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01. Rückkehr zur Pegasus-Galaxie von ulimann644

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9.

GESTRANDET


An dem Tisch sitzend, der ursprünglich im Konferenzraum von ATLANTIS gestanden hatte, sah Alexandra Degenhardt die anwesenden Männer und Frauen an. Der Anblick wirkte auf sie, im wahrsten Sinne des Wortes, etwas schräg denn noch immer wies die Lage der Stadt eine Schlagseite von etwa sieben Grad auf. Außer ihr selbst saßen Rodney McKay, John Sheppard, Jennifer Keller und die beiden Feodin mit ihr in dem Raum. Außerdem hatte Degenhardt Teyla Emmagan hinzugebeten.
Nachdem Rodney McKay, in der Nacht noch, den Programmcode für die Übersetzungsmatrix der Kommunikatoren erweitert hatte, war eine normale Unterhaltung mit den beiden Wesen möglich, die in ATLANTIS eingedrungen waren.
Zunächst hatten die beiden Bewohner dieser Galaxie kurz zusammengefasst wie und warum sie in diese Stadt gekommen waren. Als sie endeten, sah Alexandra Degenhardt in die Runde und sagte, zu den Feodin gewandt: „Zunächst will ich nochmal betonen, dass es nicht in unserer Absicht lag das Sternentor auf diesem Planeten zu blockieren. Doktor McKay sagte mir vor Beginn dieses Meetings, dass die Stadt zwischen drei und vier Tagen hier festliegt. Für diese Zeit bitte ich Sie beide, unsere Gäste zu sein. Sobald die Stadt wieder startklar ist, werden wir Sie, auf Wunsch, direkt bei dem hiesigen Sternentor absetzen. Sobald ATLANTIS gestartet ist und sich aus diesem Sektor entfernt hat, wird das Sternentor dieses Planeten, nach unserem Kenntnisstand, wieder benutzbar sein.“
Die Oberkommandierende sah zu McKay, der sich räusperte und zustimmte: „Ich habe mir die Aufnahmen des planetaren Sternentores angesehen. Es ist anders, als die uns bekannten Sternentore. Die Radio-Karbon-Messungen haben ergeben, dass es älter ist, als die Sternentore in der Milchstraße oder jene in der Pegasus-Galaxie. Die momentane Funktionsunfähigkeit liegt also definitiv daran, dass ATLANTIS hier ist. Nach den Aussagen des Teams, das beim Tor war, gibt es kein DHD am Tor.“
„Was ist ein DHD?“, warf Nazca-Illara ein.
Der Wissenschaftler wirkte leicht erstaunt. „Damit gibt man eine Toradresse ein. Wie wählen Sie denn ein anderes Stargate an?“
Krell-Arian antwortete anstelle seiner Partnerin. „Ich hatte ein etwa handgroßes Gerät bei mir. Ich muss es unterwegs verloren haben. Damit kann man die Sternentore dieser Galaxie anwählen. Da es verschwunden ist, können meine Partnerin und ich hier auch dann nicht weg, wenn die Stadt wieder gestartet ist. Ihr müsst uns helfen. Allerdings kennen weder ich selbst, noch Nazca-Illara, die exakte galaktische Position von Feod. Dazu verstehen wir beide zu wenig von Astro-Navigation.“
Alexandra Degenhardt wollte dazu etwas sagen, doch McKay kam ihr zuvor. „Sie reden nicht zufällig von einem Gerät mit abgerundeten Kanten und mit fünf Knöpfen an der rechten Seite eines kleinen Bildschirms, der sich in dem besagten Gerät befindet?“
Alle Blicke richteten sich auf den Kanadier, der unter seine Jacke griff und das Gerät zutage förderte, dass er am Vorabend dem Feodin abgenommen hatte. „Ich… fand es im Gang. Zunächst wollte ich mich davon überzeugen, dass von ihm keine Gefahr ausgeht.“
McKay reichte das Gerät an Sheppard weiter, der es sich kurz ansah und dann an Krell-Arian weitergab.
Die großen, goldenen Augen des Feodin ruhten auf Rodney McKay, bevor er das Gerät vor sich auf den Tisch legte und erklärte: „Das Gerät erfüllt noch einen anderen Zweck. Vertreter meiner Spezies fanden es auf Feod, zusammen mit den schwebenden Kugeln, die von diesen Handgeräten gesteuert werden können. Unsere Wissenschaftler denken, dass es sich dabei um ferngesteuerte Aufklärer gehandelt hat. Zumindest haben wir sie bisher dazu genutzt. Diese Schwebekugeln können auch Bild und Ton aufzeichnen.“
Der Feodin griff in eine seiner Uniformtaschen und zog eine halbtransparente Kugel daraus hervor, die so groß war wie eine Kinderfaust. Sie schwebte in der Luft auf der Stelle, als der Feodin sie losließ. Zuvor hatte er einen der Knöpfe des Steuergeräts betätigt. Er gab der Kugel einen kleinen Anstoß mit einem seiner Finger und die Kugel schwebte langsam zu McKay hinüber, dessen Augen sich geweitet hatten. Dabei hielt der Feodin das Handgerät so, dass McKay darauf sein überraschtes Gesicht erkennen konnte.
„Hey, das ist toll“, entfuhr es dem Wissenschaftler. „Die Antiker haben diese Kugeln bestimmt ähnlich genutzt wie wir unsere MALP´s.“
Endlich schaltete sich Alexandra Degenhardt in die Unterhaltung ein und gab bekannt: „Also wäre das Problem, wie die beiden Feodin zu ihrer Heimatwelt zurückkommen, sobald wir hier weg sind, geklärt. Doktor McKay, in welchem Zustand wird sich die Stadt befinden, wenn wir die minimale Zeitspanne für die wesentlichen Reparaturen voraussetzen?“
Die Miene des Wissenschaftlers verdüsterte sich. „Die Stadt wird dann immer noch so löcherig sein, wie ein Schweizer Käse. Darum werden wir uns erst dann kümmern können, wenn wir die Pegasus-Galaxie erreicht haben. Außerdem wird das Stargate von ATLANTIS bei unserer Ankunft dort dann immer noch inaktiv sein. Mit der Reparatur der Energieleitungen zum Stargate werden wir jedoch sofort nach unserer Ankunft am Ziel unverzüglich beginnen, General. Ach ja, da ist noch etwas. Um die Energieleitungen nicht gefährlich zu belasten habe ich die Sicherheitsregler auf dreißig Prozent eingestellt. Mehr will ich dem angeschlagenen Energienetz, das feuergefährlich wie ein Weihnachtsbaum ist, nicht zumuten. Da wartet in der Pegasus-Galaxie noch eine Menge Arbeit, bevor wir wieder das gesamte Potenzial der drei ZPM werden nutzen können.“
Die Deutsche nickte grüblerisch. „Lieutenant-Colonel Sheppard. Sie werden Patrouillen in die Bereiche entsenden, in denen ATLANTIS strukturelle Schäden aufweist. Ich will verhindern, dass noch mehr Wesen sich an Bord unserer Stadt verirren und am Ende versehentlich mitgenommen werden, wenn wir in die Pegasus-Galaxie aufbrechen.“
Während Sheppard noch bestätigte, wandte sich Alexandra Degenhardt bereits zu Teyla Emmagan. „Sie, Teyla, möchte ich darum bitten, sich weiterhin um unsere beiden Gäste zu kümmern. Es soll ihnen an nichts fehlen.“
Teyla bestätigte und die Oberkommandierende wandte sich Jennifer Keller zu. „Der Wraith befindet sich in momentan in Haft. Wegen der geringen Energie können wir ihn nicht wieder einfrieren, noch können wir ein Energiefeld in der Brig errichten. Wie lange kann der Wraith in seinem momentanen körperlichen Zustand überleben?“
Die Ärztin machte ein nachdenkliches Gesicht. Dann sagte sie überlegt: „Genau kann ich das nicht sagen, Sir, doch ich würde sagen, dass wir etwa zwei bis drei Wochen Zeit haben, bevor sein Zustand beginnt kritisch zu werden. Wenn wir wirklich in wenigen Tagen wieder flott sind, dann sehe ich kein Problem, was die Gesundheit des Wraith angeht.“
Die Oberkommandierende lächelte erleichtert. Sich erneut an Sheppard wendend fragte sie: „Wie hat der Wraith es aufgefasst, dass er länger geschlafen hat als er dachte?“
Sheppard rieb sich den Nacken und erwiderte: „Na ja, er war ziemlich sauer. Kann ich ihm nicht verdenken. Er hatte mit wenigen Tagen gerechnet. Vermutlich macht er sich Gedanken darum, was inzwischen aus seiner Allianz wurde. Diese Frage wird uns vermutlich auch brennend interessieren, sobald wir unser eigentliches Ziel erreicht haben.“
Alexandra Degenhardt machte eine zustimmende Geste und legte ihre gefalteten Hände auf den Tisch. „Ich denke, das wäre so weit alles.“
„Nein, da wäre noch etwas unsererseits!“
Erstaunt richteten sich die Blicke der Menschen auf die beiden Feodin. Es war Nazca-Illara gewesen, die sich zu Wort gemeldet hatte. Sich weit über den Tisch zu der Deutschen beugend erklärte sie: „Mein Partner und ich würden euch gerne dorthin begleiten, wo euer Ziel liegt. Teyla erzählte uns gestern von einem Krieg, der in der Galaxie tobt, die von euch Pegasus-Galaxie genannt wird. Bisher blieb unsere Heimatgalaxie davon zwar unberührt, doch das könnte sich irgendwann ändern. Deshalb würden wir gerne mitkommen um den Feind kennenzulernen, gegen den wir vielleicht irgendwann kämpfen müssen. Wir sind sehr gut darin Spuren zu verfolgen und uns annähernd lautlos zu bewegen. Außerdem können wir körperlich extremen Wettersituationen widerstehen.“
Bevor Alexandra Degenhardt eine Entscheidung treffen konnte, warf Teyla ein. „Es wäre die freie Entscheidung der Feodin. Damit müssten Sie keinerlei Verantwortung übernehmen, General.“
„Falsch!“, entfuhr es der Kommandantin der Expedition. „Wenn ich die Feodin mitnehme dann übernehme ich zumindest die moralische Verantwortung.“
Beide Feodin sahen die blonde Frau eindringlich an, wobei es der Deutschen nicht behagte die Gefühle der beiden Wesen nicht an ihren Gesichtszügen ablesen zu können. Nach einem langen Moment erwiderte sie: „Unsere Reise ist nicht ungefährlich. Das wird Ihnen Teyla gesagt haben, doch ich will das auch nochmal klarstellen. Ich bin Ihnen gegenüber zwar nicht weisungsbefugt, doch falls ich Sie an Bord von ATLANTIS mitkommen lasse, so werden Sie sich freiwillig meinem Kommando unterstellen. Oder einer unserer drei Schlachtkreuzer wird Sie ganz schnell zu diesem Planeten zurückbringen.“
Nazca-Illara wechselte einen schnellen Blick mit ihrem Partner, bevor sie erklärte: „Damit sind wir beide einverstanden. Wir werden, mit Hilfe einer der Schwebekugeln eine Nachricht aufzeichnen und sie am Sternentor dieses Planeten zurücklassen. Zweifellos wird man nach uns suchen, sobald es nicht mehr blockiert sein wird. Auf Feod soll man wissen, dass uns nichts passiert ist und dass es zwecklos ist, nach uns zu suchen.“
„In dem Fall erwähnen Sie bitte nicht, wohin wir fliegen“, wandte John Sheppard rasch ein. „Nur zur Sicherheit, falls die Kugel in falsche Hände geraten sollte.“
Nazca-Illara versicherte Sheppard darauf zu achten, was der Schwarzhaarige mit einem angedeuteten Lächeln quittierte.
Zum Zeichen, dass diese Besprechung beendet war, erhob sich Alexandra Degenhardt und alle anderen Anwesenden folgten ihrem Beispiel.
Als sie den Konferenzraum verließen und Sheppard, der einige Schritte hinter den beiden Feodin ging, die Figur von Nazca-Illara abcheckte, spöttelte McKay, der unauffällig an seine Seite getreten war: „Sie halten diese Feodin für eine scharfe Mieze, stimmt´s?“
Sheppard sah den Physiker giftig an. „Nein. Aber vielleicht sollte ich zukünftig etwas mehr mit Ihrer Schwester flirten.“
Da sich Rodney McKay bereits vor längerer Zeit mit Jeanie über Sheppard und ihre Meinung zu ihm unterhalten hatte, blieb der Wissenschaftler ungewohnt gelassen und erwiderte grinsend: „Das würde ich mir sehr gut überlegen, John. Denn sie wird sich jeden Ihrer Fehltritte merken und Sie werden Fehler machen. In dieser Hinsicht gleicht Jeanie einem Elefanten. Sie vergisst nie etwas. Außerdem hat sie ziemlich große Ohren.“
John Sheppard schmunzelte, ob der letzten Bemerkung des Kameraden. „Keine Sorge, Rodney. Im Übrigen habe ich ohnehin diesen Branton im Verdacht, dass er sich für Jeanie interessiert. Was meinen Sie?“
Das bisher vergnügte Gesicht des Physikers erstarrte. „Glauben Sie wirklich...“
Sheppard zwinkerte McKay nur vielsagend zu, bevor er sich von ihm verabschiedete und in Richtung der Brig davon schritt.
Für einen Moment blieb der Kanadier unschlüssig an der Gangkreuzung stehen, bevor er den Gedanken, Jeanie darauf anzusprechen, auf später verwarf. Jetzt musste er erst einmal Zelenka und allen anderen Mitgliedern seines Teams einheizen, damit ATLANTIS schnellstmöglich wieder in der Lage war die Reise zur Pegasus-Galaxie fortzusetzen.
Inzwischen hatte sich Alexandra Degenhardt ihrem Militärischen Stellvertreter angeschlossen und neben ihm marschierend fragte sie halblaut: „Was denken Sie, John. Wird der Wraith sich ruhig verhalten, während wir hier festsitzen, oder werden wir mit einem Ausbruchsversuch rechnen müssen?“
„Ich denke, Todd hat begriffen, dass er auf diesem Planeten keine Nahrung finden wird“, erwiderte Sheppard und massierte sich erneut den Nacken mit der rechten Hand. „Wenn wir ohne ihn abfliegen, dann wird er elendig zugrunde gehen. Das weiß dieser Wraith, also wird er sich zunächst geduldig verhalten. Was danach passiert wird dann in Ihren Händen liegen. Wollen Sie mitkommen zur Brig?“
Alexandra Degenhardt schüttelte den Kopf. „Nein. An der nächsten Ganggabelung werde ich zu meinem Büro abbiegen. Ich muss noch einen längeren Bericht schreiben. Und das mit nur einer Hand. Außerdem werde ich die Kommandantin der SUN TZU kontaktieren. Ich werde den Schlachtkreuzer so weit in Richtung der Milchstraße fliegen lassen bis er sich in Funkreichweite befindet. Auf der Erde wird man sich bereits Sorgen um uns machen.“
Wieder rieb Sheppard seinen Nacken. „Eine gute Idee.“
„Was ist übrigens mit Ihrem Nacken passiert?“
Sheppard lachte humorlos. „Ich hatte mein Bett unterbaut, nachdem ich in dem schräg stehenden Ding nicht einschlafen konnte. Mit einem Stapel Kisten und Bücher. Dadurch, dass das Eis unter der Stadt offensichtlich arbeitet, wie es Rodney nannte, verschob sich der Stapel mitten in der Nacht. Das Bett krachte zurück und ich fiel etwas unglücklich aus dem Bett.“
Die Frau lachte erheitert. „Was halten Sie davon, Ihr Bett an vier Seilen unter der Decke zu befestigen. Dann passiert so etwas zukünftig nicht mehr.“
„Das vielleicht nicht, aber dann werde ich seekrank. Dann lieber ein verrenkter Nacken. Da weiß ich wenigstens woran ich bin.“
Sheppard ignorierte das vergnügte Gesicht seiner Vorgesetzten und fragte nach einer Weile: „Sehen wir uns heute Abend im Freizeitraum? Teyla möchte, dass ich ihr zeige wie man Pool-Billard spielt. Ronon und ich haben dafür extra einen der beiden Tische in die Waagerechte gebracht. Das wird lustig.“
„Ich werde vermutlich kurz vorbeischauen“, erwiderte die Frau vage, bevor sie sich an der Ganggabelung von ihm trennte. Nachdenklich sah der schwarzhaarige Mann ihr nach, bevor er seinen Weg fortsetzte.

* * *


John Sheppard hatte schon nicht mehr mit dem Erscheinen des Generalmajors im Freizeitraum gerechnet, als sie am späten Abend doch noch hereinkam und sich dem Billardtisch näherte an dem außer ihm und Teyla noch Ronon Dex, Amelia Banks, Jeanie McKay und Mike Branton standen.
In die Runde sehend erkundigte sich die Kommandantin der Stadt bei Teyla Emmagan: „Wo sind unsere beiden Gäste abgeblieben?“
Mit einem verschmitzten Grinsen erklärte Teyla: „Die beiden Feodin wollten unter sich sein, General. Partner bedeutet bei den Feodin so viel wie verheiratet.“
Das Augenzwinkern der Athosianerin konnte Zufall gewesen sein, doch Alexandra Degenhardt war sich sicher, dass es keiner war. Auf den Billard-Tisch deutend entgegnete sie: „Hat der Lieutenant-Colonel Ihnen bereits genug beigebracht um ihn besiegen zu können?“
Teyla Emmagan lächelte schwach. „Das wird vermutlich nie mein Spiel werden. Mit solchen Stöcken, wie diesen Queues, mache ich für gewöhnlich etwas Anderes als damit kleine Kugeln über einen Tisch zu schubsen.“
Der Deutschen entging nicht der vielsagende Blick in Sheppards Richtung und schmunzelnd meinte sie: „Ja, ich erinnere mich daran so etwas gehört zu haben.“
Noch auf der Erde waren eine ganze Reihe solcher Freizeitzentren für die Besatzung der Stadt eingerichtet worden. Dieser etwas kleinere Raum war der Führungs-Crew und den Offizieren der Stadt vorbehalten. Außer ihnen hielten sich her deshalb nur drei zivile Mitglieder der Expedition auf. Trotz der widrigen Verhältnisse versuchten diese Drei vernünftig Darts zu spielen.
„He, einem völligen Neuling Billard beizubringen, auf einem Boden, der auf halb-sieben steht, ist gar nicht so einfach“, verteidigte sich John Sheppard. „Aber Teyla schlägt sich wacker, muss ich sagen. Trotzdem nervt es, dass die Stadt so schief steht.“
Damit umrundete der Lieutenant-Colonel den Billardtisch um sich in Position für seinen Stoß zu bringen. Er beugte sich weit über den Tisch und verharrte kurz als ein vernehmliches Knirschen durch den Raum klang. Zu Rodney McKay blickend fragte er abgelenkt: „Was war denn das?“
„Achten Sie nicht darauf“, empfahl ihm der Physiker beruhigend. „Das Eis unter der Stadt arbeitet bei der momentanen Belastung immer etwas, wie ich Ihnen bereits heute Vormittag sagte. Kein Grund sich Gedanken deswegen zu machen.“
„Klingt für mich nicht beruhigend“, murrte Sheppard. Einen Moment später konzentrierte er sich wieder auf den Stoß.
In demselben Moment, als er den Queue in Richtung der weißen Kugel stieß, krachte es beinahe ohrenbetäubend und ein Zittern durchlief die gesamte Stadt. Gerade so, als habe jemand den Sternenantrieb gezündet.
Im nächsten Augenblick verschob sich der Boden unter den Anwesenden und John Sheppard rutschte mit seinem Queue halb über den Billardtisch. Sämtliche Kugeln gerieten in Bewegung und rollten auf das obere Eckloch zu in dem mehrere von ihnen, darunter auch die schwarze Acht, verschwanden. Zwei weitere Kugeln sprangen über die Bande und polterten vernehmlich zu Boden.
„Festhalten!“
Irgendwer hatte es gerufen. Gleich darauf kam ATLANTIS zur Ruhe und nur mehrere unheilverkündende Knacks- und Knirsch-Geräusche durchliefen die Stadt. Dann herrschte Stille. Der bisher schiefe Boden des Raumes lag vollkommen waagerecht. Dafür stand der Billardtisch recht schräg im Raum und mit einem leisen Klacken tickte eine der Kugeln, die vom Tisch gefallen waren, gegen eine der Wände.
„Steht“, meinte Ronon Dex lakonisch und sah grinsend zu Amelia, die sich an seinen linken Arm geklammert hatte, als die Stadt zu kippen begann.
Auch McKay und Jennifer Keller hielten sich an den Armen fest und sahen zu Jeanie, die sich einen Arm von Mike Branton geangelt hatte. Verlegen räusperte sich die Physikerin und ließ den bärtigen Mann los.
„Sie haben es erfasst, Ronon Dex“, sagte Alexandra Degenhardt beinahe unnatürlich ruhig. Sie hatte lediglich etwas mit den Armen durch die Luft gerudert als der Boden unter ihr in Bewegung geriet. „Ich hoffe, dass die Stadt damit endlich zur Ruhe gekommen ist.“
„Ich würde sagen ja“, ließ sich Rodney McKay vernehmen. „Vermutlich stand die Eisdecke bereits seit unserer Landung kurz davor nachzugeben.“
Teyla, die mit am ruhigsten geblieben war, trat nun langsam zu Sheppard an den Tisch und lächelte süffisant. „Damit habe ich das Spiel wohl gewonnen, John.“
„Das zählt nicht“, beschwerte sich Sheppard während er endlich vom Tisch kletterte. „Das war höhere Gewalt.“
„Das Spiel zählt!“, beharrte Dex an Stelle von Teyla grinsend.
Sheppard schnitt ihm eine Grimasse. „Wir spielen morgen Abend weiter. Für heute reicht es mir.“
Damit stellte er seinen Queue zurück in des Rack an der Wand. Er wartete, bis sich Alexandra Degenhardt vom Diensthabenden des Zentralturms hatte bestätigen lassen, dass es keine Verletzten gegeben hatte, bevor er zu ihr sagte: „Ich will trotzdem mal einen Blick vom Balkon des Zentralturms werfen. Kommen Sie mit, General?“
„Ja, gehen wir.“
Sie bemerkten nicht, wie Teyla Emmagan ihnen mit gerunzelter Stirn nachsah.
Gemeinsam schritten sie schweigend die Treppen zum Kommandoraum hinauf. Als sie endlich den Balkon erreicht hatten schritt die Frau zum Geländer, lehnte sich mit den Unterarmen darauf und starrte in die Nacht hinaus zum Horizont. Obwohl es nach Bordzeit erst später Abend war, zeige ein erster, schwacher Lichtschein dort, zwischen den immer noch dichten Wolken, den bevorstehenden Sonnenaufgang an. Der Sturm, der am Vortag begonnen hatte, war bereits gegen Mittag verstummt. Jetzt lag diese Welt mit ihrer klaren, kalten Luft fast surreal friedlich vor ihr.
John Sheppard lehnte sich leicht mit der Hüfte gegen das Geländer. Dabei fiel sein Blick auf die Herrenuhr, die sie wegen ihres verstauchten linken Handgelenks nun am rechten Arm trug. Leise sprach er die Frau darauf an: „Diese Armbanduhr ist Ihnen offenbar sehr wichtig, Alexandra. Zu ihr scheint es eine Geschichte zu geben, da Sie die Uhr offensichtlich selbst bei einer Verstauchung nicht ablegen möchten. Stattdessen tragen Sie die Uhr jetzt rechts. Gehörte sie Ihrem Vater? Oder Ihrem Großvater?“
„Muss die Uhr eine Geschichte haben, nur weil es eine Herrenuhr ist?“
Sheppard ließ nicht locker. „Es gibt immer eine Geschichte.“
Tränen glitzerten in den Augen der Frau auf und der Schwarzhaarige spürte einen Knoten in seinem Magen. In ihm keimte das dumpfe Gefühl, dass er mit seinen Fragen an etwas gerührt hatte, das er lieber hätte ruhen lassen sollen.
Die Frau am Geländer starrte unverwandt geradeaus. Als Sheppard sich schon damit abgefunden hatte, keine Antwort auf seine Frage zu erhalten, sagte Alexandra Degenhardt mit etwas brüchiger Stimme: „Sie haben mich vor einiger Zeit gefragt, ob ich eine Familie habe und ich habe das verneint. Das war die Wahrheit. Aber nicht die ganze Wahrheit. Tatsache ist, dass ich einmal sehr wohl eine Familie hatte. Vor mehr als zwölf Jahren starben mein Mann und meine einjährige Tochter bei einem Autounfall. Sie wollten mich zu meinem Geburtstag auf dem Fliegerhorst besuchen. Es sollte eine Überraschung werden. Die Uhr an meinem Handgelenk gehörte meinem Mann. Es ist beinahe unglaublich, dass diese Uhr vollkommen unversehrt geblieben ist, obwohl er sie bei dem Unfall trug.“
Zwei Tränen rannen über die Wangen der Frau und John Sheppard verfluchte innerlich seine dämliche Fragerei. Der anfängliche Knoten im Magen fühlte sich nun an wie ein Mühlstein. Für eine geraume Weile blieb es still zwischen ihnen, bevor der Mann ungewohnt sanft sagte: „Das tut mir aufrichtig leid. Wenn…“
Sich die Tränen wegwischend schnitt Alexandra Degenhardt dem Lieutenant-Colonel scharf das Wort ab. „Sie werden dieses Thema nie wieder anschneiden und mit mir nicht eher wieder über das Thema Familie reden, bis ich selbst damit anfange, John.“
Erst jetzt sah die Kommandantin der Stadt John Sheppard wieder an und der Mann versicherte ernsthaft: „Das verspreche ich Ihnen. Wann haben Sie übrigens Geburtstag?“
Die blonde Frau sah Sheppard in komischer Verzweiflung an, bevor sie grimmig erwiderte: „Das sage ich Ihnen nicht.“
„Finde ich schon heraus“, konterte der Mann mit aufgesetzter Leichtigkeit - froh darüber, dass er seine Vorgesetzte mit seinen vorangegangenen Fragen nicht ernsthaft verärgert hatte. „Jetzt sollten wir langsam wieder reingehen, damit wir uns hier draußen, auf dem Balkon, in dieser Eiseskälte nicht verkühlen.“
„Ihre Sorge um mich ist rührend“, spöttelte Alexandra Degenhardt halbherzig. Sie fröstelte leicht und meinte dann zustimmend: „Aber Sie haben recht, John. Es ist viel zu kalt um noch länger hier draußen herumzustehen.“
Damit schritt sie an Sheppard vorbei, der sinnend zusah wie sie im Innern des Kommandoturms verschwand.
Er starrte für einen Moment hinaus auf die verschneite, weiße Landschaft dieses unwirtlichen Planeten und stellte dabei unwillkürlich einen Vergleich an. Zwischen Alexandra Degenhardt und Elizabeth Weir. Trotz ihres sehr gegensätzlichen Aussehens erschienen ihm beide Frauen in einigen Dingen so ähnlich, dass es ein schmerzendes Gefühl in seinem Herzen verursachte. Er erinnerte sich wieder an sein Gespräch, dass er im Puddle-Jumper mit der Deutschen geführt hatte. Dabei fragte er sich, ob etwas mehr Distanz zwischen ihnen nicht vielleicht doch die bessere Alternative war. Ohne zu einem Ergebnis gekommen zu sein wandte sich der Mann endlich vom Anblick der Schneelandschaft ab und folgte Alexandra Degenhardt ins Innere der Stadt, die bereits vor Jahren zu seinem Zuhause geworden war.
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