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Duet Round 3: The other side von Cliff

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Vorwort

Shortcut: Carson hätte nie geahnt, wie das Abendessen mit Rodney, Katie und Radek enden würde.
Spoiler: 2x04 Duet
Charaktere: McKay/Beckett, Multi-Charakter, OC
Kategorie: Angst, Friendship, Slash
Rating: PG-13
Author's Note: Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Duet Round 2 noch ein Sequel verdiente und was wäre da nahe liegender, als die Sicht zu wechseln?
Widmung: Für Purri, der gezeigt hat, was wahre Freundschaft bedeutet, auch wenn er so eine Story sicherlich nicht liest.
Disclaimer: Alles gehört MGM Television Entertainment, außer Dr. Daniel Farnham, Lt. Markus Baldwin und Dr. Alexandra Reynolds
Feedback: Gerne!

Duet Round 3: The other side


Carson pfiff fröhlich vor sich hin und schlenderte durch die Korridore von Atlantis. Er war an diesem, wie immer wundervollen, Morgen auf dem Weg zur Krankenstation, die sicherlich fast leer sein würde. Er sollte Recht behalten, denn kein Patient war zu sehen und nur eine seiner Kolleginnen war anwesend. Die Frau hatte schwarze, lange Haare, war jung, schlank und trug eine Brille.
"Guten Morgen, Alexandra", grüßte er die Ärztin, die von einer Akte aufsah.
"Guten Morgen, Carson. Sie sind heute aber fröhlich." Dr. Alexandra Reynolds lächelte und sortierte die Akte wieder in einen Aktenschrank ein.
"Das stimmt. Mir geht's prächtig. Gab es heute schon einen Patienten?", fragte er und Alexandra antwortete sofort.
"Sergeant Harriman hat sich beim Training den Knöchel verstaucht. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert."
Carson nickte und ging jetzt auf sein Büro zu, aber kurz bevor er es erreichte, vernahm er eine vertraute Stimme.
"Guten Morgen."
Carson drehte sich um und erblickte Lt. Laura Cadman. Auf seinem Gesicht bildete sich ein Lächeln und es schien so, als wollte es nie wieder vergehen.
"Hallo, Laura."
Der Lieutenant lächelte auch und trat weiter in die Station ein.
"Was kann ich für dich tun?", fragte Carson besorgt nach. Es war eine Woche vergangen seitdem Lauras Bewusstsein in Dr. McKays Körper eingeschlossen war und sie ihn mit genau diesem Körper geküsst hatte.
"Du könntest mir eine Frage beantworten", antwortete Laura und blickte kurz zu Dr. Reynolds, die sie Beide beobachtete. "Hättest du Lust, mit mir übermorgen etwas zusammen zu essen?"
Carson war überrascht und irgendwie dachte er, dass dieser Tag nicht besser werden könnte. "Sicher, sehr gerne sogar… Also… ist das ein Date?"
Dr. Reynolds fing an zu kichern und wendete sich von den Beiden ab. Sie ging zu einem anderen Schrank und begann nach Medikamenten zu suchen, hatte aber immer noch ein Ohr für das Gespräch.
Laura antwortete schließlich, als sie endlich aufhören konnte zu grinsen. "Ja, das soll ein Date sein."
"Oh, okay." Carson sah verlegen zu Boden.
"Heute ist das Training. Komm nicht zu spät, es wäre schade, wenn ich dich melden müsste", wechselte Laura das Thema, lächelte noch einmal und blickte dann zu Alexandra herüber. "Und Heute ist Pokerabend. Kommst du auch Alex?"
"Sicher, ich habe Zeit."
Laura nickte und hob eine Hand zum Abschied. "Dann bis später." Mit diesen Worten verließ sie die Station. Carson sah ihr mit einem kleinen Kopfschütteln hinterher.
"'Ist das ein Date?' Carson, Sie können auch nicht zwischen den Zeilen lesen, oder?"
Carson sah zu seiner Kollegin, die ihn amüsiert musterte. Mit einem leicht roten Kopf ging er schnell in sein Büro.

"Schön, dass Sie gekommen sind. Colonel Sheppard hat mich gebeten, dieses Training durchzuführen. Insgesamt werden Sie drei Unterrichtsstunden absolvieren. Die nächsten Beiden werden in den nächsten Wochen folgen", erklärte Lt. Cadman und holte eine Liste hervor. "Ich muss nur schnell einen Anwesenheitscheck machen. Die meisten von Ihnen kenne ich ja, nur sind auch neue Mitglieder der Expedition bei dem Training eingeteilt."
Carson sah sich in dem Trainingsraum um, in dem er viele bekannte Gesichter erblickte. Neben Laura und Dr. Reynolds waren zum Beispiel auch Dr. Katie Brown, Dr. Radek Zelenka und Dr. Rodney McKay anwesend. Letzterer saß in einer Ecke und schien geistig abwesend zu sein.
Carson wunderte sich, was mit ihm los war, aber kam zu dem Schluss, dass es nur Langeweile seitens Rodneys war.
"Rodney? Dr. McKay? Ah da, schön, das Sie da sind." Laura schüttelte leicht den Kopf und Carson sah mit einem Stirnrunzeln zu Rodney hinüber, der die Hand zur Bestätigung gehoben hatte. Irgendetwas war anscheinend nicht in Ordnung mit ihm. Er war einfach zu ruhig.
"Dr. Adams…Dr. Cornelius…", fuhr Laura mit dem Anwesenheitscheck fort.
"Haben Sie gesehen, wie sich Dr. McKay verhält?", fragte Alexandra und Carson nickte.
"Aye, ich glaube ich werde mit ihm darüber reden. Vielleicht ist er gestresst." Der Arzt sah, wie sich Katie zu dem Wissenschaftler begab und mit ihm ein Gespräch begann.
"Ein Vorteil hat es ja. Egal was mit ihm los ist, es hält ihn von der Krankenstation fern. Er war schon seit einer Woche nicht mehr bei uns", meinte Dr. Reynolds und Carson musste grinsen.
"Dr. Armstrong?..."
"Anwesend!", meldete sich ein Arzt rechts von Carson.
"Dr. Farnham? ... Dr. Farnham? ... Weiß jemand wo Dr. Farnham ist?", fragte Laura die Anwesenden.
"Nein, aber ich habe ihn heute Morgen geseheen und er meinte, dass er kommen wollte!", informierte Radek den Lieutenant.
"Na schön, machen wir erstmals weiter. Dr. Stevens?"
Carson wunderte sich genau wie der Rest, wo dieser Dr. Farnham abgeblieben war und bemerkte nun, wie Rodney neben Katie und Radek stand und müde aus dem Fenster blickte. Mit einem Seufzen ging der Arzt hinüber, um nachzufragen, ob alles in Ordnung war.
"Rodney? ... Hallo, Rodney? ... Erde an Rodney. Bitte melden!"
"Was? .. Oh, Carson. Hallo!" Rodney löste sich aus seiner Starre und Carson runzelte die Stirn.
"Was ist los, Rodney?", fragte der Arzt und musterte das verschlafene Gesicht seines Gegenübers etwas genauer.
"Nichts, Carson. Hab' nur wenig geschlafen", antworte Dr. McKay und begann zu Laura zu sehen.
"Ja und das ist noch untertrieben. Wissen Sie, Dr. Beckett, Rodney schläft seit Tagen schlecht", informierte Radek den Arzt und es wunderte ihn kaum.
"Rodney, fehlt Ihnen etwas?", hakte Beckett nach.
"Nein. Alles bestens und jetzt sollten wir lieber Laura… Entschuldigung, Lt. Cadman zusehen."
Rodney wandte sich ab und Carson sah ihn verdutzt an, nur um anschließend fragende Blicke mit Radek zu tauschen.
Die Vorträge begannen, sowie kurz darauf die ersten Zielübungen. Carson war überhaupt nicht froh darüber, dass er mit dieser Waffe feuern musste, weswegen er sich zurück hielt, um möglichst als Letzter zu schießen.
Er beobachtete auch, wie Rodney feuerte und war von seiner Leistung beeindruckt. Was er allerdings nicht so gut fand, war, dass Rodney sich gleich wieder in seine Ecke verzog, nachdem Laura ihn von weiteren Übungen befreit hatte.
Ein Zischen ertönte, die Tür zu dem Raum öffnete sich und ein Wissenschaftler trat ein, den Carson nur einmal während den Routineuntersuchungen der Neuankömmlinge gesehen hatte.
"Ich bin zu spät. Bitte entschuldigen Sie."
"Darf ich fragen, wer Sie sind?", fragte Laura, wieder mit ihrer Liste in der Hand, interessiert nach.
"Dr. Daniel Farnham."
"Nun Doktor, das Meiste haben Sie verpasst. Sie werden wohl demnächst bei einer anderen Gruppe mitmachen müssen. Ich werde Sie allerdings bei Dr. Weir melden, da dieses Training eine Anweisung war."
"Das verstehe ich natürlich, aber es gibt vielleicht eine Möglichkeit, um Sie umzustimmen, sodass sie mich nicht melden,…Lt. Cadman."
"Ich wüsste nicht welche", entgegnete Laura genervt.
"Geben Sie mir bitte eine P-90."
"Wie bitte?", fragte Lt. Cadman verwirrt und sah zu Carson, als würde sie dort eine gescheite Antwort finden.
"Geben Sie mir eine Waffe."
Laura schüttelte den Kopf und reichte Dr. Farnham eine P-90, der sofort einen festen Stand vor der Anlage einnahm.
Schüsse dröhnten durch den Raum und kurze Zeit später war jeder überrascht. Dr. Farnham hatte die best mögliche Leistung erbracht.
"Wow, ich meine wunderbar. OK, ich glaube, ich brauche Sie doch nicht melden. Bitte setzten Sie sich und warten ab, bis die Anderen fertig sind."
Carson sah Daniel, der sich in Rodneys Richtung begab, skeptisch hinterher. Dieser Tag wurde anscheinend immer verrückter.
"Carson? Möchtest du nicht auch einmal schießen?", fragte Laura und Carson antwortete mit einem Nicken.
Er nahm eine Waffe entgegen, nahm Position ein und wartete auf eine Bewertung von dem Lieutenant.
"Halte deinen rechten Arm vielleicht etwas höher und drücke das eine Ende der Waffe an deine Schulter, damit sie dich nicht verletzten kann, wenn der Rückstoß erfolgt."
Carson folgte Lauras Anweisung. "Gut so?"
"Ja, perfekt", antwortete Laura und ging hinüber zu Katie um ihr zu helfen.
Carson atmete einmal schwer durch, zielte und schoss zum ersten Mal diese todbringende Waffe ab.
Etwa eine halbe Stunde später war das Training vorbei. Rodney war einer der Ersten gewesen, der den Raum verlassen hatte.
Jetzt waren nur noch Carson, Katie, Alexandra und Laura anwesend.
"Habt ihr gesehen, was dieser Farnham drauf hatte?", fragte Laura, immer noch erstaunt, als sie die Zielattrappe betrachtete.
"Ja, einfach erstaunlich", stimmte Dr. Reynolds zu. "…aber auch McKay war nicht schlecht."
Kurz trat Stille ein und Cadman begann ihre Unterlagen zusammen zu suchen. "Wie dem auch sei, ich werde jetzt anfangen die Salate für heute Abend zu machen. Katie, Alex, ihr bringt dann die Karten und die Jetons mit?"
"Ja, machen wir", antworte Dr. Brown in Gedanken versunken.
"Na dann, bis heute Abend. Machs gut, Carson", verabschiedete sich Laura und winkte Carson zum Abschied zu, bevor sie den Trainingsraum verließ.
"Katie, ist etwas nicht in Ordnung?", fragte Alexandra und Dr. Brown sprach das aus, was auch Carson beschäftigte.
"Rodney geht es nicht gut. Irgendwas bedrückt ihn."
"Aye, das habe ich auch bemerkt."
"Meinst du, er verheimlicht etwas?", fragte Dr. Reynolds nach, während sie die Schulter von Katie sanft berührte.
"Ich weiß es nicht", antworte Dr. Brown bedrückt.
"Vielleicht sollten Sie ihn fragen. Laden Sie ihn zum Essen ein", schlug Carson vor und Katie schüttelte den Kopf. "Ich schätze, dass es nicht richtig ist. Ich hatte ihn das letzte Mal schon gefragt. Wenn ich ihn jetzt noch einmal einlade, könnte er sich bedrängt fühlen. Wer weiß, vielleicht möchte er gar nichts mit mir zu tun haben."
"Hey, das glaube ich nicht. Versuch es einfach", drängte Alexandra und Katie nickte leicht.
"Ich kenne Rodney, er hat nicht viele Erfahrungen in zwischenmenschlichen Beziehungen. Wenn Sie ihn fragen, wird er das bestimmt nicht negativ aufnehmen", ermutigt Carson Katie weiter und lächelte, als Katies Miene sich erhellte.
"Vielleicht habt ihr Recht. Ich werde ihn bei der nächsten Gelegenheit fragen."

Am nächsten Tag verbrachte Carson seine Zeit damit ein bisschen Schreibarbeit zu erledigen. Die Langeweile trieb ihn fast in den Wahnsinn und er hätte sich über jeden Patienten gefreut, obwohl er eigentlich Niemanden eine Krankheit wünschte.
"Hallo, Carson. Wie ich sehe hast du viel zu tun."
Carson blickte von einer Krankenakte auf und sah seine gewünschte Ablenkung.
"Hallo. Ja, leider gibt es nichts anderes zu tun", entgegnete Carson und bot mit einer Geste Laura einen Stuhl an, auf dem sie auch gleich Platz nahm.
"Störe ich?"
"Nein, ich bin sogar froh, dass du da bist", erklärte er schnell und Lt. Cadman schien sich darüber zu freuen.
"Gut, dann können wir ja über morgen reden. Ich wollte nicht die Details besprechen, als Alex im Raum war."
"Verstehe." Carson lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
"Was hältst du von Rinderrouladen?", fragte Laura sofort. "Ich wollte dich erst einmal fragen, da ich nicht wusste, was du gerne isst, beziehungsweise, was du verträgst."
Carson musste kurz seine Gedanken ordnen. "Hört sich köstlich an. Du brauchst dir keine Sorgen machen. Ich habe keine Allergie und ich mag sehr viel."
"Schön, dann bin ich beruhigt. Hat mich eine Heiden Arbeit gekostet die Zutaten zu organisieren."
Carson runzelte die Stirn. Eigentlich hätte er sich auch mit einem Schnitzel zufrieden gegeben. Er hoffte, dass es Laura klar war, dass sie nicht um ihn kämpfen brauchte, schließlich gab es keine Andere, die ein Auge auf ihn geworfen hatte.

Zu Carsons Bedauern schien der nächste Tag wieder keine Arbeit für ihn bereit zu halten. Ihm war es zwar möglich ein wenig zu forschen und zu katalogisieren, aber genau diese Tätigkeiten gehörten nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.
Deswegen freute er sich umso mehr auf das Date mit Laura, das an diesem Tag stattfinden sollte und Aufregung in ihm wachrief.
Jetzt hieß es aber erst noch sechs Stunden zu arbeiten.
"Carson?"
Dr. Becketts Kopf erhob sich, als er den Ruf vernahm. Schnell stand er auf und trat raus aus seinem Büro, in die Station hinein, in der ihn bereits ein fröhlicher Dr. McKay erwartete.
"Morgen, Rodney. Bitte setzen Sie sich. Ich bin gleich bei Ihnen", bat Carson und deutete auf ein Bett. Anscheinend hatte sich McKays Laune wieder gebessert.
"Ich bin nicht krank, Carson."
Der Arzt sah sein Gegenüber nur verwundert an. Ein Besuch von Dr. Rodney McKay, mit nicht einmal einem winzigen Wehwehchen?
"Darf ich fragen, was ich dann für Sie tun kann?", kam deswegen sofort eine Frage von dem Arzt.
"Ich wollte fragen, ob Sie mit mir heute Abend einen Film angucken wollen. Ich habe einige DVDs und ich dachte mir, da wir uns schon einige Zeit kennen, können wir auch einmal etwas zusammen unternehmen", antwortete Rodney und lächelte nervös.
Dies wunderte Carson sehr. Hatte Rodney ihn da gerade tatsächlich eingeladen? Während seine Gedanken kreisten ging er hinüber zum Labortisch und gab dabei eine Antwort.
"Es tut mir Leid. Heute Abend habe ich keine Zeit, aber wenn Sie morgen Zeit hätten, würde ich Ihr Angebot gerne annehmen."
Nicht sonderlich überrascht stellte Carson fest, dass Rodney ihm lächelnd folgte.
"Oh, ja natürlich. Dann morgen", sagte Rodney und beobachtete den Arzt, bevor er eine Frage stellte. "Wie läuft es mit Ihnen und Lt. Cadman?"
Carson dachte, er wäre im falschen Film. So hatte er Rodney noch nie erlebt. Seit wann wollte der Wissenschaftler so etwas wissen?
"Ich muss sagen, dass es voran geht. Deswegen kann ich mich auch heute Abend nicht mit Ihnen treffen. Laura und ich haben unser erstes Date", antworte Carson wahrheitsgemäß und lächelte.
"Tatsächlich? Da freue ich mich aber für Sie."
Carson nickte leicht und beugte sich hinunter zu einem Schrank, in dem sich Laborgeräte befanden. Während er nach einem Rundkolben und einigen Reagenzgläsern suchte, setzte sich die Unterhaltung fort. "Rodney, haben Sie eigentlich Katie gesehen?"
"Ja, gerade eben, wieso?", stellte der Wissenschaftler eine Gegenfrage.
Carson atmete schwer aus, fand endlich die Geräte, die er gesucht hatte und stand wieder auf. "Ach, nur so. Sie hatte beim Training gefragt, warum Sie so gestresst aussahen."
"Mir geht es schon besser. Ich werde dann gehen. Ich habe im Labor genug zu tun. Dann bis morgen Abend, 20 Uhr?" Rodney drehte sich bereits leicht zur Tür und schien den Raum verlasen zu wollen.
"Aye, 20 Uhr klingt gut", bestätigte Carson, was Rodney lächeln ließ, bevor er die Station verließ.

Am Abend desselben Tages stand Carson vor der Tür von Lauras Quartier und war aufgeregt, wie bei einer seiner früheren Doktorarbeiten. So sehr er sich auch freute, irgendwie hatte er ein beunruhigendes Gefühl. Er hatte nun einmal nicht viel Erfahrung mit Dates. Zwar kam er bei den Frauen gut an, denn sie schätzten seinen Charme und seine Intelligenz, aber irgendwie hatte er nicht viele Beziehungen gehabt, geschweige denn eine langlebige.
"N' Abend, Carson. Komm doch rein", bat Laura, als sich die Tür geöffnet hatte.
"Guten Abend", begrüßte der Arzt die Soldatin und er fand es schade, dass er keine Blumen hatte auftreiben können. Er nahm sich aber vor, für das nächste Date einige zu sammeln, sofern es denn ein nächstes Date gab.
Kurz nachdem Carson eingetreten war, konnte er den Geruch des prachtvollen Gerichtes riechen, dass bereits auf dem Tisch stand.
"Wie war dein Tag?", fragte Laura plötzlich und die Beiden setzten sich an den Tisch.
"Ein wenig eintönig, da wir keine Patienten hatten, aber so konnte ich wenigstens einiges sortieren", antwortete er und sah, wie Laura die Deckel von den Töpfen hob.
"Oh, Laura, das wäre aber nicht nötig gewesen", sprach Carson und seufzte, als er das Essen sah, dass für einen König zubereitet worden schien.
"Wieso nicht? Es ist schließlich ein besonderer Abend, oder etwa nicht?" Laura lächelte und Carson nickte ein wenig.
"Also, dann greif doch zu, bevor es kalt wird."
Die Rouladen waren tatsächlich delikat und zergingen auf der Zunge. Carson war überrascht, was Laura für eine gute Köchin war.
Nach dem Essen wischte sich Carson den Mund mit einer Serviette ab und lächelte Laura zu. "Auch wenn ich es schon einmal gesagt habe, einfach köstlich."
"Danke." Laura lächelte und sah ein wenig beschämt zu Boden. "Aber ich muss zugeben, dass ich ein wenig Hilfe von Katie hatte. Ich wollte erst nach dem Rezept meiner Mutter kochen, aber sie hat dem Essen einen besonderen Schliff verliehen."
Carson lächelte und schüttelte ein wenig den Kopf. "Aber ich bin mir sicher, dass du es auch alleine geschafft hättest."
Weitere Gespräche begannen, die Carson endlich seine Nervosität nahmen.
"…und dann sagte der Typ tatsächlich, Frauen könnten im Militär nichts erreichen. In der nächsten Trainingsstunde habe ich meinen vorgesetzten Offizier gebeten, dass dieser Typ mein Kampfpartner wird."
"Du hast ihn zur Schnecke gemacht?", wollte Carson erfahren und lächelte, als Laura begann fies zu grinsen, aber keine Antwort gab.
"Aye, manche Leute sind ziemlich merkwürdig und spielen sich wie Helden auf. Wenn sie dann aber sehen, dass sie doch nicht die Könige sind, dann fallen sie sehr schnell und sehr tief", meinte Carson, nahm einen Schluck Wein und lehnte sich im Stuhl zurück, damit er gemütlicher saß.
"Das könnte auch zu McKay passen", stellte Laura fest und lachte für einen kleinen Moment. Carson sah sie entsetzt an.
"Was meinst du damit? Rodney ist auf keinen Fall so."
"Ach komm schon, Carson. Ich war in seinem Kopf. Er hält sich für den besten Wissenschaftler auf der Welt. Wenn das nicht verrückt ist und durch seine arrogante Art, wird er am Ende genauso auf der Matte landen, wie der eine erwähnte Soldat", entgegnete Laura und Carson suchte nach Worten.
"Nein, Laura. So schätze ich ihn nicht ein. Vielleicht war er einmal so, aber bedenke, du konntest nicht seine Gedanken wahrnehmen. Wie er wirklich ist, weißt auch du nicht. Ob du es glaubst oder nicht, er ist jemand, den ich als Freund bezeichne", argumentierte Carson und nahm eine andere Position auf dem Stuhl ein, da dieser ein wenig ungemütlich wurde.
"Freund? Habt ihr euch überhaupt schon einmal außerhalb des Beruflichen getroffen?", fragte sie schnell nach.
Carson hielt kurz inne, antwortete aber mit der Wahrheit. "Nein, aber für morgen hat er mich zu einem Filmeabend eingeladen."
In diesem Moment war wohl Laura diejenige, die auf die Matte gefallen war, denn ihr Gesicht spiegelte Unglauben wieder. Mit so einer Antwort hatte sie überhaupt nicht gerechnet.
Eine Stunde später stand Carson an der Tür und war bereit zu gehen. Laura verabschiedete ihn.
"Es war ein schöner Abend. Ich hoffe, wir können es wiederholen."
"Aye, ich auch." Carson lächelte und spürte einen Moment später einen Kuss auf seiner Wange. "Gute Nacht, Laura."
"Gute Nacht."
Carson verließ das Quartier und ihm kam wieder ein Einfall. Hätte er vielleicht etwas mehr wagen sollen? Hätte er Laura küssen sollen? Nein, dazu war er noch nicht bereit. Er kannte Laura nämlich anscheinend doch nicht so gut, wie er gedacht hatte.
Zwanzig Stunden später, mit diesmal nicht so förmlichen Anziehsachen und einem eher stressigen Arbeitstag hinter sich, stand Carson vor Rodneys Tür und klopfte. Er war schon richtig gespannt auf das Quartier, schließlich hatte er von Laura erfahren, dass Rodney eine Menge Diplome und Bilder von sich selbst aufgehängt hatte.
Die Tür öffnete sich und schon sah der Arzt einen lächelnden Rodney vor sich.
"Guten Abend, Carson", begrüßte er ihn.
"Guten Abend. Entschuldigen Sie, dass ich mich verspätet habe. In der Krankenstation ging es drunter und drüber", informierte Carson und trat ein, da Rodney eine einladende Geste machte. Überrascht stellte er fest, dass die Bilder fehlten.
"Kein Problem. Aber vielleicht sollten wir jetzt die höfliche Anrede weg lassen?", schlug der Wissenschaftler vor und Carson war einmal mehr überrascht.
War das tatsächlich noch Rodney, der vor ihm stand? Sollte vielleicht ein DNA Test durchgeführt werden? Sicher war, dass Rodney anders war als sonst. Carson beschwerte sich nicht. Er mochte diese Seite des Wissenschaftlers, weswegen er jetzt lächelte. "Aye, ich glaube, das wäre das Beste."
Sie gingen hinüber zu der Sitzecke und arbeiteten sich durch einen großen Stapel DVDs, bis sie endlich einen passenden Film gefunden hatten. Es war "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs" und Carson war sofort begeistert. Er kannte bereits die beiden ersten Teile und hatte den dritten noch nie gesehen. Erst wollte er sich den Film nur ausleihen, da er wusste, dass Rodney eher der Sci-Fi-Fan war, aber Rodney bot an, ihn sofort zu sehen.
"Ich dachte, du hältst nichts von Hobbits und Zauberern", sprach Carson und sah Rodney an.
"Normalerweise nicht, aber schließlich ist auch Sci-Fi oft nur Fantasie. Ein paar mehr unmögliche Zaubertricks können da nicht schaden", entgegnete Rodney und reichte dem Arzt gleich eine Flasche Bier, die dankend angenommen wurde.
Der Film dauerte erwartungsgemäß lange und es war stockfinster, als er endete.
"Wie sieht es in Schottland aus? Ich habe gehört, es soll dort sehr schön sein", fragte Rodney und lächelte Carson zu.
"Aye, in Schottland ist die Landschaft wunderschön. Viele Flüsse, Seen und Hügel", antworte dieser und dachte an sein Zuhause.
"Klingt ganz nach meiner Heimat." Rodney nahm ein paar Cracker und Carson nickte.
"Es ist schon spät. Schätze, ich werde jetzt gehen", sprach der Arzt schließlich mit einem Blick auf die Uhr.
"Natürlich, es hat Spaß gemacht."
"Ja, das hat es. Wir sehen uns dann morgen bei der Besprechung", meinte Carson, als ihm die nächste Außenmission einfiel und stand von dem Sofa auf.
Kurz schien Rodney zu überlegen, worum es eigentlich ging, doch schließlich stellte er eine Frage, als sie zur Tür gingen.
"Bist du auch dabei?"
"Aye, ich soll die Heilwirkung einiger Pflanzen untersuchen. Laura und Katie kommen übrigens auch mit. Da fällt mir ein, wie läuft es mit Katie?" Jetzt war der Zeitpunkt, wo Carson erfahren konnte, was Rodney von ihr hielt. Er hoffte für Katie, dass er Interesse an ihr hatte.
"Wir treffen uns nicht mehr. Es lief alles nicht so, wie es sollte." Carson wäre beinahe vor Schock der Atem gestockt. Das war also der Grund, warum er und Laura Katie seit zwei Tagen nicht gesehen hatten. Sicherlich war sie sehr deprimiert. "Und wie ergeht es dir und Laura?"
Carson war verwirrt. Rodney schien dieses Thema kaum etwas aus zu machen. Er hielt es für das Beste, das Gespräch weiter zu führen.
"Meine Meinung über sie hat sich nicht geändert. Sie ist wirklich bezaubernd. Gestern haben wir die ganze Zeit über uns geredet. Ein gelungenes Date, anders kann man es nicht nennen."
Carson nahm plötzlich eine Regung in Rodneys Gesicht war und er konnte sie keinem Gefühl zuordnen. Was war nur mit Rodney los?
"Guten Nacht, Rodney. Bis morgen dann."
"Ja, Carson. Gute Nacht."
Carson trat mit einem Lächeln auf den kalten Flur und schüttelte leicht den Kopf, als die Tür sich geschlossen hatte. Er machte sich auf den Weg zu seinem Quartier, in der Hoffnung, dass er nach einem erholsamen Schlaf diesen merkwürdigen Abend besser analysieren konnte.

"Sie bleiben hier, Alexandra?", fragte Carson und Dr. Reynolds nickte zur Bestätigung.
"Ja, ich war schon auf einigen Außenmissionen und Dr. Weir hat mich gebeten, hier nach dem Rechten zu sehen, während Sie weg sind. Da fällt mir ein, sollten Sie nicht in diesem Moment in der Besprechung sein, Carson?"
Carson verzog das Gesicht und betrachtete seine Armbanduhr. "Nein, es ist erst 8 Uhr… Moment mal…" Carson schüttelte leicht den Kopf. Die Zeiger seiner Uhr bewegten sich nicht. "Meine Uhr funktioniert nicht mehr. Ich glaube, jetzt muss ich mich beeilen."
"Das sollten Sie", bestätigte Alex und schon hob Carson eine Hand zum Abschied.
Mit schnellen Schritten ging er hinaus aus der Krankenstation und der Zusammenstoß, der augenblicklich folgte, zeigte ihm, dass er doch hätte langsamer gehen sollen.
"Au!"
"Entschuldigen Sie, hab ich Sie verletzt?", fragte Carson und half dem Mann wieder auf die Beine, der von ihm umgerempelt worden war. Er erkannte ihn sofort. Es war dieser merkwürdige Typ, Dr. Farnham, der die beste Leistung in der ersten Trainingsstunde mit der P-90 hingelegt hatte.
"Nein, es geht schon, Dr. Beckett", antwortete Daniel und lächelte krampfhaft, während er die Rückseite seiner Hand rieb, die etwas schmerzte.
"Zeigen Sie her, tut das weh?" Ohne groß zu warten ergriff Carson die Hand seines Gegenübers und tastete nach Verletzungen.
"Nein, es geht. Vielen Dank, dass Sie sich Sorgen machen", bedankte sich Dr. Farnham und entriss dem Arzt seine Hand.
"Doktor, die Mission fängt bald an. Würden Sie sich bitte beeilen", rief ein Mann und Daniel und Carson sahen den Gang hinunter. Ein Lieutenant stand vor einer Biegung und schien auf Dr. Farnham zu warten.
"Ja, Lieutenant. Ich komme sofort", antwortete Daniel, bevor er sich zu Dr. Beckett drehte. "Ich muss los. Machen Sie sich keine Gedanken. Zu so einem Zusammenstoß gehören ja auch immer zwei, nicht wahr? Also dann, schön Sie kennen gelernt zu haben, Carson." Mit diesen Worten wandte sich Daniel ab und lief zu dem Lieutenant, um sich zusammen mit ihm auf den Weg zu machen.
Carson war verwirrt. Hatte gerade dieser Wissenschaftler ihm beim Namen genannt? Sie hatten doch noch nie Kontakt zueinander.
Er beließ es dabei und ging weiter den Gang hinunter, um hoffentlich noch rechtzeitig den Kontrollraum für die Besprechung zu erreichen.
In der anderen Richtung des Ganges gingen derweil Dr. Farnham und Lieutenant Baldwin.
"Nicht schlecht der Typ, nicht wahr?", scherzte Markus Baldwin und Daniel musste grinsen.
"Du hast Recht. Nur ist er wahrscheinlich hetero. Im Gespräch konnte ich leider nichts Anderes feststellen. Es war dafür zu kurz."
"Echt? Schlecht für Rodney. Mach dir keine Vorwürfe, Liebling, nicht immer kann man es sofort sehen", meinte Markus und seufzte.
"Du hast Recht. Alles ist möglich, aber trotzdem… Ich habe es mir zwar sehr für Rodney gewünscht, aber Dr. Beckett wird wohl nie die gleichen Gefühle haben, wie er sie für ihn hat."

"Da sind Sie ja endlich, Carson. Wir haben schon auf Sie gewartet", begrüßte Elizabeth den Arzt mit einem etwas scharfen Ton.
"Aye, es tut mir Leid. Meine Uhr scheint den Geist aufgegeben zu haben", entschuldigte sich Carson und setzte sich schnell auf einen freien Stuhl. John, Teyla, Ronon und Rodney waren ebenfalls im Besprechungsraum anwesend.
"Dann fangen wir schnell an. Sie werden heute den Neuankömmlingen den Alltag der SG-Teams zeigen. Zwar ist das eine wissenschaftliche Mission, aber der Planet ist ungefährlich und deswegen denke ich, dass Sie vielleicht nach den Analysen durchaus den Tag auf dem Planeten verbringen könnten.
Vorausgesetzt, es ist gewünscht."
Nach diesen Worten von Elizabeth schien die Konzentration von Carson zu sinken. Seine Gedanken kreisten wieder über dem merkwürdigen Vorfall mit Dr. Farnham. Nach einer Weile sah er zu Rodney hinüber. Auch er wirkte sehr abwesend und selbst als Carson ihm zu lächelte reagierte er kaum.
Rodney sah nur kurz zu ihm herüber, was zeigte, dass er das Lächeln bemerkt hatte und mied dann wieder die Blicke von Carson, was diesen sehr verwunderte.
"Carson?"
Dr. Beckett schreckte auf und sah zu Dr. Weir, die ihn mit einem Stirnrunzeln musterte.
"Bitte entschuldigen Sie."
Elizabeth nickte und schüttelte dann ein wenig den Kopf. "Nun, Sie wissen, was ihre Instruktionen sind. Dann wünsche ich viel Erfolg."
Die Besprechung war beendet und jeder verließ zügig den Raum. Jetzt konnte Carson auch sehen, wer alles an der Mission teilnahm. Die meisten Personen waren Unbekannte für ihn, aber Laura, Katie und Radek waren es nicht, genauso wie es Dr. Farnham und dieser merkwürdige Lieutenant nicht waren.
Carson schloss sich schnell der kleinen Gruppe um Dr. Zelenka, Lt. Cadman und Dr. Brown an und ging zusammen mit ihnen durch das Tor.

Auf dem Weg zu der Höhle, wo die Pflanzen vermutet wurden, beobachtete Carson aufmerksam die anderen Mitglieder der Mission. John, Teyla und Ronon, die nur kurz vor Carsons Gruppe gingen, musterten aufmerksam, wie er selbst, den etwas Abseits gehenden Rodney. Dieser war nämlich mit Dr. Farnham und dem Lieutenant von vorhin unterwegs. Die drei Männer lachten laut und Carson freute sich für Rodney, dass er neue Freunde gefunden hatte. Es waren zwar merkwürdige Personen, aber vielleicht sah auch nur er das so.
"Diese Waffen sind schwer", brachte Katie die Wörter erschöpft hervor, was Carson, Radek und Laura dazu bewegte, sie anzusehen. Anscheinend war das Gewicht einer P-90 doch nicht für jedermann geeignet, was der aktuelle Zustand einiger anderer Ärzte und Wissenschaftler auch bekräftigte.
"Seht euch McKay an", versuchte Laura plötzlich die Anderen auf Rodney aufmerksam zu machen.
"Ist das nicht dieser Dr. Farnham? Und wer ist dieser Soldat?", konnte Carson endlich nachfragen. Vielleicht wusste jemand, warum Rodney sich mit den beiden Personen so gut verstand.
"Ja, das ist Dr. Daniel Farnham. Den Soldaten kenne ich auch nicht", antwortete Radek prompt.
"Ich kenne ihn. Er heißt Lt. Markus Baldwin und ist ein sehr aufgeweckter Kerl. Aus ihm kann einmal etwas werden", ergänzte Laura, um anschließend selbst eine Frage zu stellen. "Was mich nur wundert, ist, warum verstehen sie sich so gut? Und seit wann redet Rodney öfters mit Soldaten?"
Also waren sie wieder am Start angelangt, was das merkwürdige Verhalten des Wissenschaftlers anging. Carson wurmte es sehr, dass er keine Antwort in die Finger bekam.
"Ist auch egal. Konzentrieren wir uns lieber auf etwas Anderes." Dr. Zelenka, Lt. Cadman und Dr. Beckett sahen sofort zu Katie, da ihre Stimme sehr aggressiv geklungen hatte.
"Katie, was ist los?", fragte Laura besorgt und Carson hätte sie liebend gern davon abgehalten, wenn er es vorhergesehen hätte. "Nichts, nichts", antwortete Katie schnell.
Carson sah nun von Dr. Brown zu Laura, deren Stirn sich in Falten legte.
"Rodney und Katie treffen sich nicht mehr. Kann sein, dass sie sauer auf ihn ist", erklärte Carson mit gesenkter Stimme, nachdem er sich zu Cadman herüber gebeugt hatte.
Laura nickte zur Bestätigung und so legte die Gruppe den Rest des Weges stumm zurück.

Dank Carsons kaputter Uhr, wusste er nicht genau, wie lange er schon die Extrakte der dornigen Pflanzen untersuchte. Nach einer Weile löste ihn endlich jemand ab und so konnte er ein paar Meter in die Höhle gehen, um Katie zu sehen, die vor einer Pflanze hockte und deren Pollen einsammelte.
"Ist alles in Ordnung?", fragte er nach und Katie seufzte.
"Ja, es ist nur nicht sonderlich interessant. Die Dornen sind wahrscheinlich giftig, der Rest nicht. Die Pflanze kommt mit wenig Wasser und Sonne aus und man kann sie sicherlich leicht nachzüchten", antwortete sie ohne aufzublicken oder aufzustehen.
"Das meinte ich nicht", erwiderte Carson, was Katie erneut zum seufzen bewegte.
"Ja, Carson, mir geht es gut, wirklich. Ich komme damit zurecht, dass er nichts mit mir zu tun haben will." Katies Hand zitterte und sie ließ aus Versehen die Phiole mit den Pollen fallen. Das Gläschen schlug auf, zersprang und der Inhalt verteilte sich auf dem dreckigen Boden.
"Ach verdammt!", schrie Katie und packte mit ihren behandschuhten Händen die Pflanze vor sich und riss sie raus. Mit einem kleinen Wurf landete sie ein paar Meter weiter auf dem Boden.
Sofort sahen alle Wissenschaftler zu ihr und wunderten sich, was geschehen war. Ein paar Tränen rollten an den Wangen von Katie herunter, was Carson wahrnahm und ihn dazu bewegte, sich niederzuknien. Er nahm Katie in seine Arme und versperrte so den Blick der anderen Personen.
"Das ist unfair. Er hat noch nicht einmal einen Grund genannt", informierte Dr. Brown und sah zu Carson.
"Das tut mir Leid. Ich hatte auch ein Gespräch mit ihm, nur da hat er mir auch nichts erzählt. Ich weiß, dass es schwer ist, aber vielleicht können Sie ihn irgendwann fragen."
Katie nickte, während immer noch der Zorn in ihr brodelte. "Ich hasse ihn."
Carson schloss kurz die Augen. "Rodney, was hast du nur angestellt", dachte er und half dann Katie beim aufstehen. Zusammen gingen sie nach draußen, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Kaum schien die Sonne wieder auf ihre Gesichter, hörten sie auch schon Rodneys wütende Schreie, die herüber hallten. "… warum versuchst du dich eigentlich immer, in mein Leben einzumischen? Kannst du nicht einfach wieder zur Erde fliegen?"
Diesmal waren es die Soldaten, Wissenschaftler und Ärzte, die draußen standen und sich zu der Person drehten. Carson konnte gerade noch von weitem erkennen, wie Rodney von der Gruppe weglief und kurze Zeit später Dr. Farnham die Verfolgung aufnahm.
Carson und Katie fanden dies mehr als merkwürdig und gingen schnell zu Laura, Radek und Lt. Baldwin herüber, die zusammen bei einem großen Felsen standen.
"Was ist vorgefallen?", fragte Carson sofort nach.
"McKay hat mich angeschrieen", antworte Laura und ihr Gesicht schien vor Schock wie eingefroren.
"Wieso?", fragte Katie fast mit einem triumphierenden Lächeln, da sie nun den Beweis hatte, dass Rodney durchgeknallt war.
"Ich weiß nicht. Er hat mich zuvor nur die ganze Zeit angestarrt."
Alle sahen sich verwirrt an und bemerkten, dass Markus Baldwin sich den Nacken rieb und dann zufällig in diesem Moment die Gruppe verließ, um einer Wissenschaftlerin beim Tragen eines schweren Gerätes zu helfen.

"Teyla, was ist mit Ihnen?", wollte John Sheppard erfahren und ließ seinen Blick sofort danach wieder über die Wiese gleiten, über die auch McKay geflüchtet war.
"Ich denke, wir sollten verschwinden", antwortete die Angesprochene augenblicklich.
"Wieso?", ertönte Ronons Stimme, der sich gegen einen Baum gelehnt hatte.
"Ich spüre die Wraith."
Das reichte, um den Colonel sofort in Alarmbereitschaft zu versetzten. Schnell lief er auf die Höhle zu, da er die anderen Anwesenden warnen musste.

"Wir müssen herausfinden, was ihm fehlt", meinte Radek und erntete von allen bis auf Katie ein Nicken. Die sah jetzt über die Wiese und ihr Gesicht zeigte keine Gefühlsregung.
Carson wusste nicht mehr, zu wem er stehen sollte. Erst hat er Rodney verteidigt und gesagt, dass er in Wirklichkeit ganz nett war und jetzt schrie der Wissenschaftler einfach ohne Grund Laura an.
"So, Ladies and Gentlemen. Zeit zu gehen. Wir haben den Verdacht, dass einige Wraith auf dem Planeten sind. Also Abmarsch! Lassen Sie alles stehen und liegen!"
Carson wurde sofort aus den Gedanken gerissen, als er die Worte von John wahrgenommen hatte. Tatsächlich war die Warnung begründet, denn plötzlich ertönte das Summen von Wraith Darts.
Panik brach aus und jeder machte sich auf zum Stargate. Das Summen der Darts wurde immer lauter und nur einen Moment später erhellte eine Explosion die Szenerie. Carson sah auf und entdeckte die feindlichen Jäger, die ein Wendemanöver ausführten.
John, Ronon und Teyla schossen auf sie und bildeten den Abschluss der Flüchtlinge.
Carson, Laura, Katie, Radek und Lt. Baldwin liefen nur kurz vor ihnen.
Das Adrenalin wurde durch ihre Adern gepumpt und trieb sie immer mehr voran. In der Ferne konnte Carson schon das Stargate erblicken und überraschenderweise auch Dr. Daniel Farnham und Rodney, die geschockt zu der rennenden Menschenmasse blickten, dann aber auch los liefen, in Richtung Gate.
Eigentlich war der Weg zum Tor nicht mehr weit, aber unter diesen Umständen wäre selbst ein einziger Meter für Carson zu weit gewesen.
Endlich konnte Dr. McKay das Tor anwählen und die ersten Mitglieder der Expedition sprangen hindurch.
In Carson keimte Hoffnung auf, aber er hätte sich doch nicht zu früh freuen sollen, denn eine Explosion erfolgte und wirbelte Dreck durch die Luft. Er stolperte und fiel zu Boden, aber sofort ergriffen ihn Lauras Hände und zogen ihn auf die Beine.
Jetzt hatten sie es fast geschafft. Doch überrascht stellte Carson fest, wie Dr. Farnham und Dr. McKay plötzlich an ihm vorbei liefen. Wegen seiner Angst beachtete er diesen Umstand aber nicht weiter und war etwas später am Gate angelangt.
"Dr. Beckett! Notfall!", hörte er auf einmal die Stimme von Teyla, weswegen er sofort stoppte und sich umsah. Carson sah sofort den verletzten Lt. Baldwin und stürmte los. Es war seine Pflicht zu helfen, auch wenn es in so einer gefährlichen Situation war. Hinter sich vernahm Carson die Schritte einer zweiten Person und er war sich sicher, dass es Laura war.
Unter weiteren Lauten von Schüssen erreichte Carson schließlich die Gruppe aus Dr. Farnham, Rodney und dem bewusstlosen Lt. Baldwin.
"Lasst mich sehen", bat Carson sofort und bemerkte, wie Rodney den weinenden Daniel von dem Lieutenant wegzog. Dr. Beckett begann mit den Untersuchungen, ohne sich von Rodneys und Lauras Schüssen ablenken zu lassen. Der Puls des Mannes war schwach und auch die Atmung machte dem Arzt Sorgen.
"Er muss nach Atlantis!", rief Carson und sah, wie Ronon herbeilief, um zusammen mit Rodney den, wie es schien, leblosen Körper von Markus auf die Beine zu stellen und den Versuch zu unternehmen, ihn zum Gate zu schleifen. Die Atlanter machten sich sofort auf den Weg und in letzter Sekunde, vor einem weiteren Einschlag der Geschosse, konnten die Menschen flüchten.

"Ich erhöhe."
"Ich gehe mit."
Es war sehr dunkel im Raum und die sechs Frauen hatten es tatsächlich geschafft, die Atmosphäre eines Pokerabends perfekt einzufangen. Es fehlte nur Zigarettenrauch, aber damit konnte die Gruppe nicht dienen.
Es war der Tag nach der Mission und dieser Abend war daher eine gewünschte Ablenkung.
"Ich passe", erklärte eine Xenobiologin und warf ihr Blatt frustriert auf den Tisch.
"Ich möchte sehen", bat Laura und zeigte glücklich ihr Full Hause.
"Das war's wohl", meinte Dr. Reynolds und zeigte ihre verkümmerten drei Zehnen.
Die zwei Astrophysikerinnen zeigten ebenfalls ihre sogar noch schlechteren Blätter. Nur Katie hatte etwas Besseres vorzuweisen und zwar ein Straight Flush.
Die Botanikerin lächelte nicht, sondern griff in Gedanken versunken nach dem Pott mit Jetons, der in der Mitte des Tisches lag.
"Glückwunsch Katie. Das ist aber…", begann Alexandra, hielt aber inne, da Dr. Brown keine Reaktion zeigte.
"Katie?", fragte eine Physikerin besorgt nach.
Dr. Brown schreckte auf und blickte in die Runde. "Es tut mir Leid. Ich bin leider keine gute Gesellschaft. Vielleicht sollte ich lieber gehen."
"Nein, du bleibst schön hier und redest mit uns", meinte Laura und ihre Stimme klang mitfühlend, aber auch beherrschend.
"Also, was ist los?", fragte Dr. Reynolds und begann schon wieder die Karten zu mischen.
"Ist es wegen Rodney?", ergänzte Lt. Cadman und spielte mit ihren Jetons.
"Ja. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich meine,… er will mit mir nichts mehr zu tun haben, er hat Schluss gemacht und das sollte es gewesen sein, aber irgendwie habe ich das Gefühl, als bräuchte ich eine Bestätigung für das Ganze."
Laura seufzte und lehnte sich nach vorne, sodass sie sich mit ihren Ellenbogen auf den Tisch abstützen konnte. "Katie, könnte es vielleicht sein, dass Rodney schwul ist?"
Jeder im Raum war geschockt wegen Lauras Worten und Katie kamen sofort die Worte von Rodney in den Sinn, als er mit ihr gesprochen hatte.
"Katie, du weißt doch genauso wie ich, dass ich dich nicht geküsst habe. Das war Lt. Cadman. Außerdem bin ich nicht mehr der, für den du mich hältst."
"Was soll das heißen? Das ist verrückt", sprach Alexandra zu Laura, die nur entschuldigend ihre Hände hob.
"Nein, sie könnte Recht haben, Alex", verteidigte Katie Laura mit leiser Stimme.
Dr. Reynolds nickte und lehnte sich im Stuhl zurück. "Woher habt ihr die Informationen?"
"Auf dem Planeten war er mit zwei Typen zusammen. Du solltest sie kennen. Dr. Farnham und Lt. Baldwin", erklärte Laura ruhig.
Jetzt schien Alexandra zu begreifen, warum Dr. Farnham sich die ganze Zeit in der Krankenstation aufhielt und Lt. Cadman fuhr fort. "Sie haben sich gut verstanden und als Baldwin getroffen wurde, na ja, da habe ich gesehen, dass Farnham um ihn geweint und ihn Liebling genannt hat."
"Mhh, keine Chance, dass sie nur alle gute Freunde sind?", fragte die Xenobiologin.
"Nein, Rachel. Denn jetzt ergibt alles einen Sinn. Seitdem Lt. Baldwin ins Koma gefallen ist, sitzt Farnham ständig an dessen Bett. Er hat sogar gestern in der Station übernachten wollen. Irgendwie tut er mir auch Leid. Carson und ich waren machtlos, als der Lieutenant eingetroffen ist", informierte Alex und jetzt sahen wieder alle zu Katie, die immer noch sehr deprimiert schien.
"Dann ist es vielleicht also wahr", murmelte sie und trotzdem fühlte sie sich nicht besser.

Am Morgen des nächsten Tages und Tag Nummer zwei nach der Mission, war Carson der erste Arzt in der Station. Nicht wirklich verwundert bemerkte er Daniel Farnham am Bett von Lt. Baldwin. Zunächst wollte er hinübergehen und ein Gespräch beginnen, ließ es dann aber sein, da Farnham sicherlich Ruhe brauchte. Deswegen machte sich der Arzt auf zu seinem Büro und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
Einige Zeit später hörte er ein leichtes Klopfen, was ihn dazu bewegte auf zu sehen. In der Tür stand Laura und dicht hinter ihr Alexandra.
"Guten Morgen. Carson, könnten wir herein kommen?", fragte die Soldatin und lächelte.
"Aye, was kann ich für euch tun?" Carson wusste, dass er nicht immer wie ein Arzt klingen sollte, aber es war Gewohnheit geworden.
"Nun, wir wollen über unseren jüngsten Patienten sprechen, Carson", erklärte Alexandra und setzte sich wie Laura auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch.
"Hast du gemerkt, dass sie…", begann Laura und suchte nach Worten. Carson schien zu begreifen und nickte.
"Aye, sie sind wahrscheinlich ein Paar, ich weiß. War das dann alles?"
Laura schüttelte den Kopf. "Nein. Carson, wie denkst du über Rodney?"
Der Arzt schloss die Augen und atmete einmal tief ein und aus. "Glaubt mir, ich habe mir darüber auch schon Gedanken gemacht."
"Also halten Sie es auch für möglich?", fragte Dr. Reynolds schnell nach, denn auch sie wollte es für Katie herausfinden.
"Ich weiß nicht, was ich glauben soll, schließlich schwärmt er doch ständig von Colonel Carter", antwortete Carson. "Ehrlich, ich weiß es nicht."
Die Frauen nickten und Carson versuchte die Informationen, die er von Rodney hatte, in seinem Kopf noch einmal zu verarbeiten. Immer und immer wieder.
"Wenn er es ist, dann bekommt er für Katie von mir einen Tritt, der sich gewaschen hat. Wie kann man sich nur mit jemandem treffen, mit dem man nie mehr als nur Freundschaft empfinden kann. Ich finde das abstoßend von ihm", entfuhr es Laura wütend und die Anderen sahen sie an.
"Wir sollten ihn nicht verurteilen für das, was er womöglich ist", meinte Dr. Reynolds und Carson nickte.
"Aye, vielleicht steckt er in einem Zwiespalt und…" Carson verstummte und sah zur Tür, weswegen sich auch die Frauen umdrehten. Dr. Farnham stand auf der Schwelle und blickte in das Büro hinein.
"Entschuldigen Sie. Ich wollte nur Bescheid geben, dass der Infusionsbeutel gleich leer ist."
"Ich danke Ihnen. Ich bin gleich da", bestätigte Carson und schon war Dr. Farnham wieder verschwunden. Die Frauen seufzten und Carson schloss die Augen.
Er wusste genau, dass das Bild, das Daniel jetzt von ihnen erhalten hatte nicht gerade positiv war, denn ihre Blicke zu dem Wissenschaftler waren sehr misstrauisch und somit verletzend gewesen.

Die Wochen verstrichen, doch die Gerüchte und schon fast beleidigende Gespräche über Rodney, Markus und Daniel wollten einfach nicht vergehen. Rodney erwähnte Colonel Samantha Carter jetzt öfter denn je und das schürte das Feuer in Wirklichkeit noch mehr.
An einem Abend war Carson auf dem Weg zur Krankenstation. Er hatte gerade gegessen und noch ein paar Stunden Bereitschaft vor sich. Als er fast angekommen war, konnte er schon Rodney sehen, der in der Tür zur Station stand. Carson wusste nicht, ob er lächeln oder seufzen sollte und so trat er nur stumm an ihn heran.
"So spät noch wach?", fragte er und Rodney drehte sich vor Schreck ruckartig um, was Carson lächeln ließ.
"Ja, ja. Ich wollte nach den Beiden sehen", antwortete Rodney wahrheitsgemäß und sah sehr müde aus.
Tatsächlich schien Rodney genauso deprimiert wie Farnham. Carson wollte etwas dagegen unternehmen, allerdings konnte er das nur, wenn er wusste, wie Rodneys Gefühlsleben aussah. "Eure Freundschaft scheint ziemlich eng zu sein, wenn du meist genauso lange hier bist, wie Dr. Farnham."
"Weißt du, Carson, sie sind richtige Freunde und deswegen ist das selbstverständlich", entgegnete Rodney sofort und sah wieder kurz zu dem Bett von Markus Baldwin.
Und wieder eine Aussage, die erahnen ließ, dass Rodney doch nicht homosexuell war. Aber sicher konnte sich Carson immer noch nicht sein. "Das stimmt. Dr. Farnham trauert sehr um seinen Freund. Er scheint ihn wirklich zu lieben."
Rodney nickte und sah wieder zu den Männern herüber. "Ja, das tut er."
Der Zeitpunkt war gekommen - jetzt oder nie. Carson hoffte, dass Rodney es nicht falsch aufnahm. "Mich wundert es ein wenig, dass du mit einem homosexuellen Pärchen deine Zeit verbringst."
Rodney grinste leicht. "Ist es denn wichtig, welche sexuelle Orientierung deine Freunde haben? Am Ende zählt doch nur die Freundschaft an sich."
Carson nickte und sah jetzt auch wieder zu den Männern. Innerlich war er dankbar für die Offenheit von Rodney. Carson war sich jetzt sicher, dass es wirklich nur Gerüchte und falsche Vorstellungen anderer waren, was die Neigungen von Rodney anging.
"Du hast Recht… Vielleicht sollten wir jetzt schlafen gehen. Ich werde Dr. Farnham wieder einmal ein Bett hier in der Krankenstation anbieten."
"Das wird das Beste sein. Gute Nacht, Carson."
"Gute Nacht."
Daraufhin verließ Rodney die Krankenstation und ließ Dr. Beckett zurück, der nun seufzend in die Station eintrat und zu Farnham ging. Bald würde dieses Bild nicht mehr die Krankenstation prägen, denn morgen würde die Daedalus zusammen mit Markus und Daniel Atlantis verlassen. Dr. Weir hatte Daniel nach langen Diskussionen dazu geraten, da man auf der Erde Markus besser versorgen konnte. Warum er nicht sofort zugestimmt hatte, wusste keiner so genau, denn eigentlich hatte er neben Markus nicht viel, was ihn hier in Atlantis hielt.
"Sie sollten schlafen, Doktor", riet Carson und Daniel schüttelte den Kopf.
"Nein, das kann ich nicht, nicht jetzt." Daniels Augen waren gerötet von den vielen Tränen, die er vergossen hatte.
"Es wird morgen ein langer Tag. Ich bitte Sie. Sie können auch wieder hier bei ihm schlafen", flehte Carson und Daniel drückte die Hand von Markus.
"Das werde ich. Aber zunächst habe ich noch etwas zu erledigen." Daniel stand auf und jetzt erkannte Carson, dass er einen Briefumschlag in den Händen hielt.
"Für wen ist der?", fragte Carson nach und zeigte auf den Brief.
"Für einen Freund…" Daniel hielt inne und sah aus einem Fenster, hinter dem man nur die Dunkelheit der Nacht erkennen konnte. "Wissen Sie, Dr. Beckett, ich weiß, was Sie und all die Anderen über uns denken. Ich kann Sie verstehen. Vielleicht würde ich den Vorurteilen auch Glauben schenken, wenn ich an Ihrer Stelle wäre. Ich meine damit, dass sie sich keine Sorgen machen brauchen, nur habe ich eine Bitte an Sie. Lassen Sie Rodney in Ruhe. Ich weiß, dass Sie womöglich nicht die Gerüchte schüren, aber helfen Sie ihm, indem Sie zu ihm stehen… und das nächste Mal, wenn Sie hinter jemandes Rücken sprechen wollen, dann stellen Sie sicher, dass die Türen geschlossen sind."
Carson sah bestürzt zu Boden und nickte. Daniel hatte den Vorfall von vor 19 Tagen also nicht vergessen, als Carson, Laura und Alexandra in seinem Büro über die Beiden und Rodney gesprochen hatten.
Daniel machte sich mit energischen Schritten und leicht erzürntem Gesicht auf zur Tür der Station.
"Warten Sie!", rief Carson plötzlich und Daniel blieb stehen, hielt es aber nicht für angebracht sich umzudrehen.
"Es tut mir Leid, wenn wir nicht immer höflich zu Ihnen waren. Sie verdienen natürlich den gleichen Respekt, wie jeder andere Mensch auch und deswegen muss ich mich entschuldigen. Ich weiß, dass dieser Vorfall sicherlich verletzend war und dass die Gerüchte auch Sie schwer getroffen haben. Ich kann nicht für alle Mitglieder der Expedition sprechen…"
"Ich sagte, Sie sollen sich keine Sorgen machen", unterbrach Daniel den Arzt, drehte sich aber immer noch nicht um. "Sie haben sich meist tolerant verhalten, auch wenn Sie das Wort Homosexualität aus Scham wie viele andere nicht über die Lippen bekamen, was auch sehr verletzend sein kann. Aber alles in allem werfe ich Ihnen nicht so viel vor, wie anderen Mitgliedern der Expedition. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden." Mit diesen Worten setzte Daniel seinen Weg fort und verließ die Station.
Carson sah ihn nur noch ein einziges Mal vor dem Abflug der Daedalus und zwar schlafend in einem Krankenhausbett, als er zwei Stunden später aus seinem Büro trat, um nach den Werten von Lt. Baldwin zu sehen und um anschließend von einem anderen Arzt abgelöst zu werden, damit er Feierabend machen konnte.

Als Carson am frühen Morgen erwachte, blickte er sofort zu seinem Wecker. Mit ein wenig Erleichterung musste er feststellen, das Dr. Farnham und Lt. Baldwin schon auf dem Weg zur Erde sein mussten.
Um seinen Kreislauf nicht zu überfordern stand Carson langsam auf und zog sich an. Er spielte mit dem Gedanken, das Frühstück ausfallen zu lassen, doch er hatte nicht mit Laura gerechnet. Diese klopfte nämlich jetzt an die Tür seines Quartiers.
"Carson, bist du da?", fragte sie und man konnte ihre gute Laune heraus hören.
"Ja, ich komme gleich."
Carson beeilte sich und wenig später öffnete er die Tür.
"Hi, Carson, wollen wir frühstücken?"
Mit dem Wissen, dass er nicht viel herunter bekommen würde, stimmte er diesem Vorschlag zu.
Die Kantine war um diese Uhrzeit erwartungsgemäß leer und Carson störte dies wenig.
"Guten Morgen, Radek. Katie", begrüßte der Arzt die einzigen zwei anderen Personen, die in einer Ecke saßen und sie lächelten ihm und Laura zu.
Dr. Beckett und Lt. Cadman setzten sich in die Mitte des Raumes und Laura fragte, was er gern essen würde.
"Ein Müsli würde mir reichen", antwortete Carson.
"Hört sich gut an. Ich habe auch nicht soviel Hunger." Laura erhob sich, um das Müsli zu holen und wenig später aßen sie ihr Frühstück.
"Schmeckt irgendwie wie Haferbrei", meinte Laura und Carson nickte mit einem Lächeln. Es war wirklich nicht gerade köstlich.
"Wie geht es Katie?", fragte der Arzt nach und senkte dabei die Stimme. Laura sah zu Dr. Brown herüber, bevor sie antwortete.
"Schon besser, allerdings würde ich sie nicht mit Rodney in einem Raum alleine lassen."
Der Arzt nickte verständnisvoll und beendete sein Frühstück.
"Ich habe dir doch von diesem einen Buch erzählt, das über den Mythos ‚Herr der Ringe' handelt, oder?", fragte Laura nach und Carson nickte.
"Aye, das würde mich sehr interessieren."
Laura lächelte und kramte in einer ihrer Taschen. Wenig später hielt sie ein Taschenbuch in der Hand. "Frisch eingetroffen, von meinen Eltern auf der Erde. Viel Spaß damit."
Carson bedankte sich vielmals und nahm das Buch entgegen. Sofort begann er das erste Kapitel zu lesen.
"Ich werde mir noch etwas Müsli holen. Willst du auch etwas, Carson?", fragte Laura und Carson lehnte sofort ab. "Nein danke, Laura. Ich bin satt."
Sie nickte, stand auf und verschwand schließlich erneut in der Küche.
Carson las in der Zwischenzeit immer noch gebannt in dem Buch und bemerkte nicht die Person, die die Kantine betrat und ihn ansah.
Radek und Katie taten dies aber und blickten sich verwirrt an, als die Person die Kantine wieder verließ.
"Was sollte das?", fragte Radek leise Katie und sie schüttelte den Kopf.
"Ich weiß es nicht. Rodneys Blicke waren gerade sehr verträumt."
"Meinst du, die Gerüchte sind wahr?" Radek nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen.
"Ich weiß es nicht. Eigentlich sollte es mir egal sein, aber langsam wünsche ich es mir, damit ich aufhören kann mir Vorwürfe zu machen oder ihn ständig zu beschuldigen. Dieser Zwiespalt bringt mich um", erklärte Katie und Radek nickte.
"Vielleicht ist er in Carson…verliebt", spekulierte Radek was Katie schwer schlucken ließ.
"Er und Carson. Merkwürdige Vorstellung", erwähnte sie und sah nun zu Radek, der ihren Blick erwiderte.
"Nein, nicht wirklich", antwortete dieser und lächelte, was Katie jetzt auch seit langem wieder etwas fröhlicher stimmte.
"Stimmt, so abwegig ist es wirklich nicht."

"Was sollen wir jetzt tun?", fragte Radek nach dem Frühstück und sie blieben vor der Tür zu dem Labor der Astrophysiker stehen.
"Ich habe keine Ahnung. Rodney würde nie zugeben, wenn er etwas für Carson empfinden würde", erklärte Katie und sah auf ihre Füße.
"Was ist, wenn wir zusammen mit den Beiden essen und dann Rodney beobachten?", stellte Dr. Zelenka gleich noch eine Frage.
Katie schüttelte den Kopf. "Nein, aber ich hätte eine bessere Idee. Wir treffen uns später in der Küche. Sagen wir 18 Uhr. Ich muss einige Besorgungen machen und dann erzähle ich dir von meinem Plan."
Mit diesen Worten begann Katie den Gang hinunter zu joggen. Sie musste sich beeilen, um alles vorzubereiten. Innerlich wusste Katie, dass sie Rodney vergeben hatte, denn die Zeichen für Rodneys Gefühle waren zu deutlich und deswegen konnte sie ihm nicht mehr böse sein. Es würde vielleicht noch ein wenig schmerzen ihn ab und an zu sehen, aber sicherlich würde auch das vergehen.

Carson verbrachte den Nachmittag damit, in Lauras Buch zu lesen. Es handelte meist von Tolkin, wie er auf die Ideen für sein Meisterwerk gekommen war und an welchen Mythologien sie sich orientierten.
Ein Klopfen riss ihn aus seinem Lesefluss und er stand schnell von seinem Bett auf, um die Tür zu öffnen.
"Hallo, Carson."
"Katie, hallo. Ist etwas passiert?", fragte er besorgt nach und Katie schüttelte amüsiert über diese Frage den Kopf.
"Nein, nein, alles bestens. Ich wollte nur nachfragen, ob Sie mit Radek, Rodney und mir zu Abend essen wollen."
Carson sah die Person vor sich verwundert an. War Katie etwa wieder mit Rodney zusammen?
"Ähm, ja gerne. Ich habe Zeit. Nur Katie, seit wann triffst du dich wieder mit Rodney?"
Dr. Browns Gesichtszüge wurden schlagartig etwas trauriger. "Das tue ich nicht. Aber schließlich bedeutet ja eine Trennung nicht gleich die Beendigung einer Freundschaft. Und wirklich zusammen waren wir ja auch nicht… Wie dem auch sei, wir haben gedacht, wir treffen uns um 20 Uhr bei Rodney."
Carson nickte. "Aye, ich werde da sein."
"Schön, bis dann", verabschiedete sich Katie lächelnd und machte sich auf den Weg. Carson war verwirrt und er fragte sich sogar, ob er langsam alt wurde und deswegen die Welt nicht mehr verstand.

Am Abend machte sich Carson mit gemischten Gefühlen auf zu Rodneys Quartier. So richtig konnte er Katies Verhalten nicht verstehen und so hoffte er, dass sich die Situation mit diesem Essen wieder normalisieren würde. Als er angekommen war, klopfte er sofort sachte an die Tür.
"Wer ist da?", drang Rodneys Stimme von Innen an ihn heran.
"Ich bin es, Carson."
Keine zwei Sekunden später öffnete sich die Tür. "Carson, hi", begrüßte ihn der Wissenschaftler.
"Hallo, Rodney. Das duftet ja gut. Ich hoffe, ihr habt nichts zu…", begann Carson, als er eintrat, musste aber seinen Satz unterbrechen, da er den festlich dekorierten Tisch sah.
"Ein kleiner Scherz von Radek und Katie."
"So, so und wo sind die Beiden?", fragte Carson und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, bevor er sich zu Rodney drehte. War das ein schlechter Scherz? Wo waren die restlichen Personen?
"Radek hatte ganz plötzlich einen Notfall und ganz zufällig musste Katie weg, um sich Notizen zu ihren Forschungen zu machen…Hör zu, Carson. Ich glaube, das Essen fällt heute aus."
Der Arzt sah skeptisch zu Rodney und schüttelte kaum bemerkbar den Kopf.
"Wieso? Es sieht köstlich aus. Auch wenn die Beiden augenscheinlich versucht haben, ein Date daraus zu machen. Ich bin mir zwar nicht sicher wieso, aber du kannst mir die Frage sicherlich beantworten", meinte er und war schon gespannt auf die folgende Antwort.
"Nein, kann ich nicht. Ich wüsste es selbst gerne", kam sie sofort und Carson nahm sie erstmal als die Wahrheit auf.
"Na schön. Dann lass uns essen, bevor es kalt wird."
Sie setzten sich und brachten das Essen fast schweigend hinter sich.
"Das war lecker. Wirklich nicht schlecht", lobte Carson und tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab. Er hatte genau erkannt, dass das Essen von Katie war. Die Dekoration auf den Tellern und dem Tisch ließen dies erkennen. So hatte das Essen bei Laura auch ausgesehen, wobei das jetzige noch vorzüglicher war.
"Ja, es war sehr gut", bestätigte Rodney mit gedämpfter Stimme und Carson bemerkte, dass der Wissenschaftler auf seinen leeren Teller starrte.
"Rodney, was ist los? Geht es dir nicht gut?"
"Nein, nein, mir geht es gut. Wirklich, es ist nichts." Der Arzt legte seine Stirn in Falten. Er bemerkte, wie Rodney mit einem Bein wippte und ihm kam ein schockierender Gedanke.
"Rodney, bist du nervös? Du benimmst dich wie ein Teenager bei seinem ersten Date…"
Rodney schwieg und jetzt begannen bei Carson alle Alarmglocken zu schrillen.
"Rodney, ist das für dich ein Date?", fragte Carson entsetzt, lehnte sich zurück und fasste sich mit seinen Händen an die Stirn.
Jetzt reagierte auch Rodney endlich und sah auf. "Ich wusste nicht, was Radek und Katie vorhatten…Ich…nein, es sollte kein Date sein."
Nein, Carson glaubte ihm nicht. Jetzt war es doch zu offensichtlich.
"Sollte keins sein? Heißt das, du würdest ein Date mit mir nicht ausschlagen?", fragte Carson dennoch nach und zeigte mit einem Finger auf seine Brust.
"Oh, Gott." Rodney blickte auf den Tisch und vergrub dann sein Gesicht in den Händen. "Ja, manchmal wünsche ich mir das."
Stille hielt Einzug in dem kleinen Quartier und Carson starrte den Mann vor sich mit den verworrensten Gefühlen an, die man in dieser Situation haben konnte. Mitleid, Unglauben, ja sogar ein wenig Abscheu…
"Also bist du in mich verliebt?", fragte Carson zögerlich und ruhig, da er seine Stimme nicht kräftiger klingen lassen konnte.
Rodney nickte vorsichtig und Carson tat es ihm zur Bestätigung gleich.
Er stand auf und ging zur Tür, da er mit der Situation nicht klar kam. Doch dann dachte er daran, was Rodney vielleicht durchmachte, blieb stehen und drehte sich um. "Wieso? Erklär es mir."
Carson betrachtete Rodneys Rücken und wartete auf eine Reaktion. "Da gibt's ne Menge Gründe, Carson", hörte er plötzlich Rodneys Antwort.
"Dann steh auf und nenn sie mir."
Jetzt stand Rodney tatsächlich auf, drehte sich um und blickte Carson mit unglücklichem Gesicht an. "Ich…Ich liebe…", begann Rodney zu stottern.
"Du liebst mich, weil…", versuchte der Arzt zu helfen.
"Ich liebe dich, weil du klug, charmant, witzig und hilfsbereit bist. Du sorgst dich ständig um Andere und… du bist auch nicht gerade hässlich…nein, vielmehr siehst du sogar richtig gut aus." Während Rodney den Blickkontakt abbrach, spürte Carson, dass er zu lächeln begann. Das waren genau die Qualitäten, die auch Frauen an ihm schätzten. Natürlich war es hier etwas Anderes. Oder vielleicht doch nicht? Sicher war, dass er jetzt Zeit brauchte, um die neue Situation zu verarbeiten, aber böse konnte er Rodney nach diesem Geständnis nicht sein.
"Das war die richtige Antwort, Rodney. Ich möchte einige Zeit alleine sein, um zu überlegen, was jetzt geschehen soll. Bitte versteh das. Gute Nacht."
Daraufhin verließ Carson hurtig das Quartier und sah nicht zurück. Er zitterte am ganzen Leib und sehnte sich jetzt nur noch nach seinem Bett.

Nie hätte Carson gedacht, wie sehr das Essen mit Rodney ihn beeinflussen würde. Seine nächtlichen Träume zeigten nun nicht mehr seine Heimat oder Laura, sondern meist ihn, wie er an einer Weggabelung stand oder Rodney, wie er seine Gefühle immer und immer wieder gestand. Genau wegen diesen Träumen schlief er seit Wochen schlecht.
Der Arzt ging Rodney, Katie und Radek absichtlich aus dem Weg. Er brauchte noch mehr Zeit, da er nicht wusste, wie er den Dreien gegenüber treten sollte.
Einen Tag nach dem Treffen mit Rodney hatte Carson erfahren, dass auch Alexandra von dem Essen gehört hatte, da sie Katie die Zutaten geliefert hatte, wusste aber nicht, wofür sie sein sollten und hatte deswegen nachgefragt. Alexandra hatte unmissverständlich klar gemacht, dass sie der Idee mit Skepsis entgegen getreten war und so war sie praktisch eine neutrale Beobachterin.
Laura wusste von alldem nichts. Carson traf sich noch immer mit ihr, aber irgendwie hatten sich selbst die einfachsten Gespräche mit ihr verändert. Und nicht nur mit ihr, auch mit vielen anderen Personen. Der Arzt war ständig abgelenkt, was sicherlich am Schlafmangel lag.
An einem Morgen war Carson wieder auf dem Weg zur Station. Eigentlich ahnte er nichts Schlimmes, doch plötzlich, nach einer Biegung, sah er Rodney etwa sechs Meter von sich entfernt. Beide Männer kamen sofort zum stehen. Carson sah den Schmerz in Rodneys Gesicht und dann drehte sich dieser auch gleich um und nahm einen anderen Weg.
Carson seufzte, als er das sah und ging weiter, merkwürdigerweise mit Schuldgefühlen beladen.

"Sie sehen nicht gut aus, Carson", teilte Dr. Reynolds mit und Carson nickte.
"Das höre ich von jedem."
"Was bedrückt Sie?", hakte Alexandra nach, doch Carson schwieg und ging in sein Büro, weswegen sie nur den Kopf schüttelte.
Carson war in einer misslichen Lage. Er durfte Rodneys Geheimnis niemandem preisgeben. Dazu hatte er kein Recht.
"Wo ist Dr. Beckett?", hörte der Arzt plötzlich eine Stimme und dann eine Antwort von Dr. Reynolds. "In seinem Büro."
Carson sah auf und war gespannt, wer da gleich erscheinen würde. Es dauert auch nicht lange und Radek und Katie betraten das Büro.
"Carson, wir müssen mit Ihnen reden", begann Radek sofort, als er eingetreten war und setzte sich noch nicht einmal auf einen Stuhl.
"Worum geht es?", fragte Carson, wobei er seine Stimme extra ein wenig streng klingen ließ.
"Um Rodney", antwortete Katie knapp und Carson hatte auch nichts anderes erwartet.
Jetzt trat auch Dr. Reynolds in das Büro ein, da sie das hektische Gespräch selbst draußen gehört hatte.
"Egal, was zwischen Ihnen vorgefallen ist, Sie müssen mit Rodney reden. Er arbeitet nur noch und scheint vielleicht höchstens drei Stunden täglich zu schlafen. Und davon abgesehen, treibt er mich mit seiner Laune in den Wahnsinn. Können Sie nicht mit ihm reden, und ihre Probleme aus der Welt schaffen?", fragte Radek flehend und Carson schüttelte leicht den Kopf.
"Ich werde es mir überlegen", antwortete er und Radek sah sehr überrascht aus.
"Oh, das war ja einfach. Dann noch einen schönen Tag", verabschiedete sich Katie und verließ zusammen mit Radek den Raum.
"Sie haben nicht vor mit Rodney zu reden, oder? Ich weiß, ich sollte mich nicht einmischen und was an dem Abend genau vorgefallen ist, weiß ich auch nicht, aber ich muss Radek und Katie zustimmen. Was immer es ist, es macht Sie beide krank", informierte Alex und verließ dann auch das Büro.
Carson wusste nicht, was er machen sollte. Er brauchte eigentlich noch mehr Zeit. Schließlich sah er aber ein, dass dieses Gefühl des Herauszögerns wohl nie enden würde, wenn er nicht bald etwas unternahm. Deswegen stand er auf und verließ die Station. Man musste sich seinen Herausforderungen stellen.

Er fand den Wissenschaftler, wie von Radek angedeutet, im Labor vor. Rodney war alleine und Carson war dafür dankbar.
Vorsichtig trat er in das Labor ein und wie zu erwarten, war der Wissenschaftler in seiner eigenen Welt, weswegen er den Arzt nicht wahrnahm.
"Rodney?", fragte Carson extra ein wenig lauter.
Der Angesprochene ließ das Gerät, das er in der Hand hielt sinken und sah vorsichtig auf.
"Wir müssen reden", brachte es Carson ohne Umschweife auf den Punkt.
"Müssen wir das?", fragte Rodney sofort, klang dabei aber ruhig und jetzt sah er auch zu Carson hinüber.
"Ja…Hör mir bitte zu." Carson hielt kurz inne und legte sich passende Worte zurecht. "Ich kann dich verstehen, nur du musst einsehen, dass ich niemals auch nur annähernd mehr sein kann, als ein Freund. Und das möchte ich sein. Verstehst du? Ich will dein Freund sein." Carson hätte nicht erwartet, dass Rodney ihn aussprechen ließ, aber vielleicht suchte der Wissenschaftler derzeit nur nach Worten.
"Mhh, verstehe. Nur da gibt es ein Problem. Ich weiß nicht, ob dies möglich ist, denn deine Anwesenheit tut weh, Carson."
"Ich weiß", bestätigte der Arzt und sah zu Boden. Er tat wirklich einer Person weh, obwohl er es nicht wollte. Dieses Gefühl war schrecklich und Carson hatte keine Ahnung, was er dagegen tun konnte.
"Ich verabscheue mich selbst für das, was ich bin. Meine Gefühle werden sich wohl nie ändern. Vielleicht sollten wir unsere Beziehung auf der beruflichen Ebene belassen. Bitte verstehe mich", sprach Rodney und Carson sah ihn traurig an. Der Wissenschaftler hielt sich tatsächlich für ein Stück Dreck.
Carson wusste ganz genau, dass er mit dieser Situation überfordert war. "Rodney, ich… okay… Es tut mir Leid, wenn ich dich bei der Arbeit gestört habe, aber bitte denk daran, dass es hier Leute gibt, die sich Sorgen um dich machen. Du solltest dich nicht verabscheuen, nur weil du homosexuell bist."
Die beiden Männer sahen sich für einen Moment in die Augen, doch dann brach Rodney den Blickkontakt und widmete sich seiner Arbeit.
"Mag sein. Danke, dass Sie hier waren, Dr. Beckett."
Diese kalten Worte versetzten Carson einen förmlichen Stich in sein Herz und er verließ augenblicklich das Labor, da das Gespräch ein schlechtes Ende genommen hatte.
Carson war nicht müde und so betrat er wenig später die Krankenstation und schloss sich in ein angrenzendes medizinisches Labor ein, um sich mit Forschungen abzulenken.

Leider gelang dies nicht sonderlich gut. Carson bemühte sich zwar, nicht an die letzten Ereignisse zu denken, aber die Erinnerungen suchten ihn immer wieder heim. Er erwischte sich sogar dabei, dass er auf einem Stuhl saß, mit einem Becherglas in der Hand und einfach nur nachdachte. Er musste sich förmlich zwingen zu arbeiten.
Fühlte sich Rodney in diesem Moment vielleicht genauso?
Carson konnte es kaum erahnen. Sicherlich war es sogar noch schlimmer für den Wissenschaftler.
Der Arzt dachte auch an die gemeinsame Zeit mit seinem Freund und an die Gefahren, die sie durchlebt hatten. Nichts ließ damals erahnen, dass Rodney in ihn verliebt war und er wünschte sich, dass alles so wie früher war.
Leider war diese Zeit vorbei. Wann genau sie geendet hatte, wusste Carson nicht. War es mit dem Eintreffen von Farnham und Baldwin gewesen oder vielleicht doch schon mit dem Beginn seiner Beziehung zu Laura? Sicherlich hatte das schon die Eifersucht in Rodney geweckt.
Carson wollte liebend gern die Lasten von Rodneys Schultern nehmen, da es seine Art war, den Menschen zu helfen, auch wenn das bedeutete, dass er mehr Bürden zu tragen hatte.
"Cadman an Dr. Beckett. Bitte melden. Carson, bist du da?"
Carson war so abgelenkt, dass er Lauras Rufe per Funkgerät nicht wahrnahm.
Seine Hand zitterte ein wenig und einen Moment später hörte man das Klirren von Glas.
"Oh, nein." Dem Arzt war ein Reagenzglas aus der Hand gefallen und nun beugte er sich nieder, um die Scherben aufzusammeln. Leider stellte er sich ein wenig ungeschickt an und das Glas schnitt tief in seinen Daumen. "Mist!"
"Carson, sind Sie da drin?", fragte eine Frau, die vor der Tür stand.
"Aye, ich bin hier, Alexandra", antwortete er schnell und lutschte das Blut von der Wunde. Carson ging zügig zur Tür und öffnete sie für Dr. Reynolds.
"Was ist denn mit Ihnen passiert?", fragte sie sofort und betrachtete den Arzt.
"Nichts, ich glaube nicht, das wir nähen müssen."
"Das meinte ich nicht", stellte Alex klar und musterte das tränenverschmierte Gesicht von Carson.
Erst jetzt realisierte der Arzt, das Tränen an seinen Wangen herunter liefen.
Dr. Reynolds führte den Arzt stumm zu einem Stuhl und versorgte seine Wunde. Carson war die ganze Zeit still und schluchzte ab und an.
"Carson, bist du da?", hörte man wieder die Stimme von Laura. Carson antwortete nicht und schaltete jetzt sogar das Funkgerät aus.
Als Alexandra fertig war, holte sie sich schnell einen eigenen Stuhl, setzte sich Carson gegenüber und nahm seine Hände in die ihrige.
"Was ist los?", fragte sie sanft und Carson senkte den Kopf.
"Es ist Rodney. Sein Leben ist die Hölle und niemand kann ihm helfen."
Dr. Reynolds schloss kurz die Augen und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. "Was ist bei dem Essen vorgefallen, Carson? Normalerweise geht mich das nichts an, aber ich muss es jetzt wissen."
Carson sah auf und blickte Alex ins Gesicht. "Er hat mir gestanden, dass er mich liebt."
Dr. Reynolds schluckte schwer nach diesen Worten. "Dann waren die Vermutungen von Katie und Radek also zutreffend. Carson… und was ist bei dem Gespräch heute geschehen?"
"Ich wollte ihm meine weitere Freundschaft anbieten, aber er sagte, dass meine Anwesenheit ihm weh tut würde. Er sagte, dass wir nur Kollegen sein könnten, mehr nicht…Oh mein Gott, er treibt sich in den Tod."
Wieder fielen ein paar Tränen und er sah zu Boden.
"Vielleicht geht es nicht anders. Wäre das für Sie akzeptabel?", fragte Dr. Reynolds streng nach und Carson hörte sofort auf Tränen zu vergießen und sah auf.
"Nein", flüsterte er und fuhr fort. "Ich will, dass es so ist wie früher. Das wir Witze machen, ja sogar, dass er mich zwingt bei seinen Forschungen zu helfen und das ich ihn für meine Forschungen untersuche. Das wir uns gegenseitig auf die Palme bringen, dass wir zusammen DVDs gucken und … und…"
Carsons Worte erstarben und er suchte nach weiteren Worten. Er vermisste soviel von dem Kanadier, dass er schwer entscheiden konnte, was ihm mehr fehlte.
Alex nickte und ließ die Hände des Arztes los, damit sie sich zurück lehnen konnte. "Carson, was ist Rodney für Sie? Nur ein Freund? Als Freund sollten Sie einsehen, dass er sich in Ihrer Gegenwart schlecht fühlt. Aber das tun Sie nicht."
"Nein, ich will, dass es ihm gut geht", antwortete er mit leiser Stimme.
"Nur ihm?", kam sofort eine neue Frage. "Carson, Sie scheint die ganze Sache mehr zu belasten, als Rodney."
Die Worte trafen Carson wie ein Paukenschlag und er stand ruckartig auf. "Was soll das heißen?", brachte er mit jetzt zitternder Stimme hervor.
Auch Dr. Reynolds erhob sich und kreuzte ihre Arme. "Carson, Sie sehen in Rodney mehr, als nur einen Freund", warf sie gleich den nächsten potentiellen Schock zu ihm herüber. Sie bewegte sich damit auf dünnem Eis, aber sie hatte Carson noch nie so aufgelöst gesehen und ihr waren die Zeichen ziemlich eindeutig.
"Niemals!", schrie er schon fast als Antwort, drehte sich um und lief schnell aus der Station. Alexandra blieb kopfschüttelnd zurück. Verleugnung schien wohl bei dem Erkenntnisprozess einiger Menschen dazu zu gehören.

Die Schritte hallten in den Korridoren wieder und Carson rannte, rannte so schnell wie nie zuvor. In seinem Kopf hatte er die merkwürdigsten Gedanken und ab und an das Bild einer Weggabelung vor seinem inneren Auge.
Carson hatte keine Ahnung, wie er mit Alexandras Worten umgehen sollte. Seiner Meinung nach war alles falsch, was sie gesagt hatte. Oder etwa doch nicht? Nein, sicher war nur, dass er nicht wusste, ob Alexandra Recht hatte.
Dass er Tränen für Rodney vergossen hatte, dass er sich seinetwegen in der Arbeit vergrub, ja, sogar seine neusten Träume sagten Carson, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
Völlig außer Atem kam der Arzt an einer Kreuzung zum stehen.
"Nein, ich liebe ihn nicht. Das ist alles völliger Unsinn", dachte er mit einem kleinen verrückten Grinsen, doch sofort verstarb es, da er erneut an Rodney denken musste.
"Ach verdammt!", schrie er laut und schlug mit einer Hand gegen das kalte Naquadah einer Wand.
Der Schmerz durchzog seinen Körper, doch er vermochte seine seelische Pein nicht zu übertünchen.
Er setzte seinen Irrweg durch Atlantis fort. Diesmal gehend und weiterhin grübelnd. Es schien für ihn fast so, als hätte sich die Welt gegen ihn verschworen. Am liebsten wäre er jetzt in seiner Heimat und in einem Krankenhaus, wo er zwar eine unbedeutende, aber auch ungefährlichere Arbeit ausüben konnte mit dazu weniger Personen um sich.
"Was ist, wenn es wahr ist?", flüsterte Carson nach einer Weile und sah sich um. Er stand vor der Tür zum Quartier von Dr. Rodney McKay. Ein wenig entsetzt, dass seine Füße ihn hier her getragen hatten, entfernte er sich schnell und bog um eine Ecke. Er blieb dann auch sofort stehen und setzte sich auf den Boden, wobei er sich an eine Wand lehnte.
"Das ist doch verrückt", murmelte der Arzt und weitere Tränen verließen seine ohnehin schon geröteten Augen. Selbst wenn es wahr war, was würde dann aus Laura? Er würde sie genauso verletzten wie er es ungewollt mit Rodney tat. Dieses Dilemma hatte keine Lösung und Carson hätte es liebend gern beiden Personen Recht gemacht. Aber das war unmöglich.
Wie sollte er sich verhalten? Sollte er etwa vergleichen, welche Person besser für ihn war und mit wem er lieber zusammen war?
Carson schreckte auf. "Was mach ich hier eigentlich?", dachte er und ihm wurde bewusst, dass er gerade über eine mögliche Beziehung zu Rodney nachgedacht hatte.
"Oh Gott", entfuhr es ihm und er riss ein wenig an seinen Haaren, während er weiter weinte und zu Boden sah.
Dem Arzt blieb keine andere Wahl. Er musste sich entscheiden. Doch es würde wohl die schwerste Entscheidung seines Lebens werden.
Carson kam sich vor wie bei einer Dating-Show, in der zwei Bewerber um einen Kandidaten buhlten. Jetzt war er anscheinend am Ende der Show angelangt, wo es hieß einer Person zu ‚wählen'.
Traurigerweise war dies aber keine Show, es war bitterer Ernst.
Er traf sich jetzt schon seit einigen Wochen mit Laura, doch bisher hatte sich die Beziehung nicht sehr vertieft. Weiß Gott, sie hatten sich noch nicht einmal geküsst! Laura hatte zwar oft angedeutet, dass sie dazu bereit war, wie die gelegentlichen Küsse auf einer seiner Wange zeigten, aber Carson hatte sich immer davor gesträubt. Er dachte, dass es noch nicht an der Zeit war. Wenn der Arzt jetzt so darüber nachdachte, kam ihm aber noch ein zweiter Grund in den Sinn. Was ist, wenn er Laura nie küssen wollte und es auch in naher Zukunft nicht wollte?
Kandidat Nummer zwei war Dr. Rodney McKay, Hauptverantwortlicher für das Gefühlschaos. Bis zu dem Filmabend war offiziell nie eine Freundschaft zwischen ihnen gewesen und doch kam es Carson so vor, als würden sie sich schon ewig kennen. Selbst als sie nur Kollegen waren, stimmte die Harmonie zwischen ihnen. Okay, sie hatten sich gestritten, ziemlich oft sogar, doch war es meist nur eine kleine Kabbelei, die kaum der Beachtung Wert war, sondern irgendwie immer dazu gehörte und von ihnen sogar als angenehm empfunden wurde. Doch Rodney war ein Mann!
Es gehörte sich nicht, dass zwei Männer ‚zusammen' waren, sich küssten und Sex miteinander hatten. Carson war dies schon seit seiner Kindheit beigebracht worden und auch die katholische Kirche hatte ihn mit dieser Meinung gesegnet. Auch wenn er sich selbst nicht als sehr gläubig betrachtete. Weiter in Gedanken versunken blieb der Arzt auf dem kalten Boden sitzen, ab und an weinend und nicht im Klaren darüber, was er tun sollte.

Minuten verstrichen wie Sekunden, Stunden wie Minuten. Carson zitterte am ganzen Leib, doch er nahm die Kälte kaum wahr. Plötzlich vernahm er Schritte, aber er stand nicht auf, um zu überprüfen, wer da kam. Stattdessen sah er auf die Uhr. Es war drei Uhr in der Nacht. Dann hörte der Arzt ein Zischen und es kam aus dem Gang, wo sich auch Rodneys Quartier befand.
"Dann ist er also von der Arbeit gekommen", sprach Carson zu sich selbst und wieder hatte er das Gefühl vor Belastung zu zerbrechen. Ihm war klar, dass er sich irgendwann entscheiden musste und langsam schien sein Gewissen ihm einen Weg zu zeigen. Er erhob sich und bog erneut um die Ecke, nur um zitternd vor Rodneys Quartier stehen zu bleiben.
Vorsichtig und immer noch mit rasenden Gedanken klopfte Carson an die Tür und trat dann ein paar Schritte zurück, so als hätte er Angst vor dem, was passieren würde. Irgendwie stimmte das sogar.
Überrascht stellte der Arzt fest, dass nichts geschah. Keine Frage nach dem Namen des Besuchers drang aus dem Quartier und die Tür öffnete sich auch nicht. War etwa eine andere Person nach Hause gekommen und der Wissenschaftler noch in seinem Labor? Noch während Carson darüber nachdachte glitt die Tür zur Seite und ein verschlafener Dr. McKay stand in ihr, der aber sofort seine Augen vor Schreck aufriss.
"C…C…Carson", stammelte der Wissenschaftler und der Arzt beachtete ihn nicht. Er stürmte an Rodney vorbei, hinein in das Quartier und begann nervös auf und ab zu laufen.
"Ich…ich", suchte er nach Worten und Rodney sah ihn nur verwirrt an. Carson sah bei seinem Marsch meist nur auf seine Füße.
"Carson, was soll das?", fragte Rodney nach und jetzt blieb der Arzt stehen und sah zu Rodney hinüber.
Carson wusste genau, dass er weinte und dass die Tränen ihren Weg suchten.
Rodney bemerkte die Tränen und war geschockt. Er wusste nicht, was er tun sollte. Deswegen begab er sich langsam zu dem Arzt, der immer noch nach Worten suchte und führte ihn zu dem Sofa.
Die Männer schwiegen für einige Zeit und Carson bekam endlich seine Tränen in den Griff.
"Was willst du hier?"
Carson sah beschämt zu Boden, als er die kalte Frage von Rodney gehört hatte und schluckte schwer.
"Mit dir reden", antwortete er und Rodney schüttelte den Kopf.
"Worüber sollten wir reden? Geht es um Ihre Forschungen?"
Da war es wieder. Rodney hatte ihn gesiezt, aber trotzdem konnte man seinen Schmerz klar heraushören.
"Nein", antwortete Carson drehte sich zu Rodney und konnte erneut ein paar Tränen nicht zurück halten. "Es geht um uns."
Rodney runzelte die Stirn und in Carson stieg der Drang auf, es jetzt zu sagen, es jetzt zu sagen.
"Ich…Mir ist klar geworden, dass es schwer für dich ist und mich hat das sehr mitgenommen. Ich weiß nicht, was mit mir los ist… Vielleicht ist das auch nur ein großer Fehler. Ich… ich brauche…" Carsons Hände zitterten jetzt und er konnte keine weiteren Worte mehr mit seiner Zunge bilden. Deswegen überwand er die letzten Zentimeter zwischen ihnen, griff mit einer Hand hinter Rodneys Nacken und zog ihn zu sich für einen Kuss. Carson konnte genau spüren, das sich Rodney für einen Augenblick wehrte, doch dann ging auch er auf den Kuss ein, was diesen gleich noch leidenschaftlicher werden ließ.
Nach einer Weile trennten sich die Männer voneinander, da sie Sauerstoff benötigten, doch Carson dachte nur bedingt ans Atmen, sondern ließ den Tränen freien Lauf. Seine Frustration, seine Ängste und selbst seine Schuldgefühle wollten seinen Kopf verlassen.
"Ich brauche dich", brachte Carson erstickt hervor und Rodney zog ihn zu sich, um ihn zu umarmen, sodass Carsons Kopf auf seiner Brust zum liegen kam. Auch der Wissenschaftler begann zu weinen und Carson lauschte immer noch verstört dem Herzschlag seines Freundes.
"Oh Gott", sprach Rodney, streichelte durch das Haar des Schotten und beugte seinen Kopf nach vorne, damit er sein Kinn auf Carsons Kopf legen konnte.
Sie wussten nicht, wie lange sie dort saßen, weinten und die Nähe des anderen genossen, aber schließlich musste alles ein Ende haben.
Carson erhob sich nach einiger Zeit und sah, dass Rodneys Gesicht durch das viele Weinen fürchterlich aussah. Vorsichtig wischte er die Tränen aus dem Gesicht des Wissenschaftlers und dieser erwiderte die Geste.
"Seit wann hast du…?", begann Rodney danach und Carson schüttelte den Kopf, um ihm zu sagen, dass er nichts fragen brauchte, denn er wollte sein Gewissen so oder so entlasten.
"Ich weiß es nicht. Als du mir gesagt hast, dass du nicht mehr mein Freund sein willst, da habe ich wohl bemerkt, dass ich dich um mich brauche. Es tat weh", begann Carson und fuhr fort, nachdem Rodney bestätigend genickt hatte. "Dies zwischen uns… es widerspricht gegen alles, was man mir als Kind beigebracht hat. Ich habe Angst, Rodney."
Carson vergrub sein Gesicht in seinen Händen und Rodney sah in mitleidig an.
"Mir hat man das auch beigebracht und wie du weißt, fühle ich mich auch nicht sonderlich gut damit, homosexuell zu sein. Nur, ich muss immer an Daniel und Markus denken. Sie haben gelernt damit zu leben und sind glücklich. Vielleicht sollten wir uns nach ihnen richten und nicht an unsere Eltern und an unsere Erziehung, die wir von ihnen bekommen haben."
Carson nickte und sah zu seinem Freund. "Aye, sich gegen seine Gefühle zu wehren, wird sicherlich nichts bringen."
Rodney lächelte ihm zu. "Weißt du, dass ich dein ‚Aye' und dein gerolltes R liebe?"
Carson musste lachen und nahm Rodneys Hand, um sie ein wenig zu drücken. "Rodney, ich hätte da noch eine Frage an dich. Wann hast du gemerkt, dass du mich liebst?"
Rodney schloss die Augen und begann zu lächeln, als er sie wieder öffnete. "Nach dem ersten Kuss, du weißt schon, der, der eigentlich von Laura kam… Wie willst du es ihr eigentlich sagen?", fragte Rodney gleich hinterher.
"Ich weiß es nicht. Es wird schwer werden. Ich hoffe, es wird nicht in einer Katastrophe enden", antwortete Carson bedrückt und ließ den Kopf hängen.
"Aber ich bin mir sicher, dass ich das Richtige tue. Es fühlt sich zumindest so an, denn das hier ist viel besser, als ich gedacht hatte."
Carson zog sein Gegenüber erneut zu sich, um ihn lang und zärtlich zu küssen. Nachdem sie sich wieder getrennt hatten, berührten sich ihre Köpfe an der Stirn und sie lächelten.
"Viel, viel besser", flüsterte Carson und schloss glücklich die Augen.

Seine Träume waren jetzt ruhig und erholsam. Statt einer Weggabelung sah Carson meist eine gepflasterte Straße, auf der er mit einem Lächeln wanderte.
Am nächsten Morgen erwachte er erst gegen Mittag. Er lag in seinem Bett und war glücklich. Er hatte sich mit Rodney noch lange unterhalten, bevor er das Quartier verlassen hatte und er würde die Gespräche am liebsten sofort fortsetzten.
"Dr. Reynolds an Dr. Beckett. Wo bleiben Sie? Es ist Arbeitszeit."
Carson sah ruckartig zu seinem Wecker und griff danach schnell zu seinem Funkgerät. "Ich bin unterwegs, Alexandra."
Der Arzt sprang aus dem Bett, zog sich an und machte sich schnell auf den Weg mit dem Wissen, dass Alex ihn misstrauisch mustern würde.

So war es dann auch und Carson fühlte sich unwohl dabei.
"Warum sind Sie so fröhlich? Ist etwas vorgefallen, gestern Abend?", fragte Dr. Reynolds und Carson räusperte sich, antwortete aber nicht auf die Frage.
"Na schön. Sie wollen es mir nicht sagen. Verstehe", meinte Alex und tat gespielt beleidigt.
In diesem Moment betraten Dr. Brown und Dr. Zelenka den Raum.
"Carson! Was haben Sie mit Rodney angestellt?", fragte Radek mit einem Lächeln.
"Er wirkt ganz verändert, als wir ihn getroffen haben", meinte Katie, allerdings mit weniger Freude, als wie Radek sie an den Tag legte.
"Wir haben geredet", antwortete Carson und musste grinsen. Dr. Reynolds, Dr. Brown und Dr. Zelenka sahen ihn immer noch fragend an, da sie mehr wissen wollten, doch Carson blieb ruhig.
"Guten Morgen", hörten alle eine Männerstimme und sahen zur Tür. Dr. McKay hatte die Station betreten und ging geradewegs auf die Gruppe zu.
"Guten Morgen, kann ich dir irgendwie helfen, Rodney?", fragte Carson professionell, strahlte aber über das gesamte Gesicht. Die beiden Männer hatten beschlossen, sich bedeckt zu halten, aber irgendwie schien es nicht zu gelingen, was die skeptischen Blicke ihrer Freunde bewiesen.
"Nein, nein. Mir geht es gut. Ich wollte nur nachfragen, ob wir uns zum DVD anschauen treffen wollen."
"Aye, klingt gut. Heute Abend?", wollte Carson erfahren und realisierte nicht, dass er den anderen Mann zu sehr anstarrte.
"Sicher", kam die Antwort von McKay.
"DVDs gucken? So nennt man das also heutzutage", erwähnte Dr. Zelenka neckend, klopfte Rodney auf die Schulter und verließ zusammen mit Katie die Station. Dr. Reynolds kicherte und entfernte sich ebenfalls von den Männern.
Carson und Rodney sahen sich verwirrt um und mussten lachen. Das ‚bedeckt halten' mussten sie wohl noch üben.

Einige Stunden später trat Laura in die Krankenstation ein und Carson blieb kurz das Herz stehen.
"Hallo, Carson. Warum hast du gestern nicht auf meine Rufe geantwortet?", fragte Laura sofort nach.
Carson sah sich Hilfe suchend um und Dr. Reynolds bemerkte seine nervösen Blicke.
"Carson hatte sein Funkgerät hier vergessen", rief sie quer durch die Station.
"Aye, so war es", bestätigte der Arzt nervös. Normalerweise schaltete er sein Gerät aus, wenn er schlafen ging oder nicht gestört werden wollte.
Alexandras Einfall war die einzige Lösung in dieser Situation.
"Ah, verstehe. Ist ja auch nicht schlimm. Ich wollte gerade Mittagessen. Kommst du mit?"
Carson schluckte schwer und schüttelte schließlich den Kopf. "Nein, tut mir Leid. Ich habe genug zu tun. Bitte versteh das."
Laura runzelte die Stirn. "Wenn das so ist. Ein andermal sicher, oder?"
"Aye, natürlich", bestätigte Carson und bekam nur unter enormen Anstrengungen ein Lächeln zustande.
Laura nickte, verabschiedete sich und verließ die Station.
"Du solltest es ihr sagen, Carson. Falsche Hoffnungen können einen Menschen zu Grunde richten und Laura ist eine Freundin von mir. Ich möchte nicht, dass sie sich zu lange quält", sprach Dr. Reynolds ruhig und Carson nickte.
"Ja, ich werde es ihr sagen. Nur nicht hier und nicht sofort."

Die nächsten zwei Wochen vergingen wie im Flug. Carson traf sich jetzt mit Rodney regelmäßig, mal zum Essen, was Rodney sehr gefiel, da Carson ein sehr guter Koch war, mal zum Filme gucken.
Mehr war leider in den eigenen vier Wänden kaum möglich, da sie sonst Aufmerksamkeit erregen würden.
Carson hatte Laura immer noch nicht die Wahrheit gesagt. Er hatte zwar ein- oder zweimal die Möglichkeit dazu gehabt, aber er bekam einfach nicht die entscheidenden Wörter über die Lippen. Sie trafen sich jetzt nur noch höchstens zum Essen in der Kantine und er wusste genau, dass Lt. Cadman langsam misstrauisch wurde.
"Carson, ich muss mit dir reden", sprach Laura an einem Nachmittag und trat etwas wütend in das Büro des Arztes ein. Sie schloss sogar die Tür und Carson bemerkte, dass sie eine Reisetasche trug.
"Laura, was soll das?", fragte der Arzt und stand erschrocken auf.
"Carson, sag mir, was mit dir los ist", warf ihm die Soldatin die Worte an den Kopf.
Er seufzte und setzte sich wieder hin. Mit einer Geste bot er Laura einen Stuhl an.
Carson war klar, dass es jetzt geschehen musste.
Allerdings kramte Laura zuvor noch in einer Tasche und schmiss dann einen Umschlag auf den Tisch.
"Sage mir Carson, werde ich dieses Dokument verwenden müssen? Denn wenn es so weiter geht wie jetzt, muss ich es wahrscheinlich."
Carson betrachtete den Umschlag und nahm den sauber gefalteten Antrag heraus.
Es war ein Antrag für Lauras Versetzung, unterschrieben von Dr. Weir und Lt. Colonel Sheppard.
Carson atmete schwer ein und aus. Es wurde anscheinend schlimmer, als er gedacht hatte. "Ich hoffe nicht", murmelte er und Laura bekam es nur gerade so mit.
"Carson, du beachtest mich kaum noch. Hab ich mich falsch verhalten? War ich dir zu schnell? Wobei, zu schnell war ich eigentlich nicht. Wir sind nach zwei Monaten Beziehung noch nicht einmal zum Küssen gekommen. Also was ist es dann?", fragte Laura flehend nach.
Carson sah die Soldatin betrübt an. "Laura…es fällt mir schwer das zu sagen."
"Was, Carson? Was willst du mir sagen?"
"Laura, es gibt da jemand anderes", sprach Carson die Tatsache gerade heraus und Lauras Gesichtsausdruck erfror.
Der Lieutenant stand auf und bewegte sich auf und ab.
"Warum? Seit wann?... War ich nicht gut genug für dich?", stammelte Laura und Carson erhob sich.
"Nein, Laura. Du hast damit nichts zu tun", meinte Carson und Laura blieb stehen.
"Ach, nein? Und was ist dann der Grund? Wer ist sie? Sieht sie etwa besser aus? Ist sie Ärztin? Ist es vielleicht Alex? Oder ist es…?", fragte Laura in einer ungeheuren Geschwindigkeit und Carson unterbrach sie mit einem Geständnis.
"Es ist Rodney."
Carson konnte sehen, wie Laura stehen blieb und versuchte zu begreifen. Ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz und die ersten Tränen fielen.
"Nein, das meinst du nicht ernst."
"Es tut mir Leid", entschuldigte sich Carson und sah zu Boden.
"Wie kannst du es wagen mir das Selbe anzutun, was auch Katie widerfahren ist?", begann Laura ruhig, wurde dann aber immer lauter. "Ich…Ich dachte du liebst mich und würdest mich respektieren. Stattdessen mutierst du zu einem Schwanzlutscher und lässt mich stehen!"
Carson stand auf, stürmte zu Laura und hielt sie fest, um sie zu beruhigen.
"Lass mich! Lass mich los!", schrie sie, doch dann gab sie den Widerstand auf und ließ sich von Carson zu einem Stuhl führen.
Carson nahm nun etwas gestresst auf dem anderen Stuhl vor dem Schreibtisch Platz.
"Das hätte ich nie von dir erwartet", sprach Laura jetzt wieder ruhig, während sie weiter weinte. "Es ist nicht fair."
"Nein, Laura. Es wäre nicht fair gewesen, wenn ich es dir nie gesagt hätte. Und es wäre nicht fair mir gegenüber gewesen, wenn ich meine Gefühle verleugnet hätte. Verstehst du?"
Laura nickte kurz. "Ich weiß, nur warum fühle ich mich wie Scheiße?"
"Das brauchst du nicht. Es hätte wahrscheinlich nicht zwischen uns geklappt. Es gab keine andere Möglichkeit", argumentierte Carson und Laura nickte erneut.
Die beiden Personen schwiegen lange, bis Laura schließlich erneut das Wort erhob.
"Es scheint wahr zu sein. Alle netten Männer sind schwul", meinte sie, begann etwas zu lachen und wischte sich dabei die Tränen aus dem Gesicht. Carson wusste, das es ein gequältes Lachen war.
"Es tut mir Leid", entschuldigte er sich erneut. Laura schüttelte sofort den Kopf.
"Nein, du hast Recht. Dafür konntest du nichts. Ich hoffe, du verzeihst mir meine Ausdrucksweise. Ich habe das nicht so gemeint." Laura wartete keine Antwort ab, sondern griff zu dem Brief, der auf dem Schreibtisch lag. Carson wusste genau, dass sie es zu 100% so gemeint hatte.
"Du willst gehen?", fragte Carson bestürzt.
"Ja. Ich muss weg von hier. Die Daedalus fliegt in einer Stunde." Lt. Cadman stand ruckartig auf und machte sich auf den Weg zur Tür.
"Wirst du dich noch einmal melden?", fragte Carson in Panik, da er womöglich eine Freundin verlor.
Laura drehte sich zu ihm um. "Ich weiß es nicht…ich weiß nicht." Die Soldatin schien zu überlegen und fuhr dann fort, wobei sie aber den Blickkontakt zu Carson mied. "Werde mit ihm glücklich."
Mit diesen Worten nahm Laura schnell ihre Tasche und verließ den Raum. Carson sah ihr lange hinterher, bevor er die Tür schloss und anschließend in Tränen ausbrach.

Am Abend nach diesem Vorfall und auf der Suche nach einer Zuflucht und Geborgenheit, klopfte Carson an die Tür von Rodneys Quartier.
"Es ist offen", drang es von Innen zu ihm und mit ein wenig Konzentration öffnete Carson die Tür automatisch.
Rodney stand in der Mitte des Raumes und betrachtete mit fröhlichem Gesicht einen tragbaren Touchscreen-Monitor.
"Hallo, Rodney", begrüßte Carson mit trauriger Stimme den Kanadier.
"Oh, Carson. Du glaubst gar nicht, was für eine Nachricht wir gerade bekommen haben", begann der Wissenschaftler und trat etwas auf Carson zu. "Neben den Routineberichten von der Erde war auch eine Mitteilung für mich dabei. Markus ist aus dem Koma erwacht und bei dem nächsten Flug von der Erde werden er und Daniel zurückkommen. Die Reha hat Markus im Eiltempo absolviert, da er unbedingt wieder hier hinkommen möchte. Ist das nicht…"
Rodney hielt in seinem Redefluss inne, da er bemerkt hatte, dass Carson sehr deprimiert schien.
"Das freut mich", sprach Carson und Rodney trat noch weiter auf ihn zu.
"Was ist passiert?", fragte der Kanadier besorgt nach und legte eine Hand auf Carsons Schulter.
"Ich habe es Laura gesagt. Sie ist auf dem Rückflug zur Erde", gestand Carson und spürte, wie Rodney ihn danach umarmte.
"War es sehr schlimm?"
"Aye, es war die Hölle", antwortete Carson und beendete die Umarmung.
"Kann ich irgendwas für dich tun?", fragte Rodney nach, da er seinen Freund nicht in diesem Zustand sehen wollte.
"Nein, das hast du bereits getan", meinte Carson und lächelte. "Jetzt haben wir es überstanden. Jetzt wird alles einfacher."
"Du hast Recht", bestätigte Rodney und lächelte auch ein wenig.
"Versprich mir, dass wir jetzt kein Geheimnis mehr aus unserer Beziehung machen", bat Carson und Rodney nickte.
"Ich bin auch dafür. Spätestens, wenn Daniel und Markus hier sind und wir uns mit ihnen treffen, wird wohl jeder merken, dass wir zusammen sind", erklärte Rodney und fuhr fort. "Was wollen wir heute machen?"
Auf Carsons Gesicht breitete sich ein Grinsen aus und er drückte Rodney weiter nach hinten.
"Carson, was soll das?", fragte Rodney verwirrt nach.
"Rodney, kannst du es dir nicht denken? Ich glaube, es ist an der Zeit", sprach der Schotte und schob Rodney weiter zurück.
"Zeit? Was ist an der Zeit?" In diesem Moment spürte Rodney etwas Weiches an seinen Kniekehlen und fiel nach hinten auf das Bett. Mit einem Lächeln beugte sich Carson über ihn. "Wir kennen uns, glaube ich, gut genug dafür. Ich möchte es. Und du?"
Rodney antwortete nicht, sondern zog Carson zu sich für einen Kuss, der den Beginn ihrer ersten gemeinsamen Nacht einläutete.

-Fin-
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