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Virus, Erawdrah und mehr (2) von Neyra und Suva

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Vorwort

Autoren: neyra (Text + Idee) und suva (Idee + Korrektur + Technogebrabbel)

Anmerkungen: Wie gehabt: grüne (*1) Kommentare sind von suva und blaue (*2) von neyra.
Die „fremde“ Serie (Crossover) muss nicht bekannt sein. Aber ihr könnt sie raten. Grüße an alle, die sie kennen und lieben. Wink :-)
Diese Fanfiction ist die Fortsetzung unserer „Erawdrah“, welche man aber nicht unbedingt kennen muss um diese hier zu verstehen.
Nach dem Lesen das Feedback nicht vergessen. ;-)

Danke: an alle, die das Lesen (viel Vergnügen)

Disclaimer: Wir leihen uns die Hauptperson und auch einige Nebenpersonen nur aus, sie gehören uns nicht. Hier und da leihen wir uns auch nur Namen aus. Gehören uns genauso wenig.
Alles andere ist Eigentum von uns Autoren.

Virus, Erawdrah und mehr


Schockiert, erschrocken, verwirrt, erleichtert, erfreut. Mit gerunzelter Stirn starrte Sam auf den Schwangerschaftstest in ihrer Hand. Positiv. Sie war schwanger. Nicht das sie das besonders überrascht hätte. Nein. Sie hatte es geahnt. Aus diesem Grund hatte sie den Test ja gemacht. Aber jetzt war es amtlich. Offiziell. Sie war schwanger. Jack würde platzen vor Freude.
Vor einigen Monaten hatten sie damit aufgehört zu verhüten. Sie hatten es nicht darauf angelegt ein Kind zu bekommen, aber wenn es passieren sollte, sollte es passieren. Jedenfalls wollten sie einem möglichen Kind auch nicht im Wege stehen und hatten sich deshalb entschlossen, Verhütung Verhütung sein zu lassen…
Ein Kind. Sam konnte es nicht fassen. Ein Kind von Jack. Die Frucht ihrer Liebe. Sie lächelte sich im Spiegel entgegen.
„Nun musst du's ihm nur noch beibringen“, sprach sie zu sich. Wieder lächelte sie und strich dabei über ihren Bauch. Ein Baby. Glücksgefühle durchfluteten sie, als sie das Bad verließ und sich im Schlafzimmer anzog. Sie hörte Jack in der Küche hantieren. Er kümmerte sich um das Frühstück. Tat er immer wenn sie Urlaub hatten. Und den hatten sie. Einen wunderbar erholsamen zweiwöchigen Urlaub über die Weihnachtsfeiertage.
Ihr letzter Urlaub lag schon eine Ewigkeit zurück, wie Sam fand. Und sie genoss jede Minute davon. Endlich konnten sie und Jack mal wieder wirklich ungezwungen den ganzen Tag miteinander verbringen. Sie waren nun schon seit knapp eineinhalb Jahren miteinander verheiratet. Dafür hatte Sam ihre Karriere beim Militär aufgeben, blieb aber als Wissenschaftlerin beim SGC. Jack war zum General befördert worden und leitete nun die Basis. Sie bereute ihre Entscheidung keine Sekunde. Ihre Liebe zu Jack festigte sich immer noch täglich. Aber auf der Basis mussten sie eine gewisse Distanz zu einander wahren. An einigen Tagen fiel ihnen das gar nicht so leicht und es hatte auch schon den einen oder anderen Streit deswegen gegeben. Doch im großem und ganzen gewöhnten sie sich recht schnell an die Situation und waren froh, sich ab und an auf einen Kaffee zu treffen.
Jack wachte mit Argusaugen darüber, dass Sam regelmäßig ihre Pausen einhielt, indem er zu festgesetzten Zeiten bei ihr im Labor vorbeischaute. Das wird er jetzt erst recht tun, dachte sie als sie die Treppe hinunter zur Küche ging. Jack stand mit dem Rücken zur Tür und holte gerade frisch gebackene Brötchen aus dem Backofen.
„Guten Morgen, mein Sonnenschein“, begrüßte er sie. Sam ging zu ihm und umschlang ihn von hinten.
„Hm, die duften aber lecker.“
„Ja, und die schmecken auch lecker.“ Jack hatte die Brötchen in ein Körbchen gelegt und stellte es beiseite. Er drehte sich herum und umarmte seine Frau. Zärtlich drückte er ihr einen Kuss auf die Lippen. „Hast du gut geschlafen?“
„Wunderbar. Tief und fest. Von deinem Schnarchen hab ich mich schon lange nicht mehr stören lassen. Weißt du doch.“ Für diese Frechheit bekam sie gleich noch einen Kuss, den sie intensiv erwiderte. „Und selbst?“
„Hm. Kann mich nicht erinnern. Muss also gut gewesen sein…“ Er grinste sie an und dirigierte sie nun an den gedeckten Frühstückstisch. „Lass uns essen. Dad kommt bald und wir wollen ihn doch nicht warten lassen, oder?“
„Nein. Besser nicht“, stimmte Sam ihm zu.
Sie würde heute noch mal in die Basis fahren um ihren Vater abzuholen. Er hatte es dieses Jahr endlich geschafft, sich nicht von den Tok'ra auf eine Mission schicken zu lassen und würde zusammen mit ihr und Jack die Feiertage verbringen. Sam freute sich darauf ihren Dad bei sich zu haben. Dad. Das ist mein Weihnachtsgeschenk für dich, dachte sie und strich abermals zärtlich über ihren Bauch. Sie konnte es immer noch nicht fassen. Wahrscheinlich würde es auch noch einige Tage dauern.
Während sie ihren Vater von der Basis abholte, wollte Jack das Haus weihnachtlich herrichten und einen letzten Großputz veranstalten.
Nachdem sie gemeinsam die Reste ihres Frühstücks beseitigt hatten, zog Sam sich auch schon Jacke und Schuhe an.
„Ich fahr jetzt Dad abholen. Und du kannst dir in der Zwischenzeit schon mal überlegen, wie du ihm beibringst, dass er nächstes Jahr einen Enkel mehr beschenken muss“, rief sie ihrem Mann zu und verschwand aus der Tür. Jack, der schon im Wohnzimmer gestanden hatte um seine nächsten Schritte zu planen, sah ihr verdutzt hinterher. Er sollte was? Dad beibringen, dass er nächstes Jahr einen Enkel mehr beschenken musste? War Marks Frau etwa schwanger. Aber warum sollte erdann Jacob beibringen…
„Sam?“, rief er ihr hinterher und spurtete zur Tür. Er riss sie auf und sah Sam schon an der Autotür hantieren. Er überbrückte die Distanz in Rekordzeit und nahm sie in den Arm, damit sie nicht weg konnte.
Aus der Puste und völlig verwirrt fragte er noch einmal. „Sam?“ Sie lächelte ihn liebevoll an, senkte dann ihren Blick, strich über ihren Bauch, richtete ihren Blick wieder auf Jack, der ihrer Bewegung mit den Augen gefolgt war, und nickte. Jack zog sie näher an sich heran und vergrub seinen Kopf in ihrem Haar.
„Sagst du mir gerade, dass du schwanger bist?“, fragte er flüsternd in ihr Ohr. Sam nickte. „Oh…Und ich soll es Jacob beibringen?“ Wieder nickte Sam. Jack schob sie ein Stück von sich nur um sie gleich darauf leidenschaftlich zu küssen.
„Ich freue mich so“, brachte er schließlich außer Atem vor und küsste sie abermals.
„Ich mich auch, Jack. Ich mich auch“
„Seit wann weißt du es?“
„Heute Morgen hab ich einen Test gemacht. Geahnt habe ich es schon seit ein paar Tagen.“
„Ich liebe dich. Weißt du das eigentlich?“ Jack schloss sie wieder in seine Arme und wiegte sich sanft mit ihr hin und her.
„Ich liebe dich auch, Jack. Du bist das wunderbarste, das mir je passiert ist. Ich freue mich so über unser Baby.“ Sam liefen Tränen über die Wangen.
„Hey.“ Zärtlich wischte er die Tränen beiseite, küsste sie und schloss sie wieder in seine Arme.
„Jack… Ich muss jetzt los. … Jack?“, fragte sie als er keine Anstalten machte sie los zu lassen.
„Ja.“
„Jack...“
„Ok.“ Jack löste sich von ihr, gab ihr noch einen sehnsüchtigen Abschiedskuss, wartete bis sie im Auto saß und losfuhr und ging dann zurück ins Haus. Ein Baby. Das wird das schönste Baby, das die Welt je gesehen hat…


*2 (gnihi, ich mag die Szene, die schönste, die ich je geschrieben habe)


***


Sie wartete nun schon seit Stunden darauf, dass ein Auto hier entlang fuhr. Es war kalt. Für diese Jahreszeit aber durchaus normal. Sie freute sich darauf wieder zuzuschlagen. Von Mal zu Mal wurde es schöner, besser, aufregender. Ihr Puls war in die Höhe geschnellt. Schon bei dem Gedanken daran, was gleich folgen würde. Da! Sie konnte hören wie sich ein Auto näherte. Endlich… Sie rückte noch etwas in ihrem Versteck vor und zielte mit dem Betäubungsgewehr auf die Frontscheibe des Wagens. Durch das Visier konnte sie die Fahrerin ausmachen. Ruhig lag sie auf dem kalten feuchten Waldboden und unterdrückte ihre Aufregung um keinen unnötigen Fehler zu machen. Langsam folgte sie mit dem Lauf des Gewehres der Fahrt des Autos. Es fuhr mit gleich bleibender Geschwindigkeit auf gerader Straße. Ein Kinderspiel. Na warte, dir werd‘ ich's heimzahlen. Keine macht sich ungestraft an verheiratete Männer heran und zerstört Familien. Ich werde persönlich dafür sorgen. Sie zielte weiterhin auf die Fahrerin des Wagens und als das Auto nah genug heran war drückte sie ab.


***


Sam begriff nicht was geschehen war. Erst knallte irgendwas und in derselben Sekunde traf sie etwas am Oberarm. Sie verlor die Kontrolle über das Auto und stürzte damit in den etwa zwei Meter tiefen Graben am Straßenrand. Bewusstlos blieb sie im Auto über das Lenkrad gebeugt liegen.


***


Schnell verließ sie ihr Versteckt und eilte auf das verunglückte Auto zu. Vorsichtig näherte sie sich, mit dem Gewehr im Anschlag. Jederzeit bereit einen weiteren Betäubungspfeil abzugeben. Sie sah, dass ihr erster Schuss gesessen hatte. Die Fahrerin lag bewusstlos über dem Lenkrad und rührte sich nicht mehr. Schnell schulterte sie das Gewehr und öffnete die Fahrertür des Autos. Sie schnallte die Frau ab und schulterte diese ebenfalls. Dann lief sie im Dauerlauf die fünfzig Meter bis zu ihrem alten VW Transporter *2 (T4 – für die Klugscheißer unter euch  Baujahre 1990 bis 1995) mit offener Ladefläche, den sie im Unterholz getarnt hatte. Sie legte die bewusstlose Frau auf die Ladefläche, stieg ein und fuhr los.


***


Sam erlangte das Bewusstsein wieder. Vorsichtig drehte sie sich auf den Rücken und bemerkte, dass sie fuhr. Sie blickte sich um. Ein Transporter… Sam warf einen Blick in Richtung Fahrerfenster. Ein Vorhang versperrte ihr die Sicht. Aber auch dem Entführer. Sam versuchte, die Geschwindigkeit anhand der Bäume zu schätzen, die an ihr vorbei zogen. Zu schnell. Aber sie hatte keine Wahl. Möglichst ohne ein Geräusch zu machen krabbelte Sam ans Heck des Wagens und sah auf die vorbeigleitende Straße. Es folgten keine weiteren Autos. Die Straße war leer. Überfahren werde ich nicht. Sie nahm all ihren Mut zusammen und rollte sich von der Ladefläche. Hart schlug sie auf und rollte unkontrolliert über die Straße. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihre Schulter. Sam versuchte, sich möglichst schnell auf den Abhang hinzubewegen, falls der Fahrer einen Blick in seinen Rückspiegel werfen würde. Dann würde ihre Flucht sofort entdeckt werden. Im Graben blieb sie benommen liegen und bekam nur am Rande, mit wie sich der Transporter immer weiter entfernte. Den Sprung hatte sie überstanden. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass ihre Flucht vom Entführer erst am Ankunftsort entdeckt würde und dieser noch einige Zeit Meilen entfernt lag. Adrenalin rauschte durch sie hindurch, als sie die Bremslichter des Transporters rot aufleuchten sah. Mühsam richtete sich Sam auf. Aber es gelang ihr nur bedingt. Auf Händen und Knien krabbelte und robbte sie so schnell es ging in das dichtere Unterholz. Jetzt bloß nicht schwach werden, dachte sie und kämpfte sich weiter.


***


Jack sah auf seine Armbanduhr. Jacob und Sam müssten eigentlich jede Minute da sein. Vor einer Stunde war Jacob auf der Erde erwartet worden. Und hätte er sich verspätet, hätte Sam ihm Bescheid gesagt.
Er freute sich schon darauf, seinem Schwiegervater die freudige Nachricht zu vermitteln, dass ein Enkel von Sam und ihm unterwegs sei. Außerdem würde er seine Frau in seine Arme schließen und sie für den restlichen Tag nicht mehr hergeben. Besuch hin oder her. *2(:-P)
Das Telefon klingelte. Jack nahm ab.
„O'Neill“, meldete er sich.
„Hey, habt ihr mich vergessen?“, fragte ein gut gelaunter Jacob am anderen Ende. „Sam wollte mich doch abholen.“
„Sam ist pünktlich losgefahren. Ist sie nicht auf der Basis?“
„Nein. Sie war nicht hier als ich ankam. Ich dachte, es kommt bestimmt gleich einer von euch beiden und hab deshalb bis eben mit dem Anruf gewartet.“
„Moment Jacob. Warte kurz. Ich rufe gleich im Büro zurück“ Jack legte auf. Alarmiert wählte er die Nummer des Wachhauses am Eingang der Basis.
„Captain Gediman“, meldete sich der Wachhabende Soldat.
„Captain, ist Doktor O'Neill auf der Basis?“
„Nein, Sir. Ihre Frau ist nicht hier. Ist etwas passiert?“, fragte der Wachmann, als er die besorgte Stimme des Generals hörte.
„Kann ich ihnen noch nicht sagen. Sobald sie eintrifft, soll sie mich auf meinem Handy anrufen. Verstanden?“
„Verstanden, Sir“ Damit legte Jack auf und wählte die Nummer von Sams Handy. Er fluchte leise, als er ein melodisches Piepsen aus dem oberen Stockwerk hörte und wählte die Nummer seines Büros.
„Colonel Christie“, meldete sich Jacks Vertretung.
„Hier O'Neill. Ist Jacob in der Nähe?“
„Ja, Sir. Ich reiche sie weiter.“
„Jack? Was ist los?“, fragte Jacob besorgt.
„Sam ist nicht auf der Basis. Ich hab dem Wachmann Bescheid gegeben, dass sie mich anrufen soll sobald sie eintrifft. Vielleicht hat sie einfach nur eine Panne gehabt. Ich mach mich auf den Weg zu dir und komme dich holen. Sollte ich Sam unterwegs treffen, ruf ich dich an.“
„Ok, Jack. Mach dir keine Sorgen.“
„Bis dann Jacob“ Jack legte auf, schnappte sich sein Handy und Schlüssel und verließ fluchtartig das Haus. Hoffentlich ist ihr nichts passiert.


***


Jack fuhr nicht besonders schnell. Er suchte so gut es ging aus den Augenwinkeln den Straßenrand und die Querstraßen ab. Aber das war nur zum Teil möglich, da er sich auf den Verkehr konzentrieren musste. Wenn ein Auto am Straßenrand stehen würde, würde er das auf alle Fälle bemerken. Jack wusste aber auch nicht genau, welche Strecke Sam fahren wollte. Es könnte sein, dass sie gar nicht hier entlang gekommen war.
Er erreichte die Basis ohne eine Spur von ihr oder ihrem Auto gesehen zu haben. Es erreichte ihn auch kein Anruf. Und der Wachmann am Tor erklärte ein weiteres Mal, dass er Doktor O'Neill an diesem Tag noch nicht gesehen habe.
Jack parkte und ging eiligen Schrittes in den Berg. Je eher er hier mit Jacob wieder weg konnte, desto eher konnten sie gemeinsam die Gegend nach Sam absuchen. Das jedenfalls würde er gleich tun. Und wenn er alle Wege vom Haus bis zur Basis und zurück zu Fuß hätte zurücklegen müssen. Nichts würde ihn davon abhalten nach seiner Frau Ausschau zu halten. Es sah ihr gar nicht ähnlich, einfach zu verschwinden. Sie meldete sich immer. Es sei denn… *1 (Thor hätte sie entführt...) *2(…hatten wir überlegt *nickt*) Daran wollte Jack gar nicht denken. Aber er machte sich ernsthaft Sorgen. Er ahnte, dass etwas nicht stimmte.


***


Energisch klopfte Jack an die Tür zu seinem Büro und trat gleichzeitig ein. *1(Er klopft an seine eigene Tür?) *2 (Und tritt gleichzeitig ein. Es bleibt ein Büro, mit einer Vertretung besetzt. Soviel Disziplin, wenigstens zu klopfen, gestehe ich Jack zu.)
„Ah, Jack, da bist du ja. Komm, lass dich erst einmal begrüßen“ Jacob kam auf Jack zu und umarmte ihn herzlich. Jack erwiderte die Geste.
„Guten Tag, General“, grüßte auch Colonel Christie und Jack nickte diesem flüchtig zu, dann löste er sich von Jacob und sah ihn ernst an.
„Lass uns verschwinden. Ich will nach Sam suchen. Irgendwas stimmt nicht. Sie hätte sich gemeldet. Ich hab ein ungutes Gefühl“ Jacob nickte und dann eilten er und Jack auch schon Richtung Ausgang.


***


„Auf dem Weg hierher habe ich sie nicht gesehen. Ich fahr jetzt eine andere Strecke. Sie war mit ihrem silbernen Flitzer unterwegs.“
„Alles klar, Jack. Wir finden sie schon. Es ist bestimmt etwas Harmloses. Vielleicht ist Sam ja in der Zwischenzeit wieder bei euch zu Hause und wartet auf uns“
„Ich hoffe es, Jacob. Ich hoffe es.“
Eine Weile herrschte Schweigen im Wagen. Jacob spürte wie nervös Jack war. Seine Worte, die beruhigend wirken sollten, hatten nichts gebracht. Natürlich machte Jack sich Sorgen. Er liebte Sam. Jacob war aus allen Wolken gefallen, als ihm Sam eröffnete sie würde die Air Force verlassen. Seine Tochter und Jack O'Neill, ein Paar. Bei dem Gedanken an das damalige Gespräch musste er immer noch schmunzeln.
Bis er etwas sah, was ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
„Jack, halt an. Da ist Sams Wagen“
Jack trat hart auf die Bremse und konnte gerade noch ein gefährliches Schlittern des Wagens verhindern. Im nächsten Moment war er auch schon aus dem Auto gesprungen und lief zu dem verunfallten Auto im Straßengraben. Sam…! Es handelte sich tatsächlich um ihren Wagen. Besorgt bemerkte Jack, dass das Auto leer war.
„Sam?“, rief er ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
„Jack“ Jacob war von hinten an Jack heran getreten. Seine Stimme war ruhig obwohl er innerlich zitterte.
„Sam!“, rief Jack wieder. Diesmal etwas lauter.
„Jack, wir müssen ruhig bleiben. Panik nutzt uns jetzt überhaupt nichts. Hast du dein Handy dabei?“
Jack drehte sich bei Jacobs Worten wütend zu ihm um und funkelte ihn finster an. Aber Jacob hatte Recht. Panik nutzte nichts. Wortlos reichte er ihm sein Handy. Jacob nahm es entgegen und wählte den Notruf.
Jack hörte seine Worte während er sich das Auto noch einmal näher ansah.
„Mein Name ist Jacob Carter. Ich befinde mich auf der US 24, westlich von Manitou Springs. Etwa 2 Meilen von der Zufahrt zur Pikes Peak Toll Road. Ich möchte einen Unfall und eine Frau, meine Tochter, als vermisst melden.“
…
„Wir haben meine Tochter, ihr Name ist Samantha O'Neill, gesucht, weil sie sich nicht an eine Verabredung gehalten und sich nicht gemeldet hatte. Wir haben ihren Wagen gefunden. Leer und verunglückt.“
…
„Ja, gut Officer. Wir warten. Danke“ Jacob unterbrach die Verbindung und wandte sich wieder an Jack.
„Sie schicken einen Streifenwagen.“
„Ich hab Blut gefunden. In der Frontscheibe ist ein kleines Loch. Sams Tasche ist noch hier. Was ist bloß geschehen?“ Jack drehte sich von dem Auto weg und suchte die Gegend mit den Augen ab. Immer wieder tat er einige unruhige Schritte in die eine oder andere Richtung, um wieder inne zu halten und an Jacobs Seite zurück zu kehren oder nochmal in den Unglückswagen zu schauen.
„Sam!“, rief er immer wieder nach ihr.
„Jack, wenn sie in der Nähe wäre, hätte sie sich schon gemeldet. Bestimmt hat sie jemand gefunden und in ein Krankenhaus gebracht und den Unfall nur noch nicht gemeldet.“
Jack antwortete nicht darauf.


***


Nach einer endlosen Wartezeit von etwa zehn Minuten traf der Streifenwagen ein. Ein Officer kam auf Jacob und Jack zu. Aus seinem Wagen stiegen außerdem eine junge Frau und ein Mann im besten Alter. Sie näherten sich ebenfalls, steuerten aber sofort den Wagen an und besahen sich gezielt die Frontscheibe. Der Officer sprach Jack und Jacob an.
„Guten Tag. Leutnant Johner“, stellte er sich vor. „Sie haben den Unfall gemeldet?“ Jacob nickte.
„Meine Tochter wollte mich abholen. Vor einer Stunde rief ich meinen Schwiegersohn an, ob sie mich vergessen hätten. Er meinte, Sam sei pünktlich losgefahren. Officer, sie ist sehr zuverlässig. Sie verschwindet nicht einfach so. Es sieht ihr überhaupt nicht ähnlich. Wenn sie eine normale Panne gehabt hätte, hätte sie sich gemeldet“
Der Officer nickte verständnisvoll.
„Wer sind die?“, fragte Jack an den Officer gewandt und deutete auf die junge Frau und ihren Begleiter.
„Das sind Samantha Waters und ihr Kollege Bailey Malone. Agenten des FBI in einer Abteilung für Profiling. Sie haben zufällig von dieser Geschichte hier Wind bekommen und haben mich gebeten, sich mir anschließen zu dürfen. Ihre Einheit ermittelt zurzeit in der Gegend.“ *2 (Jack + Sam, in Stargate, und Sam + Jack, in Profiler. Ist mir auch erst beim Überdenken der Story aufgefallen. ;-) Interessant…irgendwie ekelig und faszinierend zu gleich *schauder*)
„Oh Gott“, entwich es Jack.
Samantha Waters drehte sich vom Auto weg und kam auf die drei Männer zu. Bailey folgte ihr.
„Hi. Mein Name ist Samantha Waters. Sie kannten die vermisste Person?“ *1 (Oh oh. Sie redet schon in der Vergangenheitsform von Sam!)
Jack und Jacob nickten.
„Sie ist meine Frau. Das ist ihr Dad. Was haben sie sich da angesehen?“
„Die Frontscheibe des Wagens.“
„Da ist ein Loch drin.“
Samantha zog die Augenbrauen hoch. „Ja“ meinte sie dann. „Sie haben sich den Wagen angesehen?“
„Natürlich! Meine Frau wird vermisst. Ich finde ihr Auto. Natürlich schaue ich, ob ich Spuren finden kann.“
„Ganz ruhig“, schaltete sich nun Bailey ein. „Es macht ihnen niemand einen Vorwurf. Mein Name ist Bailey Malone“ Bailey reichte Jack seine Hand. Jack ergriff sie.
„Jack O'Neill. Verzeihung, aber ich bin etwas beunruhigt. Warum wollten sie sich den Wagen ansehen? Ist Sam von einem Serienkiller entführt worden? Was ist mit dem Loch in der Frontscheibe? Was hat das zu bedeuten? Was ist mit Sam?“ Jack schluckte schwer.
„Ihre Frau heißt Sam?“, fragte Sam Waters sanft um Jack zu beruhigen.
„Ja. Sam. Samantha. Was ist nun?“
„Beschreiben sie ihre Frau kurz“, fuhr Samantha Waters ruhig fort.
„Sie hat blondes kurzes Haar. Groß gewachsen. Schlank. Blaue Augen. Was für einen Typen sucht ihr und was will er von meiner Frau?“
Die zwei FBI-Agenten tauschten einen Blick. Welche Informationen konnten sie preisgeben?
„Tut mir leid, aber wir dürfen ihnen aus ermittlungstechnischen Gründen keine näheren Informationen geben. Es darf auf keinen Fall etwas an die Presse gelangen. Zum einen, um den Täter in Sicherheit zu wiegen und zu Fehlern zu verlocken und zum anderen um mögliche Selbstankläger zu entlasten.“
„Oh, keine Sorge. Ich bin General der USAF, früher oder später bekomme ich sowieso die Informationen, da ich eigene Untersuchungen anstellen werde. Es würde mir nur Zeit und Arbeit ersparen, wenn sie mir gleich sagen, was sie wissen.“
Jack hatte energisch seine Stimme erhoben und blickte die Agenten gefährlich drohend an. Diese tauschten erneut einen Blick. Wenn dieser Mann seine Drohung ernst machte, und davon war auszugehen, konnte er die gesamten Ermittlungen gefährden. Er war ein naher Familienangehöriger und er machte ganz und gar nicht den Eindruck einlenken zu wollen.
„Würden sie mir ihren Ausweis zeigen?“, fragte Bailey einlenkend.
Jack griff in die Innentasche seiner Jacke und reichte seinen Ausweis an Bailey weiter. Dieser nickte schließlich.
„Also gut. Ich werde ihnen sagen was wir wissen. Ich möchte, dass sie mit den Informationen, die wir ihnen jetzt geben, nicht an die Presse treten. Das ist für die Ermittlungen unbedingt erforderlich“ Jack und Jacob nickten und Bailey fuhr fort.
„Wir jagen einen weiblichen Serientäter. Das ist ungewöhnlich, denn der typische Serientäter ist männlich, weiß, und zwischen zwanzig und fünfunddreißig Jahre alt. Aber wir haben am zweiten Tatort eindeutige Hinweise darauf gefunden, dass es sich bei diesem Täter um eine Frau handelt.“
„Diese Frau handelt höchstwahrscheinlich aus Rache“, erklärte nun Samantha weiter. „Alle Opfer weisen ähnliche Äußerlichkeiten auf. Blonde, attraktive Frauen. Die Täterin schlägt immer nur dann zu, wenn das Opfer allein unterwegs ist. Mit einem Betäubungsgewehr setzt die Täterin die Opfer außer Gefecht und entführt sie. Die Opfer werden…“ Sie unterbrach sich kurz und schaute zu Bailey, der nickte.
„Was geschieht mit den Opfern?“, fragte Jack.
„Die Leichen der bisherigen Opfer weisen starke Verstümmelungen auf, die alle vorgenommen wurden, als das Opfer noch lebte. Alle Opfer sind auf Grund der ihnen zugefügten Verletzungen gestorben“
„Wie lange?“, fragte Jack rau und schluckte hart. Sein Gesicht hatte sich zu einer Grimasse verzogen.
„Zwei Tage. Am zweiten Tag tauchen die Leichen der Opfer an einer viel befahrenden Straße auf. Wir nehmen an, die Täterin möchte dass wir die Leichen finden.“
„Ihre Frau ist das fünfte Opfer innerhalb der letzten zwei Monate“, setzte Bailey hinterher.
Jack wurde blass und ließ sich hart auf den Rasen fallen. Jacob setzte sich zu Jack und vergrub sein Gesicht in den Händen.
„Nein“ Jack schüttelte den Kopf. „Nicht Sam.“
„Es tut mir leid.“
„Es tut ihnen leid? Finden sie sie! Zwei Tage haben sie gesagt. Wir… Ich muss Sam finden. Das darf einfach nicht passieren. Es darf nicht…“ Er erhob sich ruckartig wieder um seine Gedanken zu beenden.


***


Sam krabbelte mehr als das sie lief durch das Unterholz, das immer dichter wurde. Sie versuchte so viel Distanz zwischen sich und den Transporter zu bekommen, wie nur möglich. Sie rechnete jede Sekunde damit entdeckt zu werden und immer wieder drehte sie sich hektisch in die Richtung um, wo sie sich von der Straße die Böschung hinab gerollt hatte. Ihr Gesicht und ihre Hände waren mit Kratzern übersät und sie achtete kaum darauf, wohin sie sich bewegte. Erneut drehte sie sich um und warf einen Blick über ihre Schulter, sah nicht den Abgrund, der sich direkt hinter dem Strauch vor ihr auftat. Sie verlor das Gleichgewicht und mit einem überraschten Laut rutschte sie ungebremst den mehrere Meter tiefen Abhang hinunter, an dessen Fuße sie bewusstlos liegen blieb.


***


Sie fluchte und schimpfte vor sich hin, das Gesicht zu einer Grimasse verzogen. Wie war das möglich? Die Betäubung müsste noch mindestens eine weitere Stunde anhalten. Wieder verließ eine Tirade Schimpfworte ihren Mund. Nun war sie gezwungen, erneut auf die Jagd zu gehen. Zitternd und weiter fluchend setzte sie sich wieder in den alten Transporter und startete. Mist Karre! Sie schlug mit beiden Händen auf das Lenkrad, den Blick wütend auf die Anzeigen gerichtet. Nun musste sie zuallererst auch noch tanken fahren. Was für ein Scheißtag. Frustriert trat sie das Pedal durch und schoss quietschend auf die Straße.


***


Sam erwachte und griff sich leise stöhnend an ihren Kopf. Träge registrierte sie etwas feuchtes, klebrig Warmes unter ihren Fingerspitzen und hielt sich eben diese vor die Augen. Blut. Ein weiteres resigniert klingendes Stöhnen verließ ihre Kehle. Was zum Teufel war passiert und wo war sie? Sam blinzelte träge und sah sich um. Sie lag am Fuß eines Abhanges mitten in einem dichten Haufen aus trocknen Ästen und Zweigen. Es roch nach modrig feuchter Erde und Sam ließ ihren Blick weiter schweifen. Sträucher und Bäume soweit sie sehen konnte. In der Ferne hörte sie ein Flugzeug und hob ihren Kopf zum Himmel. Oh nein, nicht auch noch das! Schwere, dunkle Wolken hingen über ihr und erklärten wenigstens zum Teil den dunklen Dunst vor ihren Augen. Mit dem rechten Handrücken wischte sie sich über diese und kniff sie fest aufeinander. Als sie ihre Augen wieder öffnete tanzten dunkle Schatten davor und Sam schüttelte sachte ihren Kopf. Aber auch das bereute sie sofort. Ein weiterer halb erstickter Laut entwich ihrer Kehle und sie versuchte, ihre Beine an sich heran zu ziehen. Sie keuchte heftig und zog zischend neue Luft in ihre Lungen. Sie sah auf ihren rechten Oberschenkel und blinzelte. Sah den Abhang hinauf und lauschte einen Moment in die Umgebung. Langsam kehrten erste Bilder und Erinnerungen zurück. Der Transporter. Die Rolle von der Ladefläche und schließlich der Sturz den Abhang hinunter. Sam sah wieder auf ihren rechten Oberschenkel und biss sich auf die Unterlippe, hielt die Luft an. Ein größerer Zweig ragte seitlich aus dem Fleisch heraus. Die Hose rundherum war bereits dunkel verfärbt. Sie spürte es nicht, und das bereitete ihr fast mehr Sorgen als die Wunde an sich. Wieder blickte sie sich um und lauschte. Endlich ließ sie die angehaltene Luft ihren Lungen entweichen und atmete flach wieder ein. Sie konnte auf keinen Fall hier bleiben. Was wenn der Transporter oder besser der Fahrer zurück kam? Und Jack. Er machte sich sicherlich schon Sorgen. Sam blickte wieder hinauf in den wolkenverhangenen Himmel, dann auf ihre Uhr. Elf Uhr. Sam runzelte die Stirn und sah ein weiteres Mal in den Himmel. Erste Tropfen fielen auf sie herunter. Verdammt.


***


Sie stieg aus ihrem Transporter und ging dem schmierigen Kerl, der an der Tankstelle arbeitete entgegen.
„Wie kann ich der hübschen Lady behilflich sein?“, säuselte der Typ und ließ einen anzüglichen Blick über ihren Körper gleiten. *2 (bäh *schauder*)
„Volltanken. Diesel“ Sie ging mit sturen Schritten und ohne weiteren Blick an dem Abschaum vorbei in den Laden um zu bezahlen. Abschätzend sah sie sich im Inneren um und ließ die Fülle an Einkaufsmöglichkeiten auf sich wirken. Ihr Blick und gleichzeitig auch ihr Atem, stockte. Sie blies die Luft langsam geräuschvoll durch ihre Lippen aus. Da stand eine. Wunderschön. Zweifellos. Argwöhnisch kniff sie ihre Augen zusammen und sah sich ein weiteres Mal um. Nur sie und die andere Frau befanden sich im Verkaufsbereich. In dieser Gegend wimmelte es von denen. Sie würde eine Menge Arbeit haben, wenn sie die Welt von allen befreien wollte. Auf der anderen Seite, sie hatte Zeit und wichtiger, Lust daran, ihrer selbstbestimmten Aufgabe zu folgen.
Sie ließ die andere keinen Moment mehr aus den Augen und lächelte gezwungen freundlich als sie deren unsicherer Blick traf. Der schleimige Kerl von draußen kam herein und stellte sich hinter den Verkaufstresen. Die andere bezahlte und verließ den Laden und sie beeilte sich es ihr gleich zu tun. Sie sprang in den Transporter und startete fast augenblicklich, ihren Blick stur auf die Straße in die Richtung gerichtet, wo der schicke Kleinwagen der Fremden gerade drohte außer Sicht zu fahren. Mit quietschenden Reifen folgte sie und schaffte es tatsächlich aufzuholen. Die andere hielt ihr Tempo, also fuhr sie ungeniert auf und stupste den Kleinwagen mit ihrem Transporter sachte an. Sie genoss den erschreckten Blick, den ihr die andere aus dem Rückspiegel zuwarf. Sie ließ den Motor aufheulen und stieß erneut gegen den Kleinwagen, drängte ihn beinahe mühelos von der Fahrbahn, drosselte ihre eigene Fahrt bis sie stehen blieb und folgte mit den Augen, wie sich der Kleinwagen mehrmals überschlug und schließlich liegen blieb. Dann stieg sie aus um sich mit einem siegessicheren Grinsen ihre Beute zu holen.


***


Sam war durchnässt bis auf die Knochen. Ihr Körper und vor allem ihr Bein schmerzten. Letztendlich tat ihr ihr rechtes Bein so weh, dass sie sich den Schock der Erkenntnis zurück wünschte. Das Adrenalin rauschte nicht mehr durch ihren Körper und der pochende Schmerz schien mit jeder Minute unerträglicher zu werden. Immer wieder musste Sam heftig blinzeln. Sie hatte es nicht gewagt, den Zweig aus ihrem Bein zu ziehen. Falls eine größere Blutbahn verletzt sein sollte, wäre dies tödlich. Es blieb ihr nichts anderes übrig als mit zusammengepressten Zähnen durch das dichte Unterholz zu rutschen. Sie könnte auch versuchen mit dem anderen Bein zu humpeln und zu hopsen, aber die dichten Sträucher und Bäume ließen derzeit nicht zu, dass sie sich in eine aufrechte Position bringen konnte.
Der Regen prasselte unbarmherzig auf sie nieder und es schien immer dunkler zu werden. Sam warf einen weiteren Blick auf ihre Uhr. Elf. Stehengeblieben, schoss es ihr durch den Kopf.
Wieder blinzelte sie heftig und schluckte würgend. Sie musste doch früher oder später auf eine Straße treffen und dann konnte sie auf Hilfe hoffen. Doch sie schien schon seit Stunden hier draußen zu sein. Ihre Angst vor einem Verfolger hatte einer akuteren Angst Platz gemacht. Sie brauchte dringend medizinische Hilfe, ihr war kalt und sie war nass. Was, wenn sie hier draußen in der Wildnis die Nacht verbringen musste? Sicher, schon mehr als einmal war sie in ähnlichen Situationen gewesen. Auf anderen Planeten, mit unbekannten Gefahren, aber stets mit einem Team im Rücken. Sie keuchte und blinzelte neue Tränen weg, die ihr die Schmerzen in die Augen trieben. Wie spät es wohl wirklich war? Und wo genau befand sie sich? Sam konnte es nicht sagen. Sie hatte keine Ahnung, dass das Stückchen Wildnis so groß war. Sie war doch lediglich unterwegs zur Basis gewesen. Sie versuchte sich verzweifelt daran zu erinnern, was geschehen war, bevor sie auf dem Transporter erwachte. Um so einen Anhaltspunkt zu erhalten, wo in etwa sie sich befunden hatte. Sie erinnerte sich an den Knall und wage an einen Graben. Aber darüber hinaus bekam sie keine Einzelheiten in ihrem Kopf zusammen. Dieser schmerzte auch unerträglich, aber wenigstens blutete sie nicht weiter. Nicht am Kopf. Wie es ihrem Bein ging, wagte sie kaum zu beurteilen. Der dunkle Fleck auf ihrer Hose schien nicht größer zu werden, aber das konnte täuschen. Sie schnaufte erschöpft und ließ sich sinken. Nur einen Augenblick, dachte sie. Nasser Regen von oben und nasses modriges Laub von unten ließen sie zittern. Sie brauchte eine Pause, aber sie musste auch weiter. Es half nichts, wenn sie hier liegen blieb. Sie musste weiter, solange sie noch konnte. Sollte es tatsächlich Nacht werden bevor sie Hilfe fand, brauchte sie dringend Schutz in Form einer Höhle oder sonst was. Sie keuchte mühsam und zog kriechend ihr verletztes Bein nach. Ihre Arme zitterten vor Anstrengung.


***

Jacob beobachtete Jack aus den Augenwinkeln. Er sprach kaum noch und seine Gesichtsmuskeln waren derart verkrampft, dass Jacob anfing sich auch um ihn ernsthaft Sorgen zu machen. Die beiden Agenten waren mit dem Polizeibeamten zurück auf das Revier gefahren und er und Jack warteten auf den Abschleppwagen, der jeden Moment eintreffen sollte, um Sams verunglücktes Auto zur nächsten Werkstatt zu schleppen.
„In welcher Richtung sollen wir zuerst suchen?“
„Jacob... Ich weiß es nicht, aber wir müssen doch etwas unternehmen. Mein...“ Jack schüttelte sich. „...ich weiß nicht, wo ich anfangen soll“
Jacob sah zu Sams Wagen. „Wir wissen, wo Sam hinwollte ... In diese Richtung“ Jacob zeigte mit dem Arm in die entsprechende Richtung. „Und in ihrer Frontscheibe ist ein Loch, von ...Was sagten die zwei FBI-Leute? ...einem Betäubungsgewehr“ Jacob kniff die Augen zusammen und schaute in die entsprechende Richtung. „Wenn wir die Reichweite einer solchen Waffe und den Winkel und ähnliches berücksichtigen ... Sollten wir ziemlich sicher sagen können, von wo aus der Täter die Waffe abgefeuert haben muss. Vielleicht lassen sich dort Spuren finden, die uns helfen.“
„Ich glaube, die sind nicht wieder auf das Revier gefahren und wollten uns nur abhängen. Was nutzen uns diese Spuren, Jacob? Bringen die uns zu Sam? Sollten wir nicht eher versuchen...“ Jack warf seine Arme in die Luft. „Ich weiß auch nicht, sollten wir nicht versuchen herauszufinden, wie die Täterin Sam verschleppt hat? Was meinst du, mit was für einem Wagen die unterwegs war?“
Jack stand auf und lief rund um die Unfallstelle herum, den Blick auf den Boden gerichtet. Jacob sah ihm dabei zu, wie er in einem stetig größer werdenden Radius den Boden untersuchte. Jack erstarrte kurz in seinen Bewegungen, als er über die Unfallspuren hinwegschritt und murmelte dabei etwas für Jacob unverständliches. Er blickte die Straße hinunter, ob der Abschleppwagen endlich in Sicht käme und mit einem Seufzen und einem weiteren Blick zu Jack setzte auch er sich in Bewegung. Jacob konzentrierte sich im Gegensatz zu Jack eher auf die nähere Umgebung, als direkt auf den Boden und schritt auf das Unterholz zu, dass wie er meinte in der Richtung liegen sollte, von wo aus der Täter seinen Schuss abgefeuert haben musste. Als er den Sträuchern näher kam, stellte er stirnrunzelnd fest, dass viele der Zweige abgebrochen waren, und...
„Jack!“, rief er alarmiert aus. Dieser kam sofort gesprintet. „Sieh dir das an. Hier ... Und hier“ Er deutete auf den Boden. Deutliche, tiefe Spuren eines größeren Wagens waren im aufgeweichten Boden sichtbar. „Das muss ein Jeep oder sowas in der Richtung gewesen sein. Was meinst du? Die Täterin?“, er blickte Jack von der Seite an, der finster auf die Spuren starrte und schließlich den Blick über die Sträucher schweifen ließ. „Ja, ich glaube du hast Recht, Jacob“ Jack folgte den Spuren in Richtung der Straße. „Wir haben eine Richtung.“
In diesem Moment kam der Abschleppwagen.


***


Es war vor einer halben Stunde dunkel geworden, als sie ihren Transporter endlich auf die Zufahrt zu ihrem Grundstück lenkte. Die Schlampe schlief immer noch und würde dies sicher noch einige Stunden tun. Der provozierte Unfall hätte sie beinahe um ihr Vergnügen gebracht und der Ärger darüber brodelte immer noch in ihr. Sie musste sich besinnen und bemühen ruhig zu bleiben, sonst wäre die ganze übrige Woche gelaufen. Langsam fuhr sie durch das riesige Tor und die Auffahrt hoch, am Hauptgebäude vorbei und blieb schließlich vor dem alten Nebengebäude stehen. Das gesamte Grundstück, die Gebäude inbegriffen, war in einem sehr schlechten und wenig einladenden Zustand. Seit Jahren war kein Fremder auch nur in die Nähe der Gebäude gekommen und wenn es nach ihr ginge, blieb das auch so. Schon der Gedanke daran ließ sie schaudern und es gab wahrlich nicht viel, was sie mit Unbehagen erfüllte.
Gewissenhaft ließ sie einen letzten Blick über die Kontrolllämpchen des Transporters huschen und zog den Zündschlüssel ab. Mit einer fließenden Bewegung stopfte sie diesen in ihre Hosentasche, während sie ausstieg und um den Transporter herum zur Ladefläche lief. Mit einem kräftigen Ruck riss sie die Plane beiseite, die sie über das Opfer gelegt hatte und betrachtete einen Augenblick die Frau, die darunter lag. Dann zog sie diese unsanft an den Füßen näher zu sich heran und schulterte den schlaffen Körper beinahe mühelos. Wenn es sie kümmern würde, wäre sie jetzt stolz darauf dass ihr das so einfach gelang. Sie war schon immer etwas größer gewesen und auch kräftiger als andere Mädchen ihres Alters. Ständig war sie deswegen Hänseleien und Streichen ausgesetzt gewesen, und dass sie schließlich einen Mann gefunden hatte, der sie liebte... Sie unterbrach ihre Gedanken und stieß mit der Last auf ihrem Rücken die Tür zum Nebengebäude auf. Nein, geliebt hatte dieser Mann sie nie, aber wie konnte er auch. Er war ein Opfer von einer wie dieser geworden. Mit einem finsteren Blick und einer wütenden Bewegung ließ sie ihr Opfer auf den Boden fallen. Sie hatte das Gebäude fast vollständig durchquert und den Weg blind durch die verwinkelten Räume gefunden. Schon als Kind konnte sie sich hier blind zu Recht finden.
Die Bewusstlose stöhnte leise.
In aller Ruhe legte sie die Frau in Ketten und verließ den Raum mit einem sanften Lächeln. Jetzt würde sie sich selbst etwas Ruhe gönnen, während die Frau sicher bald wach werden und erste Panik spüren würde. Und zu gegebener Stunde würde sie sich um alles Weitere kümmern. Sie seufzte zufrieden und verschloss sorgfältig sämtliche Türen des Nebengebäudes bevor sie ihr Haus betrat.


***


Sams Wagen sollte zur nächsten Werkstatt gebracht werden und Jack würde dann am nächsten Tag Kontakt mit den Mitarbeitern aufnehmen. *1 (als ob er nichts Besseres zu tun hat) Auf alle Fälle handelte es sich um die Werkstatt, wo Sam immer ihren Wagen hinbrachte, wenn sie selber nicht weiter kam. Sie war recht eigen darin, wen sie an ihrem Wagen schrauben ließ und wen nicht. Jack hätte dies vermuten können, war aber dennoch überrascht, als er es das erste Mal erlebte, wie „ihre“ Werkstatt einmal geschlossen hatte. Oder das eine Mal, wo „ihr“ Mechaniker krank gewesen war. Sie ließ ihren Wagen freiwillig eine geschlagene Woche in der Werkstatt stehen, bis ihr Stammmechaniker wieder auf den Beinen war.
Jack fuhr die Straße entlang und zwang sich selber zu einem moderaten, relativ langsamen Tempo. Jacob versuchte so gut es ging die Umgebung ab zu suchen. Jack durfte aber auch nicht den fließenden Verkehr behindern. Seine Gedanken kreisten ununterbrochen um Sam. Er fluchte leise und schaltete den Scheibenwischer auf einen höheren Rhythmus. Der Regen hatte sich in Schnee gewandelt der immer dichter fiel und die Sicht sank weiter. Immerhin zwang der Schnee auch die übrigen Verkehrsteilnehmer zu einem langsamen Tempo, so das Jack einen plausiblen Grund hatte sein Tempo noch etwas zu drosseln. Mit diesem Gedanken beschäftigt klingelte sein Handy. Er fischte es aus seiner Hosentasche und warf es Jacob zu. Dieser nahm den Anruf an und zog die Augenbrauen hoch während er überrascht ausrief, „Was? ... Ja natürlich. Wir machen uns auf den Weg“ Jacob beendete das Telefonat und sah zu Jack. „Wir müssen zur Basis.“
„Auf keinen Fall! Erst finden wir Sam“, sagte Jack finster.
„Jack. Es geht um die Regeirk. Sie haben zwei Abgesandte geschickt und verlangen nach dem Kommandeur und insbesondere nach Sam und dir. Wir müssen zur Basis.“
Jack presste seinen Kiefer zusammen. Was wollten DIE denn? Und konnte das nicht warten? Immerhin war seine Frau verschwunden. Konnten diese Außerirdischen nicht einmal, nur einmal, einen geeigneten Augenblick wählen um Probleme zu machen? Jack wendete den Wagen und fuhr in Richtung Basis. Sein Magen verwandelte sich in einen Stein als er überlegte, wie er Sam sich selbst überließ und hoffte, dass Jacob nicht sehen würde wie seine Hände anfingen zu zittern. Er umgriff das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.


***


Samantha Waters starrte scheinbar gedankenverloren aus dem Fenster der Polizeiwache. Bailey wusste es besser. Er trat leise an sie heran. Aber weder sprach er sie an noch berührte er sie. Er kannte diesen Gesichtsausdruck. Sie grübelte und meistens kam sie so auf eine Spur, die scheinbar verborgen aber dennoch offensichtlich in den Informationen lag, die sie hatten. Samantha hatte eine unglaubliche Kombinationsgabe und die seltene Gabe, sich so in die Gedanken der Täter hinein zu versetzen, dass es schon eher an einen Fluch als an eine Gabe grenzte. Wie oft aber konnten sie dank dieser Gabe Täter zur Strecke bringen und weitere Opfer verhindern. Er wusste es nicht mehr zu sagen. Leise trat er neben sie, weiterhin bemüht Samantha nicht aus ihren Überlegungen heraus zu reißen. Er folgte ihrem Blick aus dem Fenster und fragte sich, wohin genau ihre Gedanken sie geführt hatten.
„Vielleicht sollten wir es mit einer Falle versuchen“, sprach sie plötzlich und Bailey zuckte unmerklich zusammen, als Samantha ihn aus seinen eigenen Grübeleien riss. Er sah sie von der Seite an.
„Wie meinst du das?“
„Naja...“, zögerte sie erst bevor sie weiter sprach. „Wir wissen, was für einen Opfer-Typ die Täterin bevorzugt und wir wissen, dass sie immer dann zuschlägt, wenn die Opfer allein unterwegs sind. Vielleicht gelingt es uns, ihr eine Falle zu stellen.“ Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn eindringlich an. „Ich weiß, die Wahrscheinlichkeit, dass wir Erfolg mit einer Falle haben ist gering... Schon die Wahrscheinlichkeit die Täterin überhaupt zu treffen. Aber... Ich weiß auch nicht. Mir fällt im Augenblick nichts anderes ein. Und... Ich würde perfekt ins Opferprofil passen“ ihre letzten Worte hatte Samantha leiser gesprochen und Bailey weiterhin eindringlich mit ihrem Blick fixiert. Dieser starrte sie an und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Das kann unmöglich dein Ernst sein! Was, wenn du da draußen bist und ER auftaucht?“
„Ich wäre bestens überwacht und verkabelt.“
„Du weißt genau wie lange es dauern kann, bis jemand bei dir wäre. Die Idee ist schlecht Sam, sehr schlecht“, er seufzte.
„Es wäre das Risiko wert“, sagte sie und drehte sich wieder zum Fenster. Ihr Blick war finster und ernst. „Dieser Jack O`Neill hat recht. Wir müssen etwas tun. Fünf Opfer, Bailey, und wir sind nicht weiter als beim ersten und zweiten, wo wir die Spuren gefunden haben. Sie wird immer besser und routinierter. Wir müssen etwas unternehmen“
Bailey seufzte und sah Samantha weiterhin an, hob seinen Arm und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Und du bist sicher, dass du das machen willst? Wir finden sicher auch noch andere Agenten die auf das Opferprofil passen.“
„Ich bin sicher. Das ist unser Fall. Es stecken schon viel zu viele fremde Nasen drin“
Bailey nickte. Auch ihm war immer noch unwohl bei dem Gedanken, dass er diesem Jack O`Neill so viel über den Fall preisgegeben hatte. Das war sonst gar nicht seine oder Samanthas Art.
„Einverstanden. Aber... Wir werden sämtliche Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Und du wirst nichts Eigenständiges tun. Verstanden?“
Er sah sie eindringlich bittend an. Er sorgte sich um sie, sie konnte das deutlich aus seinem Blick lesen. Ein leichtes, beruhigendes Lächeln umspielte ihre Lippen als sie nickte.
„Noch was Bailey...“, sie sprach leise und drehte sich mit einem prüfenden Blick zur Tür und schließlich zu ihm um. „Es sollte unter uns bleiben.“
Er kniff seine Augen zusammen. „Das ist nicht dein Ernst.“
„Doch“ nickte sie finster.
„Ich habe da so ein Gefühl...“, sprach sie leise und er konnte nicht anders als zu nicken.


***


Sam fror erbärmlich und ihr Bein schmerzte unerträglich.*1 [mir ist auch kalt, und mein Fuß ist eingeschlafen! - der ist in eckigen Klammern, also nur für dich] *2 (*rofl*) Noch immer kroch sie auf allen vieren durch das Unterholz. Sie hoffte, dass sie sich nicht im Kreis bewegte, aber sie war immer noch nicht auf eine Straße gestoßen. Und zum wiederholten Male fragte sie sich, wo sie wohl war. Dass sie so gar keine Spuren von Zivilisation fand beunruhigte sie. Da müsste doch zumindest eine Straße irgendwo sein. Ein Feldweg oder wenigstens ein Trampelpfad. Es war doch unmöglich, dass sie gar nichts fand was ihr eine neue Option erschloss. Sie stöhnte mühsam und blieb einen Moment ruhig sitzen. Ihre Kleidung war völlig durchnässt. Sie zitterte. Und sie konnte nicht mehr sagen aus welchem Grund. War es die Kälte oder die Verletzung? Seitdem es dunkel geworden war schneite es und überall um sie herum begann sich eine kleine Schneedecke auf die Umgebung zu legen. Wenigstens würde sie so erkennen, ob sie sich im Kreis bewegte oder nicht. Wenn es dann auch zu spät sein würde. Dadurch, dass es schneite hatte sie keine Chance mit Hilfe des Mondes oder der Sterne eine ungefähre Richtung zu bestimmen. Sie schluckte und unterdrückte ein verzweifeltes Schluchzen als sie sich wieder mühsam in Bewegung setzte. Sie durfte nicht zu lange an einer Stelle verweilen. Die Kälte kroch dann nur umso schneller in sie herein und noch war sie nicht gewillt aufzugeben. Sie biss die Zähne zusammen und zog ihr Bein nach.


***


Jack stand mit Jacob im Fahrstuhl. *1 (der sicherlich noch nie so langsam gefahren ist) Sein Körper war aufs äußerste gespannt und jeder der ihnen begegnet war, schien einen Bogen um ihn machen zu wollen. Jacob sah Jack von der Seite an. Er konnte fast mit Händen greifen was in der Luft lag. Jacks innerer Kampf musste fürchterlich toben. Er konnte nur erahnen was in Jack vorging, aber er fühlte sich ähnlich. Wie konnten sie hier in der Basis herumsitzen während irgendeine durchgeknallte Frau Sam in ihrer Gewalt hatte. Und dann die bevorstehende Begegnung mit den Regeirk. Ihr erstes und bisher einziges Zusammentreffen endete in einer Finte der Außerirdischen. Woraufhin Jack und Sam abgeschnitten von allem auf deren Heimatplaneten herum irrten. Ein Raumschiff fanden, reparierten, abstürzten und über einen Umweg nach Hause fanden.
Sicher, die Erlebnisse hatten ihnen die Augen geöffnet und schließlich dazu geführt, dass sie sich so nahe kamen wie nie zuvor. Und letztendlich gestanden sie sich ein, was lange totgeschwiegen wurde. Dennoch...
Kurz nach ihrer Rückkehr damals war Jack dermaßen wütend über die Regeirk und deren Methoden fremde Kulturen zu erforschen, dass Jacob nicht sagen konnte, ob die Bitte der Regeirk sich mit ihm zu treffen wirklich so klug von diesem fortschrittlichen Volk war.
Jack und er verließen den Fahrstuhl und schlugen ohne Worte den direkten Weg zum Besprechungsraum ein. Dort würden die Abgesandten der Regeirk gemeinsam mit Colonel Christi, Jacks Vertretung, auf ihre Ankunft warten.
Jack erreichte die Tür und trat ein, ohne sich die Mühe zu machen zu klopfen. Jacob holte tief Luft. Er hoffte, dass es keinen diplomatischen Zwischenfall geben würde. Der Zustand in dem Jack sich befand ließ nicht viel Spielraum um dessen Geduld zu testen.
„Ah, Colonel O`Neill, welch Freude sie persönlich zu treffen!“, wurden sie mit erleichterter Stimme von einem der Regeirk angesprochen. *2 (Mir ist klar dass der Alien Jack mit dem falschen Rang anspricht, ist Absicht.) Jack schaffte es sogar dem Kerl die dargebotene Hand zu schütteln, auch wenn sein Blick mehr als unfreundlich den Außerirdischen musterte. *1 (und der Handgriff bestimmt auch stärker war es nötig  ) „Mein Name ist Salim“ fuhr der Regeirk unbeirrt fort. Wenn er den unfreundlichen Blick bemerkte, so störte er sich nicht weiter daran und Jacob entspannte sich ein klein wenig. „Das ist Robin, meine Gefährtin und Forschungsassistentin.“
„Guten Tag“, sagte die Vorgestellte in einem verschüchterten Tonfall. *1 (sie hat Jacks Blick also bemerkt)
„Was wollt ihr?“, kam Jack sofort auf den Punkt und Jacob spürte wie sich seine Nackenhaare sträubten. Colonel Christis bis dahin freundliches Lächeln gefror und er blickte verunsichert zu Jack O`Neill. Der blickte kurz zu Christi und gab ihm dann mit einem Nicken zu verstehen, sich zurück zu halten.
„Zum Ersten müssen wir uns wohl ein weiteres Mal bei ihnen entschuldigen“ Salim senkte sachte seinen Kopf und lächelte. Der rüde Ton von Jack brachte ihn keine Sekunde aus dem Gleichgewicht. „Ich muss ihnen gestehen, dass das Experiment noch nicht vollendet war und wir vermutlich die Schuld daran tragen, dass ihre gesamte Rasse nun kurz vor ihrem Ende steht.“


***


Sie lag auf ihrem Bett mit Blick auf den Großbildfernseher. Die Schlampe war ein paar Minuten nachdem sie es sich gemütlich gemacht hatte erwacht, und sie genoss es, jede einzelne Sekunde davon mit anzusehen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und streckte ihre Finger wieder. Das tat sie mehrmals. Sie spürte Befriedigung, wenn sie daran dachte, was sie in wenigen Minuten beginnen würde, aber noch nicht. Sie seufzte zufrieden und genoss den Augenblick der Vorfreude. Ihre Füße wackelten und wieder schloss und öffnete sie die Hände. Sie biss sich fest auf die Unterlippe und erhob sich langsam. Ohne Eile ging sie ins Untergeschoß ihres Hauses und nahm die Schlüssel aus dem dafür vorgesehenen Kasten. Dann öffnete sie die Haustür und zog fröstelnd die Schultern hoch. Sie zog die kalte Luft scharf ein. Es war kalt geworden, aber das sollte sie nicht wirklich in ihrem Vorhaben behindern. Mit langsamen Schritten ging sie über den knirschenden Weg und schloss die Tür zum Nebengebäude auf. Sie wusste, dass ihr Opfer es hören musste. Die anderen hatten es getan. Ein Glück, dass die Kameras alles aufzeichneten. Es würde eine Nacht voller Zufriedenheit werden, wenn sie nach getaner Arbeit später im Bett alles noch einmal erleben konnte. Sie seufzte erneut entspannt und ging mit festen aber gemächlichen Schritten auf die letzte Tür zu, die sie noch von ihrem Opfer trennte. Ganz langsam stecke sie den Schlüssel ein und drehte ihn ebenso langsam herum. Sie hörte ihr Opfer bereits wimmern. Oh! welch Genuss. Sie würde sich Zeit lassen.


***


„Was?“ Jack sah den Regeirk finster an. „Was soll das heißen, unsere Welt stünde kurz vor ihrem Ende?“
„Nun“, der Regeirk räusperte sich. Zum ersten Mal konnte man so etwas wie eine leichte Verunsicherung wahrnehmen. „Wir haben einen besorgniserregenden Anstieg eines Virus von unserer Sonde erhalten.“
„Welche Sonde?“, Jacks Stimme war gefährlich leise.
„Der Erawdrah, welchen sie in ihrem Körper tragen. Sie und Major Carter. Bis auf eine letzte hatten sich die übrigen in ihrem Blut aufgelöst. Nur eine letzte war verblieben. In ihnen und in Major Carter.“
Jack starrte den Regeirk an.
„Sie meinen, die waren gar nicht vollständig weg, wie es ihre Regierung gesagt hatte?“, fragte Jacob an Jacks Stelle und bekam dafür einen schnellen strafenden Seitenblick von ihm.
„Nun ja. Nein. Die „Erste“ löst sich nicht auf. Aber, ich versichere ihnen, sie richtet auch keinen Schaden an. Ich meine, jedenfalls dachten wir das. Nun sieht es so aus, als hätten wir uns geirrt.“
„Wie sollen wir das verstehen?“, fragte Jack rau.
„Die Sonden schicken uns nach wie vor Daten“, der Regeirk Salim warf einen schnellen Blick zwischen Jacob und Jack hin und her. „Wir haben uns nicht mehr eingemischt, das schwöre ich, aber seit ein paar Wochen sendet die Sonde von Major Carter besorgniserregende Daten. Sie scheint von einem Virus befallen zu sein.“
Jack runzelte seine Stirn.
„Sam ist vollkommen gesund gewesen“, murmelte er.
„Außerdem scheint das Virus sich sehr schnell auszubreiten. Die Daten der Sonde lassen darauf schließen, dass es sehr ernst ist. Verzeihen sie uns. Wir sind hier um zu helfen. Wäre es möglich das wir Major Carter direkt untersuchen dürften und sie ebenfalls, Colonel?“
Jack starrte den Regeirk weiterhin an und schüttelte dann langsam seinen Kopf.
„Nein, das dürfen nicht.“
„Womöglich handelt sich um eine Fehlfunktion unserer Sonde. Es ist wirklich dringend, Colonel“, Salim sprach eindringlich auf Jack ein und trat einen Schritt näher. „Die Epidemie muss sofort eingedämmt werden. Den Daten nach breitet sich das Virus rasend schnell im Körper eines Menschen aus. Sie können unmöglich zulassen, dass ihre Rasse innerhalb von wenigen Wochen ausgelöscht wird!“
„Entfernen sie die Sonde aus mir. Sofort!“
„Das ist leider nicht möglich.“
„Unser Gespräch ist beendet“ Jack drehte sich zur Tür.
„Colonel O`Neill“, versuchte es der Regeirk erneut.
„Jack“, fiel auch Jacob mit sanftem Ton ein. „Lass uns noch einige Fragen klären, bevor wir gehen.“
„General O`Neill, das scheint mir auch angebracht“, fiel auch Colonel Christi ins Gespräch ein, der immer noch anwesend war.
„Na schön“, sagte Jack und setzte sich. Er stützte seinen Kopf auf seine Fäuste und starrte auf die Tischplatte. Die anderen setzten sich ebenfalls, mit einem Blick zu Jacob, der nur kurz nickte. „Sam ist nicht krank. Es kann sich also nur um eine Fehlfunktion handeln“, sagte Jack.
„Um das bestätigen zu können, bräuchten wir Untersuchungsproben von ihnen... General... und von Major Carter“
„Doktor O`Neill“, sagte Jack leise. „Sie bekleidet nicht mehr den Rang eines Majors und trägt meinen Namen.“
Der Regeirk neigte seinen Kopf.
„Verzeihen sie, das wussten wir nicht.“
„Darf ich mir die Daten von ihrer Sonde mal ansehen?“, fragte jetzt Jacob.
„Selbstverständlich. Ich weiß nur nicht, ob sie etwas damit anfangen können.“ Die Assistentin von Salim schob Jacob auf ein Zeichen von ihm ein Gerät hin, das an ein Tablet erinnerte. Jacob starrte auf die Daten.
„Selmak kann das nicht lesen. Verdammt.“
Salim nickte entschuldigend. „Das dachte ich mir.“
„Dann haben wir nichts weiter als ihre Behauptungen“ Jack nahm seinen Kopf hoch und blickte finster in die Runde. „Und ich weiß ganz sicher das Doktor O`Neill nicht krank war.“
„Wann hat ihre Sonde zum ersten Mal diese Daten gesandt?“, fragte Jacob unbeirrt von Jack weiter.
„Vor fünf Wochen und vier Tagen genau. Zuerst waren wir verunsichert und ich musste meine Regierung überzeugen, dass ein Fehler unsererseits vorliegen muss und wir ihn korrigieren müssen, sollten wir es vermögen.“
Jack sprang plötzlich auf, als ihm ein Gedanke kam.
„Salim! Ist es möglich, Doktor O`Neill mit Hilfe der Sonde zu finden?“
Jacob sah zu Jack. Natürlich, warum hatten sie da nicht schon eher dran gedacht. Sein Blick richtete sich auf den Regeirk. Dieser zog seine Schultern hoch und fragte dann.
„Wie meinen sie das? Wissen sie denn nicht, wo sie sich aufhält?“
„Nein, im Augenblick wissen wir das nicht“, presste Jack leise heraus und ballte seine Hände zu Fäusten. „Ist es möglich?“ Jack sah Salim flehend an. „Die Maschinen, sie haben sich doch gegenseitig angezogen... Ich habe damals nicht verstanden wie, aber es hieß, sie hätten miteinander in Verbindung gestanden. Tun sie das noch immer? Und können wir Sam mit Hilfe meiner Sonde finden?“
Salim zuckte seine Schultern und sah zu Robin.
„Das sollte eigentlich möglich sein“, sagte diese leise.
In diesem Moment klopfte es an der Tür und Sergeant Siler trat mit einem Räuspern ein.
„Generell O`Neill, Telefon für sie. Es scheint dringend. Das FBI.“
Jack versteifte sich. Jacob auch.


***


Samantha Waters und Bailey Malone warteten auf Jack O`Neill. Was in der nächsten Stunde passieren würde, gehörte zu den unangenehmsten Aufgaben ihres Jobs. Kaum hatte sich Samantha „zu recht gemacht“ und war auf dem Weg die Täterin heraus zu fordern, hatten sie sie gefunden. Ursprünglich wollte Samantha einfach in der Gegend herum fahren. Bailey wollte ihr mit sehr viel Abstand folgen. Samantha war allein im Auto unterwegs, so wie die bisherigen Opfer, als sie etwas am Straßenrand bemerkte. Nachdem sie gehalten hatte stellte sich heraus, dass das fünfte Opfer gefunden war. Sie waren zu spät und ihr Plan löste sich in Luft auf. Schlimmer. Sie musste einen Ehemann zur Identifizierung bitten. Das würde eine schlimme Nacht werden.
Bailey legte ihr kurz seine Hand auf die Schulter, wie er es heute schon einmal getan hatte und sie lächelte ihn dankbar an, dann hörten sie Schritte und Bailey zog seine Hand zurück. Beide Agenten blickten mit ernsten Gesichtern Jack O`Neill und Jacob Carter entgegen.


***


Jack konnte nicht sagen wie er sich fühlte, er wusste nicht einmal wie er den Berg verlassen hatte oder wie er hier her gekommen war. Jacob war gefahren. Es schien Jack, als würde er sich selber bei seinen Handlungen beobachten. Er sah den beiden FBI-Agenten entgegen, aber er konnte nichts in deren Gesichtern erkennen, was ihm einen Hinweis auf irgendwas gegeben hätte. Er beobachtete sich selber dabei wie er brav Hände schüttelte und von den Agenten in einen separaten Raum der Leichenhalle geführt wurde. In dessen Mitte stand eine Bahre und darauf lag ein Körper, der mit einem Leichentuch bedeckt war.
Seine Hände zitterten. Er spürte die Blicke der Agenten, als er nickte und der Mann an das Kopfende des toten Körpers trat.
„Sind sie bereit?“, fragte Bailey Marlone leise und Jack brachte ein Nicken zustande. Bailey schlug das Tuch beiseite und gab den Blick auf den Kopf des Körpers frei. Die Tote darunter hatte kurzes blondes Haar. Ein Gesicht das sicherlich einmal wunderschön gewesen sein musste. Die Augen der Toten waren geöffnet und Jack erkannte ein mattes totes Blau. Jack drehte sich Richtung Tür und stöhnte unterdrückt. Er spürte, wie seine Knie nachzugeben drohten. Er fragte sich, wie Jacob das alles ertrug, er selbst war an einem Punkt angekommen, der ihm deutlich seine Grenzen aufzeigte.
Jack ging wenige Schritte und stützte sich am Türrahmen ab. Dann hörte er Jacob seufzen.
„Das ist nicht Sam. Dem Himmel sei Dank“
Jack hörte wie das Tuch wieder gerichtet wurde und spürte Jacobs Griff an seiner Schulter. Er richtete sich auf und taumelte auf den Gang, hinaus aus diesem schrecklichen Raum. Er ließ sich auf einen der Stühle, die an der Wand entlang gereiht standen, fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Erst jetzt bemerkte er, dass er die Luft angehalten hatte und gönnte sich ein erleichtertes Seufzen. Oder Schluchzen? Er konnte es nicht sagen und es war ihm gleichgültig. *2 (*sich den Schweiß von der Stirn wisch* Oi…)


***


„Wenn das nicht seine Frau ist, wer ist sie dann?“, flüsterte Bailey zu Samantha. Beide standen noch neben der Leiche. Samantha sah auf den Gang hinaus und spürte Baileys Blick auf sich ruhen.
„Das müssen wir herausfinden. Und außerdem...“ Samantha drehte sich zu Bailey und sah ihn an. „...müssen wir auch noch seine Frau finden“


***


Sam war am Ende ihrer Kräfte angekommen. Im Grunde war sie schon lange über die Grenze hinweg, wo sie dachte, es ginge einfach nicht mehr weiter. Wie sie es dennoch soweit geschafft hatte, wunderte sie selber. Sie lag im Schnee und blinzelte Tränen des Bedauerns weg. Sie dachte an Jack und an das kleine Etwas in ihrem Leib, das nicht einmal den Hauch einer Chance auf ein Leben haben würde. Da sah sie es. In dem Moment, wo ihr Blick für den Bruchteil einer Sekunde klar war. Ein Licht. Das konnte doch nicht sein. Oder doch? Sam blinzelte erneut und fuhr sich zitternd über ihr Gesicht. Ihre Hände fühlte sie kaum und sie erwischte sich bei der Frage, ob es überhaupt einen Nutzen hatte. Aber ihr Blick klärte sich weiter und sie konnte tatsächlich einen Punkt ausmachen. Ein Lichtpunkt. Zitternd stemmte sie ihren Oberkörper in die Höhe. Ja, ganz sicher! Dort war etwas. Langsam stöhnend zog sie sich voran. Jetzt wusste sie endlich wohin und alles was sie dort am Horizont erwartete war besser, als das hier. *1 [zumal sie schon mehr als einen Tag im Wald unterwegs sein muss – irgendwann zwischendurch ist sie sicherlich vor Erschöpfung eingeschlafen]


***


Jack saß in seinem Büro und starrte ins Leere. Er hörte nicht wie es an der Tür, die meistens offen stand, klopfte.
„Jack?“, fragte Jacob vorsichtig und trat zögernd einen Schritt in den Raum. Jack blickte auf.
„Du wirst im Labor gebraucht“, sprach Jacob ruhig weiter und musterte Jack, der sich erhob und seine Schultern straffte.
„Ich komme“
Jack lief hinter Jacob in Richtung Krankenstation. Am medizinischen Labor angekommen, ging Jacob einen Schritt beiseite, um Jack den Vortritt zu lassen. Dieser betrat ohne weitere Ankündigung das Labor und ging direkt auf Salim und seine Assistentin zu.
„Gut gut, jetzt noch hier modifizieren. Und hier“, sprach Salim zu Robin. Diese führte die Anweisungen ohne Kommentar aus und prüfte mit irgendwelchen fremden Geräten irgendwelche Einstellungen, die Jack nicht kannte. Er sah den Regeirk an und räusperte sich, als dieser seine Aufmerksamkeit nicht sofort auf ihn richtete.
„ Oh, General. Gut, das sie gekommen sind. Würden sie sich bitte hierher setzen, damit ich die letzten Modifikationen überprüfen kann? Dann sehen wir gleich, ob das verbliebene Erawdrah von ihnen das von Dr. O`Neill orten kann.“
Jack setzte sich und sah den Regeirk an.
„Hiermit kann ich die Daten des Erawdrah direkt auslesen“ sprach Salim weiter und zeigte auf ein weiteres fremd aussehendes Gerät. Tricorder, dachte Jack flüchtig und nickte dem Regeirk zur Antwort zu.
Jacob trat mit einem interessierten Blick näher. Salim hielt das Gerät auf Jack gerichtet und runzelte die Stirn, als es einen leisen Piep-Ton von sich gab.
„Hrm“, brummte er und Jack hob eine Augenbraue und sah zu Jacob, der noch näher gekommen war und nun halb neben, halb hinter Salim stand und mit auf das leise piepsende Gerät sah.
Jacob zuckte, mit einem kurzen Blick zu Jack, kaum merklich seine Schultern. Jack seufzte leise und sah wieder zu Salim, der weitere Einstellungen an dem Gerät eingab.
„Und?“, fragte Jack. Seine Stimme klang leicht gereizt.
„Hrm“, brummte Salim nur und drehte sich zu Robin. „Verstehst du das?“, fragte er und Robin trat nah an Salim heran. Mit einem Blick fragte sie, ob sie das Gerät in die Hand nehmen dürfte und er reichte es ihr zögerlich. Nun tippte die Assistentin auf dem Gerät herum und schließlich änderte sich der Piep-Ton in ein Summen. Salim lächelte und nahm Robin das Gerät aus der Hand.
„Sehr gut, Liebstes“, sagte er ohne sie anzusehen und sie ging wieder an ihre vorige Arbeit. „So...“ Salim richtete das Gerät wieder auf Jack und nickte sacht. „Jetzt kann ich auf die Programmierung ihres verbliebenen Erawdrah zugreifen, es dauert nur ein paar Minuten und dann kann ich ihnen sagen, ob ich den von Dr. O`Neill lokalisieren kann.“


***


Samantha Waters war auf dem Weg ins Hotel. Die Nacht war lang gewesen und bald würde die Sonne aufgehen. Bailey und sie wollten etwas schlafen und sich in fünf Stunden wieder auf dem Revier treffen. Da Samantha am Abend den Lockvogel spielen wollte, fuhren sie nun in getrennten Autos zurück zum Hotel. Normalerweise reichte ihnen ja ein Wagen. Sie seufzte leise und blickte angestrengt auf die Straße. Sie war wirklich müde und es fiel ihr schwer sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Zum Glück war zu dieser gottlosen Stunde noch nicht viel los auf den Straßen. Nur hin und wieder kam ihr ein Wagen entgegen und ein einzelner Wagen folgte ihr durch die Nacht. Durch den Rückspiegel konnte sie lediglich die Scheinwerfer sehen. Hin und wieder blendeten sie diese unangenehm in ihren müden Augen und Samantha versuchte sich erneut stärker auf die Straße vor ihr zu konzentrieren.
Aus den Augenwinkeln bemerkte sie aber, dass der Wagen immer wieder sehr nah an ihren heranfuhr.
„Nun überhol mich schon. Ich sag auch keinem, dass du zu schnell unterwegs bist“, murmelte sie leise, als der Wagen ein weiteres Mal näher kam. Sie seufzte, als der Wagen wieder abbremste und hinter ihr blieb ohne das Überholmanöver auszuführen. Von vorn kam ein weiterer Wagen und wieder wurden ihren müden Augen von hellem Scheinwerferlicht gereizt. Wieder ein seufzen, und ein flüchtiger Blick auf die Uhr des Autoradios verriet ihr wie spät es war. Vier Uhr zwanzig. Ein plötzlicher Stoß, begleitet von einem Poltern riss ihre Aufmerksamkeit zurück zu dem Wagen, der hinter ihr fuhr. Sie hielt die Luft an, als sie im Rückspiegel sah, wie der Wagen schnell näher kam. Wieder ein Poltern und sie verlor die Kontrolle über ihren Wagen. Sie schmiss sich zur Beifahrerseite und öffnete das Handschuhfach. Sie griff beherzt zu und im nächsten Moment rissen enorme Fliehkräfte an ihr und ließen sie herumwirbeln. Ihr blieb gerade noch Zeit, die angehaltene Luft mit einem Schrei auszustoßen und ihre Arme schützend vor ihr Gesicht zu ziehen. Ihr Magen verzog sich und dann wurde es schwarz um sie herum.


***


Sie lächelte kalt. Dieser Abend und die Nacht glichen den beschissenen Vortag mehr als aus. So viel Glück auf einmal war schon fast zu viel für sie. Eben war sie auf den Rückweg in ihr Haus, als ihr diese Schönheit auffiel, wie sie vor der Leichenhalle in ihren Wagen stieg. Welche Fügung des Schicksals, das sie noch einmal in die Stadt gefahren war um einen Laden zu finden der Rund-um-die-Uhr geöffnet hatte.
Sie sah durch ihren Rückspiegel auf die Ladefläche ihres Transporters und hörte, wie die Plane im Fahrtwind flatternde Geräusche verursachte, die sie extrem nervten. Sie musste sich selber dazu ermahnen nicht zu schnell zu fahren. Sie wollte ihr Glück nicht provozieren und das letzte was sie brauchte war es um diese Uhrzeit und mit dieser kostbaren Fracht von der Highway-Patrol angehalten zu werden.


***


Sam ließ sich auf den kalten schneebedeckten Boden sinken und schloss ihre Augen. Jack. Sie hustete und stöhnte leise. Sie war dem Licht so nah gekommen, dass sie ein Haus in der Dunkelheit ausmachen konnte und dennoch war sie mit ihren Kräften dermaßen am Ende, dass sie fürchtete so kurz vor ihrem Ziel doch nicht mehr weiter zu kommen. Sie krümmte sich zusammen und bemerkte abwesend wie nass und kalt ihre Kleider waren. Nein, sie durfte jetzt auf keinen Fall aufgeben. Sie hatte es doch fast geschafft. Sam atmete ein paar Mal tief ein und aus und hustete erneut. Sie dachte mit einem bitteren Lächeln an eine Erkältung und wieder an Jack. Sie dachte an seine fast schon übertriebene Fürsorglichkeit, wenn sie einmal krank war. Sie hasste es von ihm „bemuttert“ zu werden, aber im Augenblick hätte sie alles dafür gegeben, seine warmen Augen über ihr zu sehen. Sie wünschte sich sehnlichst seine rauen Hände zu spüren, die sie sanft am Kopf streichelten. Sam spürte neue Kälte auf ihrem Gesicht, als die Erinnerungen ihr Tränen aus den Augen trieben. Sie bemühte sich nicht die Tränen aufzuhalten. Stattdessen rappelte sie sich mit einem erneuten Husten hoch. Es war nicht mehr weit bis zu dem Haus. Ich kann das schaffen. *2 (ja, auf Süße, du schaffst das) *1 (wir frieren mit dir)


***


„Wie wird es funktionieren Sam aufzuspüren? Werden wir uns wieder gegenseitig anziehen? Über eine größere Distanz? Nicht das ich gleich gegen die Wände der Basis renne, weil ich zu ihr will“ Jack sah Salim ernst an, sich bewusst wie albern seine Worte klingen mussten.
„Ich habe die Funktion der Anziehungskraft deaktiviert. Der Erawdrah wird Bilder, ähnlich wie Erinnerungen an ihr Gehirn senden und sie werden sehen, was der Erawdrah von Dr. O`Neill aufzeichnet“, erklärte Salim. „Vielleicht nehmen sie dann die Gefahr des Virus endlich ernster“ fügte er murmelnd hinzu.
Jack warf ihm einen gefährlichen Blick zu. Er gab den Außerirdischen einen Großteil der Schuld an der Situation. Obwohl er es besser wusste. Doch langsam spürte er auch, dass er seinen Zorn auf ein Ziel lenken musste, um nicht durchzudrehen. Die Sorge um Sam brachte ihn buchstäblich um den Verstand und er sah an Jacobs Blicken, dass dieser ein solches Verhalten von ihm vorausahnte. Jack rieb sich über das Gesicht. Er musste seine Gedanken ordnen und durfte sich nicht den Sorgen hingeben. Überleg dir was zu tun ist, ermahnte er sich selber. Sonst kannst du ihr nicht helfen. Konzentriere dich darauf sie zu finden. Dann schau weiter. Ein Virus! Jack schnaufte unter seinen Händen. Was auch immer… Sam war nicht krank, heute Morgen war noch alles … Ob…? Jack zog seine Hände ein Stück herunter und sah über seine Fingerspitzen zu dem Außerirdischen, dann zu Jacob, der ihn beobachtete und wieder zu Salim. Virus?
„Was sind die genauen Spezifikationen des Virus? Bitte noch einmal ganz von vorn. Wann habt ihr die Daten empfangen und … was genau lässt euch glauben, es sei ein Virus?“ fragte er und erntete einen erstaunten Blick von Jacob, den er ignorierte.
Salim drehte sich zu Jack und blickte dann zu Robin, die wieder näher trat.
„Der Erawdrah von Dr. O'Neill sendet seit fünf Wochen und vier Tagen eine Warnung. Wir konnten feststellen, dass sich Dr. O'Neills Hormonhaushalt auf besorgniserregende Weise verändert hat. Woraufhin wir…“
„Sie ist schwanger“, unterbrach Jack die Außerirdische und sah flüchtig zu Jacob der sich strafte. „Ich bin nicht sicher, wie … weit, aber… könnte das die Daten erklären?“
Jack sah zu den Außerirdischen die einen verständnislosen Blick tauschten und ihn dann wieder ansahen.
„Was bedeutet „schwanger“?“, fragte Salim und drei Augenpaare bohrten sich in Jack.
„Sie bekommt ein Kind“, sagte Jack leise. „Ihr wisst schon … Fortpflanzung… Ich meine… Och kommt schon, ihr müsst euch doch auch irgendwie Fortpflanzen“ Jack war etwas lauter geworden und warf verzweifelt seine Arme in die Luft. Er wagte es nicht Jacob anzusehen, der immer noch an seinem Platz stand.
„Du meinst Reproduktion? Wie sollte das die Daten erklären?“, fragte Salim weiter. Seiner Stimme war eine leichte Aufgeregtheit zu entnehmen.
„Nun ja… wenn… es gibt da so ein Hormon. Himmel Jacob! Hilf mir!“, Jack sah nun doch zu seinem Schwiegervater und stellte erleichtert fest, dass dieser lächelte.
„Wir nennen es „Schwangerschaftshormon“„, erklärte Jacob weiter. „Frauen, die ein Kind erwarten produzieren es in großen Mengen, um die Frucht im Leib zu schützen“ Er zuckte mit seinen Schultern und Jack nickte bestätigend. Die Außerirdischen tauschten einen weiteren Blick und sahen dann wieder neugierig zwischen Jack und Jacob hin und her.
„Es wäre wohl am besten, wenn sie ihre Daten von Sam mit einem unserer Ärzte abgleichen, die können auch viel besser erklären, was das … mit den Hormonen auf sich hat. Aber…“, fügte Jack an, als er den Wissensdurst in den Außerirdischen erkannte. „...zuerst will ich Sam finden. Bitte!“
Salim und Robin nickten.


***


Sam hatte es tatsächlich geschafft. Sie lehnte an der Hauswand. Das Licht, das sie gesehen hatte, entpuppte sich als Türbeleuchtung. Das Haus und sein Inneres lagen dunkel und still da. Auf klopfen, klingeln und rufen hatte niemand reagiert. Das Grundstück war beeindruckend groß. Es gab sogar ein Nebengebäude, aber auch dort reagierte nichts auf ihr klopfen und rufen. Sam konnte unter der Schneedecke auf dem Vorplatz Spuren eines größeren Wagens erkennen. Daraus schlussfolgerte sie, dass früher oder später jemand wieder kommen musste. Der Rest des Geländes war sehr verwildert und die Schneedecke höher, als die, wo die Spuren des Wagens zu sehen waren. Es konnte also noch nicht so lange her sein, dass hier jemand war. Sie musste nur noch abwarten, bis dieser jemand zurückkehrte. Sam spürte die kalte Wand im Rücken und den kalten Boden, auf dem sie saß, sie schloss ihre Augen und trieb mit ihren Gedanken weg.
Ein fernes Motorengeräusch holte sie aus ihrem Dämmerzustand und langsam sah sie, wie sich ein Scheinwerferpaar näherte. Erleichterung durchflutete sie. Der Alptraum war zu Ende. Endlich. Nun konnte sie Jack anrufen, der sie abholen würde und ... Sam runzelte ihre Stirn.
Ein Transporter, schoss es ihr durch den Kopf und sie konnte nicht genau sagen warum, aber ein ungutes Gefühl bestieg sie. Ohne weiter darüber nachzudenken, rappelte sie sich so schnell es ihr möglich war auf und hastete um die nächstgelegene Häuserecke. Sie japste und stöhnte gequält und in dem Moment, wo sie sich selber ihrer Unvernunft schallen wollte, rollte ein alter VW Transporter auf den Vorplatz. Der Wagen hielt und Sam hielt die Luft an. Ihre Gedanken überschlugen sich. Mit Transportern hatte sie heute keine guten Erfahrungen gemacht, aber das sie sich versteckte war doch lächerlich, oder?
Sam beobachtete wie eine große kräftige Frau ausstieg und zur Ladefläche ging. Es wurde eine riesige Plane beiseite gerissen und Sam hielt erneut die Luft an. Sie spürte, wie ihr die Knie weich wurden und ließ sich leise zu Boden gleiten. Jetzt bloß kein Geräusch machen und erstmal beobachten, ermahnte sie sich ruhig zu bleiben.
Die große Frau griff nach etwas, das auf der Ladefläche lag und lud es sich auf die Schulter. Dann stakste die Frau durch den Schnee auf das Nebengebäude zu und machte sich mit einer Hand an dem Vorhängeschloss zu schaffen. Sam blinzelte und erkannte, was die Frau über der Schulter trug. Eine andere Frau. Sams Gedanken rasten und versuchten zu begreifen, was sie sah. Die Frau, die der anderen über die Schulter hing war offensichtlich ohne Bewusstsein. Ihre Arme schlenkerten sachte hin und her, gerade so, wie die Große sich bewegte. Der schien ihre Last gar nichts auszumachen. Dann verschwanden die Gestalten im Nebengebäude.
Sam ließ leise die angehaltene Luft entweichen und war plötzlich froh darüber, erstmal Schutz gesucht zu haben. Es dauerte ein wenig und die große Frau erschien wieder in der Tür. Sie stakste durch den Schnee der leise knirschte und murmelte leise vor sich hin. Sam hielt unwillkürlich wieder ihrem Atem an und dachte plötzlich mit Schrecken an ihre eigenen Spuren im Schnee. Das schwere Klappen der Tür riss sie aus ihren Überlegungen, wie sie sich vor einer Entdeckung schützen konnte. Weiterhin mit angehaltenem Atem lauschte sie auf die Geräusche aus dem Haus. Sie blieb unentdeckt.


***


Jack hustete trocken und konnte einen starken Schauer plötzlicher Kälte nicht unterdrücken. Er verzog sein Gesicht und griff sich an den rechten Oberschenkel.
„Verdammt“, fluchte er. Verwirrt sah er zwischen Salim, Robin und Jacob hin und her. „Es tut weh. Außerdem ist es kalt... Kommt das von Sam?“ Jack schauderte erneut und Salim und Robin nickten synchron. Mittlerweile am ganzen Körper zitternd schloss Jack seine Augen und versuchte sich zu konzentrieren. „Was genau muss ich tun? Ich sehe nichts, ich... fühle nur diese Kälte und den Schmerz“ Jack zwang sich weiter zur Ruhe und schob die weiterführenden Gedanken, dass Sam Schmerzen hatte, beiseite. Er konnte ihr nicht helfen, wenn er sich nicht darauf besann sie so schnell es ging zu finden.
„Halten sie ihre Augen geschlossen und versuchen sie sich zu entspannen, dann sollte es ihnen leichter fallen, Bilder von dem gekoppelten Erawdrah zu empfangen“, sagte Salim.
Jacks Lippen pressten sich zu einem schmalen Strich zusammen. Seine Stirn lag in Falten, während er seine Augen geschlossen hielt. Er atmete bewusst ruhig ein und aus, bis ein neuer trockener Hustenreiz seine Kehle hochkroch.
„Es ist dunkel, glaube ich“ noch immer mit geschlossenen Augen streckte Jack seinen rechten Arm aus. Seine Hand zitterte und er spürte, wie sich sein Brustkorb verkrampfte, als er einen neuen Hustenreiz unterdrückte. Oder tat es Sam? „Wo bist du Kleines?“, flüsterte er leise und entspannte bewusst.
„Ich will eine Tür öffnen, aber meine Finger sind so kalt, dass ich die Kette davor nicht richtig lösen kann. Nein, ich will nur kein Geräusch machen“, sagte Jack leise und ruhig. „Jetzt...geschafft“, Jack klang erleichtert. Dann zuckte er zusammen. „Die Tür knarrt“ Jack hob nun auch den zweiten Arm und es machte den Anschein, als taste er sich durch einen dunklen unbekannten Raum. „Dunkel“, hauchte Jack mit angehaltenem Atem. „Kalt, aber besser als eben. Es ...riecht modrig und abgestanden, und ... Blut. Es riecht nach Blut“ Jack konzentrierte sich weiter mit geschlossenen Augen. Jacob saß ihm gegenüber und notierte sich die Hinweise, die sie von Jack erhielten. Die zwei Regeirk beobachteten ihre fremdartigen Maschinen, zeigten keine Reaktionen auf Jacks Worte und schienen ausschließlich zufrieden, dass ihre Modifikationen funktionierten.
Jack griff plötzlich mit beiden Armen ausgestreckt nach links und rechts, als suche er halt.
„Jack?“, fragte Jacob, erschrocken von der plötzlichen Bewegung.
„Ich bin in etwas reingetreten“, erklärte Jack ruhig, schien in Gedanken ganz weit weg zu sein. *1 (wie unter Hypnose...) „ Au“ Jack rieb sich seine Stirn und seufzte leise. „Noch eine Tür. Schhhh, ich höre etwas...“
Jack hielt die Luft an und Jacob sah die Anspannung in seinem Körper. Er lauschte.
„Es klingt wie ein leises Wimmern, die Frau erwacht“ Jacob notierte den Hinweis, seine Gedanken rasten aber Jack sprach ruhig und konzentriert weiter.


***


Sie lag auf ihrem Bett und beobachtete wie ihr jüngstes Opfer begann sich zu regen. Sie spürte bereits wieder das wohlige Kribbeln der Vorfreude. Sie drehte sich halb herum und angelte nach der Fernbedienung um den Ton zu verstärken.
„Was zum Teufel...?“ Sie setzte sich auf und stellte die Lautstärke noch höher. Das unverkennbaren Klicken und Quietschen der Tür war zu vernehmen. Mit zusammen gekniffenen Augen beobachtete sie den Bildschirm. Ihre Muskeln spannten sich weiter an und sie stand langsam auf, ihren Blick aber weiterhin fest auf den Fernseher gerichtet.
„Das glaub` ich jetzt nicht...“


***


„Verdammt, die Tür quietscht“, zischte Jack leise. Er war immer noch tief konzentriert. „Hallo?“, flüsterte er leise in den Raum und verkrampfte sich. „Oh Gott!“ Jack drehte hektisch seinen Kopf hin und her und schwankte gefährlich auf seinem Stuhl. „Da kommt jemand!“


***


Bailey Malone starrte auf das verunfallte Auto seiner Partnerin. Warum hatte er nur auf sie gehört und war getrennt von ihr zum Hotel gefahren? Er beugte sich ins Auto und besah sich das Innere genauer. Auf dem Armaturenbrett und auf dem Lenkrad konnte er Blutspritzer sehen. Er ließ kurz seinen Kopf sinken und schüttelte ihn knapp, dann sah er wieder auf und sein Blick fiel auf das Handschuhfach. Darinnen lag noch die Ausrüstung, die sie für die Lockvogelaktion gebraucht hätten. Er zog sich zurück und ging um den Wagen herum, öffnete die Beifahrertür und untersuchte das Handschuhfach eingehender. Es fehlte etwas von der Ausrüstung. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Samantha war unschlagbar. Er fischte sein Handy aus seinem Jackett und wählte.
„Ja. Ich bin's. Billy, hör zu, du musst für mich den Ursprung des Signals von folgendem Sender aufspüren… Bist du soweit? Die Sendernummer lautet 1013-4235“ Bailey lauschte einen Moment, dann nickte er. „Ja, verstehe. Danke“ Er sprang förmlich aus dem Wagen und winkte hektisch einem der Polizeibeamten. „Ich weiß, wo sie ist!“, rief er und lief auf seinen Wagen zu, der Beamte winkte seinen Kollegen herbei und folgte Bailey im Polizeiauto.


***


„Wer ist da?“, fragte Samantha Waters in den dunklen Raum und hoffte sämtliche Angst aus ihrer Stimme verbannt zu haben.
„Schhh. Ich werde versuchen ihnen zu helfen, aber es kommt jemand! Seien sie leise“, zischte Sam und schloss die Tür, stellte sich dicht an die Wand und hielt ihrem Atem an. Die antrainierten Instinkte eines Air-Force-Offiziers und das dazugehörige Training in Selbstverteidigung übernahmen mehr oder weniger Kontrolle über Sam. Sie fühlte, wie das Adrenalin durch ihren Körper schoss und sie nahm ihr verletztes Bein nur noch am Rande wahr, weil sie es eben nicht wie gewohnt bewegen konnte. Sie atmete ruhig, schloss sogar eine Sekunde ihre Augen. Es herrschte völlige Finsternis, was dafür sorgte, dass ihre Ohren umso empfindlicher auf die Geräusche der Kette an der Tür zum Nebengebäude reagierten. Sam hörte den schneller werdenden Atem der Frau und die fast stampfenden Schritte der „Großen“. Gleich würde die Tür geöffnet werden und dann musste sie schnell reagieren.
Etwas stieß auf der anderen Seite gegen die Tür und dann öffnete sich diese. Sam hielt immer noch ihre Luft an, dann schnellte ihr rechter Arm vor, in der Hoffnung einen vorgestreckten Arm mit einer Waffe zu fassen. Tatsächlich griff Sam etwas Metallisches und neuer Schmerz durchzuckte sie. Messer! Schoss es ihr durch den Kopf. Sofort ließ sie los und griff neu zu. Diesmal etwas weiter hinten und noch fester. Sie bekam den Arm mit der Waffe zu fassen und versuchte diesen mit einem geübten Griff so zu verdrehen, dass die Waffe fallen gelassen werden würde. Sam trat gleichzeitig einen halben Schritt vor, wurde aber durch ihr verletztes Bein in der Bewegung eingeschränkt. Sie probierte die größere Frau mit einer geschickten Drehung über ihren Rücken zu rollen und fallen zu lassen, den Griff um den Arm nicht locker lassend.
Es gelang ihr nicht. Die andere ächzte nur kurz, lachte fast, als sie kurz stolperte aber auf den Beinen blieb. Dafür war es nun an dieser gegen Sam zu treten und sie gleichzeitig an sich heran zu ziehen.
Sam roch üblen Atem und bekam eine bessere Vorstellung von der Größe der Frau. Sie musste mindestens einen Kopf höher sein als Sam selbst.
Sam keuchte und taumelte in die Arme der Großen, hielt weiter den Arm mit dem Messer fest umklammert und duckte sich instinktiv. Sie spürte eine schlagende Bewegung und wusste, dass sie richtig reagiert hatte. Sie versuchte erneut die Frau über ihren Rücken zu rollen. Das Straucheln der Großen war diesmal stärker, aber Sam wurde auch klar, dass sie es auf diese Weise nicht schaffen würde sie zu Fall zu bringen. Sie musste es anders versuchen.
„Meine Hübsche! Schön, dass du den Weg allein zu mir gefunden hast“, spuckte ihr die Große ins Gesicht. Sam unterdrückte einen Schwall Übelkeit und ließ sich fallen. Sie hielt immer noch den Arm der größeren Frau, verdrehte diesen weiter und legte ihr gesamtes Gewicht in den Fall, ruckte heftig an dem Arm.
Die Große ließ das Messer fallen. Sam spürte es auf sich fallen und war froh um ihre Jacke. Dann folgte die Große. Fiel unsanft auf Sam und trieb ihr die Luft aus den Lungen, als sie auf sie drauffiel. Sam strampelte und drehte sich unter der Großen hervor. Schwang sich über deren Hüfte und drehte deren Arm hinter dem Rücken hoch.
Ein böses Wimmern war Sams Lohn. Doch die Große zappelte nun ihrerseits und drehte sich mühelos zur Seite, riss Sam mit sich, welche zur Seite flog und schmerzerfüllt keuchte. Die Anstrengung forderte langsam Tribut. Sam wusste, dass sie nicht lange durchhalten würde und tastete hektisch nach dem Messer. Endlich spürte sie die kalte Klinge an den Fingerspitzen. Die Große war über ihr, saß rittlings auf ihr und schlug nach ihr. Sie traf. Sams Kopf flog zur Seite und Sam sah grüne Punkte vor ihren Augen tanzen. Komm schon! dachte Sam und bekam das Messer zu fassen. Neuer Schmerz an ihren Fingern ließ sie zucken, aber das Messer nicht fallen. Im Gegenteil, sie nahm es fester und drehte es mit der Klinge weg von sich, nahm die zweite Hand dazu und stieß so kräftig sie konnte nach der großen Frau.
Sam hörte, wie diese erschrocken keuchte. Der Druck der Großen auf ihr lockerte sich einen Moment, dann fiel sie ein weiteres Mal auf sie drauf und trieb ihr erneut die Luft aus den Lungen. Sie hörte und spürte dumpf ein unangenehmes Knacken in ihrem Brustkorb, dann lag die Große schwer auf ihr.
Sam strampelte verzweifelt mit den Beinen und versuchte sich unter dem Gewicht vor zu arbeiten. Sie keuchte.
„Sind sie ok?“, hörte Sam dumpf die Stimme der anderen Frau.
„Und sie…?“, fragte sie stattdessen keuchend und arbeitete sich weiter unter der großen Frau vor. Die rührte sich nicht mehr. Sam tastete deren Körper ab, bis sie den Hals fand und suchte dort nach einem Lebenszeichen.
„Ist sie tot?“, fragte die andere und Sam meinte Hoffnung heraus zu hören.
„Ich glaube schon“, antwortete Sam matt und kroch in Richtung Stimme, als sie auch nach längerem Warten kein Lebenszeichen ausmachen konnte. *1 (Guter Treffer, Sam!) Ihre Stimme klang bitter und sie spürte weitere Übelkeit.
„Wo sind sie? Geht es ihnen gut?“, fragte Sam mit deutlich leiserer Stimme.
„Hier“ Sams Ohren klingelten als Ketten rasselten, dann spürte sie einen Widerstand. „Jetzt haben sie mich gefunden“, hörte Sam noch undeutlich. Dann wurde es dunkler und stiller und sie ergab sich der Bewusstlosigkeit.


***


„Mhmm..“
„Hey, geht's wieder?“, fragte eine sanfte Stimme.
„Was ist passiert? Wer sind sie? Ahh“ Sam versuchte sich aufzurichten, was ihr einen stechenden Schmerz in der Brust einbrachte.
„Mein Name ist Samantha. Bleiben sie ruhig liegen. Ich weiß nicht genau, wie sie es geschafft haben, aber sie haben mir wahrscheinlich das Leben gerettet. Wie sind sie hier her gekommen?“
„Ich bin gefallen“, murmelte Sam und tastete mit der linken Hand an ihren Kopf und anschließen an ihre Brust. „Eine Rippe ist gebrochen“, hustete Sam leise und schloss ihre Augen.
„Wie meinen sie das? Sie sind gefallen? Kommen sie, erzählen sie es mir. Bleiben sie wach“, sprach die Stimme weiter.
„Ich bin gesprungen. Ah. Verdammt. Von einem Transporter“, keuchte Sam.
„Ja“ Und nach einer kleinen Pause. „Und weiter?“
Sam hielt ihre Augen geschlossen.
„Dann bin ich… gefallen“ Sam holte mühsam Luft. „Und gekrochen“ Wieder ein Atemzug. „Dann sah ich ein Licht… Und fand das Haus… Beobachtet… Gefunden“, murmelte Sam und wünschte sich nichts sehnlicher als zu schlafen.
„Hey! Bleiben sie wach. Es kommt gleich ein Krankenwagen. Nur noch einen Moment“
Sam nickte schwach und verzog das Gesicht, als die schon vertraute Übelkeit wieder in ihr hochkroch.
„Mir ist schlecht“, würgte sie schwach.
„Wie heißen sie?“
„Sam…O‘Neill“, sagte Sam.
„O‘Neill?“ Sam hörte ein überraschtes Luftholen und öffnete verwirrt ihre Augen. Sie sah eine Frau mit blondem Haar über sich. „Jack O‘Neills Frau?“
„Oh Gott, Jack! … Er wird umkommen… vor Sorge. … Helfen sie mir bitte auf… Ich muss nach Hause… Und Dad… Ich wollte ihn grade abholen.“
„Hey, ganz ruhig. Bleiben sie liegen“ Sam wurde bestimmend auf den Boden zurück gedrückt. „Ich werde ihren Mann gleich anrufen, wenn der Krankenwagen hier ist.“
„Alles klar Sam?“, kam eine neue Stimme dazu, die einem Mann gehörte und beiden Frauen sahen den Mann an. Samantha lächelte beruhigend und Sam blickte dem Mann verwirrt entgegen.
„Sicher Bailey“, antwortete Samantha Waters ihrem Partner. „Rufst du bitte Jack O'Neill an? Sag ihm, wir haben seine Frau gefunden“ Mit einem Lächeln sah Samantha wieder zu Sam herunter. Diese schloss erneut die Augen. Jack..


***


Jack saß an Sams Bett und streichelte gedankenverloren ihre Hand. Er starrte ins Leere und war immer noch unendlich froh, dass der Alptraum ein Ende hatte. Bleibt nur noch der kleine Alptraum mit diesen verdammten Außerirdischen! Aber die waren ihm egal im Moment. Seine Sam war wieder da. Sicher auf der Krankenstation. Sie hatte eine gebrochene Rippe und war unterkühlt gewesen. Jacks Hand zuckte, als er ihre sanft drückte. Sie war wieder warm. Jack fokussierte seinen Blick auf seine Frau. Sie war auch nicht mehr so blass, wie bei ihrer Einlieferung. Die Verletzung an ihrem Bein würde wieder heilen. Sie würde eine Narbe behalten. Der Embryo schien nichts abbekommen zu haben, der Doktor äußerte sich optimistisch. Jack lächelte versonnen und beugte sich über Sam. Er küsste sie sanft auf die Lippen.
„Ich besorge mir einen Kaffee und bin gleich wieder bei dir“ Mit diesen Worten erhob er sich und machte sich auf den Weg zur Cafeteria.


***


„Jack?“ Jack drehte sich zu seinem Schwiegervater um, der ihn gerufen hatte. „Wie geht es Sam? Ist sie aufgewacht? Ich wollte eben nach ihr sehen.“
„Immer noch unverändert“, antwortete Jack und blickte Jacob an. „Ich wollte mir einen Kaffee besorgen und dann wieder zu ihr, begleitest du mich?“
„Ja.“
„Warst du bei unseren Freunden? Ich muss mir wohl oder übel später noch Zeit für die nehmen.“
„Sie nehmen Dr. Call ziemlich in Beschlag. In ihr muss das Herz einer Heiligen schlagen, sie erklärt denen alles ruhig und gelassen, was sie zum Thema Fortpflanzung wissen wollen. Im Gegenzug erklären sie dann später unserer Frau Doktor, wie das bei denen abläuft. *1 (Hmm... irgendwie interessiert mich das jetzt auch...) Ich kann dich verstehen, dass du da das Weite gesucht hast“ Jack hörte ein Schmunzeln aus Jacobs Stimme und ein schneller Seitenblick zu ihm zeigte auf dessen Gesicht ein verschmitztes Grinsen. „Ein Virus, hm?“
Jack hielt Jacob die Tür zur Cafeteria auf und erwiderte das Grinsen.
„Ein sehr willkommener…“, antwortete er nachdenklich und ein wenig ernster fortfahrend „…und hoffentlich auch unbeschadet“
„Was sagt der Doc dazu?“
„Er meinte, wenn die Ereignisse zu einem Abbruch geführt hätten, wüssten wir es schon. Es scheint alles ok zu sein. Der Ultraschall war unauffällig“ Jacob nickte. Beide nahmen sich eine Tasse Kaffee und setzen sich an einen Tisch an der Wand.
„Ich habe es gesehen“, sprach Jack leise weiter und blickte nachdenklich in seine Tasse. Dann hob er sein Gesicht und lächelte Jacob an, der fragend schaute. „Ich meine das Gummibärchen…“ Jack zeigte die Größe mit seinem Daumen und Zeigefinger an. „…das irgendwann mal Opi zu dir sagen wird“ Jacks Augen blitzten glücklich und Jacob konnte nicht anders, als zu lachen. *2 (Der Gummibärchen-Spruch ist leicht abgewandelt, geklaut. Ich fand den so süß.  Musste ihn einfach einbauen.) *1 (Obwohl die in den USA wohl eher Peanut sagen würden...) *2(is mir egal)
Von einer Sekunde zur anderen sprang Jack auf, sein Stuhl kippte polternd nach hinten. Jacob sah erschrocken auf und bemerkte dass Jack ihn kreidebleich anstarrte. Bevor er etwas sagen konnte, stürzte Jack aus der Cafeteria. Jacob folgte ihm, so schnell seine Verwirrung es zuließ. Er sah gerade noch, wie Jack in Richtung Toiletten abbog. Er folgte weiter und hörte schon vor der Tür, dass Jack sich heftig übergab. Jacob räusperte sich und betrat einen Moment später die Toiletten.
„Jack?“, fragte er ein wenig verunsichert. Jack kam bereits wieder auf die Beine und taumelte leicht in Richtung Waschbecken. Jacob machte eine Reflexartige Bewegung um Jack zu stützen, aber dieser winkte ab und schaufelte sich Wasser ins Gesicht. Seine Gesichtsfarbe nahm allmählich wieder ihre normale Farbe an.
„Ich schätze, es ist an der Zeit auf die Krankenstation zu gehen“, sagte Jack matt und Jacob sah ihn fragend an. „Das kam von Sam“, murmelte Jack weiter und straffte seinen Rücken.
„Du meinst, das war...?“
„Übel... Das war ganz übel“
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Krankenstation. *2 (*lach* Ich musste das tun. Ein Mann mit Schwangerschaftsübelkeit. Die Gelegenheit war zu günstig, wer kann da schon widerstehen. *kicher*)


***


„Generell O`Neill, Jacob, sie kommen gerade richtig. Ich wollte sie eben ausrufen lassen. General, ihre Frau ist wach.“
„ Ich weiߓ, sagte Jack und schob sich bereits an dem Doktor vorbei ins Krankenzimmer seiner Frau. Diese lächelte ihn matt an und Jack erwiderte es.
„Hey Süße“, sagte er erleichtert, setzte sich auf die Bettkante, griff nach ihren Händen und beugte sich zu einem zärtlichen Kuss zu ihr hinunter. „Wie fühlst du dich?“
Sam sah ihn noch einen Moment in die Augen und nickte dann.
„Besser. Ich bin froh hier zu sein“ Sam machte eine Raum-Einschließende Handbewegung und sah dann an Jack vorbei zu Jacob. „Dad!“ Jacob kam näher und setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett.
„Du machst es gerne spannend, hm? Du hättest mir auch einfach am Telefon sagen können, dass ihr mir einen Enkel schenkt“ Jacob lächelte, erhob sich, schob sich an Jack vorbei und umarmte seine Tochter. „Ehrlich, das nächste Mal genügt ein Anruf“, zwinkerte er und setzte sich dann wieder.
„Ok, Dad“ Sam wurde ernst und sah Jack an. „Was ist mit der Frau, die gefangen war? Ihr habt uns gefunden, aber wie? Und..“ Sam schluckte bevor sie weiter sprach. „...was ist mit der anderen?“
Jack streichelte sanft ihre Hände und sah sie zärtlich an.
„Du hast es irgendwie geschafft eine Serientäterin zu finden und einer FBI-Agentin das Leben zu retten, indem du die Täterin überwältigt hast. Gefunden hat euch der Partner der Agentin. Die hatte aus irgendeinem Grund einen Überwachungssender bei sich. Sie haben es mir erzählt, aber ich habe nicht wirklich zugehört“ Jack lächelte entschuldigend.
„Habe ich ...sie getötet?“, fragte Sam leise. Jack nickte.
„Es wurden Videobänder in deren Haus gefunden, wo alle Taten dokumentiert sind“, sprach er beruhigend. * 1(Ih, die armen Leute die sich das Beweismaterial anschauen müssen. Dürfen wahrscheinlich nicht mal den Ton abdrehen *schauder*) Jack fuhr fort. „Später werden die beiden Agenten kommen, die wollen noch einmal mit dir sprechen“ Sam nickte. „Mach dir keine Gedanken, du bist eine Heldin“ Jack küsste Sam sanft auf die Stirn.
„Na, ich weiß nicht“, murmelte sie und sah zu ihrem Vater und dann zu Jack. „Wann darf ich nach Hause?“
Jack konnte nicht anders als zu grinsen, beugte sich erneut vor um Sam zu küssen.
„Ich nehme dich mit, wenn mit dem FBI alles geklärt ist“ Jack hielt sich plötzlich seinen Bauch und sah Sam an. „Uhm.“, stöhnte er. „Um die andere Sache müssen wir uns auch noch kümmern“ Sam blickte verwirrt zu Jacob, als Jack aus dem Zimmer stürzte. Der konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken.
„Ihm ist nur ein wenig schlecht. Ich erkläre es dir, Süße. Also..“, begann Jacob zu erzählen.

*1 (witzig. Hoffentlich trennen die Regeirk die Verbindung noch bevor sie gehen. Wird sonst echt ne interessante Geburt...)

Ende



März 2014

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