ Wir wollen keine Ihrer Geschichten hören, McKay“, warnte Ronon ihn und stapfte weiter.
„ Sie übertreiben“, fügte Daniel Jackson hinzu und zog kopfschüttelnd an ihm vorbei.
„ Eines will ich hier aber mal klarstellen…“- Rodney streckte seinen Zeigefinger in die Höhe-„… wenn etwas passiert, dann kommen Sie beide mir bloß nicht heulend angekrochen. Ich sag’s Ihnen, hier stimmt irgendetwas nicht. So was rieche ich auf zehn Kilometer Entfernung!“

Ronon und Daniel Jackson erwiderten ihm nichts, sondern bahnten sich weiter ihren Weg durch das immer dichter werdende Unterholz. Murrend folgte der Wissenschaftler den beiden und es dauerte nicht lange, bis seine Stimme nur noch ein entferntes, durch den Nebel gedämpftes Jaulen war. Teyla atmete erleichtert auf…
„ Ist der immer so drauf?“, fragte Vala Mal Doran, die friedlich neben ihr her stapfte.
„ Das ist noch harmlos“, erwiderte Teyla lächelnd, woraufhin Vala nur mit dem Kopf schüttelte.
„ Also, ich könnte das nicht aushalten“, meinte die Schwarzhaarige ernst und verdrehte die Augen. „ Das würde mich verrückt machen! Ich glaube, ich hätte ihn schon längst erschossen. Es wundert mich, dass der Muskelprotz sich bis jetzt zurückgehalten hat.“
Teyla schmunzelte. „ Ronon scheint auf irgendeine Art immun dagegen zu sein… ebenso wie Carson und Elizabeth.“ Es gab wirklich nur sehr wenige Leute, die mit der doch sehr eigenwilligen Art des Kanadiers zurecht kamen. Rodney hatte einen schwierigen Charakter, an den auch sie sich zuerst hatte gewöhnen müssen. Es gab aber selbst heute noch Tage, an denen sie sich fragte, warum sie sich so manche Gemeinheit gefallen lie߅

Valas Seufzen riss sie aus ihren Gedanken. Die Schwarzhaarige lief neben ihr her und hatte den Blick auf ihre Stiefel und auf den modrigen Boden gerichtet. Als sie den forschenden Blick bemerkte, hob sie ihren Kopf.
„ Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte Teyla sie vorsichtig, worauf Vala nickte.
„ Alles okay“, antwortete sie und lächelte. Vala hatte ein ansteckendes Lächeln, das einfach perfekt zu ihrer durchweg freundlichen Persönlichkeit passte. „ Ich hab’ nur nachgedacht.“
Teyla neige ihren Kopf. „ Und worüber haben Sie nachgedacht?“
„ Ich…ich hab’ mich gefragt, wie es weitergehen soll“, antwortete Vala und seufzte. „ Ich meine, wenn wir die beiden nicht finden und…“ Sie unterbrach sich selber mit einem Kopfschütteln. „ Was soll passieren, wenn wir nie wieder zurückfinden? Wenn wir für immer auf diesem Schiff gefangen sind? Ich kann mir solch ein Leben nicht vorstellen.“
„ Aber Sie haben so etwas doch schon einmal erlebt“, erinnerte sie Teyla sanft.
Vala schnitt eine Grimasse. „ Daran kann ich mich aber nicht erinnern und deshalb denke ich auch nicht daran. Doch das hier… es ist so real!“
„ Ich frage mich auch oft, wie es weitergehen soll“, gestand Teylas leise und atmete tief ein und aus. „ Ich mache mir fast jeden Abend Gedanken darüber.“

Sie verlangsamten ihre Schritte und schlenderten nebeneinander durch den Wald. Der Nebel wurde immer dichter, doch sie konnten noch immer hören, wie Rodney sich aufregte. Das war nunmehr ein Zeichen, dass sie einander noch nicht verloren hatten…
„ Denken Sie oft an ihn?“, fragte Vala plötzlich und fügte, als Teyla sie ansah, hinzu: „ Ich meine, an den Colonel. Denken Sie oft an ihn?“
Teyla blickte auf ihre Füße hinab, die über den modrigen Waldboden schleiften. Sie hätte wissen müssen, dass diese Frage eines Tages kommen würde. Elizabeth hatte sie bereits einmal angedeutet gehabt, hatte dann aber ein anderes Thema eingeschlagen. Und das war ihr auch nur zu recht gewesen…
Vala schien ihr Zögern zu bemerken und wandte ihren Blick peinlich berührt ab. „ Tschuldigung“, murmelte sie leise. „ Daran hätte ich denken müssen. Es tut mir leid.“
„ Nein, es ist schon in Ordnung“, entgegnete Teyla ihr und ignorierte den dicken Kloß in ihrer Kehle. Vala hatte doch recht! Irgendwann hätte sie sich mit dieser Frage konfrontieren müssen und sie hätte nicht ausweichen können…
Teyla seufzte tief, ließ ihren Blick durch den nebeldurchzogenen Wald schweifen. „ Ich denke oft an ihn“, begann sie, fuhr erst fort, als sie sich vergewissert hatte, dass Vala ihr zuhörte. „ Am Tag. Am Abend. In der Nacht. Einfach immer. Ich träume sogar von ihm. Es gibt schlechte Tage und es gibt bessere Tage.“
„ Sie vermissen ihn, nicht wahr?“ Es war vielmehr eine Aussage, als eine Frage, die da über Valas Lippen gekommen war.
Teyla nickte traurig. „ Er ist der Vater meines Kindes, natürlich vermisse ich ihn.“ Sie löste ihren Blick von Vala und sah in die Ferne, blinzelte ihre Tränen hinfort. „ Es tut einfach unglaublich weh, wenn ich daran denke, dass mein Kind seinen Vater nicht kennenlernen wird. Ich versuche mir oft vorzustellen, wie es weitergehen soll und wie ich das alles ohne seine Hilfe schaffen soll.“
„ Wir alle werden Ihnen helfen“, versicherte Vala ihr. „ Und ich bin mir sicher, dass wir den Colonel finden werden. Ich hab’ so ein Gefühl und mein Gefühl hat mich bisher nur selten enttäuscht…“

Es verlangte nur wenige Sekunden, in denen sie einander ansahen und dann loslachten. Warum sie lachten, konnte Teyla nicht sagen, aber sie fühlte sich besser. Vala war eine freundliche Person und neben Elizabeth war sie ihre beste Freundin an Bord der Artemis. Freundschaftlich griff die Athosianerin nach der Hand ihrer Begleiterin, woraufhin Vala sie anlächelte und ihre Hand fest drückte.

Sie beide verfielen in ein Schweigen und folgten den drei Männern weiter durch den Wald. Nach ein paar hundert Metern stießen sie auf Ronon, Daniel und Rodney, die allesamt auf einer kleinen Lichtung stehen geblieben waren, die am Hang einer kleinen Anhöhe lag.
Daniel Jackson drehte sich um, als Teyla mitsamt Vala auf die Lichtung getreten kam. „ Erinnern Sie sich?“, erkundigte er sich vorsichtig, da er nur zu gut wusste, wie ungern sie sich an ihre Vision erinnerte und wie viel Kummer es ihr bereitete.
Teyla seufzte und blickte sich wehmütig um, schüttelte nach wenigen Sekunden mit dem Kopf. „ Nein, das ist nicht die Lichtung“, antwortete sie, woraufhin Rodney seine Arme gen grauem Himmel streckte und sie dann wieder hinab plumpsen ließ.
„ Großer Gott“, jammerte der Kanadier und fragte in die Runde: „ Wissen Sie eigentlich, wie viele Lichtungen es auf diesem Planeten gibt?“
„ Rodney…“, seufzte Teyla.
„ Nichts gegen Ihre ‚hellseherischen Fähigkeiten’, Teyla“, fiel ihr Teammitglied ihr ins Wort, „ aber das ist Wahnsinn. Wir können uns noch nicht einmal sicher, ob das hier überhaupt der richtige Ort ist!“
„ Ich bewundere Ihre feinfühlige Art, Rodney“, merkte Daniel Jackson sarkastisch an und schüttelte mit dem Kopf. „ Können Sie es nicht einmal positiv sehen? Nur ein einziges Mal? Ist das so schwer?“
„ Hoho, ich bin extrem feinfühlig“, verteidigte sich Rodney. „ Nur im Moment wollen sich die Puzzleteile in meinem Kopf einfach nicht zusammenfügen. Ich kann mich nur wiederholen: Irgendetwas stimmt hier nicht!“
„ Halten Sie die Klappe“, brummelte Ronon, der noch immer am Abhang stand. Empört starrte Rodney ihn daraufhin an.
„ Ich lass’ mir von Ihnen doch nicht den Mund verbieten“, moserte er, woraufhin sich Ronon umdrehte und ihn böse anfunkelte.
„ Nein, Sie sollen die Klappe halten, McKay!“, zischelte er, legte den einen Fingern warnend vor seine Lippen und deutete mit dem anderen den Abhang hinunter.

Von der Kante des Abhangs ging es etwa zwanzig Meter in die Tiefe. Ein kleines Dorf erhob sich aus dem dichten Unterholz, mit einem Marktplatz und vielen kleinen Hüten, die ihre besten Tage anscheinend schon hinter sich gebracht hatten. Die Stadt schien verlassen. Die Straßen und winzigen Gassen waren leer. Die Hütten machten einen schäbigen Eindruck, manche Türen waren eingetreten, Fensterglas war über dem moosigen Waldboden verstreut, Fensterläden hingen nur noch an rostigen Scharnieren.
„ Hier war schon lange niemand mehr“, fasste Vala die Situation zusammen und ließ ihren Blick über das verlassene Dorf schweifen.
„ Das ist wohl offensichtlich“, stimmte ihr Rodney eifrig nickend zu und rümpfte abwertend die Nase. Neben ihm zuckte Ronon zusammen und deutete hinunter auf den Marktplatz.
„ So verlassen scheint dieser Ort aber nicht zu sein“, meinte er und fokussierte mit seinen braunen Augen eine Gestalt, die sich aus dem Nebel löste.
Teyla japste nach Luft und schreckte zusammen, als sie die Gestalt erkannte. Sie stolperte gegen Valas Schulter und augenblicklich begann sie sich leicht schwindelig zu fühlen und ihr Lächeln verrutschte um wenige Millimeter. Ihr Magen rumorte und ein nervöses Kribbeln schoss durch ihren Körper. Schnell blinzelte sie, um dem Schwindel nicht zum Opfer zu fallen, und fasste sich mit einer Hand an die Stirn…

Ein Mann. Er sah furchterregend aus! Groß, stämmig, mit Muskeln am ganzen Körper. Ein Bein stand auf einem Baumstumpf. Er trug eine alt aussehende Uniform- schwarzbraunes Leder, zwei Knopfleisten, an manchen Stellen schon eingerissen, verstaubt, sah schäbig aus. Der Mann hatte aschbraunes, schütteres Haar, das von gräulichen Strähnen durchzogen wurde. Sein vergerbtes Gesicht wirkte emotionslos und seine grauen Augen waren auf etwas in der Ferne gerichtet. Trotz seines Aussehens machte er den Eindruck eines erfahrenen Kriegers…

Die anderen schienen ihn auch zu erkennen; Ronons Miene verfinsterte sich, Vala schnappte erschrocken nach Luft, Daniel Jackson rümpfte angewidert die Nase und Rodney…war einfach Rodney und sagte ausnahmsweise einmal gar nichts, sondern starrte nur auf den Marktplatz hinunter.
„ Teyla…“ Vala hielt sie an ihrem Arm. Sie hielt sie an ihrem Arm, als sie beobachteten, wie der Mann sich umdrehte und zwei düsteren Gestalten entgegenblickte, die einen leblosen Körper hinter sich her zerrten.
„ John“, wisperte Teyla und ihr ganzer Körper spannte sich schmerzhaft an, ehe ihre Muskeln alle auf einmal nachgaben und sie zusammensackte.

TBC
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