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[SGA] The core von Ailya

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I am holding on to the hope I have inside
with you I will stay through every day
putting my understanding aside


Ein Tag, der mit einem schlechten Kaffee begann, konnte nur in einer Katastrophe enden, wobei ihm langsam der Verdacht kam, dass sich solche Tage in letzter Zeit häuften.
Mit einem missmutigen Seufzen schielte Rodney über den Rand seiner Tasse hinab, nur um gleich angewidert die Lippen zu schürzen- dieses Zeug, was sich „Kaffee“ nannte, war dünn und roch nach Spülwasser. Statt einer satten karamelfarbenen Farbe, schimmerte es leicht gräulich, und der kleine Keks, den ihm die Köchin daheim in Atlantis immer daneben gelegt hatte, fehlte zu allem Überfluss auch noch. Es war einfach zum Verzweifeln!

Mit dem Entschluss, seine Kaffeesucht zukünftig in den Griff zu bekommen, stellte Rodney seine Tasse beiseite und widmete sich wieder seinem Tablettlaptop, welches ihm nichts Besonderes verriet, außer vielleicht das, was er schon seit geraumer Zeit wusste: Er war umgeben von Idioten!
„ Das… das ist… das kann doch nicht…“ Sein Puls rauschte in die Höhe und fast im selben Augenblick lechzte sein Mund nach einem Schluck Kaffee, doch allein der Gedanke an dieses bittere, gräuliche, müffelnde Zeug war ekelerregend und Rodney beschloss es lieber nicht zu riskieren. Er hing an seinem Leben und war eigentlich ganz zufrieden damit…

Außer vielleicht mit der Tatsache, dass er mit einem Haufen unbefähigter Schwachköpfen zusammenarbeitete, die sich allesamt für die Reinkarnation von Einstein persönlich hielten! Das war einfach nur zu Verrücktwerden! Eine Farce!
„ Branton“, grummelte Rodney und kniff die Augen zusammen, während er die Berechnungen seines jungen Kollegen noch einmal überflog, dann aber zu dem Schluss kam, dass selbst seine Nichte Madison intelligenter war als dieser Kerl! Seine Berechnungen- falsch! Da brauchte er noch nicht einmal hinsehen! Das konnte er schon aus hundert Metern Entfernung riechen! Gegen den Wind!
Er konnte solche Möchtegernwissenschaftler nicht ausstehen und er hatte es Elizabeth nie verziehen, dass sie Mike Branton seinem und nicht Zelenkas Team zugeteilt hatte. Hätte diese vorwitzige, arrogante amerikanische Landpomeranze doch viel besser in das Team des Tschechen gepasst…

Ein leises Zischen drang an sein Ohr. Rodney musste nicht einmal aufsehen, um zu wissen, wer da gerade das Labor betreten hatte und sich ihm schweren Schrittes näherte. Zum einem tat das nur einer freiwillig und zum anderen, hatte er ihn hierher bestellt, hatte aber nicht damit gerechnet, dass er binnen Minuten hier auftauchen würde.

Seit drei, fast vier Jahren kannten sie einander, doch so hatte Rodney seinen Teamleader noch nie zuvor erlebt. Es war geradezu unheimlich!
„ Sie sagten Sie hätten was für mich.“ John Sheppards Stimme klang hohl und ausdrucklos- die einzelnen Wörter verschwammen ineinander. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände, wirkte niedergeschlagen. Dunkle Schatten waren unter seinen glanzlosen, trüben Augen. Seine Mundwinkel hingen nach unten- im Großen und Ganzen erweckte er einen erschöpften und müden Eindruck…
Rodney vermutete, dass er schon seit längerer Zeit kein Auge mehr zugetan hatte und wollte sich deshalb gar nicht erst auf eine Diskussion mit ihm einlassen.
„ Wie geht’s ihr?“, fragte er vorsichtig. Er hatte schon Elizabeth gefragt, als sie vorhin bei ihm gewesen war, doch zu seinem Bedauern, hatte sie nur gemeint, dass es schon länger her war, dass sie auf der Krankenstation gewesen war und sie die jetzigen Umstände nicht wusste.
„ Sie… sie kann nicht alleine atmen und ihr Herz schlägt… unregelmäßig“, antwortete John in gleich bleibender Tonlage und presste die Lippen aufeinander. Rastlos wanderte sein Blick durch den Raum, als schien er nach etwas zu suchen, doch seine Suche schien nicht von Erfolg gekrönt zu sein.

Rodney verkniff sich einen Kommentar, zumal ihm kein angebrachter einfiel, der diese Situation gebessert hatte. Nein, zum wahrscheinlich ersten Mal in seinem Leben hielt er freiwillig seine Klappe und zog es vor zu schweigen. Vielleicht war es auch besser so…
Es war fast kaum zu fassen, dass schon zwei Tage vergangen waren, seit man Teyla auf die Krankenstation gebracht hatte. Er zog nur ungern Schlüsse aus anderer Leute Aussagen, doch so wie John auf seine Frage geantwortet hatte, stand es nicht gut um die Athosianerin.

Rodney versuchte sich daran zu erinnern, wann er das letzte Mal bei ihr gewesen war und musste geschockt feststellen, dass er das nicht konnte. War es wirklich schon so lange her? So lange, dass er sich nicht mehr daran erinnern konnte?
„ Carson meint, dass die nächsten vierundzwanzig Stunden entscheidend sind“, hörte er den dunkelhaarigen Piloten seufzen. Seiner Stimmlage nach zu folgern, glaubte er ebenso wenig daran, wie er es tat. Rodney wusste, dass die ganze Sache seinen amerikanischen Freund mehr mitnahm, als er zugeben wollte, und das da irgendwas war, was er ihm nicht sagen wollte.
„ Und wie geht’s Ihnen?“, hörte er sich plötzlich fragen, nicht wissend, warum er das getan hatte.

John blickte zu ihm auf und für einen kurzen Moment glaubte er ein schwaches Funkeln in seinen haselnussfarbenen Augen zu erkennen- doch es verschwand wieder, bevor Rodney sicher gehen konnte.
„ Ein Mitglied meines Teams stirbt! Wie sollte ich mich Ihrer Meinung nach fühlen?“, fragte der Militär trocken zurück und schluckte dann heftig.
Rodneys Augen weiteten sich, als die Worte des Colonels in seinem Gehirn ankamen. „ Sie wird…“ Er setzte zur Frage an, strauchelte dann aber über seine eigene Zunge, verstummte und sah seinen Gegenüber kopfschüttelnd an. „ Wirklich?“
Der Luftwaffenoffizier zog seine Mundwinkel noch weiter nach unten und starrte auf die staubigen Spitzen seiner Militärstiefel. „ Carson weiß nicht, was ihr fehlt. Er weiß nicht, ob…“ John schluckte abermals heftig und sah dann erwartungsvoll zu Rodney auf. „ Ich dachte, Sie könnten m… uns vielleicht weiterhelfen. Sie sagten, Sie hätten etwas gefunden.“


Möglicherweise lag es an dem grottenschlechten Kaffee, der nach einem langsamen, aber fatalen Vernichtungskreuzzug in seinem Magen angekommen war; in seiner Magengegend grummelte und blubberte es verdächtig.
Aber anderseits glaubte Rodney, dass sein plötzliches Unwohlsein vielmehr auf die Tatsache zurückgeführt werden konnte, dass John es in Betracht gezogen hatte, dass Teyla das Ganze nicht überleben würde! Wie um alles in der Welt konnte er nur so etwas denken?
John schien seinen entsetzten Gesichtsausdruck deuten zu können und machte einen bedachten Schritt auf ihn zu.
„ Rodney…“, sagte er mit gesenkter Stimme, zog seine Augenbrauen zusammen. „ Ich weiß, dass das schwer ist, aber…“

Empört sah Rodney seinen Freund an, schüttelte dann ungläubig mit dem Kopf. Manchmal wunderte er sich über diesen Kerl! Dafür, dass er eben noch eine Miene wie nach sieben Tagen Regenwetter gezogen hatte, wirkte er jetzt doch wieder ziemlich gefasst, geradezu ernst. Wahrscheinlich hatte das Verdrängen von Gefühlen zur Soldatenausbildung gehört, oder so. Wer- außer den Soldaten selber- konnte schon sagen, was auf den unzähligen Stützpunkten alltäglich geschah…
„ Es interessiert Sie gar nicht, wie es ihr geht?“, fragte er den Soldaten, noch immer mit dem Kopf schüttelnd.
„ Natürlich interessiert es mich, wie es ihr geht“, konterte John. „ Als Teamleiter muss mich das interessieren!“
„ Ach, wirklich?“ Rodney kniff die Augen zusammen. Irgendetwas war da noch- etwas, was seinem amerikanischen Kameraden die Sicherheit aus der Stimme nahm. John hatte die Lippen fest aufeinander gepresst und als er ihm geantwortet hatte, klang es eher wie ein hohles Zischen. Die haselnussfarbenen Augen des Militärs waren stur auf ihn gerichtet und als Rodney ihm Desinteresse vorgeworfen hatte, hatten sie wütend und empört zugleich aufgeblitzt.
„ Sie sagten, Sie hätten etwas für mich“, knurrte John und das Knirschen seiner Zähne verriet Rodney, dass er wohl soeben den wunden Punkt des Amerikaners gefunden hatte. Es stand außer Frage, dass der Colonel alles für jeden Einzelnen seines Teams tun würde und trotzdem hatte Rodney das infrage gestellt.

Rodney beschloss, nicht weiter auf diesem Thema herumzureiten und seinem Freund das Messer damit noch tiefer in die Brust zu rammen. Stattdessen schnappte er sich seinen Tablettlaptop und minimierte Mike Branton’s „ Chaosberechnungen“ in die Taskleiste- damit würde er sich auch später beschäftigen können.
„ Ich hab mir den Plan der Ebene, die unter dieser hier ist, noch einmal genauer angeschaut“, begann er und drehte den Laptop leicht nach rechts, sodass John mit hinein schauen konnte. Er deutete mit dem Finger auf eine ziemlich genaue Abbildung. „ Das hier… dieses Labor liegt genau eine Ebene unter dem Maschinenraum. Ich habe das System kalibriert und dabei entdeckt, dass die beiden Räume miteinander verbunden sind und dass das Labor mit einer ziemlichen Menge an Energie gespeist wird.“
„ Die Räume sind miteinander verbunden?“, fragte John, sich gedankenverloren am Kinn kratzend.
Rodney nickte. „ Ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher, aber ich vermute, dass die beiden Räume sich gegenseitig am Leben erhalten“
John sah zu ihm auf. „ Was hat das mit Col. Carter und Teyla zu tun?“
„ Vor zwei Tagen konnte ich eines der Programme so umschreiben, dass es mir gelungen ist, mehr Energie aus dem Kern in die Antriebe einfließen zu lassen“, antwortete Rodney. Geschwind ließ er seine Finger über den Display seines Computers gleiten. Aus dem Augenwinkel heraus, beobachtete er Johns Reaktion, wurde bedauernswerterweise aus dem geradezu eingefrorenen Zügen des Colonel nicht schlau.

„ Was… was ist das?“. fragte der dunkelhaarige Soldat und deutete mit seinem Finger auf eine ziemlich abweichende Zahl. „ Ein Energieanstieg?“
„ Ja“, sagte Rodney nickend. „ Zuerst ist er mir nicht aufgefallen, weil ich beschäftigt war, und ehe ich mich versah, waren die Energiewerte wieder im normalen Bereich. Ich habe mir dann nichts weiter gedacht, also…“
„ Elizabeth hat Col. Carter vor zwei Tagen diese Ebene erkunden lassen“, fiel John ihm ins Wort. „ Teyla und Lt. Scott haben sie begleitet.“
Der Astrophysiker nickte wieder. „ Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, dann würde ich mir diesen Raum noch einmal genauer ansehen.“
„ Sie glauben also, dass der Energieanstieg etwas mit der Sache und mit Teylas Zustand zu tun haben könnte?“, fragte John.

Das müssen wir herausfinden, dachte Rodney, doch ehe er diese Gedanken in Worte fassen und aussprechen konnte, knackte Johns Headset und eine Stimme mit einem starken schottischen Akzent krähte los: „ Col. Sheppard?“
Er und John wechselten einen kurzen, fast schon eingespielten Blick, ehe der Amerikaner antwortete: „ Ich höre, Doc. Was gibt’s Neues?“
„ Es geht um Teyla“, kam prompt die Antwort. „ Vielleicht sollten Sie lieber kommen; sie ist… aufgewacht.“

Rodney runzelte die Stirn. Ja, es war definitiv schon länger her, seit er das letzte Mal auf der Krankenstation gewesen war und nach seiner athosianischen Freundin gesehen hatte- er wusste nicht, dass es derart schlecht um sie stand!
„ Bin gleich da“, hörte er John erwidern und dann das Knacken der abbrechenden Funkverbindung. „ Rodney?“
„ Hhm?“ Der Wissenschaftler blickte ihn fragend an, begann dann aber abweisend mit dem Kopf zu schütteln, als er begriff, worauf der lantianische Befehlshaber hinaus wollte. „ Nein… i…ich sollte besser hier bleiben. Sie wissen ja… die Arbeit.“
John neigte den Kopf leicht zur Seite und sah ihn schief an. Dennoch schien ihn seine abweisende Art nicht zu stören, denn er begann dann langsam zu nicken. „ Wenn Sie meinen.“

Deine Ausreden war auch schon mal besser, alter Junge, tadelte sich Rodney selber, als er John hinterher blickte, bis er um die Ecke bog und sich die Tür des Maschinenraums schloss. Die Arbeit hätte er auch noch später erledigen können. Es war viel mehr die Angst, die da aus ihm gesprochen hatte und ihn hatte zögern lassen. Es war die Angst, Teyla in einem Zustand sehen zu müssen, von dem er nie gedacht hatte, sie einmal derartig zu erleben. Wenn er ehrlich sein sollte: Er hatte Angst um die Athosianerin!

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„ Carson?“, wandte sich Elizabeth an den schottischen Arzt und beobachtete nervös, wie seine Finger den Hals seiner Patientin abtasteten und mit einer kleinen hellen Lampe in ihre Augen leuchtete. „ Ist sie auch wirklich in Ordnung?“

Irgendwie machte Teyla nämlich nicht einen sonderlich gesunden Eindruck auf sie. Sie war zwar wach, aber schien trotzdem ganz woanders zu sein. Völlig apathisch saß die Athosianerin kerzengerade in ihrem Bett, die Finger in das Bettlaken gekrallt und den Blick stur nach in die Ferne gerichtet. Ihre Augäpfel zuckten nervös hin und her, doch ihre rehbraunen Augen wirkten leblos und glasig.
Ihre rostbraunen Haare waren vom Kopfkissen zerzaust und nach zwei Tagen auf der Krankenstation wirkte sie gefährlich blass, aschfahl.

„ Rein körperlich gesehen fehlt ihr nichts“, antwortete Carson Beckett ihr und seufzte schwer. „ Ihre Atmung ist stabil, ihre Herzrate ist gut und ihr Puls ist normal. Ich wüsste nicht, was ihr fehlen könnte.“
„ Aber es ist unübersehbar, dass etwas mit ihr nicht stimmt“, sagte Elizabeth.
„ Wenn ich doch nur wüsste was“, murmelte Carson und seiner Stimme war zu entnehmen, dass er sich große Sorgen um seine Patientin machte; Teyla reagierte so gut wie gar nicht auf äußerliche Einflüsse. Weder auf die Reflexteste hatte sie reagiert, noch als Carson sie direkt angesprochen hatte. Sie saß einfach nur da und hatte ihren Blick scheinbar auf irgendetwas in der Ferne gerichtet.

„ Wie lange geht das das schon so?“, fragte Elizabeth, ohne ihren Blick dabei von der Athosianerin abzuwenden.
„ Seit sie aufgewacht ist“, antwortete Carson und sah auf seine Armbanduhr. „ Das war vor nicht einmal einer halben Stunde.“ Besorgt kräuselte er seine Augenbrauen und warf die Stirn in Falten.
Elizabeth löste ihren Blick für einen kurzen Moment von Teyla und sah den Schotten ungläubig an. „ Und seitdem hat sie sich nicht gerührt?“
Carson schüttelte nachdenklich mit dem Kopf. „ Nicht einen Zentimeter. Ich mache mir langsam Sorgen, Elizabeth. Sie reagiert auf überhaupt nichts und ich weiß bei aller Liebe nicht, woran das liegen könnte.“

Die Expeditionsleiterin ließ ihn zu Ende reden und nickte dann. Mit einem Seufzen fuhr sie sich durch ihre dunkelbraunen Locken, strich sie sich aus dem Gesicht und trat einen zögerlichen Schritt auf Teylas Krankenbett zu. Noch immer hatte sich nichts verändert; nach wie vor verharrte die Athosianerin regungslos in derselben Position wie noch vor ein paar Minuten. Einzig und allein ihre Augen zuckten nervöser hin und her und ihre Lider flatterten ab und zu.
„ Teyla?“, fragte sie vorsichtig und streckte ihre Hand nach der jungen Frau aus, erschrak als ihre Fingerspitzen sie berührten; die Haut der Athosianerin war eiskalt und ein Schauer durchfuhr sie. Elizabeth zog ihre Hand schnell wieder zurück, verzog das Gesicht als hätte sie sich an einer heißen Herdplatte verbrannt.
„ Sie kann Sie nicht hören“, sagte Carson leise. „ Und wenn sie es kann, dann reagiert sie nicht darauf. Es ist wie verhext!“

Carson hatte Recht! Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht- das war mehr als offensichtlich. Das war keine Vermutung, das war eine Tatsache!
Während sie in Teylas ausdrucklose Miene starrte, versuchte sich Elizabeth daran zu erinnern, wann sie die Athosianerin zum letzten Mal herzhaft hatte lachen sehen. Das war gerade einmal zwei Tage her! Oder sollte sie besser sagen, dass es schon zwei Tage her war?
Sie hatten sich in der Mensa getroffen und zusammen gegessen; an dem Tag hatte es Schnitzel gegeben. Elizabeth musste schmunzeln, als sie sich daran erinnerte, wie Teyla sich über diesen von Rodney eingeführten „Schnitzeltag“ witzig machte. Da war sie noch putzmunter gewesen, hatten gelacht und gescherzt!
Elizabeth musste zugeben, dass es ihr nicht entgangen war, dass sie Athosianerin aufgelebt war und die Phase der Zurückgezogenheit anscheinend hinter sich gebracht hatte. Sie wusste nicht warum und wenn sie ehrlich sein sollte, interessierte sie das auch nicht.

Ja, das war vor zwei Tagen gewesen. Jetzt erinnerte gar nichts mehr an die so ausgelassene Athosianerin. Sie saß nunmehr apathisch in ihrem Bett und hielt nach Nichtexistentem Ausschau.
„ Und wir können wirklich nichts für sie tun?“, fragte Elizabeth, unterlegt mit einem langen, wehleidigen Seufzer.
Sie sah Carson aus dem Augenwinkel heraus mit dem Kopf schütteln. „ Ich wünschte ich könnte es, Elizabeth. Aber solange wir nicht wissen, was das ausgelöst hat, kann ich nichts für sie tun.“

Die Tür zur Krankenstation öffnete sich mit einem penetranten Zischen und das Geräusch der schweren Militärstiefel ließ Elizabeth erahnen, wer sich da näherte.
„ Colonel…“
John nickte ihr kurz und lieblos zu und es war nicht schwer zu erraten, was ihm wirklich durch den Kopf ging. Am Fußende des Krankenbettes blieb er stehen und umklammerte es mit beiden Händen. Er fixierte die im Bett sitzende Teyla und runzelte seine Stirn.
„ Wie geht’s ihr?“, fragte er und sah dabei kurz zu Carson.
„ Ich wünschte ich könnte es Ihnen genauer sagen, Colonel“, antwortete dieser so, wie er vorhin auch ihr geantwortet hatte. „ Körperlich gesehen geht es ihr gut. Alle ihre Werte sind im normalen Bereich, aber… Na, Sie sehen es ja selber.“
„ Kann sie uns hören?“, fragte John.
„ Wenn Sie möchten können Sie Ihr Glück versuchen“, meinte Carson seufzend. „ Aber ich befürchte, dass sie nicht reagieren wird. Wir versuchen es schon seit fast einer halben Stunde.“

Elizabeth bemerkte Johns anfängliches Zögern. Auch Carson schien dies nicht zu entgehen und er drehte sich weg. Warum drehte er sich weg? Gab es etwas, was er als Arzt nicht wissen durfte? Und wenn ja, was? Sollte sie sich auch wegdrehen? Sie sah keinen Grund dazu!
John war um das Fußende des Bettes herumgegangen, stand nun neben Teylas Seite und betrachtete sie eingehend. Sie sahen sich fast ein bisschen ähnlich- beide starrten! Doch im Gegensatz zu der Athosianerin fing sich John wieder und Elizabeth sah, wie seine Lippen zu beben begannen. Er redete leise…

So ging das eine ganze Weile lang; er starrte sie einfach nur an und schien leise zu sprechen. Doch dann ging er neben ihr auf die Knie und umschloss ihre Hand mit der seinen. Elizabeth verstand, warum Carson sich weggedreht hatte, beschloss dass auch sie es besser tun sollte. Und sie verstand endlich, warum sich Teyla in den letzten Tagen so verändert hatte.
Still schmunzelte sie in sich hinein. Insgeheim hatte sie so etwas ja schon länger vermutet- schon damals, daheim in Atlantis-, doch das hier war wohl die Bestätigung.
Elizabeth schmunzelte abermals. Sie freute sich- für beide. Beide hatten es verdient und sie glaubte, dass es nicht falsch war zu behaupten, dass sie einander verdient hatten…

Ihre Gedankengänge, die sie nur noch mehr zu Vermutungen anstachelten, wurden je unterbrochen… von einem hohen, spitzen und schmerzerfüllten Schrei.
Erschrocken wirbelte sie herum, sah nur noch, wie Carson ans Krankenbett stürmte und wie Johns starke Arme eine sich wild windende Teyla zurück in die Kissen drückten.
„ Was ist…“ Ihre Frage wurde von einem lauten Schrei übertönt, der sie erschaudern ließ. Mit geweiteten Augen versuchte sie einen Blick zu erhaschen, doch Carsons Körper und Johns breite Schultern versperrten ihr die Sicht.
„ Jennifer!“, hörte sie Carson bellen. „ Ich brauche hier 40 mg Diazepam! Sofort!“
„ Doc, was ist mit ihr?“, hörte sie John fragen, sah seine Armmuskeln vor Anstrengung zittern. Doch Carson antwortete ihm nicht, sondern kümmerte sich viel mehr darum, seiner epileptischen Patientin das Sedativum, welches ihm Dr. Jennifer Keller herangeschafft hatte, zu verabreichen. Das allerdings gestaltete sich als schwierig…

Teyla bäumte sich auf, versuchte sich aus Johns festem Griff zu winden und mit ihren Händen nach ihm zu schlagen, doch seinen geübten Militärgriffen konnte selbst sie als Kämpferin nichts anhaben- immer wieder drückte er sie zurück ins Kissen, versuchte sie still zu halten, während Carson ihr das Mittel verabreichte.
Die Finger der Athosianerin hatten sich in das Bettlaken und in die Bettdecke verkrallt. Unter lautem Stöhnen und Schreien wand sie sich hin und her, bäumte sich immer wieder auf, trat nach allem was ihr im Weg war, fauchte und knurrte durch zusammengebissene Zähne. Ihre braunen Augen waren in ihrem Hinterkopf verschwunden.

Geschockt und nicht fähig zu denken, beobachtete Elizabeth das ganze Szenario aus einiger Entfernung, sah wie sich Teyla ein erneutes Mal aufbäumte und dabei einen fast animalischen Schrei von sich gab und wie sie nach Johns Schultern packte, ihre Finger in seine Haut bohrte und ihn zu sich herunterzog.
John stöhnte vor Schmerz auf, versuchte sich aus ihrem Griff zu lösen, doch diesmal war es sie, die ihn unter Kontrolle hatte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an.
„ Tuá est jucándriá“, kam es heiser über ihre Lippen, ehe sie in sich zusammensank und besinnungslos zurück gegen die Kissen fiel. Erschrocken machte John einen Satz nach hinten und auch Carson entfernte sich einen Schritt von dem Krankenbett.

„ Was zur Hölle…“ John sah erst Carson an und drehte sich dann zu Elizabeth um, die noch immer nicht in der Lage war sich zu bewegen. Nein, das konnte nicht sein!
„ Ich mag mich vielleicht irren…“, setzte Carson an, kopfschüttelnd, in welches John mit einstieg und sie dann verwirrt ansah.
„ Was war das da gerade?“, hörte sie ihn fragen, reagierte aber nicht darauf, starrte stattdessen Teyla an, die regungslos auf dem Krankenbett zusammengebrochen war, alle Viere von sich gestreckt. Sie sah vollkommen fertig aus und was immer da gerade geschehen war, hatte sie ausgelaugt und…

„ Elizabeth!“ Johns energische und zugleich nervöse Stimme riss sie aus ihren Gedanken und erst, als sie ihn und Carson anblickte, war sie in der Lage auf ihre indirekt gestellte Frage zu antworten.
„ Das… das war antikisch“, haspelte sie, drohte über ihre eigene Stimme zu stolpern. „ Sie hat... antikisch gesprochen!“

TBC
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