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Schönheit in den Tiefen von Cliff

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Kapitel Bemerkung: Short-Cut: Carson blickt dem Tod ins Gesicht.

...sollte sich alles verändern


Was ein kleines Stück Metall alles anrichten kann. Es zerfetzt Arterien und Venen, zerreißt Bänder und Sehnen und zerbricht Knochen zu kleinen, mosaikartigen Fragmenten.
Carson hätte nie gedacht, dass er eines gewaltsamen Todes sterben würde. Der Arzt lebte in einem ruhigen Dorf bei seiner Mutter und hatte deswegen nie Kontakt mit Verbrechen. Tatsächlich war die Chance von einem Blitz getroffen zu werden in seinem Heimatort sicherlich größer, als einer Gewalttat zum Opfer zu fallen. Was die Expedition anging: Er wusste, das es gefährlich sein würde, doch er musste einfach mitgehen. Und nun blickte er in das Gesicht von Kolya, der gerade den Schuss abgefeuert hatte, der ihm sein Leben kosten sollte. Aber dann geschah etwas, was er sich nie vorgestellt hätte. Eine Person trat zwischen ihn und Kolya. Die Person zuckte leicht, als die Kugel in ihrem Körper eindrang, blieb aber trotzdem stehen. Es war Rodney. Der Wissenschafter hatte tatsächlich die Kugel abgefangen. Aber was für einen Preis würde er für diese Tat zahlen?

Rodney schluckte leicht. Die Kugel hatte sich in seine rechte Schulter gebohrt. Schmerzen spürte er noch keine, was wahrscheinlich an seinem erhöhten Adrenalinpegel in seinem Blut lag, doch konnte er seinen Arm nicht mehr bewegen. Mit wutverzerrtem Gesicht sah er Kolya an. Wenn er eine Waffe gehabt hätte, dann hätte der Wissenschaftler zweifelsohne den Kommandanten der Genii ein schönes Muster in die Uniform geschossen.
"Was? Nein!", schrie Kolya, als er sah, wie Rodney sich demonstrativ vor Carson stellte.
"Oh doch, Kolya.. Sie lassen ihn in Ruhe, sonst bekommen Sie es mit mir zu tun."
Rodney wusste, dass diese Drohung nicht sehr überzeugend klang. Tatsächlich spürte er, wie seine Stärke seinen Körper mit seinem Blut verließ. Bei jedem Pulsschlag trat Blut aus der Wunde und er verlor in diesem Rhythmus Kraft und Stärke.
"Sie Idiot. Würden Sie tatsächlich lieber sterben?"
"Oh ja, Kolya… das würde ich."
Nie hätte Rodney gedacht, dass er sich für einen anderen Menschen opfern würde. Selbst für Sam hätte er es nicht getan. Der Kommandant hielt immer noch die Waffe im Anschlag, bereit, noch mal zu feuern.
"Sie werden mich jetzt begleiten. Ein kleines Verhör wird sicherlich Ihre Zunge lockern."
Kolya trat einige Schritte auf die beiden Männer zu. Plötzlich ertönte eine Salve von Schüssen, was Kolya sofort zum Stillstand bewegte. Mit leerem Blick sah Kolya Rodney an, bevor er zur Seite kippte und tot auf dem Boden liegen blieb. Mindestens ein Dutzend blutiger Wunden säumten den Rücken des Genii. Manche Schüsse schienen die Wirbelsäule getroffen zu haben. Rodney blickte in die Richtung, woher die Schüsse gekommen waren und John stand mit erhobener Waffe zwischen zwei Bäumen. Auch Teyla und Ronon waren da, aber sie spähten mit gezogenen Waffen in den Wald hinein.
"Ich sagte Ihnen, Kolya, dass Sie sich von uns fernhalten sollen!", schrie Sheppard voller Wut, während er sich mit seinem Team den Männern näherte.
Die Blicke des Soldaten vielen sofort auf Rodney. Der Wissenschaftler blutete stark, was auch Carson nun bemerkte.
"Rodney? Kannst du laufen?", fragte der Arzt und sah besorgt auf die Wunde.
Rodney wollte schon mit einem Ja antworten, als eine unglaubliche Schwäche seinen Körper heimsuchte und seine Beine unter seinem eigenen Gewicht nachgaben.
"Oh Gott! Rodney!", schrie John, der sogleich nach vorne sprang, um den Wissenschaftler aufzufangen, doch Carson kam ihm zuvor.
Der Arzt verhinderte gerade noch, dass Rodney auf dem steinigen Boden aufschlug und griff sofort nach seinen Verbänden, die sich in seiner Weste befanden und drückte sie gegen die Schusswunde.
"Er muss sofort nach Atlantis", informierte Carson den Colonel und erhöhte den Druck auf den Verband.
Der Arzt fühlte den Puls des Wissenschaftlers. Er war viel zu schnell. Rodney blieb nicht viel Zeit, weswegen Carson entschloss, auf einen Druckverband zu verzichten und weiter manuell Druck auf die Wunde auszuüben.
"Gut, ich werde einen Jumper holen."
"Nein, das dauert zu lange. Wir werden ihn tragen müssen."
Kaum hatte Carson den Satz beendet trat Ronon vor und hob Rodney hoch, als wäre er ein Fliegengewicht.
"Ronon, schaffen Sie das alleine?", fragte Teyla sichtlich überrascht.
"Natürlich. Dr. Beckett, halten Sie sich an mich und versorgen Sie die Wunde."
Das Team machte sich auf in Richtung Stargate. Sie mussten das Tempo an Carson anpassen, da es für ihn schwierig war Druck auf die Wunde auszuüben und gleichzeitig auf die Landschaft, die sie durchquerten, zu achten.

"Guten Tag, Dr. Weir."
Mit diesen Worten betrat Colonel Caldwell das Büro von Elizabeth, die sich gerade eine Tasse von ihrem Lieblingstee gönnte.
"Guten Tag, Colonel", erwiderte Dr. Weir. "Bitte setzen Sie sich."
Der Colonel kam der Aufforderung nach und setzte sich auf einen der Stühle, die vor dem Schreibtisch von Elizabeth standen.
"Ich wollte Sie darüber informieren, dass wir in ungefähr zwei Stunden aufbrechen werden."
"Wann wird die Daedalus wieder in Atlantis eintreffen?"
Elizabeth fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, dass das einzige Kriegsschiff, was Atlantis verteidigte, für eine lange Zeit nicht im Orbit kreisen würde, aber sie fühlte auch ein wenig Freude, da Caldwell ebenfalls nicht anwesend sein würde.
"Ich schätze, dass wir in ungefähr 48 Tagen wieder hier sein werden, zusammen mit neuer Ausrüstung und Proviant", sprach Caldwell weiter.
Dr. Weir nickte und griff in die Schublade ihres Schreibtisches. "Könnten Sie diese CD an General Landry weiterleiten?"
"Sicher. Was befindet sich auf der CD?", fragte er, als er Elizabeth die CD abnahm.
"Ein paar Dokumente, die gerade eben erst von Dr. Zelenka aufgezeichnet wurden. Sie betreffen den Absturz von Dr. McKay."
"Wird erledigt. Also, dann mache ich mich auf den Weg. Und das Atlantis noch steht, wenn ich wiederkomme."
Ein leichtes Grinsen breitete sich auf Caldwells Gesicht aus und Dr. Weir hätte sich am liebsten sofort übergeben.

Ein stechender Schmerz durchzog Rodneys Schulter, seitdem sie unterwegs waren. Am liebsten hätte er bei jeder Bewegung von Ronon laut geschrieen, aber er konnte einfach nicht. Dafür war er längst zu schwach. Wie in Trance blickte er zu Carson, der neben Ronon herlief. Er konnte den Arzt kaum sehen, weil ihm ab und an schwarz vor Augen wurde und er auch so nur alles verschwommen wahrnahm.
"Bald ist alles vorbei", dachte der Wissenschaftler und freute sich schon auf die Finsternis.
Er kannte das Gefühl, kurz vor dem Tod. Und langsam schien dieses Gefühl in ihm zu wachsen. Wenigstens ein Wunsch würde heute in Erfüllung gehen. Bald würde er von all seinen Sorgen befreit sein.

"Halte durch, Rodney. Wir sind gleich zu Hause."
Carson sah in Rodneys Gesicht, das von Teilnahmslosigkeit geprägt schien. Zum ersten Mal vielen dem Arzt die wundervoll, dunkelblauen Augen des Wissenschaftler auf, die allerdings momentan nur ins Leere zu blicken schienen. Carson überprüfte erneut die Lebenszeichen von Rodney. Es stand schlecht um ihn, was der jetzt schwache Puls verriet. Schließlich erreichten sie das Stargate und mit einer beinahe quälenden Langsamkeit begann der Wählvorgang.

"Unplanmäßige Aktivierung des Stargates, Dr. Weir", ertönte es plötzlich aus dem Head-Set von Elizabeth.
"Schild aktivieren. Ich bin auf dem Weg."
Elizabeth erhob sich von ihrem Stuhl und schritt schnell aus ihrem Büro. Es dauerte nicht lange, bis sich das Wurmloch aufbaute.
"Wir empfangen das Signal von Colonel Sheppards Team", informierte ein Techniker und Weir nickte.
"Schild deaktivieren und Wachen aufstellen", befahl Elizabeth, worauf einige Soldaten Stellung bezogen und der Schild sich auflöste.
Einige Sekunden später durchschritt das Team das Stargate.
"Rodney!", schrie Dr. Weir entsetzt auf, als sie den Wissenschaftler sah, der von Ronon getragen wurde.
Bis auf John reagierte das Team nicht auf den Aufschrei. Stattdessen liefen alle weiter in einen Gang, der zur Krankenstation führte.
"Elizabeth, wir brauchen ein medizinisches Team. Und zwar schnell!", schrie John und folgte der Gruppe, die schon einige Meter entfernt war.
Elizabeth informierte sofort das medizinische Personal und setzte sich in Bewegung, um Rodney beizustehen.

Auf halbem Wege zur Krankenstation entdeckte Carson seine Assistenzärzte und Krankenschwestern, die mit einer Trage dem Team entgegenliefen. Hoffnung keimte in ihm auf, jetzt gab es Chancen für Rodney zu überleben. Schnell, aber vorsichtig legte Ronon den Wissenschaftler auf die Trage. Carson betrachtete nochmals die Wunde, die immer noch stark blutete. Der Verband war mittlerweile ganz rot eingefärbt und auch an Carsons Händen klebte bereits das Blut.
"OP vorbereiten", sprach der Arzt, woraufhin die Schwestern zurückliefen, das Team folgte mit schellen Schritten.
Im OP wurden gerade die ersten Lampen und Geräte eingeschaltet, als die Assistenzärzte Rodney hinein fuhren und ihn auf den OP-Tisch legten. Mit einer Handbewegung deutete Carson dem SG-Team, dass sie warten mussten, bevor er eintrat und die Tür hinter sich schloss.

Rodney fühlte sich immer schlechter. Er sah das Licht, das von den Lampen abgegeben wurde, sowie verschwommene Gestalten, die um ihn herum liefen.
Kaltes Metall berührte seine Haut. Er spürte, wie ihm seine Kleidung mit einer Schere aufgeschnitten wurde, damit die Wunde freilag. Auch wurden Geräte zur Überwachung seiner Lebenszeichen an ihm befestigt, die zum Teil von den Antikern stammten.
"Narkose vorbereiten. Und er braucht unbedingt neues Blut. Blutgruppe B."
Die Stimmen klangen wie ein Echo. Sie waren leise und kaum zu vernehmen. Und dann wurde ihm schwarz vor Augen.
"Kammerflimmern!", waren die letzten Worte, die er vernahm, bevor ihn wieder die Finsternis mit ihrer kalten Umarmung willkommen hieß.

Wenn Rodney hier einen Körper besessen hätte, hätte er sicherlich nur gelächelt. Er war endlich in Frieden mit sich selbst. Keine negativen Erinnerungen konnten ihn hier quälen und die Kälte, die er zuvor gespürt hatte, war bereits einer angenehmeren Temperatur gewichen.
"Ob Ich noch immer im OP liege?", dachte der Astrophysiker, obwohl es ihm ziemlich gleichgültig war.
Er wusste nicht, wie die Zeit hier verstrich. Vielleicht war er schon längst in Kanada begraben worden. Kaum dachte er an sein Heimatland, sah er auch schon die Landschaften, so gestochen scharf vor seinem inneren Auge, als wäre er wirklich da. Rodney gab sich völlig den Bildern hin. Früher hatte er gedacht, dass sein Leben dank seiner Erfolge im Beruf das Beste war, was ihm je passieren konnte. Doch jetzt wusste er, dass sein Leben im Gegensatz zum Tod kaum etwas zu bieten gehabt hatte und nur ein steiniger Weg zum Glück gewesen war. Rodney beobachtete gerade zwei Bären, die an einem Fluss Lachse jagten, als ein heller Blitz ihn blendete. Kurze Zeit später verschwand das helle Licht und er konnte die Bären wieder sehen.
"Was war das?"
Und wieder erhellte ein Blitz die Umgebung für einen kurzen Moment. Diesmal kam neben dem Blitz noch ein Gefühl von Hitze.
"Was… Was geschieht hier?"
Der Wissenschaftler blickte sich nervös um. Beim letzten Mal war ein vergleichbares Licht aufgetaucht, als er kurz davor war aufzuwachen.

"Drei… Zwei… Eins…"
Rodneys Körper zuckte zusammen und erhob sich einen kurzen Moment. Carson sah besorgt zu dem Bildschirm, wo normalerweise die Herzschläge aufgezeichnet wurden. Doch jetzt war Nichts zu sehen außer einer geraden Linie, die den Bildschirm durchzog. Die Ärzte hatte bereits intubiert, um Rodney besser beatmen zu können und sie hatten bereits drei Mal versucht, sein Herz mit einem Defibrillator wieder zum Schlagen zu bringen, aber nichts hatte die Situation verbessert.
"Noch mal laden", bat Carson eine Schwester.
"Bitte Rodney. Mach nicht schlapp."
Das Surren des Gerätes ertönte. Carson setzte die Pads an die richtigen Stellen von Rodneys Körper.
"Drei… Zwei… Eins…"
Und wieder erhob sich der Körper von Rodney ein Stück. Doch das Ergebnis blieb dasselbe wie zuvor.
"Nein, bitte nicht. Schwester, noch mal laden."
"Aber Doktor. Er ist t..", widersprach die Schwester, wurde aber von Carson unterbrochen.
"Tun Sie es!"
Und wieder ertönte das leise Summen. Dr. Beckett legte die Pads an und entlud diesmal ohne etwas zu sagen, da die anderen anwesenden Ärzte bereits zur Seite gewichen waren. Carson blickte zu dem Monitor. Noch immer war kein Herzschlag zu entdecken.
"Oh Gott, nein, bitte nicht!"
Und dann, wie durch ein Wunder, verformte sich die Linie des Monitors. Sie bildete einen Graphen, der Carson beinahe in Tränen ausbrechen ließ. Rodneys Herz schlug und Carson musste nun alles daran setzten, dass es auch so blieb.

Unterdessen warteten John, Teyla, Ronon und Elizabeth vor dem OP-Saal. Die Zeit verstrich für sie nur im Schneckentempo. Dr. Weir war so nervös, dass sie nicht einmal in der Lage war, auf einem Stuhl zu sitzen und deswegen schon seit einer halben Stunde auf und ab schritt.
"Elizabeth, ich bitte Sie. Setzen Sie sich. Sie machen mich noch wahnsinnig", sagte John ruhig und sah schier zum 5000sten Mal auf seine Uhr.
Dr. Weir musterte ihn kurz und folgte schließlich seinem Wunsch ohne Protest. Teyla zitterte leicht. Sie war froh, dass Ronon neben ihr saß und ihre Hand hielt, sonst wäre sie sicherlich nicht so ruhig geblieben. Und dann kam ihr ein Einfall. Sie wusste nicht, ob Dr. McKay dem zustimmen würde, da sie seinen Glauben nicht kannte, aber es würde sie wenigstens beruhigen.
"Mein Volk glaubt, das in Zeiten größter Not die Stärke des Einzelnen nichts ist im Vergleich zu der Stärke von Vielen."
"Daran glauben wir auch", antwortete John.
"Ich würde gerne eine Zeremonie abhalten, um Dr. McKay beizustehen."
Teyla erhob sich von ihrem Stuhl.
"Ich bin sofort wieder da."
Mit diesen Worten rannte sie aus der Krankenstation, um die nötigen Materialien zu holen. Einige Zeit später, die die Anderen für eine Ewigkeit hielten, betrat Teyla erneut die Station mit einem kleinen Beutel in der Hand. Teyla stellte einige Kerzen auf den Fußboden, woraufhin die Anderen sich erhoben und sich um die Kerzen setzten.
"Lasst uns unsere Hände reichen, als Zeichen für unsere Verbundenheit."
Teyla ließ einige Kräuter in die Flammen der Kerzen fallen, woraufhin sich ein leicht süßlicher Geruch ausbreitete. Sie gaben sich die Hände und Teyla atmete noch einmal tief durch, bevor sie fortfuhr.
"Denken wir an den Mann, der in großer Not ist und mögen diese Gedanken ihm Kraft geben."
Teyla schloss die Augen und der Rest tat es ihr gleich. Sie saßen noch eine lange Zeit so auf dem Boden, ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Teyla stimmte noch einige traurige Lieder ihrer Vorfahren an und beendete dann die Zeremonie. Die junge Athosianerin fühlte sich gleich viel besser und sie wusste, dass es den Anderen auch so ging.

Weitere Stunden vergingen. Die Anwesenden in der Krankenstation waren geschafft von dem langen Warten, doch keiner wollte sich von dem OP entfernen, obwohl es ihnen eine Krankenschwester geraten hatte. Plötzlich öffnete sich die Tür zum OP und Dr. Beckett betrat den Saal. Sofort sprangen sämtliche Anwesenden von ihren Stühlen auf.
"Carson, wie geht es Rodney?", fragte Elizabeth besorgt.
"Wir konnten die Kugel entfernen, sowie die Blutungen stoppen. Zwischendurch kam es zu Komplikationen, weswegen wir ihn sogar wiederbeleben mussten."
"Wird er es überstehen?" Johns Stimme war gedämpft.
"Das kann ich noch nicht sagen. Die nächsten 48 Stunden werden es zeigen. Jetzt sollten Sie aber schlafen gehen. Wir werden ihn auf die Intensivstation verlegen und dann können wir eh nur noch abwarten und hoffen."
Teyla, Ronon, John und Elizabeth sahen sich an und bewegten sich dann langsam auf den Ausgang zu. Eine Gute Nacht wünschten sie sich nicht, da sie sich sicher waren, dass keiner der Anwesenden schlafen würde. Und so hielten sie es für besser, einfach nur zu schweigen.

"Dr. Beckett? Sie sollten vielleicht gehen und sich ausruhen."
Dr. Anderson, eine junge Ärztin, die Nachtdienst hatte, beäugte den Arzt besorgt. Er saß nun schon seit einer langen Zeit neben Rodneys Bett.
"Nein. Das ist nicht nötig. Ich möchte lieber hier bleiben."
Dr. Anderson schüttelte den Kopf und verließ die Intensivstation.
"Wieso hast du das nur getan? Ich sollte getroffen werden, nicht du."
Eigentlich kannte er die Antwort auf seine Frage und als er das realisierte, überschlugen sich seine Gedanken. Er ergriff Rodneys Hand und Tränen begannen über seine Wangen zu fließen.
"Es tut mir Leid. Ich wollte nicht wegrennen…"
Carson hatte ihn verletzt und es schmerzte ihn, dass es das Letzte war, woran Rodney vielleicht gedacht hatte, bevor die Kugel ihn getroffen hatte.

Die Tage vergingen. Zur Freude von ganz Atlantis besserte sich Rodneys Zustand von Tag zu Tag.
"Wann können Sie ihn aufwecken, Carson?"
Dr. Weir sah zu Rodney. Der Tubus konnte schon vor zwei Tagen entfernt werden, weswegen der Anblick des Wissenschaftlers nun nicht mehr so schockierend war.
"Ich wollte gleich damit anfangen, das künstliche Koma zu beenden. Ab jetzt sollten einfache Schmerzmittel reichen. Sein Arm wird er wohl einige Zeit nicht benutzen können und er wird eine Therapie benötigen, um seine Muskeln wieder aufzubauen."
Dr. Weir nickte und lächelte in Carsons Richtung.
"Das wird er auch noch überstehen. Anscheinend kann diesem Mann nichts in diesem Universum umbringen."
"Aye. Er ist wirklich zäh. Wirklich der mutigste Kerl, den ich kenne."
Carson entfernte eine Kanüle aus Rodneys rechtem Arm, wodurch die Zufuhr eines Medikamentes gestoppt wurde.
"Er wird bald aufwachen. Ich gebe Ihnen Bescheid."
Elizabeth nickte und verabschiedete sich von Carson, ehe sie die Krankenstation verließ.

Carson entschied, in seinem Büro einige Akten zu sortieren und traf auf dem Weg dorthin überraschend Dr. Heightmeyer.
"Guten Morgen, Carson", grüßte die Psychologin lächelnd.
"Guten Morgen", grüßte Carson zurück.
"Könnte ich vielleicht kurz mit Ihnen sprechen?"
"Sicher. Gehen wir in mein Büro."
Carson setzte sich hinter seinen Schreitisch und musterte Kate, die sich ebenfalls gesetzt hatte.
"Also, was haben Sie für ein Problem?"
"Oh nein, Sie verstehen das falsch. Mir geht es gut. Ich bin nur hergekommen, um nach Ihnen und Rodney zu sehen, da ich im Bericht gelesen habe, was vorgefallen ist."
Carson lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte an Kate vorbei.
"Er wollte mich retten", murmelte er dann gedankenverloren.
"Ja, das wird der Grund gewesen sein."
"Oh Gott. Wegen mir wäre er beinahe gestorben. Ich habe Kolya die Stirn geboten, woraufhin er geschossen hat."
Seine Augen wurden feucht, als er daran dachte.
"Und was Sie vielleicht nicht wissen, wir haben uns gestritten. Ich wollte mit ihm über diese eine Nacht sprechen und dann ist er ausgerastet. Er sagte, ich wüsste nicht, wie er sich fühlt und dass er von hier weg will."
Kate runzelte die Stirn.
"Er ist wirklich unglücklich. Aber weglaufen wird ihm nichts nützen. Unter diesen Umständen würde ich es begrüßen, dass Sie nicht anwesend sind, wenn er aufwacht. Ich möchte zuerst noch ein wenig mit ihm reden", meinte Kate vorsichtig und gleichzeitig auch einfühlsam.
"Aye. Ich werde Dr. Anderson beauftragen ihm beim aufwachen zu helfen."
"Gut. Dann werde ich wieder gehen." Kate erhob sich. "Sie sollten wissen, dass es nicht Ihre Schuld ist."
"Aye, aber das ist schwer zu glauben."

Rodney stöhnte leise auf. Sein rechter Arm fühlte sich taub an und ihm war schwindelig.
"Warum bin ich wieder hier? Können sie mich nicht einfach ruhen lassen?"
Das Letzte, woran sich Rodney erinnerte, war ein Bär, der gerade einen Lachs verspeiste und dieses grelle Licht, welches ihn blendete. Vorsichtig öffnete der Wissenschaftler seine Augen. Die Beleuchtung des Raumes war unerträglich, genauso wie das Licht in der Leere der Bewusstlosigkeit.
"Ruhig, Rodney. Ich bin Dr. Anderson", sagte die junge Ärztin, die zusammen mit einer Krankenschwester den Aufwachraum betrat. "Geht es Ihnen gut? Ist Ihnen vielleicht schlecht?"
Rodney antwortete nicht auf die Fragen.
"Wo bin ich?"
"In Atlantis."
Die Ärztin überprüfte schnell den Puls des Wissenschaftlers.
"Mir ist…"
Rodney würgte, als ihm plötzlich eine Welle der Übelkeit überkam. Hurtig zogen die beiden Frauen ihn nach oben und hielten ihm einen Eimer hin. Nach einigen Minuten verging das Gefühl der Übelkeit. Rodney dachte schon, es würde nie aufhören. Nachdem sich Rodney beruhigt hatte und er wieder lag, erklärte ihm Dr. Anderson, was mit ihm geschehen war und wie die weitere Therapie aussah.
"In 3 Tagen, schätze ich, können Sie dann wieder die Station verlassen. Allerdings werden Sie weiterhin viel Ruhe benötigen und wir werden Ihren Arm ruhig stellen müssen, damit die Wunde wieder heilt. Zwar wurden keine Knochen in der Schulter beschädigt, aber einige Muskeln. Der Wiederaufbau der Muskulatur wird viel Zeit in Anspruch nehmen. Dr. Weir wurde bereits informiert."
Rodney nickte nur. Ihn interessierte sein Wohlbefinden nicht im Geringsten.

"Sagen Sie, Doktor, wie geht es ihm?"
Dr. Anderson war gerade aus dem Aufwachraum gekommen und stand jetzt vor Dr. Weir und Dr. Heightmeyer.
"Er ist wach und ist bereit, Besuch zu empfangen. Aber ich rate dazu, nur eine Person gleichzeitig zu ihm zu lassen."
Dr. Weir nickte und blickte dann zu Kate.
"Wollen Sie zuerst?"
"Nein, bitte gehen Sie zuerst. Ich glaube, mein Gespräch wird ein wenig länger ausfallen", wehrte Kate ab und ließ Weir den Vortritt.
"Ich verstehe. Also, dann…"
Elizabeth machte sich mit gemischten Gefühlen auf den Weg.

Rodney vernahm ein leichtes Klopfen. Ein Blick zur Tür verriet ihm, dass Elizabeth anwesend war.
"Guten Morgen, Rodney."
Elizabeths Stimme war leise und sanft.
"Morgen, Elizabeth."
Sie ließ sich auf das Bett am Fußende nieder und nahm seine Hand.
"Sie sind ein richtiger Held, Rodney."
Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
"Ach ja? Mhh, mag sein."
Rodney hatte sich abgewandt und blickte aus dem Fenster. Er wollte über dieses Thema nicht sprechen und anhand seiner Reaktion erkannte das auch Dr. Weir.
"Ok…", eine ungemütliche Stille trat ein.
Elizabeth überlegte, wie sie sich aus der Situation retten konnte und entschloss, schnell ein anderes Thema anzusprechen.
"Ihr Team wird Sie sicherlich auch bald besuchen kommen. Allerdings ist es gerade mit Dr. Zelenka auf einer Mission."
"Wo?"
McKay hörte nur wenig von der Antwort. Irgendwas von einem unbewohnten Planeten war die Rede. Seine Gedanken waren immer noch bei seinen Erlebnissen in der Leere.
"Und wie fühlen Sie sich?"
Rodney zuckte zusammen und wendete sich wieder Elizabeth zu. Sie hatte das Thema gewechselt und er hatte es gerade noch rechtzeitig gemerkt.
"Mir ist noch ein wenig schlecht und mein Arm fühlt sich taub an. Aber sonst geht es mir gut."
Und wieder log er sie an. So sehr er Dr. Weir mochte, seine Gefühle gingen mittlerweile niemanden mehr etwas an und erst recht nicht die zivile Befehlshaberin der Expedition. Rodney versuchte, sich auf den Rest des Gesprächs zu konzentrieren, denn er wollte nicht, dass Elizabeth sich Sorgen machte und gleich wieder Dr. Heightmeyer rief. Er bekam von Dr. Weir Sonderurlaub, bis zur "vollen Genesung". Er wusste, dass sie damit nicht nur auf seinen Arm anspielte.

"Irgendetwas stimmt mit Rodney nicht. Er hat mich offensichtlich angelogen, als er sagte, es würde ihm gut gehen. Aber das kann ich mir nach all dem, was vorgefallen ist, nicht vorstellen. Wissen Sie vielleicht, was ihm fehlt, Dr. Heightmeyer?"
Natürlich wusste Kate ganz genau, was los war, allerdings durfte sie nichts sagen, weswegen sie nur den Kopf schüttelte.
"Ich werde mit ihm reden."
"Sie wissen ganz genau, warum er sich so verhält? Richtig?"
Dr. Weir grinste leicht. Sie besaß eine gute Menschenkenntnis und diese sagte ihr nun, dass die Psychologin den Grund für Rodneys merkwürdiges Verhalten kannte. Kate war in einer Zwickmühle. Anscheinend hatte sie sich zu auffällig verhalten.
"Ja, Sie haben Recht. Ich weiß mehr als Sie, aber ich kann Ihnen nichts sagen, tut mir Leid", sagte sie entschuldigend.
Dr. Weir nickte.
"Das verstehe ich natürlich. Ich habe Rodney beurlaubt. Er wird erst wieder arbeiten, wenn Sie es ihm erlauben. Ich hoffe, Sie haben dagegen keine Einwände."
"Ganz und gar nicht. Es wird das Beste sein."
Die Frauen verabschiedeten sich, woraufhin Dr. Weir die Station verließ und ihre Arbeit wieder aufnahm. Was Kate anging: Sie wendete sich der Tür zum Aufwachraum zu. Sie wusste nicht, was für ein Gefühlschaos sie erwartete.

"Verschwinden Sie!"
Rodneys Schreie klangen gedämpft.
"Rodney? Was ist los?"
Kate war entsetzt darüber, was ihre Anwesendheit ausgelöst hatte. Rodney war die personifizierte Wut.
"Sie… Sie haben alles zunichte gemacht!"
"Bitte, Rodney, beruhigen Sie sich", bat die Psychologin und lief eilig zu dem Bett des Wissenschaftlers.
"Mich beruhigen? Wozu denn? Damit wir reden? Nein, vergessen Sie es! Und jetzt darf ich Sie bitten zu gehen, Dr. Heightmeyer."
Der letzte Satz klang anders als die anderen zuvor. Er war ruhig und mit einem befehlenden Unterton.
"Danke, aber mir gefällt es hier."
Mit diesen Worten setzte sich Kate, verschränkte die Arme vor der Brust zusammen und schlug ein Bein über das andere.
"So einfach wirst du mich nicht los."
"W... Was?", fragte Rodney, überrascht von Kates Verhalten.
"Warum sind Sie so wütend auf mich?"
Der Wissenschaftler seufzte. Er musste anscheinend darauf antworten. Er war sich sicher, andernfalls würde Kate den Befehl für eine Sitzung von Dr. Weir einholen.
"Sie haben gesagt, ich solle mit Carson reden. Und er ist weggerannt. Er hat nicht einmal Etwas geantwortet. Sie haben unsere Freundschaft auf dem Gewissen!"
Seine Stimme wurde bei jedem Wort lauter.
"Ruhig, Rodney. Carson war an diesem Abend bei mir. Es tut ihm Leid, dass er weggerannt ist. Er war einfach sprachlos. Verstehen Sie?"
"Es tut ihm Leid?"
Rodneys Wut gegenüber Dr. Heightmeyer wich schlagartig.
"Ja. Glauben Sie mir, Rodney. Er will Ihr Freund sein. Weisen Sie ihn nicht zurück."
Rodneys Gedanken in diesem Moment waren konfus. Er wollte sich darüber freuen, dass Carson sein Freund sein wollte, allerdings ging es aus irgendeinem Grund nicht. Einige Sekunden herrschte Stille.
"Ich werde Atlantis verlassen. Gleich mit dem nächsten Transport der Daedalus."
"Und wieso wollen Sie das tun?"
"Wegen Carson. Ich denke, ich halte es nicht in seiner Nähe aus."
Rodney verzog sein Gesicht zu einem unglücklichen Grinsen.
"Was für eine Ironie. Kaum entschließe ich mich wegzugehen, werde ich angeschossen und muss jetzt mindestens 3 Monate warten."
Kate nahm eine etwas andere Position auf ihrem Stuhl ein. Ihre aggressive Haltung schien jetzt fehl am Platz.
"Denken Sie, das wird helfen?"
"Nein, sicherlich nicht. Ich werde Carson immer in meinen Gedanken sehen. Aber so laufe ich ihm wenigstens nicht mehr über den Weg."
Rodney überlegte kurz.
Er wusste, dass es einen Ort gab, wo alles in Ordnung war und er sehnte sich für einen kurzen Moment danach dort zu sein. Schnell vergrub er diese Gedanken wieder und wendete sich Kate zu.
"Sagen Sie mir, dass dieser Schmerz nachlässt."
Kate konnte sehen, wie sich Tränen in Rodneys Augen bildeten. Schnell ergriff sie seine Hand.
"So Leid es mir tut. Ich kann es nicht."
Kate schloss den Wissenschaftler in ihre Arme. Sie hörte kein Geräusch, was eigentlich darauf schließen ließ, dass er nicht weinte, doch sie spürte die Feuchtigkeit seiner Tränen, die ihre Kleidung benetzte.

"Carson, wir müssen reden."
Dr. Heightmeyer schritt schnell auf den Arzt zu und zog ihn am Arm in sein Büro. Carson konnte die verwunderten Blicke seiner Assistenten förmlich auf sich spüren. Nachdem die Tür geschlossen war, fing Kate auch schon an zu reden.
"Sie müssen sich von Rodney fernhalten. Wenigstens für die nächsten Wochen."
"Ist es so schlimm?", fragte der Arzt bestürzt.
"Natürlich, Carson. Er ist in Sie verliebt und Ihre bloße Anwesenheit bereitet ihm schon Schmerzen."
Beckett schluckte, als hätte er einen dicken Kloß im Hals. Kate bemerkte, wie Carson anfing zu überlegen, was an der gerunzelten Stirn nicht zu übersehen war.
"Keine Sorge. Mit der Zeit wird er sich besser fühlen und dann können Sie auch wieder mit ihm sprechen."

Die nächsten drei Tage vergingen wie im Flug. Rodney hatte nicht viel Besuch bekommen, was sicherlich an seinem Verhalten lag. Er dachte oft an die Leere und so sah man ihn meistens nur mit leerem Blick aus dem Fenster starren. Diesmal konnte er sich besser an die Gefühle innerhalb der Finsternis erinnern, als damals bei dem Absturz. In der Leere herrschte Wärme, Fröhlichkeit und die Tatsache, dass nur seiner Vorstellungskraft Grenzen gesetzt war.
"Guten Morgen, Rodney."
Dr. Anderson trat ein, dicht gefolgt von Dr. Heightmeyer.
"Es wird Zeit, dass Sie sich wieder unter Leute wagen."
Dr. Anderson lächelte ihn an und schob einen Rollstuhl zu Rodneys Bett.
"Kate, würden Sie mir kurz helfen?", fragte die junge Ärztin die Psychologin.
"Sicher."
Die beiden Frauen halfen den Wissenschaftler aufzustehen. Seine Beine zitterten und er wäre sicherlich wieder zusammen gebrochen, wenn er sich nicht sofort auf den Stuhl gesetzt hätte.
"Na, dann wollen wir mal los."
Kate schob Rodney vorsichtig zum Ausgang.
"Sollten Sie Probleme haben, schicken Sie ihn bitte zu mir", bat Dr. Anderson und wendete sich wieder ihrer Arbeit zu.

Es war ein kalter Morgen. Die Gänge waren gefüllt von Hunderten von Menschen, so schien es jedenfalls für Rodney. Kate steuerte sein Quartier an. Im Stillen hoffte sie, dass er um einen Ausflug bat, allerdings schwieg Rodney die ganze Zeit über. Selbst die ihm grüßenden Personen beachtete er kaum. Sie waren schon fast bei seinem Quartier angekommen, als plötzlich Dr. Zelenka um die Ecke bog.
"Ahh, Rodney. Schön Sie wieder auf den Beinen zu sehen. Mehr oder weniger. Ach, Sie wissen, was ich meine."
Radek strahlte über das ganze Gesicht.
"Guten Morgen, Radek."
"Sie wissen gar nicht, was wir alles auf einem unbewohnten Planeten gefunden haben. Wenn Sie Interesse haben, könnten wir uns schnell meine bisherigen Ergebnisse ansehen."
"Nein, jetzt bitte nicht. Ach, wissen Sie was? Schicken Sie mir die Ergebnisse und meine restliche Arbeit per E-Mail."
Radek sah besorgt zu Dr. Heightmeyer.
"Na schön. Ich werde Ihnen Ihre Unterlagen schicken, aber ich hoffe, Sie kommen uns trotzdem besuchen."
"Ja, mal sehen", antwortete Rodney ausweichend.
"Okay, ich muss los. War nett, mal wieder ein paar Worte mit Ihnen gewechselt zu haben, Rodney."
Und dann schritt er auch schon davon. Radek hatte gemerkt, dass Rodney mit seinen Gedanken schon wieder ganz woanders war.

"Da sind wir."
Kate schob Rodney langsam in sein Quartier und in Richtung Bett.
"Wieso haben sie Radeks Angebot nicht angenommen?", fragte sie, als sich die Tür hinter ihnen schloss.
"Ich will meine Ruhe haben."
"Ja, Ruhe werden Sie demnächst bekommen, denn Dr. Zelenka wird Ihnen nichts schicken. Laut Dr. Weirs Anweisung sind Sie beurlaubt und ich werde dafür sorgen, dass Sie nicht arbeiten."
"Schön, dann werde ich halt nicht arbeiten. Mir ist das alles eh egal."
Rodney richtete sich auf. Es war schwer die Balance zu halten, aber schließlich schaffte er es und bewegte sich zu seinem Bett.
"Ich möchte schlafen."
"Aber, Rodney, es ist doch früh am Morgen."
"Trotzdem."
Kate atmete geräuschvoll aus.
"Na schön. Ich werde später noch Mal vorbeikommen."
Kate ging aus dem Quartier. Rodney war zweifelsohne der schwerste Fall ihrer bisherigen Laufbahn und sie hatte keine Ahnung, wie sie sich verhalten sollte.

Weitere Tage vergingen. Rodney verließ sein Quartier nur selten. Wenn er es verließ, dann nur um Essen zu holen, mit Dr. Heightmeyer einen nicht ganz freiwilligen Ausflug zu unternehmen, oder sich in der Krankenstation bei Dr. Anderson zu melden. Sein Arm bekam langsam wieder Gefühl. Er konnte ihn noch immer nicht bewegen, was größtenteils am Muskelriss lag, aber auch die unangenehme Schiene tat ihr übriges. Und so lag er wieder in seinem Quartier und vegetierte vor sich hin. Seine Gedanken kannten immer noch nur zwei Themen: Die Leere und Carson. Es waren zwei so unterschiedliche Gedanken und genauso unterschiedliche Gefühle lösten sie aus. Rodney betrat sein Bad und schaute in den Spiegel. Er sah jämmerlich aus. Der Wissenschaftler hatte sich seit 4 Tagen nicht mehr rasiert und unter seinen Augen hatten sich mittlerweile dunkle Ringe gebildet.
"Ahh. Das bin also ich. Dr. Rodney McKay."
Rodney grinste leicht.
"Das wohl perverseste Arschloch in dieser und vieler anderer Galaxien. Eine jämmerliche Schwuchtel und ein arroganter Asozialer, der nicht den Mumm hat, seiner Existenz ein Ende zu setzen, auf dass es seinen Mitmenschen besser geht."
Rodneys Selbsthass war unermesslich groß. Er hatte viel Zeit für seine Überlegungen gehabt und war zu dem Schluss gekommen, dass er der einzige Auslöser für sämtliche Vorkommnisse war und dass er seinen Mitmenschen nur eine Last war. Er wollte keine Last mehr sein. Soviel stand fest. Es klopfte an der Tür und Rodney überlegte. Sollte er aufmachen? Und dann vernahm er Kates Stimme. Es musste also sein. Er begab sich aus dem Bad und öffnete die Tür.

Kate war geschockt. Der Mann, der vor ihr stand sah ganz und gar nicht Rodney ähnlich. Neben dem verwilderten Gesicht war auch seine Kleidung ungewöhnlich. Rodney trug Schwarz. Nichts weiter. Schwarze Schuhe, schwarze Hose, schwarzer Pullover.
"Rodney. Was willst du nur damit sagen?"
"Guten Morgen, Dr. Heightmeyer."
"Guten Morgen, Rodney. Wollen Sie vielleicht mit mir Frühstücken?", fragte die Psychologin.
"Nein."
Rodney wollte sich schon abwenden, als Kate ihn an seinem gesunden Arm festhielt.
"Rodney! Sie werden mitkommen und reden. Andernfalls werde ich dafür sorgen, dass Ihr Quartier geräumt wird und Sie auf dem Flur schlafen müssen. Und ich schwöre Ihnen, spätestens dann müssen Sie mit anderen Leuten reden."
Rodney schnaubte vor Wut und schritt dann an Kate vorbei. Er steuerte geradewegs die Kantine an, die sich auf einem Balkon befand, dicht gefolgt von Dr. Heightmeyer.
In der Kantine herrschte reges Treiben und Rodney sah sein Team, Dr. Zelenka und Dr. Weir an einem Tisch sitzen. Kate deutete in die Richtung, aber Rodney wendete sich ab und setzte sich an einen leeren Tisch in der Ecke.
"Schön. Ich bin hier. Was wollen Sie wissen?", fragte er unfreundlich.
"Nun, zunächst, warum haben Sie sich nicht zu Ihren Freunden gesetzt?"
"Sie wollen mich nicht bei sich haben, dass weiß ich."
"Woher wollen Sie das wissen? Kommen Sie, wir werden sie fragen gehen."
"Nein!"
Kate zuckte zusammen. Auch wenn er nicht laut geschrieen hatte, so war doch seine Wut und Aggression zu hören.
"Ok, ok. Dann werde ich jetzt etwas zu essen holen. Was möchten Sie?", bot Kate beschwichtigend an.
"Einen Kaffee und ein Sandwich. Den Kaffee bitte schwarz."
Kate machte sich auf den Weg zum Büffet. Sie brauchte unbedingt Zeit, um zu überlegen und deswegen ließ sie einige Personen innerhalb der Schlange vor.
Rodneys Gedanken waren überall, nur nicht in der Kantine. Immer und immer wieder kamen seine Gedanken zu Carson zurück. Dieser wundervolle, weiße Engel mit den himmelblauen Augen und dieser einfühlsamen Stimme. Rodney wehrte sich gegen diese Gedanken und versuchte, an etwas Schöneres als Carson zu denken. Das Einzige, was ihm einfiel, war die Finsternis. Er musste dorthin zurück. Koste es, was es wolle. Und so stand er auf und bewegte sich auf das Geländer des Balkons zu.

Carson kam von der Nachtschicht und wollte noch etwas essen, bevor er zu Bett ging. Er hatte die Kantine schon fast erreicht, als er entsetzte Schreie vernahm. Sofort beschleunigte der Arzt seine Schritte und bog um die Ecke. Was er sah, ließ seinen Atem stocken. Alle Anwesenden waren aufgesprungen und sahen zu Rodney. Der Wissenschaftler war über die Brüstung geklettert und stand jetzt auf dem schmalen Sims.
"Rodney, was tun Sie da? Bitte kommen Sie zurück."
Dr. Heightmeyers Stimme spiegelte ihr Entsetzen wieder.
"Rodney, machen Sie keinen Fehler", sprach John Sheppard und bewegte sich langsam auf Rodney zu.
"Stehen bleiben!"
Rodney schrie mit all seiner Kraft, doch der Schrei klang eher wie ein Flüstern. Tränen rannen über sein Gesicht. Der Wissenschaftler blickte in die Tiefe. Das rauschende Wasser brandete gegen die Stadt und war bereit, ihn willkommen zu heißen.
"Bitte, Rodney. Lass uns reden. Ich bin sicher, es gibt für alles eine Lösung", bat Dr. Weir und hob ihre Hände, um Rodney zu beruhigen.
"Das hier ist die Lösung, Elizabeth. Die Lösung für alles und gleichzeitig die einzige."
Rodney grinste.
"Was? Das soll die Lösung sein? Sich in den Tod zu stürzen?"
"Ja, die Finsternis wird mir alles geben, was ich brauche."
Rodney streckte seinen gesunden Arm aus und machte sich bereit, sich nach vorne fallen zu lassen.
"Nein, warte!"
John entfernte sich wieder einige Schritte von der Gruppe und ging dann ebenfalls einige Meter über die Brüstung.
"Was… Was tun Sie da?"
Rodney war verwirrt. Was hatte der Colonel nur vor? John streckte seine Arme aus, genau wie Rodney es mit seinem beweglichen Arm getan hatte.
"Sie haben Recht, Rodney. Mir geht es auch nicht gut in letzter Zeit. Habe ständig Kopfschmerzen. Ich denke, ich sollte mit Ihnen springen. Ich bin schon gespannt auf die… wie nannten Sie es noch gleich? Ach ja, Finsternis."
John ließ seinen Blick kurz zu seinen Kollegen wandern.
"Ich glaube, ich werde auch gehen. Mein Volk glaubt, ich würde es nicht mehr richtig führen, also kann ich auch gleich zu meinen Vorfahren wechseln."
Teyla bewegte sich auf John zu und stellte sich ebenfalls auf den Sims.
"Und ich konnte die Datenbank der Antiker immer noch nicht ganz entschlüsseln. Warten Sie einen Moment."
"Meine Verhandlungen mit dem SGC sind zurzeit ein wenig zu komplex. Ich glaube, mich hält hier auch nichts mehr."
"Und was mich angeht, ich sehne mich nach Abwechslung."
Mit diesen Worten stiegen Dr. Zelenka, Dr. Weir und Ronon Dex ebenfalls über die Brüstung und breiteten ihre Arme aus. Rodney sah nur geschockt zu diesen wohl wahnwitzigen Personen. Die Gründe, die sie aufzählten, waren lächerlich.
"Aber wisst ihr, Leute, was ist mit unseren Familien und Freunden?", fragte John plötzlich.
"Die? Die sind mir egal. Sie werden trauern und sich die Seele aus dem Leib heulen. Wir werden ihr Leben ruinieren, aber ich bin mir sicher, Rodney hat uns nicht zuviel versprochen, was die Finsternis angeht", antworte Elizabeth sofort und blickte zu dem Wissenschaftler.
Nein, er konnte nicht diese Menschen mit in den Tod reißen. Dazu war er nicht fähig. Weitere Tränen rannen über sein Gesicht und er konnte sehen, dass Elizabeth ebenfalls mit sich kämpfte. Langsam drehte sich der Wissenschaftler um und lehnte sich über die Brüstung. Sofort ergriffen ihn Kate und ein Soldat und zogen ihn wieder auf den Balkon. Rodney brach augenblicklich in Kates Armen zusammen und weinte. Weinte so stark wie niemals zuvor. Und dann fiel sein Blick auf Carson, der immer noch in der Tür stand.
"Nein, geh weg!"
Rodney fuchtelte wild mit seinem Arm.
"Gehen Sie, Carson!", schrie Kate und versuchte, den Wissenschaftler fester in die Arme zu nehmen, was schwierig war, da er sich wehrte.
Carson drehte sich sofort um und rannte aus der Kantine, ohne auf die anderen Leute im Flur zu achten. Als er in seinem Quartier angekommen war, lief er sofort ins Bad. Ihm war speiübel. Nachdem er sich ein paar Mal übergeben hatte, ließ sich Carson auf dem Boden nieder. Der Arzt zitterte am ganzen Leib.
"Dr. Weir hatte unrecht. Ihn kann doch etwas umbringen. Wenn es keine Kugel ist, dann seine Gefühle für mich."

"Wie geht es ihm?"
Carson trat zu Dr. Weir, die vor einigen Monitoren stand. Auf ihnen war zusehen, wie ein nervöser Dr. McKay auf und abschritt und mit Dr. Heightmeyer sprach, die auf seinem Bett saß.
"Das fragen Sie? Es sollte wohl klar sein."
Es war spät am Abend. Carson konnte trotz Nachtschicht nicht schlafen und hatte sich deswegen schon einen Tag frei genommen, in der Hoffnung, dass seine Angst um Rodney nachließ.
"Hat man sein Quartier sicherer für ihn gemacht?"
"Ja, Carson. Wir haben Rasierklingen, Gürtel und jede Menge andere Sachen entfernt, aber jetzt sagen Sie mir bitte…"
Dr. Weir wandte sich von den Bildschirmen ab.
"Warum hat er so panisch auf Sie reagiert?"
Carson schluckte. Sollte er es ihr sagen? Er entschloss sich, es zu tun, da er glaubte, dass diese Situation es erforderte. Elizabeth lauschte den Erklärungen des Arztes. Zunächst dachte sie, er würde sie anlügen, doch sein Gesichtsausdruck sagte ihr etwas Anderes.

Zwei Stunden später ließ sich Carson in sein Bett fallen. Er hatte sich erst von Rodneys Quartier entfernt, als man ihm versichert hatte, das rund um die Uhr jemand die Monitore vor dem Quartier überwachte. Langsam glitt der Arzt in einen traumlosen Schlaf. Er bemerkte nicht das weiße Licht, das durch das Schlafzimmerfenster hindurchglitt und in seinen Körper eindrang.
Kurze Zeit später zuckte er leicht, als würde ihm jemand Stromstöße verpassen. Und dann blieb sein Herz stehen und seine Atmung setzte aus.

Fortsetzung: Kapitel 5 - Das Geschenk
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