Hm. Irgendetwas erschien ihm verdächtig. Ja, wirklich. Irgendetwas war anders.
John ließ seinen Blick forschend durch das Bad schweifen und versuchte herauszufinden, was sein Unwohlsein auslöste. Hatte Elizabeth wieder irgendetwas umgestellt? War der Lichteinfall anders?
Alles schien wie immer, doch als sein Blick auf seine Frau fiel, die nur mit einem Slip bekleidet vor dem Spiegel stand und sich skeptisch hin und her drehte, wusste er, was nicht stimmte. Ihre missmutige Stimmung hing schwer im Raum und automatisch ging John in Deckung.
Wenn er es einfach übersah, würde sie sich vielleicht beschweren, aber nicht gleich in die Luft gehen, ja, das war eine gute Idee. Er würde einfach so tun, als wenn er nichts bemerkt hätte.
Wenn das bloß so einfach gewesen wäre.
"Mein Busen hängt", beschwerte sie sich plötzlich und hob besagte Körperteile mit ihren Händen an, nur um sich erneut im Spiegel zu drehen.
In John schrillten die Alarmglocken los. Das hier war eine gefährliche Situation. Ein falsches Wort und er würde Elizabeth nächste Woche wenig zu Gesicht bekommen.
"Findest du?", fragte er schließlich neutral und trat hinter sie, blickte über ihre Schulter hinweg in den Spiegel.
Offengestanden war er ihrer Meinung - und er empfand es noch nicht einmal mehr tragisch. Sie ging auf die vierzig zu und hatte letzte Woche erst Lucas - ihren gemeinsamen Sohn - abgestillt.
Anstatt einer Antwort, warf ihm Elizabeth einen eindeutigen Blick zu und er widerstand nur knapp der Versuchung, mit den Augen zu rollen.
Er hatte wirklich Verständnis gehabt. Für alles. Für jede der skurrilen Geschichten, die er mit ihr schon im Bad erlebt hatte, aber langsam fand seine Geduld ein Ende.
"Elizabeth", sagte er und machte keinen Hehl aus seinen blankliegenden Nerven - egal, welche Konsequenzen das haben würde. "Auch wenn du das vielleicht nicht hören möchtest, aber du bist keine zwanzig mehr. Und du hast ein Kind zur Welt gebracht; unseren Sohn."
Er wagte es, schloss seine Arme um ihren mittlerweile wieder sehr schlanken Körper und drückte sie an sich. Sie seufzte tief, lehnte sich dann gegen ihn und ließ sich hin und her wiegen.
"Es ist nur so... ungerecht", meinte sie und schnitt eine Grimasse. "Wir Frauen kriegen nicht nur die Kinder, nein, man sieht es uns danach auch noch an. Und was ist mit euch Männern, hm?"
Sie fügte ein unzufriedenes Brummen hinzu und entlockte ihm damit ein Lachen.
"Na ja", erwiderte er zögerlich und drückte ihr einen Kuss in den Nacken. "Da musst du dich wohl bei Mutter Natur beschweren."
Sie erwiderte nichts, legte ihre Hände lediglich auf seine und musterte weiterhin kritisch ihre obere Körperhälfte.
"Aber weißt du was?", fragte John plötzlich und sie legte den Kopf neugierig schief. "Ich finde, sie sind größer geworden."
"Größer?", wiederholte Elizabeth und schien seine Aussage zu überprüfen.
"Ja", bestätigte er und lehnte sich leicht vor, sodass er an ihrer Vorderseite hinabschauen konnte. "Und wenn sie dafür ein bisschen hängen... dann nehm' ich das gerne in Kauf."
Sie gab einen empörten Laut von sich und entwand sich seiner Umarmung, funkelte ihn halb amüsiert, halb fassungslos an.
"Männer", zischte sie plötzlich und konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. "So etwas kann nur ein Mann sagen."
Er zuckte grinsend mit den Schultern und wich ihrer Faust aus, die ihn neckisch in die Seite boxen wollte, ehe er sich herumdrehte und übertrieben gelassen das Bad verließ, im Hintergrund Elizabeths empörtes Murren.
Man musste einfach nur an allem das Positive finden und schon war alles nur noch halb so schlimm - das würde er sich merken.
Fortsetzung: "In the Bathroom... #13" von Xily
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