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01. Rückkehr zur Pegasus-Galaxie von ulimann644

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2.

DOPPELTER EINSATZ


Nur mühsam gelang es Doktor Jennifer Keller, ihren Verlobten davon abzuhalten, zur anderen Seite des großen Besprechungstisches zu stürmen, um ein ernstes Wort mit Jeanie zu reden. Mit seiner neun Jahre jüngeren Schwester, Jean McKay. Würde man nicht jeden Moment mit dem Erscheinen des neuen Kommandanten von ATLANTIS rechnen, so hätte er es sicherlich auch getan, denn er hatte vor wenigen Augenblicken erst erfahren, dass seine kleine Schwester diesmal mit zur Pegasus-Galaxie reisen würde.
Rodney McKay sah unwillig zu seiner Verlobten, als ihr Griff um seine Hand unter dem Tisch immer fester wurde und er zischte Jennifer leise zu: „Hör auf, meine Hand so fest zu drücken. Ich werde Jeanie sowieso erst nach der Besprechung den Kopf abreißen.“
„Es ist ihr gutes Recht mitzukommen, Rodney“, zischte die schlanke, blonde Frau leise zurück. „Du kannst nicht für sie bestimmen.“
„Ja… das… klären wir später noch“, gab sich Rodney McKay nicht so schnell geschlagen. Dabei riss er den Blick schließlich von seiner Schwester los, um ihn über die übrigen Anwesenden schweifen zu lassen.
Die Zivilisten unter den Anwesenden kannte er. Im Vorfeld hatte er gemeinsam mit Jennifer die beiden alten Kampfgefährten, Ronon Dex und Teyla Emmagan, begrüßt. Der Sateder hatte ihn etwas schief angesehen, als er sich erkundigt hatte was mit seinen Haaren passiert war. Denn aktuell trug Dex sein Haar nicht viel länger, als er selbst. Im Gegensatz zu Ronon hatte sich Teyla kein bisschen verändert, seit er sie zuletzt gesehen hatte.
Neben den beiden Freunden und seiner Schwester befand sich auch noch Doktor Mike Branton mit ihnen in diesem Raum. Als Physiker und Computerspezialist würde er eng mit seiner Schwester zusammenarbeiten. Beide sollten sich den Posten von Radek Zelenka teilen, der diesmal offenbar nicht dabei sein würde.
Der Mann mit dem Vollbart und den dunklen, intelligenten Augen stand zwischen Jeanie und einem der drei anwesenden Stabsoffiziere, die Rodney McKay nicht geläufig waren. Anhand der Uniform des Mannes mutmaßte McKay jedoch, dass es sich um Oberst Maximilian Klingenschmied handeln musste. Den Befehlshaber der E.U.S. AUSTERLITZ. Eines der drei Schlachtschiffe, die ATLANTIS auf seiner Rückreise in die Pegasus-Galaxie mit sich führen würde.
Neben dem bereits ergrauten, wuchtigen Deutschen wirkte die zierliche Asiatin, in dem stahlblauen Ausgehkostüm der Chinesischen Luftwaffe, beinahe verloren. Auf den Schulterklappen trug sie drei goldene Sterne, die von zwei schmalen, goldenen Balken eingefasst waren. Rodney McKay vermutete, dass es sich bei ihr um die Kommandantin der P.L.A. SUN TZU handelte und dass ihre Rangabzeichen die eines Colonels waren. Zwischen den übrigen Anwesenden wirkte diese Frau, mit dem fein geschnittenen Porzellan-Gesicht und den weißen Handschuhen an den Händen, fast schon surreal.
Zu ihrer anderen Seite stand eine hagerer, hochaufgeschossener Colonel der Französischen Luftwaffe. Bei ihm handelte es sich offensichtlich um den dritten Raumschiffskommandanten in der Runde. Jean-Babtiste de Lamarck - der Befehlshaber der E.U.S. JEANNE D´ARC.
Rodney McKay hatte, vor seiner und Jennifers Abreise hierher, in Erfahrung gebracht, dass die drei Schlachtkreuzer der DAEDALUS-KLASSE momentan in einem hohen Erdorbit kreisten. Sobald die Andockklammern für diese drei Schiffe bereit waren würden sie, in einer Nacht und Nebelaktion, auf ATLANTIS landen. Sie erst im All aufzunehmen wollte man nicht riskieren, da es nicht sicher war, ob es beim Andocken nicht zu irgendwelchen Problemen kommen würde. In einem solchen Fall musste der Fehler erst behoben werden und das ließ sich auf der Erde wesentlich einfacher bewerkstelligen, als im Weltall.
Rodney McKay wurde aus seinen Betrachtungen gerissen, als sich eine der Lamellen-Wände des Konferenzraumes öffnete und John Sheppard zu ihnen herein kam. In seiner Begleitung befand sich eine Frau, deren Uniform jener von Oberst Klingenschmied glich. Im Gegensatz zum Obristen trug sie statt des silbernen Eichenlaubs und Sternen goldenes Eichenlaub und zwei goldene Sterne auf den Schulterklappen ihrer Uniform. Diese Frau also würde die kommende Expedition nach Pegasus leiten.
Wenigstens kein grimmig dreinschauender Typ mit Stoppelfrisur, dachte McKay finster. Er hatte sich, in den letzten Jahren, ein ziemlich tief verwurzeltes Misstrauen gegenüber solchen übertrieben zackigen Militärs zugelegt.
Gemeinsam mit der hochgewachsenen, blonden Frau schritt John Sheppard zum Kopfende des gewaltigen Tisches, der einen Großteil dieses Konferenzraumes einnahm. Ein Relikt von Richard Woolseys Zeit auf ATLANTIS.
Missbilligend auf das Ungetüm von Tisch blickend sah Generalmajor Degenhardt im nächsten Moment in die Runde und es wurde still im Konferenzraum.
Alexandra Degenhardt räusperte sich bevor sie mit klarer, durchdringender Stimme sagte: „Guten Morgen, Ladies and Gentlemen. Ich bin Generalmajor Alexandra Degenhardt. Einige von Ihnen kennen mich bereits. Diejenigen von Ihnen, die mich noch nicht kennen, werden in den nächsten Tagen und Wochen eine riesengroße, verdammte Überraschung erleben. Denn die Zeit, die uns bis zum Start von ATLANTIS zugebilligt wurde, ist knapp bemessen. Das bedeutet, dass Sie alle hier das, was ich Ihnen bis zum Aufbruch abverlange, in Rekordzeit ausführen werden. In den nächsten drei Wochen werden Sie arbeiten bis zum Umfallen. Falls wer in der Gewerkschaft ist: Vergessen Sie es. Hier auf ATLANTIS werden für die nächsten drei Wochen keine geregelten Arbeitszeiten gelten. Sie werden sich in den Dienst der Sache stellen, sofern Sie nicht gerade schlafen, essen, zur Toilette gehen oder vor Erschöpfung zusammengebrochen sind.“
Generalmajor Degenhardt ließ die Worte kurz wirken und wandte sich den drei Kommandanten der Raumschiffe zu. „Sie Drei werden aus den Mitgliedern der Schiffs-Crews Arbeitskommandos zusammenstellen, die ebenfalls, unter Anleitung, auf ATLANTIS mit anpacken werden. Behalten Sie nur die geringstmögliche Besatzungsstärke an Bord Ihrer Raumschiffe aufrecht. Im Anschluss an diese Besprechung werden Sie drei mich und Lieutenant-Colonel Sheppard zu einer Besichtigung der zukünftigen Landeplätze und der für die Crews angedachten Quartiere begleiten.“
Die drei Kommandanten bestätigten und Alexandra Degenhardt fuhr fort: „Doktor McKay, Sie werden die gesamte Aktion, zusammen mit Ihrer Schwester und Doktor Branton, vom Kontrollraum aus leiten.“
Rodney McKay wollte einen Einwand erheben, doch die Deutsche unterbrach ihn mit einer herrischen Geste und sagte scharf: „Nicht jetzt, Doktor McKay. Vermutlich werden Sie selbst sehr oft in den verschiedenen Bereichen der Stadt mit Hand anlegen müssen. Die Techniker, die diese Stadt bisher zerlegen sollten, haben leider in den letzten Wochen ganze Arbeit geleistet, wie mir Lieutenant-Colonel Sheppard versicherte.“
Mit einem finsteren Blick zu seiner Schwester, den sie unwillig zurückgab, bestätigte Rodney McKay: „Verstanden, Ma´am.“
Alexandra verzog grimmig die Lippen, bevor sie erklärte: „Ach ja. Das gilt für Sie alle, Ladies and Gentlemen. Ich wünsche, dass mich Niemand mit dem Wort Ma´am anspricht. Bitte benutzen Sie meinen Rang oder Sir. Informieren Sie dahingehend auch Ihre Besatzungen, beziehungsweise ihre Einsatzteams.“
Die Anwesenden wechselten vielsagende Blicke untereinander während sich der Generalmajor nun an Teyla Emmagan und Ronon Dex wandte. Anders als die Athosianerin, die wieder ihr dunkles Kostüm trug, hatte sich Ronon Dex für die hellgraue Uniform des Militärs von Sateda entschieden, die man auf der Erde nach seinen Angaben für ihn angefertigt hatte. Für solche offiziellen Anlässe wie eben diesen hier.
„Teyla Emmagan, ich bitte Sie, sich in den nächsten Wochen um die Koordinierung der Arbeitskommandos, vom Kontrollraum aus, zu kümmern. Sie werden dabei eng mit Lieutenant Banks und dem übrigen Kontrollraum-Personal zusammenarbeiten. Ich weiß, dass Sie ähnliche Aufgaben schon während der letzten Jahre übernommen haben.“
Teyla Emmagan bestätigte lächelnd und Alexandra Degenhardt wandte sich dem Sateder zu. „Ronon Dex, Sie werden bitte Colonel Sheppard zur Hand gehen. Sie werden in den nächsten Wochen quasi als sein Adjutant fungieren. Den Berichten des IOA habe ich entnommen, dass Sie eine militärische Ausbildung auf Sateda genossen haben. Sie sind dieser Aufgabe also gewachsen, nicht wahr.“
„Das bin ich… Sir“, erwiderte Dex ungewohnt nervös wirkend. Man merkte ihm an, dass er solche Zusammenkünfte nicht mochte.
Generalmajor Degenhardt nickte ihm aufmunternd zu, bevor sie zu Jennifer Keller sah. „Sie, Doktor Keller, werden sich in der Krankenstation einen ersten Überblick verschaffen und sich auf die Ankunft weiterer Ärzte und Sanitäter vorbereiten. Natürlich müssen Sie auch darauf vorbereitet sein zu reagieren, falls es in der nächsten Zeit zu Erkrankungen oder, Gott bewahre, zu Unfällen auf ATLANTIS kommen sollte. Sie haben lange hier gedient und kennen die Abläufe besser als ich.“
Nachdem Jennifer Keller bestätigt hatte, legte Generalmajor Degenhardt die Spitzen ihrer gespreizten Finger auf die Tischplatte und sah jeden Einzelnen der Anwesenden für einen Augenblick an, bevor sie meinte: „Wenn es dazu keine Fragen gibt, dann bitte ich Sie, sich umgehend an die Arbeit zu machen. Wir müssen uns die Zeit kurz halten.“
Die Lamellentüren des Konferenzraumes öffneten sich.
Während die anwesenden Männer und Frauen den Konferenzraum verließen, wandte sich Alexandra Degenhardt an John Sheppard und sagte eindringlich zu ihm: „Wenn dieser verdammte Monstertisch morgen immer noch hier im Konferenzraum steht dann sind Sie gefeuert, Lieutenant-Colonel. Das Ding ist ein Albtraum.“
Sheppard bestätigte grinsend und schritt dann rasch zu Ronon Dex. „Komm, Chewie, es gibt Arbeit für uns Beide.“
Dabei schweifte der Blick des Lieutenant-Colonels von Ronons Augen ein Stück nach oben. „Was ist mit Ihren Haaren passiert? Sagen Sie schon, ich finde es ohnehin heraus.“
Der Sateder rang einen Moment lang mit sich und fuhr sich dabei über die ungewohnt kurzen Haare, bevor er finster in einem Satz erklärte: „Amelia sagte mir, sie würde mit keinem Mann ausgehen, der längere Haare hat als sie.“
Sheppards Lippen verzogen sich unaufhaltsam in die Breite. Ironisch gab er zurück: „Sie hätten warten können, bis die Haare von Banks dieselbe Länge erreicht haben wie Ihre.“
Der Blick des Außerirdischen sprach Bände. „Reden wir nicht mehr davon, Sheppard, und schaffen wir lieber dieses Ungetüm hier weg.“

* * *


Jeanie hatte den Konferenzraum mit als Erste verlassen, wie Rodney McKay feststellte, während er versuchte sie einzuholen. Sie wollte ihm offensichtlich aus dem Weg gehen, nach ihrem Streit, vor Beginn der Einsatzbesprechung.
Nachdem er sich überstürzt zunächst von seiner Verlobten verabschiedet hatte, holte Rodney McKay seine Schwester ein, als sie gerade um eine Gangecke gegangen war. Etwas außer Atem stellte er sich ihr in den Weg und forderte: „Halt, Jeanie! Wir müssen reden!“
McKays Schwester stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn wütend an: „Wenn es wieder wegen meiner Teilnahme an dieser Expedition ist, dann vergiss es, Mer. Ich muss nicht auf das hören, was du sagst!“
„Das solltest du aber!“, schnappte Rodney. Etwas weniger laut fügte er dann hinzu: „Verstehst du denn nicht? Das betrifft nicht nur dich, sondern auch mich!“
„Ach!“, machte die Frau, die Rodney McKay unbestreitbar ähnlich sah. „Wie meinst du denn jetzt das wieder?“
McKay suchte nach Worten, bis er schließlich herausplatzte: „Nun, ich brauche meinen Kopf frei, wenn wir zur Pegasus-Galaxie aufbrechen. Was aber nicht der Fall ist, wenn ich mir bei den kommenden Katastrophen, zu denen es unzweifelhaft kommen wird, permanent Sorgen um dich machen muss. Hör zu, die gesamte Stadt könnte explodieren, nur weil ich aus Sorge um dich im Notfall auf den falschen Knopf drücke!“
„Dann drück gefälligst nicht auf die falschen Knöpfe!“, fauchte ihn Jeanie an. Dann hakte sie mit leicht veränderter Stimme nach: „He, was heißt das überhaupt, du machst dir permanent Sorgen um mich? Das sind ja ganz neue Töne.“
„Hey, komm, das ist unfair!“, beschwerte sich Rodney bei seiner Schwester. „Nur weil ich das nicht permanent sage, heißt das nicht, es wäre nicht so. Mir wäre nur viel wohler bei dem Gedanken, dass du hier auf der Erde in Sicherheit bist.“
„Ja klar. Wie weit es mit der angeblichen Sicherheit der Erde wirklich her ist haben wir ja zu Beginn dieses Jahres erlebt“, konterte die etwas pummelig wirkende Frau sarkastisch. „Das sind doch nur Ausreden, Mer. Sag doch einfach frei heraus, dass du mich nicht dabei haben willst!“
„Aber das stimmt doch gar nicht!“
Die Geschwister maßen einander mit Blicken, bevor Rodney durchatmete und einlenkend versuchte zu erklären: „Jeanie, du hast Familie. Auch, wenn du nicht mehr mit Kaleb verheiratet bist. Was soll ich denn Madison sagen, wenn dir da Draußen etwas passieren sollte? In der Pegasus-Galaxie herrscht vermutlich immer noch ein furchtbarer Krieg. Ich will einfach nicht, dass dir etwas passiert.“
Die Frau erkannte echte Besorgnis in den Augen ihres Bruders. Weniger aufgebracht, als noch vor einem Moment erwiderte sie, um ein paar Grade sanfter: „Hast du dir mal überlegt, dass es mir ganz genauso geht, wenn du da Draußen bist, Mer? Glaubst du denn, die Vorstellung, dass du mit deinen Kameraden auf haarsträubende Missionen gehst, ängstigt mich nicht genauso sehr? Du hast einmal gesagt, dass Dad sich gewünscht hätte wir würden zusammenarbeiten. Jetzt hast du die Gelegenheit dazu.“
Rodney McKay wich Jeanies forschenden Blicken aus. Als er sie wieder ansah, sagte er betreten. „Natürlich habe ich mir das gewünscht, Jeanie. Nur nicht in einer so gefährlichen Umgebung. Aber was ist mit Madison? Du wirst mindestens ein ganzes Jahr lang weg sein und kannst nicht mal eben zur Erde zurück, falls etwas mit ihr ist.“
Die aquamarin-blauen Augen der Frau begannen feucht zu schimmern. „Auf Kaleb kann man sich verlassen. Obwohl wir nicht mehr zusammen sind weiß ich, dass Madison bei ihm in den besten Händen ist.“
Rodney kannte seine Schwester gut genug, um zu erkennen, wie es ihr im Moment zumute war. Spontan machte er einen Schritt auf sie zu und nahm sie in die Arme. Etwas, das ihm noch vor relativ kurzer Zeit viel schwerer gefallen war. In dieser Hinsicht hatte seine Beziehung mit Jennifer bereits jetzt wahre Wunder gewirkt. Leise erkundigte er sich bei Jeanie: „Er hat das alleinige Sorgerecht bekommen, da du so lange abwesend sein wirst?“
Jeanie nickte schwach in seinen Armen und ein leises Schniefen folgte.
Ihr Bruder schluckte. Er wusste, wie sehr Jeanie ihre Tochter liebte und wie sehr sie ihr im kommenden Jahr fehlen würde. Unfähig etwas zu sagen hielt er seine kleine Schwester im Arm und streichelte mit der Linken sanft über ihren Rücken. Schließlich meinte er, in einem schwachen Versuch sie zu trösten. „Ein Gutes hat die gesamte Hektik und die permanente Bedrohung, in der wir bald gefangen sein werden. Man hat nicht allzu viel Zeit, sich Gedanken um solche Dinge zu machen. Das wirst du schon noch sehen. Weißt du schon wo dein Quartier ist?“
Jeanie löste sich von ihrem Bruder und wischte sich schnell die Tränen ab. „Nein, aber ich werde es schon finden.“
„Unsinn, ich bringe dich hin“, erklärte Rodney bestimmt. Er bemerkte den erstaunten Blick seiner Schwester und fragte giftig: „Was ist? Ich kann dich ja doch nicht umstimmen, also werde ich dir dabei helfen, dich hier rasch zurechtzufinden. Also komm schon. Ich brauche dich nämlich dringend bei den Kontrollen, wenn du dich eingerichtet hast. Und bring diesen Mike Branton mit.“
Jeanie McKay verdrehte die Augen und fragte ironisch: „Was habe ich mir nur dabei gedacht, an dieser Expedition teilnehmen zu wollen.“

* * *


Das Schott stand offen. Jeanie wollte mitbekommen, was außerhalb des großzügig dimensionierten Quartiers vor sich ging. Außerdem hatte sie nichts zu verbergen. Dennoch wandte sie sich überrascht um und sah freudig zum Eingang, als sie dort John Sheppard erkannte, der leise an den Schottrahmen geklopft hatte.
„Sie sind es, John. Kommen Sie doch rein. Ich bin ohnehin gerade damit fertig geworden meinen Kram einzuräumen.“
Der Lieutenant-Colonel machte zwei Schritte in den Raum hinein. Diplomatisch erkundigte er sich: „Wie war ihr Wiedersehen mit Rodney?“
Mit einem leichten Schmunzeln erwiderte die Frau: „Sie haben sich vermutlich mit Jennifer unterhalten und erfahren, dass es vor der Einsatzbesprechung Streit gegeben hat. Jetzt schüttelt Sie die Neugier, habe ich Recht?“
John Sheppard verzog leicht das Gesicht. „Na schön. Sie haben mich erwischt. Aber ich komme nicht nur aus reiner Neugier, sondern weil ich mir um meinen alten Freund Rodney Sorgen mache. Wissen Sie, wir brauchen ihn voll konzentriert.“
Jeanie McKay kniff die Augenlider etwas zusammen und erkundigte sich misstrauisch: „Hat Mer mit Ihnen gesprochen, John? Er argumentierte nämlich vorhin beinahe genauso, wie Sie eben.“
Sheppard hob beide Hände. „Nein, seit der Besprechung habe ich ihn nicht mehr gesehen. Darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort. Aber ich verstehe Rodney, in dieser Hinsicht. Ich wäre auch abgelenkt, wenn mein Bruder hier wäre.“
Die Haltung der Frau entspannte sich etwas. „Vielleicht haben Sie Recht. Aber Mer muss damit klarkommen. Ich finde es übrigens schräg, dass ihn hier jeder Rodney nennt.“
„So möchte er angesprochen werden und wir respektieren diesen Wunsch.“ Einen weiteren Schritt in den Raum hinein gehend erkundigte er sich dann: „Was ist mit Ihnen? Hat er Sie nie darum gebeten ihn Rodney zu nennen, statt Meredith, oder Mer?“
„Doch“, gab die Frau grinsend zu. „Aber das habe ich schon als kleines Mädchen ignoriert. Irgendwann war es dann zu spät für mich das noch zu ändern. Ich wundere mich immer noch etwas, dass ihn Menschen, wie Sie, Ronon und Teyla als Freund ansehen. Früher war Mer eher der Einzelgänger, wissen Sie.“
John Sheppard steckte seine Hände in die Taschen und lächelte in der Erinnerung etwas versonnen. „Wissen Sie, ganz am Anfang - da wollte ich Rodney nicht wirklich in meinem Team haben. Ich habe ihn damals nur deshalb mitgenommen, weil ich ihn brauchte. Ich hielt ihn für einen furchtbaren Menschen: Arrogant, selbstverliebt und wehleidig.“
„Sie beschreiben Mer sehr gut.“
Sheppard schüttelte sanft den Kopf. „Nein, das ist nicht wahr. Denn da ist noch so Einiges mehr, was nur in Rodney geschlummert hat. Während der letzten Jahre, in der Pegasus-Galaxie, da kamen noch ganz andere Eigenschaften zum Vorschein. Eigenschaften, wie Mut, Opferbereitschaft und unbedingte Loyalität. Na ja, er nervt gelegentlich immer noch, doch inzwischen macht mir das nicht mehr so viel aus. Weil ich den wirklichen Rodney McKay kennengelernt habe.“
Etwas erstaunt setzte sich die blonde Frau auf einen der Stühle im Raum. „Das klingt beinahe so, als würden Sie ihn bewundern, John.“
„Nein!“, erwiderte Sheppard hastig, bevor er zugab: „Na ja, schon etwas. Ich meine, ich habe das Team selbst oft genug aus einer brenzligen Situation herausgehauen. Dasselbe trifft auf Teyla und Ronon zu. Aber Tatsache ist, dass Rodney uns, und damit meine ich nicht nur mich und mein Team, sondern die gesamte Expeditionsmannschaft, mindestens dreimal so oft den Hintern gerettet hat. Wenn das mal ausreicht. Ich finde das sollten Sie über Ihren Bruder wissen, Jeanie.“
Noch immer etwas ungläubig sah die Frau zu Sheppard auf, nachdem er geendet hatte. „Das klingt wirklich nach einem anderen Mer, als den, den ich kenne. Sind Sie sicher, dass ihn die Wraith nicht geklont und uns die Kopie untergeschoben haben?“
John Sheppard lachte amüsiert. „Der war gut. Sie entschuldigen mich bitte.“
„Ja, sicher.“
Jeanie McKay schaute dem davongehenden Mann nach, ohne ihn wirklich zu sehen. In ihren Gedanken echoten seine Worte nach, mit denen er eben ihren Bruder beschrieben hatte. So wie Sheppard es dargestellt hatte, schien Mer wirklich gereift zu sein, in den vier Jahren in denen sie keinen Kontakt zueinander gehabt hatten. Doch rückblickend musste sie sich eingestehen, dass sie bereits nach dem ersten Kontakt, nach diesen vier Jahren, diese Veränderung ihres Bruders gespürt hatte. Und diese Veränderung schien danach noch an Intensität zugenommen zu haben.
Schließlich erhob sie sich langsam und schritt zur Fensterfront des Quartiers hinüber. Für einen Moment lang fragte sie sich, ob sie keinen Fehler begangen hatte, indem sie auf das Angebot von General Jack O´Neill eingegangen war. Vielleicht war sie hier auf der Erde wirklich besser aufgehoben.
Jeanie McKay horchte in sich hinein und eine deutliche Stimme des Widerspruchs machte sich bemerkbar. Nein, sie wollte unbedingt mit zur Pegasus-Galaxie.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, von der Durchsage die an ihre Ohren drang. Die leicht gereizt klingende Stimme gehörte zweifellos ihrem großen Bruder.
„Doktor McKay! Sie werden dringend im Kommandozentrum gebraucht!“
Das ist dann doch wieder ganz der Mer, den ihn kenne, dachte Jeanie ironisch, befestigte den Kommunikator hinter ihrem linken Ohr und aktivierte ihn. „Hier spricht McKay, McKay! Ich bin ja schon unterwegs!“
Damit verließ sie das Quartier und verriegelte es hinter sich, indem sie mit der Hand abwärts über das äußere Türpaneel fuhr. Die Sensoren in dem Mechanismus lasen dabei ihren Handabdruck und die Verriegelung wurde bestätigt. Dann eilte sie rasch, nun mit einem freudigen Gefühl in der Magengegend, in Richtung des Kommandozentrums.
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