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Monsterjagd von Jadzia

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Kapitel 6

Es war zwei Tage später, als McKay sich abends in der Krankenstation wieder fand. Er saß auf seinem gewohnten Platz an Sheppards Seite, seinen treuen Laptop auf dem Schoß. Der Colonel schlief im Augenblick, etwas, was nicht von seinem normalen Zustand zu unterscheiden wäre, hätte dieser dabei nicht seine sonst so leeren Augen fest geschlossen. Tatsächlich wirkte Sheppard vollkommen normal in diesen Momenten. Ein Punkt der noch von der Tatsache unterstrichen wurde, das dessen Körperweiten Verätzungen fast gänzlich verheilt waren.

Seine Berechnungen vor ihm vergessend, ertappte sich McKay bestimmt nun schon zum hundertsten male dabei, wie er die Hand ausstreckte um den Colonel endlich zu wecken. Doch weiter als bis dorthin war er noch nie gekommen; Heute hielt ihn lauter werdendes unartikuliertes Gemurmel vom Bett nahe dem Eingang der Krankenstation davon ab. Deinar war wohl wieder in einer seiner Stimmungen.

Mit Schrecken hatte Rodney den Ildosianer zum ersten mal in seinem wachen Zustand gesehen. Dieser war sichtbar verwirrt, verängstig, überfordert und vollkommen unfähig gewesen sich zu artikulieren. An diesem Zustand hatte sich seit dem nicht sehr viel verändert, auch wenn Deinars Frau praktisch in die Krankenstation eingezogen war um diesem bei zu stehen. Ein vollkommen sinnloses Unterfangen, das hatte McKay schon gewusst, bevor Jennifer ihn darüber informiert hatte. Morgen sollte der Dorfbewohner wieder zurück nach Hause gehen.

Damit wäre nur noch Sheppard übrig. Klerods Neffe war vor vier Tagen seinen Verletzungen erlegen, Deinar hatte den Flug über das Kuckucksnest angetreten und John…

Geräuschvoll ausatmend brachte Rodney seinen Fokus wieder auf den Bildschirm vor ihm. Da war wenigstens ein Problem, das er Heute noch würde lösen können.

Wieder vollkommen in seine Arbeit vertieft, warf McKay immer sporadischer werdende Blicke zu dem schlafenden Sheppard neben ihm. Tatsächlich hatte er das akute Verlangen mit dem Colonel zu reden. In der letzten Zeit hatte Rodney damit begonnen das, womit er gerade beschäftig war, laut zu äußern. Er bezweifelte stark, das Sheppard irgendetwas dazu beitragen könnte, selbst wenn dieser wach wäre, aber die Tatsache, das er seine Gedanken und Überlegungen laut aussprach, half ihm tatsächlich bei der Lösung einiger Probleme. Aber in Momenten wie diesen, wenn Sheppard so friedlich schlief, konnte sich Rodney nicht dazu überwinden diese Ruhe zu stören und diesem Drang nachzugeben.

Ein erneuter Blick zum Colonel hin lies McKay fast seinen Laptop von dessen nicht ganz so stabilen Lage auf seinem Schoß fallen.

Sheppard war offensichtlich nicht mehr am schlafen. Und er hatte geblinzelt.

Bevor sich Rodney einreden konnte, das er sich das ganze nur eingebildet hatte, geschah es wieder, dieses mal begleitet von einem Zucken in der rechten Hand des Colonels.

Seinen Laptop zur Seite stellend, rückte er etwas näher zu Sheppard. “John?”, fragte er vorsichtig, wie als wenn er seine eigenen Hoffnungen nicht zerstören wollte.

Es dauerte einige Minuten, bevor sich Sheppard wieder regte, in den kleinst möglichen Bewegungen. Ein angestrengter Ausdruck breitete sich auf den Gesichtszügen des Colonels aus und Rodney nahm das als Zeichen, dass das was er da vor sich sah wirklich Sheppard war, der sich seinen Weg von wo auch immer gerade zurück zu bahnen begann.

“Himmel, es wird aber auch Zeit, das Sie endlich wieder zu sich kommen! Zehn Tage, zehn ganze Tage haben Sie uns auf trab gehalten mit ihren katatonischen Hintern. Und ich glaube die korrekte Formulierung für diesen Moment wäre wohl: ‘Warum hat das so verdammt lange gedauert?’

Sheppard schien McKays Anwesenheit durch seinen steten Redefluss wahr zu nehmen und startete den Versuch seinen Kopf in Rodneys Richtung zu drehen, was aber kläglich misslang. Etwas, was den Zügen des Colonels einen mehr als selten gesehenen Ausdruck verlieh, einen, der sehr an Panik erinnerte.

“Ist Okay, John, ich bin hier,” und mit diesen Worten positionierte er sich in das Blickfeld Sheppards, da dieser anscheinend noch nicht herausgefunden hatte, wie man seine Augen separat vom Kopf bewegte.

Eine Schwester kam in diesem Moment an ihnen vorbei und ohne seinen Blick von den ihn so verzweifelnd festhaltenden Augen vor ihm abzuwenden sagte McKay ihr, das sie Jennifer holen solle.

Sheppards Mund bewegte sich stumm und seine Hand zuckte erneut, als wolle sie nach Rodney greifen. Nun, das war etwas, wobei er John behilflich sein konnte. Der Kontakt schien die Panik in den Augen des Colonels weiter zu vertreiben. Doch bevor Rodney erneut etwas sagen konnte, erschien Jennifer. Und nach einem Blick auf ihren Patienten sah diese genauso überrascht aus, wie McKay sich noch immer fühlte.

“Wann ist er zu sich gekommen?”, fragte sie, während sie damit begann, Sheppard zu untersuchen.

“Vor ein paar Minuten.” Nach einem Moment, in dem Jennifer dazu überging, die Pupillen des Colonels mit einem Licht zu malträtieren, allerdings ohne das John dabei seinen Blick von Rodney abgewendet hätte, fragte er sie: “Das ist ein gutes Zeichen, nicht wahr? Ich meine, das er zu sich gekommen ist und mich praktisch nicht aus den Augen lässt?” Ein Zeichen dafür, das sein Oberstübchen noch funktioniert und er nicht so wie Deinar endet? Doch eine solche Frage wollte selbst bei seinem oft mangelnden Taktgefühl nicht über McKays Lippen kommen.

“Ich würde es so sehen, Rodney.”

“Aber?”

“Aber es ist zu früh, genaueres zu sagen. Dafür muss ich ihn erst unter den Scanner legen.”

McKay wollte ihr gerade sagen, das sie damit anfangen solle, als Sheppard, dem es offensichtlich immer schwerer fiel die Augen offen zu halten, erneut den Versuch startete etwas zu sagen. Allerdings noch immer vollkommen erfolglos. Der erneut panische Blick allerdings sprach deutliche Bände.

“Dieser Zustand ist doch stabil, oder? Ich meine, er wird jetzt nicht die Augen schließen und wieder in ein Koma fallen oder?” Und oh man, wenn das nicht ein grausamer Wink des Schicksals wäre.

Die Daten auf einem der Monitore neben Sheppard studierend, verneinte Jennifer. “Nichts deutet daraufhin, das sein momentaner Zustand nicht stabil wäre. Johns Körper ist nichts weiter als erschöpft.” Ihre Hand auf seine Schulter legend, fuhr sie fort. “Rodney, er wird wieder aufwachen.” Ein beruhigendes Lächeln umspielte ihre Züge und gab McKay Zuversicht. Zwar würde es Medizin nie in die Abteilung der genauen Wissenschaften bringen, aber wenn er eins hatte, dann Vertrauen zu Jennifer.

Seine Hand auf die ihre legend erwiderte er kurz ihr Lächeln, bevor er sich an Sheppard wandte. “Ist schon Okay, John. Es ist in Ordnung nachzugeben. Wir werden hier sein, wenn sie wieder zu sich kommen werden.”

Rodney wusste nicht genau, ob der Colonel seine Worte verstand, oder ob er einfach dem Drang nach Schlaf nicht länger stand halten konnte, jedenfalls schlossen sich dessen Augen und seine Atmung wurde ruhig.

Und während kurz darauf Sheppard zu seinem Scan gebracht wurde, aktivierte Rodney sein Funkgerät. “Ronon, Teyla? Ratet mal, wer uns endlich mit seiner Anwesenheit beehrt hat…”

ooOoo


“John, beruhigen Sie sich!”

Das war einfacher gesagt als getan, waren die letzten Ereignisse, oder sollte er besser sagen, die letzten mangelnden Ereignisse noch viel zu deutlich in seinem Bewusstsein. Und Dr. Kellers Beschreibung seines Zustandes und des Zeitraumes seines Wachkomas hatte einfach den Effekt recht Stressvoll auf sein Gemüt zu reagieren. Zudem war Sheppard nicht im mindesten davon überzeugt, nicht wieder zurück in diesen Zustand zu verfallen, egal womit ihm die Ärztin auch beschwichtigen wollte.

“Ich will mich nicht beruhigen! Ich will eine Garantie, das ich nicht wieder rückfällig werde verdammt!”

“Was soll das Gerede von einer Garantie?”

McKay, gefolgt von Teyla und Ronon waren zu dieser illustren Runde hinzugekommen, die aus John, einer ihn vergeblich beruhigend wollenden Dr. Keller und einer Schwester mit einem zu verständnisvollen Lächeln bestand.

“Der Colonel ist besorgt, das er zurück in ein Koma fallen könnte,” erklärte Keller seinem Team die Lage. Doch der kurze Blick der Ärztin und das kurze Nicken zu der Krankenschwester blieb John nicht verborgen.

“Sie werden mir kein Beruhigungsmittel geben!” Das ohnehin schon erhöhte piepsen seines Herzmonitors legte bei diesem Gedanken allein noch einen weiteren Gang zu. Hinzu kam das er seinen Körper einfach nicht still halten wollte. Zu lange war er gefesselt gewesen, zu sehr hatte er das Verlangen sich zu bewegen, sich zu beweisen das er wieder frei war. Frei von den dunklen Schatten und von sich selbst. Leider aber war sein Körper solche Handlungen nach zehn Tagen der Inaktivität nicht mehr gewohnt.

“John, Dr. Keller möchte nichts weiter als Ihnen helfen.” Die fixierenden Augen Teylas, die gleichzeitig mit ihrer sanften Ruhe auf ihn blickten, ließen Sheppards stete Bewegungen etwas zurück gehen.

Wenn er sich jetzt nicht beruhigte, würde er ganz sicher die bereits von der Schwester gezückte Spritze verpasst bekommen. Also atmete er so ruhig es ging einmal aus, bevor er sich erneut an Keller wandte, mit, wie er hoffte, einem etwas gefassteren Gemütsausdruck. “Bitte, keine Beruhigungsmittel.”

Ihn abschätzend begutachtend, willigte die Ärztin ein. “Also schön, aber versuchen Sie ruhiger zu werden. Diesen Stress kann ihr Körper im Moment gar nicht vertragen.”

“Ja, Sie sollten es ruhiger angehen lassen, Sie wissen doch, wie Ärzte so sein können wenn man nicht macht was sie sagen. Autsch!” Dr. Keller hatte Rodney gerade ihren Ellebogen spielerisch in die Seite gestoßen. Und während sich Rodney in dem Versuch einer Entschuldigung verstrickte, verlor John sich wieder in Grübeleien der letzten Ereignisse, diesmal jedoch ohne gleich durchzudrehen.

So abgelenkt bekam Sheppard nicht mit, wie Ronon sich einen Stuhl schnappte und sich neben ihn setzte, bis dieser ihn ansprach. “Alles in Ordnung?”

Es war eine einfache Frage, die allerdings die Aufmerksamkeit aller Anwesenden, minus der inzwischen - und Gott sei Dank - verschwundenen Krankenschwester einfing.

Nein, es war wohl nicht alles in Odnung. Etwas, was man an Sheppards Verhalten sehr deutlich vermuten konnte.

Als John wohl zu lange in Gedanken versunken da saß, fragte ihn Teyla mit deutlicher Vorsicht in der Stimme, “Können Sie sich an irgendetwas erinnern?”

Ein Moment des Zögerns ging seiner Antwort voraus. “Es war … Es war wie in einem dunkeln Verlies eingesperrt zu sein. Ich konnte mich nicht bewegen, alles war dunkel…” Alles war voller Schmerz, doch das war etwas, was er nicht sagen würde. Es würde ohnehin nichts an den Tatsachen ändern. “Meistens war ich gar nicht wirklich bei Bewusstsein.” Nicht so ganz, aber John wusste nicht, wie er diesen Zustand erklären sollte, in dem er für eine gefühlte Ewigkeit gedriftet war.

Nach einem kurzen Moment fuhr Sheppard fort. “Und dann war ich plötzlich hier.”

Ein gequältes Lächeln stahl sich auf seine Züge, während Teyla fragte: “Hier auf der Krankenstation, als Sie zu sich gekommen sind?”

John schüttelte den Kopf. “Nein. Ich war zwar bei Bewusstsein, aber …” Erinnerungen an den erst so kürzlich hinter sich gelassenen Alptraum ließen seine Worte versiegen.

Etwas, das Dr. Kellers Interesse weckte. “Sie waren bei Bewusstsein? Heißt das, das Sie Ihre Umgebung wahrgenommen haben?”

Statt zu antworten nickte John nur, ohne sich um Augenkontakt zu bemühen. Stattdessen galt all sein Fokus auf dem Bett, in dem er lag.

“Moment mal. Du willst damit sagen, das Sheppard hier die letzten zehn Tage voll mitbekommen hat?”, fragte McKay ungläubig. “Aber er war in einem Wachkoma, niemand zu Hause, keiner da im Oberstübchen, nichts weiter als -”

“Rodney”, unterbrach Teyla den Redefluss McKays.

“Was? Als wenn das nicht die medizinisch Korrekte Annahme gewesen wäre!”

“Waren es nur sporadische Augenblicke, die Sie mitbekommen haben, Colonel?”, fragte Dr. Keller, alles andere für den Moment ignorierend.

“Nein,” und diesmal sah John die Ärztin offen an, wobei er ziemlich sicher war, das ein Schatten seiner damaligen Panik und Angst sich in seinem Gesicht zeigen würde. “Es war, als wenn alles in Ordnung wäre, nur das ich nicht den kleinsten Finger rühren konnte. Entweder ich war wach und unfähig irgendwie auf mich aufmerksam zu machen oder ich schlief.” Oder aber er hatte sich durch seine Panik komplett von seiner Umgebung gelöst, was zugegebenermaßen nicht um ein einziges Stück besser gewesen war.

“Ich war gefangen in meinem eigenen Körper”, schloss Sheppard, während alle Anwesenden mehr oder minder geschockt aussahen.

“Locked-In,” sprach Dr. Keller in die nach seinen Worten herrschende Stille hinein.

“Was?”, fragte Rodney stellvertretend für sie alle.

“Das Locked-In-Syndrom ist kein wirkliches Wachkoma. Obwohl alle Anzeichen daraufhin deuten. Der Patient ist genauso aufnahmefähig wie ein gesunder, er bekommt alles mit, nur das er, wie der Colonel schon sagte, ein Gefangener seines eigen Körpers ist.”

“Aber hättest du das nicht bei einem der unzähligen Tests bemerken müssen?”

“Nein, Rodney. Johns Gehirnfunktionen waren zwar ungewöhnlich, aber ließen nicht ansatzweise einen solchen Schluss zu. Selbst unter normalen Bedingungen ist es schwer Locked-In-Patienten als solche zu erkennen. Nichts deutete auf so etwas hin, nicht mal der Antikerscanner lies eine solche Vermutung zu. Es tut mir so leid, Colonel”, wandte sich die Ärztin nun direkt an Sheppard. “Hätte ich das gewusst…”

“Dann hätten Sie auch nichts dagegen tun können, Doc, oder?”

“Nein”, kam die resümierte Antwort der Ärztin.

“Und solange es endgültig vorbei ist…” Als Dr. Keller mit einem Nicken diesen Fakt zum wiederholten male bestätigte, fuhr John fort, “ist die Sache abgeschlossen.”

Was war, das war und ändern konnte man das Geschehene ohnehin nicht. Was zählte war das hier und jetzt und um die etwas schwermütige Stimmung die sich um sein Bett eingeschlichen hatte wieder zu vertreiben setzte John ein breites Grinsen auf und fragte sehr viel munterer in die Runde: “Und, Doc, wann kann ich hier raus?”

tbc
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