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How you remind me von Lenari

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Vorwort

Die Idee zu dieser Story ist mir ganz spontan gekommen, wie eigentlich jede andere auch. Das Besondere ist nur, dass ich mir mit mir selbst nicht einig werden konnte, welches Paring - wenn überhaupt - ich ansetzen sollte. Begonnen habe ich sie als Skipper und bin dann auch zum Slasher geworden. Zum Ende von diesem Teil bin ich mir immer noch nicht ganz schlüssig, wie sie enden wird. Ich werde mich wohl selbst überraschen müssen.
Sie schlummerte auch lange Zeit auf meinem Rechner, obwohl ich sie eigentlich für eine gute Geschichte halte. Ganz objektiv gesehen natürlich. Max spiegelt viele meiner eigenen Ansichtsweisen wider, was einen Blick von außen auf die Charaktere des SG-1-Teams zulässt. Er verkörpert den Schreiber und Kritiker in mir, den Träumer und den Realisten. Er ist ein Mann, der sein Glück zu schätzen lernt, so wie auch ich es versuche. Ich hoffe auch, er spiegelt jeden Autor wider, der sich überlegt, wie es wäre, sich mit seinen Charakteren unterhalten zu können.
Also sagt mir doch einfach in einem kleinen Feedback, ob es mir gelungen ist.
How you remind me


Prolog


Das konnte nicht alles sein, da musste es noch mehr geben, dieser Tatsache war ich mir hundertprozentig sicher. Etwas anderes würde keinen Sinn ergeben. Etwas in den Unterlagen fehlte. So ausführlich die Berichte über die SG-1-Missionen auch waren, sie enthielten dennoch nicht die ganze Wahrheit. Es war etwas Wichtiges herausgelassen worden, etwas, dass ein ganz anderes Licht auf die Menschen dieses Teams werfen würde.

Besonders Colonel O’Neill ließ oft wichtige Fragen in seinen Berichten unbeantwortet. Vielleicht nicht für einen Militär, aber für einen studierten Sozialanalytiker wie mich schon. Ich kannte mich aus mit menschlichen Verhaltensmustern - das musste ich unweigerlich in meinem Beruf. Ich war Autor und dieses Projekt war wohl das Wichtigste, an dem ich je gearbeitet hatte - an dem ich jemals arbeiten würde. Es musste mir einfach gelingen die ganze Bandbreite der Geschehnisse einzufangen, so wie sie vor etlichen Jahren passiert waren.

Die letzten zwei Jahre waren die wohl mit Abstand aufregendsten und technologisch bahnbrechendsten Zeiten gewesen, seit… Es gab in unserer Geschichte nichts Vergleichbares. Es war so Vieles auf einmal geschehen, dass niemand daran gedacht hatte, all das aufzuschreiben. Sie meinten, dass die Berichte und Interviews ausreichen würden, doch dem war nicht so. Jetzt hatte man das auch auf den höchsten Ebenen begriffen.

Ich jedoch hatte es von Anfang an gewusst. Vielleicht hatte man gerade deswegen mich ausgesucht, ein Buch darüber zu schreiben, was sich im Cayenne-Mountain zugetragen hatte. Seit zwei Jahren hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, alles zusammenzutragen, was ich finden konnte. Schnell wurde mir klar, dass es nicht ausreichen würde, nur ein Buch zu schreiben. All die Informationen sprengten den Rahmen eines Buches - es musste eine ganze Reihe von Büchern erscheinen, eine Serie, die ich kaum alleine bewältigen konnte.

Doch ich würde mich der Herausforderung stellen. Das erste Buch sollte meinen Namen tragen und ich würde mein ganzes Herzblut hineinlegen. Es gab leider immer noch klaffende Lücken in meinen Aufzeichnungen, die es zu füllen galt und das konnte ich nur, wenn ich mit denen sprach, die alles hautnah miterlebt hatten. Also beschloss ich, SG-1 ausfindig zu machen und sie zu interviewen. Mehr als ablehnen konnten sie schließlich nicht.

Ich nahm jedoch nicht an, dass sie das tun würden, denn aus den Berichten war mir eines über diese Menschen klar geworden - die Wahrheit war für sie immer das Wichtigste gewesen und hatte zu jeder Zeit im Vordergrund gestanden. So leicht würde ich zumindest nicht aufgeben. Schon gar nicht bei Colonel Jonathan O’Neill, der wohl bedeutendsten Person des ganzen Komplexes. Vielleicht war deswegen gerade er es, den ich als Erstes aufsuchte.


Kapitel 1: Jack O’Neill Teil 1

- Montagnachmittag -


„Ich stehe vor der Hütte in Minnesota - dort, wo Colonel O’Neill etliche freie Minuten verbracht hatte und wo er heute noch lebt. Es hat fast eine Ewigkeit gebraucht, diesen Ort zu finden, doch manche Menschen würden selbst heute noch alles preisgeben, solange man das nötige Kleingeld und einen Führerschein hatte. Ich habe zufälligerweise einen Kurier abfangen können, der anscheinend die Einkäufe zu Jacks Hütte - ich hoffe, ich darf ihn so nennen - bringen wollte.

Meine Überredungskünste haben ihn schließlich dazu gebracht, mir den Einkauf zu überlassen und mir den Weg zu beschreiben. Ich werde mich darauf einstellen, dass mir schlimmstenfalls der Kopf abgerissen wird. Es ist schließlich allgemein bekannt, dass Colonel O’Neill ein sehr unliebsamer Zeitgenosse geworden ist. Er meidet andere Menschen, was schade ist, denn er hätte sicher eine Menge zu erzählen. Ich werde einfach mal mein Glück bei ihm versuchen. Vielleicht reicht ein erster Eindruck ja für den Anfang schon aus.“, sprach ich aufgeregt in mein Diktiergerät.

Ich steckte es in die Jackentasche und holte die Einkäufe aus dem Wagen. Innerlich betete ich, dass er mich nicht einfach erschießen würde und schaltete das Tonbandgerät wieder ein. Ein paar Aufnahmen mit seinem Sprachmuster wären sicher sehr hilfreich. Ein Freund von mir könnte sie bei Gelegenheit gleich analysieren lassen. Ich war zwar gut mit Worten, aber sicher nicht mit der Technik, die notwendig wäre, diese Worte auch zu Papier zu bringen.

Ich konnte mit bestimmter Sicherheit sagen, was einem Wildfremden fehlte, wenn er vor mir stehen würde, doch ich würde nie kapieren, wieso Computer immer ausgerechnet dann versagten, wenn es förmlich um meine Existenz ging. Ich nahm an, dass sie mich einfach nicht leiden konnten. Das beruhte ganz auf Gegenseitigkeit.

„Stellen Sie es auf den Tisch und verschwinden Sie wieder!“, rief mir eine raue Männerstimme zu.

Ich konnte niemanden sehen und ich war mir sicher, dass das so beabsichtig gewesen war. Er musste ganz in der Nähe sein und mich sehen können. Kurz sah ich mich um, dann stellte ich die Tüte mit den Lebensmitteln ab und folgte dem kleinen Trampelpfad, der hinter die rustikale Berghütte führte. Dort fand ich ihn schließlich. Er hatte mir den Rücken zugewandt und starrte auf die ruhige Oberfläche des angrenzenden Sees. Ich räusperte mich.

„Ich gebe kein Trinkgeld.“, kam es knapp von ihm. „Verschwinden Sie!“

„Könnten Sie mir ein paar Fragen beantworten, Colonel?“, kam ich ohne Umschweife zur Sache.

Er drehte sich zu mir um und musterte mich einige Augenblicke abschätzend, dann wandte er sich wieder ab.

„Ich gebe keine Interviews, also verschwinden Sie.“

Er war ziemlich rüde, musste ich feststellen, doch ich gab mich noch nicht geschlagen. So ein harter Brocken konnte er gar nicht sein, wie man sich erzählte. Aber in einem Punkt hatte er Recht, er hatte nie einem Reporter Rede und Antwort gestanden. Vielleicht wollte ich gerade deswegen, dass er bei mir eine Ausnahme machte. Mich mit ihm zu unterhalten, bedeutete alles für mich. Er war ein Held, er musste doch stolz auf das gewesen sein, was er erreicht hatte.

„Ich bin kein Reporter, ich bin Schriftsteller. Mein Name ist Maximilian Wilkins.“, erwiderte ich ungerührt.

Ich durfte keine Schwäche zeigen, vielleicht würde ihm das imponieren.

„Ich möchte ein Buch über das SG-1-Team schreiben und habe ein paar Fragen an Sie. Wenn Sie also…“

Er unterbrach mich schroff: „Schön für Sie, aber es interessiert mich nicht. Alles, was Sie brauchen, steht in den Missionsberichten. Lesen Sie es doch einfach nach. Ich habe Ihnen nichts zu sagen.“

„Die Berichte habe ich bereits gelesen, aber ich will nicht einfach nur wiedergeben, was dort schon steht, ich möchte - ich will, dass alles, was ich schreibe, der Wahrheit entspricht und Sie haben eine Menge weggelassen, wenn ich ehrlich sein soll. Es muss doch noch mehr gegeben haben als das.“, versuchte ich es erneut. „Ich hatte das Gefühl, dass Sie etwas sehr Bedeutendes ausgelassen haben, etwas über das Sie nicht reden durften oder es nicht konnten. Geschehnisse, die aus irgendeinem Grund verheimlicht wurden.“

„Alles, was Sie wissen müssen, steht in den Berichten, der Rest ist unwichtig, sonst wäre es in den Unterlagen vermerkt worden. Und wenn Sie jetzt nicht sofort mein Grund und Boden verlassen, werde ich Sie erschießen.“, gab Colonel O’Neill sichtlich gereizt zurück.

Er blickte mich jetzt abermals direkt an und ich wusste, dass er es ernst meinte. Diese Sache, dieses Etwas, dessen Bedeutung ich bis jetzt noch nicht kannte, schien ihn auch heute noch zu beschäftigen. Es musste einen wichtigen Teil seines Lebens ausgemacht haben und alles, was mit dem Stargate zu tun hatte, schien ihn daran zu erinnern.

„Ich werde gehen“, gab ich mich geschlagen, fügte jedoch noch hinzu: „aber ich werde wiederkommen. Sollten Sie bis dahin beschlossen haben, Ihre Meinung bezüglich eines Gesprächs geändert zu haben, rufen Sie mich an. Ich werde Ihnen meine Karte dalassen. Sie sollen nur wissen, dass ich kein Wort von dem veröffentlichen werden, was Sie mir erzählen würden, wenn Sie es nicht wollen.“

„Ich werde meine Meinung nicht ändern.“, blieb er stur.

Ich hatte vielleicht die heutige Schlacht verloren, aber noch lange nicht den Krieg. Ich würde ihm so lange auf die Nerven gehen, bis ich hatte, was ich wollte. Ein anderes Mal. Ich würde erst andere Quellen anzapfen und dann zu ihm zurückkehren. Vielleicht konnte ich bis dahin verstehen, warum er nicht darüber sprechen wollte oder konnte und ihn so aus der Reserve locken.

Abschließend entgegnete ich: „Und ich werde mein Vorhaben nicht aufgeben. Dieses Buch wird geschrieben werden, entweder mit Ihrer Sicht der Dinge oder ohne.“

Damit drehte ich mich auf dem Absatz um und verschwand. Auf dem Weg zum Wagen hinterließ ich meine Visitenkarte im Einkaufsbeutel sowie mein bisheriges Manuskript, wo beides wohl nicht so schnell verloren gehen würde. Vielleicht änderte das ja seine Meinung.


Zwischenspiel


Immer wieder hörte ich mir die Aufnahmen unseres kurzen Gesprächs an und es lag irgendetwas in seiner Stimme, dass ich nicht deuten konnte, aber was nichtsdestotrotz da war. Es war keine Verbitterung oder Trauer, mehr eine Art Enttäuschung über die Entwicklung der Dinge in den letzten drei Jahren. Genau konnte ich es jedoch nicht sagen. Ich musste die Spektralanalyse abwarten, die mein Freund hatte machen wollen.

Ich war Josh sehr dankbar dafür, dass er mich unterstützte. Ich wüsste nicht, was ich ohne meine besten Freunde anfangen würde. Sie waren einfach großartig und sie unterstützten mich in diesem Projekt, so gut sie eben konnten, auch wenn sie selbst sehr eingebunden waren. Wir waren auch ein Team, auch wenn wir nicht die Welt retteten - wir versuchten sie lediglich besser zu machen, aber das war nicht dasselbe.

Aber vielleicht musste das auch gar nicht sein, Hauptsache war doch, dass wir mit dem zufrieden waren, was wir erreicht hatten. Vielleicht sah es SG-1 damals genauso. Ein weiterer Punkt, den ich zu meiner ganzen Ansammlung an Fragen hinzufügte, während sich zwei schlanke Arme um mich schlangen und sich ein warmer, weiblicher Körper an mich schmiegte.

„Komm endlich ins Bett.“, bat Dana sanft und warf dabei einen Blick auf den Computerbildschirm vor mir, wo eine der vielen Seiten meines groben Entwurfs zu sehen war.

Je länger ich mir die Tonbandaufnahmen anhörte, desto mehr kam mir mein zuvor fast vollendetes Werk vor, als würde ich noch am Anfang stehen. So viele Fragen waren unbeantwortet, so viele Lücken noch zu stopfen und so viele Dinge noch zu sagen. Es war, als würde ich wieder ganz am Anfang stehen - es erinnerte mich an meinen Beginn, an die Zeit, in der es noch mehr ein Hobby gewesen war, über SG-1 zu schreiben, als ich mich lange Zeit nicht hatte dazu durchringen können, einen Grundpfeiler zu setzen.

An die denkwürdigen Augenblicke, in denen ich zu schreiben begann und nicht mehr damit aufhören konnte. Im Moment ging es mir ähnlich. Jack O’Neill ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Wie konnte ein Mann wie er nur so abweisend reagieren? Wie konnte er solch ein Leben führen wollen und das auch noch freiwillig?

„Ich komme gleich.“, versprach ich ihr und platzierte einen Kuss auf ihrer Wange.

Wir waren noch nicht lange verheiratet, kannten uns aber schon Ewigkeiten und erwarteten bald ein Kind. Wie ich Zeit für die Hochzeit und zum Babys machen gefunden hatte, war mir bis heute ein Rätsel.

„OK, aber beeil dich. Wir vermissen dich nämlich schrecklich.“, erwiderte Dana zärtlich und verließ mein Arbeitszimmer wieder.

Wir würden bald Zwillinge bekommen. Ich freute mich schon. Ich wollte bis dahin unbedingt das Buch fertig haben, um Zeit für meine Ehe und meine Kinder finden zu können. Dieses Ziel war nun in weite Ferne gerückt, aber es spielte auch nicht wirklich eine Rolle, wann das Buch erschien, nur das es das tat. Man sollte noch Jahrzehnte später wissen, was wirklich geschehen war.

Ich schaltete den Computer ab, nachdem ich meine Änderungen gespeichert hatte, legte die Kassette mit dem Gespräch mit Jack in die Schublade zu meiner Linken, wo auch alle anderen Informationen über das Stargateprogramm sowie Zeitungsartikel und Interviews abgelegt waren, und legte eine neue Kassette ein, die ich aus der rechten Schublade angelte. Drei Weitere steckte ich in meine Tasche, zusammen mit dem Diktiergerät. Morgen würde ich Doktor Samantha Carter besuchen. Vielleicht würde sie mir weiterhelfen können.

Sie war sicher aufgeschlossener als Colonel O’Neill und eher bereit, meine Fragen zu beantworten. Sie war Wissenschaftlerin und hatte schon einige Interviews über sich ergehen lassen. Ein Gespräch mit ihr würde mich sicher weiterbringen. Sich über Unbegreifliches den Kopf zu zermartern, war auf Dauer einfach nicht gesund. Ich löschte das Licht und beschloss, dass ich für den Rest der Nacht vollkommen meiner Frau gehören sollte, nicht aber meiner Arbeit. Ohne Dana hätten die vielen langen Nächte und der mangelnde Schlaf sich einfach nicht gelohnt.


Kapitel 2: Doktor Samantha Carter Teil 1

- Dienstagvormittag -


„Zweiter Versuch! Ich stehe vor Doktor Carters Labor und hoffe, dass sie da ist und auch mit mir reden wird. Wenn nicht, werde ich mich wohl an Doktor Jackson halten müssen, der auch hier arbeitet. Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt hier hereingekommen bin, doch da mein Freund Josh eng mit Area 51 zusammenarbeitet, konnte ich einen VIP-Pass erhaschen. Man muss eben Kontakte haben, um im Leben vorwärts zu kommen. Ich bin heute noch froh, dass ich ihn hatte in Geschichte abschreiben lassen. Andernfalls würde ich jetzt in irgendeinem Militärgefängnis verhört werden. Ich darf nur nicht auffallen.“, notierte ich meine Gedanken auf dem Band und klopfte dann an die Tür.

Leider machte niemand auf. Sie schien also nicht da zu sein. Enttäuscht wandte ich mich ab, als ich beinahe mit jemand zusammengestoßen wäre. Es war Samantha. Sofort entschuldigte ich mich.

„Schon OK, ist ja nichts passiert.“, erwiderte sie freundlich.

Ich ließ immer mitlaufen. Der erste Eindruck könnte sehr wichtig sein, besonders, wenn man das Leben von jemand zu Papier bringen wollte.

„Wie es scheint, wollten Sie zu mir. Sie sind sicher ein Mitarbeiter von HolCom und wollen mit mir über den Kraftstein reden. Gehen wir doch erst einmal in mein Büro.“

WOW, Josh hatte mich sogar bei ihr angemeldet. Sicher, damit ich genügend Zeit hatte. Er war wirklich ein hervorragender Freund. Wir setzten uns an ihren Schreibtisch.

„Ehrlich gesagt, ich bin gar nicht von HolCom.“, gestand ich ihr.

Sie wollte ich nun wirklich nicht anlügen.

„Mein Name ist Maximilian Wilkins und ich bin Autor. Im Moment arbeite ich an einem Buch über SG-1 und wollte Ihnen gerne ein paar Fragen stellen, wenn es Ihnen keine Umstände macht.“

Sie erwiderte herausfordernd: „Ihnen ist schon klar, dass Sie sich mit diesem Verhalten strafbar machen, nicht wahr? Außerdem würde ein Anruf genügen, um den Sicherheitsdienst hier antanzen zu lassen.“

Ich konnte nur hoffen, dass sie lediglich versuchte, mich zu testen, sonst würde ich wirklich noch in einer Zelle enden.

„Ich denke doch, dass Sie ganz allein mit mir fertig werden können, Doktor. Darüber hinaus habe ich das Verfahren lediglich etwas abgekürzt, denn es hätte Monate gedauert, einen Termin zu bekommen und so viel Zeit habe ich leider nicht.“, entgegnete ich ehrlich. „Ich werde dieses Gespräch auch vertraulich behandeln. Nichts, von dem wird veröffentlicht, wenn Sie es nicht wollen. Es ist lediglich Recherche für mein Buch.“

„Sie gefallen mir.“, sagte sie schließlich. „OK, Sie können mir Ihre Fragen stellen, aber ich werde nur die beantworten, die ich für notwendig erachte. Ich habe mich um Wichtigeres zu kümmern, als einem Nachwuchsautor Rede und Antwort zu stehen.“

„Das verstehe ich gut.“, erwiderte ich nickend und begann.

Sie war zäher als ich gedacht hatte. Auch in ihrem Blick lag etwas, dass ich nicht deuten konnte. Das gleiche Etwas, dass auch Jack nicht zur Ruhe kommen ließ.

„Ich würde gerne etwas über Ihr erstes Treffen mit Colonel O’Neill und Doktor Jackson erfahren. Welchen Eindruck haben diese Männer auf Sie gemacht? Und Teal’c - was hielten Sie damals von ihm, als Sie ihm auf Chulak begegneten?“

„Das sind gleich eine ganze Menge Fragen, aber ich werde versuchen, diese zu beantworten.“, grinste sie.

Ich hoffte, dass Doktor Carter nach diesem Einstieg auftauen und etwas redseliger werden würde. Ich legte mein Tonband vor sie auf den Tisch.

„Es ist Ihnen doch Recht, wenn ich mitschneide, oder?“, fragte ich schnell noch, als ich ihren Blick bemerkte.

„Natürlich. Ich ahnte schon, dass Sie so etwas bei sich haben müssen. Immerhin besser als eine Videokamera. Mein Haar liegt heute überhaupt nicht.“

Wieder lachte sie kurz auf. Sie war halt auch bloß eine Frau, auch wenn sie beim Militär gewesen war.

„Sie waren meine Helden. Sie konnten unterschiedlicher nicht sein. Nichtsdestotrotz waren sie unzertrennlich. Sie haben immer versucht, mich zu beschützen, besonders vor anderen Männern, die mir schöne Augen machten.“, erzählte sie voller Stolz und lächelte leicht bei der Erinnerung an diese drei außergewöhnlichen Persönlichkeiten, die sie ihre Freunde nennen durfte.

Ich konnte mir gut vorstellen, wie es zwischen ihnen gewesen sein musste.

„Als ich Jack das erste Mal sah, war es einer dieser Momente, die man am Liebsten zurückdrehen würde. Ich hatte damals wohl keinen so guten Eindruck auf ihn gemacht, andererseits schien ich ihm imponiert zu haben. Ich sagte ihm immerhin die Meinung. Sarkasmus war immer eines seiner Stärken gewesen und er hatte einen guten Sinn für Humor. Selbst unsere außerirdischen Verbündeten hatten einen Narren an ihm gefressen.

Er fand immer einen Weg, uns Mut zu machen, wenn wir in brenzligen Situationen waren, aus denen wir keinen Ausweg mehr wussten. Er ist einer dieser Menschen, bei denen man sich das Vertrauen und den Respekt erst verdienen musste, der sich einfach leichter damit tat, Misstrauen zu zeigen. Außerdem redete er nicht gerne über sich, besonders nicht, wenn es um Persönliches ging.“

„Deswegen also keine Interviews.“, folgerte ich.

Sie erwiderte: „Reporter hat er noch nie sonderlich gemocht. Sie stellen einfach zu viele Fragen. Er kommt sich sicher immer wie in einem Verhör vor, was es meistens ja auch ist, oder?“

Sie grinste mich an, spielte auf die momentane Situation an. Ich nickte verstehend. Trotz allem war ich nicht bereit, die Hoffnung aufzugeben, er könnte in meinem Fall vielleicht mal eine Ausnahme machen. Ohne das Interview mit ihm würde ich mein Buch jedenfalls nicht so schreiben können, dass es mir auch nur annähernd zusagte. Es würde einfach etwas fehlen.

„Was ist mit Doktor Jackson?“, hakte ich nach.

„Daniel… er ist ein Weltverbesserer, jemand, der sich für andere aufopfert und immer nur das Gute in einem Menschen sieht. Es hat ihn innerlich zerfressen, wenn es ihm mal nicht gelang, eine nahende Katastrophe zu verhindern. Sein Humor war ziemlich trocken und sein brillanter Verstand arbeitete oft schneller, als sein Mund die Gedanken aussprechen konnte, die in seinem Geist herumschwirrten. Es gab Augenblicke, in denen er es uns einfach nur noch zeigen konnte und wer seine Gedanken nicht erahnen konnte, war so gut wie aufgeschmissen.

Ich hatte nie zuvor jemanden mit solch einer Leidenschaft seine Überzeugungen vertreten sehen, dass man ihm einfach nur zustimmen musste. In seiner Arbeit ging er so richtig auf, auch wenn ihm oft die nötige Zeit dafür fehlte. In diesem Punkt waren wir uns wohl am Ähnlichsten. Außerdem hatte er eine magische Anziehungskraft auf hilfebedürftige Frauen und weibliche Goa’uld.“, beantwortete Samantha meine Frage.

„Auch auf Sie?“

„Manchmal schon, aber ich habe ihn immer mehr in der Rolle meines großen Bruders gesehen. Wir sind beide Wissenschaftler und das verbindet. Ich war zwar auch Soldat, doch dadurch, dass ich auch seine Standpunkte verstand, schaffte ich es immer irgendwie, zwischen Jack und ihm zu vermitteln. Sie konnten manchmal wirklich gefährlich aneinander geraten. Ich hatte nie einen besseren Freund und aufopferungsvolleren Menschen als Doktor Jackson kennen gelernt. Er ist etwas Besonderes.“

In ihrer Stimme schwang etwas Zärtliches mit, dass ich aber noch nicht zu deuten wusste.

Ich hakte nach: „Und wie steht es mit Teal’c?“

„Unser großer Schweiger.“, lachte sie. „Er ist mein Held. Seine Stärke ist manchmal schon beängstigend gewesen, doch in ihm steckte auch soviel Sanftheit, wie in einem Teddybär. Er war ein fantastischer Zuhörer, aber vielleicht lag das auch einfach nur daran, dass er sowieso nicht viel sagte. Er redete nur, wenn er gefragt wurde oder wenn ihm etwas wichtig genug erschien, es loswerden zu müssen.

Er ist ein sehr leidenschaftlicher Mensch mit Prinzipien und Überzeugungen, die ihn unbesiegbar erscheinen ließen. Für die Freiheit seines Volkes hätte er wirklich alles getan. Loyal Freunden gegenüber, würde ihn wohl am Besten beschreiben und sein Stolz natürlich. Er hatte immer diese Jaffa-Rache-Nummern drauf, wie Colonel O’Neill das gern bezeichnete. Er hatte einfach noch ein paar Rechnungen offen, die es zu begleichen ging.“

„Fehlen nur noch Sie.“, meinte ich auffordernd.

„Was ich? Nein, ich kann mich nicht selbst beschreiben. Fragen Sie Daniel, der kennt meine Eigenheiten wohl am Besten. Ich würde mich wahrscheinlich nur negativ darstellen und nicht objektiv sein. Das würde Ihrem Buch sicher nicht helfen.“, wehrte sie vehement ab.

Ich beließ es dabei. Diese Antwort gab mir eh schon ein ungefähres Bild von ihr. Sie war bescheiden, soviel war klar. Sie blickte auf die Uhr.

„Oh, ich muss jetzt leider los, aber kommen Sie doch wieder. Sagen wir, übermorgen. Da habe ich den Tag über nichts besonderes vor.“, sagte sie entschuldigend und erhob sich.

Damit konnte ich vorerst leben. Ich hatte ja noch Doktor Jackson, den ich bis dahin löchern könnte.

„Ja, das wäre toll. Wie wäre es gegen Mittag. Wir könnten irgendwo etwas essen gehen, wenn es Ihnen nichts ausmacht, Mam.“, schlug ich vor, stand ebenfalls auf.

„Sicher, wieso nicht. Solange Sie das nicht für ein Date halten.“, witzelte sie ermahnend.

„Würde ich sicher, wenn ich nicht glücklich verheiratet wäre.“

„Gut, dann bis übermorgen. Sie können mich dann hier einsammeln.“

Wir verabschiedeten uns und ich machte mich auf den Weg zu Doktor Jacksons Büro, das fast am anderen Ende des Komplexes lag.


Kapitel 3: Doktor Daniel Jackson Teil 1

- Dienstag zur Mittagszeit -


Ich ging gerade durch den Park auf einen der anderen Eingänge zu, als jemand in mich hineinlief. Ich hatte ihn nicht kommen sehen. Schnell drehte ich mich zu ihm um und entschuldigte mich. Erst hinterher erkannte ich ihn: Doktor Jackson. Wenn ich an das Schicksal glauben würde, wäre ich jetzt sicher der festen Überzeugung, dass es sich um solches handeln würde.

„Oh nein, ich muss mich entschuldigen.“, wehrte er ab.

Er war bescheiden, kein Kotzbrocken, das würde mir sicher sehr helfen.

„Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.“

„Wir haben wohl beide nicht ganz auf unsere Umgebung geachtet.“, schloss ich einen Kompromiss und er nickte zustimmend. „Ist aber schon komisch, ich wollte gerade zu Ihnen, Doktor Jackson.“

„Ach wirklich? Worum geht es denn,…“

Er machte eine längere Pause. Ich hatte mich noch gar nicht vorgestellt.

Schnell sagte ich: „Ich bin Maximilian Wilkins. Ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen zum Stargatecenter stellen, wenn Sie nichts dagegen haben. Es muss auch nicht jetzt sein, wann es Ihnen passt.“

Ich war nervös. Ich war nicht vorbereitet. Normalerweise passierte mir so etwas nicht. Ich war ein sehr strukturierter Mensch, der Überraschungen nicht gerade liebte. Ich war lieber auf alle Eventualitäten vorbereitet. Daniel sah auf die Uhr.

„Also, im Moment hätte ich Zeit.“, entgegnete er und setzte sich wieder in Bewegung, steuerte auf eine der vielen Bänke zu. „Machen wir es doch gleich hier. Ist eh viel schöner als in einem stickigen, kleinen Büro. Außerdem muss ich dringend was essen, sonst falle ich noch um.“

Er grinste. Ich setzte mich neben ihn und legte zuerst einmal mein Diktiergerät auf die Bank, um die Kassette zu wechseln. Ich wollte alle Gespräche einzeln haben, um eine bessere Übersicht zu haben.

„Zuerst einmal würde ich gerne wissen, wie Ihr Eindruck von Ihren Teamkameraden ist. Wie haben Sie Colonel O’Neill und die anderen gesehen?“, sprudelte es aus mir hervor.

„Keine ‚Beschreiben Sie es in drei Worten’ - Fassung.“, erwiderte Doktor Jackson und lachte auf.

Anscheinend besaß er wirklich einen sehr trockenen Humor. Das würde ich mir merken müssen. Das war wichtig für den Charakter.

Ich gab zurück: „Wenn Ihnen das mehr zusagt, nur zu. Aber Sie können auch so viele Worte benutzten, wie Sie wollen.“

Er packte einen Salat aus. Gesundes Essen war also für ihn wichtig. Ich würde daran denken.

„OK, fangen wir am Besten mit Jack an.“, begann er seine Ausführungen. „Ein verbohrter, sturer und sarkastischer Soldat. Aber auch ein außerordentlich guter Freund. Zuerst sind wir ganz schön aneinander geraten - wir waren uns halt nicht sehr ähnlich. Ich war für ihn ein Freak - aber mit der Zeit haben wir die Fähigkeiten des anderen schätzen gelernt. Manchmal konnte er schon ziemlich verletzend sein, wenn er wollte, aber oft kam es einfach nur durch den Job. Er war Soldat, er hatte keine Zeit für eine pazifistische Einstellung oder übertriebene Freundlichkeiten.

Er war auch kein großer Diplomat, aber er roch die bösen Jungs. Seine Menschenkenntnis hatte er wohl seinen Jahren in der Armee zuzuschreiben - er hatte sich nie geirrt. Ich denke, manchmal hätte er es sich gewünscht. Außerdem hatte er eine magische Anziehungskraft auf die meisten Waffen oder viel mehr auf das, was daraus abgefeuert wurde. Irgendwie biss er sich jedoch durch. Ihn hatte das Schicksal wohl am Meisten zugesetzt, als er seinen Sohn Charlie und seine Frau Sarah verlor. Ich konnte mich so ziemlich danach einreihen.

Sam war da unser Glückspilz. Sie wurde immer nur von irgendwelchen Außerirdischen infiziert. Sei es nun der Tok’ra Jolinar oder ein Energiewesen, dass ihren Körper übernommen hatte. Sie war auch eine der Wenigen, die mich verstehen konnte, auch wenn sie sich manchmal ziemlich zwischen Wissenschaft und Militär hin und her gerissen gefühlt haben musste. Vieles, was sie oder Jack taten, schien ihr nicht sehr zu gefallen.

Sie ist eine sehr leidenschaftliche Frau, die einen IQ hat, der jede Skala sprengt. Außerdem ist sie sehr hübsch. Sie hatte viele Verehrer, aber irgendwie verfolgte sie regelrecht das Pech. Jeder, der ihr schöne Augen machte, hatte die Angewohnheit zu sterben, bevor es hätte etwas Ernstes werden können. Aber wir alle hatten in privaten Dingen zurückstecken müssen, wenn wir unseren Job gut machen wollten.“

Daniel Jackson machte eine kleine Pause. Etwas in seiner Stimme hatte sich verändert. Sie klang irgendwie trauriger, als würden seine Gedanken bei diesen Worten um eine bestimmte Begebenheit kreisen. Er stocherte in seinem Salat, von dem er immer mal wieder einen Bissen genommen hatte. Da war es wieder, dieses Etwas, dass über allen Dingen wie ein Damoklesschwert zu schweben schien. Wenn ich nur endlich verstehen würde, um was es sich handelte. Das würde vieles einfacher machen.

Schließlich fuhr Doktor Jackson fort: „Dann wäre da noch Teal’c. Er hat nie sehr viel gesprochen, er dachte sich wohl lieber seinen Teil, besonders wenn es um Jacks sarkastische Bemerkungen ging. Das taten wir in diesem Fall aber alle so. Er ist sehr loyal, besonders Colonel O’Neill gegenüber. Kein Wunder, er war ja auch derjenige gewesen, er Teal’c erst auf unsere Seite geholt hatte. Ihm hatte Teal’c getraut und ich denke nicht, dass er es je bereuen musste.

Er ist sehr stolz und stark - ein Berg von einem Mann - jeder hatte sicher einen gewissen Respekt, wenn nicht sogar Furcht vor ihm. Er war Primus von Apophis gewesen und hatte meine Frau zu einem Goa’uld gemacht, sie später sogar getötet. Ich glaube, er hat es sich nie verziehen, auch wenn ich ihm nie deswegen Vorwürfe gemacht hatte. Er hatte keine andere Wahl gehabt, in beiden Fällen nicht. Vielleicht hatte es mit mir und Shau’ri einfach nicht sein dürfen.“, beendete Daniel fast melancholisch seinen Vortrag.

All diese Ausführungen hatte er mit ausschweifenden Gesten begleitet. Auch das musste ich mir für das Buch merken. Wahrscheinlich redete er immer viel mit den Händen, um seine gewichtigen Worte zu unterstreichen. Das war wohl typisch für einen Linguisten. Oft verhielt ich mich nicht anders, wie Dana mir mal verraten hatte. Eine meiner Vorzüge wie sie fand. Jetzt wusste ich wenigstens, wie er über seine Freunde dachte, fehlte nur noch der wirklich wichtige Teil, der mich auch viel brennender interessierte.

„Und wie würden Sie sich selbst einschätzen?“, hakte ich nach.

„Oh mein Gott, keine Ahnung.“, erwiderte er und rückte die Brille zurecht, die auf seiner Nase ruhte.

Das hatte er auch getan, als er sich bei mir entschuldigt hatte. Anscheinend tat er das immer, wenn er verlegen war.

„Ich kann mich doch nicht selbst einschätzen. Ich kann Ihnen sagen, dass ich früher ziemlich naiv und tollpatschig war, dass ich ziemlich schnell in meinen Erklärungen ausschweifen konnte und dass ich lieber meine Zeit bei Ausgrabungen verbrachte, als zu Hause, aber was das für mich heißt, müssten Sie doch eigentlich wissen.“

„Ich kann es mir denken.“, gab ich zurück. „Welche Ihrer vielen Missionen - und es waren eine ganze Menge - haben Sie am Meisten geprägt? Sein Sie ruhig so ausführlich wie Sie wollen.“

Daniel überlegte einen Augenblick.

Dann, nachdem er aufgegessen hatte - er hatte also auch Manieren - antwortete er: „Alle haben irgendwie mit dazu beigetragen, dass aus mir der Mensch wurde, der ich jetzt bin, selbst die Unspektakulären. Meine Teamkameraden haben mich am Meisten geprägt. Jack hat mir gezeigt, dass man nicht immer durch Verhandlungen erreichen konnte, was man wollte, und dass es wichtig ist, nicht jedem zu trauen, der sich dein Freund nennt.“

Jedes Mal, wenn er Colonel O’Neills Namen aussprach, senkte er seine Stimme um eine Nuance. Was das jedoch bedeute, konnte ich nicht einmal erahnen. War etwa etwas zwischen ihnen vorgefallen?

„Jackson setzte seine Ausführungen fort: „Sam hat mich gelehrt, dass man nicht immer versuchen soll, seine Ansichten stur durchzusetzen, besonders nicht, wenn es um militärische Köpfe ging oder Senatoren. Und Teal’c - er brachte mir bei, dass es manchmal auch einfach besser war, zu schweigen. Besonders, wenn Jack wieder seine berühmten fünf Minuten hatte. Die Menschen um mich herum haben mich mehr beeinflusst, als die Situationen, in denen wir uns befanden, auch wenn das meist die Auslöser für diese Veränderungen waren.

Am Meisten habe ich mich wohl nach meiner ersten Mission durchs Sternentor nach Abydos verändert. Aber nicht nur ich, auch Jack hat dieses Erlebnis geprägt. Es war ja auch überwältigend und nervenaufreibend gewesen. Das war das erste Mal gewesen, dass ich eine Waffe in der Hand gehalten hatte und damals war ich überzeugter Pazifist gewesen. Meine Einstellung zum Krieg und zur Gewalt hat sich nicht geändert - es ist auch weiterhin nicht akzeptabel, seinesgleichen zu töten - doch ich weiß jetzt auch, dass es manchmal einfach keinen anderen Weg gib.

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als ich Jack das erste Mal begegnete. Er war nicht sehr von mir angetan gewesen, aber das hatte auf Gegenseitigkeit beruht. Wir waren einfach zu verschieden und sind es auch heute noch. Damals hatte wir jedoch nicht den Respekt, den wir jetzt dem anderen entgegenbringen, und natürlich unsere tiefe Freundschaft. Es hat Jahre gebraucht bis er mir endlich richtig vertraute. Wir hatten ganz schön miteinander zu kämpfen, aber ich muss sagen, das war es wert.

Damals war da nicht viel von dem sarkastischen Colonel zu merken gewesen. Er war Mr. Korrekt, ein verbitterter, selbstzerstörerischer und soizitgefährdeter Soldat, der gerade seinen Sohn verloren hatte. Er stellte keine Fragen und hatte sogar vor, sich selbst mitsamt dem Planeten in die Luft zu jagen. Ich hingegen war ein Freak, wie Jack mich gerne betitelte. Ich war naiv und jung, wusste nicht, wie Krieg einen verändern konnte, doch ich musste es schnell lernen.“

Er lachte kurz spöttisch auf, als er sich daran zurückerinnerte. Mir fiel auf, dass er mehr über den Colonel redete als über die anderen Mitglieder seines Teams. Vielleicht, weil er das Stargatecenter von Anfang an mit ihm verbunden hatte. Sie hatten viel Zeit miteinander verbracht, nicht nur in beruflicher Hinsicht. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass da mehr war als bloße Freundschaft. Diesen Gedanken verwarf ich jedoch sogleich wieder. Ich würde doch nicht anders über Josh reden, wenn mich jemand nach meinen Freunden fragen würde. Den Großteil meines bisherigen Lebens assoziierte ich mit ihm, wieso sollte es Doktor Jackson da nicht anders in Bezug auf Jack O’Neill gehen?

„Ungewollt hatten wir eine Rebellion im abydianischen Volk angezettelt und seit diesem Tag sind wir für sie verantwortlich gewesen. Leider hatte ich sie trotz meiner überirdischen Kräfte nicht schützen können. Aber ich bin sicher, dort, wo sie jetzt sind, geht es ihnen sicher gut und sie sind frei.“

Er seufzte, als er sich an die erinnerte, die er verloren hatte. Abydos war vollkommen zerstört worden, bevor er zu SG-1 zurückkehrt war. Damals hatte er sein Gedächtnis verloren gehabt, doch es war schnell alles zurückgekommen. Sowohl Segen als auch Fluch.

Er kam aufs Thema zurück: „Jack und ich stritten unentwegt miteinander. Das wir uns nicht gegenseitig den Kopf eingeschlagen hatte, grenzte an ein Wunder. Ich wusste, manchmal war er drauf und dran gewesen, besonders in der ersten Zeit, als ich von Abydos zurück war. Ich wollte einfach nicht auf ihn hören, obwohl er im Grunde Recht hatte, auch wenn ich das ihm gegenüber nie zugegeben hätte. Zum Abschluss der Mission waren wir dann soweit, dass wir einander tolerierten, auch wenn wir uns nicht Freunde schimpfen durften.

Das hat noch etwas gedauert. Das erste Wiedersehen war deswegen auch ziemlich verkrampft gewesen, weil wir nicht so genau wussten, wie wir uns dem anderen gegenüber verhalten sollten. Sam war da ganz anders, sie hatte ich vom ersten Augenblick an gemocht, auch wenn sie unentwegt geplappert hatte. Sie war eben genauso überwältig gewesen, wie ich damals. Ich bin es heute noch, denn man muss einfach Ehrfurcht vor etwas haben, das so mächtig ist wie das Stargate.“

„Ja, sie ist eine außergewöhnliche Frau.“, stimmte ich ihm zu.

„Vor allem ist sie brillant. Sie hat uns mit ihren außergewöhnlichen, völlig hirnrissigen und extravaganten Ideen des Öfteren aus ausweglosen Situationen befreit und sah dabei immer blendend aus. Ich habe sie mal gefragt, was mir in meinem Leben nicht gefallen haben könnte und sie hatte mit meiner selbstlosen, mitfühlenden Art geantwortet, die mich von innen heraus aufgefressen hat.

Aber ich denke, dass ich mich schämen muss, es nie bei ihr versucht zu haben. Sie ist der Traum aller Männer, aber sie hätte wohl nie etwas mit mir angefangen. Unsere Freundschaft war ihr wichtiger. Außerdem wusste sie um Shau’ri und das hat alles von Anfang an verändert.“, erwiderte Doktor Jackson und zuckte gleichgültig mit den Schultern.

So tragisch schien er es doch nicht zu sehen. Er hatte sich damit abgefunden. Vielleicht hatte er auch nur darauf spekuliert, dass ich solch eine Frage hätte stellen wollen. Ich hätte vielleicht mit dem Gedanken gespielt, aber es wohl nie ausgesprochen. Katschreporter taten so etwas, doch ich wollte meine Seriosität nicht verlieren. Wenn es etwas in diese Richtung zu sagen gab, dann sollte es schon von der Person ausgehen, die ich interviewte. Ich hatte mir selbst untersagt, etwas in das Verhalten von Menschen hineinzuinterpretieren, was einfach nicht durch Fakten zu belegen war. Spekulationen lagen mir einfach nicht.

Daniel fuhr fort: „Es ist wirklich schade, dass sie nie mit einem ihrer Verehrer glücklich geworden ist. Sie haben sie immer auf tragische Art verlassen. Vielleicht sollte es einfach nicht sein. Das Schicksal hatte wohl nur einen Mann für sie bestimmt.“

„Haben Sie einen konkreten Verdacht?“, hakte ich nach.

Er war also ein Mann, der ans Schicksal glaubte, aber das schien auch nicht weiter verwunderlich, war er doch ein Jahr lang aufgestiegen gewesen. Ein Lichtwesen, das die Geheimnisse des Universums kannte.

Schnell fügte ich hinzu, als ich seinen bedenklichen Gesichtsausdruck bemerkte: „Sie brauchen es nicht zu sagen, wenn Sie nicht wollen.“

„Im Grunde wusste es jeder im Stargatecenter, aber keiner sprach offen darüber. Es hätte ihre Karrieren zerstört und wir brauchten sie beide. Sam und Jack sind sich über die Jahre sehr nahe gekommen. Er hätte alles für sie getan, wenn sie ihn nur darum gebeten hätte. Nur ihretwegen hat er sich überhaupt auf die Sache mit Kanaan eingelassen. Er wäre sogar für sie gestorben.

Es steht nicht in den Berichten, aber bei einer Mission, als uns die Manschetten angelegt worden waren und sie in dem Goa’uldraumschiff festgesessen hatten, war er nicht von ihrer Seite gewichen, obwohl sie ihn darum gebeten hatte. Ohne sie hätte sein Leben für ihn einfach keinen Sinn mehr gehabt. OK, wir wollten auch nicht gehen, als wir bemerkten, dass sie nicht hinter uns waren, aber zwischen ihnen war vom ersten Augenblick an mehr gewesen als nur Freundschaft.

Später hatte er sogar gestehen müssen, dass er mehr empfand, als er durfte und das, nachdem er wieder versucht hatte, sich für sie zu opfern. Glauben Sie an die Liebe auf den ersten Blick?“, berichtete Daniel mir.

Jetzt verstand ich, warum er es nie bei ihr versucht hatte. Er wusste, dass er gegen Jack keine Chance gehabt hätte, selbst wenn dieser Doktor Carter freiwillig aufgegeben hätte.

„Nein, eigentlich nicht.“, antwortete ich ehrlich.

Das war es also gewesen, was mir in den Berichten gefehlt, was mich so stutzig gemacht hatte. Da hätte ich auch selbst drauf kommen können. Es war doch offensichtlich. Allein, wie sie über Colonel O’Neill gesprochen hatte, wäre schon Anlass genug gewesen, solche Vermutung aufzustellen. Normalerweise erkannte ich es, wenn Menschen verliebt waren, wenn sie Gefühle für einen anderen hegten.

Der Schmerz in ihren Augen und in seiner Stimme hatte mein Urteilsvermögen getrübt. Ich hatte es einfach nicht erkannt, obwohl es vor mir gelegen hatte wie ein offenes Buch. Aber warum waren die beiden denn nicht nach ihrem Ausscheiden aus dem Militär zusammengeblieben und hatten sich endlich selbst eingestanden, dass da mehr war als bloße freundschaftliche Zuneigung? Das war doch entgegen jeder Logik.

„Jack auch nicht. Nichtsdestotrotz hat es ihn erwischt.“, erwiderte Doktor Jackson spöttisch. „Je länger sie zusammen waren, desto schwerer fiel es ihnen, sich zu verstellen. Nicht nur vor den anderen, auch vor sich selbst. Bei allem, was sie sagten oder taten, mussten sie aufpassen, dass sie dabei nicht zu weit gingen. Wenn die letzte Mission nicht gewesen wäre, dann...“

Er brach ab. Jetzt waren auch in seiner Stimme der Schmerz und die Trauer über einen schweren Verlust zu hören. Auch ihm schienen Erinnerungen an etwas Bestimmtes schwer zuzusetzen.

„Erzählen Sie mir bitte, was passiert ist, Doktor Jackson.“, bat ich zurückhaltend.

Vor den Kopf stoßen wollte ich ihn nämlich nicht. Ich hatte die meisten Missionsberichte gelesen, doch über die letzte Mission war keiner verfasst worden. Wenn doch, dann war er entweder unter Verschluss oder einfach nicht für Außenstehende gedacht. Es musste eine Menge nicht so gelaufen sein, wie es geplant gewesen war und gute Männer mussten ihr Leben dabei gelassen haben. Ich konnte gut nachvollziehen, dass es sie alle mitgenommen hatte.

Daniel berichtete: „Ich wünschte, ich wüsste, was damals passiert ist, aber ich war nicht dabei gewesen. Nur Sam und Jack wissen wirklich, was vor drei Jahren geschehen ist, doch beide haben sich geweigert, darüber zu reden oder gar einen Bericht zu verfassen. Sie wollten sich nicht einmal mit mir darüber unterhalten. Jakob Carter war an diesem Tag ums Leben gekommen, was uns alle sehr getroffen hat.

Als sie zur Erde zurückkehrten, waren sie kühl und distanziert, besonders Jack. Er erledigte alles Notwendige und zog sich nach Minnesota zurück. Sam stieg aus dem Militär aus, obwohl sie sich sonst eigentlich nichts anderes hatte vorstellen können. Sie haben sich die letzten drei Jahre nicht gesehen. Es gibt eine Menge ungesagter Dinge zwischen ihnen, doch ich habe es nie geschafft, sie zusammen zu kriegen, damit sie darüber sprechen konnten. Sie müssen sie schon selbst fragen, aber ich bezweifle, dass einer von ihnen darüber reden möchte.“

Ich nickte verstehend. Colonel O’Neill hatte so schon Vorbehalte gegen Menschen wie mich, auch wenn ich kein Journalist war, er würde wohl eher sterben, als mir etwas zu verraten. Nicht, dass ich es nicht trotzdem versuchen würde. Das Interview mit ihm war mir das Wichtigste, auch wenn ich am Meisten wohl von Doktor Jackson erfahren hatte. Ob Doktor Carter sich dazu durchringen könnte, es mir zu erzählen, war auch fragwürdig. Es handelte sich hier schließlich um den Tod ihres Vaters.

„Ich werde dennoch versuchen, sie soweit zu bringen.“, erwiderte ich überzeugt.

Daniel sah auf die Uhr.

„Ich muss jetzt leider gehen, aber wenn Sie noch mehr hören wollen, stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.“

Ich bat ihn um einen Termin in drei Tagen. Somit hatte ich morgen Zeit, noch einmal alles Gehörte durchzugehen und vielleicht Colonel O’Neill noch einmal zu besuchen sowie mir eine Reise nach Chulak zu buchen. Ich hoffte nur, dass sich mein Nachwuchs nicht gerade in diesen Tagen meldete. Das könnte eine Menge durcheinanderbringen.


Zwischenspiel


Lange Zeit hatte er mit sich selbst gehadert, ehe Jack O’Neill sich dazu durchrang, auch nur einen Blick in das Manuskript dieses Maximilian Wilkins’ zu werfen. Zuerst hatte er es wegwerfen, dann durch den Reißwolf jagen und letztendlich im Kamin verbrennen wollen, doch irgendetwas hatte ihn immer abgehalten. Er leugnete sich selbst gegenüber noch immer, dass es die reine Neugier gewesen war. Er begründete es viel eher damit, dass es hier schließlich um sein Leben ging und er wissen musste, was man über ihn schrieb. Lügen und Halbwahrheiten konnte er nicht leiden. Er wollte auch sichergehen, dass seine Freunde gut dabei wegkamen.

Zumindest redete er sich das ein. Nachdem er das erste Kapitel überflogen hatte, klappte er es wieder zu. Er hatte genug gelesen. Für den Anfang zumindest. Ihm hatte überhaupt nicht gefallen, was er gelesen hatte. Jack zählte nicht zu den Menschen, der viele Bücher las, aber meist lag das einfach daran, dass sie ihn nicht ansprachen. Schon nach den ersten paar Sätzen konnte er sagen, ob es ihm gefiel oder nicht. Dieses gefiel ihm eindeutig nicht. Er fragte sich fieberhaft, ob alles wirklich so unspektakulär begonnen hatte.

Ob es wirklich am Anfang nur eine dieser zufälligen und unbedeutenden Begegnungen gewesen war, wie man sie als Militär öfter erlebte. Da musste doch mehr gewesen sein. Ein aufkeimender Funken, der verriet, dass man diesen Menschen wiedersehen würde, der einen darauf vorbereitete, dass sich alles im Leben ändern würde - zum Besseren veränderte. Das konnte er nicht finden. Er glaubte, sich an ein unbestimmtes Gefühl der Dazugehörigkeit erinnern zu können, aber er war sich nicht sicher. Jack konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, was ihm damals durch den Kopf gegangen war.

Die Trauer über seinen Sohn hatte ihn sosehr eingenommen, dass sie alles andere überschattet hatte. Vielleicht hatte er auch nur dieses Manuskript zu lesen begonnen, um sich wieder daran erinnern zu können. Es war soviel Zeit vergangen und die Erinnerungen verblassten langsam aber sicher. Das taten sie irgendwann immer. Es kamen neue dazu und alte verschwanden. Hatte er wirklich bereits mehr vergessen, als ihm lieb war? Vieles war doch noch so klart vor seinem inneren Auge. Wie sie durch das Tor schritten, sich unterhielten, in seinem Haus saßen und Witze rissen. Aber das war schon lange vorbei.

Außer mit Daniel hatte Jack nur noch dürftigen Kontakt zu seinen früheren Freunden. Er hatte sich in seine Hütte zurückgezogen - sich förmlich in ihr verkrochen - und sich vor der Welt versteckt. Einerseits hatte er dem ganzen Rummel entgehen wollen, andererseits wollte er sich nicht mit den Geschehnissen der letzten Mission auseinandersetzen. Bis heute nicht. Er hatte nie mit jemandem darüber geredet, nicht einmal mit Daniel, mit dem er sonst alles besprechen konnte. Es hatte die letzten drei Jahre immer irgendwie zwischen ihnen gestanden. Sein Freund hatte nie etwas gesagt, aber das war auch nie nötig gewesen.

„Was liest du da?“, riss Jack O’Neill eine ihm wohlbekannte Stimme aus den Gedanken.

Als er aufsah, blickte er genau in das Gesicht von Doktor Jackson, welcher ihn abwartend von oben her musterte. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und sein helles Haar glänzte in der Sonne. Einmal mehr wurde Jack klar, dass sie sich viel zu selten sahen, dabei könnte es viel öfter sein, er musste nur endlich aufhören, sich vor dem Leben zu verstecken. Aber dazu war er heute noch nicht bereit. Heute war es auch noch nicht nötig.

„Das hat mir so ein Reporter dagelassen.“, meinte Jack nur und reichte das Manuskript an seinen Freund weiter weiter.

Daniel blätterte darin herum, während er sich in den Gartenstuhl neben O’Neill sinken ließ. Er schien nicht überrascht. Wahrscheinlich war ihm das Gleiche geschehen.

Nachdenklich meinte Jackson schließlich: „Ja, Max ist auch bei mir gewesen. Wir haben uns ganz nett unterhalten. Er ist anders als die anderen Reporter. Er benutzt doch tatsächlich noch altmodische Diktiergeräte mit Kassetten. Ich wusste gar nicht, dass die noch hergestellt werden. Lass mich raten, du hast ihm gedroht, ihn zu erschießen, wenn er nicht wieder verschwindet.“

„Hättest du das auch getan, hätte er dir vielleicht auch bedrucktes Feuerholz geschenkt.“, erwiderte O’Neill abwertend.

„So schlecht?“, wollte Daniel abschätzend wissen.

Mit den Schultern zuckend meinte Jack: „Wer weiß. Hab nur kurz reingesehen.“

„Sah für mich eher wie lesen aus.“, stellte sein Freund besserwisserisch klar und fügte hinzu: „Soll ich es mir vielleicht mal anschauen?“

„Wenn du willst, aber verrat mir nicht, was passiert.“, entgegnete Jack sarkastisch und erhob sich aus seinem Stuhl.

Er brauchte dringend ein neues Bier und er würde seinem besten Freund bei der Gelegenheit auch eines mitbringen. Dieser hatte es sich bereits gemütlich gemacht und überflog einige Passagen des Manuskripts. Daniel davon wieder loszureißen, würde sicher nicht sehr einfach sein, aber er würde es schon irgendwie schaffen. Sie hatten immer nur sehr wenig Zeit für einander und er wollte sie nicht damit verschwenden, sich über ein unfertiges Buch oder einen Möchtegernautor zu diskutieren. Dafür fanden sie sicher ein besseres Thema.

weiter: Teil 2…


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