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Erinnerungsschwere Gerüche und verheißungsvolle Nachrichten von Lenari

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Vorwort

Spoiler: The Return Part 1

Diese Story ist eine Nachtarbeit von mir, aber ich hoffe, man merkt es ihr nicht allzu sehr an. Wahrscheinlich aber nicht, denn eigentlich schreibe ich den Großteil meiner Geschichten, wenn es draußen dunkel wird. Nur diesmal wird es gerade wieder hell und ich bin mit Cola aufgeputscht. Der Coffein- und Zuckerflash macht mich auch nicht gerade zurechnungsfähig. Also bin ich an Rechtschreibsfehlern nicht schuld. Nein, nein, nein… Außerdem bezieht sich diese Story auf eine meiner früheren Fanfictions. Aber keine Sorge, man muss „Festgesetzt“ nicht gelesen haben, um diese hier zu verstehen. Sie soll halt nur erklären, wie sie zu ihrer Beziehung gekommen sind.
Erinnerungsschwere Gerüche und verheißungsvolle Nachrichten


Als Rodney die Wohnung betrat, umfing ihn sofort ein ihm wohlbekannter Geruch. Eine Mischung aus Duschgel, Aftershave und John Sheppard. In den letzten Jahren hatte er ihn jeden Tag wahrgenommen - im Besprechungsraum, während ihrer unzähligen Missionen oder abends, wenn sie stundenlang Schach spielten und sich dabei über alles Mögliche unterhielten.

All die Jahre hatte Rodney diesen Duft als selbstverständlich hingenommen, als beständige und ihn behütende Größe in seinem Leben, doch jetzt, wo er ihn immer seltener schnuppern konnte, merkte er erst wie schwer dieser Verlust wirklich wog. Dieser Duft erinnerte ihn auch an ihr zuhause, an Atlantis. An ein Jahr, in dem sie sich dort vor dem Stargatecenter und all den Militärs verstecken konnten.

Wo sie niemand geschockt anblickte, wenn sie sich auf dem Flur unterhielten, so als wäre ihre Freundschaft ein Ding der Unmöglichkeit. Der Geruch machte Rodney klar, was und wen sie alles verloren hatten, aber auch, was sie alles zusammen erreichen könnten. Aber allem voran erinnerte ihn der Duft an angenehmes Schweigen, welches so manche Nacht zwischen John und ihm geherrscht hatte, wenn er in dessen Armen gelegen hatte.

An eine Nacht, die sie auf der Krankenstation verbringen mussten, weil sie sich von Sauerstoffmangel sowie Unterkühlung erholten, und in der sie nicht ein Wort miteinander gesprochen hatten, obwohl noch so viel zu klären gewesen wäre. Und auch an ein Frühstück, welches sein Leben verändert, es besser gemacht hatte. Aber nicht nur dieser typische John-Duft fehlte ihm in seinem neuen Leben. Auch der Mann, mit dem er ihn immer in Verbindung brachte.

Zu selten sahen sie sich, zu kurz waren die Augenblicke, die sie gemeinsam verbrachten, in denen Rodney seine Stimme hören oder ihn Lachen sehen konnte. Jeden Morgen, wenn er erwachte, glaubte er für einen Moment, diesen einzigartigen Geruch wahrzunehmen, Johns Atem zu hören und seine Nähe zu spüren. Wenn er dann die Augen aufschlug, musste er schmerzlich feststellen, dass dem nicht so war. Zumindest meistens.

Morgenfrüh jedoch würde Rodney nicht alleine aufwachen. Morgenfrüh würde es anders sein. Er würde Johns Atem lauschen, seinen Herzschlag und jede seiner Bewegungen spüren, seinen ganz speziellen Duft einatmen können und glücklich sein. Und für einen kurzen Moment würde die Zeit für sie beide stehenbleiben. Darauf freute Rodney sich schon die ganze Woche und niemand würde ihm das kaputtmachen können.

Rodney blickte sich um, suchte nach dem Träger dieses Duftes und rief nach ihm, doch er war allein. Niemand war da. Er war nicht hier. Rodney hatte es eigentlich auch nicht anders erwartet. John kam immer erst nach Hause, wenn er es sich bereits gemütlich gemacht hatte. Er wollte sicher gehen, dass sie nicht gestört wurden, deswegen erledigte er alle liegengebliebenen Arbeiten, bevor er nach Hause kam und brachte auch immer das Essen mit.

Rodney musste nur die Beine hochlegen und warten. Aber er würde nicht ganz ohne John auskommen müssen. Dieser hatte es sich nämlich zur Angewohnheit gemacht, Rodney eine Nachricht zu hinterlassen. Mal per Videobotschaft, dann wieder als Tonband oder Notiz. Diesmal leuchtete die Anzeige auf Johns Anrufbeantworter. Eine blinkende Vier wies ihn penetrant darauf hin, dass Nachrichten auf ihn warteten.

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Bevor er jedoch die Nachrichten an sich abhörte, gönnte er sich das Vergnügen, auch Johns Ansage zu lauschen. Er wollte einfach seine Stimme hören, wollte sich an den Tag erinnern, als sie aufgenommen wurde und wie Sheppard sich mit dieser Aufnahme abgequält hatte. Allein bei dem Gedanken daran, musste Rodney bereits schmunzeln. Mit einer gezielten Handbewegung drückte er den gewünschten Knopf.

Er hörte auch sofort die ihm wohlbekannte Stimme sagen: „Hier ist der Anrufbeantworter von John Sheppard. Entweder bin ich nicht zu Hause oder zu faul zum Aufstehen. Hinterlasst mir eine Nachricht, wenn ihr wollt, aber erwartet keinen Rückruf, ich habe nämlich keine Ahnung, wie dieses Ding eigentlich funktioniert und es gibt zu viele unbeschriftete Knöpfe, die zu nah beieinander liegen.“

Als nächstes erfüllte ein leises Piepen den Raum. Rodney drückte einen anderen Knopf und eine weibliche Computerstimme wies ihn darauf hin, dass sich vier Nachrichten auf dem Gerät befanden. Währenddessen entledigte er sich seiner Jacke und begab sich auf den Weg zur Küche. Er hatte noch nicht zu Mittag gegessen und obwohl er bezweifelte, dass John etwas Genießbares im Haus hatte, schadete es nicht, nachzusehen.

„He McKay.“, begrüßte Johns Stimme ihn freudig, wenn auch knapp. „Bei mir wird es wieder mal später. Der Papierkram ruft. Aber ich bin gegen drei zu Hause und bring Chinesisch mit. Wenn dir das nicht passt, such dir selbst was. Ach und vergiss nicht, Carson anzurufen und das Essen zu bestätigen. Wie du weißt, ist er da etwas eigen. Was noch? Ach ja, es ist ganz wichtig, dass…“

Johns Selbstgespräch brach ab. Die Ansagezeit war zu Ende. Rodney musste schmunzeln. Sheppard schaffte es nie, sich bei seinen Mitteilungen kurz zu fassen. Auch wenn sie sich fast täglich anriefen und es nur noch Stunden waren, bis sie sich endlich sehen würden, konnte dieser es nicht abwarten, McKay alles vorher schon zu berichten. Rodney würde es nicht verwundern, wenn alle vier Nachrichten von seinem Freund sein würden.

Während Rodney der Nachricht gelauscht hatte, hatte er den Wasserkocher eingeschaltet und nach der Kaffeedose gegriffen. Sie war so gut wie leer gewesen, aber er nahm an, dass sich noch irgendwo eine Packung versteckte. Er hatte dann den kläglichen Rest in eine Tasse gefüllt und als der Wasserkocher sich ausgeschalten hatte, hatte er das Pulver damit aufgegossen. Die zweite Nachricht wurde abgespielt, als er die Tasse an seine Lippen führte.

„Ich noch mal.“, hörte er John sagen. „Ich wollte dich noch warnen. Ich habe den Wasserkocher entkalkt, aber vergessen, dass Wasser zu wechseln. Also, was auch immer du tust, trink es nicht…“

Als Rodney das hörte, spuckte er den Schluck, den er im Mund hatte, sofort in hohem Bogen ins Waschbecken und leerte auch die Tasse. Dann drehte er den Wasserhahn etwas auf und hielt seinen Mund genau an den Strahl, um auch jeden noch so kleinen Tropfen Kaffee aus seinem Mund zu spülen. Vom Rauschen des Wassers gedämpft, hörte sich Rodney auch noch den Rest der Nachricht an.

„Außerdem habe ich keinen Kaffee mehr. Die drei Krümel in der Kaffeedose sind der Rest. Ich bring erst nachher welchen mit, also überleg dir gut, wann du ihn trinkst oder geh selbst einkaufen. Ich bin nicht dein Dealer und auch nicht dafür verantwortlich, deine Sucht zu befriedigen. Ach und…“

Abermals brach die Aufnahme mitten im Satz ab. Rodney drehte den Wasserhahn aus und ärgerte sich, dass er das wertvolle, schwarze Gold auf solch törichte und widerliche Weise verschwendet hatte. John hatte ansonsten meist nur noch Wasser da und McKay war nicht bereit, darauf umzusteigen. Außerdem knurrte in dem Moment, in dem die dritte Nachricht abgespielt wurde, sein Magen und er öffnete den Kühlschrank.

„Verdammt.“, hörte er Sheppard sichtlich genervt fluchen und musste unwillkürlich grinsen, während er eine Dugoutpackung erspähte sowie die Hand danach ausstreckte. „Erinnre mich dran, die Ansage zu kürzen und die Redezeit zu verlängern. Nächstes Mal steige ich wieder auf das Tonbandgerät um. Das ist auf jeden Fall billiger. Übrigens, lass die Finger von den Dugnouts, die sind nicht für dich…“

„Zu spät.“, kommentierte Rodney mit vollem Mund, wohl wissend, dass sein Freund ihn nicht hören konnte. Mit der Packung und einem alkoholfreiem Bier, welches er ebenfalls im Kühlschrank gefunden hatte, kehrte er ins Wohnzimmer zurück.

John fuhr drohend fort: „Und komm mir nicht mit der Ausrede, du hättest meine Nachrichten nicht abgehört. Das kaufe ich dir nicht ab. Und überhaupt…“

Wieder wurde Sheppard unfreiwillig unterbrochen. Langsam wurde es auch für Rodney lächerlich. Jedoch amüsierte ihn der Gedanke daran, wie John geflucht und ungeduldig auf den Piepton gewartet haben musste. McKay machte es sich auf der Couch gemütlich und griff nach einem weiteren, leckeren Hefegebäck. Diesmal war er nicht mit Schokolade, sondern mit Puderzucker. Da dieser nun offiziell verboten war, schmeckte er noch besser als der erste.

Die vierte Nachricht stammte nicht von John, also überhörte Rodney sie geflissentlich. Stattdessen stellte er die Packung beiseite, schaltete den Fernseher an und machte es sich noch gemütlicher, indem er sich lang auf dem Sofa ausstreckte. Fast sofort döste er ein. Von der Serie, die gerade lief, bekam er kaum noch etwas mit. Hier und da mal ein Wort, aber nicht mehr.

#+#+#+#+#+#+#+#+#

Umso überraschter war Rodney, als plötzlich das Telefon klingelte. Er blinzelte verschlafen und rieb sich die Augen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er über eine Stunde fest geschlafen haben musste. Einen Augenblick überlegte er, ob er den Anrufbeantworter rangehen lassen sollte, hob dann aber doch den Hörer ab. Mit etwas Glück handelte es sich um John, welcher seinen vorherigen Gedanken noch weiter ausführen wollte. So könnte er es Rodney persönlich sagen.

„McKay bei Sheppard.“, meldete sich der meist arrogante Wissenschaftler diesmal ziemlich verschlafen.

„Und überhaupt, was machst du mit meinen Dugnouts auf der Couch, wenn ich im Schlafzimmer auf dich warte?“, tadelte Sheppard ihn beleidigt. Rodney konnte ihn durchs Telefon schmollen sehen, auch wenn es sicherlich nur gespielt war.

„Was?“, fragte McKay vollkommen perplex. Er war so durch den Wind, dass er kein Wort verstand. Sein Verstand lief noch auf Sparflamme. Aber er merkte auch, dass sich einiges in der Wohnung verändert hatte. Neben einem - jetzt viel stärkeren - John-Geruch konnte er auch gebratenes Fleisch, Nudeln und sogar verschiedene Soßen riechen, die alle auf chinesisches Essen hindeuteten. Das alles drang aus dem Schlafzimmer zu ihm hinüber.

„Denk scharf nach.“, forderte John ihn auf. Nur langsam drangen die Informationen bis in Rodneys Bewusstsein vor und es schien Ewigkeiten zu dauern, ehe er diese richtig verarbeitet hatte. Aber als er endlich begriff, was John ihm sagen wollte, war er auf einen Schlag hellwach. Nicht nur, dass er wertvolle Minuten verschwendete, die er hätte mit Sheppard verbringen können, er war auch noch drauf und dran sein Mittagessen zu verpassen.

Aber das wohl Wichtigste war, er durfte beides im Bett genießen. In Kissen, die nach John dufteten, die seine Wärme an ihn übertrugen, die ihn jede Bewegung seines Freundes spüren ließen und die noch soviel mehr versprachen, als eine gepflegte Unterhaltung bei einem guten Essen. Das war alles, was er sich für heute gewünscht hatte, alles was er wollte und brauchte.

Noch während Rodneys Gehirn ihn dazu aufforderte, endlich einzuhängen und sich in Bewegung zu setzen, legte sein Finger bereits auf und seine Hand warf das Telefon hinter sich auf die Couch. Sein Körper bewegte sich wie von selbst von dem Sofa weg und auf das Schlafzimmer zu. Einen winzigen Moment zögerte McKay noch, aus Angst, das alles nur geträumt zu haben, doch dann trat er doch noch ins Zimmer und wurde nicht enttäuscht.

Genüsslich rekelte sich John auf dem Bett, sein dünnes Flanellhemd aufgeknöpft und mit zwei Stäbchen in einer kleinen Pappschachtel mit Nudeln herumstochernd. Ein breites Grinsen legte sich auf seine Lippen, als er seinen Freund erblickte. Dieser stand einfach nur da und genoss den Anblick. Erst das Knurren seines Magens löste Rodney aus seiner Starre und ließ ihn sich aufs Bett setzen, wo John ihm eine Gabel reichte.

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Fast eine Stunden und vier verschiedene Fleischsorten später ließ Rodney sich satt und zufrieden mit dem Rücken an das Kopfende des Bettes zurücksinken. Er brachte keinen einzigen Bissen mehr runter. John hatte schon vor ihm mit dem Essen aufgehört und auch das Naschen bereits eingestellt. Dieser räumte nun die leeren Schachteln und die kläglichen Überreste ihres üppigen Mahls beiseite. McKay beobachte ihn dabei aufmerksam.

Sie hatten geredet, John hatte Rodney wegen dem Kaffeezwischenfall ausgelacht und der Astrophysiker hatte den Colonel gezwungen, sich zu entschuldigen. Alles in allem ein gelungenes Mittagessen. Nur etwas fehlte Rodney noch zu seinem Glück. Er hatte John noch nicht berühren können. Es war als würde sich dieser ihm immer wieder entziehen. Das würde McKay jedoch bald ändern.

Er beugte sich zu John hinüber und versuchte seine Brust zu streicheln, die sich ihm nackt und einladend darbot. Doch dieser entzog sich ihm erneut und stand auf. Es war fast so, als würde es Sheppard anwidern, von McKay angefasst zu werden. Dieser seufzte, lehnte sich wieder mit dem Rücken gegen das Kopfende des Bettes und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.

„Was ist mit dir los, John?“, wollte Rodney verärgert wissen.

„Was soll los sein?“, tat Sheppard unwissend und verließ mit den leeren Schachteln das Schlafzimmer.

Rodney, welcher längst zu träge war, um ihm hinterherzulaufen, schrie ihm vorwurfsvoll nach: „Das weißt du ganz genau. Du gehst mir aus dem Weg.“

Eine Weile herrschte Schweigen. McKay hörte das Rascheln eines Müllbeutels und das Klappen von Schranktüren. Normalerweise war John nie um eine Antwort verlegen, schon gar nicht, wenn Rodney ihm Vorwürfe machte oder ihm etwas unterstellte. Doch diesmal war er außergewöhnlich still. Auch wenn McKay sonst immer darauf bestand, Recht zu behalten, hatte sein Triumph diesmal einen bitteren Beigeschmack.

Rodney hatte sich während des ganzen letzten Jahres vor einem solchen Moment gefürchtet. Damals war es noch einfach gewesen. Sie hatten keinerlei Versprechungen gemacht, es einfach auf sich zukommen lassen. Ihr erster Kuss war merkwürdig gewesen. McKay hatte damals nicht damit gerechnet, auch wenn er Sheppard indirekt selbst dazu aufgefordert hatte.

Auch hatte er nicht zu träumen gewagt, dass sie ein Jahr später hier sitzen würden und dass er sich sosehr an die Nähe seines Freundes gewöhnt hatte, dass es ihm Angst machte, wenn er daran dachte, ihn zu verlieren. Damals waren sie dem Tode nahe gewesen, drohten zu ersticken und hatten nichts mehr zu verlieren gehabt, doch heute war es anders. John setzte mit jedem Treffen alles aufs Spiel, was ihm etwas bedeutete, inklusive seines Lebens.

Und Rodney - er riskierte sein Herz. Schon vor langer Zeit hatte er sich geschworen, dass ihm das nie passieren würde, aber jetzt wollte er dieses Gefühl nicht mehr missen, auch wenn es ihm manchmal Schmerz bereitete. Er hatte nie damit gerechnet, einem solch außergewöhnlichen Menschen zu begegnen, wie Sheppard es war. Solange sie zusammen waren, konnte McKay es wagen, er selbst zu sein, und alles schien machbar zu sein.

Diese Unbeschwertheit wollte Rodney unter keinen Umständen verlieren. Doch er konnte das ungute Gefühl nicht abschütteln, dass John sich gegen ihn - gegen ihre körperliche Verbindung - und für seine Karriere entschieden hatte. Sheppard wirkte auf ihn, als würde er versuchen, ihn auf sanfte Art wegzustoßen, als würde ihm der körperliche Teil ihrer Freundschaft nicht mehr behagen.

Natürlich war Sex für McKay nicht das wichtigste und er konnte für ein langes Gespräch mit John auch gut darauf verzichten, aber er wollte das Drumherum nicht aufgeben. Das Streicheln und Umarmen, die vielen kleinen Küsse sowie die innigen Blicke, aber vor allem die Nächte, in denen sie gemeinsam einschliefen und erwachten. Rodney konnte auf die Nachrichten von John nicht verzichten und auch nicht auf seinen unverwechselbaren Duft.

In Momenten wie diesem nahm Rodney ihn noch deutlicher wahr, wie damals, als sie zusammen frühstückten und ihre Freundschaft auf eine neue Ebene brachten. Das heutige Essen auf dem Bett erinnerte ihn daran. Wollte John wieder etwas an ihrer Freundschaft verändern, diesmal vielleicht zum Schlechteren. Rodney konnte es nicht sagen, aber das würde zumindest Johns Verhalten erklären.

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Rodney war so in Gedanken versunken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass John aus der Küche zurückgekehrt war und ihn von der Tür aus musterte. Dieser hatte sich lässig an den Türpfosten gelehnt und beobachtete McKay genau. In Sheppards Blick war keine Spur von Ablehnung zu sehen, nichts, was den Schluss zulassen würde, dass er sich trennen wollte und Rodney atmete innerlich auf.

Langsam erhob er sich vom Bett und trat auf seinen Freund zu. Dieser wich nicht zurück, als McKay direkt vor ihm stand. Im Gegenteil. John beugte sich vor und küsste ihn ganz sanft. Nur ihre Lippen berührten sich. Eine intensive Mischung aus Duschgel, Aftershave und John stieg Rodney in die Nase und er sog sie tief in sich ein. Sofort verlor er all seine Angst und intensivierte den Kuss.

„Sag nicht noch mal, du hättest mich nicht vermisst.“, tadelte Sheppard ihn mit erhobenem Zeigefinger, nachdem sie sich von einander gelöst hatten, grinste dabei aber übers ganze Gesicht. Ein Lachen das ansteckte und auch Rodney zum Lächeln brachte. Nicht nur, weil es ihm die Angst nahm, dass sie sich trennen könnten, sondern auch weil sie ihre Freundschaft noch weiter vertiefen würden.

Natürlich hatten sie auch vorher schon über Empfindungen gesprochen, aber nie über das, was ihre Herzen bewegte. Genau das war es, was John jetzt ändern wollte. Das hätte es nur komplizierter gemacht. Sheppard war immer noch ein Militär und Rodney der unverbesserlich arrogante Wissenschaftler. Auf Atlantis war es überlebenswichtig gewesen, dass sie ihre Gefühle für einander leugneten und für sich behielten, doch mittlerweile waren sie kein Team mehr.

Auf Mission hatte John objektiv sein müssen, jetzt konnte er sich wenigstens zum Teil auf ihre Beziehung einlassen. Sicher, es stand immer noch die Air Force zwischen ihnen und die Geheimnistuerei machte es auch nicht gerade leichter, aber sie konnten zumindest in Sheppards Wohnung ganz sie selbst sein. Trotz dieser neugewonnenen Teilleichtigkeit vermissten sie doch ihr Leben auf Atlantis. Vor allem aber die gemeinsamen Stunden.

Tief im Inneren hofften die beiden Männer dennoch, dass sie irgendwann in die verlorene Stadt zurückkehren konnten. Solange die Antiker das Sagen in Atlantis hatten, würde das jedoch nicht geschehen. Sie würden keinen ihrer Freunde wiedersehen und sie würden auch nie mehr gemeinsam auf Mission gehen - etwas, dass Rodney unglaublich vermisste. Er konnte sich kaum noch daran erinnern, wie gut es sich angefühlt hatte, die Uniform anzuziehen.

„Willst du das wirklich?“, wollte Rodney versichernd wissen, druckste herum: „Ich meine, für mich ist es leicht, aber du bist…“

Hatten sie einen gewissen Punkt erst einmal überschritten und einander ihre wahren Gefühle gestanden, würde es kein Zurück mehr geben. Sie würden es nicht mehr vor sich selbst leugnen und dem anderen gegenüber abstreiten können. Sie könnten auch nie wieder in ihre alten Verhaltensmuster zurückfallen, sollten sie wider erwarten nach Atlantis zurückkehren können.

„Ich will es!“, fiel John ihm ins Wort und küsste ihn erneut. Als sie sich wieder lösten, wechselte er schnell das Thema und trat aufs Bett zu: „Oh man, den Geruch kriegen wir nie wieder aus den Laken. Hilf mir, sie zu wechseln.“

Anscheinend war Colonel Sheppard doch noch nicht so weit, bis zum Äußersten zu gehen, wie Rodney erleichtert feststellen musste. Jede positive Veränderung ihrer Freundschaft begrüßte er natürlich, doch musste man diesen Wandel auch nicht übers Knie brechen. zu signalisieren, dass sich etwas ändern würde, reichte eigentlich fürs Erste schon aus.

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„John!“, hielt Rodney ihn zurück, denn er wollte noch eine wichtige Sache klarstellen, bevor sie dieses Thema erst einmal wieder auf Eis legten. und als John ihm direkt in die Augen sah, gestand McKay kleinlaut: „Ich habe bei jedem Besuch ein T-Shirt von dir mitgehen lassen.“

Indirekt gab er zu, Sheppard wirklich vermisst zu haben, ohne es sagen zu müssen. Aber nicht nur sein Freund, sondern auch Atlantis fehlte ihm. Eben alles, was er mit diesem unverwechselbaren Geruch von John in Verbindung brachte. Alles Gute und Schlechte. Ronon, Teyla, die fortschrittliche Technologie, die ständige Lebensgefahr und die Weltrettungen, bei denen sie immer wieder über ihre Grenzen hinausgewachsen waren.

Sheppard erwiderte versöhnlich: „Ich weiß. Du hast ein Händchen dafür, meine Lieblingsshirts rauszupicken.“ und wandte sich wieder den Bettlaken zu. Rodney ging ihm zur Hand. Er war froh, dass John die ganze Sache nicht so schwer nahm, sondern sogar erleichtert zu sein schien.

„Ich hab dich ihretwegen nicht vermisst.“ Auch das wollte Rodney unbedingt noch sagen. Nachher würde er nicht mehr die Gelegenheit dazu haben und John sollte es wissen. Er sollte erfahren, wiesehr McKay ihn brauchte und wie wichtig er war, damit sich der Wissenschafter wohl fühlte. Und das alles wollte er ausdrücken, ohne es wirklich zu sagen.

„Und ich habe dein Schnarchen aufgenommen. Wir sind quitt.“, gestand John verzeihend und zuckte mit den Schultern. Seine Art zu sagen, dass er ähnlich empfand. Sie würden es nicht ändern können, dass sie sich bald wieder trennen mussten, aber sie könnten die Auswirkungen dieses Verlusts so gering wie möglich halten. Jetzt wo sie von den Geheimnissen des anderen wussten, würde es leichter fallen. Sie standen nicht mehr alleine da.

„Ich schnarche doch gar nicht.“, protestierte Rodney gekränkt und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Das zauberte bei John ein Lächeln auf die Lippen.

„Wenn wir hier fertig sind, kann ich dir gern das Video zeigen.“, zog Sheppard seinen Freund auf und warf ihm das dreckige Laken ins Gesicht. McKay rollte es zu einem Knäuel zusammen und presste es an seine Brust. Neben dem intensiven Geruch nach chinesischem Essen drang auch Johns unverwechselbarer Duft in seine Nase und er sog ihn automatisch tiefer ein.

Rodney maulte abfällig, während er den Kissenbezug entgegennahm und damit sein Knäuel vergrößerte: „Hast du nichts Besseres zu tun, als mich beim Schlafen zu filmen?“

Es war ihm peinlich, denn er wusste selbst, dass er manchmal merkwürdige Geräusche von sich gab, wenn er schlief, dass er auch schnarchte, wenn er schnupfen hatte, und dass er ab und zu sabberte. Das waren alles Dinge, die er nicht kontrollieren konnte und deswegen auch nie zugeben würde. Und John hatte das alles auf Band. Wenn das jemand sehen würde, würde ihn niemand mehr ernst nehmen. Schon gar nicht das Militär. Er wollte nicht einmal darüber nachdenken.

„Wenn du schon so fragst: Nein.“, witzelte Colonel Sheppard.

„Ich will das Band.“, sprach Rodney ein Machtwort, denn er war es leid, dass John sich über seine Reaktion auf das Video amüsierte. Außerdem wollte er alle Beweise an das vernichten, was er vielleicht irgendwann mal im Schlaf gemacht oder sogar gesagt hatte.

„Und ich meine T-Shirts.“, entgegnete John ebenso ernst, zuckte dann aber resignierend mit den Schultern und erwiderte: „Man bekommt nicht immer das, was man will, McKay.“

„Ich schon.“, wehrte Rodney vehement ab, ließ die schmutzigen Laken fallen, nahm John den Bettbezug ab und warf ihn auf den Stapel Dreckwäsche. Dann umschloss er mit seinen Händen Sheppards Gesicht und küsste ihn wie damals, als sie beide in seinem Quartier gesessen und sich über Glück unterhalten hatten. Langsam begriff er, warum John dieses Wort nicht mochte, denn sie hatten nie genug davon es wurde ständig vom Pech verfolgt.

Im Moment jedoch würde Rodney es sich nehmen lassen, ans Glück zu glauben, es zu genießen und festzuhalten, solange es ihm möglich war, denn er war nicht mehr allein. Er hatte John, wenigstens für ein Wochenende. Aber nicht nur das. In einigen Stunden würden sie in einem Restaurant mit Carson sowie Weir sitzen und über alte Zeiten plaudern.

Was danach kommen würde, wusste er nicht, aber solange er Johns Geruch in der Nase hatte und dieser ihm kleine Nachrichten aufnahm, war alles zumindest okay…

Ende


© 2008 Lenari


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