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01. Zeitloser Traum von ulimann644

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UNABSEHBARE KONSEQUENZEN


Major Hauke Hansen, der Kommandeur der Kommandotrupps, hatte es selbst übernommen, gemeinsam mit First-Lieutenant Keyah Okotie-Eboh an Bord zu gehen. Der Pilot, Second-Lieutenant Kenan Jafarzadeh, gehörte ebenfalls zu dieser Spezialeinheit.
Hansen hatte zuvor den Befehl erteilt, keine Waffen mitzunehmen, was ihm einige lange Blicke des in Teheran geborenen Piloten und seiner südafrikanischen Begleiterin einbrachte, während sie zum vorderen Shuttle unterwegs waren. Stattdessen hatte sich der Major einen der Universalübersetzer angeheftet, die nach Plänen der Antiker auf der Erde produziert worden waren. Wenn die Fremden dazu bewegt werden konnten, nur genug zu sagen, dann war das Gerät dazu in der Lage schnell eine relativ genaue Syntax zu berechnen, die sich bei weiteren Sprachinformationen immer weiter anpassen konnte.
Lieutenant Jafarzadeh, der seit seiner Ankunft auf der DESTINY die meisten Flugstunden in den 26,5 Meter langen Shuttles gesammelt hatte, nahm im Sessel des Piloten Platz, der zentral vor dem großen Frontfenster stand. Rechts, nach hinten versetzt, setzte sich der Major an eine der beiden Hilfskonsolen. Den Platz an der linken Konsole nahm die südafrikanische Terranerin ein.
Beinahe schon wie selbstverständlich aktivierte Kenan Jafarzadeh die Aggregate des Shuttles, löste die Andockklammern der Andockvorrichtung und hob die Maschine sanft ab.
In einer weiten Kurve ließ der Pilot das Antiker-Shuttle nach links oben herumschwingen und nahm dann direkten Kurs auf das in Flugrichtung vordere der fünf schnittig aussehenden Raumschiffe.
An der Steuerbordseite des fremden Raumschiffes öffnete sich ein Schott, als sich das Shuttle bis auf einen Kilometer genähert hatte.
„Die Öffnung ist etwas mehr als dreißig Meter breit und knapp elf Meter hoch“, meldete Keyah Okotie-Eboh, die auf die Anzeigen ihrer Konsole sah.
Der Iraner gab ein Brummen von sich. „Das lässt nicht sehr viel Platz zum Manövrieren, bei einer Shuttle-Breite von 24,2 Metern und einer Höhe von 8,43 Metern. Keyah, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du zum Heckschott gehen würdest. Da gibt es eine Sichtluke. Wäre gut, wenn du meinen Anflug von dort aus kontrollierst.“
Die athletische, hochgewachsene Frau stand auf, klopfte Jafarzadeh bestätigend mit der Hand auf die Schulter und machte sich auf den Weg in den Heckbereich.
Inzwischen wendete der Pilot das Shuttle und steuerte es, mit Hilfe seiner Instrumente auf die Schottöffnung des fremden Raumschiffs zu. Dabei erkundigte er sich bei seiner Kameradin, die er bereits zu Akademiezeiten kennengelernt hatte: „Was meinst du, Keyah?“
„Sieht okay aus.“
Einen Moment später durchfuhr ein kreischendes Geräusch das Shuttle, als die obere flache Finne des Shuttles über die Decke des Innenbereiches schleifte, in den sie einflogen.
Der Iraner verzog das Gesicht und rief nach hinten: „Verdammt, Keyah! Du hast doch gesagt, der Anflug wäre okay?“
„Nein, ich habe gesagt, er sieht okay aus!“
Der Second-Lieutenant gab ein Seufzen von sich und korrigierte den Anflugkurs, bevor er sich mit gereiztem Tonfall erkundigte. „Und jetzt?“
Trocken erwiderte Keyah Okotie-Eboh seelenruhig: „Sieht okay aus.“
Hauke Hansen unterdrückte ein Grinsen. Ernsthaft ermahnte er die beiden Offiziere: „Ab jetzt bitte allerhöchste Konzentration!“
Nur Sekunden später setzte Jafarzadeh das Shuttle auf. Gleich darauf meldete er aufgeregt: „Die schließen das Schott.“
„Das war doch zu erwarten“, versetzte der Major ruhig. „Es ist eben einfacher, den Druckausgleich vorzunehmen um dann ohne hinderliche Raumanzüge an Bord des Shuttles zu gehen.“
Damit erhob sich Hansen und ging zu Lieutenant Okotie-Eboh. Bei der dunkelhäutigen Frau angekommen meinte er: „Tja, nu geht das los.“
Die Miene der Frau spiegelte wider, dass sie sich amüsierte. Hansen war bekannt dafür, dass er die Endungen mancher Wörter beim Reden verschluckte. Außerdem zog er die Vokale mancher Wörter ziemlich in die Länge, was sich in ihren Ohren seltsam anhörte. Vielleicht pflegte der Major diese Marotten deswegen, weil er auf einer sehr kleinen Nordsee-Insel aufgewachsen war, die man zu Ostfriesland zählte.
„Vielleicht hätten wir doch Waffen mitnehmen sollen, Sir“, meinte Jafarzadeh von den Steuerkontrollen.
„Nein!“, widersprach ihm der Major umgehend. „Das wäre ein ziemlich übler erster Gruß, finden Sie nicht?“
Der Pilot des Shuttles fasste die Frage als rhetorisch auf und enthielt sich eines Kommentars dazu.
Keyah Okotie-Eboh, die aus der Sichtluke des Heckschotts sah, meldete im nächsten Moment: „Da kommen welche in diesen Bereich. Wenn Sie mich fragen, Major, dann ist das hier aber kein Hangar, sondern eher ein Lagerraum, den man hastig zu einem Hangar umfunktioniert hat. All diese Kisten und Behälter an den Wänden weisen darauf hin. Aber sehen Sie selbst, Sir.“
Der Major sah durch den transparenten Bereich des Schotts, nachdem die Frau Platz für ihn gemacht hatte. Nach einem Moment meinte er heiser: „Erschrecken Sie nich, beim Anblick der Fremden. Ich kann jetzt erkennen, dass die wie aufrecht gehende Panther aussehen. Was für ein Anblick. Lieutenant Jafarzadeh, bitte öffnen Sie das Heckschott.“
„Ich öffne, Sir!“
Die beiden Schotthälften glitten vor Hansen und seiner Untergebenen, mit einem metallischen Klang, zur Seite. Gemeinsam schritten die beiden Terraner ein Stück in den Lagerraum hinein und blieben dann stehen.
Fasziniert musterte Hauke Hansen die neun Wesen, die sich ihnen bereits auf wenige Schritte Abstand genähert hatten. Sie trugen grünbraune Kombinationen, mit Ärmeln, die über den Ellenbogen endeten. Die Hosen reichten eine Handbreit über das Kniegelenk. So etwas, wie Schuhe, schienen ihnen unbekannt zu sein. Dort, wo die Uniformen nicht die Körper der Feloiden bedeckten, erkannte der Terraner dichtes, schwarzblaues Fell. Im Gegensatz zu irdischen Panthern waren die Ohren der Fremden etwas kleiner. Schnurrhaare konnte Hansen keine entdecken. Dafür fiel ihm auf, dass ihre vorspringenden Augen deutlich größer waren, als die ihrer tierischen Verwandten, auf der Erde. Die Iris besaß bei allen Fremden einen hellen Blauton, wobei die Pupille einen nachtblauen Ton aufwies. Unterschiede, wie bei den Menschen, schien es in dieser Hinsicht nicht zu geben, obwohl man das nicht mit Bestimmtheit sagen konnte. Die Hände der Außerirdischen wirkten nicht wie Tatzen. Sie sahen annähernd so aus, wie bei Menschen. Nur hatten sie vier Finger, anstatt fünf. Die Füße der Wesen besaßen hingegen weniger Ähnlichkeit zu Humanoiden. Hinter ihren Körpern zuckten meterlange Schwänze, mal zur einen, mal zur anderen Seite. Offensichtlich gab es in den Hosen der Uniformen entsprechende Öffnungen für sie.
Auf zwei Armlängen Abstand blieben drei der schlanken, jeweils mindestens zwei Meter hochgewachsenen Gestalten stehen. In den Händen von sechs der Wesen erkannte der Major so etwas wie Waffen. Als die Wesen sie sahen, zielten sie damit auf sie, was Hansen als ein schlechtes Zeichen wertete.“
Ganz langsam drehte der Terraner seine Hände so, dass die leeren Handflächen zu den Fremden zeigte, in der Hoffnung, die feloiden Wesen würden diese Geste richtig deuten. In ruhigem, langsamen Tonfall sagte der Major: „Wir kommen in friedlicher Absicht. Wer von Ihnen ist der Kommandant?“
Aus dem Übersetzungsgerät an Hansens Uniform drangen seltsam fauchende und knurrende Laute.
Eines der Wesen trat vor und erst jetzt erkannte Hauke Hansen, schwach ausgebildete aber dennoch deutlich erkennbare, weibliche Sekundärattribute. Außerdem trug das Wesen, anders als seine Begleiter, zwei breite, goldene Armreifen an den Handgelenken.
Das Wesen öffnete den Mund und zur Überraschung des Majors, der instinktiv mit einem Raubtiergebiss gerechnet hatte, erkannte er zwei makellose, silberweiße Zahnreihen, die eher zu Humanoiden gepasst hätten. Es gab eine Reihe von ähnlich heiseren Tönen von sich, wie sie zuvor aus dem Übersetzungsgerät gedrungen waren. Erst nach einigen Augenblicken ertönte eine neutrale Stimme aus dem Gerät, die sagte: „Ich bin die kommandierende Za’Mascar dieses Flottenverbandes. Mein Name ist Maz’Kanaar.“
Momentan hatte der Übersetzer offensichtlich noch nicht genug Sprachinformationen gesammelt, um den Rang der Fiarrmyden-Kommandantin adäquat übersetzen zu können. Hansen vermutete jedoch, dass er dem Äquivalent eines Flaggoffiziers entsprach.
Sich leicht verbeugend, erwiderte der Major: „Ich habe den Auftrag, Sie und zwei ihrer Begleiter auf unser Raumschiff zu bringen. Ganz so, wie es Ihr Wunsch ist.“
In einer fremdartig anmutenden Geste hielt die Fiarrmydin ihre angewinkelten Arme vor den Körper und legte die Handflächen aufeinander. Gleichzeitig fauchte sie die Bewaffneten an, die erst jetzt ihre Waffen senkten. Sofern es wirklich welche waren.
Erst nach einem langen Moment wurde dem Hauke Hansen klar, dass es sich bei der Geste um eine Art von militärischer Ehrenbezeigung handelte. Sie imitierend deutete er schließlich zum Schott des Shuttles.
Forsch schritt die Kommandantin der Fiarrmyden an Hansen und seiner Begleiterin vorbei und betrat geschmeidig das Innere des Shuttles.
Die beiden Menschen folgten ihr und Hansen deutete auf die linke Sitzreihe. Er selbst setzte sich demonstrativ auf die Bank gegenüber.
Die Fremde, die über eine rasche Auffassungsgabe zu verfügen schien, folgte der Einladung Platz zu nehmen und ihre beiden Untergebenen setzten sich flankierend neben sie.
„Nehmen Sie neben mir Platz, Lieutenant“, forderte Hansen Keyah Okotie-Eboh auf. Ihm war aufgefallen, dass die Frau von den Fremden am intensivsten gemustert wurde. Als sie saß, sagte Hansen zu Jafarzadeh gewandt: „Warten Sie, bis die Fiarrmyden den Lagerraum geräumt und den Druckausgleich hergestellt haben. Sobald das Schott sich geöffnet hat, möchte ich einen Bilderbuchstart sehen. Die Landung war ja nicht so toll.“
„Verstanden, Sir“, brummelte der Pilot und Hansen schmunzelte fein. Dann sah er zu den drei Fremden und er fragte sich, welche Konsequenzen diese Begegnung haben mochte.

* * *


Zusammen mit Doktor Nicholas Rush, Amanda Perry, und Eli Wallace wartete Christina Mitchell an der Schleuse der vorderen Andockvorrichtung. Zusammen mit einer Ehrengarde, bestehend aus zehn Männern und Frauen ihrer Einheit. Lieutenant Sabatini hatte sie befohlen im Interface-Kontrollraum zu bleiben, um den Anflug zusätzlich zu überwachen.
Bereits vor zwei Minuten hatte der Pilot des Shuttles sich gemeldet und einen knappen Bericht vom Verlauf des Erstkontaktes mit den Fiarrmyden erstattet. Seither war die Kommandantin der DESTINY noch gespannter auf die Fremden, als zuvor bereits.
Eli sah zu Nicholas Rush und meinte, etwas spöttisch: „Ich habe Katzen immer gemocht. Hoffentlich bleiben diese hier friedlich.“
„Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, die Befehlshaberin der Fiarrmyden hinter den Ohren zu kraulen, wenn sie an Bord ist“, warf Colonel Mitchell ironisch ein. „Das könnte falsch verstanden werden.“
„Ich würde lachen, wenn das am Ende zum Begrüßungsritual bei denen gehört“, konterte der etwas Beleibte grimmig.
Rush und Perry schien das Geplänkel gleichermaßen zu amüsieren.
Die vier Menschen wurden abgelenkt, als das Shuttle zur Landung ansetzte. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sich endlich das massive Schott der Andockvorrichtung öffnete und drei hochgewachsene, feloide Wesen vor ihnen standen. Hinter ihnen folgten die drei Soldaten, die Mitchell zu dem Raumschiff der Fiarrmyden entsandt hatte.
Die Kommandantin der DESTINY, die nun ebenfalls ein Übersetzungsgerät an ihrer Uniform trug, salutierte vor den drei fremden Wesen und sagte: „Ich bin Colonel Christina Mitchell die Befehlshaberin dieses Raumschiffes. Ich begrüße Sie an Bord und hoffe, dass wir die anfänglichen Missverständnisse schnell ausräumen können.“
Maz’Kanaar wiederholte die Geste die sie bereits vor Hauke Hansen an Bord ihres eigenen Raumschiffes ausgeführt hatte und stellte sich der Terranerin und ihren Begleitern vor. Danach wies sie auf die beiden anderen Fiarrmyden die sie namentlich als Kir’Zamaer und Var’Geroon vorstellte. Die letztgenannte Person wies keine weiblichen Attribute auf. Außerdem war dieser Fiarrmyde etwa zwei Fingerbreit kleiner, als seine Artgenossinnen.
„Das hoffen wir ebenfalls“, antwortete die Za’Mascar mit fauchender Stimme.
Christina Mitchell ließ die Ehrengarde abtreten und sagte dann zu den drei Außerirdischen: „Bitte folgen Sie mir. Hansen, Sie und Ihre beiden Leute kommen auch mit und warten vor dem Schott der Kantine. Sie werden unsere Gäste später wieder sicher zu ihrem Raumschiff zurückbringen.“
Die terranische Kommandantin schritt voraus, in Richtung der Messe. Sie hatte den Bereich zuvor räumen lassen, um in Ruhe mit den Außerirdischen reden zu können. Dort angekommen deutete sie auf eine Bank an einem der größeren Tische, wo sie alle Platz finden würden. Sie setzte sich, zusammen mit Rush, Perry und Eli auf die eine Bank, während die drei katzenhaften Wesen sich ihnen gegenüber niederließen.
Als die Feloiden keine Anstalten machten, das Gespräch zu beginnen, sagte Colonel Mitchell: „Ich möchte damit beginnen Ihnen zu versichern, dass wir Verständnis dafür aufbringen, weshalb Sie anfangs glaubten wir wären der Feind. Wir sehen die Feindseligkeiten Ihrerseits als ein Missverständnis an.“
„Sie haben sich ziemlich eindrucksvoll gewehrt“, hielt Maz’Kanaar dagegen.
„Wir hätten Sie auch ganz entspannt weiterfeuern lassen können“, versetzte die Terranerin. „Doch wir waren neugierig, warum Sie uns ohne Vorwarnung unter Feuer genommen haben. Also mussten wir handeln, um Ihre Aufmerksamkeit zu erregen.“
„Die haben Sie jetzt.“
Eli Wallace grinste breit bei den Worten der Fiarrmydin. Erst, als Christina Mitchell ihm einen warnenden Blick zuwarf wurde dessen Miene wieder ernst.
Die terranische Kommandantin der DESTINY ergriff wieder das Wort. „Sie haben in Ihrer Nachricht an uns geschildert, dass Ihre Welt von einer invasiven Spezies angegriffen wird, die durch Ihr Sternentor einfällt. Ist das richtig?“
Die Befehlshaberin der Fiarrmyden hielt ihre Hand mit dem Handrücken nach oben und bewegte sie auf und wieder ab. Offensichtlich eine Geste der Zustimmung, denn sie erwiderte: „Ja. Wir hielten diesen Ring aus Metall in früherer Zeit für ein Symbol von Göttern. Wir wussten nicht, dass es einem ganz anderen Zweck dient. Mir fiel eben auf, dass Sie ganz selbstverständlich Sternentor gesagt haben. Sie kennen also die Spezies, die für dieses Artefakt verantwortlich ist, das so unendliches Leid über unser Volk bringt?“
Die Terranerin zögerte für einen Moment, bevor sie sich dazu entschloss mit offenen Karten zu spielen. „Ja, wir wissen, wer diese Sternentore errichtet hat. Eine Spezies, deren Heimatwelt mehrere Milliarden Lichtjahre von hier entfernt liegt. Sie schickten, bereits vor mehr als einer halben Million Jahren, eine Flotte von Raumschiffen los, um entlang der Flugroute dieses Raumschiffes, auf für humanoides Leben geeigneten Planeten, Sternentore zu errichten. Sie taten das, um potenziellen Besatzungen dieses Raumschiffs eine Nachschublinie zu gewährleisten, die von der Heimat autark ist. Zwar schickten sie dieses Raumschiff ursprünglich unbemannt los, doch sie hatten vor, später an Bord zu kommen. Mit eben jener Art von Technik, welche die Sternentore darstellen.“
Für einen Augenblick passierte nichts. Dann begann Maz’Kanaar leise zu fauchen.
Schnell sprang Nicholas Rush in die Bresche und sagte beschwörend: „Wir sind die Nachfahren jener, die diese Mission begannen. Doch ich versichere Ihnen, es lag nicht in der Absicht unserer Vorfahren, irgendwem zu schaden. Normalerweise braucht man ein Steuergerät, um die Sternentore zu aktivieren. Mir ist schleierhaft, wie es die Invasoren Ihrer Welt geschafft haben, ohne diese Geräte.“
„Ich bin immer noch misstrauisch. Sie sagen, sie kennen den Feind nicht, doch vielleicht paktieren Sie ja mit ihm“, meldete sich erstmals die zweite weibliche Fiarrmydin zu Wort. „Außerdem…“
Eine herrische Handbewegung von Maz’Kanaar unterbrach ihre Untergebene.
„Das ist nicht der Fall“, versicherte Christina Mitchell dem feloiden Wesen.
„Dann helfen Sie uns, die Welt der Invasoren zu finden!“, forderte Maz’Kanaar impulsiv und reckte sich über die Tischplatte vor. „Mit den Waffen Ihres Raumschiffs wäre es bestimmt ein Leichtes, das Tor auf deren Welt zu vernichten!“
„Wir können uns von denen nicht in einen Krieg ziehen lassen, Colonel“, warnte Amanda Perry, die sich bisher zurückgehalten hatte. „Das birgt unabsehbare Risiken. Außerdem würden wir uns in die Entwicklung zweier Spezies einmischen.“
„Aber das haben wir doch schon“, wandte Eli Wallace auf ähnliche Art und Weise ein, wie bereits Kamarov zuvor. „Na ja, zumindest unsere Vorfahren, meine ich.“
„Vielleicht gibt es eine andere Lösung“, mischte sich Rush ein. „Das Problem ist nicht das Tor der Invasoren, sondern das Tor der Fiarrmyden. Wenn wir das Tor auf deren Heimatwelt unbrauchbar machen könnten, dann wären die Invasoren abgeschnitten.“
„Das geht aber nicht!“, fauchte der männliche Fiarrmyde. „Die Invasoren schützen das Sternentor durch eine Energiekuppel, die unsere Waffen nicht durchdringen können. Wir hatten dieselbe Idee, doch wir kommen nicht an das Tor heran. Außerdem würden sich dann immer noch etwa eintausend Feinde in dem geschützten Bereich befinden. Etwa so viele Invasoren bilden die permanente Schutztruppe unter der Energiekuppel.“
„Es gäbe dafür aber eine Lösung“, murmelte Eli grübelnd.
Christina Mitchell, die ahnte, worauf der junge Mann hinaus wollte, gab ärgerlich zurück: „Denken Sie nicht einmal daran, Mister Wallace. Mein Bataillon besteht gerade einmal aus dreihundertzwanzig Personen. Ich inklusive.“
„Ich dachte eher an die Fiarrmyden“, erklärte Eli.
Maz’Kanaar, die aufmerksam die Diskussion der Menschen verfolgt hatte, fauchte ungeduldig in Richtung von Christina Mitchell: „Wovon redet der? Ich verstehe nicht.“
Die angesprochene Terranerin wandte sich wieder an die Feloide. „Sie sagten, sie kommen nicht an den Feind heran. Nun, mit einem Sternentor kann man den Energieschild überwinden und direkt bei den Feinden auftauchen.“
„Sie meinen also ein Selbstmordkommando, das eine Sprengladung am Sternentor anbringt? „Eine gute Idee!“
„Nein, das ist keine gute Idee!“, warf Rush ein. „Denn bei einer Sprengung würde das Material des Tores die Wirkung der notwendigen Ladung möglicherweise um ein Vielfaches verstärken. Dabei geriete Ihre Bevölkerung in Gefahr. Nein, was Colonel Mitchell meinte war, dass Ihre Soldaten durch ein benachbartes Sternentor gehen könnten, um im Innern der Energiekuppel aufzutauchen. Dazu müssen wir nur zuerst die Adresse des Sternentores auf Ihrem Planeten ermitteln und dann einen Planeten anfliegen, der ebenfalls ein solches Sternentor besitzt und in Reichweite liegt. Diese Planeten können wir ermitteln, sobald sich die DESTINY in der Nähe des Sonnensystems befindet, in dem Ihre Heimatwelt liegt.“
Die drei Fiarrmyden sahen sich an und gaben ein rhythmisches Schnurren von sich, das von dem Übersetzungsgerät nicht interpretiert werden konnte.
Nach einer Weile war es erneut Maz’Kanaar, die sich an die Menschen wandte. „Vielleicht ist das eine Falle von Ihnen. Wir kennen Sie nicht und wir wissen nicht, ob Sie es ehrlich meinen. Es wäre äußerst riskant, ein so kampfstarkes Raumschiff, wie das Ihre, direkt bis zu unserer Heimatwelt zu führen.“
Nicholas Rush schien etwas darauf erwidern zu wollen, doch Amanda Perry hielt ihn mit einem Griff nach seinem Unterarm davon ab. Stattdessen sagte sie selbst: „Dieses Raumschiff kann Sternentore aufspüren. Also wäre es für uns nicht schwierig, Ihre Welt zu finden, wenn wir das wollten. Sie müssen uns auch nicht in Ihr System einfliegen lassen. Es genügt, wenn wir bis auf drei Lichtmonate heranfliegen. Das genügt, um die Adresse festzustellen und die in Reichweite liegenden Welten mit einem Sternentor zu ermitteln.“
„Das ist richtig“, bekräftigte Rush. „Falls es mehrere Sternentore in Reichweite gibt, dann stehen die Chancen gut, dass einer der Planeten unbewohnt ist. Besitzen Ihre Raumschiffe die Fähigkeit auf einem Planeten zu landen?“
Maz’Kanaar bestätigte mit derselben Handbewegung, die sie schon zuvor ausgeführt hatte. „Ja, aber ich verstehe noch immer nicht.“
Rush sah zu Mitchell und die Frau übernahm es, der Za’Mascar zu erklären: „Er meint, dass wir die technische Möglichkeit haben, von einem solchen Planeten aus das Sternentor ihrer Heimatwelt anzuwählen. Ihre Truppen können dann hindurchgehen und dem Feind in den Rücken fallen. Ein Trupp meiner Spezies sollte Sie dabei unterstützen, denn um das Sternentor anschließend für immer zu deaktivieren muss es zunächst von der Energieversorgung getrennt werden. Das sollten jedoch Personen machen, die sich damit auskennen, damit es nicht zu einer Katastrophe kommt.“
Die Kommandantin der Außerirdischen fixierte Christina Mitchell mit ihren großen Augen. „Sie wären bereit, Seite an Seite mit uns zu kämpfen?“
Colonel Christina Mitchell, die bereits ihre Entscheidung getroffen hatte, erwiderte zustimmend: „Ja, Za’Mascar.“
Wieder gaben alle drei feloiden Wesen schnurrende Laute von sich, die der Übersetzer nicht in Worte umwandelte, bevor Maz’Kanaar verständlich antwortete: „Bitte bringen Sie uns nun auf unser Flaggschiff zurück, Colonel. Als Brigadegeneral besitze ich die Autorität, meine ursprünglichen Befehle zu ignorieren und einer solchen Vereinbarung zuzustimmen, falls ich mich dazu entschließen sollte Ihnen zu vertrauen. Ich werde mit Ihnen Kontakt aufnehmen, sobald diese Entscheidung gefallen ist.“
Die Britin, die bemerkt hatte, dass der elektronische Übersetzer endlich den Rang der Feloiden übersetzen konnte, erhob sich bedächtig, um ihre Gäste nicht zu verschrecken.„Einverstanden. Wir erwarten Ihre Entscheidung, Za’Mascar.“
Auch die drei Fremdwesen und die übrigen Menschen am Tisch erhoben sich.
Das Team von Hauke Hansen machte einen ungeduldigen Eindruck, als sich das Schott der Kantine öffnete und sich ihre Vorgesetzte an sie wandte.
„Major, Sie und ihre Leute führen unsere Gäste zum Shuttle und fliegen Sie zurück zu ihrem Raumschiff. Im Anschluss melden Sie sich in meinem Quartier.“
Den sechs unterschiedlichen Personen hinterhersehend, meinte Christina Mitchell nachdenklich: „Nun heißt es: Abwarten.“
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