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[SGA] The core von Ailya

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Das in jeder Hinsicht perfekt scheinende Wesen starrte sie an; der Blick der blassgrünen Augen wirkte kalt, ja fast schon ausdruckslos. Irgendwie hilflos stand es ihr gegenüber, wirkte dennoch stark und unerschütterlich. Es strahlte unfassbare Eleganz und Anmut aus, seine Schönheit war umwerfend, raubte ihr den Atem; sie hatte lange honigblonde Haare, die in sanften Wellen bis zur Mitte ihres Rückens flossen und ihr porzellangleiches Gesicht perfekt umrahmten. Ihre blutroten Lippen, ihre blassgrünen Augen, die leichte Röte ihrer Wangen- einfach alles an ihr schien perfekt! Sie war engelsgleich! Umwerfend, bezaubernd, atemberaubend, wunderschön…

Ihre Körperhaltung wirkte grazil und anmutig, doch zugleich stark und selbstbewusst. Sie erweckte einen zielstrebigen Eindruck, einen selbstsicheren.
Ihr athletischer Körper war in ein langes, bis zum Boden reichendes Gewand gehüllt. Das cremefarbene Chiffon schmeichelte ihren wohlgeformten Proportionen; es fiel locker über ihre Hüften, schlängelte sich um ihre schmalen Fesseln.
Um ihren Hals glitzerte ein goldener Flimmer; die Kette schien edel zu sein, gute Verarbeitung. Ein kleiner, unscheinbarer Anhänger mit einem schimmernden Edelstein war an ihrem Ende, setzte ihren Hals perfekt in Szene, ebenso wie den Rest ihrer beneidenswerten Körpers. Egal wohin man sah, alles an ihr schien perfekt- von der perfekten, makellosen Haut, von ihren glänzenden Haaren bis hin zu ihren vollen, sinnlichen Lippen. Alles an ihr war perfekt…

Doch statt mit ihrer Schönheit zu prahlen, sich in ihr zu sudeln und sich ihr zu nähern, blieb sie einfach stehen und starrte sie weiter an. Ihre Miene verrutschte nicht um einen Millimeter- sie stand einfach da und starrte sie an. Ihr Blick war durchdringend, dennoch konnte sie sich nicht dazu durchringen, wegzusehen. Es war beinahe so, als ob etwas sie dazu zwang. Eine starke Anziehung ging von dem wunderschönen Wesen aus…

„ Helia!“ Der Ruf einer heiseren Stimme ließ sie zusammenzucken und die Erinnerungen, die sie mit ihr verband, ließen sie erschaudern. Sie wollte sich zu der Stimme umdrehen, doch der Blick des Wesens hatte sie derartig in ihren Bann gezogen, dass sie es nicht konnte. Aus irgendeinem Grund konnte sie ihren Blick nicht von ihr lösen. Es war fast schon ein bisschen unheimlich.

Schritte näherten sich, doch noch immer sah sie keinen Anlass sich umzudrehen. Auch, als sie einen eiskalten Atemhauch auf ihrem Hals spürte und sich ihre Nackenhaare aufstellten, drehte sie sich nicht um.
Etwas kitzelte über ihren Nacken- sie konnte nicht genau bestimmen, was es war. Trotzdem jagte ein Kribbeln durch ihren Körper- von ihren Zehen bis in ihre Haarspitzen- und für einen Moment vergaß sie zu atmen. Ein betörender Duft stieg ihr in die Nase; er roch frisch und süßlich, war ihr aus irgendeinem Grund vertraut. Andererseits zuckte sie zusammen und wunderte sich, als sich Furcht durch ihren Körper fraß...

„ Helia?“, hörte sie die Stimme fragen und spürte eiskalte Fingerkuppen über ihren Nacken streichen. Langsam und widerstrebend drehte sie sich um, bis sie in haselnussfarbene Augen blickte, die ihr nur allzu bekannt vorkamen und die ihr ein wohliges Gefühl gaben.
Die dunkeln Haare standen widerspenstig von seinem Kopf ab. Dunkle Bartstoppeln ließen seine Gesichtszüge härter wirken, als sie eigentlich waren. Er hatte sein Kinn nach vorne geschoben, während er sie betrachtete.

Sie konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Sein Körperbau war stattlich; er hatte breite Schultern, schmale Hüften, trainierte Arme und einen kräftigen, starken Oberkörper.
Er trug ein weißes, verblichenes Leinenhemd, das ihm bis knapp über die Hüften reichte, darüber eine Weste aus derberen, dunkleren Stoff. Ein lederner Gürtel lag um seine Hüften, seine Beine steckten in einer dunklen Hose.
Auch er machte einen starken Eindruck, schien noch unerschütterlicher zu sein, als das Wesen- die Frau. Seine freundlichen haselnussfarbenen Augen passten nicht zu seinem Auftreten- er wirkte wie ein Kämpfer, seine Augen waren die eines leidenschaftlichen Liebhabers.

„Du solltest dich ausruhe“, sagte er und streichelte mit einem Finger über ihre Wange. Sie wusste nicht, was sie dazu brachte, das Bewusstsein zu verlieren, die Haftung unter ihren Füßen zu verlieren und wegzusacken, doch plötzlich fühlte sie sich beflügelt und die Sekunden, die sie brauchte, bis ihr Kopf auf den harten Boden aufschlug, kamen ihr vor wie Stunden- Stunden, die nicht enden wollten…


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Unbehagen rutschte Ronon auf seinem Stuhl hin und her und fragte sich ernsthaft, was er hier eigentlich tat. Er hätte woanders sein sollen; Dr. Weir hatte eine Besprechung einberufen und als Mitglied von Sheppards Team bestand Anwesenheitspflicht- auch für ihn. Doch irgendwie war ihm nicht nach einer Besprechung…

Ronon seufzte schwer. Die letzten fast drei Wochen waren eine Qual für ihn gewesen und er glaubte so langsam den Verstand zu verlieren! Er hasste es, wenn er länger an einem Ort sein musste, den er nicht verlassen konnte. Zuletzt hatte er sich in einer solchen Situation befunden, als die Wraith ihre widerwärtigen Experimente an ihm durchgeführt hatten und ihn deshalb wochenlang, manchmal sogar monatelang auf ihren Schiffen gefangen hielten. Das war eine grässliche Zeit gewesen und obwohl das hier eine vollkommen andere Situation war, stiegen Erinnerungen in ihm auf und alte Narben rissen wieder auf.
Er versuchte sich zwar Abwechselung zu schaffen, doch inzwischen war ihm die Lust am Laufen vergangen und sämtliche Marines zogen es vor doch lieber allein zu trainieren. Dr. Beckett und Dr. Weir hatten ihn sogar gebeten umsichtiger mit den Soldaten umzugehen und Sheppard war in letzter Zeit nur selten auffindbar gewesen. Irgendwas in Ronon vermutete, dass der Mann sich vor ihm versteckte. Warum nur?

Zweieinhalb Wochen. Für ihn eine lange Zeit, die er bestmöglich zu überbrücken suchte. Niemand auf dem Schiff schien genau zu wissen, wann sie wieder nach Atlantis zurückkehren konnte und ob sie es überhaupt konnten. Aber andererseits schienen sie alle etwas zu wissen…

Ronon überlegte, ob er sich vielleicht öfters mal an Dr. McKay wenden sollte; schließlich war so ein bisschen wissenschaftliches Wissen gar nicht so schlecht und vielleicht verstand er dann auch, was der Mann von sich gab, wenn er mit ihm sprach.
Doch der Sateder verwarf den Gedanken schnell wieder, als er sich erinnerte, wie es das letzte Mal ausgegangen war. Ein Glück für McKay, dass Sheppard so ein gutes Timing hatte und so ein kleines „Missgeschick“ gerade noch rechtzeitig verhindern konnte…

Das regelmäßige Piepsen der Maschinen, riss Ronon aus seinen Gedanken zurück auf die Krankenstation und erinnerte ihn daran, warum er sich eigentlich nicht bei der Besprechung befand; sorgenvoll beobachtete er Teyla und runzelte die Stirn.
Man hatte ihm von dem Vorfall erzählt und er glaubte daher zu wissen, warum Dr. Weir alle sehen wollte. Sheppard hatte ihm mit ausdruckloser Miene berichtet, was vorgefallen war, und sein Gesichtsausdruck war noch finsterer geworden, als er meinte, dass Dr. Weir sie ans Bett hatte fesseln lassen. Völlig unnötig, hatte er geschimpft.

Die Athosianerin lag regungslos in dem Krankenbett- allein das nervöse Zucken ihrer geschlossenen Lider und ihr sich flatterhaft aufbäumender Brustkorb verrieten, dass sie noch lebte.
Ihr zierlicher Körper lag wie erschlagen da, ihr Kopf zur Seite gedreht, ihre rostbraunen Haare wirr und über das ganze Kissen verteilt. Die zerbrechlich wirkenden Handgelenke waren mit ledernen Manschetten an das Gitter des Bettes gefesselt.
Auch ihre Fesseln waren fixiert worden und Ronon musste schlucken, als er sah, dass das herbe Leder an manchen Stellen ihre Haut aufgeschürft hatte und dunkelrotes Blut in das weiße Bettlaken sickerte. Das alles erschien ihm so falsch! Warum sollten sie sie weiter so behandeln? Sie tat doch niemanden etwas!

Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, sie von ihren Fesseln zu befreien, doch er ließ es bleiben. Es musste einen Grund geben, warum man das mit ihr getan hatte und nachdem, was Dr. Beckett ihm gesagt hatte, mussten sie –solange sie nicht wussten, was ihr genau fehlte- jederzeit mit einem neuen „Anfall“ rechnen.

Ronon fand das Wort „Anfall“ abwertend und seufzte einmal schwer, ehe er sich einen Stuhl an das Krankenbett Teylas heranzog und sich setzte. Schweigend beobachtete er, wie sich ihr Brustkorb unter Pfeifen und Zischen hob und dann in sich zusammenfiel, wie ein Kartenhaus. Bei jedem neuen Atemzug rasselte es in ihrer Brust und irgendwie machte ihm das Angst. Was, wenn sie sterben würde? Beckett hatte zwar gemeint, dass er den Teufel nicht an die Wand malen würde und Sheppard hatte protestiert, dass er es so weit nicht kommen ließe, aber was wenn die beiden sich irrten? Was, wenn das hier ihre letzte Mission war? Dann wäre er ganz allein in Atlantis und das wollte er nicht.

Mit einem weiteren Seufzen gab sich Ronon seinen Erinnerungen hin- die Zerstörung seines Heimatplaneten, die jahrelange Flucht vor den Wraith, die Einsamkeit, die Wut und die überall zu sein scheinende Trauer. Er erinnerte sich an den Tag, an dem Sheppards Team ihn auf diesem gottverdammten Planeten aufgelesen und mit nach Atlantis genommen hatte. Sheppard und Teyla hatten sich um ihn bemüht, McKay und Weir auch- die anderen hatten ihn nur schief angesehen.
Doch es war immer wieder Teyla gewesen, die ihn aufgemuntert hatte, wenn er kurz davor war, alles hinzuschmeißen und einfach zu verschwinden. Immer wieder hatte sie ihm erzählt, dass auch sie anfangs gegen Misstrauen zu kämpfen hatte, dass sie auch mehrere Male daran gedacht hatte, wieder zurück zu ihrem Volk zu gehen. Doch immer wieder hatte sie dagegen entschieden und war geblieben.
Mich verbindet etwas mit diesem Ort, mit den Leuten hier, hatte sie zu ihm gesagt und dabei gelächelt. Im Laufe der Jahre, hatte er gelernt sie zu schätzen und war sie anfangs nur eine Anlaufstelle für ihn gewesen, wenn er niedergeschlagen war, so war sie heute mit Abstand seine beste Freundin. Er konnte sich ein Leben ohne sie ehrlich nicht vorstellen. Er wollte nicht, dass sie starb…

Unsicher und die Lippen fest aufeinander gekniffen beugte sich Ronon ein Stück vorne.
„ Die sagen, Sie hör’n mich nicht“, sagte er leise. „ Aber Beckett hat gesagt ich kann’s versuchen. Und das mach’ ich. Hören Sie zu… Teyla. Ich wollt mich… ich wollt mich bei Ihnen bedanken, dass Sie sich damals um mich gekümmert haben und das Sie mich immer wieder aufgehalten haben, wegzulaufen. Das war nett.“
Er verzog den Mund zu einer nachdenklichen Grimasse und räusperte sich, ehe er fortfuhr: „ Beckett meint, dass Sie das Ganze vielleicht nicht…“- Er stockte. Nein, das konnte er ihr doch nicht so sagen! – „ Ähem… Sie sollten nur wissen, dass wir Sie alle hier vermissen und nicht zulassen werden, dass das passiert. Wenn Sie mich hör’n, dann…dann wachen Sie doch bitte auf. Es gibt ein paar Leute, die fast sterben vor Sorge. Sheppard gehört übrigens dazu. Der wird verrückt, der arme Kerl!“

Ronon musste grinsen. Der dunkelhaarige Luftwaffenoffizier schob Überstunden und ging auf der Krankenstation ein und aus- so hatte es ihm zumindest Carsons Assistenzärztin- Dr. Jennifer Keller- zugeflüstert und dabei mit den Augenbrauen gewackelt und gegrinst.
Ich habe nicht genau gehört, was er sagt, hatte sie zu ihm gesagt, aber meiner Meinung nach, waren es sehr vertraute Gespräche.Die blonde Ärztin wusste nicht, was er wusste. Und er hatte auch nicht vor, es irgendjemanden zu sagen, zumal er versprochen hatte. Das Geheimnis seiner beiden Teamkollegen und Freunde war bei ihm sicher und er würde es nicht ausplaudern, selbst wenn man ihm Rodney McKay auf den Hals hetzen würde.

„ Bitte kommen Sie zurück“, sprach er weiter. „ Sie müssen kämpfen! Wir vermissen Sie schrecklich und es wäre für mich, Sheppard und die anderen unverzeihlich, wenn Sie…“

Die Maschinen schlugen aus und gaben einen entsetzlichen Laut von sich, der ihn bis auf Mark erschütterte.
Oho, dachte Ronon, als sämtliche Maschinen, an die die Athosianerin angeschlossen war, zu blinken und zu schrillen anfingen. Teylas zierlicher Körper verkrampfte sich, ihre Hände ballten sich zu Fäusten und versuchten in die Höhe zu schnellen, doch die Fesseln hinderten sie daran. Über ihre Lippen brach ein Stöhnen und mit einem spitzen Schrei bäumte sie auf.
„ Doktor!“, donnerte Ronon und empfand die Sekunden- bis Dr. Keller und eine Krankenschwester endlich herangeeilt kamen- als eine reine Tortur. Die blonde Ärztin eilte an Teylas Seite und versuchte sie zu halten, doch unter ihren Händen zappelte die Athosianerin, wie ein Fisch auf dem Trockenen.
„ Halten Sie sie fest“, wies Dr. Keller ihn und die asiatische Krankenschwester, von der glaubte, dass die Marie hieß, an.
„ W…was ist mit ihr? Ich hab nichts gemacht!“ Ronon erschrak; seine Stimme war ein nervöses Flattern.
„ Das ist nicht Ihre Schult“, erwiderte Dr. Keller und bedachte ihn mit einem schnellen Lächeln, das jedoch zusammenfiel, als eine der Maschinen einen langen, ohrenbetäubenden und nicht enden wollenden Laut von sich gab und Teylas Körper erschlaffte und zusammensackte.

Nein, dachte Ronon und begann mit dem Kopf zu schütteln. Nein, das konnte nicht wahr sein! Das konnte nicht passieren! Sie konnte nicht sterben! Nein!
Er sah, wie Dr. Keller mit der einen Hand nach Teylas leblosem Arm griff, dann ihre Finger an ihren Hals legte. Dann sah er, wie sich ihre blauen Augen weiteten, wie beide Hände auf Teylas Brustkorb hinabschnellten und in einem schnellen, regelmäßigem Takt zu massieren begannen. Die Lippen der Ärztin bebten ebenfalls regelmäßig. Eins, zwei, drei… Eins, zwei, drei…

Ronon trat einen Schritt von dem Bett weg und betrachtete das ganze Szenario, als ob es sich um einen schlechten Traum handelte. Er schüttelte noch immer mit dem Kopf und biss sich auf die Unterlippe, als er sah wie Dr. Keller nach ihrem Headset griff: „ Carson, ich brauch’ Sie hier! Sofort!“

+++++++++


Beide Ellenbogen auf der kalten Tischplatte abgelegt, das Kinn auf ihre gefalteten Hände gestützt, den Blick nach vorne gerichtet; Elizabeth registrierte jede einzelne Bewegung. Selbst das kleinste Muskelzucken entging ihr nicht.
Still ließ sie ihren Blick schweifen, sah in die Runde, blickte in Gesichter, die auf Antworten warteten.
Samantha Carter hatte die Arme um ihren Leib geschlungen, gab ihrem Unbehagen dadurch Ausdruck.
Col. Mitchell und Daniel Jackson saßen rechts und links von ihr; der Colonel hatte seinen Blick nach vorne, gen Kopfende des Tisches gerichtet, während Dr. Jackson sein Teammitglied besorgt beobachtete.
Carson saß ihr gegenüber, schien ebenso wie sie darauf zu warten, dass etwas geschah.
John hatte die Arme vor dem Oberkörper verschränkt und sich in seinem Stuhl zurückgelehnt, sah sich in dem Raum um.

Es war eine Art Besprechungsraum, ähnlich wie der in Atlantis, nur wesentlich größer. Er hatte ebenfalls Flügeltüren, die sich öffneten sobald man darauf zutrat. In der Mitte des Raumes, war ein kleines Podest, um das herum der U-förmige Glastisch aufgebaut war. Den Tisch säumten ein paar Stühle. An jedem Platz erschien eine kleine Projektion auf der gläsernen Tischplatte, sobald sich jemand setzte.
Die Wände des Besprechungsraumes unterschieden sich nicht wirklich von dem Rest des Schiffes; sie waren über und über mit antikischen Symbolen übersetzt, die die Geschichte von Atlantis und der Artemis erzählten. Sie war mit dunklen und helleren Platten getäfelt, die immer ganz bis auf den Boden reichten.

Elizabeths Blick war an John hängen geblieben. Er schien nervös zu sein, sein Fuß wippte ununterbrochen auf und ab und hin und her. Er hatte die Lippen fest aufeinander gepresst. Seine Finger vergruben sich in seiner Uniform.
Sie wusste, dass er nicht hier sein wollte und sie wusste auch, dass er- sobald sie ihn und die anderen entließe- aufspringen und davoneilen würde. Im Großen und Ganzen konnte sie es ihm auch nicht verübeln, jetzt da Carson ihr die „möglichen“ neuen persönlichen Umstände des Colonel „zugeflüstert“ hatte…

„ Und Sie fühlen sich wirklich gut?“, rutschte ihr da die Frage heraus und sie sah Col. Carter an.
Diese nickte schwach. „ Ich fühle mich etwas erschöpft und das Beruhigungsmittel hat mich umgehauen, aber … sonst geht es mir gut.“ Sie verzog ihren Mund zu einem wackeligen Lächeln. „ Ich hab’ sogar endlich eine Nacht durchgeschlafen.“ Schnell wurde sie wieder ernst und das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht. „ Aber…“
„ Das ist gut zu hören“, unterbrach Elizabeth sie, ehe sie weiterreden konnte, und riskierte einen schnellen, prüfenden Blick zu John herüber; seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt und seine Zähne gruben sich in seine Unterlippe. Wenn man ihn so sah, konnte er einem glatt leid tun…

Mit einem für die anderen unhörbaren Seufzen wandte sich die Expeditionsleiterin an Carson: „ Und Sie sind sich sicher, dass Col. Carter in Ordnung ist?“
Carson beugte sich vor und stützte seine Arme auf den Tisch. „ Ihre Werte sind im normalen Bereich.“ Er sah kurz zu den Mitgliedern von SG1 herüber, wandte sich dann aber wieder Elizabeth zu, runzelte die Stirn. „ Ich kann leider nicht sagen, ob wir uns darauf stützen können, da…“ Er verstummte und schien zu überlegen, wie er fortfahren sollte. Leise räusperte er sich, machte eine wirsche Geste und sah wieder Samantha Carter an. „ Sie werden sicher verstehen, dass ich auf Nummer sicher gehen möchte.“
Die blonde Wissenschaftlerin nickte und ein schwaches Lächeln stahl sich über ihre Lippen. „ Dessen bin ich mir bewusst, Dr. Beckett. Ich habe nicht vor, demnächst das Schiff zu verlassen, es sei denn…“
„ Dr. McKay arbeitet an dem Problem, sagten Sie?“ Col. Mitchell drehte sich zu Elizabeth und sah sie fragend an.
Sie nickte. „ Er meinte, dass es uns vielleicht Antworten bringt, wenn er den Komplex, denn Col. Carter erkundet hat, noch einmal überprüft.“
Mitchell zog die Augenbrauen hoch. „ Und Sie sind sicher, dass er etwas finden wird?“
Ein heiseres Lachen drang unvermittelt aus Johns Kehle und seine haselnussfarbenen Augen blitzten sein Gegenüber angrifflustig an. „ Bei allem Respekt, aber wir sprechen hier von Rodney McKay.“
„ Ich bin mir sicher, dass er etwas finden wird“, stimmte Elizabeth ihrem ersten Offizier zu. „ Er wird Antworten finden. Da bin ich mir sicher, Colonel.“

Die Flügeltüren des Besprechungsraums glitten begleitet von einem leisen Zischen auseinander und wurden dann von einer ihr nur allzu bekannten Stimme übertönt- leicht arrogant klingend: „ Ich versteh’ nicht, warum Sie alle immer in der Zukunftsform sprechen.“ Seinen Tablettlaptop in den Händen haltend, trat Rodney ein und baute sich vor dem Tisch auf, grinsend. „ Er hat etwas gefunden.“
John verdrehte schwach die Augen. „ Kommen Sie erst mal wieder runter von Ihrem hohen Ross und setzen Sie sich.“
„ Kein Grund gleich so ausfallend zu werden“, zischelte Rodney zurück. Er hatte sicher noch einen weiteren, weitaus giftigeren Spruch auf den Lippen, doch bevor es dazu kommen konnte, beschloss Elizabeth dazwischenzugehen.
„ Sie haben etwas für uns?“, wollte sie von Rodney wissen, der daraufhin zu nicken anfing und sich neben Carson auf einen Stuhl niederließ.

„ Sie erinnern sich an das Labor, das Col. Carter, Teyla und Lt. Scott erkundet haben?“ Der Kanadier blickte in die Runde, doch schien er die Frage rhetorisch gemeint zu haben, denn er fuhr ohne auf eine Antwort zu warten fort: „ Und Sie erinnern sich an die Energiespitze, die genau dann von den Computern aufgezeichnet wurde, als ich versuchte die Energiespeisung zu kalibrieren?“
Elizabeth schüttelte mit dem Kopf. „ Bitte drücken Sie sich deutlich aus, Rodney. Was wollen Sie damit sagen?“
„ Sie haben’s kaputt gemacht?“, fragte Dr. Jackson und schloss sich Elizabeths Kopfschütteln an.
„ Nein!“ Rodney sah zwischen beiden entsetzt hin und her. „ Ich bin ein tollpatschiger Mensch- ja, ich denke das wissen wir jetzt alle-, aber das heißt noch lange nicht, dass ich…“
John stöhnte auf. „ Rodney, kommen Sie zum Punkt!“
„ Okay, okay, okay.“ Der Kanadier schnappte sich seinen Computer und ließ seine Finger über den Bildschirm tanzen- so schnell, dass keiner ihm folgen konnte. „ Nachdem ich mit Sheppard gesprochen habe, bin ich mit Branton zusammen noch mal runtergegangen und wir haben uns alles noch mal angesehen.“ Er lachte einmal kurz trocken auf. „ Obwohl, viel zu sehen gab’s da nicht gerade. War alles tot und…“
„ Nein“, fiel ihm Samantha Carter ihm ins Wort, schüttelte mit dem Kopf und sah ihn irritiert an. „ Nein, das kann nicht sein. Ich erinnere mich daran, dass sämtliche Geräte aktiviert wurden, kaum dass wir den Raum betreten haben.“
„ Kein Kunststück“, sagte Col. Mitchell. „ Soweit ich mich erinnere hat Lt. Scott das Antikergen.“
„ Das haben Branton und ich auch“, erwiderte Rodney. „ Aber nichts. Alles tot.“
„ Können Sie sich das erklären?“, fragte Elizabeth.
„ Es könnte an der Energiespitze liegen, die ich gemessen habe“, meinte Rodney und kratzte sich nachdenklich am Kinn. „ Es waren ziemlich hohe und anormale Werte.“ Er sah zu Sam. „ Können Sie sich an irgendetwas erinnern? Sie waren zu dem Zeitpunkt des Energieanstiegs gerade dort unten.“
Die Angesprochene schüttelte mit dem Kopf. „ Nein, tut mir leid, aber da war nichts Außergewöhnliches. Wir sind rein, haben uns alles angesehen und sind dann wieder gegangen. Teyla meinte, dass wir vielleicht besser mit Daniel zurückkommen sollten, da wir das meiste nicht entziffern konnten. Es scheint ein älterer Dialekt benutzt worden zu sein.“
„ Wenn Sie noch ein Team zusammenstellen lassen, dann kann ich es begleiten“, meinte Daniel Jackson wissend nickend.
„ Ich bin auch der Meinung, dass wir es näher untersuchen sollten“, stimmte Carson dem Archäologen zu. „ Wir könnten eine Antwort gut gebrauchen.“

Elizabeth ließ sich den Vorschlag noch einmal, noch zweimal durch den Kopf gehen und nickte dann langsam. „ Gut, Sie können gehen. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, Dr. Jackson, wenn Sie Lt. Scott mitnehmen könnten. Er scheint sich in diesen Gefilden auszukennen.“
Daniel Jackson rückte seine Brille auf seiner Nase zurecht. „ Verstanden, Doktor.“

Die Expeditionsleiterin stemmte sich mit den Handflächen vom Tisch ab und warf noch einen letzten Blick durch die Runde, ehe sie sagte: „ Sie können jetzt gehen. Vielen Dank.“
Alle stimmten in ein kurzes Nicken ein, dann wurden die Stühle zurückgerückt und Aufbruchsstimmung legte sich über den Raum. Rodney heftete sich an Dr. Jacksons Fersen. Col. Mitchell begleitete Col. Carter und Carson folgte ihnen.
Als sie Johns Stuhl knarren hörte, räusperte sie sich leise, sah zu ihm auf und meinte nur: „ Sie nicht, John. Bleiben Sie doch noch einen Moment, bitte.“
John- halb sitzend, halb stehend- sah irritiert zu ihr, ergab sich dann aber seinem Schicksal mit einem kurzen Seufzen und setzte sich wieder hin. Er faltete die Hände, verschränkte seine Finger ineinander und stützte seine Arme auf die Tischplatte.
„ Ich weiß, dass das alles schwer für Sie ist“, begann Elizabeth. „ Aber Sie sollten nicht vergessen, dass es auch für uns, für mich, eine vollkommen neue Situation ist, mit der wir fertig werden müssen. Und das noch unter diesen Umständen.“
„ Sie würden nicht anders, reagieren wenn es sich um ein Mitglied Ihres Teams handeln würde“, entgegnete John ihr und es war zu hören, dass er diese Unterhaltung am liebsten sofort beendet hätte.
Elizabeth seufzte. „ Sind Sie sicher, dass es nur das ist? Und nicht vielleicht…“ Sie beendete ihren Satz nicht.
Er blickte zu ihr auf und ihn seinen haselnussfarbenen Augen blitzte Unverständnis auf; sie sprachen mehr als tausend Worte, doch über seine Lippen kam kein Ton.
„ Ich will Ihnen nichts vorwerfen oder geschweige denn vorschreiben“, sagte Elizabeth sanft. „ Aber Sie sollten eigentlich wissen, wie gefährlich es sein kann, sich auf persönliche Gefühle zu verlassen und ihnen zu gehorchen.“
John zog die Augenbrauen zusammen. „ Was meinen Sie damit?“
„ Sie wissen ganz genau, was ich meine, John“, erwiderte sie ihm. „ Wie gesagt, ich will Sie für nichts verurteilen. Es ist Ihre Entscheidung. Ich wollte Sie nur darauf hinweisen.“
Er nickte. „ Ich lasse mich selten von persönlichen Gefühlen beeinflussen und ich werde Ihren Hinweis zur Kenntnis nehmen.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren erhob er sich, wartete jedoch.
„ Sie können gehen“, sagte Elizabeth und quittierte sein respektvolles Nicken mit einem Lächeln. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und sah ihm nach, bis die sich schließenden Flügeltüren ihr die Sicht versperrten.

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Ich lasse mich selten von persönlichen Gefühlen beeinflussen. Er wusste nicht, warum er das gesagt hatte. Vielleicht hatte er sich vor Elizabeth rechtfertigen wollen, vielleicht hatte er aber auch einfach nur Angst. Angst, die unbegründet war, denn Elizabeth schien zu wissen, dass Teyla und ihn etwas mehr als das Team verband.

Schnellen Schrittes eilte John durch die Korridore der Artemis. Seine Füße schmerzten von dem ganzen Herumgelaufe in den letzten Stunden und sein Körper verlangte langsam aber sicher nach seinem wohlverdienten Schlaf. Doch das kam für ihn überhaupt nicht infrage! Es war viel zu viel los, als das er hätte schlafen können…

John bog in einen weiteren Korridor ab, auf dem sich einige Quartiere und die Mensa befanden. Neben der Mensa befand sich der Trainingsraum- ein schneller Blick verriet ihm, dass Ronon nicht hier war. Vielleicht hatte er sich ja zurückgezogen und einfach mal eben so das Briefing geschwänzt. Der konnte sich was erlauben! Einfach nur…

„ Colonel!“ Eine Stimme mit starkem schottischen Akzent unterbrach seine wirren Gedankengänge und als John sich umdrehte, sah er, dass Carson Beckett scheinbar auf ihn gewartet hatte; der Mediziner stemmte sich von einem Pfeiler weg und kam auf ihn zu.
„ Doc?“ John blieb stehen, wartete bis Carson zu ihm aufgestoßen war und dann setzten sie beide sich in Bewegung.
„ Ich hatte gehofft, Sie allein sprechen zu können“, meinte der Arzt leise.
„ Sie wollten mit mir sprechen, ohne dass Elizabeth es mitbekommt?“
Carson schmunzelte, doch es ähnelte eher einer schmerzverzerrten Grimasse. „ So kann man es auch ausdrücken.“ Er verbarg seine Hände in seinen Hosentaschen. „ Hören Sie... ich dachte, dass Sie es vielleicht zuerst erfahren sollten, bevor ich zu Elizabeth gehe. Schließlich sind Sie ihr Teamleader, also…“ Eine schnelle Handbewegung beendete seinen Satz.

John blieb stehen, als er die Regungen im Gesicht des Schotten bemerkte, und runzelte die Stirn. Schließlich sind Sie ihr Teamleader, also… Das, was Carson auf dem Herzen lag, ging weiter hinaus als das, und in ihm keimte ein leiser Verdacht auf.
„ Wer hat es Ihnen erzählt?“, fragte er den Mediziner. „ Ronon?“
„ Genaugenommen hat es mir keiner erzählt“, antwortete Carson und lächelte. „ Es war offensichtlich.“
John verzog den Mund. „ Ein Wunder, dass es noch nicht jeder weiß.“
„ Sie sollten es vielleicht an Rodney weitergeben, wenn Sie möchten, dass es bald jeder auf diesem Schiff weiߓ, scherzte Carson, doch sein Lächeln wehrte nicht lange. Er räusperte sich verlegen. „ Wie dem auch sei… Ich will Ihnen beiden keinen Vorwurf machen und ich freu’ mich ehrlich für Sie und Teyla.“
„ Danke, Carson.“ John nickte schmunzelnd und setzte sich dann langsam wieder in Bewegung. „ Aber ich denke, es war unnötig mir aufzulauern“, um mir zu gratulieren. Ich befürchte, Elizabeth weiß es schon.“ Carson schloss sich seinem Schmunzeln an.

'Dr. Beckett, ich brauch’ Sie hier! Sofort!' Eine aufgerecht klingende Stimme, die aus dem Headset des Arztes dröhnte, riss John aus seinen Gedanken und er blickte Carson an, doch der schien ebenso wenig zu wissen, wie er selber.
„ Jennifer, was ist denn…“, setzte Carson an, wurde jedoch sofort wieder von der blonden Ärztin unterbrochen.
'Sofort, Carson! Es ist Teyla! Sofort!'

Er wusste nicht, ob es die aufgeregte Stimme der Ärztin war oder das Stöhnen im Hintergrund, dass ihn loslaufen ließ. Jedenfalls fand sich John plötzlich im Laufschritt wieder, Carson war nicht mehr neben sondern vor ihm.
Irgendwie machte sich in ihm ein furchtbar schlechtes und mieses Gefühl breit, dass ihn völlig außer Atem brachte. Wut, Trauer und Frustration stiegen zugleich in ihm auf, schwemmten als Tränen aus seinen Augenwinkeln.

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Carson hörte die donnernden Schritte des Colonels direkt hinter sich, als sie beide in die Krankenstation gerauscht kamen und ihm Jennifer mit bedrückter Miene entgegen kam, das Stethoskop um ihren nackten Hals gelegt.
Nein. Carson blieb stehen und starrte seine Kollegin fassungslos an. Nein, nein.

Die blauen Augen der blonden Frau aus Wisconsin waren mit Tränen gefüllt, die im Licht der Lampen glitzerten, als sie ihn und den Colonel ansah und ganz langsam mit dem Kopf zu schütteln begann.
„ E..es tut mir unendlich leid“, sagte die mit piepsiger Stimme. „ Ich habe alles getan, aber…“- Sie seufzte schwer- „... wir haben Teyla soeben verloren. Es tut mir leid, Colonel.“

Im Augenwinkel sah Carson, wie die Beine des Luftwaffenoffiziers unter ihm nachgaben und er sich gerade noch rechtzeitig auf einen Stuhl retten konnte und Jennifer fassungslos anstarrte.

TBC
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