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Home Sweet Home von Cliff

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Vorwort

Short-Cut: In einem Zuhause findet man nicht immer Ruhe und Geborgenheit.
Spoiler: -
Charaktere: McKay/Beckett, OC
Kategorie: Angst, Friendship, Slash
Rating: PG-13
Authors Note: Wer kennt ihn nicht, den elterlichen Terror daheim ^^
Widmung: Für den großen, schönen Unbekannten, den ich in der Stadt gesehen habe. Manchmal sollte man sich etwas mehr trauen. XD
Disclaimer: Neben den von mir erfundenen Charakteren gehört alles MGM Entertainment.
Feedback: freierjack@hotmail.com

Home Sweet Home


Schwere Regenwolken bedeckten den Himmel über Glasgow, aber kein einziger Tropfen Wasser wollte sie verlassen. Sie waren wie eine Drohung, dass es bald regnen würde, wie schon in den letzten Tagen. Das Wasser hatte alles aufgeweicht. Von der Erde, bis hin zum Getreide auf den Feldern, die die Stadt umgaben.
In dieser trostlosen Szenerie bewegte sich ein Taxi. Unscheinbar fuhr es durch die Straßen der Stadt, auf der Suche nach seinem Zielort, in Form eines kleinen, gemütlichen, mit Veranda ausgestatteten Haus.
"Sind wir bald da?", fragte einer der Fahrgäste und der andere antwortete sofort.
"Aye, wir sind gleich da, Rodney." Carson schüttelte genervt den Kopf. Warum hatte er es bloß gewagt Rodney zu sich nach Hause einzuladen?
"Ziemlich viel Natur da Draußen", erwähnte der Wissenschaftler und sah noch einmal zu dem kleinen Park, an dem sie gerade langsam vorbei gefahren waren.
"Gefällt es dir?", fragte Carson, blickte zu Rodney und hoffte, dass es ihm gefiel.
"Es ist eine Abwechslung. Aber wie du weißt, bin ich nicht so jemand, der ständig wandern geht und im Meer schwimmt."
"Das sollst du auch nicht, Rodney. Du sollst nur ein wenig Gesellschaft haben, während wir wieder auf der Erde sind", entgegnete Carson und Rodney nickte ein wenig zurückhaltend, nur um gleich wieder aus dem Fenster zu schauen.
Tatsache war, dass ein Großteil der Atlantiscrew Urlaub bekommen hatte. Carson hatte sofort ein schlechtes Gefühl dabei gehabt, denn er wusste, dass Rodney bei sich zu Hause nicht viele Freunde hatte. Deswegen hatte er ihn auch gefragt ob er mit nach Schottland kommen wollte. Zunächst hatte der Kanadier abgelehnt, doch nach ein paar Tagen auf der Daedalus war überraschend die Zustimmung gekommen.
Carson wusste genau, dass es Rodney sehr belastete, aber viel konnte er für ihn nicht tun.
Er selbst war froh, Rodney weiter um sich zu haben. Für Carson war er ein guter Freund, dem man vertrauen konnte. Vielleicht würde Carson während des Urlaubs Rodney sogar soviel Vertrauen entgegen bringen, dass er sein Geheimnis preisgeben konnte.
Denn Carson verbarg schon eine Ewigkeit seine eigenen Wünsche. Er hatte nie viel Wirbel um seine Homosexualität gemacht. OK, einige Freunde hier in Schottland wussten es, aber mehr auch nicht. Selbst seine Mutter hatte keine Ahnung, da er sie nicht belasten wollte. Sie war im Gegensatz zu ihm sehr gläubig und würde so einen Schock sicherlich nicht verkraften.
Der Arzt wünschte sich schon lange jemanden in Atlantis, der um ihn Bescheid wusste und mit dem er reden konnte. Vielleicht würde Rodney bald diese Person sein.
"Ja, Rodney ist ein guter Freund. Er wird es verstehen", dachte Carson und musste grinsen, als ihm das erste Treffen mit dem Kanadier in den Sinn kam, welches in der Antarktis stattgefunden hatte. Für eine kurze Zeit war der Arzt in ihn verliebt gewesen, doch dann geschah das, was oft geschah, wenn er eine attraktive Person kennen lernte.
Er hatte bemerkt, dass Rodney auf Frauen mit kurzen blonden Haaren stand.
Die Gefühle gegenüber Rodney flachten dann schnell wieder ab und blieben auf der freundschaftlichen Ebene, mit der sich Carson jetzt wohl oder übel zu Recht finden musste.
Während Rodney raus aus dem Fenster blickte, kreisten auch viele Gedanken in seinem Kopf umher. Eigentlich wollte er keinen Urlaub machen, doch Elizabeth hatte ihn schon fast dazu gezwungen. Na gut, sie hatte ihn gezwungen.
Der Wissenschaftler war wirklich nicht scharf auf sein zu Hause gewesen. Sein Urlaub wäre dort nur langweilig gewesen und Quizshows und Kochsendungen hätten genau diesen dominiert.
Jetzt, wo er mit einem Freund Urlaub machte, fühlte er sich erstaunlich gut. Er hatte sich zunächst gesträubt, da er Carson nicht zur Last fallen wollte und sonderlich begeistert war er auch nicht über die Idee gewesen, nach Schottland zu fahren, da er sich unter diesem Land immer große Wiesen mit Schafen vorstellte, mit ab und an einer Hütte auf einem Hügel. Doch der Gedanke an seine ‚Hölle' daheim, hatte ihn schließlich umgestimmt und es schien tatsächlich ganz schön zu werden.
"Wir sind da. Das macht dann 42 Pfund, die Herren", sprach der Taxifahrer und hielt an der Straßenseite einer Allee an.
Carson kramte sofort in einer Tasche und wenig später überreichte er das Geld. "Na los Rodney, jetzt siehst du, wo ich früher aufgewachsen bin."
"Ich bin gespannt", informierte der Kanadier und die Insassen stiegen aus.
Nachdem sie die Koffer entgegengenommen hatten, die von dem Fahrer aus dem Kofferraum gehoben wurden, machten sich die beiden Männer auf den Weg zu dem kleinen Haus. Um es zu erreichen mussten sie aber erst noch einen kleinen gepflegten Vorgarten hinter sich bringen, in dem gerade die Tulpen blühten.
"Deine Mutter scheint einen grünen Daumen zu haben", meinte Rodney und Carson lächelte ihm zu.
"Aye, sie hat viele Talente."
Kaum hatte Carson ausgesprochen, öffnete sich die Tür zu der Veranda und eine alte Frau trat heraus. Sie hatte gelocktes Haar, trug eine moderne Brille und ihre Kleidung war ihrem Alter angemessen, aber keinesfalls altmodisch.
"Mom!", rief Carson fröhlich und er strahlte über das ganze Gesicht.
"Hallo, mein Junge", begrüßte die Frau ihren Sohn und ging schnell auf die Männer zu.
Carson stellte den Koffer auf dem Boden ab und umarmte seine heranstürmende Mutter. "Ich bin froh dich zu sehen. Du siehst gut aus", lobte er sie und schloss kurz die Augen, um den bekannten Geruch von Zimt und Teegebäck in sich auf zu nehmen.
Carsons Mutter beendete die Umarmung und betrachtete ihren Jungen. "Aye, du aber auch."
Jetzt trat kurz ein kleines Schweigen ein, das die alte Frau nutzte um Carsons Begleitung zu mustern. "Carson, möchtest du uns nicht vorstellen?"
"Oh, ja natürlich. Mom, das ist Dr. Rodney McKay. Rodney, das ist meine Mutter Margaret Beckett."
"Sehr erfreut", warf Rodney ein und reichte seine Hand Mrs. Beckett.
"Gleichfalls. Sie können mich Margaret nennen", bot sie an, schüttelte die Hand und Rodney nickte.
"Und bei mir ist Rodney ausreichend", erwiderte der Wissenschaftler die Förmlichkeit.
In diesem Moment begannen die Wolken ihre Last loswerden zu wollen, denn die ersten Tropfen begannen zu fallen.
"Oh, Lord. Kommt schnell Jungs, bevor es schlimmer wird", hetzte Margaret und lief, zu Rodneys erstaunen, schon vor, um die Tür zu öffnen. Die Frau war doch noch sehr agil für ihr Alter.

In dem Haus war es warm und ein angenehmes Licht strahlte den Eingangsbereich großzügig aus.
"Das ist besser, nicht wahr? So, Carson, warum hast du mir nicht gesagt, dass du Besuch mitbringst?", fragte Margaret, als die Männer ihre Jacken an dem Kleiderständer aufgehängt hatten, der neben der Tür stand.
"Sorry, Mom. Ich dachte, es würde dir nichts ausmachen. Ich werde mich auch um die zusätzliche Arbeit kümmern", versuchte Dr. Beckett gleich ein mögliche Schelte seiner Mutter zu entgehen.
Die schüttelte aber nur mit dem Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Ach, Quatsch, dass ist schon in Ordnung. Es kommt nur ein wenig… überraschend."
Margaret lächelte und sah jetzt kurz zu Rodney hinüber, der ein wenig unruhig neben Carson stand. Sie wusste nicht wirklich, was sie von diesem Anblick halten sollte.
"Mom, Rodney kann doch das Gästezimmer benutzen, oder?", fragte Carson und Mrs. Beckett nickte.
"Aye, ich erwarte keinen Besuch. Und jetzt lasst erst einmal eure Koffer stehen und trinkt einen Tee", schlug die alte Frau vor, drehte sich um und ging in Richtung der kleinen, angrenzenden Küche. Carson begann zu lächeln, doch Rodney runzelte die Stirn. Er mochte keinen Tee. Dieses Gesöff schmeckte ekelig und half ihm nicht beim wach bleiben, so wie es Kaffee tat.
Trotzdem folgte der Wissenschaftler den beiden anderen Personen in die Küche und setzte sich, nur um wenig später eine Tasse Earl Grey entgegen zu nehmen.
Rodney und Carson saßen sich gegenüber und Margaret am Kopfende des Tisches.
"Woher kennt ihr euch? Sind Sie etwa auch Arzt, Rodney?", fragte Margaret und schüttete dabei ein wenig Zucker in ihre Tasse.
"Oh, nein. Ich bin Astrophysiker und…", begann er und in diesem Moment fiel ihm ein, dass er nichts über Atlantis sagen durfte. Hilfe suchend wandte er sich zu Carson.
"Rodney arbeitet in der gleichen Forschungseinrichtung, wie ich. Das Projekt in Sydney benötigt viele verschiedene Fachkräfte", ergänzte Carson und bemerkte, wie seine Mutter ihn und Rodney skeptisch beobachtete.
"Verstehe, nun und anscheinend ist es auch sehr multikulturell", meinte die Frau, da sie bemerkt hatte, wie der Wissenschaftler vorsichtig an dem Tee nippte.
"Ja, das stimmt. Rodney kommt aus Kanada", erklärte Carson, da der Wissenschaftler anscheinend immer schüchterner wurde.
"Das habe ich mir gedacht. Ihr Akzent erinnert mich an den, vom Ehemann meiner Cousine. Sie leben auch in Kanada", erwähnte Margaret, lächelte Rodney zu und fuhr fort. "Soll ich Ihnen etwas Anderes zu trinken geben?"
"Oh, nein. Der Tee ist köstlich", log der Wissenschaftler schnell und erntete skeptische Blicke, was ihn einsehen ließ, dass er durchschaut wurde. "Ein Kaffee, wäre nett."
"Wusste ich es doch. Sie brauchen sich deswegen nicht schlecht fühlen. Andere Länder, andere Sitten." Margaret erhob sich und strich sanft über Rodneys Schulter, bevor sie sich abwandte und zur Kaffeemaschine hinüber ging. "Ich hoffe, dieses alte Teil funktioniert noch", meinte sie und hantierte an dem wenig benutzten Gerät.
"Nicht so verkrampft, Rodney", flüsterte Carson, während er sich zu dem Wissenschaftler hinüber beugte.
"Tut mir Leid, ich bin das nicht gewohnt." Rodney sah beschämt zu seiner Tasse Tee.
In diesem Moment trat Margaret wieder an den Tisch heran und setzte sich. Rodney konnte bereits das Geräusch der Kaffeemaschine hören und der entstehende Geruch munterte ihn gleich wieder auf.
"Carson, möchtest du heute Abend für uns kochen? Ich würde mich sehr darüber freuen", fragte Mrs. Beckett und der Arzt wusste, dass sie sicherlich kein Nein akzeptieren würde.
"Du kannst kochen?", kam sofort die amüsierte Frage von Rodney und der Kanadier lächelte.
"Aye, ein wenig. Wenn du das möchtest, Mom, dann werde ich etwas zubereiten."
"Das ist mein Junge", erwähnte Margaret und streichelte die Schulter ihres Sohnes, bevor sich die Gespräche fortsetzten, die meist über Carsons Kindheit handelten, was sehr peinlich für den Arzt war. Rodney fand diese Themen allerdings sehr interessant.

Wenig später waren die beiden Männer im Gästezimmer, welches sich im ersten Stock und direkt neben Carsons Räumlichkeiten befand. Der Arzt bezog das Bett für Rodney, der gerade dabei war, seine Kleidung in den großen Schrank einzusortieren.
"Sydney?", fragte Rodney, als sie eine gerade eben geführte Diskussion beendet hatten und Carson musste grinsen.
"Irgendwas musste ich erfinden und solange meine Mutter es glaubt…", erwiderte Carson und beendete seine Arbeit.
"Verstehe. Geht mich ja auch nichts an,…Moppelchen", sprach Rodney und musste fast lachen.
Carson lief rot an und blickte verlegen aus dem Fenster. "Das war so peinlich. Ich hoffe es war dir nicht unangenehm."
"Carson, sehe ich so aus, als wäre es mir unangenehm gewesen?", erwähnte McKay und zeigte auf sein Gesicht, auf dem sich immer noch ein Grinsen befand.
"Zum Glück sind wir mit den alten Geschichten bald durch. Mach dich auf etwas gefasst, denn dann wird sie sich auf dein Leben stürzen wollen", erwähnte Carson, grinste jetzt selbst ein wenig und Rodneys Gesicht zeigte plötzlich einen Ausdruck von Schock. Carson amüsierte dies sehr, denn eigentlich stimmte das nicht, was er gesagt hatte. Seine Mutter fragte nicht gerne Fremde über ihr Leben aus. Doch irgendwie mochte der Arzt den Kanadier in diesem Moment ein wenig ärgern, nicht nur, um seine eigenen peinlichen Momente in den Hintergrund rücken zu lassen.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging der Arzt zur Tür und Rodney folgte ihm.
"Das meintest du doch nicht im Ernst, oder?", fragte Rodney panisch und Carson lachte.
Als sie den Flur betreten hatten, mussten die Männer sofort stoppen, denn Carson hätte beinahe seine Mutter umgerempelt, die mit einem Wäschekorb, gerade den Flur entlang gehen wollte.
"Mom…", begann Carson und seine Mutter lächelte.
"Du musst das Essen vorbereiten, Schatz", unterbrach sie ihn und Carson nickte schnell zur Bestätigung. "Gut, ich bin im Keller, um Wäsche zu waschen. Habt ihr auch noch dreckige Wäsche?"
Rodney und Carson schüttelten, immer noch ein wenig überrascht, den Kopf.
"Fein", bestätigte Margaret und ging die Treppe herunter ins Erdgeschoss.
"Meinst du, sie hat etwas mitbekommen?", fragte Rodney leise.
"Ich hoffe nicht." Carson seufzte und machte sich zusammen mit Rodney auch auf den Weg ins Erdgeschoss, um mit dem Kochen anzufangen.

Carson konnte nicht beurteilen, ob Rodney in diesem Moment ein Mensch war, oder ein Geier. Der Kanadier saß am Esstisch und beobachtete die ganze Zeit, was Carson anstellte.
"Es riecht wirklich köstlich", lobte Rodney und Carson lächelte ihm zu.
"Dabei ist es nur Pasta, Rodney. Ich muss zugeben, für mehr hatte ich keine Lust", gestand Carson und rührte die Soße um.
"Du hast jetzt schon mehr gemacht, als ich erwartet hätte. Nicht jeder macht zu Nudeln eine eigene Soße. Die Meisten kaufen sich Fertigmischungen, die sie nur mit Wasser aufkochen müssen", informierte McKay, stand auf und trat an den Herd heran.
"Mit den Meisten meinst du wohl dich", neckte der Schotte und Rodney schnaubte verächtlich, was aber keinesfalls böse gemeint war und von Carson in Erwartung auch nicht so aufgenommen wurde.
"Da ist doch keine Zitrone drin, oder?", wollte Rodney erfahren und beäugte misstrauisch die Tomatensoße.
"Rodney, ich kenne deine Krankengeschichte. Hältst du mich für so vergesslich?" Carson sah skeptisch zu seinem Freund, der nur den Kopf schüttelte.
"Tut mir Leid… Kann ich dann probieren?" Rodney lächelte ein wenig und in diesem Moment erinnerte er Carson an sich selbst. Früher hatte auch er immer probieren wollen, wenn seine Mutter gekocht hatte.
"Sicher…"
"Nein, Rodney. Es wird gewartet, bis es fertig ist", ertönte plötzlich die Stimme von Mrs. Beckett und Carson verdrehte die Augen. Die Männer drehten sich zur Tür, durch die jetzt Margaret eintrat. Sie wirkte ein wenig gestresst und das war nach Carsons Wissen sehr merkwürdig für die Frau.
"Natürlich", bestätigte Rodney und setzte sich wieder an den Tisch.
"Keine Sorge, Rodney. Es ist gleich fertig", versuchte der Arzt ihn schnell ein wenig glücklicher zu stimmen.
Das Essen wurde gegen die Erwartungen des Arztes ungewöhnlich ruhig. Nach dem Tischgebet sprach Margaret nur selten ein Wort und Carson wusste, dass etwas mit ihr nicht stimmte.
"Das war wirklich gut", lobte Rodney und Margaret stimmte dem zu, indem sie über Carsons Schulter strich, dies aber nicht so sanft tat, wie es sonst üblich war.
"Danke. Erwarte aber nicht solche Gerichte, wenn wir wieder in Sydney sind", antwortete Carson und Margaret räusperte sich leise.
"Keine Sorge. Ich bleibe bei meinen MREs,… ich meine Fertiggerichte,… was auch immer", brabbelte Rodney und begann dann zu gähnen. "Bitte entschuldigt. Ich bin ein wenig müde."
"Dann sollten Sie ins Bett gehen. Schlafen stärkt das Immunsystem und Sie wollen doch bei dem aktuellen, regnerischen Wetter nicht krank werden", riet Mrs. Beckett und lächelte dem Kanadier zu.
"Da muss ich zustimmen", schaltete sich Carson ein und wurde plötzlich mit einem warnenden Blick seiner Mutter bedacht, was er gar nicht verstehen konnte.
"Ich halte das für eine gute Idee, denn der Jetlag hat Kraft gekostet. Ich wünsche eine gute Nacht." Mit diesen Worten stand der Wissenschaftler auf und nachdem die Becketts auch eine gute Nacht gewünscht hatten, verließ er die Küche.
"Was ist los, Mom?", fragte Carson, als er sicher war, dass Rodney außer Hörweite war.
"Was meinst du, Carson?", antwortete sie scharf, erhob sich und begann mit dem Abwasch.
"Du bist abweisend zu mir", stellte Carson klar und sah flehend zu seiner Mutter, die sich jetzt zu ihm umdrehte.
"Bin ich das? Es tut mir Leid, wenn es dir so erscheinen mag, aber ich erweise dir nur den gleichen Respekt, wie du mir."
Carson war geschockt wegen dieser Aussage und stand auf. Er ging zu seiner Mutter und hielt sie sanft an den Schultern fest. "Mom, das stimmt doch gar nicht."
"Du verheimlichst mir etwas", entgegnete Margaret und die rüstige Frau riss sich los, nur um sich dann wieder an den Tisch zu setzten.
"Ich verheimliche dir nichts", meinte Carson, der immer noch an der Spüle stand und er wusste, dass er gerade wieder log.
"Halt mich nicht für blöd, Carson. Ich bin deine Mutter. Ich habe euer Gespräch gehört.
Du warst nicht in Sydney", schrie Margaret ihren Sohn schon fast an und der schluckte schwer.
"Ich darf darüber nicht reden", sagte er die Wahrheit und sie kämpfte jetzt mit den Tränen.
"Was?... Also war alles eine Lüge…Verdammt, Carson. Seit dem Video, wo du weinend drauf zu sehen warst habe ich mir ständig Sorgen um dich gemacht. Ich dachte du hättest einige kleinere Probleme mit den Leuten in Australien und ich war wenigstens froh, dass es so ein ruhiges Land war in dem du dich aufhieltst und wo die Menschen umgänglich sind, aber anscheinend wurde das Video ganz woanders aufgenommen."
Carson sah kurz zu Boden und schüttelte den Kopf, bevor er seine Mutter ansah.
"Du hast Recht. Es wurde woanders aufgenommen und die Probleme, die wir hatten, kannst du dir sicherlich nicht vorstellen. Das Einzige, was ich dir sagen kann, ist, dass das, was ich tue, geheim ist."
Kurz trat Stille ein und man sah Mrs. Beckett an, dass sie überlegte.
"OK, ich verstehe. Nur hättest du mir das nicht gleich sagen können? Warum hast du mich angelogen?"
Carson sah wieder zu Boden, da ihm dieser Augenblick schwer fiel.
"Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst, wo ich stecke und was ich mache. Bitte glaube mir, ich würde es dir liebend gern sagen…, aber es geht nicht."
Margaret mied den Blick ihres Sohnes und sie kämpfte jetzt nicht mehr mit den Tränen, stattdessen schien sie beleidigt. "War das alles, was du mir verheimlicht hast? Gibt es noch andere Dinge, die du mir sagen willst?", fragte sie erneut und der Arzt schüttelte nur den Kopf, weswegen Margaret fort fuhr. "Wer ist dieser Rodney wirklich? Ist er wirklich nur ein Arbeitskollege? Bitte verstehe mich nicht falsch, Schatz, aber ich finde es mehr als seltsam, dass ein Physiker und ein Arzt zusammen arbeiten."
Carson war verwirrt und sah seine Mutter mit ein wenig Angst an.
"Es arbeiten viele verschiedene Personen an dem Projekt. So auch Botaniker, Linguisten und Chemiker. Rodney ist wirklich nur ein guter Freund. Du machst dir zu…"
"Nur ein Freund?", unterbrach Margaret ihren Sohn und er sah sie nur entsetzt an.
"Weißt du, Carson, es ist manchmal schwer, dich zu verstehen. Irgendetwas ist da noch, was du mir nicht sagen willst. Etwas, dass du dich nicht traust zu sagen. Aber glaube mir, dass egal, was passieren wird, ich bleibe deine Mutter."
Margaret sah mit gekränktem Blick zu Carson und stand dann auf, um den Raum zu verlassen.
Der Arzt blieb durch diese Worte zitternd zurück und stand noch lange an der gleichen Stelle, bevor er die Treppen zu dem ersten Stock hinaufstieg.

Dort angekommen klopfte er dann auch gleich an die Tür des Gästezimmers und wartete auf eine Reaktion von Rodney.
"Ja?", hörte er dessen Stimme und Carson öffnete die Tür, um hinein sehen zu können. Der Kanadier lag bereits im Bett und blickte verschlafen zu ihm herüber. "Rodney, wollen wir morgen in die Stadt?", fragte Carson, denn er wollte aus dem Haus raus, da er etwas Abstand zu seiner Mutter brauchte.
"Ähm, ja, warum nicht? Carson, ist etwas mit dir nicht in Ordnung?", fragte McKay und richtete sich im Bett auf.
"Mir geht es gut. Morgen um neun geht ein Bus, der uns in die Stadt bringen wird und jetzt schlaf erstmal gut, Rodney." Carson lächelte krampfhaft zu dem Wissenschaftler und verließ dann den Raum, um selbst einen unruhigen Schlaf anzutreten, den er in diesem Haus nie erwartet hätte.
Rodney indessen schlief wieder ein, aber dachte vorher noch einmal an den merkwürdigen Vorfall, der gerade statt gefunden hatte.

Am nächsten Tag um 9:20 Uhr stiegen die Männer aus dem Bus und Carson sah sich die kaum veränderte Altstadt an. Im Hinterkopf hatte er immer noch diesen seltsamen Morgen. Denn zum ersten Mal nach langer Zeit, war seine Mutter nicht anwesend gewesen, als er die Küche seines Zuhauses betreten hatte. Nur eine kleine Notiz hatte auf dem Tisch gelegen, in der stand, dass Margaret einkaufen gegangen war.
"So, da wären wir. Hübsch, wirklich hübsch. Können wir jetzt 'ne Tasse Kaffee trinken gehen, Carson?"
Carson lachte bei dieser Bemerkung und musterte das verschlafende Gesicht seines Freundes. "Ich kenne ein nettes Café, gleich die Straße herunter. Lass uns dort frühstücken."
Rodney nickte und sie begannen die Straße hinunter zu gehen. Der Wissenschaftler betrachtete mit Interesse die Gebäude, die allesamt sehr alt wirkten und er fand es wirklich gemütlich in dieser Stadt.
Nach einiger Zeit wurde sein Hunger so stark, dass er vor einer Kneipe anhielt und das Angebot, welches in dem Schaufenster ausgeschrieben war, betrachtete. Die Bar schien gleichzeitig ein Café zu sein.
"Wollen wir nicht hier essen, Carson? Das Angebot sieht interessant aus", fragte der Kanadier und Carsons Gesichtsfarbe schien das Weite zu suchen.
"R…Rodney, dass sollten wir nicht", antwortete er und Rodney drehte sich verwirrt um. "Ach komm schon. Die Brötchen und der Kaffee werden sich in dieser Kneipe sicherlich nicht groß von denen in deinem Café unterscheiden", teilte Rodney mit und zeigte mit einer Hand auf die Karte mit dem Angebot.
"Das vielleicht nicht, aber schau bitte nach oben", meinte Carson und deutete auf das Schild, das über den Eingang prangte.
"Zum lustigen Liebhaber", las Rodney den Schriftzug laut vor, der auf einem Regenbogen stand unter dem man zwei Männer sehen konnte, die ihre Hand hielten. Rodneys Augen weiteten sich vor Überraschung und Carson musste lachen. "D…Das ist eine Bar für…Schwule."
"Ganz Recht, Rodney. Also doch lieber zu dem Café?", neckte der Arzt und Rodney nickte sofort. Dass diese Bar wohl der zentrale Treffpunkt für Homosexuelle war und Carson hier eigentlich oft verkehrte, ahnte Rodney nicht und für den Arzt war diese Situation deswegen gerade sehr amüsant gewesen.
Sie setzten ihren Weg fort, aber kamen nicht weit, da ein großer, schlanker, braunhaariger Mann auf sie zugestürmt kam.
"Hey, Carson. Seit wann bist du wieder in der Stadt? Schön dich zu sehen", rief er und wurde jetzt etwas langsamer, da er beinahe angekommen war.
Carson erkannte diesen Mann sofort. Er hieß Jeffrey Aberdeen, war ein Kumpel von Carson, zufällig genau so homosexuell und gleichzeitig noch die Person an die Carson seine Unschuld verloren hatte. Aus ihrer Beziehung war allerdings nichts geworden, aber es blieb immer noch eine Freundschaft zwischen ihnen.
Der Arzt fand diese Situation jetzt gar nicht mehr amüsant, denn Jeffrey trug eine Jacke mit einem kleinen Regenbogensymbol und sicherlich würde jetzt die übliche Begrüßung folgen, samt Küsse auf die Wangen.
So geschah es dann auch. Jeffrey trat an Carson heran, umarmte ihn und platzierte je einen Kuss auf jede Wange.
"Hallo, Jeffrey", grüßte der Arzt, lächelte und sah vorsichtig zu Rodney hinüber, der ein kleines Grinsen trug.
"Wie geht es dir?", fragte Jeffrey fröhlich.
"Gut, sehr gut. Ich kann nicht klagen", antwortete der Arzt und jetzt drehte sich Jeffrey zu Rodney, um ihn zu mustern.
"Das sehe ich. Bei diesem Anblick wäre auch ich glücklich", brachte er hervor und Carson begann zu husten, da er sich vor Überraschung an seiner eigenen Spucke verschlugt hatte.
"Was soll das heißen?", fragte Rodney und runzelte die Stirn.
"Jeffrey, das ist mein ganz ‚normaler' Kumpel Rodney", sprach Carson eindringlich, nachdem er wieder reden konnte und zeigte auf den Wissenschaftler.
"Ah, ich verstehe", meinte Aberdeen und man konnte Skepsis in seiner Stimme hören. "Hallo."
"Hallo", grüßte Rodney auch und klang erwartungsgemäß nicht sehr erfreut.
"Na ja und was habt ihr zwei Hübschen jetzt vor?"
Carson und Rodney sahen sich an, als würden sie beide eine Möglichkeit suchen, von diesem Mann weg zu kommen, wobei jeder aus unterschiedlichen Gründen. Rodney fühlte sich unwohl in seiner Gegenwart und Carson war das nur unendlich peinlich.
"Wir wollten frühstücken", antwortete der Arzt auf die gestellte Frage und Jeffreys Gesicht erhellte sich wieder.
"Das ist doch super. Gehen wir zum Liebhaber. Dann kannst du uns allen von deinen Erlebnissen in Sydney berichten. Ich denke, Paul und Nathaniel würde es auch interessieren", schlug Jeffrey vor und stupste Carson ein wenig in die Richtung.
"Nein, nein. Ich glaube das ist keine gute Idee. Lieber ein andermal", lehnte Carson ab und Jeffrey runzelte die Stirn.
"Na gut."
"Tut mir Leid. Aber ich bin noch einige Tage hier. Ich werde noch Zeit für euch finden", beschwichtigte Carson und Jeffrey nickte.
"Ich freu mich schon drauf. Man sieht sich. Viel Spaß euch beiden", meinte der Mann und Carson sah die Verwunderung über sein merkwürdiges Verhalten in dessen Gesicht. Aber er konnte in diesem Moment nicht offener sein. Jeffrey ging daraufhin weiter und Carson war froh darüber.
"Carson, willst du mir etwas erklären?", fragte plötzlich Rodney und der Arzt sah ruckartig zu ihm.
"Nein, wieso?"
"Dieser Mann war gerade schwuler als schwul. Er war die personifizierte Homosexualität.
Sag nicht, du hast seinen leichten weiblichen Tonfall nicht bemerkt? Was gibst du dich mit solchen Typen ab?"
Carson suchte nach Worten und dann kam ihm ein rettender Einfall. "Er war ein Schulfreund aus Kindertagen. Er hat sich geoutet und wir blieben weiter Freunde. Es ist also nicht so, wie du denkst." Doch eigentlich war es genau so, wie es sich Rodney sicherlich dachte.
Carson hätte sich jetzt am liebsten vor den Kopf geschlagen. Er wollte es doch eigentlich Rodney sagen und das war gerade die perfekte Möglichkeit gewesen.
"Und dass er uns in diese Bar schleppen wollte, hatte auch nichts zu bedeuten?", hakte Rodney nach.
"Ich war auch schon in dieser Bar, Rodney. Nur weil draußen ein Regenbogen steht, heißt das noch lange nicht, dass jeder Mann, der da rein geht, zu einem sexuellen Lustobjekt für die Homosexuellen mutiert. Auch viele Frauen gehen mit ihren Männern in die Kneipe, da es dort einen hervorragenden Kartoffelsalat gibt. Nur abends sollte man sich als Hetero von der Bar fern halten."
Und wieder verleugnete Carson seine Neigungen. Er fühlte sich gar nicht wohl dabei, aber nach Jeffreys etwas weiblichen Auftritt, der für diesen Mann durchaus normal war, bekam er einfach kein Geständnis über die Lippen. Carson entschied, dass es an ihm und dem kleinen Streit mit seiner Mutter lag, dass er sich nicht traute. Mehr Stress wollte er nicht auf sich nehmen.
Gleichzeitig schwor er sich aber, dass Rodney sein Geheimnis noch während dieses Urlaubs erfahren würde, denn genau das war er sich und seinem Ego schuldig.
"Wenn das so ist, können wir ja weiter. Ich verhungere gleich", sprach Rodney etwas schlecht gelaunt und die Männer begannen wieder die Straße herunter zu schlendern.
Es wurde dann überraschender Weise doch ein schöner Tag. Rodneys Laune besserte sich nach dem Frühstück schnell und so verbrachten die Männer den ganzen Tag in Glasgows Altstadt.

In dem Eingangsbereich des alten Hauses war jetzt ein wohlriechender Duft von Parfümkerzen verteilt und Carson kam es so vor, als wäre er wieder ein Kind und würde zusammen mit einem Freund nach Hause kommen.
"Mom?", rief er einmal laut und wartete auf die Antwort.
"Ich bin in der Küche, Liebling."
Carson lächelte und sah kurz zu Rodney hinüber. "Willst du einen Kaffee?"
"Oh, nein danke. Ich sehne mich nach dem Bett", antwortete Rodney und hängte jetzt schnell seine Jacke auf.
"Dann eine gute Nacht", wünschte Carson und der Wissenschaftler nickte.
"Danke, dir. Wünsch ich auch." Rodney wandte sich ab und begann die Treppen empor zu steigen. Carson sah ihm noch hinterher und ging dann in die Küche.
Margaret saß an dem Tisch und las ein Buch. Der Arzt wunderte sich, warum sie nicht im Wohnzimmer auf der Couch schmökerte und es versetzte ihm einen Stich im Herzen, als er bemerkte, dass seine Mutter nicht aufsah, um ihn zu begrüßen. Mit einem Seufzen setzte er sich neben sie und zwang sie, das Buch wegzulegen, indem er es ein wenig herunter drückte.
"Wie war dein Tag, Mom?", fragte er mit einem Lächeln und Margaret erwiderte es nur halbherzig.
"Gut. Ich musste einige Besorgungen machen", erklärte sie und klang dabei ein wenig zu ernst für Carsons Geschmack.
"Verstehe. Und was hast du sonst gemacht?" Das Gespräch verlief wirklich eintönig. "Gelesen", kam die knappe Antwort.
"Ach ja? Und was?"
Jetzt sah Margaret ihn ernst an und drehte dann das Buch um, das bisher auf dem Buchrücken gelegen hatte, sodass Carson jetzt den Titel lesen konnte.
"Ist mein Kind homosexuell?"
In diesem Augenblick schien die Welt für Carson zusammen zu brechen.
"Ähm, Mom,… warum ließt du so etwas?", fragte er mit zitternder Stimme.
Jetzt begann Mrs. Beckett zu lächeln. "Weil ich einen Verdacht habe und da du mir nie etwas über dich erzählst und auch nicht über das, was du machst, muss ich halt selbst nachforschen. Die Fortsetzung zu diesem Buch soll übrigens sehr interessant sein."
"Verdacht?... Mama, ich… das ist alles völliger Unsinn." Carson zitterte am ganzen Leib und er war wütend darüber, dass seine Mutter ihn beschuldigte, zwar zu Recht, aber es war doch ein wenig beleidigend, besonders auf die Art mit dem Buch. Deswegen schnappte sich Carson das Buch, sah sich den Titel noch einmal an, der sich trotz eines kleinen Stoßgebetes leider nicht verändert hatte und schmiss es einmal quer durch den Raum.
"Carson, was soll das?", fragte seine Mutter empört.
"Das ist völlig verrückt", sprach Carson und lehnte sich erschöpft zurück.
"Ist es das? Ich glaube, es ist Zeit für den zweiten Teil", entgegnete Margaret, stand auf und ging zu einer kleinen Plastiktüte. Sie kramte einige Zeit darin und holte dann ein neues Buch heraus, mit dem Titel ‚Mein Kind ist homosexuell. Was nun?'.
"Mom!", schrie Carson erbost.
"Was, darf ich etwa darüber nicht Bescheid wissen?", meinte sie schroff.
Jetzt war es Carson zuviel. Er stand ruckartig auf und zeigte mit einem Finger auf seine Brust. "Ich bin nicht homosexuell!"
Für einen kurzen Moment schien die Zeit in dem Raum einzufrieren und Margaret grinste böse zu ihrem Sohn, bevor sie mit ruhigem Ton anfing zu reden. "Könntest du mir das noch einmal sagen, mit einem Eid, dass wenn du lügst, du bei den Sündern landen wirst? Kannst du mir das noch einmal sagen, mit tiefster Wahrheit im Herzen? Oh, Lord, bitte sei aufrichtig zu mir, Carson."
Sie sahen sich lange an und schließlich gab Carson nach und deutete auf den Stuhl, auf den Margaret eben gerade noch gesessen hatte. Margaret nickte und setzte sich wieder an den Tisch, den Stuhl etwas zu dem jetzt erneut sitzenden Carson gewandt. Das neue Buch lag zwischen ihnen. Margaret hatte es absichtlich an diese Stelle gelegt.
Carson zitterte jetzt mehr denn je und er nahm das Buch in die Hand. Er blätterte ruhig darin und schließlich fand er das, was er suchte. "Ich empfehle dir Kapitel 3. Warum verhält sich mein Sohn so, wie er es tut."
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, begannen Tränen über sein Gesicht zu fließen und seine Mutter nahm ihm schnell das Buch ab, legte es wieder auf den Tisch und umarmte dann ihren Sohn. "Ich wollte dich nicht belasten. Ich wollte nicht, dass du mich für verdorben hältst, da ich nicht Gottes Vorsehung entspreche. Ich…"
Carson weinte jetzt an der Schulter seiner Mutter, wie damals, als er noch jung war.
Auch Margaret hielt sich nicht zurück. "Carson, ich bin deine Mutter. Egal was du bist, ich werde dich immer lieben. Ich verstehe dich. Hörst du? Ich verstehe dich, warum du es so lange verschwiegen hast." Die alte Frau strich langsam durch Carsons Haar und flüsterte weiter tröstende Worte. "Shh, es ist gut. Alles ist gut."
"Gar nichts ist gut", erwiderte der Arzt und es begann die wohl längste Viertelstunde seines Lebens, in der er nur da saß und weinte.
Nach dieser endlosen Zeit richtete sich Carson wieder auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Es tut mir Leid", entschuldigte er sich und seine Mutter schüttelte den Kopf.
"Das muss es nicht", entgegnete sie und strich über Carsons Wangen. "Erzähl mir etwas von dir. Erklär mir das?"
Der Arzt sah seine Mutter völlig durcheinander an und begann dann über sein Leben zu reden. Es war merkwürdig seiner eigenen Mutter jedes prägende Detail seines Lebens erneut zu beschreiben und seine Handlungen für Margaret neu zu interpretieren. Ab und an sah er auch in dem Buch nach und verwies auf einige Stellen, da er einige Themen nicht anschneiden wollte, wie zum Beispiel die Sexualität zwischen zwei Männern.
"Das war ungefähr alles", beendete Carson bedrückt seinen kleinen Vortrag und seine Mutter strich ihm über das Bein.
"Ich danke dir. Ich werde mir das Buch auch zu Gemüte führen", bestätigte Mrs. Beckett und es trat eine ungemütliche Stille ein.
"Woran hast du es gemerkt?", fragte Carson plötzlich und Margaret lächelte.
"Ich kann es dir nicht genau sagen, Schatz. Ich habe es gespürt. Auch hast du nie eine Frau erwähnt, die du attraktiv fandest. Als du dann Rodney mit nach Hause gebracht hast, ist bei mir wieder der Verdacht aufgetaucht."
"Rodney ist nur ein Freund. Bitte glaube mir das."
"Ich weiß. Obwohl er sehr nett ist, aber ich mische mich da nicht ein", sprach sie amüsiert und hob ihre Hände, um ihn zu beruhigen, da er seinen Mund zu einem Protest geöffnet hatte. "Aber bitte versprich mir Carson, dass du ab jetzt immer ehrlich zu mir bist."
"Ja, das werde ich. Nur du musst verstehen, dass ich über meine Arbeit nichts sagen darf. Es ist ein Regierungsgeheimnis und selbst das darfst du nicht wissen, weswegen ich jetzt eigentlich schon zuviel gesagt habe."
Margaret nickte und stand dann auf. "Du weißt gar nicht, wie gut ich mich jetzt fühle. Wie geht es dir?"
Carson sah bedrückt zu Boden. "Ängstlich, nervös, verwirrt aber auch befreit", antwortete er und seine Mutter lächelte.
Sie ging hinüber zu der Plastiktüte, hob sie vom Boden auf und reichte sie ihrem Sohn. "Was ist das?", fragte er neugierig und nahm den Beutel entgegen.
"Ein wenig von deinem Lieblingsgebäck und ein paar Dinge, die du vielleicht gebrauchen kannst."
Carson runzelte die Stirn und kramte in der Tüte. Fröhlich entdeckte er zuerst die Kekse, die oben lagen, doch entsetzt betrachtete er die Sachen, die darunter waren. Kondome und eine Tube Gleitcreme bedeckten den Boden der Tüte.
"Mom!"

Rodney wusste nicht genau, warum er an diesem Abend nicht einschlafen konnte. Der Tag war anstrengend und verwirrend zugleich gewesen. Er war noch nie mit einem Freund einfach nur durch die Gegend geschlendert und hatte mit ihm gegessen, beziehungsweise war mit ihm einkaufen gegangen. Diese Art von freundschaftlicher Nähe kannte Rodney nicht, doch er fand es angenehm und er war sich sicher, dass er sich daran gewöhnen konnte.
Ein großer Durst quälte ihn und er stellte fest, dass es in seinem Zimmer nichts zu trinken gab. Mit einem Seufzen stand der Kanadier auf und verließ das Gästezimmer, in der Hoffnung, in der Küche etwas zu finden.
"Mom, bitte lass die Sicherheit meine Sorge sein", hörte er Carsons Stimme, als er auf dem Treppenabsatz angekommen war und wunderte sich, dass noch jemand wach war.
"Guten Abend", wünschte Rodney, nachdem er die Tür zur Küche hinter sich gelassen hatte und blieb vor Schreck stehen. Vor ihm saß Margaret auf einen Stuhl und dicht daneben stand Carson, mit einer Tube Gleitcreme in der Hand. "Ähm, störe ich?", fragte er und musste fast bei dem Anblick lachen.
"Rodney!", erschrak sich Carson und drehte sich zu dem Kanadier. "Das ist nicht so, wie du denkst."
"Ich habe meinem Sohn nur etwas eingekauft. Verhütung ist schließlich wichtig, da viele Krankheiten auf einen lauern", meinte Margaret und jetzt musste sich Rodney wirklich zurück halten, damit er nicht anfing zu lachen. Seit wann gehörte Gleitcreme zur Verhütung?
"So, so. Wenn das so ist, dann zeig doch einmal her, Carson, was du da hast." Der Kanadier überwand den Abstand, der ihn von Carson trennte und blickte unverschämt in die Tüte. "Interessant." Rodney grinste noch mehr und er bemerkte, wie Carson einen Schritt zur Seite machte, als wollte er den Blick auf etwas versperren.
"Kann ich etwas für dich tun?", fragte der Arzt nervös. Er musste Rodney jetzt so schnell es ging los werden, denn er wollte schließlich nicht, dass sein Geheimnis ans Tageslicht kam, während er eine Tube Gleitcreme in der Hand hielt, eine Tüte Kondome in der anderen, ein Buch über Homosexualität auf den Tisch lag und seine Mutter anwesend war. Er bevorzugte doch eine kontrollierte Situation.
"Habt ihr etwas zu trinken, das ich mir nach oben mitnehmen könnte?", fragte der Wissenschaftler und bewegte etwas seinen Kopf, um an Carson vorbei sehen zu können, aber der Arzt tat alles, um dies erfolgreich zu verhindern.
"Sicher, du kannst die Flasche Wasser haben, die im Kühlschrank steht", schaltete sich Margaret ein und Rodney nickte. Langsam und mit einigen Blicken über die Schulter, ging Rodney zum Kühlschrank. Die Situation war mehr als merkwürdig.
Als er den Kühlschrank öffnete, merkte er, dass er mit seinem Fuß an etwas gestoßen war. Rodney runzelte die Stirn, schloss die Tür, sah zu Carson und beugte sich dann herunter, um ein kleines Buch aufzuheben. Nachdem er wieder stand, drehte er es um und las den Titel laut vor. "Ist mein Kind homosexuell?"
Rodney stockte der Atem und er sah ungläubig zu den anderen zwei Personen. Sein Blick fiel von Margaret, die gelassen in ihren Stuhl saß, zu Carson, der ihn voller Panik anstarrte und mit der Tube Gleitcreme in der Hand.
Ja, jetzt ergab das Hilfsmittel einen Sinn und auch die Begegnung mit dem homosexuellen Mann. Nein, das konnte einfach nicht wahr sein.
"Ich brauch einen Kaffee", brachte Rodney erstickt hervor.
"Soll ich dir einen machen?", fragte Margaret schnell, sodass zwischen den Sätzen keine Pause schien und genauso schnell antwortete der Wissenschaftler.
"Ja, bitte."
Margaret stand auf und ging zur Kaffeemaschine, während Carson den Kopf hängen ließ, die Tube in die Tüte verfrachtete, diese dann auf den Boden abstellte und sich erschöpft auf einen Stuhl setzte.
Rodney ließ die Schultern hängen und begab sich zum Tisch, nur um sich gleich auf den Stuhl nieder zu lassen, auf dem Margaret vorher gesessen hatte.
"Ich lasse euch lieber allein", meinte Margaret, die die Kaffeemaschine mittlerweile eingestellt hatte und verließ mit schnellen Schritten den Raum.
Rodney indessen bemerkte nun das Buch, was noch immer auf den Tisch lag und hatte wirklich Mühe die Schrift zu lesen, ohne dass sein Kopf ihn mit seinen gerade sehr aktiven Gedanken ablenkte. "Mein Kind ist homosexuell. Was nun?"
"Was war das mit Perna?", fragte Rodney nach einiger Zeit, in der sie nur still da gesessen und auf eine Reaktion des jeweils anderen gewartet hatten.
"Nichts. Sie war nur eine gute Freundin", antwortete Carson verlegen.
"Und was ist mit Cadman?"
"Laura ist auch nicht viel mehr für mich." Carson sah jetzt aus dem Fenster. Er konnte Rodney nicht ansehen.
Dieser nickte ein wenig und stand dann auf, um sich eine Tasse Kaffee zu holen, woraufhin er sich wieder setzte.
"Ich muss zugeben, ich bin sehr überrascht", erklärte der Kanadier und nahm einen Schluck aus der Tasse.
"Ich habe auch alles getan, um es geheim zu halten", bestätigte Carson den Kommentar und seufzte.
"Carson, ich möchte jetzt eines wissen. Was du sonst anstellst, ist mir egal und es geht mich auch nichts an… Was ist der Grund, warum du mich eingeladen hast? Hast du Gefühle für mich?"
Bingo! Der Kandidat hat tausend Punkte! Genau diese Sprüche gingen Carson durch den Kopf und er hatte diese Frage von Rodney kommen sehen. Sofort ermahnte er sich, dass der Wissenschaftler nur ein Freund war und nicht mehr sein durfte, aber er musste zugestehen, er hätte keinem Anderen einen gemeinsamen Urlaub angeboten. Dieses Privileg hatte nur Rodney.
"Nein", log er deswegen und es tat ihm im Herzen weh. "Du bist nur ein Freund."
Rodney nickte und er war mit dieser scheinbar ehrlichen Antwort zufrieden, weswegen er sich jetzt etwas entspannter hinsetzte.
"Rodney, ich muss dich bitten, dass du niemandem sagst, dass ich homosexuell bin. Es reicht, wenn sich schon einige Leute Gedanken machen", bat Carson und wartete gespannt auf die Antwort.
"Da hast du dir den Falschen ausgesucht. Ich werde dein Geheimnis zwar bewahren, aber ich bin ein schlechter Lügner. Ich garantiere für nichts. Und wer macht sich schon Gedanken?", stellte Rodney eine Frage und runzelte dabei die Stirn.
"Ich glaube Elizabeth ahnt etwas, genauso wie Laura", antwortete Carson schnell und Rodney grinste ein wenig, da er genau wusste, dass Elizabeth viele Dinge erfuhr, die sonst keiner wusste.
"Wie soll es jetzt weiter gehen?", fuhr der Arzt fort.
Rodney lächelte ihm zu. "Morgen gehen wir in die Stadt und dann muss ich wohl damit beginnen dich neu kennen zu lernen. Ansonsten würde ich sagen, wie immer."
Mit diesen Worten stand der Wissenschaftler auf, beugte sich vor und klopfte Carson auf die Schulter. Daraufhin nahm er seinen Kaffee, ging zum Kühlschrank, um die Flasche Wasser zu holen und machte sich mit einem ‚Gute Nacht' auf den Weg ins Gästezimmer.
Carson war noch so durch den Wind, dass er noch lange in der Küche saß und über diesen Abend nachdachte. Unterm Strich war wirklich alles gut abgelaufen. Rodney und seine Mutter hatten es nicht negativ aufgenommen und das machte ihm weiter Mut.
Rodney allerdings war noch immer ziemlich verwirrt, als er ins Bett stieg und er war sich sicher, dass die nächste Zeit mit Carson nicht so einfach werden würde. Denn es stimmte, was er gesagt hatte. Carson war plötzlich wie ein Fremder für ihn und er musste jetzt mit diesem Fremden eine neue Freundschaft beginnen.

Am nächsten Morgen war Carson sehr überrascht, als er Rodney zusammen mit seiner Mutter beim Frühstücken in der Küche entdeckte. Er selbst war sehr verschlafen, da er in dieser Nacht nicht viel zur Ruhe gekommen war.
"Guten Morgen, Liebling. Möchtest du einen Tee?", fragte Mrs. Beckett, die sich ein Brötchen mit Marmelade bestrich.
"Guten Morgen", warf Rodney schnell noch ein.
"N'Morgen. Nein, Mom. Ein Kaffee wäre mir heute lieber", antwortete Carson, setzte sich an den Tisch und griff zu der Kaffeekanne, weswegen Margaret die Stirn runzelte. Ihr Sohn trank sonst nie Kaffee am Morgen.
"Habt ihr gut geschlafen?", fragte sie und Rodney und Carson sahen sich für einen Moment an.
"Nein", sprach Rodney und der Arzt antwortete mit einem "Nein, nicht wirklich."
"Gut, ich dachte, ich wäre die Einzige gewesen… Carson, ich habe gehört, ihr wollt in die Stadt."
Carson blickte zu Rodney, der gespielt unschuldig an seinem Kaffee nippte.
"Aye, das wollten wir", stimmte er zu und nahm sich ein Brötchen.
"Gut, soll ich dann heute Mittag etwas für euch zu Essen machen?"
Carson hatte gerade seinen Mund geöffnet, um zu antworten, als Rodney ihm zuvor kam. "Nein, nicht nötig. Carson und ich wollten in ein Lokal, in dem es herrlichen Kartoffelsalat geben soll. Nicht wahr, Carson? Oder lassen wir das sein?"
Rodney grinste frech zu dem Arzt und dieser wusste nicht, warum sich der Wissenschaftler so verhielt. Aber anscheinend wollte er in den lustigen Liebhaber und Carson dachte nicht im Traum daran, ihn davon abzuhalten. Ihn ging es schließlich nichts an, in welche Lokale Rodney wollte.

"Also, wer ist dieser Jeffrey wirklich?"
Es war Mittag, so gegen 12 Uhr. Carson und Rodney waren auf dem Weg zum Lokal und der Arzt hatte aus irgendeinem Grund Bauchschmerzen. Er hatte bemerkt, dass Rodney jetzt mehr Abstand zu ihm hielt und er stempelte es als gewöhnliche Reaktion nach einem Coming Out ab. Sicherlich würde der Wissenschaftler bald schon wieder nicht so zurückhaltend sein, wenn er einsah, dass Carson immer noch Carson war.
"Dass er ein alter Schulfreund war, stimmt. Nur da war noch mehr", gestand er und Rodney wunderte es nicht.
"Und? Was war zwischen euch?", hakte Rodney nach. Carson blieb kurz stehen, versuchte harmlosere Wörter als Entjungferung und Sex zu finden und ging dann etwas schneller, um Rodney wieder einzuholen.
Mit leicht rotem Kopf, was er aber nicht bemerkte, antwortete er. "Ich… nun ja… Ich hatte mit ihm mein erstes Mal."
Rodney blieb stehen und sah Carson amüsiert an, der auch ruckartig anhielt. "Bitte keine weiteren Details. Aber, ihr seid noch Freunde?"
"Ja, wir haben uns im gegenseitigen Einverständnis getrennt." Carson begann jetzt in die Ferne zu schauen. Es war irgendwie unangenehm mit Rodney über seine verflossenen Liebschaften zu reden.
"Wenn ich höre, dass sich Leute getrennt haben, ist es meist im Streit geschehen. Ist das bei Homosexuellen eher anders?", wollte Rodney wissen und Carson schüttelte den Kopf.
"Ich denke nicht. Bis auf das in unseren Beziehungen die Partner die gleichen Geschlechter haben, unterscheiden wir uns nicht von euch Heterosexuellen. Na gut, vielleicht noch der Sex, aber das geht euch ja auch nichts an… Wir sind gleich da, Rodney. Lass uns lieber weiter gehen, bevor es anfängt zu regnen."
Mit diesen Worten gab Carson dem Wissenschaftler einen Klaps auf die Schulter, der diesen ein wenig zusammenzucken ließ. Der Arzt sah ihn skeptisch an, da er dies bemerkt hatte und machte sich jetzt ernsthafte Sorgen, was seine Bauchschmerzen stärker werden ließ.
"Hast du Angst davor, dass ich dich berühre, oder ist es dir unangenehm? Du hast mir gestern Abend auch einen Klaps gegeben und ich dachte es wäre nicht schlimm."
Rodney sah erschrocken zu Boden und schüttelte den Kopf. "Es tut mir Leid. Gestern habe ich dir ja den Klaps gegeben. Jetzt warst du es und ich… Für mich war körperliche Nähe schon immer ungewohnt und besonders gegenüber Frauen war ich sehr zurückhaltend", stotterte er ein wenig und Carson nickte vorsichtig, da er nicht wusste worauf Rodney hinaus wollte.
"Ich bin aber keine Frau", informierte Carson neckend und Rodney sah wieder auf. "Nein, nein, natürlich nicht. So habe ich das nicht gemeint. Aber du bist… schwul und mein Kopf sagt mir wohl, dass das was Vergleichbares ist. Ich kann es nicht genau beschreiben. Nochmals Entschuldigung."
"Schon gut. Es braucht sicherlich Zeit, aber ein kleiner Klaps auf die Schulter bedeutet nichts. Selbst eine freundschaftliche Umarmung wäre nicht schlimm. Rodney, ich glaube du solltest dich mehr entspannen."
Carson lächelte dem Wissenschaftler zu und zu seiner Freude erwiderte er das Lächeln. "Du hast Recht. Das war blöd von mir."
Sie gingen daraufhin weiter und Carson realisierte erfreut, dass Rodney jetzt wieder näher neben ihm ging, so wie damals, vor dem Coming Out, was Carsons Bauchschmerzen verschwinden ließ.

Der lustige Liebhaber war schon immer eine ansehnliche Gaststätte gewesen und sie hatte sich nach Carsons Auffassung kaum während seiner Abwesenheit verändert. Noch immer gab es die etwas älteren Tische, die große Bar mit angrenzender Küche, die große Tanzfläche und den elegant wirkenden Billardtisch. Sogar der Geruch, der in dem sehr großen Raum schwebte, ließ Erinnerungen wach werden. Es war ein Gemisch aus vorherrschendem Geruch von Essen, gepaart mit ein wenig Zigarettenqualm und Raumspray.
Rodney war gleich als erstes durch die Tür getreten und Carson bekam langsam den Eindruck, dass Rodney dies nur tat, um nicht zu zeigen, dass er sich unwohl fühlte.
"Seht einmal, wer da ist", rief ein großer, dunkel gekleideter, braunhaariger Kellner quer durch den Raum und jeder sah zur Tür, durch die die beiden Männer gekommen waren. Zum Glück war neben den Angestellten nur ein heterosexuelles Ehepaar anwesend, dass zu Mittag aß und so war diese Situation nicht ganz so peinlich.
"Carson, oh mein Junge. Wir haben dich so vermisst", jubelte eine ältere, etwas korpulentere Dame, mit viel Make-up im Gesicht und einem roten Kleid, die hinter dem Tresen stand und jetzt stürmte sie zusammen mit dem Kellner und einem Anzug tragenden, schwarzhaarigen Herren auf den Arzt zu. Rodney blieb nichts anderes übrig, als einen Schritt zur Seite zu gehen.
"Ja, ich euch auch", bestätigte Carson lächelnd und ließ sich zuerst von der Frau und dann von den Männern umarmen.
"Jeffrey hat gesagt, dass du in der Stadt bist. Ich hoffe, er hat euch nicht zu sehr belästigt", meinte der gepflegte Herr und deutete dabei auch auf Rodney.
"Oh nein. Er war diesmal ganz gut zu ertragen", erklärte Carson und alle bis auf Rodney grinsten. "Das hier ist übrigens Rodney McKay. Ein…"
"…ganz normaler Freund. Schon klar. Jeffrey hat seinen Unglauben darüber sehr stark und sehr lang zum Ausdruck gebracht. Aber wie mir scheint ist es die Wahrheit. Wir glauben dir in dieser Hinsicht, Carson", sprach der vornehme Herr und musterte den Wissenschaftler, der ein wenig nervös und steif da stand, was viel über seine derzeitige Gefühlslage verriet. "Ich bin Nathaniel Ashby, der Besitzer dieses Lokals. Du kannst mich aber Nate nennen. Ich hoffe du hast kein Problem damit, dass wir uns duzen. Hier geht es eigentlich immer etwas persönlicher zu."
Nate reichte Rodney seine Hand und sie wurde sofort angenommen.
Rodneys Anspannung war auf einmal wie verflogen, da diese Menschen ganz und gar keinem Klischee frönten. Er hatte vorher Angst gehabt, dass er in diesem Lokal nur Leuten begegnete, die so waren wie Jeffrey.
"Ganz und gar nicht. Es ist kein Problem. Ich finde es sogar besser", entgegnete Rodney und nickte noch einmal zur Bestätigung.
Jetzt trat der Kellner nach vorn und reichte Rodney seine Hand. "Ich bin Paul Shanahan. Schön dich kennen zu lernen."
Kaum hatte Rodney die Hand dieses Mannes geschüttelt, trat auch schon die Barkeeperin vor.
"Und ich bin Rose McGowan, hier eher bekannt als Madame Rose. Ich weiß bis heute nicht, warum ich so genannt werde, aber wenn du es auch machen möchtest, ist mir das egal", platzte es aus der Frau hinaus und Rodney wurde praktisch von soviel Eifer erschlagen. Diese Menschen schienen allesamt sehr extrovertiert und waren das genaue Gegenstück zu ihm.
"Du musst wissen, Rodney, Rose ist die gute Seele in diesem Lokal", schleimte Carson unabsichtlich und Rose streichelte seine Schulter.
"Jetzt übertreib aber nicht. Wie wäre es mit einem Drink?", fragte sie und Nathaniel schaltete sich ein.
"Der geht natürlich aufs Haus."
"Natürlich geht er das, Nate. Als müsstest du das erwähnen", nörgelte Rose und ging zur Bar.
"Vielleicht, weil du das nicht zu entscheiden hast", erwiderte Nathaniel und lachte dabei. "Nein, aber ich weiß doch wie du tickst und was du erlauben würdest. Und jetzt steht da nicht so im kalten Eingangsbereich herum", rief sie herüber und Nate nickte ein wenig, bevor er zu einem Tisch deutete, an dem sie sich alle setzten.
"Ein hübsches Lokal haben Sie… ich meine, hast du", stolperte Rodney über ein Fettnäpfchen und Nate nickte erneut.
"Danke. Hat auch viele Jahre gedauert, bis es so aussah."
In diesem Moment kam Rose mit einem Tablett und reichte jedem ein Getränk, das ganz nach Scotch aussah. Sie setzte sich ebenfalls an den Tisch und betrachtete vorher aber noch ihre Uhr.
"Wartest du auf etwas, Rose?", fragte Paul, der Kellner und nahm einen Schluck des alkoholischen Getränkes.
"Jeffrey wollte gleich hier sein. Er wollte heute Abend beim Kellnern aushelfen", erklärte Madame Rose und schüttelte ein wenig den Kopf.
"Also hilft Jeffrey immer noch hier aus?", fragte Carson und runzelte die Stirn.
"Ja. Er verdient beim Theater leider nicht soviel und deswegen ist er oft hier. Zwar kann er seit 15 Jahren immer noch nicht mehr als Kellnern, aber wenigstens darin ist er gut", antwortete Nate und Paul sah zu Rodney, um zu einer Erklärung anzusetzen.
"Du solltest wissen, dass dieses Lokal eher ein Familienunternehmen ist. Ich bin zwar als Kellner eingestellt, stehe aber auch hinter der Bar und mache die Buchhaltung, während Rose und Nate auch in der Küche arbeiten", informierte der Kellner den Wissenschaftler und fuhr fort. "Jeffrey könnte sicherlich auch mehr machen außer kellnern, aber du hast ja gesehen, wie er ist. Er denkt, dass Spaß das Wichtigste im Leben ist und so ist für ihn kellnern ideal, da er so an die schnuckeligsten Typen heran kommt."
"Verstehe. Aber alles in allem scheint es ein entspanntes Arbeitsklima zu sein", meinte Rodney und nahm einen vorsichtigen Schluck aus seinem Glas. Das Getränk war stark und ein wenig bitter, aber er ließ sich nichts anmerken.
"In der Tat. Es ist…", begann Rose und sie wurde von dem Ehepaar unterbrochen, dass jetzt die Rechnung verlangte. "Bitte entschuldigt mich. Du kannst sitzen bleiben, Paul. Ich mach das." Rose stand auf und lief zu dem Pärchen.
"Ziemlich fit für ihr alter", sprach Rodney leise und er wusste, dass er unhöflich geklungen haben musste.
"Sie war früher Hochleistungssportlerin. Sie wird wohl immer so agil sein", erwähnte Nate und leerte als erster sein Glas.
"Was gibt es Neues bei euch? Auf den ersten Blick scheint mir alles beim Alten zu sein", fragte Carson jetzt nach und Paul antwortete auf die Frage.
"Nun, wir mussten ein paar Rohre reparieren, die Stereoanlage ist neu und in ein paar Wochen bin ich Mr. Shanahan-Ashby."
Paul grinste jetzt ein wenig zu Nate und nahm dessen Hand. Auf Carsons Gesicht spiegelte sich schlagartig pure Freude wider und selbst Rodney fand diese scheinbare Neuigkeit erfreulich.
"Das ist fantastisch!", jubelte Carson und sprang vom Stuhl auf, um seine Freunde zu umarmen. Allerdings kam ihm dann ein neuer Gedanke und seine Laune purzelte in den Keller.
"Danke, Carson… Hey, was ist los mit dir?" Paul musterte seinen Freund und dieser setzte sich wieder.
"Ich bin dann wohl wieder in Sydney", erklärte der Arzt.
"Oh", entfuhr es Paul und sah ein wenig betrübt zu Boden. "Nun, es ist schade, dass du nicht kommen kannst, aber wir werden dir einige Fotos von der Eheschließung schicken. Na gut, wie du weißt ist es eher eine Eintragung für eine Lebenspartnerschaft."
"Auf jeden Fall bekommst du Fotos und du kommst uns hoffentlich so schnell es geht wieder besuchen", ergänzte Nate und Carson nickte.
In diesem Moment öffnete sich die Tür zu dem Lokal und Jeffrey Aberdeen trat ein. Nein, er fiel in das Lokal ein. Während er lief rempelte er das Ehepaar an, was gerade gehen wollte, und kam schließlich an der Bar zum stehen, hinter der Rose gerade das verdiente Geld in die Kasse einsortierte.
"Rose, ich muss dir etwas erzählen", begann er erschöpft und Rose sah noch nicht einmal von der Kasse auf.
"Was für einen Typen hast du jetzt schon wieder kennen gelernt?", fragte sie geistesabwesend und Rodney lachte fast lauthals los, aber konnte es noch verhindern, weswegen er nur ein wenig prustete.
"Mit dem warst du einmal zusammen?", fragte er leise in Richtung Carson.
"Sei bloß ruhig. Früher war er nicht so, oder ich war anders… Auf jeden Fall war es früher ganz angenehm mit ihm", erwiderte der Arzt genauso leise und alle sahen wieder zur Bar um die Szene zu beobachteten.
"Kannst du mich ansehen, Madame Rose?", fragte Jeffrey schlecht gelaunt und McGowan sah mit gerunzelter Stirn auf.
"Was hast du für Sorgen? Ist er Heterosexuell?"
"Warum glaubt eigentlich jeder, dass ich mich jeden Tag in einen anderen Typen verliebe?", schnaubte Aberdeen und Rose sah in mit einem neutralen Gesichtsausdruck an.
"Weil wir dich so kennen", sagte sie und lehnte sich über die Bar, um seinen Arm zu streicheln. "Also, was ist los, mein Hübscher?"
"Ich wurde befördert! Ich gehöre jetzt zum Stammcast in einem Stück. Ich bin jetzt endlich kein Statist mehr!", schrie Jeffrey durch den Raum, beugte sich über den Tresen und umarmte Rose, die ziemlich überrascht war.
"Das ist wunderbar. Glückwunsch, mein Bester." Rose schloss während der Umarmung glücklich die Augen. "Ich denke, in der Ecke sitzen noch ein paar Leute, die dir gratulieren wollen."
Jeffrey beendete die Umarmung und blickte sich verwirrt um, nur um gleich darauf die vier Männer in der Ecke sitzen zu sehen, die ihm zulächelten und zuwinkten. "Hey", rief er und lief zum Tisch, gefolgt von der viel langsamer gehenden Rose.
"Ich freue mich für dich, Jeffrey", gestand Carson und jetzt kassierte der Schauspieler drei Umarmungen. Vor Rodney blieb Jeffrey allerdings stehen.
"Sieh mal einer an. Ein verirrter Hetero unter Homos", entfuhr es mit weiblich angehauchter Stimme Jeffrey und er stemmte einen Arm in die Hüfte. Dazu kam noch eine feminine Körperhaltung.
"Jeffrey", rief Rose erbost und verpasste dem Mann einen Klaps auf dem Hinterkopf. "Das geht zu weit", bestätigte Nate. "Verhalte dich in diesem Lokal anständig. Es ist für jeden offen. Die Regenbogenflagge signalisiert Toleranz, nicht Homosexualität. Schreib dir das hinter die Ohren."
"Ja. Es tut mir Leid. Ich habe es verstanden", sprach Aberdeen und sah zu Rodney.
Dieser blickte den Schauspieler etwas skeptisch an und machte eine erste freundschaftliche Geste, indem er die Hand reichte. Rodney wunderte sich, warum er das tat. Hatte dieser Mann seine Hand nach diesem Spruch überhaupt verdient? Vielleicht wollte er auch gegenüber den anderen Personen nicht unfreundlich wirken, was totale Ignoranz von Jeffrey sicherlich getan hätte.
"Bitte glaube mir", sprach Jeffrey ernst und seine Stimme signalisierte das auch.
"Ich verstehe", antwortete Rodney knapp und setzte sich als erstes nach dem Händedruck wieder hin, was die anderen noch stehenden Personen die negative Spannungen zwischen den beiden Männern bemerken ließ.
Es begannen nun einige Gespräche über den Alltag. Rodney konnte kaum mitreden und er half Carson ab und an, sich Geschichten über Sydney einfallen zu lassen. Außerdem redete Jeffrey sowieso am meisten.
"Jeffrey, nein, wir wollen nichts über deinen privaten Reitlehrer hören", schnauzte Rose und schloss genervt die Augen.
"Reitlehrer?", fragte Rodney jetzt mit den merkwürdigsten Vorstellungen. "Frag nicht", meinte Carson erschöpft.
"Jeffrey hatte nie Lust zum Pferdereiten. Und es war auch kein Reitlehrer in diesem Sinne", ergänzte Paul, verdrehte die Augen und Jeffrey grinste über das gesamte Gesicht.
Carson war froh, wieder unter seinen Freunden zu sei. Gleichzeitig sah er Rodney an, dass Jeffreys Gegenwart ihn ein wenig störte, aber er freute sich, dass der Wissenschaftler mit dem Rest sehr gut auskam.
Rodney ging es jetzt schon viel besser. Er versuchte Aberdeen jetzt so gut es ging zu ignorieren und genoss die Gesellschaft dieser bunten Runde in vollen Zügen. Plötzlich knurrte sein Magen und sein Hunger war anscheinend ein dringend zu stillendes Bedürfnis geworden.
"Ähm, Carson. Wollten wir nicht etwas essen?", fragte er deswegen nach und Carson sah ihn mit entschuldigendem Blick an.
"Das habe ich ganz vergessen. Einen Moment", sprach der Arzt und drehte sich zu Nate. "Könnten wir Kartoffelsalat und Würstchen haben?"
Nathaniel begann zu lächeln. "Aber natürlich. Und bevor hier jemand was vor mir sagt, das Essen geht auch aufs Haus."
Nate stand auf und zwinkerte Rose dabei zu, bevor er in die Küche verschwand.
"Ich muss jetzt auch weiter arbeiten", teilte die Barkeeperin mit. "Die Gläser waschen sich nicht von alleine." Die alte Frau stand auf und machte sich an die Arbeit.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und zwei Männer traten ein. Sie setzten sich an einen Tisch und jetzt sah Paul entschuldigend in die Runde. "Ich muss auch weg. Sorry, Jungs." Der Mann stand auf und die übrig gebliebenen Personen signalisierten mit einem Kopfnicken, dass es kein Problem war.
Rodney, Carson und Jeffrey blieben zurück und es trat zunächst ein kleines Schweigen ein.
"Heute Abend ab 18 Uhr ist Disco-Nacht. Wie wäre es Carson, möchtest du auch kommen? Hier geht wieder die Post ab", fragte Jeffrey und Beckett suchte nach Worten.
"Jeffrey, ich kann nicht. Ich habe Besuch und kann nicht bis morgens um fünf feiern, wie damals", argumentierte er und schüttelte dazu ein wenig den Kopf.
"Nein, Carson. Wegen mir brauchst du auf nichts zu verzichten", meinte Rodney und leerte erst jetzt seinen Scotch.
Carson sah Rodney, der ein wenig unglücklich in die Ferne blickte, an und er wusste, wie er das Problem am besten lösen konnte. "Komm doch einfach mit, Rodney."
Der Wissenschaftler drehte ruckartig seinen Kopf zu ihm und auch Jeffrey war überrascht.
"Ich gehe doch nicht auf ein Party für Homosexuelle", warf Rodney ein und war ein wenig in Panik.
"Wieso nicht? Du wolltest mich doch neu kennen lernen und außerdem werde ich die ganze Zeit in deiner Nähe sein. Auch Rose wird auf dich aufpassen, wenn du das wünschst. Ich verspreche dir, niemand wird dich belästigen."
Rodney nickte und betrachtete den nicht vorhandenen Inhalt des Glases.
"Wenn du versprichst, dass du wirklich immer da bist, …dann okay, ich komme mit", sprach Rodney leise und lächelte Carson zu, was Jeffrey noch mehr ins Grübeln zu bringen schien.
"Hier ist euer Essen", ertönte plötzlich Nathaniels Stimme und schon landeten zwei Teller mit dem schlichten, aber auch sehr köstlichen Gericht auf dem Tisch.
"Danke, dir, Nate", bedankte sich der Arzt und Rodney tat es ihm gleich.
"Keine Ursache." Nate klopfte Carson auf die Schulter und machte dann auf dem Absatz kehrt, um Rose zu helfen.
"Dein Salat ist nach all den Jahren immer noch der Renner, Carson", teilte Jeffrey mit und jetzt sah Rodney verwirrt zu dem Arzt.
"Wie, dein Salat?"
Carson lächelte verlegen und stocherte mit der Gabel in dem Salat herum. "Früher habe ich, wie Jeffrey hier ausgeholfen, bis ich keine Zeit mehr wegen meinen Doktorarbeiten hatte. Ich war meist hinter der Bar und in der Küche tätig. Das Rezept für den Salat stammt von mir, oder besser, von meiner Mutter."
Rodney war sprachlos und probierte dann den Salat und er merkte sofort, dass er noch nie so einen guten Kartoffelsalat gegessen hatte.

Nach dem Essen verabschiedeten sich Carson und Rodney und fuhren wieder nach Hause, um dort die restliche Zeit, bis zur Disconacht zu verbringen. Carson schaute wie damals als Kind einige Filme mit seiner Mutter und Rodney arbeitete ein wenig mit seinem mitgebrachten Laptop in dem Gästezimmer und versuchte dadurch seine Aufregung vor der Party zu zügeln.
Am Abend, kurz vor 17 Uhr, kam Rodney wie mit Carson besprochen nach unten und ging ins Wohnzimmer. Es war angenehm warm und die Möbel wirkten etwas älter. Der Fernseher schien sogar eher ins Museum zu gehören.
"Wo ist Carson, Margaret?", fragte der Wissenschaftler, da genau diese Person fehlte.
Mrs. Beckett sah nun zur Tür und bemerkte ihn. "Oh, Rodney. Carson wollte sich nur zu Recht machen. Ich weiß zwar nicht, was er meinte, aber es scheint wohl mit dieser Party und der Bar zu tun zu haben. Setz dich doch", antwortete die alte Frau und deutete auf den Sessel der Stube.
Rodney nickte und nahm auf ihm Platz. Im Fernsehen lief gerade eine Kochshow, aber Margaret wollte sie anscheinend nicht weiter schauen, da sie den Fernseher mit einer riesigen Fernbedienung ausstellte.
"Wie gehst du damit um?", fragte Margaret als nächstes und Rodney atmete schwer aus.
Sie hatten noch nie in Carsons Abwesenheit über ihn gesprochen. Damals bei dem Frühstück, bei welchem Carson zunächst noch am Schlafen gewesen war und das kurz nach dessen Coming Out stattgefunden hatte, war die Gewissheit noch zu beschämend gewesen.
"Ich weiß nicht. Manchmal kommt er mir so vor, wie der ganz normale Carson. Dann aber sehe ich Seiten an ihm, die ich überhaupt nicht kenne. Gegenüber seinen Freunden ist er gar nicht schüchtern und er ist dann wirklich sehr aufgeweckt."
Margaret nickte und begann zu lächeln. "Weißt du, Rodney, das ist der wirkliche Carson.
Früher als Kind war er genau so, wie du es mir beschrieben hast. Ich finde, jetzt, da wir es wissen, weiß er, dass er sich nicht mehr zurückhalten braucht. Ich bin mehr als glücklich darüber. Und das ich keine Enkelkinder kriegen werde und dafür einen Schwiegersohn, anstatt einer Schwiegertochter, ist mir mittlerweile auch egal. Was zählt, ist, dass er glücklich ist", meinte Margaret und jetzt lächelte Rodney, da in diesen Worten soviel Wahrheit steckte.
"Ich bin fertig, wir können dann los, Rodney", ertönte plötzlich die Stimme des Arztes und Margaret und der Angesprochene sahen zur Tür.
Die beiden noch sitzenden Personen waren wie vom Blitz getroffen und musterten stumm und ohne Unterlass das Outfit des Arztes.
Er trug ein enges, schwarzes T-Shirt, wodurch sein Oberkörper haargenau zur Geltung kam, mit dazu ebenso enger und schwarzer Hose, deren Gürtelschnalle silbern war und sich positiv abhob. Carsons Schuhe waren auch schwarz und wirkten zwar elegant, aber auch zur Kleidung passend. Ansonsten waren seine Haare wieder gegelt, was als einziges an dem Gesamtbild noch gewöhnlich schien.
"Herrgott, du wirst dich erkälten", bekam nun endlich Margaret ihre Stimme zurück, stand auf und betrachtete das dünne Material von dem T-Shirt aus nächster Nähe, da sie schon zu ihrem Sohn gestürmt war.
"Mom!", sprach Carson genervt und Margaret dachte, sie hätte wieder einen Zwölfjährigen vor sich.
Margaret seufzte. "Na schön. Du nimmst dir aber eine Jacke mit."
Carson nickte zustimmend, da er jetzt keine Diskussion brauchte. Er war froh, dass seine Mutter die Idee für die Disconacht mit Begeisterung aufgenommen hatte und er wollte ihre Laune nicht verderben.
"Ähm, Carson. Ich glaube ich werde mich umziehen. Ich entspreche nicht der Kleiderordnung und ich will nicht zu sehr auffallen. Ich habe noch ein Hemd mitgebracht…", begann Rodney, nachdem ihn Carson auffordernd angesehen hatte, doch der Schotte unterbrach ihn.
"Nein, dass solltest du nicht, es sei denn du möchtest, dass jemand mit dir flirtet", sprach Carson und grinste Rodney fies an. "Du kommst auch mit deinem Pullover und deiner Jeans in das Lokal, keine Sorge. Und auffallen wirst du damit sicherlich nicht, glaub mir."
Rodney betrachtete noch einmal seine Kleidung. Sein roter Pullover und seine Jeans konnte man wirklich als Kleidung von dem gewöhnlichen Durchschnittsmenschen bezeichnen. Es war nichts, was man mit irgendeiner bestimmte Szene, sei es die Schwulenszene, Bikerszene oder der Gothicszene oder irgendetwas anderem, in Verbindung brachte und strahlte Neutralität aus. Carson hatte also Recht, es war besser so, dass er sich nicht umzog.

"Und noch einmal. Gehe nicht auf Avancen ein", bat Carson eindringlich, als sie vor dem Lokal standen und schon die Musik und das Lachen von Personen hören konnten.
"Ach komm schon, Carson. Als würde mich jemand anbaggern wollen. Selbst Frauen halten sich von mir fern", entgegnete Rodney bedrückt und er wusste nicht, wie sehr er sich irrte. Carson hielt Rodney immerhin für sehr attraktiv.
"Na schön. Trotzdem, halte nicht zulange Blickkontakt mit Personen, die dich anstarren und erwidere nicht Gesten, wie angebotene Getränke", argumentierte Carson und es klang fast so, als wollte er, dass es sich Rodney noch einmal anders überlegte.
"Ich denke, dass bekomme ich hin", meinte Rodney etwas amüsiert über Carsons Verhalten und der nickte jetzt.
"Gut, das wird mir hoffentlich Arbeit ersparen. Dann rein ins Vergnügen."
In dem Lokal herrschte im Gegensatz zum Mittag reges Treiben. Viele Männer, aber auch Frauen tanzten miteinander, wobei keine gemischten Pärchen zu sehen waren.
Anscheinend war es auch für Lesben ein bevorzugter Ort. Die Tische waren alle mit plaudernden Menschen besetzt, nur an der Bar gab es einige freie Plätze.
Wie Rodney es geahnt hatte, entsprach er nicht der Kleiderordnung des heutigen Abends. Alle trugen etwas freizügigere oder figurbetonte Kleidung, die ziemlich sexy wirkte.
Auch entdeckten die beiden Männer neben Rose noch einen zweiten Barkeeper und neben Paul noch Jeffrey und eine Frau, die kellnerten.
Die Musik war dem Mottoabend entsprechend alte Discomusik, die anscheinend bei dem in Carsons Jahrgang befindlichen Besuchern, sehr gut ankam.
"Da seid ihr ja endlich", rief plötzlich ein Mann und keine zwei Sekunden später stand Jeffrey vor ihnen. Rodney war von dem Aussehen des Mannes ziemlich geschockt, denn Jeffrey wollte anscheinend jedem Klischee entsprechen.
Der Schauspieler trug eine schwarze Hose und dazu ein lilafarbenes, ärmelloses T-Shirt. Dazu kam noch ein lila, fast schon rosa Lipgloss.
"Hey, Carson. Sexy Outfit. Warum haben wir noch gleich Schluss gemacht?", entfuhr es dem Schauspieler und Rodney sah zu Carson, der sich ebenso überrumpelt fühlte.
"Ähm, du siehst gut aus, Jeffrey", lobte Carson und es stimmte, denn manche Männer mochten solche Personen, wie Jeffrey. Er selbst natürlich nicht und so wurde diese gerade getätigte Aussage zu einer kleinen Notlüge aus Carsons Sicht. Das Jeffrey ihre damalige Beziehung ansprach, überging er, als wäre es mittlerweile selbstverständlich.
"Danke. Hallo, Rodney. Heute wieder in Straßenkleidung." Aberdeen machte eine kleine abwertende Handbewegung und zeigte auf den Wissenschaftler, der sich sogar ein wenig beleidigt fühlte. Noch bevor Rodney etwas entgegnen konnte, beziehungsweise sein Gegenüber erst einmal begrüßen konnte, wandte sich Jeffrey schon wieder an Carson.
"Du weißt gar nicht, wen ich hier schon alles gesehen habe. Ich kann nur sagen, ich liebe dieses Lokal."
"Ich verstehe", antwortete Carson und sah entnervt zu Rodney hinüber.
"Es ist wirklich Klasse…" Jeffrey sah sich um und entdeckte wieder einen ‚scharfen Typen'.
"Jeffrey, könntest du uns bitte helfen. Oh hallo, Carson. Rodney", sprach plötzlich Paul, der hinter Rodney aufgetaucht war und ein Tablett geschickt in einer Hand balancierte.
Die beiden Männer begrüßten den Kellner mit einem Händedruck, beziehungsweise Carson mit einer Umarmung. Pauls Kleidung ähnelte der von Carson, nur war sein T-Shirt noch mit weißen Tribalmustern versehen.
"Fühlt euch wie Zuhause. Und du Jeffrey, ab an die Arbeit, oder ich spreche mit Nate über einer Kürzung des Gehalts." Paul sah seinen Kollegen finster an und der nickte panisch.
"Ja, ja. Schon gut. Ich komme ja", stimmte er aber zu und verschwand. Paul schüttelte den Kopf und lächelte dann den Besuchern zu, bevor er sich auch wieder an die Arbeit begab.
"Und ich kann noch immer nicht glauben, dass du mit diesem Typen zusammen warst", sprach Rodney und grinste dabei Carson an, der jetzt zu Boden sah.
"Das kannst du. Wenn du ihn damals gesehen hättest… Hören wir lieber auf darüber zu reden. Komm, wir gehen zur Bar", schlug er vor und ging dann mit Rodney zur Theke, wo sie sich auch gleich auf zwei freie Hocker setzten.
"Guten Abend, ihr Hübschen", erklang die sanfte Stimme von Rose, die den anderen Barkeeper gerade davon abgehalten hatte die beiden Männer zu bedienen und einen beigefarbenen, fast weißen Hosenanzug trug. "Was darf ich euch bringen?"
"Eine Cola reicht, aber bitte ohne Zitronenscheibe", sprach Rodney und wurde von Rose wegen der Bemerkung mit gerunzelter Stirn betrachtet.
"Er hat eine Allergie, Rose. Für mich bitte einen Martini, ohne Olive", ergänzte Carson die Bestellung.
"OK, ich verstehe. Ich weiß, wie schwer das ist, Rodney. Mein Vater war auch gegen Zitrusfrüchte allergisch", erzählte die ältere Dame während sie die Getränke vorbereitete und stellte ab und an Blickkontakt zu den Männern her. Zweifelsohne hatte sie das so beigebracht bekommen, um damit eine bessere Beziehung zu den Gästen aufbauen zu können.
"Hier sind eure Drinks", verkündete sie nach kurzer Zeit und stellte sie auf den Tresen. "Also wirklich, Carson. Deine Trinkgewohnheiten ändern sich auch nie. Immer nur Martini und ich nehme an, dass du in der Nacht dann wieder auf Scotch wechselst."
Carson grinste ein wenig. "Das kann passieren, Rose."
McGowan lachte und blickte zu McKay. "Ist das in Sydney auch so gewesen? Ich meine die Reihenfolge der Alkoholika, die er hier immer einhielt."
Mit einem kurzen Seitenblick zu Carson antwortete der Wissenschaftler. "Wir hatten in Sydney nur selten Alkohol."
In diesem Moment trat Nathaniel aus der Tür zur Küche. In der Hand hielt er einige Schüsseln mit Erdnüssen. "Hier ist der Nachschub, Rose. Oh, Carson, Rodney, guten Abend."
Der Geschäftsführer stellte schnell die Schüsseln ab und reichte dann den neuesten Gästen die Hand. Auch er trug Kleidung, die zu diesem Abend passte und zwar eine rote Hose mit einem etwas helleren T-Shirt. "Ich hoffe, euch geht es gut?"
"Ja, Nate. Könnte nicht besser sein", erwähnte Carson und Ashby war damit zufrieden.
"Freut mich zu hören", sprach Nate und wandte sich zu Rose. "Ich werde euch ein wenig helfen."
"Das wäre sehr nett. Wir kommen kaum nach", bat Madame Rose und lächelte, als Nate sich einem Gast widmete.
"Hey, Carson. Lust auf einen Tanz?", hörten jetzt die Leute an der Bar Jeffreys Stimme, der gleich danach neben Carson auftauchte.
Der Arzt sah ihn nur fragend an und er wusste, dass es nicht ganz richtig wäre. Er musste schließlich auf Rodney aufpassen.
"Musst du nicht arbeiten?", fragte er, in der Hoffnung, dem Tanz zu entgehen.
"Ich habe Pause, außerdem habe ich den DJ gefragt, ob er nicht einen unserer Lieblingssongs spielen könnte." Jeffrey grinste und Carson traute sich kaum zu fragen.
"Was für ein Song?"
"YMCA. Komm das wird lustig." Kaum hatte Jeffrey geantwortet verschluckte sich Rodney an der Cola und er lachte diesmal lauthals los. Das war doch zuviel des Guten gewesen.
Jeffrey sah ihn nur böse an, doch sein Gesicht erhellte sich wieder, als er Carson ins Gesicht blickte.
"Das ist nicht dein Ernst. Das ist eines deiner Lieblingslieder, nicht meiner. Nein, kommt nicht in Frage", sprach Carson ernst und selbst Rose musste zustimmen.
"Das ist wirklich unpassend, Jeffrey."
Nun war Jeffrey nicht mehr so glücklich und sah missmutig zu Boden. Carson konnte diesen Anblick nicht ertragen, immerhin hatte er mit diesem Mann einmal mehr geteilt, als alles andere.
"Aber zu einem anderen Song…", begann er und lächelte, als Jeffrey aufsah.
"Ich sage dem DJ bescheid." Daraufhin war er auch schon verschwunden und Carson drehte sich wieder zu Rose und Rodney.
"Rose, könntest du auf Rodney aufpassen, damit, du weißt schon…", versuchte Carson zu erklären mit zusätzlich ein paar schwenkenden Händen, als würden die die Erklärung bringen.
"Sicher. Beschütze das unschuldige Heterolamm. Geht klar. Amüsier dich ruhig", kicherte Rose und ging zu ihrem nächsten Gast.
"Ich hoffe es macht dir nichts aus?", fragte der Arzt und Rodney vollzog ein Nicken.
"Nein, nein. Ich habe doch gesagt, dass ich alleine zu Recht komme."
Carson klopfte Rodney auf die Schulter und ging dann zur Tanzfläche, auf der bereits Jeffrey wartete. Das Timing war perfekt, denn schon begann ein neuer Song.
Sie begannen den Tanz mit ein wenig Abstand zueinander, so wie es für einen Tanz unter Freunden üblich war.
Rodney, der an der Bar saß und Rose, die sich auf dem Tresen beugte, beobachteten sie und beide fragten sich, ob dieser Tanz eine gute Idee war.
"Jeffrey will anscheinend Carson zurück", meinte Rodney und Rose nickte.
"Ja, leider sieht er es nicht ein, dass es vorbei ist. Während Carsons Abwesenheit war er am Boden zerstört. Bitte erzähle das nicht Carson. Ich will nicht, dass er sich schlecht fühlt, wenn er abreist", erklärte Rose und jetzt hörte er endlich auf die Männer anzusehen, drehte sich um und betrachtete die Frau.
"Werde ich tun. Wie ist das eigentlich so… Ich mein, was ich sagen will, ist… Wir scheinen ja die einzigen Heteros hier zu sein. Ist das nicht manchmal merkwürdig für dich, da du die Außenseiterin bist?"
Rose begann zu grinsen und richtete sich wieder zur vollen Größe auf. "Das kannst nur du mir sagen. Hier in diesem Laden gib es momentan nur einen Hetero", meinte sie und strich sich eine kastanienbraune Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Oh", entfuhr es Rodney und Rose zeigte auf eine Gruppe von Frauen.
"Früher war ich wie sie. Als es den Liebhaber noch nicht gab, bin ich immer in eine andere Bar gegangen. Dort lernte ich auch meine Frau kennen, mit der ich jetzt schon seit 25 Jahren zusammen lebe."
Rodney war das unendlich peinlich und er hatte das Bedürfnis sich zu entschuldigen, erst Recht, als Rose ihren Ehering zeigte.
"Es tut mir…"
"Nein, Hübscher. Wenn du dich jetzt entschuldigst, dann prügele ich dich aus der Bar. Es gibt keinen Grund dafür." Die Frau nahm kurz die Hand von Rodney und drückte sie ein wenig, bevor die junge Aushilfskellnerin an die Bar trat und ihr einen Zettel mit Bestellungen reichte. "Danke, Rebecca, Liebes."
Ein paar Meter entfernt auf der Tanzfläche näherte sich das Lied seinem zweiten von drei Refrains und Jeffrey wollte zu Carsons Unwissen ein wenig mehr körperliche Nähe.
Carson war total überrascht, als der Mann plötzlich seine Arme um dessen Hals legte und den Abstand zwischen sich und ihm auf null reduzierte. Er war total geschockt und anstatt seine Hände in Jeffreys Hüften zu legen, was dieser erwartete, drückte der Arzt ihn von sich weg. Er packte sich einen Arm von Jeffrey und zerrte ihn von der Tanzfläche.
"Was sollte das", zischte Carson erbost, als sie in einer Ecke der Bar angekommen waren.
"Tanzen, was sonst?", antwortete Jeffrey mit verbittertem Ton.
"Hör zu, Jeffrey, ich weiß nicht, warum du dich in letzter Zeit so aufführst, aber du musst endlich einsehen, dass zwischen uns nichts mehr ist", schleuderte Carson die Worte jetzt wieder ruhiger, aber immer noch wütend dem Schauspieler entgegen und wandte sich ab, um wieder zur Theke zu gehen. Jeffrey blieb allein zurück und sah seiner verflossenen Liebe nach.
"Wie war der Tanz?", fragte Rodney, als Carson sich wieder neben ihn setzte und der ein Glas Cola vor sich stehen hatte.
"Jeffrey hat mich angemacht", erklärte Carson und seufzte. "Ein Martini, bitte."
"Das ist nicht dein Ernst", sprach Rodney und der Arzt nickte nur, da er seine Aussage nicht wiederholen wollte.
"Oh nein. Ich hoffe er sieht es jetzt ein", meinte Rose und überreichte Carson seinen Martini.
"Ich auch", bestätigte er. "Deutlicher kann man es ihm nicht sagen. Wenn er es jetzt nicht beim zweiten Mal kapiert hat, wird er es nie verstehen."
Carson blickte sich vorsichtig um und entdeckte den Kellner, wie er schon wieder am Arbeiten war. Er sah nicht sonderlich glücklich aus.
Plötzlich bemerkten die Drei, wie ein Mann sich mit schnellen Schritten der Bar näherte. "Ich möchte den Geschäftsführer sprechen", verlangte er.
Nate trat sofort an die Gruppe und den Mann heran und Rose, Rodney und Carson beobachteten das Gespräch.
"Was gibt es für ein Problem?", fragte Ashby und lehnte sich ein wenig auf die Theke.
"Ihr Kellner ist unhöflich zu den Gästen. Er sagt, dass wir nicht zuviel Stress machen sollen, obwohl wir nichts Schlimmes gesagt haben", erklärte der Mann und Nathaniel stellte sich wieder gerade hin.
"Gut, welcher Kellner war es?"
"Die Tunte da drüben", sprach der Mann und deutete auf Jeffrey.
"Danke sehr. Ich werde mich darum kümmern", informierte der Geschäftsführer und der Mann zog von Dannen.
"Was willst du jetzt tun?", fragte Rose und als Antwort schmiss Nate sein Handtuch auf die Spüle.
"Etwas, was ich schon längst hätte tun sollen." Nate ging daraufhin los und verließ den Bereich hinter der Theke.
"Nate? Nathaniel, bleib hier!", rief Rose und sah sich panisch um, bevor sie begann ihm zu folgen.
Carson und Rodney sahen sich nur kurz an und standen dann auch auf.
"Was ist denn hier los?", fragte Paul, an dem die beiden Männer gerade vorbei gelaufen waren.
"Nate will mit Jeffrey reden", erklärte Carson und Paul sah zu seinem Verlobten.
"Rebecca, du und John müsst kurz alleine weiter machen", gab der Kellner dem restlichen Personal zu verstehen und stürmte jetzt auch hinterher.
"Jeffrey, ich müsste draußen mit dir sprechen", bat Nate, der mittlerweile bei Jeffrey angekommen war, mit ernster Stimme.
"Jetzt?", fragte der Schauspieler und runzelte die Stirn.
"Ja, jetzt. Setzt das Tablett ab und komm mit vor die Tür."
In diesem Moment erreichten auch die restlichen Freunde die beiden Männer.
"Nate, Schatz, bitte beruhige dich", bat Paul und Nate schüttelte den Kopf. Jeffrey kam der Aufforderung nach und die sechs Personen gingen nach draußen und jeder war sich sicher, dass Unheil in der Luft lag.

"Was habe ich gemacht?", wollte Jeffrey sofort erfahren, als sie vor der Tür waren und Nate kreuzte wütend die Arme.
"Du vergraulst uns die Gäste. Du hast jemanden vorgeworfen, dass er nicht soviel Stress machen soll. Jeffrey das geht nicht so weiter!", schrie Nate und sein Gesicht war bald so rot, wie seine Hose.
Jeffrey sah nur zu Boden. Lügen wollte er nicht und eine Ausrede gab es auch keine.
"Stimmt das?", fragte Paul und Carson antwortete ihm.
"Ja, es scheint so."
"Hört zu, es tut mir Leid. Das wollte ich nicht", entschuldigte sich Jeffrey nun und Nate schüttelte den Kopf.
"Sorry, Jeffrey, aber das war ja nicht das einzige Problem. Mir ist oft zu Ohren gekommen, dass unsere Gäste sich von dir belästigt fühlen. Als Kellner hast du kein Recht, ständig mit Personen zu flirten."
Jeffrey schwieg und Paul trat an Nate heran.
"Bitte beruhige dich, Schatz."
"Jeffrey, was ist los?", fragte Rose sanft und jetzt begann der Schauspieler zu weinen.
Tränen rollten über seine Wangen und er zeigte mit einer Hand auf Carson und dann auf Rodney.
"Die sind Schuld", sprach er ernst, Rodney riss vor Überraschung die Augen weiter auf und Carson schüttelte den Kopf. "Carson ist einfach so abgehauen und ich fühlte mich wie Dreck. Auch jetzt will er nichts mehr mit mir zu tun haben und stattdessen macht er mit diesen Typen rum. "
"Hey!", erhob Rodney seine Stimme und auch Nate machte seinem Unmut darüber Ausdruck.
"Och bitte. Völliger Schwachsinn."
Rose allerdings hatte Mitleid, ging zu dem Mann herüber, der zu Boden sah und legte einen Arm um ihn.
"Jeffrey, warum willst du nicht loslassen? Carson führt jetzt sein eigenes Leben."
"Ich weiß, aber ich vermisse ihn. Ich habe immer versucht jemanden zu finden, den ich mehr mögen könnte als ihn, aber es gab bisher niemanden. Selbst mit den Männern, mit denen ich nach der Trennung geschlafen habe, war nie mehr außer etwas Sexuelles."
Auf einmal spürte der Schauspieler eine Hand, die sein Kinn hoch drückte und ihn so zwang aufzusehen, geradewegs in das Gesicht von Carson.
"Jeffrey, erinnerst du dich, warum wir uns getrennt haben?", stellte er überraschend eine Frage und Jeffrey nickte zögerlich, ohne zu antworten, was Carson deswegen für ihn übernahm. "Nach einiger Zeit haben wir uns immer mehr gestritten und auseinander gelebt. Wir waren einfach zu verschieden oder nicht verschieden genug… was ich damit sagen will: Denkst du, dass es bei einem Neuanfang anders laufen würde?"
Jeffrey überlegte kurz. "Ja, vielleicht."
"Siehst du, ich nämlich nicht. Ich will dich weiter als meinen Freund haben, als meinen besten Freund und du musst jetzt einsehen, dass es vorbei ist."
Jeffrey begann nun noch mehr zu weinen. "Aber dann werde ich immer allein sein."
"Dass wirst du nicht. Wir sind da", schaltete sich Paul ein und auch Nate stimmte zu.
"Ganz Recht."
"Genau wie ich dir immer helfen werde", ergänzte Carson. "Irgendwann wirst auch du dich wieder verlieben."
"Wenn du meinst", sprach Jeffrey mit viel Sarkasmus in der Stimme und Rodney kam dieser Tonfall irgendwie bekannt vor.
"Ja, das mein ich. Und etwas würde sicherlich dabei helfen", meinte Carson ernst und Jeffrey sah ihn fragend an.
"Was meinst du. Was sollte helfen?"
"Du gehst jetzt rein und wirst dich abschminken. Außerdem hör auf so weiblich zu reden. Ansonsten wirst du nur ein Fuckbuddy für die Männer sein, denn es ist ein wenig albern."
Jeffrey sah an sich herunter. Er war verwirrt über diesen Ratschlag. "Aber ich dachte, so wirke ich attraktiver."
"Oh nein, ich finde es grässlich. Du bist nicht mehr der Mann, der dich einst ausgemacht hat. Sei wie früher und sei glücklich und irgendwann wird jemand mit dir glücklich sein wollen."
"Ich nehme dich beim Wort", brachte Jeffrey jetzt ein wenig unglücklich lachend hervor und Carson klopfte ihm auf die Schulter.
"Dann kommst du jetzt wieder mit rein und verbringst den Abend mit uns. Ich denke arbeiten brauchst du nicht mehr für heute", schlug Carson vor und war froh, dass Nate keine Einwände erhob.

Wenig später waren die Freunde wieder im Lokal und arbeiteten oder amüsierten sich. Jeffrey war sofort in der Toilette verschwunden und jeder war froh darüber, dass er jetzt einsichtig geworden war.
"Wo bleibt denn Jeffrey?", bemerkte Rose nach einer Weile, da der Schauspieler schon ziemlich lange auf der Toilette war.
"Gute Frage. Ich muss eh' aufs Klo. Dann kann ich nach ihm sehen", teilte Carson mit und verschwand zur Toilette.
Rodney blieb am Tresen zurück und trank nun ein Bier. Rose hatte zu tun und so blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als zu warten, bis Carson wieder kam. Mit einem letzten Schluck leerte er sein Glas und sah sich ein wenig die sortierten Getränke hinter der Theke an, weswegen er zunächst nicht wahrnahm, dass sich ein junger, schlanker Mann mit Brille neben ihn setzte.
"Zwei Bier bitte. Eines für den Herren mit dem roten Pullover", bestellte er und der männliche Barkeeper machte sich an die Arbeit. Rose bekam davon nichts mit.
Rodney allerdings schon und sah ruckartig zu dem Mann.
"Das ist nicht nötig", sprach Rodney und der Mann lächelte.
"Nicht so bescheiden. Ich bin übrigens Josh", stellte er sich vor und Rodney wusste nicht genau, was er machen sollte.
"Ähm, hören Sie…" Der Barkeeper stellte die Biere auf den Tresen und Rodney ahnte schon, dass er rot im Gesicht war. "…ich bedanke mich für das Bier, aber ich muss sagen, dass ich kein Inter…"
"Was ist denn hier los?" Carson tauchte plötzlich wieder auf und sah abwechselnd zu dem Mann und Rodney.
"Gibt's ein Problem?", fragte Rose, die herbei geeilt kam.
"Gut möglich, ich weiß es noch nicht", teilte Carson mit und legte einen Arm um Rodneys Schulter. Dabei mied er keine Sekunde den Blick von dem Mann.
Dieser betrachtete die Szene und hob dann abwehrend die Hände. "Es tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass Sie beide…"
"Schon klar. Schön Sie kennen gelernt zu haben", zischte Carson und der Mann stand auf, nur um gleich in der Menge zu verschwinden. Rodney wusste nicht, was er davon halten sollte. Carson hielt ihm im Arm und dieses Gefühl kam ihm sehr fremd vor.
Als Carson sich sicher war, dass der Mann nicht mehr im Blickfeld war, ließ er von Rodney ab und setzte sich wieder auf den Hocker, neben den Wissenschaftler.
"Danke." Rodney trank etwas verlegen an sein Bier und Carson grinste.
"Gern geschehen. Soviel zu ‚niemand baggert mich an'", erinnerte er den Wissenschaftler und selbst Rose musste jetzt lachen.
"Wie, das hast du gesagt, Rodney? Das ist doch völliger Quatsch. Du bist ein hübscher Junge. Ich meine Mann. Ihr wisst, was ich meine…" Rose schüttelte noch einmal fröhlich den Kopf und ging dann zu einem neuen Gast.
"Könnte ich einen Scotch haben", hörten Carson und Rodney plötzlich eine vertraut scheinende Stimme, die aber irgendwie anders klang und jetzt setzte sich Jeffrey neben Rodney, auf die andere Seite. Der Lipgloss war verschwunden und auch seine Körperhaltung wirkte anders.
"Schon besser", meinte Carson und lächelte ihm zu, nur um darauf auch eine Bestellung aufzunehmen. "Ich hätte gern auch einen Scotch."
Jeffrey nickte verlegen und begann dann einen Plausch mit seinen Freunden.
Der Abend wurde zur Nacht und die Party wurde von Minute zu Minute besser.
"Du bist dran, Rodney", erklärte Jeffrey und zeigte auf den Billardtisch.
Der Astrophysiker nickte und setzte den Queue zum Stoß an. Er spielte alleine mit Jeffrey, da dieser ihn darum gebeten hatte.
"Es tut mir Leid, dass ich so gemein zu dir war", sprach Jeffrey unerwartet und Rodney hielt mit dem Stoß inne. Stattdessen richtete er sich auf und betrachtete den Schauspieler.
"Tut es das?", fragte Rodney und grinste, als auch Jeffrey begann zu grinsen. Irgendwie kam Jeffrey jetzt ganz anders rüber, da er sich wieder wie ein ganz normaler Mann verhielt.
"Du hast Recht, vielleicht nicht. Aber das löst eben Eifersucht aus, besonders da Carson sehr interessiert an dir scheint."
"Wie bitte?", stotterte Rodney bei den vernommenen Worten und Jeffrey lächelte ihm zu.
"Keine Sorge. Es scheint nichts Ernstes zu sein. Er findet dich attraktiv, mehr ist da sicherlich nicht. Er weiß, dass du hetero bist und so bist du nur ein Freund für ihn. Wenn ich eines in der Beziehung zu Carson gelernt habe, dann, wie sein Gefühlsleben aussieht und bis Heute kann ich es interpretieren."
"Ich verstehe. Und das wolltest du mir sagen?", fragte Rodney und Jeffrey schüttelte den Kopf.
"Nicht nur das. Schau mal darüber. Siehst du den attraktiven Mann?" Jeffrey deutete in eine Richtung.
"Welchen meinst du?", hakte Rodney nach und es war irgendwie merkwürdig ‚attraktiven' Männern hinterher zu sehen.
"Der im grauen Hemd, mit den schwarzen Streifen. Er starrt Carson die ganze Zeit an."
Jetzt bemerkte Rodney den Mann tatsächlich und wusste nicht, worauf Jeffrey hinaus wollte. "Ja, und?"
"Wir sollten Carson darauf aufmerksam machen", schlug Jeffrey vor und legte sein Queue beiseite.
"Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist", entgegnete der Wissenschaftler und Jeffrey begann schon unauffällig zu Carson zu gehen, was Rodney den Kopf schütteln und ihn anschließend dem Schauspieler folgen ließ.
"Seid ihr mit dem Spiel fertig?", fragte der Arzt, als sie angekommen waren.
"Ja, Rodney hat gewonnen", erklärte Jeffrey und Rodney runzelte wegen dieser Aussage die Stirn.
"Tatsächlich? Glückwunsch." Carson lächelte und deutete auf die Hocker. "Was steht ihr da so rum."
"Wir wollten gleich wieder gehen", teilte Jeffrey mit.
"Jeffrey, dass sollten wir lassen", versuchte Rodney den Schauspieler noch einmal zu erreichen, aber der winkte ab.
Jeffrey beugte sich vor und begann zu flüstern. "Du wirst beobachtet, Carson. Ein Mann in grauem Hemd, mit schwarzen Streifen. Sprich ihn doch mal an."
Carson war wie gelähmt und schüttelte dann den Kopf. "Du bist verrückt."
"Wieso? Was spricht dagegen?", fragte Jeffrey und Carson sah für einen Augenblick zu Rodney.
"Eigentlich nichts, aber Rodney ist hier und…"
"Ich denke Rodney hat nichts dagegen", unterbrach Jeffrey den Arzt und die beiden Männer sahen zu der erwähnten Person.
"Nein natürlich nicht. Warum sollte ich dagegen sein? Ich werde nur schon nach Hause fahren. Es ist schon spät und ich bin müde", teilte Rodney im rasenden Tempo mit, blickte dabei auf die Uhr und wusste nicht, warum seine Stimme auf einmal so hoch klang.
"Wenn das so ist, sehen wir uns dann Morgen." Carson lächelte seinem Freund zu und er erwiderte das Lächeln. "Gute Nacht, Rodney."
Rodney wünschte auch eine gute Nacht und verabschiedete sich bei Rose und den anderen Angestellten, bevor er das Lokal verließ. Komischerweise wäre ein Teil von ihm lieber in dem Lokal geblieben, aber ein anderer wollte die förmliche Flucht, aus unbekanntem Grund.

Bei Nacht wirkte das alte Haus am Stadtrand nicht so voller Leben, wie sonst. Es schien verlassen und es war schon fast gespenstisch.
Rodney betrat leise den Eingangsbereich. Zum Glück hatte er einen eigenen Schlüssel und konnte so Margaret in Ruhe schlafen lassen.
Einige Minuten später lag Rodney auch schon unruhig im Bett und sah zur Decke.
"Jetzt schlaf schon ein. Morgen wird sicherlich ein anstrengender Tag", dachte er und schloss dabei die Augen. Die Dunkelheit verschleierte seinen Blick und plötzlich spürte er, wie jemand ihn umarmte, was ihn die Augen wieder aufreißen ließ.
Nein, da war nichts. Niemand hatte ihn umarmt. Niemand hatte ihm Wärme gespendet. Es war alles nur Einbildung gewesen.
Rodney seufzte und drehte sich nun auf die Seite, in der Hoffnung, so besser einschlafen zu können.
Aber nichts half. Die Müdigkeit war in weiter Ferne, genau wie Ruhe und das Reich der Träume.
Warum war er so durcheinander und warum spielten seine Sinne ihm Streiche?
"Das ist der Alkohol. Ganz bestimmt", sprach Rodney leise zu sich selbst und legte sich wieder auf den Rücken. Langsam drehte er den Kopf zum Wecker und musste erschrocken feststellen, dass er jetzt schon 90 Minuten wach lag.
Ihm war die Zeit aber gar nicht so lang vorgekommen. Sicherlich hatte er schon unbewusst für ein paar Minuten geschlafen.
"Auch das noch", entfuhr es dem Wissenschaftler und er richtete sich im Bett auf. Das Koffein der Cola und das Bier wollten anscheinend dringend seinen Körper verlassen, weswegen er jetzt aufstand und das Gästezimmer verließ, um zur Toilette zu gehen. Als er dem Flur betrat, blieb er allerdings stehen, da er Schritte vernahm.
"Bitte sei leise. Mein Arbeitskollege schläft im Nebenzimmer."
Das war eindeutig Carsons Stimme.
"Meinst du nicht, er wird uns hören?"
Rodney stand jetzt wie gelähmt vor der Tür und versuchte mit aller Anstrengung diese Stimme jemandem zu zuordnen.
"Nein. Das Haus ist zwar alt, aber durch die Wände dringt kein einziger Mucks. Wir brauchen uns also nicht zurückhalten."
Jetzt erreichten Carson und der Fremde den ersten Stock und sie blieben ruckartig stehen, da sie Rodney entdeckt hatten.
Der Wissenschaftler sah ungläubig zu den zwei Personen. Carson hielt den Mann im Arm, der ihn in der Bar die ganze Zeit angestarrt und auf den Jeffrey ihn aufmerksam gemacht hatte.
"Rodney, du bist noch wach?", platzte es aus Carson überrascht heraus.
"Ja, ja. Ich muss nur auf die Toilette… Lasst… euch nicht stören", brabbelte der Kanadier und verschwand Richtung Bad, das zum Glück auf der anderen Seite des Flurs lag, sodass Rodney nicht an den Männern vorbei gehen brauchte.
Er ließ sich extra mehr Zeit und wartete lange, bevor er wieder auf dem Flur trat und in sein Zimmer ging. Dort angekommen legte er sich auch ohne Umschweife ins Bett, drehte sich auf die Seite und zog die Bettdecke über die Ohren.
Carson hatte diesen Typen mitgebracht! Und so wie sie miteinander geredet hatten, schliefen sie sogar gerade eben miteinander!
"Wie können sie das nur machen, wenn ich hier nebenan liege?", dachte Rodney und er war wütend darüber.
"Sie wissen ganz genau, dass jederzeit jemand herein platzen könnte, da Carsons Zimmer genau wie das Gästezimmer keinen Schlüssel hat."
Die Schlösser waren zwar vorhanden, aber die Schlüssel womöglich schon seit Jahren abhanden gekommen, oder absichtlich entfernt worden.
"Was ist, wenn Margaret aus Versehen hineingeht?"
Das waren Rodney zu viele Gefahren. Der unverschlossene Raum inklusive den Beiden würde Margaret einen schönen Schock bereiten.
Ja, er tat das Richtige, als er das Zimmer verließ, ein paar Schritte weiter ging und vor Carsons Zimmer stehen blieb.
Vorsichtig horchte er an der Tür, konnte aber nichts vernehmen. Also musste es sein. Rodney atmete noch einmal tief durch, legte die Hand auf die Klinke und öffnete ruckartig die Tür.
Was er jetzt für einen kleinen Augenblick sehen konnte entsprach dem, was er sich vorgestellt hatte. Carson lag nackt auf den Rücken und der fremde Mann saß, ebenfalls nackt, auf ihm. Beide hatten sie leise gekeucht, doch jetzt schrieen sie vor Überraschung auf.
"Rodney!" Carson schnellte in die Höhe und der Fremde fiel von Carson herunter und sogar mit einem lauten Knall aus dem Bett. Schnell griff der Arzt zur Bettdecke, um seine Erektion zu verbergen.
Der Mann lag jetzt auf dem Boden und griff schnell zu den verstreuten Kleidungsstücken, damit auch er seine Blöße verstecken konnte.
"Carson, was fällt dir eigentlich ein, dass du hier mit einem Typen rum machst, während ich nebenan schlafe. Ich habe euch genau gehört! Dazu noch in einem unverschlossenen Raum… Deine Mutter könnte dich erwischen."
Carson und der Fremde waren sprachlos und der Mann begann sofort sich anzuziehen.
"Ich werde wohl lieber gehen. Tut mir Leid. Es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen", sagte er zu Carson, der nur nickte und man sah dessen Gesicht an, dass er völlig durch den Wind war.
Als der gerade noch nackt gewesene Mann fertig war, lief er auch schon mit schnellen Schritten an Rodney vorbei, der jetzt mit verschränkten Armen zu Carson blickte, verließ den Raum und kurze Zeit später das Haus, was eine knallende Tür verriet.
Carson begann wieder in die wirkliche Welt zurück zu kehren und er begriff was da gerade geschehen war.
"Es tut mir Leid", versuchte Rodney zu erklären, aber in Wirklichkeit war er meilenweit entfernt, sich schuldig zu fühlen, was ihn auch ein wenig wunderte und es verstrich eine Zeit der Stille, in der sie sich nur ansahen.
Carson lachte plötzlich herzhaft los und lächelte dann dem Wissenschaftler mit einem Kopfschütteln zu. Rodney hatte diese Reaktion überhaupt nicht von ihm erwartet und er wusste nicht, mit was er jetzt rechnen musste.
"Du weißt hoffentlich, dass meine Mutter nie im Leben hier rein gekommen wäre, denn es ist mitten in der Nacht und gehört hast du auch nichts, oder hast du an der Tür gelauscht? Also, warum hast du das getan?", fragte der Arzt und Rodney ließ jetzt seine Arme sinken.
"Aus den genannten Gründen… Vielleicht war das auch nur ein großer Fehler… vielleicht war es der Alkohol und…", begann er zu antworten und wurde dabei immer hysterischer. Carson hob eine Hand, um den Wissenschaftler zu beruhigen.
"Rodney! Rodney… Es ist gut…hörst du? Lass uns morgen weiter darüber sprechen. Anscheinend brauchen wir jetzt dringend Schlaf… und ich etwas zum Anziehen."
Rodney nickte und es war ihm unendlich peinlich. Wie konnte er nur so eine Dummheit begehen? Er hatte Carson gerade den einzigen Sex seit mindestens zwei Jahren verübelt. Er merkte, wie ihn Carson anstarrte und er nahm das als Zeichen, dass er lieber gehen sollte, was er dann auch tat, indem er sich umdrehte und zur Tür ging.
"Gute Nacht", wünschte Carson plötzlich und Rodney drehte sich überrascht um. Das hatte er nicht mehr erwartet.
"Gute Nacht", murmelte er verlegen und verließ dann endgültig das Zimmer.
Merkwürdigerweise konnte er nach diesem Vorfall problemlos einschlafen. Zwar hatte er einen unruhigen Schlaf, aber es war wenigstens etwas.

"Guten Morgen, Liebling. Möchtest du wieder Kaffee?", fragte Mrs. Beckett, die schon in der Küche war.
Carson sah sich auf die Schnelle um. Rodney war noch nicht da und er hatte das Gefühl, dass er heute ein wenig zu früh dran war. Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihm dies.
"Morgen. Ja, ein Kaffee wäre genau das Richtige", bat Carson und seine Mutter betätigte nur noch den Knopf der Kaffeemaschine. Anscheinend hatte sie schon alles vorbereitet.
Er nahm das aber kaum wahr, denn er hatte sich bereits gesetzt und bestrich seine erste Scheibe Brot mit Butter.
"Was war das heute Nacht denn für ein Krach? Die Tür hat so geknallt", fragte Margaret und setzte sich ihrem Sohn gegenüber, der gerade in sein Butterbrot beißen wollte und jetzt damit inne halten musste.
"Das war wohl ich. Mir ist sie beim Schließen aus der Hand gerutscht."
Margaret nickte und beide setzten ihr Frühstück fort. Margaret erzählte etwas über die Nachbarn, was ein wenig in Lästerei ausartete und Carson berichtete einige unverfängliche Details von dem gestrigen Abend.
Mitten in dem Gespräch tauchte dann auch Rodney auf.
"Gute Morgen", grüßte er und blieb erst unruhig in der Tür stehen. Carson wusste genau warum und deswegen deutete er auf einen Stuhl.
"Willst du Wurzeln schlagen?", fragte er mit einem Grinsen und Rodney schüttelte schnell den Kopf, was zeigte, dass es ihm immer noch peinlich war. Carson fand, zu Recht, schließlich sollte man keine Leute beim Sex stören, besonders wenn man wusste, dass die Personen gerade Sex haben.
"Was habt ihr heute vor?", wollte Margaret nach einiger Zeit wissen, da seit Rodneys Ankunft nichts gesprochen wurde und sie konnte sich beim besten Willen nicht erklären, warum das so war.
Die Männer sahen sich an und Rodney zuckte mit den Schultern.
"Wir haben nichts geplant", gestand Carson und Margaret nickte.
"Wieso geht ihr nicht raus und verlasst die Stadt. Rodney kann dann einmal die wunderschöne Natur sehen", schlug die alte Frau vor und Carson war begeistert von der Idee. Nur saftige Wiesen würden sie umgeben. Gleichzeitig ein idealer Ort um zu reden.
"Was hältst du davon, Rodney? In der Bar ist jetzt nichts mehr los, da die Aufräumarbeiten Zeit in Anspruch nehmen und die Stadt kennst du schon", zeigte Carson sein Interesse an dem Ausflug und Rodney nickte sachte.
"Wieso auch nicht?", stimmte er zu und Carson lächelte, nur um darauf zu seiner Mutter zu sehen.
"Ach, Mom. Ich wollte dir noch sagen, falls jemand von der Regierung vor der Tür steht, lass ihn doch bitte rein und ruf mich dann auch hinzu."
Margaret runzelte die Stirn und sah ihren Sohn verwirrt an. "Erwartest du jemanden von der Regierung?"
"Aye, möglicherweise. Aber keine Sorge. Alles was diese Person zu sagen hätte, wäre positiv und zum Vorteil für dich", erklärte Carson und ging nicht weiter drauf ein, selbst als Rodney und Margaret neugierig nachfragten.
Das restliche Frühstück lief weiter harmonisch ab. Rodney hielt sich wegen der vergangenen Nacht immer noch zurück und sprach nur, wenn er gefragt wurde oder als er mit Margaret über seine Arbeit plauschte.

Der Wind wehte sanft über das saftige Gras und die Wolken bildeten nur noch einen löchrigen Teppich am Himmel, wodurch die Sonnenstrahlen seit langem wieder den Boden berühren konnten.
Carson und Rodney wanderten durch diese wunderschöne Landschaft, die sie gerade betreten hatten und Carson fühlte sich in seine Jugend zurück versetzt. Obwohl, so konnte man es doch nicht bezeichnen. Denn früher als Kind hätte er nie mit seinem Freund über Sex geredet, was sicherlich ein Thema dieses Tages sein würde.
"Was sollte das mit dem Regierungsmitarbeiter, Carson? Komm schon, du kannst es mir sagen", flehte Rodney fast und Carson sah weiterhin in die Ferne.
"Ja, dir kann ich es sagen. Ich habe mit Elizabeth gesprochen. Sie ist ja bekanntlich in den Staaten und ich habe sie um etwas gebeten."
Noch bevor Rodney zu einem "und was?" ansetzten konnte fuhr er fort.
"Sie kümmert sich darum, dass meine Mutter eine neue Sicherheitsstufe bekommt. Wenn alles klappt, darf ich ihr über Atlantis erzählen", erklärte Carson und Rodney blieb stehen, was auch Carson zum stehen bleiben verleitete.
"Du hast was? Seit wann kann man so etwas machen?" Rodney begriff gar nichts mehr und war kurz davor um weitere Antworten zu bitten.
"Eigentlich war es Elizabeths Idee. Es wird natürlich viel dazu gehören. Meine Mutter hat dann eine Schweigepflicht und sowohl die USA als auch unsere Regierung werden Schweigepflichterklärungen verlangen. Ich hoffe, dass sie damit zu Recht kommt."
Die beiden Männer waren sich aber in diesem Punkt so gut wie sicher, weswegen sie relativ gut gelaunt ihre Wanderung fortsetzten.
Carson zeigte Rodney einige Orte, an denen er früher immer gespielt hatte. Jeder dieser Orte trug Erinnerungen in sich und Carson wünschte fast seine Kindheit zurück.
Schließlich erreichten sie einen breiten Fluss, der von den Bewohnern scherzhaft als Nessi-Autobahn bezeichnet wurde, da viele Touristen, die Glasgow besuchten, auch an diesem Fluss vorbei kamen und Schottland immer mit den Mythen von Loch Ness verbanden.
Die Männer sahen lange über das ruhige Wasser und nach einiger Zeit zeigte Carson zu einer Bank, die dicht neben dem Strom stand.
Rodney ahnte schon, was jetzt passieren würde und kaum hatten sie sich gesetzt, grinste ihn Carson an.
"Also, was war das gestern Nacht?", fragte der Schotte offen heraus und Rodney stieg die Schamesröte ins Gesicht.
"Ich weiß es nicht", kam die knappe Antwort und Carson seufzte. Rodney sah nicht gerade fröhlich zu Boden und er wusste nicht, was diesen Mann bedrückte.
"Warst du eifersüchtig?", wollte Carson erfahren und jetzt sah Rodney erschrocken auf. "Nein! Wieso sollte ich deswegen eifersüchtig sein, dass du mit einem Typen schläfst? Du solltest mich kennen und wissen, dass ich darauf nie eifersüchtig sein kann", prasselte es aus ihm heraus und verstummte danach wieder, als Carson grinste.
"Ich meinte auch eher, ob du eifersüchtig warst, da ich Sex habe und du keinen."
Rodney nickte verlegen. "Oh, ich mein,… nein, ich denke nicht, dass das der Grund war."
"Was dann?", fragte Carson ernst und zugleich flehend, worauf Rodney unter anderem mit einem Kopfschütteln antwortete.
"Ich kann es nicht sagen, ich versuche ständig, es heraus zu finden, aber… Mir tut es unendlich leid. Ich habe dir einen schönen Abend verdorben und du hasst mich sicherlich deswegen." Rodney stand auf und trat an den Fluss heran, Carson folgte ihm und drehte ihn an den Schultern um, damit er ihn wieder ansehen musste.
"Nein, ich hasse dich nicht. Ich habe dir doch gestern schon gesagt, dass alles in Ordnung ist", sprach Carson ruhig und Rodney sah ihn entgeistert an.
"Ich kann leider nicht anders… und wieso ist es dir egal? Ich verstehe dich nicht, Carson. Jeder andere würde ausflippen, immerhin habe ich es anscheinend absichtlich gemacht", erklärte Rodney und spürte daraufhin, wie Carson ihn umarmte. Da war es wieder, dieses merkwürdige Gefühl der Geborgenheit, das er nicht kannte.
Carson ließ ihn kurz danach wieder los und lächelte ihn an, bevor er ein paar Schritte am Rand des Flusses hinauf ging und mit einer Handbewegung Rodney einlud, mit ihm zu gehen.
"Weißt du, warum es mich nicht stört?", fragte er nach einiger Zeit, ließ Rodney aber keine Möglichkeit, um eine Hypothese aufzustellen. "Ich hatte jetzt seit zwei Jahren keinen Sex, das stimmt. Sicherlich fast jeder in Atlantis hat dieses Problem, doch ich empfinde eher etwas anderes als schlimmer. Mir fehlt schon seit fünf Jahren eine Person, der ich alles anvertrauen kann und die mich liebt. Mein seelischer Wunsch nach Liebe ist bei weitem größer als der körperliche und deswegen war dieser Vorfall bedeutungslos."
Rodney sah seinen Freund mit Mitleid an. Sie waren wieder zum stehen gekommen und der Wissenschaftler suchte nach Worten.
"Dann war der Mann…?", stotterte er und Carson nickte.
"Natürlich nur ein One Night Stand und davon abgesehen nicht mein Typ."
Rodney lächelte plötzlich wie Carson und beide begannen dann etwas verlegen zu lachen.
"Und was ist dein Typ?", fragte Rodney amüsiert und Carson verstummte augenblicklich. Der Arzt lächelte seinem Gegenüber zu, antwortete aber nicht, weswegen Rodney unbewusst Jeffreys Worte in den Sinn kamen.
"…besonders da Carson sehr interessiert an dir scheint… Er findet dich attraktiv…" Diese Worte hallten noch lange in seinem Kopf wider, selbst noch, als er und Carson wieder auf dem Rückweg waren.

Den Rest des Tages verbrachten die Männer getrennt und sahen sich nur zum Mittag- und Abendessen. Carson verbrachte die Zeit mit seiner Mutter und Rodney tat alles, um sich von dem Arzt fern zu halten, weswegen er das Gästezimmer ununterbrochen in Anspruch nahm.
Während er so auf seinen Laptop starrte, dachte Rodney noch einmal an die vergangenen Tage. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was mit ihm los war und warum er Carson absichtlich soviel Probleme bereitet hatte. Sicher hatte er seine Taten in dem Moment, als sie geschahen, für richtig empfunden, aber selbst jeder andere normal denkende Mensch, hätte so einen Blödsinn nicht ausgeheckt.
Jetzt war es aber nun einmal passiert. Was geschehen ist, ist geschehen und es blieb immer noch die Frage im Raum, was ihn dazu getrieben hatte.
Rodney war sich absolut nicht sicher und hatte nicht einen einzigen Ansatz einer Antwort.
Carson war ein Arbeitskollege, ein Freund, ein ziemlich guter Freund, nein, sein bester Freund. Aber warum hatte er ihm dann keinen Spaß gegönnt? Es war ein Teufelskreis und je mehr Rodney darüber nachdachte, desto weiter in die Ferne rückte die Lösung auf alle Probleme.
Er seufzte und schloss sein Notebook, damit er seine Augen entspannen konnte. Sie hatten seit mehreren Stunden ununterbrochen den Monitor angestarrt und dies zeigte nun Wirkung in Form von Schmerzen.
Zu Rodneys Überraschung war es bereits 23:00 Uhr und stockfinster. Die Nacht war für ihn schnell gekommen und auch die Müdigkeit ließ sich nicht lange bitten. Er gähnte herzhaft und beschloss, sich schlafen zu legen. Kaum hatte er den Gedanken beendet, hatte er schon den Laptop auf den Boden gelegt und kuschelte sich in die warme Decke.
Er war sich sicher, dass er schnell einschlafen würde, schließlich war er ziemlich geschafft und sein Kopf fühlte sich so an, als würde er schmelzen.
Doch weit gefehlt. Rodney war zwar müde, doch sein Kopf wollte nicht aufhören ihn mit den Erinnerungen der vergangenen Tage zu quälen.
"Ach verdammt", murmelte Rodney und drehte sich um. War es die Umgebung, die ihn am schlafen hinderte? Oder war er selbst das Problem?
Plötzlich sah er Carson in seinen Gedanken, wie er ihn an dem heutigen Tag, am Fluss angelächelt hatte und kurz darauf hörte er wieder Jeffreys Worte. "…besonders da Carson sehr interessiert an dir scheint… Er findet dich attraktiv…"
Erneut drehte sich Rodney um und er erwischte sich dabei, wie er sich vorstellte, dass Carson ihn erneut umarmte. Dies reichte, um ihn in die Höhe fahren zu lassen.
Rodneys Atmung beschleunigte sich spürbar und er begann zu zittern. "Nein, neinneinnein. Das darf nicht wahr sein."
Je mehr er sich wehrte, desto schlimmer und schmerzlicher wurden die Erinnerungen. Er sah erneut den Mann, der mit Carson geschlafen hatte und nebenbei hörte er die verzerrte Stimme von Carson. "Warst du eifersüchtig?"
Rodney hielt sofort inne und er beruhigte sich, als ihm eine Erkenntnis kam. "Ja, war ich eifersüchtig? Was ist mit mir los?"
Rodney zog sich ein wenig an den Haaren. War er etwa schwul? War er eifersüchtig gewesen, oder etwa doch nicht?
Diese Fragen brannten sich in sein Hirn und er schwankte bei den Antwortmöglichkeiten zwischen Ja und Nein.
Es gab nur eine Möglichkeit herauszufinden, was die wirkliche Antwort war.
Carson schlief derweil ruhig nebenan und bekam nichts von Rodneys Zwiespalt mit. Erst als es an der Tür laut klopfte, wurde er damit konfrontiert. Der Arzt richtete sich verschlafen auf und rieb sich die Augen, bevor er mit schwacher Stimme begann zu reden. "Herein."
Die Tür öffnete sich vorsichtig und keine zwei Sekunden später stand Rodney im Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
"Rodney, stimmt etwas nicht?", fragte der Arzt und dieser nickte zögerlich.
"Entschuldige, wenn ich dich geweckt habe, aber… aber…"
"Was ist los? Setz dich." Carson deutete auf das Fußende seines Bettes, auf dem Rodney auch gleich Platz nahm.
Der Wissenschaftler sah den Arzt traurig an und ihm fiel erst jetzt auf, dass sein gegenüber kein T-Shirt trug sondern mit nacktem Oberkörper im Bett lag.
"Bist du…nackt?", fragte der Wissenschaftler verlegen und Carson musste lachen. Schnell griff der Arzt zur Decke und zeigte, was sich darunter befand. Er trug natürlich Shorts.
"Du bist hoffentlich nicht gekommen, um zu sehen, ob ich wieder nackt bin", neckte Carson und strich dann entschuldigend über Rodneys Oberarm.
Der Kanadier schüttelte den Kopf und versuchte die richtigen Worte zu finden. "Ich habe eine Bitte."
"Was für eine?", fragte Carson nach und wartete auf die Antwort, die sicherlich nichts Gutes zu bedeuten hatte, da diese mysteriöse Bitte mitten in der Nacht ausgesprochen wurde.
"Mir ist das so peinlich. Es ist albern. Vergessen wir es", antwortete er, machte aber keine Anstallten, aufzustehen.
Carson runzelte die Stirn. "Okay, wenn du meinst."
Die beiden Männer schwiegen für einen Moment und Carson bemerkte, wie Rodney mit sich zu kämpfen schien.
"Ich… Ich… würde gern hier schlafen", brachte Rodney die Worte plötzlich über die Lippen und Carson war auf einmal hellwach. "Was…", begann er, wurde aber von Rodney aufgehalten.
"Ich möchte es. Ich möchte, dass du mich im Arm hältst. Ich habe das noch nie gespürt und… Oh Gott." Rodney vergrub sein Gesicht in seinen Händen und er wünschte sich, dass ihn eine Erdspalte verschlang.
Carsons Gedanken arbeiteten wie wild und er wusste nicht, was er antworten sollte. Eins war sicher, Rodney konnte nicht hier übernachten, da er hetero war und somit war es ausgeschlossen. Oder war er vielleicht doch homosexuell?
"Rodney, hör zu. Hast du jemals etwas für einen Mann empfunden?", fragte Carson vorsichtig und umging die Wörter schwul, Homosexualität und gleichgeschlechtliche Liebe somit dezent.
Rodney, der mittlerweile zu Boden sah, antwortete nicht, da er sich in genau diesem Punkt nicht sicher war und Carson schüttelte deswegen den Kopf.
"Ich weiß nicht, was du willst, Rodney, aber du musst wissen, dass es auch für mich Folgen haben kann, wenn du hier schläfst. Erst Recht, wenn ich einen so attraktiven Mann im Arm halte." Eigentlich waren die Folgen ja gering. Carson liebte Rodney bereits und so würde die angenehme Nähe genau dieses Menschen nur körperliche Auswirkungen haben.
"Du findest mich attraktiv?", brachte Rodney hervor, da er es jetzt zum ersten Mal aus Carsons Mund gehört hatte.
Dieser lächelte ihn nun an. "Ja, aber keine Sorge. Ich kenne die Grenzen."
Rodney nickte und tat dann etwas, was Carson gar nicht erwartet hätte. Der Kanadier zog sich rasend schnell die Hausschuhe aus und sprang dann weiter ins Bett, sodass er kurz darauf neben Carson lag.
"Rodney!", mahnte der Arzt ihn, doch ihm war es egal.
"Bitte, Carson", flehte er und sein Freund seufzte nur. Carson war zu erschöpft für eine Diskussion.
"Na schön", gab er auf und sah, wie Rodney ihm den Rücken zuwendete. Er schaltete das Licht aus und rückte vorsichtig an den anderen Mann heran.
"Es tut mir leid, dass ich dir immer Probleme bereite", meinte Rodney und Carson legte nun sanft einen Arm um die Hüfte des Kanadiers.
"Ist schon gut", flüsterte er beruhigend und versuchte soviel Abstand, wie möglich zu halten. Bereits jetzt war es schwer, nicht seinen niederen Instinkten nachzugeben. Er fragte sich, wie er es schaffen sollte, eine ganze Nacht neben diesem Mann zu liegen, ohne auch nur eine einzige Erektion zu bekommen, von einer morgendlichen Erektion ganz zu schweigen. Dies war medizinisch und wie sich Carson kannte, auch von seiner Seite her, psychisch nicht möglich.
Er hoffte, dass der Abstand zu Rodney ausreichte, denn sonst würde der Kanadier, dank gleicher Körpergröße zu Carson, bald etwas am Hintern spüren, was sicherlich nicht erfreulich sein würde.
Plötzlich bemerkte Carson, wie Rodney sich bewegte und näher an ihn heran rutschte. "Rodney", flehte er und versuchte vergebens weg zu rücken.
"Es ist gut", meinte der Kanadier schlaftrunken und Carson hatte jetzt alle Mühe sich zusammen zu reißen. Rodneys Körpergeruch war erregend und dass sie beide nur ein hauchdünnes T-Shirt trennte, durch das der Arzt den angenehmen Körper seines Freundes spüren konnte, war eine höllische Qual.

Die Nacht verstrich und beide Männer hatten lange gebraucht, bis sie endlich eingeschlafen waren. Sie hatten eine Ewigkeit nur mit geschlossen Augen im Bett gelegen und hatten über die Aktionen und Reaktionen des jeweils anderen nachgedacht. Carson hatte außerdem noch versucht, seine Körperfunktionen unter Kontrolle zu halten. Das hatte auch geklappt, bis er eingeschlafen war…
"Was ist das?", dachte Rodney, als er aufwachte. Er lag immer noch in Carsons Armen und etwas drückte gegen seinen Hintern.
"Carson? Carson, wach auf", flüsterte er, doch der Schotte schlief tief und fest.
Rodney seufzte und versuchte sich zu entspannen. Warum beunruhigte ihn das Gefühl an seinem Hintern nicht so, wie es sollte?
Plötzlich vernahm der Wissenschaftler ein kleines Schnauben und er drehte seinen Kopf herum, so weit er konnte. Carson war gerade dabei aufzuwachen und versuchte anscheinend mit aller Kraft seine Augen zu öffnen, was er dann auch endlich schaffte. Carson musste erst einmal realisieren, was gestern Abend alles geschehen war und dass er Rodney in den Armen hielt, half dabei ungemein. Schnell ging der Arzt den Zustand seines Körpers durch.
Zähne, mussten geputzt werden, Rücken, war ein wenig verspannt, linker Arm, fühlte sich taub an, Unterleib, ein merkwürdiger Druck vorhanden…
Bei diesem Gedanken wurde er sofort munter. Er hatte tatsächlich eine morgendliche Erektion und er drückte trotz Shorts damit an Rodneys Po.
"Oh, nein! Entschuldige!", entfuhr es krächzend aus seinem Mund, da dieser trocken war und er rutschte ruckartig einige Zentimeter von dem Kanadier weg, sodass er jetzt zusätzlich auf den Rücken lag.
Rodney drehte sich um und sah ihm gelassen in die Augen, ohne etwas zu sagen, als hätte ihm das nichts ausgemacht. Er blickte in die wundervollen, blauen Augen des Arztes und fühlte sich entspannt, wie nie zuvor. Die Nacht war eine der besten gewesen, die er je gehabt hatte und langsam bekam er deswegen ein ungutes Gefühl in der Magengegend.
Um seine gestrigen Fragen, die ihn bis in den heutigen Tag verfolgt hatten, komplett zu beantworten brauchte es noch etwas. Etwas, das über eine Umarmung hinausging und was er sich jetzt holen musste.
"Rodney?", fragte Carson, als er den für Rodney untypischen Blick bemerkte.
"Ja?" Der Wissenschaftler wusste, dass es jetzt geschehen musste, richtete sich ein wenig auf und gab dem Arzt einen Kuss.
Carson war geschockt und drückte Rodney von sich weg, um ihn anschließend verwirrt anzusehen.
Rodney zitterte nun am ganzen Leib. Der Kuss hatte sich gut angefühlt, hatte sich richtig angefühlt. Er hatte Angst und das zeigte sich nun an seiner Reaktion. Tränen begannen zu fließen und er zog sich sachte an den Haaren, als würde dadurch mehr Klarheit in seinem Kopf Einzug halten.
"Was war das?", fragte Carson unruhig und er richtete sich auf, sodass er im Schneidersitz vor Rodney sitzen blieb.
"Es tut mir Leid", entschuldigte sich Rodney panisch und wollte schon aufstehen und davon rennen, aber Carson hielt ihn davon ab und zog ihn zu sich.
Der Arzt umarmte ihn fest und Rodney weinte nun seinen Frust und seine Sorgen heraus, während sein Kopf auf Carsons Brust lag.
"Es ist gut", versuchte Carson ihn zu beruhigen und Rodney schüttelte den Kopf.
"Gar nichts ist gut", sprach er verstört und schluchzte ein weiteres Mal. "Ich war eifersüchtig, Carson. Ich wusste bis jetzt gerade nicht, was es für ein Gefühl in der einen Nacht war."
Carson nickte langsam und hob dann Rodneys Kopf an. Der Kanadier wusste nicht, wie ihm geschah, als Carson ihn lange anblickte und sich dann herunter beugte, um ihn weiter zu küssen. Dieser Kuss war intensiv und Rodney ließ sich bereitwillig drauf ein.
Wohltuende Schauer durchzogen die Körper der beiden Männer und es war so, als hätten die Jahre, ohne diese Zärtlichkeiten, sie ausgelaugt und nun ein unstillbares Verlangen in ihnen geweckt. Kein Verlangen nach Sex, sondern ein Verlangen nach Zuneigung und Liebe, wobei Sex zusätzlich die Krönung wäre.
Nach einiger Zeit musste der Kuss aber ein Ende finden und die beiden Männer sahen sich mit einem kleinen Lächeln an.
"Ich habe dich schon die ganze Zeit geliebt", gestand Carson und Rodney betrachtete mit Verwunderung das Gesicht seines Freundes. "Komm lass uns reden, Rodney."
Der Wissenschaftler nickte immer noch ein wenig geschockt und spürte daraufhin, wie ihn Carson zu sich zog und sie sich hinlegten. Wenig später lag er mit dem Kopf auf Carsons Brust.
Der Arzt strich langsam durch Rodneys Haar und gab ihm sogar einen Kuss auf den Kopf.
"Sag, was fühlst du?", fragte er und Rodney reagierte darauf ungewöhnlich, indem er nämlich wieder anfing zu weinen.
"Ich bin glücklich", brachte er hervor und Carson lächelte, da diese Tränen Freudentränen waren und er wollte sie nicht aufhalten. "Nur, ich kenne mich nicht aus.
Bis zu diesem Urlaub hätte ich nie gedacht, dass ich mit einem Mann, geschweige denn mit dir, zusammen komme."
"Ich weiß. Keine Sorge, wir gehen es langsam an. Du wirst sehen, dass du diese Gefühle für mich hast, ist nicht das Einzige. Der Rest wird dir ganz natürlich vorkommen, wie das Küssen. Oder hat dir dies nicht gefallen?", fragte Carson und lächelte als Rodney begann zu grinsen, anstatt Tränen zu vergießen.
"Doch es hat mir gefallen, sehr sogar." Der Kanadier drehte seinen Kopf zu Carson, um darauf gleich weitere Zärtlichkeiten zu tauschen.
"Oh, verdammt, Rodney. Ich liebe dich", brachte Carson danach nach Luft ringend hervor und Rodney nickte hektisch.
"Ich… Ich… Ich dich auch. Ja, ich liebe dich." Rodney war selbst überrascht, wie leicht er die Wörter über die Lippen bekommen hatte und jetzt lachten die beiden Männer fröhlich, nur um sich daraufhin weiter innig zu küssen.
Carson spürte, wie Rodneys Hand über seinen nackten Oberkörper fuhr, alles erkundete und sich dann auf den Weg nach unten machte. Carson aber hielt ihn schnell auf.
"Rodney, Liebling… langsam, okay? Wir haben alle Zeit der Welt und wenn wir jetzt alles überstürzen, könnte es alles zerstören."
Rodney nickte verlegen. Zum einen, da Carson vielleicht doch Recht hatte und zum anderen, da ihn Carson Liebling genannt hatte. Daran musste er sich wohl noch gewöhnen. Aber er würde es gerne tun.
"Ok, langsam."
Carson begann zu grinsen und zupfte dann an Rodneys Shirt. "Das kannst du aber ausziehen. Ich denke, dafür sind wir weit genug."
Rodney lachte kurz und zog sich sein T-Shirt aus. Er beugte sich wieder über Carson und legte diesmal sein volles Gewicht auf ihn, was unbeschreiblich schön war.
Ihre Umarmungen, ihre Küsse und ihre Liebesschwüre wurden immer intensiver und schließlich drehte Carson Rodney auf den Rücken und legte sich auf ihn.
"Rodney…?"
"Ja, ich weiß. Geschwindigkeit ist relativ…"
"Genau, es wird schon klappen", sprach Carson und keuchte, als er Rodneys Hand spürte, die begann etwas unbeholfen, aber keineswegs talentfrei seinen Intimbereich zu massieren.
In diesem Moment klopfte es an der Tür.
Die beiden Männer hielten sofort inne, lachten und Carson rutschte von Rodney herunter. "Ja?", fragte der Arzt laut und beide wussten, wer da vor der Tür stand.
"Ihr solltet zum Essen kommen, Jungs", hörten sie Margaret rufen und beide lachten erneut für einen Moment.
"Komm rein", bat Rodney für Carson, der ihn deswegen verwirrt ansah.
Die Tür öffnete sich und Mrs. Beckett trat lächelnd ein.
"Irgendwie habe ich es geahnt", erklärte sie und Carson nickte.
"Aye, aber es ist erst seit heute Morgen so, Mom. Nicht, dass du denkst, dass schon die ganze Zeit zwischen uns etwas war… Warum wusstest du eigentlich, dass Rodney bei mir ist?", fragte Carson und konnte nicht aufhören zu grinsen, vielleicht weil seine Mutter es auch nicht konnte und ihr fröhlicher Anblick ihn auch immer fröhlich stimmte.
"Rodney war nicht in seinem Zimmer und seine Schlüssel liegen noch unten. Irgendwann hatte ich jedes Zimmer durch…", erklärte sie mit einem Augenzwinkern und fuhr fort.
"Ich freue mich für euch. Gut gemacht, Carson. Aber jetzt kommt essen." Die alte Frau verließ das Zimmer und die Männer ließen sich noch einmal ins Bett zurück fallen. Ungewollt hatten sie jetzt die Bekanntmachung ihrer Beziehung gegenüber seiner Mutter hinter sich gebracht. Viel besser konnte es nicht mehr werden, dachte sich Carson.
Obwohl, er hatte falsch gelegen, denn Rodney beugte sich plötzlich wieder über ihn und ein erneuter Kuss begann.

Margaret hatte es nicht gewundert, dass die beiden Männer noch eine Viertelstunde gebraucht hatten, um zum Frühstück zu erscheinen.
Jetzt betraten sie zusammen die Küche und die alte Frau schenkte ihnen bereits Kaffee ein.
Mrs. Beckett konnte einfach nicht aufhören zu lächeln und dieser Zustand verbesserte sich erst Recht nicht, als sie sah, wie die beiden Männer sich nebeneinander setzten, was sie bisher nie getan hatten.
"Wie war die Nacht?", fragte sie endlich und die beiden Männer waren froh, dass sie nicht ein Gespräch beginnen brauchten. Die Situation war doch ein wenig merkwürdig und neu für alle Beteiligten.
"Angenehm", antwortete Rodney lässig und Carson runzelte die Stirn.
"Vielleicht für dich…", erwähnte er und lächelte ein wenig verschmitzt seinen Freund zu. Margaret beobachtete jetzt abwechselnd die Männer und sie erinnerte die Art, wie sie miteinander sprachen, an den Beginn zu der Beziehung zu ihrem verstorbenen Ehemann.
"Dann nehme ich an, ihr werdet meine Einkäufe gebrauchen können", meinte Margaret, betonte das Wort ‚Einkäufe' extra und die beiden Männer unterbrachen das Frühstück, um sich anzusehen, da sie nicht wussten, was sie antworteten sollten. Gleichzeitig mussten sie sich ein unhöfliches Lachen verkneifen. Sicherlich würden sie die Kondome und das Gleitmittel gebrauchen können.
"Aye, aber bitte Mom, lassen wir dieses Thema demnächst aus", vollzog der Arzt einen diplomatischen Mittelweg und seine Mutter nickte, natürlich immer noch ein wenig fröhlicher gestimmt als sonst.
"Wieso? Ist es dir etwa peinlich,…Schatz", warf jetzt Rodney ein und lächelte eben so verschmitzt, wie es Carson vor einigen Minuten getan hatte.
"Nein, aber… na schön. Ihr habt gewonnen", gab Carson gespielt theatralisch auf und die Anderen nahmen es amüsiert zur Kenntnis.
"Es gab einen Anruf für dich, Carson", informierte Margaret und Carson blickte von seinem Frühstücksbrett auf. "Eine gewisse Dr. Weir. Sie sagte, sie wollte heute um 10 Uhr vorbei kommen."
Sofort waren die Männer in Alarmbereitschaft und Margaret wusste nicht, warum sie so ein panisches Gesicht machten.
Elizabeth kam tatsächlich nach Schottland. Leider genau die Dr. Weir, die eine hervorragende Menschenkenntnis besaß und sicherlich sofort bemerken würde, wenn etwas sich verändert hatte.
"Mom, was immer auch passiert…", begann Carson und dann ertönte plötzlich die Klingel des Hauses, weswegen er inne hielt.
Schnell sahen die Männer zur Uhr. Es war 9:45 Uhr.
"Das ist unsere Leiterin des Projekts. Sie sollte noch nichts…", begann diesmal Rodney aber Margaret hob beruhigend eine Hand.
"Ich werde nichts sagen. Esst ihr ruhig erstmal zu Ende. Euer Besuch kann sicherlich warten, oder vielleicht will sie ja mit uns essen", sprach Mrs. Beckett und verließ die Küche, um die Tür zu öffnen.
"Wirkt irgendwas an uns schwul?", fragte Rodney hysterisch und Carson sah ihn mit einem Stirnrunzeln an. "Okay, blöde Frage."
Carson blickte an Rodney herunter und bemerkte, dass sie sich noch an den Beinen berührten, da sie die Nähe des anderen spüren wollten.
"Vielleicht doch nicht. Rück ein wenig weg", riet er und Rodney rückte zur Seite.
Just in diesem Moment trat Elizabeth, die einen kleinen Beutel trug, mit Margaret ein und sie bemerkte das Rücken der Stühle sofort.
"Bin ich zu früh dran?", fragte sie und die Männer standen nervös auf, um ihrer Chefin die Hand zu reichen.
"Nein, ganz und gar nicht", antwortete Carson, als wäre er die Beute und sie die Jägerin, nämlich indem er ein wenig schnell sprach und seine Nervosität offen trug.
"Setzen Sie sich doch. Nach dem langen Flug müssten Sie ganz verhungert sein", bot Margaret an und zeigte zum Tisch.
"So in etwa", entgegnete Elizabeth und die Männer wussten genau, dass Dr. Weir noch vor fünf Minuten in den USA gewesen war und sicherlich den Direkttransport über die Daedalus gewählt hatte.
"Wie geht es Colonel Sheppard?", fragte Rodney, in der Hoffnung so dem Gespräch eine positive Richtung zu geben.
"Er macht Urlaub auf Hawaii, wo ich auch gerne wäre, aber seitdem ich Urlaub habe kommt immer etwas dazwischen", teilte Elizabeth mit und musterte dabei die Männer eindringlich. Wenn Rodney glaubte, sie auf andere Fährten locken zu können, dann hatte er sich geschnitten. Die Männer verhielten sich merkwürdig und irgendwas war im Busch.
"Wollen Sie einen Kaffee?", fragte Margaret und Elizabeth nickte.
"Gerne, Mrs. Beckett."
Elizabeth frühstückte daraufhin mit den Anderen und dank Margarets ausgezeichneter Redegewandtheit schien Elizabeth bald die merkwürdige Begrüßung vergessen zu haben.
"Wissen Sie, warum ich hier bin?", wollte Elizabeth nach dem Frühstück und dem Aufräumen des Tisches wissen. Margaret schüttelte den Kopf und sah zu ihrem Sohn.
"Nein, Carson hat mir nichts gesagt. Er hatte nur erwähnt, dass jemand von der Regierung vorbei kommen könnte", erklärte sie und Weir nahm es nickend zur Kenntnis, woraufhin sie zu der mitgebrachten Tasche griff und zwei Schnellhefter mit Dokumenten heraus holte.
"Wie Sie bereits wissen, arbeitet ihr Sohn an einem geheimen Projekt verschiedenster Regierungen. Carson hat mit mir telefoniert und mich gebeten, Ihnen eine höhere Sicherheitsstufe zu geben", erklärte Elizabeth und Carson lächelte fröhlich seiner Mutter zu.
"Was soll das heißen?", fragte die alte Frau, da sie nicht mehr den Informationen nach kam und Carson antwortete.
"Wir dürfen dir von meiner Arbeit erzählen."
Jetzt begriff Margaret und begann auch zu lächeln.
"Zunächst müssen Sie aber diese Schweigepflichterklärungen der vereinigten Staaten und von der schottischen Regierung unterschreiben, die verlangen, dass das, was wir Ihnen sagen, geheim bleibt. Sie dürfen also niemandem davon erzählen", erklärte Elizabeth, schlug die erste Mappe auf, die die Flagge der USA trug und legte sie auf den Tisch vor Margaret. Außerdem legte sie einen Kugelschreiber auf das Dokument.
Mrs. Beckett betrachtete die Schriften und schien die ersten Zeilen zu lesen. Sie hob auch den Kugelschreiber hoch, aber setzte nicht zu einer Unterschrift an.
"Mom?", fragte Carson nach einiger Zeit und streckte seinen Arm aus, um sie sanft am Arm festzuhalten.
Margaret lächelte ihn an und legte dann den Kugelschreiber beiseite. Als nächstes klappte sie die Mappe zu und reichte alles zurück an Elizabeth, die es verwirrt entgegen nehmen musste.
"Ist etwas nicht in Ordnung?", wollte Weir erfahren und Margaret schüttelte leicht den Kopf und schaute dann zu ihrem Sohn.
"Danke, Carson. Ich weiß, dass du sicherlich alle Mühe hattest, dies hier in die Wege zu leiten und ich bin dankbar dafür. Aber ich kann das nicht annehmen."
"Wieso nicht?", fragte Rodney nach und jetzt begann Elizabeth zu lächeln, da sie anscheinend die Frau verstanden hatte.
"Mir ging es nie darum, ob mir Carson alles von sich erzählt. Mir ging es nur darum, ob er mir alles erzählen würde. Ich weiß, dass seine Arbeit wichtig ist, dass sie womöglich gefährlich ist, trifft auch zu, aber genau zu wissen, was er macht, ist für eine Mutter nicht weiter von Belang. Solange du auf ihn aufpasst", erklärte Margaret Rodney und ihre Stimme zitterte, als würde sie gleich anfangen vor Freude zu weinen.
"Oh, Mom", entfuhr es Carson und er stand auf, um seine Mutter zu umarmen, die jetzt zwei kleine Freudentränen vergoss.
Elizabeth betrachtete derweil Rodney, der auch überglücklich schien und sie fragte sich, warum Rodney auf Carson aufpassen sollte. Dieser Kommentar von Mrs. Beckett war mehr als merkwürdig gewesen.
Elizabeth blieb dann noch eine Weile und sie unterhielten sich über Politik und Wissenschaft. Die Gespräche waren zweifelsfrei nicht so interessant, wie sie hätten werden können, wenn die zwei Dokumente unterschrieben worden wären.
Als Dr. Weir dann endlich ging, betrachtete sie noch einmal ausgiebig die beiden Männer und sie stempelte ihre merkwürdigen Gedanken über sie erst einmal als Hirngespinst ab.
Margaret wunderte sich, warum diese Frau kein Taxi bestellen wollte und einfach zu Fuß um die nächste Ecke verschwand. Der nächste Regierungssitz war meilenweit entfernt und in der Vorstadt gab es auch keine Sehenswürdigkeiten oder Geschäfte, die es zu besuchen lohnte. Dass Dr. Weir hier Verwandte hatte, war auch ausgeschlossen.
Alles in allem ein sehr verwirrender Tagesbeginn für die alte Frau, genau wie für die Diplomatin und ein sehr Aufregender und Beängstigender, aber auch Verändernder, für die beiden Männer.

"Irgendwie bin ich nervös", teilte Rodney mit, als er zusammen mit Carson die Treppen zum Erdgeschoss hinunter ging.
"Du kennst sie doch alle. Sie werden sich freuen", beruhigte Carson ihn zusätzlich noch mit einem kleinen Lächeln.
Sie hatten den ganzen restlichen Vormittag in Carsons Zimmer verbracht und geredet. (Wirklich nur geredet.) Der Arzt hatte Rodney einiges über die Szene erzählt und auch über die Rechte von Homosexuellen, beispielsweise über die Gesetze zur Eintragung einer Lebenspartnerschaft.
Jetzt wollten die Männer zum Liebhaber und Carsons Freunden die Neuigkeiten überbringen.
Auch der Arzt konnte nicht leugnen, dass er auch ein wenig aufgeregt war. So viele Neuigkeiten musste er noch nie Überbringen, wie in diesem Urlaub.
"Ihr wollt weg?", hörten sie plötzlich Margaret, die aus der Küche auf den Flur trat.
"Ja, wir treffen uns mit ein paar Freunden im lustigen Liebhaber", antwortete Carson, der gerade dabei war seine und Rodneys Jacke von der Garderobe zu nehmen. "Wenn du uns brauchst, wir sind auf dem Handy erreichbar."
"Im lustigen Liebhaber? Ist das die Bar, in der ihr vorgestern wart?", fragte die Frau nach und Carson nickte.
"Aye, ist eine Bar in der Bahnhofstraße. Wir müssen los, sonst kriegen wir den Bus nicht mehr."
Die beiden Männer verabschiedeten sich auf die Schnelle und machten sich auf den Weg. Margaret fühlte sich schon lange nicht mehr so gut, wie in den letzten Tagen und deswegen machte sie sich mal summend, mal pfeifend an ihre sonst so langweilige Hausarbeit.

Von der Bushaltestelle war es wie gewohnt noch ein relativ weiter Weg bis zum Lokal, den die Männer aber plauschend und Hände haltend, hinter sich brachten.
"Dann geht's jetzt los", meinte Rodney, als sie vor der Tür standen und ließ die Hand von Carson los.
Der aber nahm sie schnell wieder in die seinige. "Lieber so und gleichzeitig kurz und schmerzlos. Ich möchte nicht wieder lange Reden schwingen", bat er Rodney indirekt und dieser nickte verständnisvoll.
Im Lokal herrschte wie schon die Male zuvor eine beruhigende Atmosphäre. Rose McGowan stand hinter der Bar und schien etwas zu zählen, Jeffrey Aberdeen half ihr überraschend dabei, Nathaniel Ashby kam gerade aus der Küche und Paul Shanahan saß an einem Tisch und rechnete irgendetwas aus. Ansonsten waren keine weiteren Personen anwesend.
"Hallo", grüßte der Arzt und alle drehten sich zu den Besuchern um.
Die Blicke wanderten zwischen den Männern hin und her und jeder schien verwirrt über die gehaltenen Hände.
"Ist es das, was ich glaube?", fragte Rose mehr für sich selbst und lief um die Theke herum, um zu den Männern zu gelangen. Carson nickte ein wenig und schon streckte die Barkeeperin, die noch auf dem Weg war, ihre Arme aus. Sie umarmte dann auch sofort Carson vor Freude, als sie ankam und wandte sich als nächstes Rodney zu.
"Willkommen, nochmals", platzte es aus ihr heraus und sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn, um ihn dann auch zu umarmen. "Ihr seid vielleicht ein paar Burschen."
Rodney und Carson konnten nicht anders, als wie ein wenig zu lachen. In der Zwischenzeit hatten auch die Männer ihre Arbeit niedergelegt und warteten jetzt darauf, dass Rose von Rodney und Carson abließ.
"Glückwunsch", wünschte Paul und umarmte zunächst Carson. Bei Rodney hielt er allerdings inne. "Händeschütteln oder Umarmung?"
Rodney grinste und ging dann auf den Kellner zu, um ihn freundschaftlich zu umarmen. So schlimm fand es Rodney gar nicht und es unterschied sich eindeutig zu Carsons Umarmungen.
Auch Nate begrüßte die Männer auf gewohnte Art und nun blieb nur noch Jeffrey übrig, der mit gespieltem Pokerface an die Gruppe heran trat.
"Jeffrey?", fragte Carson deswegen vorsichtig, aber der Schauspieler blieb ruhig. Er ging langsam zu Rodney und starrte ihn an.
"So so, nicht schwul?", sprach er plötzlich und grinste genauso überrascht über beide Ohren. Er umarmte Rodney und dann sprang er schnell zu Carson, um ihn auch zu umarmen. "Ich freue mich für euch."
"Wirklich?", fragte der Arzt ein wenig lachend und Aberdeen nickte.
"Wieso nicht?", stellte Jeffrey eine Gegenfrage und Carson nickte ihm lächelnd zu.
"Rose, ich glaube es ist…", sprach Nate, doch Rose schwenkte kurz mit der Hand und ging Richtung Bar.
"…Zeit für einen Drink. Schon klar."
Es begannen wieder einige interessante Gespräche und Carson und Rodney wurden förmlich gezwungen davon zu erzählen, wie sie zusammen gekommen waren.
"Dann sehen wir euch also bei der nächsten Party?", fragte Jeffrey und Rodney nickte. "Ich denke schon, was meinst du Carson?"
"Aye, wenn du das möchtest", antwortete der Arzt und Rodney nickte.
"Ja, ich möchte dich wieder in dem Outfit sehen", teilte der Wissenschaftler mit und jetzt lachten alle.
"Nur, wenn du auch etwas anziehst", meinte Carson und Rodneys Lachen erstarb.
"Meinst du, das steht mir?", fragte er nach und der Arzt nickte.
"Oh ja", zog er die Wörter in die Länge und musterte seinen Freund extra ausgiebig von oben nach unten, um sich das vorzustellen.
"Jeffrey, du denkst daran, dir die Rezepte durchzulesen", wechselte Rose das Thema und der Schauspieler nickte.
"Welche Rezepte?", fragte Carson und Jeffrey setzte zu einer Antwort an.
"Ich will mich ein wenig nützlich machen. Ich meine damit auch hinter der Bar. Mal sehen, wie es wird."
"Das schaffst du schon", ermutigte ihn Rose und der Rest musste zustimmen.
In diesem Moment ertönte die Klingel der Tür und sagte ihnen somit, dass jemand eingetroffen war.
Die Personen sahen zur Tür und erblickten überrascht eine alte Frau.
Margaret sah sich in dem Lokal um und entdeckte schließlich ihren Sohn zusammen mit vielen Leuten an einen Tisch sitzen.
"Mom", sprach Carson ein wenig überrascht, aber auch fröhlich.
"Das ist deine Mutter?", wollte Nathaniel wissen und stand für die Begrüßung auf. Auch die anderen erhoben sich und nach dem Prozedere boten sie Mrs. Beckett einen Stuhl an.
"Jeffrey Aberdeen, also. Hast du dich nicht früher öfters mit meinem Sohn getroffen? Du hast doch auch einige Male bei uns übernachtet. Oder verwechsle ich hier jemanden?"
"Nein, ich denke nicht. Das war schon ich", informierte der Schauspieler und grinste zu Carson und dieser war froh, dass er für sich behielt, was in seinem Zimmer früher alles geschehen war.
Der Arzt hätte nie gedacht, dass seine Mutter perfekt in die Runde passte. Sie freundete sich sogar mit den Leuten an und sie versprachen sich sogar, sich öfters zum Plausch zu treffen.
So konnten die beiden Männer ihren restlichen Urlaub genießen und ihnen schmerzte schon der Gedanke, bald wieder abreisen zu müssen.

17 Tage später war es dann auch leider soweit und die beiden Männer standen zusammen mit Margaret im Eingangsbereich des Hauses. Ihr Urlaub war fantastisch gewesen, gespickt mit vielen weiteren Feiern, gutem Essen und, das muss man so sagen, lang vermisstem Sex, an dem Rodney schnell gefallen gefunden hatte und es nie wieder missen wollte.
"Habt ihr auch alles?", fragte Mrs. Beckett, wie immer besorgt nach.
"Ja, ich denke schon", meinte Rodney und sie machten sich auf dem Weg nach draußen. "Bitte passt auf euch auf, hört ihr? Und schickt mir Karten. Und kommt mich bald wieder besuchen", verlangte die Frau und die Männer antworteten mit einem "Natürlich".
Margaret begab sich zu ihrem Sohn, richtete den Kragen seiner Jacke, gab ihm einen Kuss auf die Wange und trat dann an Rodney heran. Auch er bekam einen Kuss.
"Eigentlich wollte ich es nicht sagen, aber du bist eine tolle Mutter, Margaret. Carson hat Glück so eine wie dich zu haben. Hätte ich bloß auch dieses Glück gehabt", lobte Rodney und Margaret strich ihm über die Wange.
"Du gehörst doch schon zur Familie… Und denk dran, pass auf meinen Sohn auf."
Rodney nickte fröhlich und er war gerührt über diese Bemerkung. Er gehörte zu einer Familie. Was für ein merkwürdiges Gefühl.
Die Gruppe verließ nun das Haus und man sah schon das Taxi, das am Straßenrand wartete. Plötzlich hörten die Personen Stimmen in der Ferne und kaum hatten sie realisiert, wer das war, bogen auch schon Paul, Nate, Jeffrey und Rose um eine Ecke.
"Mit euch habe ich gar nicht mehr gerechnet", entfuhr es Carson und die Neuankömmlinge kamen vor ihnen zum stehen.
"Wir dachten, wir geben euch noch etwas mit, damit ihr uns auf dem langen Weg nach Sydney nicht verhungert", meinte Paul und reichte eine Tüte an Rodney, in der sich Würstchen und eine große, eingepackte Portion Kartoffelsalat befanden.
"Ich denke, dass können wir gebrauchen", sprach der Wissenschaftler und die Männer bedankten sich.
"Und das ist für dich, Rodney, damit du nicht immer die Klamotten von Carson anziehen musst", teilte Jeffrey mit einem Lächeln mit und reichte eine weitere Tüte, dem Wissenschaftler.
Misstrauisch blickte er hinein und entdeckte zwei Hosen und zwei Shirts in seiner Größe. Und es war die Art von Kleidung, wie sie sie immer bei den Disconächten im lustigen Liebhaber getragen hatten.
"Lass mal sehen, Rodney", meinte Carson und schaute in die Tüte. "Interessant. Das darfst du dann bei der nächsten Gelegenheit anziehen."
Rodney blickte zu seinem Freund und nickte zögerlich.
Nachdem die Koffer, Tüten und das Handgepäck verstaut waren, verabschiedeten sich die Männer von ihren Freunden und Margaret, die ein paar Tränen nicht zurück halten konnte.
"Auf Wiedersehen", grüßte der Arzt ein letztes Mal aus dem Fenster, bevor das Taxi los fuhr und um die nächste Ecke verschwand.
"Nun sind sie wieder weg", seufzte Rose und ließ nun ihren Arm sinken, mit dem sie gewunken hatte.
"Aye, aber sicherlich werden wir sie bald wieder sehen. Wollt ihr einen Tee?", fragte Mrs. Beckett und der Rest stimmte gleichzeitig zu.
"Gerne, Margaret", sprach Nate, als Letzter und die Leute begaben sich in das Haus.

Ein paar Straßen weiter fuhr das Taxi jetzt in eine kleine Seitenstraße und verließ dann die Stadt, aber nicht, um zu einem Flughafen zu fahren. Es fuhr mitten durch die Pampa und hielt dann an einem kleinen Waldstück an.
"Wollen Sie hier wirklich aussteigen?", fragte der Fahrer und betrachtete die Umgebung, in der nichts Interessantes zu sein schien.
"Aye, hier sind wir richtig", meinte Carson und holte seine Brieftasche heraus. "OK, wie Sie meinen. Dann macht das 12 Pfund."
Carson bezahlte auf die Schnelle und nachdem die Männer ausgestiegen waren und die Koffer entgegen genommen hatten, fuhr das Taxi auch schon wieder Richtung Stadt.
Sie gingen dann auch noch ein wenig in den Wald hinein und setzten dort ihr Gepäck ab, um danach einmal tief durchzuatmen, da das Gepäck und die Geschenke ein enormes Gewicht hatten.
"Gut, das sollte reichen. Hier sollte uns niemand sehen", sprach Rodney und blickte sich noch einmal um.
Sein Freund nickte und kramte dann in einer Tasche. Wenig später hielt er einen Transmitter in der Hand.
"Wie sollen wir uns verhalten? Wir werden es nicht ewig geheim halten können, denn Elizabeth wird irgendwann Verdacht schöpfen", grübelte Carson laut und Rodney drehte ihn sanft zu sich und gab ihm einen Kuss.
"Genau deswegen sollten wir kein Geheimnis draus machen. Ich denke nicht, dass die anderen Mitglieder der Expedition sich weniger tolerant verhalten werden, wie deine Mutter. Ich denke, ihnen wird es nichts ausmachen."
"Du hast Recht", stimmte Carson zu. "Aber lass uns auf einen richtigen Moment warten." Rodney stimmte zu und beide machten sich bereit für den Transport. Sie griffen nach all ihrem Gepäck und der Arzt aktivierte anschließend den Transmitter.
"Auf Wiedersehen, du wunderschönes Schottland", dachte er noch und schon hüllte sie ein Asgardbeamstrahl ein.

Sie erschienen wenig später auf der Brücke der Daedalus und blickten als erstes aus dem Fenster in den unendlichen Raum hinein.
"Guten Tag, Dr. Beckett. Dr. McKay."
Sie drehten sich um und erblickten Colonel Caldwell, der in seinem Stuhl saß, sowie Elizabeth und John Sheppard, die rechts und links neben ihm standen.
"Wie war der Urlaub?", fragte Sheppard mit lässigem Ton und Rodney und Carson bemerkten die leichte Bräune des Colonels, die sicherlich von der Sonne Hawaiis stammte.
"Sehr interessant", antwortete Carson wahrheitsgemäß.
"Ich denke, wir sollten den Doktoren erst einmal Zeit geben das schwere Gepäck zu verstauen", meinte Steven Caldwell und Elizabeth nickte. Sie begab sich daraufhin zu den Männern und reichte je eine Sicherheitskarte an jeden von ihnen.
"Ihre Karten, für ihre Quartiere, hier auf der Daedalus", erklärte sie und lächelte dabei.
"Danke", sprach Carson und blickte nervös zu Rodney hinüber, der ihn auch ansah.
"Meinst du, das wäre der richtige Zeitpunkt?", fragte Rodney und bemerkte, wie Carson lächelte und leicht nickte. Deswegen reichte der Kanadier seine Karte sofort zurück an Elizabeth.
"Wie? Für was ist der richtige Zeitpunkt?", wollte sie verwundert erfahren, nahm die Karte wieder an sich und Rodney grinste frech, bevor er die Hand von Carson nahm.
"Für das", erklärte Carson ohne viele Worte und die Augen von der Brückencrew wurde sofort größer.
Die Männer nahmen schnell ihr Gepäck und bewegten sich zum Ausgang.
"Erinnere mich daran, Liebling, dass ich das nächste Mal keine Arbeit mitnehme. Die Koffer sind ungeheuer schwer", beklagte sich Rodney und der Schotte lachte ein wenig. Sie hatten die geschockten Blicke wirklich genossen und allein die Vorstellung, wie die anderen Besatzungsmitglieder jetzt auf der Brücke stehen oder sitzen mussten, ließ sie lachen.
Elizabeth, Steven, John und die restliche Crew sahen den Männern hinterher, bis das Tor der Brücke sich wieder automatisch schloss.
"Du hattest wirklich Recht", entfuhr es John erstickt und Elizabeth schien selbst überrascht.
"Ich hatte die Bemerkung, dass sie zusammen sind, nicht ernst gemeint", erklärte Weir und John fasste sich mit einer Hand in den Nacken.
"Ich denke, dass wird noch sehr aufregend mit den Beiden. Als Personen werden sie sicherlich noch ein wenig interessanter", meinte John und Elizabeth stimmte zu, indem sie ein wenig lächelte.
"Na dann, sind alle an Bord, wir haben unseren ersten Schock verdaut und wir haben grünes Licht vom SGC", informierte Caldwell grinsend und Elizabeth und John schienen in diesem Moment den gleichen Gedanken zu haben und gingen auf die Tür zu.
"Wo wollen Sie hin?", fragte Steven und die beiden Befehlshaber drehten sich um.
"Nur versuchen, ob wir etwas aus den Turteltauben heraus bekommen", antwortete John mit einem breiten Grinsen und Caldwell drehte sich schon wieder mit dem Stuhl und einem "Machen Sie das", zum Fenster, woraufhin Dr. Weir und Colonel Sheppard den Raum verließen.
Steven hielt kurz inne und betrachtete noch einmal die Erde und gab dann seinen ersten Befehl, nach dem Urlaub. "Kurs setzen, nach Atlantis. Hyperdrive, volle Leistung."

- The End -
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