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How you remind me von Lenari

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Teil 3


Kapitel 7: Jack O’Neill Teil 2

- Freitag in aller Herrgottes Frühe -


Ich hatte die halbe Nacht hindurch über der Auswertung der Sprachanalyse verbracht und bis jetzt half es mir kein Stückchen weiter. Es ergab nichts, was ich nicht schon wusste. Weder bei Colonel O’Neill, noch bei Doktor Carter oder Doktor Jackson. Josh hatte mir alles vorbei gebracht, als ich gerade nach Hause gekommen war. Auch er hatte übermüdet ausgesehen. Er musste sich für mich die Nacht um die Ohren geschlagen haben. Ich würde ihm bei Gelegenheit dafür danken. Mir würde schon etwas einfallen.

Als ich gerade auf die Uhr sah, war es drei Uhr morgens. Ich sollte wahrscheinlich ins Bett gehen, bevor meine Frau gar nicht mehr mit mir sprach und ich den Rest unserer Ehe auf dem Sofa verbringen konnte, aber ich wollte einfach noch nicht aufgeben. Ich hatte nur einen Tag, um das eben Erfahrene in meinem Buch so zu verarbeiten, dass es glaubwürdiger wurde.

Die Beziehungen untereinander, die Vorurteile der ersten Begegnung und all die Unterschiede, die sie so einzigartig machten. Ich musste aufzeigen, dass manche Begebenheiten einfach größer waren, als ein einfacher Mensch. Dass es Dinge im Universum gab, die wir erst noch begreifen lernen mussten. Sie hatten alle Vier Dinge gesehen, die unfassbar waren.

Doktor Jackson war aufgestiegen, hatte ein Jahr auf Abydos verbracht, war schon mehrmals dem Tod nur knapp entronnen und er hatte einen sehr wichtigen Menschen verloren: Seine Frau. Colonel O’Neill hatte mehr als einmal auf einem fremden Planeten festgesessen und nicht geglaubt, wieder nach Hause zu kommen, er war rasend schnell gealtert, war kurzzeitig Wirt für einen Tok’ra gewesen und war sogar geklont worden.

Teal’c hatte sich gegen den gestellt, den er mal seinen Gott genannt hatte, war der Begründer der Jaffa-Rebellion und hatte mit dem Verlust seines Symbionten zu kämpfen gehabt. Doktor Carter - damals noch Major - war von einer Tok’ra namens Jolinar befallen worden, hatte ihren Körper kurzzeitig an ein Energiewesen verloren und hatte all ihre Lieben im Laufe der Zeit sterben sehen. Sie waren alle vom Schicksal verstoßene Kinder gewesen, aber sie hatten überlebt, weil sie nicht einfach aufgeben konnten.

Das Läuten des Telefons riss mich aus den Gedanken, zog mich ins Nebenzimmer. Ich meiner Eile stieß ich mich an der Kommode und fluchte leise vor mich her. Dana hatte einen leichten Schlaf. Sie war sicherlich schon von dem Krach wach geworden. Ich würde also nach diesem Gespräch meine Arbeit niederlegen und zu ihr ins Bett kriechen müssen, wenn ich ihren Zorn nicht auf mich ziehen wollte. Wer konnte das um diese späte Nachtzeit noch sein?

„Wilkins.“, meldete ich mich knapp und fuhr mir mit der Hand übers Gesicht, um die Müdigkeit loszuwerden.

„Das Buch ist Müll.“, hörte ich eine dunkle Männerstimme am anderen Ende der Leitung sagen.

„Was?“, fragte ich verwirrt. Irgendwie stand ich noch auf der Leitung. Es war zu spät in der Nacht oder halt zu früh am Morgen, um richtig wach zu sein.

„Sie haben schon verstanden. Es ist Schrott. Es taugt nicht mal dazu einen Tisch am Wackeln zu hindern.“, beleidigte der Mann mein Werk weiter. Plötzlich fiel der Groschen. Mir wurde endlich klar, wer das am Telefon nur sein konnte. Von einem Moment auf den anderen war ich so gut wie wieder hell wach. Gähnen tat ich trotzdem.

Ich fragte, während ich mich halb auf die Kommode setzte: „Colonel O’Neill, sind Sie das?“

„Wer sonst, Sie Scherzkeks. Oder haben Sie noch einem anderen Ihr Manuskript überlassen?“, maulte dieser mich an. Irgendetwas schien ihn mächtig zu wurmen und das schien nicht wirklich mein Buch gewesen zu sein. Mehr die Tatsache, dass ich ihn wirklich dazu hatte bewegen können, sich durchzuringen und mich anzurufen.

„Nein, natürlich nicht.“, gab ich etwas durcheinander zurück. Ich war immer noch nicht ganz bei mir. Es war spät, ich schlief schon fast und in meinem Kopf schwirrte es. Das Buch nahm mich voll und ganz ein. Schließlich hakte ich nach: „Was gefällt Ihnen nicht?“

„Alles. Die Charaktere entsprechen nicht der Wirklichkeit, die Handlung ist undurchsichtig und die Zusammenhänge sind vollkommen aus der Luft gegriffen.“, zählte Jack auf. Das war dann so gut wie alles, was in dem unfertigen Werk bis jetzt vorhanden war. Wenigstens hatte er nichts von Rechtschreibfehlern erwähnt.

„Vielleicht sollten Sie dann in Ruhe mit mir darüber reden.“, schlug ich vor.

„Als ob Sie nicht schon längst mit den anderen gesprochen haben.“, wandte er ein. Er hatte wirklich eine ausgezeichnete Menschenkenntnis, das musste man ihm lassen. Aber das hätte sich wohl auch jeder andere zusammenreimen können, der auch nur etwas Grips besaß.

„Ich dachte schließlich, es interessiert Sie nicht.“, erwiderte ich lapidar.

„Tut es auch nicht.“, wehrte O’Neill ab.

„Und wieso rufen Sie dann an?“, fragte ich nach, versuchte dabei so verwundert wie möglich zu klingen.

Er würde es mir keine fünf Sekunden abkaufen. Ich war einfach ein schlechter Lügner. Aber bis jetzt hatte mir noch jeder gesagt, dass er etwas für Sarkasmus übrig hatte, also wieso es nicht einfach mal versuchen. Er hatte mein Werk und damit auch mich gerade bis aus Blut kritisiert, tiefer konnte ich seinem Ansehen also auch nicht mehr sinken.

Er gab zurück: „Um Ihnen zu sagen, dass das Buch nichts taugt.“

„Es ist aber schon mal ein guter Anfang, sonst hätten Sie es wohl kaum gelesen, Colonel.“, bemerkte ich grinsend.

Wieso konnte er nicht einfach zugeben, dass er mir bei meinem Buch helfen wollte, und diesen Affentanz endlich beenden. Ich wollte endlich ins Bett. Ich war hundemüde und vermisste den warmen, weichen Körper meiner Frau. Ich merkte noch rechtzeitig, wie meine Gedanken abzudriften begannen und riss mich zusammen.

„Mir war langweilig.“, konterte er defensiv.

Er war vielleicht einer der größten Helden dieses Jahrtausends, aber auch nicht mehr als ein sturer Esel, wie ich schon so viele in meinem jungen Leben getroffen hatte. Ich war mir auch fast sicher, dass er endlich seine Geschichte erzählen wollte und nur einen Vertrauensbeweis gebraucht hatte - etwas, dass ihm bewies, dass ich nicht einer dieser schmierigen Klatschkolumnisten war, sondern versuchte, ein ernstzunehmender Schriftsteller zu werden.

„Nein, Sie waren neugierig und jetzt, wo Sie wissen, dass Sie nicht so ganz positiv rüber kommen, wollen Sie mich kritisieren, bis ich es nicht mehr drucke.“, stellte ich richtig.

Auch ich hatte eine nicht zu verachtende Menschenkenntnis und darüber hinaus auch keine Angst vor ihm. Er war auch nur ein Wesen aus Fleisch und Blut. Zugegeben, eines mit einem verdammten Dickkopf, aber auch der war zu brechen, wenn man es nur richtig anstellte. Er war einer der Menschen, denen man erst vor den Kopf stoßen musste, bevor sie sich dazu durchrangen, sich mit einem vernünftig zu unterhalten.

„Ist nicht wahr!“, versuchte er sich herauszureden.

Ich hakte herausfordernd nach: „Was ist dann die Wahrheit?“

„Sie wollen meine ehrliche Meinung hören?“, wollte er vorsorglich wissen.

Das brachte mich zum Grinsen. Welchen Sinn hätte sonst dieses Gespräch um diese so unchristliche Zeit gehabt?

„Ja, deswegen bin ich doch zu Ihnen gekommen. Von niemand anderem kann ich sie erwarten.“, antwortete ich aufrichtig.

„Kennen Sie O’Malleys?“, fragte der Colonel ausweichend. Mir sollte es recht sein. Dann erfuhr ich eben erst bei einem Essen, was er mir zu sagen hatte. Ich hatte alle Zeit der Welt, wenn es um seine Meinung ging.

„Sicher!“, gab ich zurück.

Er bestimmte: „Sonntag um zwei. Ich werde keine Sekunde warten, also sein Sie pünktlich.“

„Werde ich.“, versprach ich, doch Colonel O’Neill hatte bereits aufgelegt.

Ich war immer noch verwirrt. Mit seinem Anruf hatte ich eigentlich nicht so früh gerechnet. In ein paar Tagen vielleicht, wenn überhaupt. Ich hängte den Hörer wieder ein und schüttelte den Kopf, um meine Gedanken frei zu bekommen. Heute Abend würde ich wohl keine klaren Zusammenhänge mehr erkennen, also beschloss ich, ins Bett zu gehen. Morgen oder heute, wie auch immer man das sehen wollte, hatte ich immer noch genug Zeit, die Aussagen und Analysen zu zerpflücken. Jetzt wollte ich nur noch zu Dana ins Bett.


Kapitel 8: Doktor Daniel Jackson Teil 2

- Freitagvormittag -


„Ich bitte vielmals um Entschuldigung.“, bat Doktor Jackson gestresst und rechtfertige sich auch sofort für sein Zuspätkommen:„Sie wissen gar nicht, wie schwer es ist, einen Platz bei den Asgard-Beam-Portalen zu bekommen. Ich musste fast eine Stunde anstehen.“

Erließ sich mir gegenüber auf die rot gepolsterte Sitzbank sinken, welche den kleinen Holztisch umschloss. Daniel hatte sich für einen dieser Pancake-Läden entschieden, die im Stil der Sechziger angelegt waren. Für mich jedoch zählte nur, dass es Kaffee gab und ich etwas in den Bauch bekam. Ich hatte doch glatt verschlafen und war auch erst vor einigen Minuten am Cafe angekommen. Jackson schien eine ebenso kurze Nacht wie ich gehabt zu haben, denn nun gähnte er herzhaft und bestellte erst einmal eine große Tasse, schwarzen Kaffee. Ich ließ auch noch einmal nachfüllen. Während ich ihm erklärte, dass ich ebenfalls zu spät gekommen wäre, studierte er interessiert die Speisekarte. Ich hatte bereits bestellt.

„Übrigens schönen Gruß von O’Neill.“, teilte Daniel mir ohne Umschweife mit.

Einen Moment blickte ich ihn verwundert an, doch dann fiel der Groschen. Er lebte in Nevada und seine Wohnung war nur zehn Minuten von diesem Lokal entfernt. Wieso also Asgard-Beamtechnologie benutzen? Er musste in Minnesota gewesen sein. Vielleicht war das nur Zufall. Eventuell aber auch nicht.

„Dann habe ich es Ihnen wohl zu verdanken, dass er mich um drei Uhr morgens angerufen hat.“, schlussfolgerte ich.

Einen Moment sah Doktor Jackson mich verwundert an, dann meinte er: „Davon weiß ich nichts, aber wenn er es getan hat, dann sicher nicht meinetwegen.“

Also hatte er O’Neill doch nicht überredet. Dann hatte ihn wirklich nur mein Manuskript überzeugt. Eigentlich ein ziemliches Armutszeugnis, denn er hatte es gnadenlos zerrissen und als Schrott bezeichnet. Wenn Jack nun nichts Positives daran fand, dann konnte ich auch genauso gut noch einmal von vorn beginnen oder es gar ganz lassen. Ich würde wohl bis Sonntag warten müssen, um zu erfahren, was ihm nicht gefiel.

„In den Berichten kam es immer so rüber, als hätten Sie großen Einfluss auf Ihn gehabt.“, stellte ich fest.

„Möglich, aber nur, wenn sein Gewissen das genauso gesehen hat.“, erwiderte Daniel amüsiert. „Ich habe vor ihm noch nie jemanden kennen gelernt, der gleichzeitig so einfach und so kompliziert war. Er überrascht einen immer wieder. Er sagt Dinge, die man nicht von ihm erwartet hat, und danach gleich wieder etwas, das so typisch für ihn ist. Ich werde bis heute nicht aus ihm schlau und das ist auch gut so.“

Jacksons Augen lachten, als er von O’Neill sprach. Da war soviel Freundschaft und Liebe für den ehemaligen Colonel, dass es mir fast die Sprache verschlug. Sie waren Brüder. Es bewegte mich sehr, zu sehen, wie nahe sie sich nach all der Zeit noch standen. Bei dem, was sie zusammen durchgemacht hatten, war das auch kein Wunder. Trotzdem ließ mich das unbestimmte Gefühl nicht los, dass da noch etwas war, dann Daniel mir etwas verheimlichte.

„Hat sich Jack O’Neill eigentlich sehr verändert, seit er das Stargatecenter verließ?“, war meine nächste Frage.

„Nein, eigentlich nicht.“, antwortete Doktor Jackson kopfschüttelnd. „Er hat sich nur nie viel aus Publicity gemacht und war lieber für sich allein. Es ist nicht so, dass er verbittert ist, wie die Medien es gerne darstellen wollen, er will nur nicht im Mittelpunkt stehen. Er ist sehr bescheiden. Er ist noch genauso sarkastisch, hilfsbereit und stur wie damals. Und er hat es immer noch nicht gelernt, über seinen eigenen Schatten zu springen. Es fällt ihm so unendlich schwer, über Gefühle und den ganzen Quatsch zu sprechen.“

„Besonders mit Doktor Carter, richtig?“, folgerte ich.

Jackson hätte nicht einmal antworten müssen, ich sah es in seinen Augen. Sie wurden traurig - irgendwie melancholisch. Sein bester Freund hatte nie auch nur eine Silbe über den Vorfall vor drei Jahren verloren und das schien alle sehr mitzunehmen. Ihr Team war daran zerbrochen. Sicher fühlte Daniel sich immer wie ein Verräter, wenn er mit Jack oder Sam zusammen war. Zumindest würde es mir so gehen, wenn zwei meiner besten Freunde nicht mehr mit einander reden würden. Dieser Zustand musste sich doch ändern lassen.

„Richtig!“, stimmte er zu. „Was auch immer genau passiert ist, Jack gibt sich daran die Schuld. Jakob war wie ein Bruder für ihn. Ihn sterben zu sehen, muss furchtbar für beide gewesen sein. Ich kann gut verstehen, warum Sie nicht darüber reden wollen.“

„Wo waren Sie zu dem Zeitpunkt?“, hakte ich nach.

Daniel überlegte einen Augenblick, bevor er zu berichten begann: „Teal’c und ich sind vorausgegangen, um uns ein Frachtschiff zu sichern. Wir hatten getrennt Sprengladungen angebracht, um gegebenenfalls die Raumstation der Goa’uld in die Luft jagen zu können, sollten wir das Symbiontengift verlieren oder gefangen genommen werden. Als wir Jack anfunkten, um zu hören, wie es bei ihnen gelaufen war, war er bereits auf dem Rückweg. Er sagte nur: ‚Nicht so gut.’ Als er eintraf, war Sam bewusstlos und Jakob verschwunden.

Jack befahl Teal’c zu starten und wir sind weggeflogen. Ich weiß auch noch, dass Jack noch mit Sam gesprochen hat, aber ich habe keine Ahnung worüber. Ich weiß nur, dass sie danach nicht mehr miteinander redeten und Jack das Stargate - Center verlassen hat. Das ist dann auch seit drei Jahren der neuste Stand der Dinge. Teal’c und ich hatten natürlich versucht, die beiden zusammenzubringen, aber leider war das schwieriger als vorher angenommen. Sam hatte sich in ihre Arbeit verkrochen und Jack hatte sich geweigert, seine Hütte in Minnesota zu verlassen.“

„Vielleicht bekomme ich es ja hin?“, überlegte ich laut. „Ich reise in ein paar Tagen nach Chulak, eventuell könnte ich Sie dazu bringen, mich zu begleiten.“

„Das könnte klappen.“, murmelte Jackson und ich konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn zu arbeiten begann. „Wenn Sie Sam überreden, dann mache ich dasselbe mit Jack. Er ist sentimental, wenn es um Jahrestage geht. Er rastet immer aus, wenn ich unseren vergesse, auch wenn es dabei nur um den Tag unseres Kennenslernens geht. Wenn ich ihm glaubhaft verkaufen kann, dass wir Teal’c bereits zehn Jahre kennen, was auch ungefähr hinkommt, dann schaffe ich es vielleicht, ihn aus seiner Hütte wegzulocken.“

„Und wenn er die Finte durchschaut?“, fragte ich realistisch nach.

Daniel antwortete prompt: „Sage ich ihm einfach, dass wir vor- oder nachfeiern, weil Sam ja auch feiern wollte und die beiden ja nicht miteinander reden. Dann hat er auch gleich ein schlechtes Gewissen und willigt ein.“


Zwischenspiel Slash (als Skipper bitte beim nächsten Zwischenspiel weiterlesen)


„Oh man, die lügen ja ständig.“, platzte es auch schon aus Joshua heraus, kaum, dass wir an seinem Arbeitsplatz Platz genommen hatten.

Ich sah ihn verblüfft an und er zuckte nur unschuldig mit den Schultern. Manchmal vergaß ich, dass er keinen Gedanken für sich behalten konnte und von Diplomatie nicht gerade viel hielt. Sein Mund war oft schneller als sein Gehirn. So wusste ich wenigstens, woran ich war. Ich fand seine Offenheit sehr erfrischend, wenn man bedachte, mit welchen Schaumschlägern ich mich sonst so herumschlagen musste. Politiker konnten sehr anstrengend sein.

„Wie meinst du das?“, wollte ich wissen.

„Max, dir als Verhaltensforscher sollte das eigentlich aufgefallen sein.“, tadelte er mich kopfschüttelnd und öffnete einige Dateien auf seinem Computer.

Ich starrte auf eine Mischung aus Sprachmustern, Diagrammen und Analysen. Wirklich schlau wurde ich daraus jedoch nicht. Genauso gut hätte er mir eine Anleitung für eine Gehirnoperation zeigen können oder eine wirtschaftliche Marktanalyse. Das wusste Josh jedoch ganz genau.

Deswegen begann er im selben Atemzug auch bereits zu erläutern: „Hier, diese Ausschläge bedeuten, dass die Person lügt. Doktor Jackson hat die in fast jedem Satz. Nicht, dass er wirklich lügt, aber er verheimlicht was, soviel ist sicher.“

Ich für meinen Teil konnte nur einen von vielen Ausschlägen sehen, die sich sporadisch wiederholten. Dass es sich dabei um die grafische Darstellung eines Sprachmusters handelte, wusste ich lediglich, weil ich das schon öfter in verschiedenen Filmen gesehen hatte.

„Ach so, das habe ich mir auch schon gedacht. Lass mich raten, immer, wenn er O’Neills Namen ausspricht.“, winkte ich ab.

Das bewies mal wieder, dass mein Studium doch etwas gebracht hatte.

„Nein, dann siehst du solch einen Ausschlag. Er ist eindeutig verliebt.“, erwiderte Joshua besserwisserisch und wies mit dem Finger auf eine andere Kurve.

„Was?“, fragte ich irritiert. „Du musst dich irren.“

Mich hatte fast der Schlag getroffen. Dass sich mehr zwischen den beiden Männern abspielte, als einfache Freundschaft war mir klar gewesen, aber so weit wäre ich nicht gegangen. Zumindest nicht bei O’Neill. Es war allgemein bekannt, dass Militärs eine gewisse Abneigung zur Homosexualität besaßen. Erst recht in den eigenen Reihen. Jedoch erklärte dies einiges.

„Maschinen irren sich nicht, na ja, sollte das Programm wirklich einwandfrei funktionieren, und ich mache auch keine Fehler. Was auch immer er dir über die Beziehung zwischen Carter und O’Neill gesagt hat, es war so gut wie gelogen, denn es trifft vielmehr auf ihn und den Colonel zu.“, fuhr Joshua ungeirrt fort und öffnete eine weitere Analyse.

Alles war er sagte, konnte er mir auch belegen. Doch es waren noch lange keine stichhaltigen Beweise.

Leise murmelte ich vor mir hin: „Das würde so einiges erklären.“ und versuchte vergebens meine Gedanken zu ordnen.

„Viel wichtiger ist doch, wirst du es verwenden?“, fragte mein Freund neugierig und sah mich abwartend an.

„Ich weiß es nicht.“, antwortete ich ehrlich.

Konnte ich das denn einfach? Es ging hier schließlich um das Privatleben zweier sehr berühmter Leute, dass ich nicht in den Dreck ziehen wollte. Es würde auch ein schlechtes Licht auf den Rest der Air Force werfen. Andererseits wollte ich in meinem Buch doch ehrlich sein und Tatsachen schildern. Wie könnte ich dann diese Wahrheit verschleiern. Wiederum würde niemand mein Buch drucken, sollte ich diese pikiere Situation darin verarbeiten, und ich würde sofort das Vertrauen zu SG-1 verlieren, welches sowieso nur auf wackligen Beinen stand. Eine wirklich schwere Entscheidung. Eine, die ich sicher nicht treffen würde, bevor ich alle Seiten und die ganze Wahrheit kannte.

„Also, wenn du immer noch die ungeblümte Wahrheit schreiben willst, dann musst du es wohl tun.“, sprach er meine Gedanken aus.

„So werden Sie mich das Buch aber sicher nicht drucken lassen.“, erwiderte ich, um ihm mein Dilemma aufzuzeigen.

„Dann sag es Ihnen nicht.“, meinte Josh nur.

So etwas konnte nur von ihm kommen. Bei der Fülle an Menschen, die dieses Buch absegnen mussten, war das sicher nicht leicht. Außerdem hatte ich nicht vor, ein Buch zu schreiben, dass dann niemand lesen durfte. Ich hatte zuviel Zeit geopfert, meine Frau zu sehr vernachlässigt. Für Josh war leicht reden, wenn er drei Tage und Nächte durcharbeitete, störte das niemanden. Er hatte weder Frau noch Kinder. Er war einer dieser typischen Junggesellen. Ich jedoch hatte Verpflichtungen, die ich nicht so einfach ignorieren konnte, nur weil es mir gerade in den Kram passte.

„Das kann ich nicht. Sie vertrauen mir. Sie zu belügen wäre einfach nur falsch. Ich muss mir was anderes einfallen lassen.“, legte ich dieses brisante Thema erst einmal auf Eis.

„Heißt das, ich habe mir umsonst die Arbeit gemacht?“, wollte er entrüstet wissen und verzog schmollend das Gesicht, was mich sofort an die Geschichtsstunden während unserer Schulzeit erinnerte.

„Nein, ich bin dir natürlich sehr dankbar und ich kann sicher viel verwenden, nur eben das nicht.“, wandte ich ein und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.

„Das ist aber nicht Nichts!“, entrüstete er sich verständnislos. „Du musst sie zumindest darauf ansprechen. Sollte ich mich wirklich irren, dann kann ich dieses Programm vergessen. Das Pentagon verlässt sich darauf, dass es funktioniert. Ich meine, ich kann dir sogar sagen, wie er sich fühlte, während er nichts sagte.“

Joshua war neugierig. Zwischenmenschliche Beziehungen faszinierten ihn, er hatte nur nie viel Zeit dafür. Von Heirat hielt er nichts und seine längste Beziehung ging höchstens ein paar Monate. Ich machte mir schon gar nicht mehr die Mühe, die Namen seiner Eroberungen zu behalten. Andererseits hätte ich Dana ohne ihn bis heute noch nicht um ihre Hand gebeten und es wären auch nicht unsere Zwillinge unterwegs.

„Dann ist meine Arbeit nur ein Test für dich?“, stichelte ich voll gespielter Empörung.

„Klar! Ich helfe dir und du mir, so läuft das unter Freunden.“, antwortete Josh ehrlich und wedelte mit seiner Hand zwischen uns beiden hin und her.

Im nächsten Moment mussten wir beide lachen. Er hatte Recht. Genauso lief das zwischen Freunden und ich schuldete ihm noch so einiges. Ein paar kleine Opfer sollten da dann doch wohl drin sein, oder? Mehr als alles abstreiten konnten Doktor Jackson und Jack O’Neill nicht. Sicher würden sie dann auch nicht mehr mit mir reden, aber das Risiko sollte ich doch bereit sein, einzugehen, nicht wahr?

„Ich kann Doktor Jackson nicht einfach fragen, ob er mehr für seinen besten Freund empfindet, als Brüderlichkeit. Nicht ohne mir ganz sicher zu sein. Also, bist du dir sicher, dass sich dein Programm nicht irrt?“, fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach.

„Wann habe ich mich schon mal geirrt“, begann Josh, bemerkte meinen skeptischen Blick und schickte sofort noch hinterher: „…wenn es um Computer ging?“

„Gut, dann frage ich ihn.“, versprach ich und betete, dass ich mir nicht gerade mein eigenes Grab geschaufelt hatte. Seufzend und voller Theatralik schickte ich hinterher: „Oh man, der Colonel wird mich sicher dafür umbringen. Tu mir einen Gefallen und kümmere dich um meine Frau.“

„Jetzt übertreibst du.“, lachte Josh und zündete sich eine Zigarette an.


Zwischenspiel Skipper (als Slasher bitte beim nächsten Kapitel weiterlesen)


„Und?“, fragte ich neugierig und ließ mich neben Joshua in einen Stuhl sinken. „Irgendwas Spannendes herausgefunden?“

Wir hatten es uns auf meiner kleinen Terrasse, welche sich hinter dem Haus befand, gemütlich gemacht. Zigarettenqual lag in der Luft, jedes Mal, wenn Josh an einer solchen zog. Eine Angewohnheit von ihm, an die ich mich mittlerweile gewöhnt hatte. Über Jahre hinweg hatte ich versucht, es ihm auszureden. Ohne Erfolg.

„Außer dass Doktor Carter in Jack O’Neill verliebt ist?“, wollte er grinsend wissen und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus.

„Ja, mal abgesehen, davon.“, bestätigte ich.

„Nicht viel.“, gab Josh zurück. „Sie sind alle nicht besonders glücklich und haben eine ganze Menge Schuldgefühle. Aber das wusstest du sicher schon.“

Ja, das wusste ich schon. Selbst ein Blinder würde es ihnen anmerken. Wenn ich nur wüsste, ob ich das ändern könnte. Doktor Jackson unterstützte zwar diesen waghalsigen Versuch, Carter und O’Neill wieder zusammenzubringen, aber ob es uns wirklich gelang, war fraglich. Ohne die Hilfe von Teal’c würde es uns sicher nicht gelingen. Am Montag würde ich sehen, wie begeistert er von mir war.

Nachdenklich erwiderte ich: „Wenn ich nur wüsste, was damals zwischen ihnen geschehen ist? Niemand wollte oder konnte mit mir darüber reden.“

„Ich habe leider auch nichts Näheres herausfinden können.“, erstickte Josh meine letzte Hoffnung im Keim und zuckte mit den Schultern. Wie hätte er mir dabei auch helfen sollen. Sein Programm konnte vieles, aber sicher keine Gedanken lesen. Jedenfalls jetzt noch nicht, aber bei seinem Erfindungsgeist war das nur eine Frage der Zeit.

„Trotzdem Danke.“ Ich klopfte Joshua freundschaftlich auf die Schulter und nahm einen Schluck von meinem kühlen Bier. Das würde wohl in nächster Zeit der letzte Männerabend gewesen sein, da war es nur fair, nicht weiter über die Arbeit zu reden.

Als hätte er meine Gedanken gelesen, fragte er: „Wo ist eigentlich deine hübsche Frau?“

Suchend schweifte sein Blick durch den kleinen Garten und dann hinüber zum Haus.

„Bei einer Freundin. Sie veranstalten eine Babyparty. Dieser Abend gehört ganz uns Männern.“, winkte ich ab und hielt ihm meine Bierflasche entgegen. Er stieß mit mir an, dass das Glas leicht erklang.

„Darauf trinken wir.“, prostete er mir zu und nahm einen großen Schluck. Mit einem Blick gen Himmel meinte er dann plötzlich: „Übrigens, ich habe dein Buch gelesen.“

„Wirklich?“, hakte ich ungläubig nach. Josh war eigentlich keine Leseratte und von Unterhaltungsliteratur - wie er alle Bücher nannte, auf denen nicht ‚Fachliteratur’ geschrieben stand - hielt er herzlich wenig. Ich fühlte mich deswegen doch geehrt, auch wenn ich immer noch nicht genau wusste, wie er an das Manuskript gekommen war. Das würde wohl auch Joshuas Geheimnis bleiben. Ich hatte es ihm angeboten, aber er hatte es sich nie geholt.

„Klingt fast so, als würdest du mir das nicht zutrauen?“, meinte er mit gespielter Entrüstung und verzog schmollend das Gesicht. Ich musste unwillkürlich grinsen. Er war ein schlechter Schauspieler.

„Doch, natürlich. Ich war nur überrascht. Du reagierst normalerweise allergisch auf Lektüre, die nichts mit deiner Forschung zu tun hat.“, erwiderte ich ehrlich und er konnte nur zustimmend nicken.

„Ich war neugierig.“, verteidigte er sich schließlich noch.

Neugierig hakte ich nach: „Und?“

„Der Colonel hatte Recht.“, meinte Joshua mit ernstem Blick. Wenn das schon von ihm kann, dann konnte es nur stimmen. Ich musste mich also noch mehr anstrengen. Mein Freund war schließlich ein ziemlich schlechtes Publikum und Jack O’Neill war auch nicht leichter zufrieden zu stellen. Am Liebsten hätte ich gefragt, was ihm konkret nicht gefallen hatte, doch das würde ich nicht heute Abend tun. Die Arbeit konnte auch bis morgen warten.

Seufzend ließ ich mich tiefer in meinen Liegestuhl sinken und voller Theatralik schickte ich hinterher: „Wenn selbst du das schon sagst, kann ich auch gleich aufgeben und mich von der nächsten Brücke stürzen. Kümmre dich bitte um Dana und die Zwillinge.“

„Jetzt übertreibst du aber.“, lachte Josh und zündete sich eine neue Zigarette an.


Kapitel 9: General George Hammond

- Freitagnachmittag -


„Danke, dass Sie sich heute für mich Zeit genommen haben. Ich bin Ihnen dafür wirklich dankbar.“, bedankte ich mich bei General George Hammond nachdem ich mich vorgestellt und er mich hereingebeten hatte. Wir setzten uns an einen Tisch im Wohnzimmer seines Hauses und ich legte meine Unterlagen auf den Tisch.

„Doktor Carter hat mich überredet.“, meinte er leicht lächelnd.

„Dann muss ich mich wohl auch bei ihr bedanken.“, erwiderte ich und packte auch mein Diktiergerät aus. Vorsorglich hakte ich nach, als ich des Generals Blick bemerkte: „Es macht Ihnen doch nichts aus, oder?“

„Nein, nein.“, winkte er ab und lehnte sich etwas in seinem Stuhl zurück. „Ich hörte auch, dass Sie Jack zu einem Interview überreden konnten. Meinen Respekt.“

Ich wehrte ehrlich ab: „Na ja, es ist nicht wirklich ein Interview, viel mehr eine Art Standpauke. Er zerreißt mein Buch in der Luft bevor ich es fertig geschrieben habe und ich versuche mich vergebens zu rechtfertigen.“

Ich wusste wirklich noch nicht, was ich von dem Treffen mit O’Neill zu erwarten hatte, aber damit würde ich mich befassen, wenn es soweit war. Im Moment konnte ich sowieso nichts ausrichten und hellsehen hatte ich noch nicht gelernt. Ich musste diese Begegnung wohl oder übel auf mich zukommen lassen.

„So grausam ist er nicht.“, versuchte der General mich zu beruhigen und ich hätte ihm gern geglaubt.

„Nur ehrlich.“, entgegnete ich realistisch. Allein diese Tatsache konnte bereits mein Selbstvertrauen und meine Arbeit an dem Buch zerstören. Also versuchte ich nicht daran zu denken und wechselte schnell das Thema: „Aber nun zu Ihnen. Erzählen Sie mir doch etwas über Ihre Zeit im SGC. Welche Eindrücke konnten Sie von den dort arbeitenden Personen sammeln?“

„Dass ich die meiste Zeit überflüssig war.“, scherzte Hammond ausgelassen. „Jeder hat seinen Job ausgezeichnet erledigt, es gab nie viel zu meckern. Alles in allem war es der beste Posten, den ich je hatte. Bei so einem Stab aber auch nicht weiter verwunderlich.“

Ich konnte richtig sehen, wie die Erinnerungen in sein Bewusstsein zurückkehrten und ihn mit auf eine Reise in die Vergangenheit nahmen. Ich beneidete ihn dafür. Er hatte mit den Besten der Besten zusammenarbeiten dürfen. Es muss eine tolle Zeit gewesen sein.

„Und SG-1?“, hakte ich ermunternd nach.

„Sie waren das Flaggschiff und sind Menschen, denen ich bedingungslos vertraue. Sie würden niemals einen Mann zurücklassen, egal welcher Spezies er angehört.“, berichtete George Hammond mit vor Stolz geschwelter Brust. Dennoch musste er eingestehen: „Ich muss aber auch zugeben, dass ich es nicht immer einfach mit ihnen hatte. Besonders nicht mit Jack.“

„Ich hörte bereits, dass er sich mit Diplomatie ziemlich schwer tat.“, sagte ich ruhig.

„Das ist noch untertrieben. Außerdem schaffte er es nie rechtzeitig, seine Berichte abzugeben, handelte auf eigene Faust, missachtete Befehle, wenn sie ihm nicht passten, und scheute sich auch nicht davor, jedem die Meinung zu sagen, wenn er es für angebracht hielt.“ Ich konnte mir richtig vorstellen, wie der General jedes Mal den Kopf geschüttelt hatte, wenn eines dieser Dinge geschah. Ich hätte nicht mit ihm tauschen wollen.

„Klingt wie der perfekte Soldat.“, scherzte ich.

Mit einem Lächeln erwiderte Hammond: „Ich muss zugeben, er hatte meistens recht und wenn ich nicht der Kommandeur des Programms gewesen wäre, hätte ich ihm gern öfter offen zugestimmt.“

„Doktor Jackson hat Ihnen sicher auch so manche schlaflose Nacht bereitet, nicht wahr?“, fragte ich weiter. Mich interessierte des Generals Sicht auf alle Mitglieder des Stargateprogramms, vorrangig jedoch auf das SG-1-Team.

„Er hatte ein Talent dafür, sich in Gefahr zu bringen, wenn man so will. Mit Ausnahme von Doktor Carter habe ich lange keinen so brillanten Menschen mehr getroffen. Daniel ist ein leidenschaftlicher Verfechter der Menschenrechte, ein Pazifist und Menschenfreund. Ohne seine Sicht der Dinge wären einige Missionen sicher katastrophal verlaufen.“, teilte Hammond mir offen mit und es kam mir fast vor, als würde er von seinem Sohn reden. Irgendwie waren es die Soldaten seines Kommandos auch.

„Und ohne Carters Köpfchen wären wir nicht mehr hier.“, fügte ich hinzu.

„Stimmt genau. Ich kann mir bis heute nicht erklären, wie sie es immer wieder geschafft hat, sich solch verrückte Pläne auszudenken, die darüber hinaus noch funktionierten.“, fuhr er ehrfurchtsvoll fort.

Ich hakte interessiert nach: „Und Teal’c?“

„Er war immer auf O’Neills Seite, was wenig erstaunlich ist, besitzen sie doch dieselben charakterlichen Grundzüge. Er war immer loyal und ehrlich, wenn auch sehr schweigsam. Manchmal kam es einem schon so vor, als müsste man ihm jedes Wort aus der Nase ziehen. Aber auf seine Stärke und Weisheit hätte ich nicht verzichten wollen.“

Teal’c war nicht nur dem Colonel charakterlich ähnlich, sondern auch dem General. Sie waren alle drei Soldaten, da war es wohl wenig verwunderlich. Viele Männer in ihren Positionen wiesen dieselben Charakterzüge auf, das hatte ich bereits während meines Grundstudiums gelernt. Nur Frauen bildeten oft genug eine Ausnahme, aber davon gab es auch nicht sehr viele in hohen Positionen, selbst heute noch nicht.

„Es war sicher sehr schwer ihn vor all den Organisationen zu beschützen, die ihn zu gern untersucht hätten.“, hakte ich weiter nach.

„Nachdem der Präsident erst einmal überzeugt war, war das eigentlich meine kleinste Sorge. Am meisten Probleme machte die Geheimhaltung. Die Menschheit war damals noch nicht bereit, obwohl ich gern mal dem einen oder anderen die Meinung gesagt und ihn durchs Stargate gejagt hätte. Einigen Politikern hätte dies sicher gut getan.“, schilderte George Hammond und lachte, als er sich vorstellte, welche Gesichter diese bestimmten Politiker gemacht hätten.

„Das hat sich leider nicht sehr geändert.“, musste ich zugeben. Der General nickte zustimmend.

Dann fragte er: „Gibt es noch etwas, dass Sie wissen möchten?“

„Vorerst nicht, aber ich würde mich freuen, wenn Sie mich nach Chulak begleiten würden. Es wäre doch sicher auch für Sie eine willkommene Überraschung das alte Team mal wieder vollständig versammelt zu sehen.“, lud ich ihn ein. Ich hielt es nur für fair, ihn an unserem Erfolg - zumindest hoffte ich, dass es einer werden würde - teilhaben zu lassen.

„Glauben Sie wirklich, dass Sie das hinbekommen?“, hakte George Hammond skeptisch nach.

„Doktor Jackson hat mir bereits seine Unterstützung zugesagt. Ich dachte, ich könnte vielleicht auch mit Teal’cs und Ihrer rechnen.“, antwortete ich ehrlich.

„Das können Sie.“, bestätigte er.


Kapitel 10: Jack O’Neill Teil 3

- Sonntagmittag -


Als ich die Tür zu O’Malleys öffnete und eintrat, saß der ehemalige Colonel bereits an der Bar und trank ein großes, helles Bier. Ich hoffte inständig, dass er noch nicht lange wartete und nicht allzu sauer war. Ich hatte mich beeilt, aber meine Frau hatte mich einfach nicht gehen lassen wollen. Sie hatte etwas von einem schlechten Gefühl gesagt und dass ich sie nicht alleine lassen sollte. Also musste ich erst warten bis Josh bei uns war. Ein Glück für mich, dass ich mich immer auf ihn verlassen konnte.

„Hallo.“, begrüßte ich O’Neill, nachdem ich an die Bar getreten war, und reichte ihm die Hand.

„Sie kommen zu spät.“, sagte er nur, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Das Gespräch fing nicht gerade gut an und es würde für mich sicher auch nicht viel besser werden. Jack war ein komplizierter Mann, egal wie einfach gestrickt er auch auf den ersten Blick schien.

Ich versuchte mich zu rechtfertigen und den Schaden zu begrenzen, indem ich erwiderte: „Tut mir wirklich leid, aber…“

„Ist mir egal.“, unterbrach er mich einfach und nahm einen Schluck seines Biers - leerte das Glas in einem Zug und bestellte ein neues.

„Okay, dann fangen wir am besten gleich an.“, kam ich zum eigentlichen Grund unseres Hier seins und holte das Diktiergerät aus der Jackentasche. Wieder fragte ich: „Macht Ihnen doch nichts aus, oder?“

„Zuerst einmal, ich bin viel witziger, als Sie geschrieben haben.“, kam O’Neill ohne Umschweife zur Sache. Er hatte wohl nur darauf gewartet, dass ich es hervorholte. Er wollte wohl, dass ich es auch ja nicht vergaß. Wie könnte ich. Er war schließlich auch viel direkter und unhöflicher, als ich ihn beschrieben hatte, aber das würde ich ihm sicher nicht auf die Nase binden. Er schien so schon nicht gut auf mich zu sprechen zu sein - oder er wollte es einfach nur nicht.

„Ist notiert.“, meinte ich nur knapp. Ich hätte ihm wohl kaum widersprechen können.

Als nächstes kritisierte Jack: „Und was Carter angeht, haben Sie ihre Brillanz und ihren Mut nicht annähernd rübergebracht.“

„Mal ganz abgesehen von ihrer Schönheit.“, fügte ich hinzu, um ihm zu zeigen, dass ich ihm da durchaus zustimmte.

„Genau.“, bestätigte er etwas irritiert. Er hatte wohl nicht mit solch einer Aussage gerechnet. Sein Gesicht spiegelte sofort sein Mistrauen mir gegenüber wider. Schnell fügte er mit erhobenem Zeigefinger hinzu: „Und Daniel ist…“

„… nicht annähernd so naiv, wie ich ihn dargestellt habe, sowie viel leidenschaftlicher und sturer, als ich dachte.“, fiel ich ihm ins Wort und sprach wohl annähernd seine Gedanken aus. Die Tatsache, dass ich mich selbst kritisierte, ärgerte ihn, denn das hatte er doch tun wollen. Manchmal war Angriff die beste Verteidigung und in meinem Fall bewahrten mich meine Eingeständnisse vor einer großen Blamage und der Zerstörung meines Selbstbewusstseins. Außerdem hatte er mit jedem Wort recht, da gab es also nicht viel entgegenzusetzen.

„Richtig.“, stimmte O’Neill mir missmutig zu, warf aber sofort noch hinterher: „Teal’c sagt auch viel zu viel.“

„Er ist der einzige, mit dem ich bis jetzt noch nicht sprechen konnte.“, verteidigte ich mich indirekt.

„Dann sollten Sie keine Antworten erwarten.“, erwiderte Jack ruhig. Der Barkeeper brachte das neue Glas Bier und ich bestellte mir einen Kaffee. Es war noch zu früh am Morgen, um ihn mit Alkohol zu beginnen.

Schließlich ergab ich meinem Schicksal und hakte nach: „Was passt Ihnen noch nicht?“

„Der Anfang.“, platzte es sofort aus O’Neill heraus, als hätte er nur auf diese Frage gewartet. „Er ist langweilig, zu lang gezogen und viel zu verkrampft. Er braucht mehr Action, einen Vorgeschmack auf das, was noch kommt. Schmeißen Sie die Leser doch einfach unvorbereitet in das Stargateuniversum. Jeder weiß doch, wer wir sind, Sie müssen es ihn nicht wirklich noch mal unter die Nase reiben.“

„Wie wäre es mit der Sprengung eines Mutterschiffs?“, schlug ich scherzeshalber vor.

„Sehen Sie, Sie sind doch nicht ganz so hoffnungslos.“, entgegnete er mit sarkastischem Grinsen. Ich könnte schwören, dass das fast so etwas wie ein Kompliment gewesen war. Er fand meinen lapidar dahergesagten Vorschlag sogar gut und je länger ich darüber nachdachte, desto besser fand ich ihn selbst auch.

„Ich könnte es genauso gut in einem Paralleluniversum spielen lassen und Sie gleich zu Beginn erschießen lassen, dann stelle ich Sie wenigstens nicht falsch dar.“, erwiderte ich zynisch, um ihm zu beweisen, dass nicht er allein diese Art der Unterhaltung gepachtet hatte und es durchaus noch Menschen gab, die guten Sarkasmus zu schätzen wussten.

„Witzig.“, meinte er nur mit einem aufgesetzten Lächeln, ehe er konterte: „Außerdem würden Sie mich falsch darstellen, wenn ich einfach so sterben würde.“

„Dann erzählen Sie mir doch von sich.“, forderte ich ihn heraus. Vielleicht schaffte ich es ja so, ihn aus der Reserve zu locken. Ich musste ihn nur mit seinen eigenen Waffen schlagen. Leider war das einfacher gesagt, als getan.

„Ich gebe keine Interviews.“, wehrte der ehemalige Colonel ab und trank von seinem Bier, während ich meinen Kaffee bekam.

Also stellte ich deutlich klar: „Wie soll ich Sie richtig beschreiben, wenn ich nichts von Ihnen weiß. Was Ihre Vergangenheit angeht, hüllen Sie sich in Schweigen, ich weiß nicht, wie Sie sich in bestimmten Situationen fühlen und ich kann auch nicht sagen, wie ich Ihren speziellen Humor darstellen soll, wenn Sie nicht vernünftig mit mir reden.“

Ich war schon ziemlich gespannt darauf, wie er auf meine anklagenden Worte reagieren würde. Sicher hatte er auch dafür eine passende Antwort parat.

„Mit den anderen haben Sie sich doch auch unterhalten und die haben Sie trotzdem nicht getroffen.“, konterte Jack fast sofort und schaffte es gleichzeitig, mein Werk erneut schlecht zu machen. Er war wirklich gut in diesem Spiel. Das bedeutete aber noch lange nicht, dass ich aufgeben würde.

„Das weiß ich, aber ich bin bereits dabei, das zu ändern.“, stellte ich grinsend richtig. Dann fügte ich frustriert hinzu: „Ich versuche, die besondere Chemie zwischen Ihnen einzufangen, doch es gelingt mir nicht. Es wäre sehr hilfreich, wenn ich Sie alle auf einmal interviewen könnte.“

Ich konnte nicht sagen, ob er diesen Trick durchschaute, aber da er von Natur aus misstrauisch zu sein schien, war die Wahrscheinlichkeit, dass er nicht darauf hereinfiel, sehr groß.

„Ich werde Ihnen nicht sagen, was auf der letzten Mission passiert ist und ich werde sicher keine Party in meiner Hütte veranstalten.“, wehrte er sofort ab. Damit hatte ich ja bereits gerechnet.

Sofort stellte ich richtig: „Ersteres wusste ich das und was die Party angeht, die steigt bei Teal’c. Doktor Jackson kümmert sich bereits um alles. Es ist nur schade, dass wir zweimal feiern müssen.“

Vielleicht half es ja, ihm ein schlechtes Gewissen einzureden. Zumindest würde es Doktor Jackson dann einfacher haben, ihn weich zu kochen. Sam wusste auch bereits von der Party. General Hammond würde sie begleiten. Vorher war aber noch eine Menge zu erledigen. Ich musste unbedingt vorher noch ein Interview mit Teal’c machen und ich befürchtete stark, dass O’Neill mit seiner Vermutung Recht behalten würde. Ich musste mir unbedingt einen Verbündeten suchen und Hammond sowie Daniel fielen vorerst aus. Aber auch dieses Problem würde sich irgendwie lösen lassen, da war ich mir sicher.

„Zweimal?“, fragte Jack verwundert.

„Na, weil Sie nicht mit Doktor Carter reden.“, erwiderte ich, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, als wären sie nie die besten Freunde gewesen. Das würde an ihm nagen, soviel war sicher.

„Sie meinen Major Carter.“, berichtete er mich.

Ich erklärte so unbeteiligt wie möglich: „Sie ist nicht mehr beim Militär, wussten Sie das nicht. Sie hat gleich nach Ihrem Verschwinden ebenfalls gekündigt. Sie ist jetzt Zivilistin.“

„Hat Daniel gar nicht erwähnt.“, murmelte er vor sich hin und leerte sein Glas. Plötzlich klingelte mein Handy. Ich fischte es aus der Jackentasche und klappte es auf, um zu sehen, wer mich anrief. Es war Josh. Es musste wichtig sein, sonst würde er nicht stören. Außerdem war er bei meiner Frau. Vielleicht war Dana etwas zugestoßen. Auch mich überkam auf einmal ein ungutes Gefühl.

„Entschuldigung, ich muss da rangehen.“, meinte ich schnell und hatte auch schon die Taste zum Abnehmen gedrückt. Am anderen Ende hörte ich meinen Freund aufgeregt stammeln. „Was?... Bin gleich da!“

Ich klappte das Handy wieder zu und suchte schnell meine Sachen zusammen. O’Neill sah mir einfach nur dabei zu.

„Ich muss los. Meine Frau bekommt jetzt die Babys.“, erklärte ich ihm schnell und durchsuchte meine Taschen nach dem Autoschlüssel. Ich vergaß einfach immer wieder, wo ich sie hin tat. Aber wieso ausgerechnet jetzt? Aufgebracht murmelte ich vor mich hin: „Wo ist denn nur dieser beschissene Autoschlüssel?“

„Ich fahre.“, meinte Jack plötzlich, leerte sein Glas, zahlte, erhob sich und zog den Autoschlüssel seines Wagens aus seiner Jacke. Bevor ich etwas Brauchbares hätte erwidern können, zog er mich mit sich aus dem Lokal.

weiter: Teil 4

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