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What We Are von Trevelyia

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Kapitel V: Das Wesen der Wraith

Nach Caythas Empfinden kam der nächste Morgen viel zu früh - konnte man auf einem Hive denn überhaupt von Tageszeiten sprechen. Meist orientierte sie sich nach ihrem Schlafverhalten, ging sie zu Bett, war es Abend, erwachte sie wieder, brach ein neuer Tag an.
Lange noch saß sie mit Quara, Elrin und Vantos zusammen, aß von dem schlichten Eintopf, den ihnen eine ängstliche Wraithanbeterin an den Tisch brachte, sprach mit den drei Höheren über Belanglosigkeiten, lachte und scherzte sogar mit ihnen. Caytha fühlte sich den Dreien zugehörig, wurde von den anderen Krashty im Gegenzug völlig akzeptiert. Nur Vantos nährte sich einst an einem Menschen, wollte aber, als Caytha ihn danach fragte, nicht näher darauf eingehen, obgleich seine grünen Augen gefährlich glitzerten bei der Erinnerung daran, voller Gier war er einem Wraith in jenen Moment sehr ähnlich.
Sie erfuhr einiges über die Königin und das Hive, den ersten Commander, auf den es laut Quara, vor allem Shena abgesehen hatte, wollte die zierliche Wraithanbeterin doch äußerst offenkundig seine Leyhta werden.

Jeglicher Frohmut verflog augenblicklich als es eben jener Commander war, der die Tür des Quartiers aufgleiten ließ, Caytha war kaum zwei Minuten wach, hatte seine Präsenz nicht kommen gespürt.
Besäße der Wraith Augenbrauen, eine zöge er angesichts ihre Unachtsamkeit voller Verachtung hoch, zumindest erweckte der Ausdruck in seinen Augen diesen Anschein.
„Auf, Krashty, du wirst einigen Tests unterzogen.“
Mit wenigen Handgriffen bändigte sie ihr schwarzes Haar, richtete sich auf und erwiderte den Blick des Commanders mit aller Kälte, die sie aufzubringen vermochte.

Zügigen Schrittes führte er sie in ein verlassenes Labor, große Bildschirme zeigten ununterbrochen Diagramme, chemische Formeln, Beschreibungen, etliche Knöpfe und Schalthebel bedeckten die dazugehörigen Konsolen, auch schien das Licht hier heller als im Rest des Hives.
Der Commander fixierte Caytha wie ein Raubtier seine Beute, dieses Mal wich die Krashty seinem Blick aus, nahm aus den Augenwinkeln dessen amüsiertes, raubtierähnliches Grinsen wahr. Deutlich zeichneten sich die Adern unter seiner grünlichen Haut ab, wirkten schwarz im hellen Licht.

„Worin besteht der Test?“, es bedurfte all ihres Mutes, diese Worte zu sprechen, ihre Hände zitterten leicht, rasch verschränkte Caytha die Arme hinter dem Rücken, versuchte, aufrecht und stark zu wirken.
„Eine Prüfung deiner mentalen Kräfte“, erklang plötzlich die Stimme des Commanders hinter ihr, Caytha keuchte auf, zuckte instinktiv zurück und stieß gegen des Körper des Wraith.
„Wie habt Ihr das gemacht?“, keuchte sie, ihr Puls raste, einen Lidschlag zuvor stand der Commander noch einige Schritte von ihr entfernt.
„Es bedarf nicht viel, den Geist eines Krashty zu täuschen“, sprach er sehr leise, klang beinahe sanft. Der Commander war ihr nun so nahe, dass Caytha ihn körperlich spüren konnte, sein Atem streifte ihren Nacken, vor Angst weiteten sich ihre Augen, sie war nicht länger Herrin über ihren Körper, vermochte sich nicht aus eigenem Willen zu rühren. Ohne, dass die Krashty es bemerkte, die Chance hatte, sich dagegen zu wehren, drang der Wraith in ihren Geist ein, übernahm völlig die Kontrolle über ihr Handeln.

Caytha spürte, wie sie sich umdrehte, hilflos ausgeliefert stand sie da, voller Panik, wagte es nicht, zu dem großen Wraith aufzublicken, nie zuvor war ihr etwas derartiges widerfahren. Lautlos hob der Wraith den Arm, schob seine Hand unter Caythas Kinn und zwang sie, ihm direkt in die Augen zu blicken. Abscheu und Verachtung waren stummer Konzentration gewichen, ein wilder, ungezähmter Ausdruck lag in seinem Blick. War es Gier?
Beinahe zärtlich strichen seine Fingerspitzen über ihre Haut, seine Berührung war kalt, völlig unvermittelt und fremd, die Halbwraith fürchtete seine mentale Kontrolle jedoch mehr als jeglichen Kontakt auf körperlicher Ebene. Zumindest für diesen einen, nicht enden wollenden Augenblick. Kaum fasste sie diesen Gedanken, da verschwand jegliche Angst aus ihrem Bewusstsein, ihr Atem beruhigte sich, ihr Blick wurde sanft, völlig gelassen.

Warum nur war sie derart verängstigt? Es gab nichts, vor dem es sich zu fürchten galt, der Commander war nicht ihr Feind, im Gegenteil. Es war eine Ehre sondergleichen, seine Nähe zu genießen, ihm dienen zu dürfen, war es nicht ihre Pflicht, ihm etwas von sich zu geben, als Gegenleistung? Es gab nur eines, einen Wraith wahrlich zu ehren, Caytha sank vor dem Commander auf die Knie, erschauderte nicht, als seine Hand sich auf die freie Stelle unterhalb ihres Halses legte. Furchtlos wartete sie, flehte beinahe darum, er möge sich von ihr nähren, verharrte still, in voller Ehrerbietung.

Ein, zwei Mal blinzelte die Krashty, dann kehrte die Kontrolle über Körper und Bewusstsein mit einem Schlag zurück. Mit einem Schrei stolperte sie rückwärts, Panik brach einer gewaltigen Welle gleich über sie herein, drohte sie zu ertränken, in die Tiefe zu reißen. Verstört und am Rande des Wahnsinns kauerte Caytha an der Wand, rang mit aller Macht ihre Tränen nieder, betastete fahrig ihre Haut, die noch völlig unversehrt war.
„Ihr!“, brachte sie atemlos hervor, ihre Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flehen, sie wollte den Wraith beschimpfen, ihn anschreien, ihn verfluchen, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt.

Nachdenklich beobachtete der Commander die zitternde Krashty, Überraschung zeichnete seinen wachsamen Blick. Deutlicher als zuvor lag nun Gier darin, beinahe schon Verlangen. Endlich fand Caytha ihre Stimme.
„Warum habt Ihr das getan?“, eine Träne rann ihr über das Gesicht, noch immer kauerte sie am Boden, brachte nicht genügend Kraft auf, sich zu erheben.

„Ich tat nichts, was deinen tiefsten Sehnsüchten widerspräche.“
Es bedurfte einiger Augenblicke, bis die Halbwraith den Sinn dieser Worte verstand. Fassungslos starrte sie zum ersten Commander auf, wie grausam konnte dieser Wraith sein?
„Niemals“, brachte sie unter Tränen hervor, „niemals hätte ich das gewollt! Wie könnt Ihr es wagen!“, ihre Stimme brach, schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in den Händen, ein heftiges Zittern ergriff ihren Körper.
„Diese Form mentaler Kontrolle greift tief in den Geist ein, bringt all die verborgenen Wünsche und Sehnsüchte zum Vorschein“, seine Stimme nahm einen ruhigen, sachlichen Klang an, Schritt für Schritt trat er näher.
„Beispielsweise könnte ich dich niemals dazu bringen, dein Leben von eigener Hand zu beenden, oder dich zum Verrat an deiner Mutter zwingen.“

Mittlerweile stand der erste Commander vor Caytha, anklagend starrte sie zu ihm auf, voller Unglauben, langsam kochte Wut in ihr hoch. Wie konnte er es wagen!
„Dein Geist ist stärker als erwartet, wenngleich dir das Ausmaß deiner mentalen Kräfte nicht bewusst ist. Womöglich bleibt dir als Krashty diese Kontrolle stets versagt, weitere Tests würden sicher Aufschluss darüber bringen.“

Flehentlich erwiderte sie den Blick des Wraith, nie wieder würde sich Caytha freiwillig der Gnade dieses Commanders ausliefern.
Wenigstens für den Moment schien der Wraith nachzugeben.
„Aber für den Augenblick genügt mir, was ich erfahren habe“, seine Augen glitzerten halb spöttisch, halb amüsiert, mehr und mehr nahm er seine alte, gewohnte Haltung an, „nur so aus Neugier: Wer ist Nial?“

Caytha grollte, verzweifelt und voller Wut zugleich, stemmte sich endlich vom Boden hoch, ihre Tränen versiegten, der erste Schock klang ab. Gehetzt starrte sie vom Commander zu dem Ausgang des Labors, von allein trugen ihre Beine sie der Tür entgegen, mehr und mehr beschleunigten sich ihre Schritte. Nicht einen Blick warf sie zurück, hastete davon, wollte nur weg, so weit und schnell sie ihre Füße zu tragen vermochten.
Gedanken kreisten unablässig in ihrem Kopf, überschlugen sich, sobald sie einen davon zu greifen versuchte, wirbelten umher, entwarfen Szenarien, führten das soeben Erlebte weiter. Mit seiner mentalen Kontrolle öffnete der Commander die Tür zu einem Winkel in Caythas Geist, entfesselte Vorstellungen, Wünsche und Träume, die zu düster waren, als dass die Halbwraith sich darauf einlassen konnte.

Ohne Ziel durchsteifte sie das Hive, ihr Körper schien nicht minder rastlos, wie ihr Geist kam er nicht zur Ruhe, fürchtete sich vor der Klarheit, die mit dem Stillstand über die Krashty brechen würde.
„Caytha?“, Quaras Stimme drang wie durch dichte Nebelschwaden zu ihr, es bedurfte einiger Augenblicke, bis Caytha die andere Höhere deutlich umrissen vor sich sah.
Sogleich zeichnete Sorge den Blick in Quaras braunen Augen, sie musste einen beunruhigenden Anblick abgeben, die Augen verschleiert und seltsam abgewandt, den Blick in die Ferne gerichtet, nicht wissend, wohin ihre Füße sie trugen.

Caytha wusste ihre Empfindungen nicht in Worte zu kleiden, hilflos stand sie da, spürte, wie die Andre ganz sacht mentalen Kontakt suchte. Die Anwesenheit der Krashty in ihren Gedanken war nicht bedrohlich, kam in keiner Weise der Präsenz des Commanders gleich, war nicht forschend oder gar fordernd.
Vorsichtig erlaubte sie den Kontakt, übermittelte Quara nach und nach, was innerhalb des Labors geschehen war. Diese seufzte leise.
„Dies ist nicht der rechte Ort, darüber zu reden. Komm“, und sie führte Caytha zu ihrem Quartier. Dort angekommen ließ sie sich auf Caythas Bett sinken, auch die andere Krashty ließ sich auf der Matratze nieder.

„Es mag dir nicht einleuchtend sein, wo du doch nur unter Menschen und Wraith, nicht aber unter deinesgleichen aufwuchst“, begann die Blonde, sprach mit Bedacht, wog jedes Wort sorgsam ab, als wolle sie Caytha nicht zusätzlich beunruhigen, „für Elrin, Vantos, mich oder auch die anderen Krashty ist dieser Art mentaler Kontrolle nicht fremd, wir alle wurden ihr unterzogen, nur so kann auch der letzte Funken Zweifel an unseren Motiven beseitig werden.“
Entsetzt starrte Caytha zu Quara auf.
„Dann ist es dir ähnlich ergangen?“
Die hübsche Halbwraith nickte, schwelgte einen kurzen Augenblick in Erinnerung ehe sie fortfuhr.
„Diese Begegnung war erschreckend, damals ängstigte sie mich mehr, als alles andere, ich weiß, wie furchtbar es sein kann, keinerlei Kontrolle zu haben, ausgeliefert zu sein.“
Für Caythas Auffassung vermittelten diese Worte nur einen Bruchteil der Furcht, die sie durchlebte.
„Tagelang drängten sich mir Bilder auf, Gedanken, die ich verleugnete, sie mir nicht eingestehen wollte, zu fremd, zu falsch erschienen sie mir, es fehlte nicht viel und ich wäre endgültig dem Wahnsinn anheim gefallen. Aber irgendwann gelangte ich an einen Punkt, ein Augenblick der Klarheit, welcher mich vor die Wahl stellte. Entweder, ich akzeptierte derlei Vorstellungen, Wünsche, vielleicht auch Sehnsüchte, oder aber ich würde ein für alle Mal der Paranoia verfallen.“

Noch immer wirbelten die Gedanken in Caythas Kopf wild durcheinander, erst nach etlichen Augenblicken wurde ihr bewusst, worauf die Worte der Anderen abzielten.
„Du willst mir sagen, all das gehört zu dem Anteil Wraith DNS, den ich in mir habe?“, die Bilder in ihren Gedanken versetzten sie in Furcht und Abscheu, wie sollte sie sich ihnen stellen können? Doch so sehr die Halbwraith sich dieser Erkenntnis auch verwehrte, tief in ihrem Inneren erkannte ein Teil von ihr die Wahrheit in Quaras Aussage. Dieser Teil hatte nichts mit ihrem menschlichen Erbe gemein, seit sie an Bord dieses Hives war, erwachten ihre Wraithinstinkte mehr und mehr, brachten Gedanken, Ansichten und auch Wünsche mit sich, die ihr völlig fremd waren.

„Ich habe also keine andere Wahl? Wenn ich den Anteil eines Wraith in mir verleugne, wird mich das irgendwann in den Wahnsinn treiben?“
Langsam nickt Quara, musterte die jüngere Krashty eingehend, schien gespannt, wie sie mit dieser Neuigkeit umgehen würde.
Bitterkeit zeichnete Caythas nächste Worte.
„Selbst, wenn ich derlei Einsicht besäße, ich bin ziemlich sicher, dass es nicht mein innerster Wunsch ist, sich einen Wraith an mir nähren zu lassen.“
„Oh“, warf Quara hastig ein, schien zu spüren, wie sehr Caytha um ihre Fassung rang, „nur, weil es das ist, was du unter der mentalen Kontrolle zuließest, muss dies nicht bedeuten, dass du dich nach eben jenem Szenario sehnst. Sieh es als Variante deiner innersten Wünsche.“

Nun schnaubte die Krashty, Spott glomm in ihren blauen Augen.
„Dann sehne ich mich also nach der Nähe der Wraith, ganz gleich in welcher Form?“
Quara zuckte die Schultern, antwortete so beiläufig, als sprächen die beiden Frauen über nichts weiter als die Planung ihrer nächsten Mahlzeit,
„Ja. Es ergibt keinen Sinn, sich davor zu sträuben, du hast zu viel eines Wraith in dir, deine genetische Herkunft zu verleugnen wäre so, als würdest du beschließen, keine Luft mehr atmen zu wollen.“

„Das ist eines der Dinge, von denen ich mir wünschte, sie nicht erst am eigenen Leib erfahren zu müssen“, murmelte sie und fuhr sich erschöpft durch die schwarzen Haare, „empfinden alle Krashty diesen Drang gleich stark?“
„Nein, ich weiß nicht sonderlich viel darüber, aber meiner Kenntnis nach spüren nur wir Höheren diesen Drang derartig ausgeprägt.“
Mit einem vagen Lächeln auf den Lippen erhob Quara sich, schritt zur Tür herüber.
„Oh, eins noch“, Caytha warf ihr einen düstren Blick zu, den die andere Halbwraith mit einem Grinsen erwiderte, „sei nicht allzu überrascht wenn du von seltsamen Träumen heimgesucht wirst, zumindest eine Weile lang.“
Caytha wusste wirklich nicht, was an dieser Vorstellung derartig belustigend sein sollte.
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