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Ohne Mitspracherecht von Lenari

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Ohne Mitspracherecht


Jack schlug die Augen auf. Im ersten Moment hatte er keine Ahnung, wo er sich befand. Doch dann kam es ihm schlagartig wieder in den Sinn. Alles hatte mit einer kleinen, unbedeutenden Erkältung angefangen, welcher er, wie so oft, auf die leichte Schulter genommen hatte - wie hätte er auch ahnen sollen, dass es soweit kommen könnte. Etwas husten und Schnupfen brachten schließlich niemanden um. Doch Ersteres wurde stärker und schnell war aus der kleinen Reizung im Hals eine ausgewachsene Angina geworden.

Zwei Wochen hatte er zu Hause verbringen müssen - Doc Fraisers Anweisung. Danach ging es ihm jedoch immer noch nicht besser. OK, anfangs schon, aber nach der ersten Mission lag er wieder flach. Also entschloss Janet sich kurzerhand, ihm die Mandeln zu entfernen. Aber da hatte sie die Rechnung ohne ihn gemacht. Er hatte sich mit Hand und Fuß dagegen gewehrt. Erst nach einer schlaflosen und mit Schmerzen geplagten Nacht hatte er sich dann doch geschlagen gegeben und zugelassen, dass man ihn ausnahm wie eine Weihnachtsganz.

Jetzt lag er hier auf der Krankenstation, frisch operiert und vollkommen erschlagen. Er schluckte - es brannte wie Feuer - sofort bereute er es. Wie er es doch hasste, krank zu sein, noch mehr jedoch deswegen aufgeschnitten zu werden. Er verfluchte sich dafür selbst. Wie hatte er nur so leichtsinnig sein können? Jemand beugte sich über ihn. Dunkles Haar, braune Augen und ein sanftes Lächeln auf den vollen Lippen. Ein ihm wohlbekanntes Antlitz.

„Hallo Colonel.“, begrüßte ihn Doktor Fraiser sanft. Jack wollte etwas erwidern, doch sein ganzer Rachen sowie die Mundhöhle waren stark entzündet und bis aufs Äußerste gereizt. Er brachte nur ein gequältes Stöhnen hervor. „Nicht sprechen, sonst könnten die Nähte aufplatzen und das wollen wir doch nicht.“ Ein schwaches, aber dennoch deutlich zynisches Lächeln huschte über seine Lippen, was mindestens genauso schmerzte wie der Versuch zu sprechen.

Er wollte ihr etwas sagen, blickte sich suchend um, erspähte den kleinen Notizblock in ihrer Tasche und zeigte darauf - gab ihr ein Handzeichen, ihn ihm zu geben. Bereitwillig händigte sie ihm den Block aus und legte noch einen Kuli oben drauf. Mit zittrigen Fingern - er hatte sich lange nicht mehr so ausgelaugt gefühlt - schrieb er das Wort ‚Durst‘ in großen Buchstaben darauf.

„Tut mir leid, Colonel, aber Sie müssen sich noch ein wenig gedulden. Ich kann Ihnen leider noch nichts zu trinken geben. Erst in einer Stunde.“, wandte Janet auf seine Bitte hin ein.

Verräterin!

Wenn Blicke töten könnten, wäre Jack jetzt ihr Mörder, denn er versuchte erst gar nicht, seine Wut darüber zu unterdrücken. Er verdurstete schließlich gerade. Nachdrücklich unterstrich er das Wort, um seine Unnachgiebigkeit zu demonstrieren. So würde er sich nicht abspeisen lassen. Er nahm auf ihre Ausflüchte keine Rücksicht. Die Sache war glasklar - er hatte Durst und wollte was trinken, die Konsequenzen waren ihm egal.

„Nein, Colonel!“, sagte sie bestimmt. „Versuchen Sie, noch etwas zu schlafen.“ Doktor Fraiser wandte sich ab.

O’Neill war schon drauf und dran gewesen, ihr als Protest in den Hintern zu treten, doch dazu hatte er letztendlich doch zuviel Angst vor ihr. Sein Leben lag in ihren Händen und auch wenn er wusste, dass sie dieses niemals gefährden würde, könnte sie ihn dennoch etwas quälen. Er schloss die Augen, versuchte ihrem Rat zu folgen. Vielleicht fand er doch noch etwas Schlaf, müde war er schließlich. Todmüde um genau zu sein. Waren sicherlich noch die Nachwirkungen der Narkose oder der Schmerzmittel, die sie ihm in weiser Voraussicht verabreicht hatte. Er schaffte es gerade noch, den Block und den Stift auf den Nachtschrank zu legen, ehe er ins Land der Träume eintauchte.

oOoOoOoOoOo

„Wie geht es ihm?“, fragte Sam, als sie die Krankenstation betrat. Im Schlepptau hatte sie Daniel und Teal’c. Alle drei waren sie sichtlich erleichtert gewesen, dass es Colonel O’Neill augenscheinlich besser ging.

„Es geht ihm gut. Er ist ein vorbildlicher Patient, er kann schließlich auch nicht widersprechen.“, lachte Janet amüsiert. Prompt im selben Augenblick verfehlte sie ein zusammengeknüllter Zettel nur um Zentimeter. Bockig saß Jack in seinem Bett, bereit noch einmal zu werfen. „Aber er macht sich auf seine eigene Art bemerkbar.“

„Kann ich mir vorstellen!“, entgegnete Daniel wissend. „Können wir zu ihm?“

„Ja, aber regt ihn nicht auf, er braucht Ruhe!“, gab sie zurück. Sie trotteten weiter und ließen sich neben seinem Bett auf der Liege nieder. Für ein Einzelzimmer war diesmal kein Grund. O’Neill blickte ihnen wenig begeistert entgegen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt: Zwei Quasselstrippen und ein Jaffa, der gar nichts sagte und die anderen auch nicht zum Schweigen brachte. Am Liebsten wäre er aufgesprungen und geflohen. Aber genauso wenig, wie er reden konnte, konnte er laufen. Er war einfach noch zu benebelt von der Narkose. Deswegen hatte er auch nicht getroffen.

„Hallo Colonel.“, begrüßte Sam ihn. „Wie geht es Ihnen?“ Er unterließ es, zu antworten, verzog lediglich das Gesicht und verdrehte genervt die Augen. Was sollte denn auch diese blöde Frage, er lag schließlich auf der Krankenstation, sein Hals tat ihm weh und seine Mandeln waren im Müll gelandet. Ihm ging es beschissen! Irgendwie gefiel es ihr, dass er nicht reden konnte. Keine blöden Kommentare, keine dumpfsinnigen Witze - er widersprach nicht und er konnte sie nicht unterbrechen - sie vermisste das alles schon jetzt.

Ohne diese Dinge würde ihr sicherlich schnell langweilig werden und sie würde auch nicht viel zu lachen haben. Sie hoffte nur, dass er schnell wieder gesund wurde. Seine Hände blätterten den Notizblock eine Seite zurück. Sam nahm auf der Bettkante platz und warf einen Blick auf das Schriftstück. Schnell malte Jack drei Ausrufezeichen zu seinem zuvor geschriebenen Wort und hielt es Daniel vor die Nase, den er dazu auserkoren hatte, diese unschätzbar wichtige Aufgabe zu erfüllen. Seine weitere Existenz hing schließlich davon ab. Da musste er den Fähigsten schicken und er wurde gleichzeitig eine Quasselstrippe los.

„Ich werde sehen, was sich machen lässt.“, versicherte ihm dieser und machte sich auf die Suche nach Doktor Janet Fraiser, um sie um Erlaubnis zu bitten. Damit war es ein Plappermaul weniger, wie Jack zufrieden feststellte. Dem ungeachtet legte das andere erst gerade los.

Sam berichtete ihm nämlich ausführlich: „General Hammond hat Ihnen auf unbestimmte Zeit Urlaub gewährt. Wir werden so lange anderen SG-Teams zugeteilt. Daniel SG-4, Teal’c, wo er gerade gebraucht wird und ich bei SG-2. Wird sicher die nächsten Wochen ziemlich langweilig werden. Wir kommen Sie jedoch, so oft es unser Zeitplan erlaubt, besuchen. Ist ja schließlich auch nicht für immer, sondern nur solange, bis Sie Ihre Sprache wieder gefunden haben und Janet Sie für einsatzbereit erklärt. Sicherlich können Sie bald wieder...“

Sie verstummte, als er ihr den Notizblock vor die Nase hielt, auf welchem ‚Halten sie die Klappe, Carter!‘ geschrieben stand. Sie musste schmunzeln. Selbst in einer Situation wie dieser fiel er ihr noch ins Wort und das, ohne einen Laut von sich zu geben. Daniel kam mit einem Glas Wasser zurück. Per Strohhalm saugte Jack die erlösende Flüssigkeit in sich auf - ungeachtet dem andauernden Brennen in seiner Kehle und dass jeder Schluck ihn vor Schmerz fast wahnsinnig machte. Er hatte noch nicht viel getrunken, da ertrug er das Beißen in seinem Rachen schon nicht mehr. Angewidert drängte er das Glas mit der Hand von sich und Daniel gab es Sam, damit sie es auf den Nachttisch neben Jack stellen konnte.

„Noch einen Wunsch?“, fragte Jackson ruhig.

Prompt erhielt er die verfasste Antwort: ‚Tausch mit mir!‘

„Ich denke nicht, dass das funktioniert, O’Neill.“, gab Teal’c lakonisch zur Antwort. Jack verdrehte die Augen. Nicht einmal seine sarkastischen Bemerkungen erzielten die gewünschte Wirkung. Mit ihm ging es den Bach hinunter und zu allem Überfluss wurde er auch bald noch von ihnen abgeschoben, wie ein Spielzeug, das man nicht mehr wollte, weil es etwas ramponiert war.

Verräter!

Erschöpft schloss er die Augen. Er wollte eigentlich nur schlafen. Seine Freunde begriffen das natürlich sofort, zogen sich jedoch diskret aus der Affäre.

„Wir werden dann auch mal wieder an die Arbeit gehen, Sir!“, meinte Sam ruhig und erhob sich. „Sie wissen ja, ist viel zu tun.“ Blitzschnell packte er ihre Hand und hielt diese fest, damit sie sich nicht entfernen konnte. Resignierend ließ sie sich wieder aufs Bett sinken. „Dann eben nicht. Daniel, Teal’c, geht ruhig schon. Ich komme gleich nach.“

‚Was gibt es sonst Neues?‘, fragte er per Notiz. Eigentlich interessierte es ihn überhaupt nicht, doch er hatte die Hoffnung, so viel schneller einzuschlafen. Außerdem fand er es beruhigend, den Klang ihrer Stimme in seinen Ohren zu hören, während er zu träumen begann.

„Ich bin mit meinem Reaktor ein großes Stück weiter gekommen. Noch ein paar Wochen und wir müssen uns um die Stromversorgung keine Sorgen mehr machen, solange wir noch Naquada im Haus haben. Wenn alles gut läuft, könnten wir vielleicht sogar eine ganze Stadt damit versorgen. Na ja, vorausgesetzt wir kommen an genügend von dem Zeug heran. Hammond hat bereits einige potentielle Planeten gefunden, die von dem Material nur so überlaufen. Wir werden sie in den nächsten Tagen besuchen und uns etwas umsehen. Nichts Außergewöhnliches, also. Sie hätten sich eh nur gelangweilt und angefangen herumzunörgeln. Sie sollten sich freuen, nicht mit zu müssen.“, holte Sam weit schweifend aus, versuchte ihn aufzuheitern.

Erst nachdem sie ihre Ausführungen beendet hatte, bemerkte sie, dass Jack bereits eingeschlafen war. Leise erhob sie sich, um ihn nicht wieder aufzuwecken, und verließ die Krankenstation, um sich auf ihre bevorstehende Mission vorzubereiten. Sie hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, wie immer, wenn sie ohne ihn auf Mission gehen mussten. Das letzte Mal war es ja auch nicht gerade gut gelaufen, hatten sie doch einen Verräter in ihrer Mitte gehabt und ein anderes Mal waren sie von Außerirdischen infiltriert worden. Sie war also immer froh, wenn er in ihrer Nähe war. Seine bloße Gegenwart ließ sie sich sicherer fühlen.

oOoOoOoOoOo

Ein paar Tage später war Jack endlich wieder soweit fit, dass er die Krankenstation verlassen konnte. Natürlich nicht, ohne dass Doktor Fraiser ihm an die hundert Mal eingeschärft hatte, dass er sich ja nicht unnötig aufregen sollte. Wieder einmal hatte sie ihm mit einer OP gedroht, sollten die Nähte wieder aufplatzen. Sie wusste, dass sie ihn nicht nach Hause bekommen würde, solange sein Team im Weltall verstreut umhergeisterte, aber es war ja so gut wie immer wenigstens einer von ihnen anwesend, der sich mit ihm beschäftigen konnte.

Außerdem wollte Janet ihn endlich loswerden, hatte er doch seine gesamte Zeit damit verbracht, die Schwestern der Station herumzuscheuchen, damit sie ihm Eis, etwas zu lesen oder irgendetwas anderes brachten. Die Zeit zwischen den Besuchen seiner Freunde hatte er entweder mit lesen, schlafen, Computerspielen oder dem Schreiben seiner Missionsberichte verbracht, die er schon längst hätte fertig haben sollen. Es langweilte ihn zwar, das zu tun, aber es lenkte ihn wenigstens ab. Sam und die anderen hielten ihn auf dem Laufenden.

Sie erzählte von ihren momentanen Experimenten, Daniel schwärmte von fremden Kulturen, die er besucht hatte und Teal’c brachte auch ein paar Sätze hervor. Sie erzählten ihm alles haarklein und brühwarm - er konnte sich schließlich nicht wehren. Er ließ sie einfach reden, solange er genügend Eis hatte, verstand sich. Im Grunde genoss er es auch. Zwar hörte er nicht richtig hin, was sie sagten, doch alleine die Anwesenheit seiner Freunde machte ihn glücklich. Sie schoben ihn doch nicht ab. Noch nicht. Und jedes Mal, wenn sie gingen, beteuerten sie, wie sehr er ihnen fehlen würde.

Lügner!

Nun schlenderte er durch die Gänge des Stargatekomplexes auf der Suche nach Major Carter. Wie immer fand er sie in ihrem Büro. Diese Frau war so etwas von berechenbar. Er lehnte sich an den Türrahmen und sah ihr eine ganze Weile bei der Arbeit zu. Ihre schlanken Finger fügten Drähte zusammen, überprüften Kontakte, tippten etwas in ihren Laptop und fuhren durch ihr blondes Haar, welches noch zerzauster aussah als sonst. Mit einem schmerzenden Räuspern machte Jack sich letztendlich doch noch bemerkbar und sie schenkte ihm eines ihrer Patentlächeln, die er so an ihr liebte. Er grinste zurück - es war mehr ein kläglicher Versuch davon, denn sein Rachen schmerzte bei jeder Bewegung seiner Lippen.

„Hat Janet Sie endlich entlassen?“, fragte sie, während sie ihre Unterlagen ordnete.

„Sieht so aus.“, ächzte er heiser. Bei jedem Wort schien seine Kehle von innen heraus zu verbrennen. Dennoch zwang er sich zu einem weiteren Satz. „Was wird das?“ Nicht, dass es ihn wirklich interessierte, doch sie konnten sich schließlich nicht die ganze Zeit anschweigen. Während er das aussprach, deutete er auf das Gerät, an welchem sie gerade herumgedoktert hatte.

„Das war mal mein Vergaser.“, gab sie kleinlaut zurück und kratzte sich verlegen den Kopf. „Jetzt ist es nur noch ein Haufen Schrott.“ Resignierend ließ sie von dem Gerät ab, dass mal einen sicheren Platz in ihrem Auto gehabt hatte. Jetzt war es wohl nicht mehr zu gebrauchen.

Jack konnte sich ein sarkastisches „Das sieht man.“ nicht verkneifen.

„Ich finde bei diesem Mistding einfach den Fehler nicht. Jetzt baue ich schon drei Tage daran herum und trotz allem säuft mein Wagen weiterhin ab. Alles andere war auch vergebens.“, entgegnete Samantha verzweifelt. Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn und verteilte somit dunkles Schmieröl auf ihrem Gesicht. Das ließ sie nur noch aufgewühlter und mit den Nerven am Ende wirken. Er konnte sich nicht verkneifen, zu schmunzeln.

„Liegt nicht am Vergaser.“, entgegnete Jack amüsiert und reichte ihr ein Taschentuch, deutete wage auf die Schmierereien in ihrem Gesicht. Dankend nahm sie es entgegen und säuberte ihre Stirn und ihre Hände. Heiser fuhr er fort: „Soll ich mal einen Blick drauf werfen?“ Er hatte ja eh nichts Besseres zu tun. Janet hatte ihn für nicht arbeitsfähig erklärt und würde ihre Entscheidung in den nächsten Tagen auch nicht revidieren. Er hatte also mehr als genug Zeit, sich dem Problem anzunehmen und eine Lösung dafür zu finden.

Sam hatte das jedoch nicht, denn er wusste, dass in drei Stunden wieder eine Mission für sie anstand. Er hasste es, sie alleine gehen zu lassen, doch was sollte er schon groß dagegen unternehmen. Er konnte sie schließlich nicht einsperren und zurückhalten auch nicht. Erstens, weil das einfach nicht seine Art war und zweitens, weil sie eh nicht auf ihn gehört, trotz allem ihren Willen durchgesetzt hätte. Daran würde selbst er nichts ändern können.

„Hat Janet nicht etwas von viel Ruhe gesagt?“, hakte Samantha skeptisch nach. „So an die hundert Mal.“ Jack zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. Er hatte nie wirklich auf diese Ärztin gehört, wieso also jetzt damit anfangen. Sein Sturkopf war mindestens ebenso stark wie Carters, was er mal wieder mehr als deutlich zu beweisen versuchte. Der Erfolg war abzusehen.

„Erholungstherapie!“, wehrte O’Neill lakonisch ab. Er deutete erneut auf den zerteilten Vergaser und meinte: „Den zuerst.“ Sam nickte zustimmend und machte ihm Platz, damit er sich die Bescherung ansehen konnte. Sie hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Das würde beide für die nächsten Stunden beschäftigen. Sie musste diesen Mann einfach dafür lieben, was er tat. Er war einfach immer wieder für eine Überraschung gut. Unverbesserlich und einzigartig. Wie hatte sie die Tage nur ohne ihn überstehen können.

OK, sie war oft bei ihm gewesen, so wie die anderen auch, doch hätte sie nie gedacht, ihn so schnell zu vermissen. Immer, wenn er nach Minnesota fuhr, waren sie froh gewesen, dass er sie endlich in Ruhe ihre Arbeiten machen ließ, doch kaum, dass er weg war, wurde ihnen auch schon langweilig. Sie waren unwiderruflich abhängig von diesem Mann. Sam ganz besonders. Gemeinsam setzten sie diesen Teil des Wagens - hoffentlich richtig - wieder zusammen. Sie sprachen dabei kaum, nur Carter fluchte immer wieder leise, wenn etwas nicht so wollte, wie sie.

Notdürftig verständigten sie sich mit Handzeichen - na ja, O’Neill benutzte diese - und verstanden einander auch so gut genug. Sie waren halt ein eingespieltes Team. Sam hatte danach noch genug Zeit, sich umzuziehen und für die Mission fertig zu machen. Vom Kontrollraum aus winkte er ihr zum Abschied zu und sie nickte anerkennend zurück. Dann verschwand sie im Ereignishorizont des etablieren Wurmlochs.

oOoOoOoOoOo

„Kann ich helfen?“, fragte Doktor Jackson neugierig und beäugte seinen Freund, welcher sich tief über den Motor des Wagens ihrer gemeinsamen Freundin gebeugt hatte. Dieser fuhr erschrocken auf und stieß sich prompt den Kopf an der Motorhaube. Sauer blickte er seinem Kameraden entgegen und rieb sich den schmerzenden Kopf. Er wusste schon jetzt, dass er eine fette Beule bekommen würde. Wenn er gekonnt hätte, würde er Daniel jetzt anblaffen, doch dazu hatte er ehrlich gesagt gar keine große Lust. Außerdem konnte er etwas Hilfe gebrauchen. Vielleicht nicht gerade von einem Anthropologen, aber besser als keiner.

„Starte mal den Wagen.“, ächzte Jack ihm entgegen und bereute es sofort wieder, überhaupt den Mund aufgemacht zu haben. Das Einzige, was ihn wirklich auf die Palme bringen konnte, war dieses unangenehme Kratzen und Brennen im Hals. Daniel setzte sich auf den Fahrersitz und drehte den Schlüssel herum, der bereits im Schloss steckte. Der Motor heulte auf und erstarb dann mit einem blubbernden Geräusch. Jack schnaufte verächtlich und kontrollierte noch mal alle Kontaktstellen und Schrauben, die Zündkerze und was noch so halbherzig in dem Wagen hing. Daniel startete abermals und wieder war es das gleiche Spiel. Diesmal war es mehr ein Ächzen als ein Blubbern. Verwundet kratzte O’Neill sich den Kopf.

„War wohl nichts.“, meinte Jackson und stieg aus dem Wagen aus.

Nachdenklich flüsterte sein Gegenüber: „Komisch, das müsste doch funktionieren.“

„Vielleicht hat Sam den Vergaser ja mit ihrer Bastelei ganz kaputt bekommen?“, bemerkte Daniel mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen. Wenn er fies gewesen wäre, hätte er schallend angefangen zu lachen, doch er verkniff es sich. Erstens, weil er von Janet den ausdrücklichen Befehl bekommen hatte, Jack nicht zu ärgern und zweitens, weil er nicht scharf darauf war, von diesem die nächsten Jahre gefoltert zu werden, denn darin war sein Freund ein Meister. Jack bedachte ihn mit einem bitterbösen Blick.

Mistkerl!

„Der Vergaser ist in Ordnung.“, protestierte O’Neill gequält. Ohne Vorwarnung stieß er sich vom Auto ab, so dass Daniel sogar erschrak, und nahm auf dem Boden platz, um unter den Wagen blicken zu können. Da er jedoch nichts Auffälliges erblicken konnte, legte er sich kurzerhand ganz darunter. Auch das nutzte nichts, denn er kam nicht weit. Der Unterboden des Wagens war für seine Gestalt einfach viel zu nahe am Boden. Ein Grund mehr, warum er Jeeps bevorzugte. Dennoch glaubte er jetzt zu wissen, woran es lag, hatte er doch gerade mit den Fingern in eine ölige Flüssigkeit gefasst.

„Sehen Sie etwas?“, fragte Daniel neugierig und beugte sich soweit vor, wie es ihm möglich war, konnte jedoch nicht direkt unter das Auto sehen.

Jack antwortete, während er sich wieder aufrappelte: „Der Wagen verliert Öl. Gut, dass sie nicht weiter damit gefahren ist, die Bremsen scheinen nämlich auch etwas abbekommen zu haben.“ Angewidert wischte er sich seine Finger an einem alten Halstuch ab, dass bis eben noch in der Hintertasche seiner Hose gesteckt hatte.

„Sie hatte ja Ihren.“, entgegnete Doktor Jackson immer noch breit grinsend. Damit hatte Colonel O’Neill ehrlich gesagt bereits gerechnet. Um den Wagen reparieren zu können, müsste er sich erst irgendwo einen brauchbaren Wagenheber besorgen, doch das konnte noch warten, würde er sich doch zuerst etwas zu essen besorgen. Daniel nahm er gleich mit sich, denn dieser schien in nächster Zeit eh nicht viel zu tun zu haben.

oOoOoOoOoOo

Als sie den Stützpunkt betraten, wurde ihnen umgehend mitgeteilt, dass General Carter zu Besuch kommen würde und sie sich doch bitte bereithalten sollten, was soviel wie duschen und umziehen bedeutete. Also kein ausgiebiges zweites Frühstück. Samantha und Teal’c waren auch bereits informiert worden und würden in nicht ganz einer Stunde eintreffen. Etwas an der Situation machte Jack stutzig. Die Tok’ra hielten es nämlich sonst eigentlich nicht für notwendig, sich vorher anzukündigen.

Die beiden Männer saßen gerade in der Cafeteria - bei Eis und Kaffee - als die Alarmsirenen losheulten. Im Einklang erhoben sie sich und begaben sich in Richtung Stargateraum, um ihre Freunde in Empfang zu nehmen, von welchen sie vermuteten, dass diese eintreffen würden. Umso überraschter waren sie, als sie zeitgleich mit General Carter den Raum betraten. Da waren die Tok’ra dann doch wohl schneller gewesen, hatten sie doch keine Ankunftszeit festgelegt. Die Männer gingen auf einander zu und während Daniel Jakob die Hand reichte, nickte Jack ihm nur zu.

„Schön Sie zu sehen, Jakob.“, begrüßte Daniel ihn freundschaftlich.

„Was ist mit Ihnen, Jack, haben Sie Ihre Zunge verschlugt?“, fragte General Carter amüsiert. Ein vernichtender Blick Jacks legte sich auf ihn, doch weiter ging dieser nicht auf die Bemerkung seines Freundes ein.

Mistkerl!

O’Neill wollte seinen gereizten Rachen nicht für Belanglosigkeiten strapazieren, wo er ihn doch gerade erst mit Schokoeis gekühlt hatte. Er zuckte lediglich noch mit den Schultern.

„Colonel O’Neill hat eine Mandeloperation hinter sich.“, erläuterte Doktor Jackson schnell. „Seine Stimme ist noch nicht ganz wieder da. Kommt halt davon, wenn man ärztliche Anweisungen missachtet.“ Ein freches Grinsen legte sich auf die Lippen des Archäologen. Jacks Augen wanderten zu dem wesentlich jüngeren Mann hinüber und bedachten ihn mit dem gleichen Blick, den er zuvor Jakob zugeworfen hatte.

Verräter!

Dann protestierte er mit ächzender Stimme: „Sie sind auch kein unschuldiger Engel.“

„Und wo ist meine Tochter? Will sie ihren alten Herrn nicht begrüßen?“, hakte Jakob nach, um weitere Streitereien zu unterbinden. Er wusste nur zu gut, wohin das führen konnte, wenn man nicht Acht gab.

„Sie ist noch mit Teal’c auf Mission, müsste aber jeden Augenblick zurückkehren. Wir sollten uns schon mal in den Besprechungsraum begeben, General Hammond wartet bereits.“, teilte Daniel seinem Gegenüber kurz mit und die drei Männer setzten sich in Bewegung.

oOoOoOoOoOo

Sie nahmen am großen Konferenztisch platz, nachdem sie den Saal über die Treppe betreten hatten. Hammond war bereits anwesend.

Dieser kam sogleich ohne Umschweife zur Sache: „Worum geht es bei Ihrem Besuch eigentlich, Jakob?“

„Wir haben Grund zu der Annahme, dass Apophis und Yu eine Koalition anstreben.“, antwortete dieser ausgesprochen ruhig.

„Das Übliche also!“, bemerkte Jack heiser. „Sag uns wo und wann, dann werden wir die beiden schon wieder zur Vernunft bringen. Ein kleiner Tritt in den Hintern und alles ist wieder beim Alten.“

„Sie werden niemandem in den Hintern treten, Jack. Sie wissen, was Janet gesagt hat. Sie können schon froh sein, überhaupt hier zu sitzen.“, wandte Daniel besserwisserisch ein. Kurz darauf zog er abermals Jacks vernichtenden Blick auf sich. Am liebsten hätte Colonel O’Neill seinem jungen Freund das überhebliche Grinsen aus dem Gesicht geprügelt.

Verräter!

Doch er verwarf die Idee wieder, da im selben Augenblick Major Carter, Teal‘c und Doktor Fraiser den Besprechungsraum betraten. Erstere fiel ihrem Vater überglücklich um den Hals.

Freudig stieß sie hervor: „Es ist so schön, dich endlich wieder zu sehen, Dad.“ Nachdem sie auch die anderen kurz mit einem Lächeln begrüßt hatte, setzte sie sich neben Jakob und Janet sowie Teal’c nahmen neben Jack und gegenüber von Daniel platz.

„Worum geht es dabei genau?“, hakte Hammond nach. Jeder im Raum hörte gebannt zu, als General Carter ihnen erläuterte, dass sich Yu und Apophis in einem abgelegenen Sonnensystem treffen würden, welches von einer gigantischen Nebelwolke umschlossen wurde, die sich bei einem Schuss entzünden und alles im Umkreis von zweihundert Lichtjahren auslöschen würde.

Außerdem würde so die Kommunikation zu außerhalb des Sonnensystems liegenden Schiffen gestört, was das Anfordern von Verstärkung so gut wie unmöglich machen würde. Der Plan bestand darin, auf eines der Schiffe zu gelangen, es zu verminen und auf das andere Schiff zuzusteuern, damit beide zerstört werden würden. Natürlich hätten sie vielleicht nicht mehr die Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen, eh es zu spät war. Alles in allem behagte Jack dieser Plan ganz und gar nicht.

„Nur mal eine Frage“, warf Jack mit gefasster Stimme, viel deutlicher als zuvor, ein. „Was ist Plan B?“

„Plan B?“, wollte Jakob verwirrt wissen.

„Ja, es gibt doch immer einen Plan B. Ohne stelle ich SG-1 nicht für diese Mission zur Verfügung.“ Diese Meinung hatte Jack auch nicht vor, zu ändern.

Daniel fuhr auf: „Aber es geht hier um zwei der mächtigsten Goa’uld dieser Galaxie und damit auch um die Zukunft der Menschheit. Wenn sie sich erst einmal geeinigt haben, werden sie ganz bestimmt als nächstes Ziel die Erde ansteuern.“ Das war durchaus ein treffendes Argument, doch an O’Neill prallte es wirkungslos ab.

„Das ist mir durchaus klar, Daniel.“, gab Jack mit knirschenden Zähnen zurück. „Aber ich habe es langsam satt, dass man unsere Ärsche in Gefahr bringt, nur weil es mal nicht nach deren Nase läuft. Warten wir doch einfach ab. Vielleicht kommt ja nicht einmal eine Allianz zustande.“ Er wies, während er das sagte, auf den anwesenden Tok’ra.

„Darauf können wir nicht hoffen, Colonel.“, wehrte Jakob Carter ab. „Außerdem können wir auf Ihre Meinung auch keine Rücksicht nehmen, da Sie nicht mitkommen werden. Sie sind momentan nicht in der Lage, Befehle zu geben oder sie auszuführen.“

Der Angesprochene sprang erzürnt auf und entgegnete: „Das werden wir noch sehen!“ O’Neill war fest entschlossen, mitzukommen, ärztliche Anweisung hin oder her.

Mistkerl!

Ein leicht metallischer, leicht säuerlicher Geschmack machte sich gleich darauf auf seiner Zunge breit, doch Jack ignorierte ihn einfach.

„Colonel!“, bedachte General Hammond ihn wütend. „Ich entscheide immer noch, wer wo hingeht, und Sie bleiben gefälligst, wo Sie sind.“ Damit war die Debatte wenigstens für den Leiter des Stargateprogramms gegessen. Für seinen ersten Offizier jedoch noch lange nicht. Er konnte doch nicht einfach tatenlos herumsitzen, während seine Freunde irgendwo in der Galaxie, weit weg von ihm, zu Fischfutter verarbeitet wurden.

„General, das ist doch nicht Ihr Ernst?“, brauste er auf und bereute es sofort wieder. In seinem Hals begann es unangenehm zu brennen, schlimmer als all die Male zuvor und etwas lief warm seine Kehle hinunter. Er hatte ganz offensichtlich den Bogen überspannt und würde nun die Rechnung dafür bekommen. Janet, welche sich neben ihn gesetzt hatte, warf ihm einen besorgten Blick zu. Sie erkannte bereits, dass es für eine weitere Verwarnung zu spät war, dass eine Operation unausweichlich geworden war.

„Colonel, ich erwarte Sie sofort auf der Krankenstation.“, ordnete sie an und erhob sich. Dann wandte sie sich noch an den Jaffa, während sie den Raum verließ: „Teal’c, begleiten Sie ihn. Wenn es sein muss, wenden Sie Gewalt an.“ Dieser nickte.

Verräterin!

Jack wusste, dass es für ihn besser war, sich in ihre Hände zu begeben, doch das würde ebenso bedeuten, dass er keinen weiteren Einfluss mehr auf das Geschehen nehmen und sich vielleicht nicht einmal von seinen Freunden verabschieden könnte. Nicht von allen jedenfalls. Er warf einen letzten Blick in die Runde, bevor er in Begleitung des Jaffas den Raum verließ. In den Augen seiner Freunde konnte er lesen, dass sie das auch bereits ahnten. Also verabschiedeten sie sich jetzt schon mal in stillem Einverständnis.

oOoOoOoOoOo

Es war jetzt bereits das zweite Mal innerhalb eines Monats, dass Colonel O’Neill mit den Nachwirkungen einer Narkose und tierischen Halsschmerzen aufwachte. Langsam aber sicher glaubte er, dass irgendwer im Universum etwas gegen ihn hatte. Wenn er mit Blessuren von irgendwelchen Fremdwelteinsätzen zurückkam war das ja noch verständlich, oder wenn seine Knie mal wieder nicht mitspielten, konnte er das auch noch verkraften, aber das hier war ganz eindeutig reine Schikane, auf die er gut und gerne verzichten konnte.

Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, einfach weiter zu schlafen, doch dann erinnerte er sich wieder daran, wieso er hier eigentlich lag und öffnete die Augen. Er ließ den Blick schweifend durch die Krankenstation gleiten, konnte aber nirgendwo eine Uhr entdecken, die ihm sagte, wie spät es genau war. Er hätte sich gern noch von seinen Teamkameraden verabschiedet, aber er nahm nicht an, dass Jakob hätte warten können, bis er wieder zu sich gekommen wäre. Schade eigentlich. Dass Jack ausgerechnet jetzt krank werden musste, war mal wieder sein ganz persönliches Pech. Er wäre lieber bei seinen Freunden als hier untätig herumzuliegen.

Das leise Klackern von Hackenschuhen erregte Jacks Aufmerksamkeit. Er konnte die Art des Ganges fast sofort Doktor Fraiser zuordnen. Er hatte ihn so oft in den letzten Jahren gehört, dass er schon fast wie Musik in seinen Ohren klang - aber auch nur fast. Genervt verdrehte er die Augen und schallte sich innerlich dafür, überhaupt die Augen geöffnet zu haben. Er war sich sicher, dass er Janet nicht mehr davon überzeugen könnte, dass er doch noch schlief. Sie hatte bis jetzt noch immer gemerkt, wenn er ihr etwas vorgegaukelt hatte. Sie trat an sein Bett und lächelte ihm entgegen. O’Neill zwang sich ebenso dazu, auch wenn ihm nicht dazu zumute war.

„Hallo Colonel. Schön, dass Sie wach sind. Die Operation ist gut verlaufen.“, sagte Doktor Fraiser professionell und überprüfte dann etwas in den medizinischen Unterlagen, obwohl Jack sich sicher sein konnte, dass sie jedes Wort daraus auswendig kannte.

„Wo…“, begann er, bereute es jedoch im selben Augenblick wieder. Sein Hals fühlte sich auf Schlag an, als würde dieser in Flammen stehen. Es war fast schrecklicher als das erste Mal. Gequält verzog er das Gesicht und ihm schoss durch den Kopf, dass ihm ein zweiter Aufenthalt auf der Krankenstation hätte erspart bleiben können, wenn er nur auf diese kleine, aber dickköpfige junge Frau gehört hätte. Nicht, dass er das offen zugegeben hätte und er hätte sich auch sicher nicht zurückgenommen, wenn er die Folgen gekannt hätte, aber dennoch konnte er es sich selbst gegenüber nicht leugnen.

„Nicht reden.“, versuchte Janet ihn zu beruhigen und legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Unterarm. Das tat sie immer, bevor sie versuchte, einem die schlechte Nachricht schonend beizubringen. Dass es dabei nicht um seinen Gesundheitszustand ging, konnte er in ihren Augen sehen. Auch sie machte sich sorgen. Mit einem kläglichen Versucht, aufmunternd und hoffnungsvoll zu klingen, erklärte sie: „Ihr Team ist bereits aufgebrochen. Ich soll Ihnen einen schönen Gruß bestellen.“

„Ich…“, begann O’Neill erneut und abermals versagte seine Stimme. Aber Fraiser wusste auch so, was er sagen wollte. Was er nicht über die Lippen brachte, erzählte ihr sein Blick. Jack wollte sich erheben, doch sie drückte ihn sanft, aber bestimmt in die Kissen zurück.

Mit Nachdruck wies Janet ihn an: „Colonel, Sie dürfen nicht aufstehen. In Ihrer momentanen Verfassung können Sie ihnen nicht helfen. Jegliche Aufregung wird Ihnen nur schaden.“ Ein leichtes Lächeln umspielte erneut ihre Lippen, als sie weiter sprach: „Ich bin mir sicher, dass alles gut gehen wird und Sie bald wieder hier sind.“

Lügnerin!

„Aber…“, wollte Jack widersprechen, doch er wurde sofort mit einem bestimmendem AH! von ihr unterbrochen.

„Wenn Sie jemals wieder arbeiten wollen, müssen Sie sich jetzt wirklich ausruhen.“, drohte sie ihm mit erhobenem Finger und ihm blieb nichts weiter übrig, als brav zu nicken und ihr zu gehorchen. Sie hatte ja Recht, aber er hasste es einfach, untätig herumzuliegen und seinen Freunden nicht im Geringsten helfen zu können. Nachdem Doktor Fraiser sich sicher war, dass er ihrer Anweisung folge leisten würde, meinte sie noch, bevor sie ging: „Gut. Versuchen Sie zu schlafen.“

Colonel O’Neill war wirklich erschöpft und konnte nur noch schwerlich die Augen offen halten, dennoch wollte er nicht einschlafen, bis seinen Freunde zurück waren. Er wusste, dass das Tage dauern könnte, aber er wollte einfach keine Information, keine Neuigkeit - egal ob positiv oder negativ - verpassen. Eine ganze Weile schaffte er es sogar, seine Augen und seinen Verstand offen zu halten, dann fielen sie ihm doch zu und er driftet langsam in traumlosen Schlaf ab.

oOoOoOoOoOo

Es dauerte knappe zwei Tage ehe Colonel O’Neills Team mehr oder minder schwer verletzt von der Mission zurückkehrte. Doktor Jackson hatte es durch die Verkettung unglücklicher Zufälle sogar eine saftige Gehirnerschütterung samt Beule und kleiner Platzwunde beschert. Jack hatte es erst erfahren, als man Daniel in das Bett neben seinem verfrachtet hatte. Gleich nach der Rückkehr war er ohnmächtig geworden. Das sah seinem Streberfreund wieder mal ähnlich. Mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit traf es auf jeder dritten Mission einen von ihnen und da Jack aus der Gleichung heraus gefallen war, verdreifachten sich die Chancen für den Archäologen, im Kampf verletzt zu werden.

Es war nichts wirklich Ernstes, aber bis jetzt war er nicht wieder aufgewacht. Aber auch das war nicht verwunderlich, denn O’Neills ganzes Team litt unter exzessivem Schlafentzug. Selbst Major Carter hatte sich gleich nach ihrer Rückkehr aufs Ohr gelegt. Da sie jedoch Daniel und Jack nur ungern allein lassen wollte, war hatte sie sich zum Ausruhen ausgerechnet das Bett vom Colonel ausgesucht. Sein Jaffafreund war auf sofort weggedriftet, hatte es sicher aber auf einem der Besucherstühle bequem gemacht. Ihn störte es nicht. Er hatte eh die Nase davon voll gehabt, ständig untätig herumliegen zu müssen und war über etwas Abwechslung - auch wenn es nur sitzen war - dankbar gewesen. Wenn seine Freunde nicht gekommen wären, hätte er sich wahrscheinlich ganz aus dem Staub gemacht und wäre ziellos auf dem Stützpunkt herumgetigert.

„Was machen Sie hier, Colonel?“, fragte Doktor Fraiser ärgerlich. Jack war so in Gedanken gewesen, dass er sie gar nicht hatte kommen hören und war erschrocken herumgefahren. Soviel zum Thema ‚Keine Aufregung’. Entschuldigend grinste er ihr entgegen. Noch immer schmerzte jede Mundbewegung, aber es war in den letzten beiden Tagen viel besser geworden. Wenn er sich weiter so erholte - so hoffte er zumindest - würde er noch vor Daniel entlassen werden können. Er nahm aber nicht an, dass Janet es soweit kommen lassen würde, sei es auch nur, um ihm ein für allemal klar zu machen, wer hier wirklich das Sagen hatte. Sarkastisch fragte sie nach: „Hatte ich nicht etwas von Bettruhe gesagt?“

‚Pst, er schläft!’ kritzelte Colonel O’Neill schnell auf ein Blatt Papier und hielt es ihr dann unter die Nase. Dazu machte er die typische Geste, die ihr suggerieren sollte, dass er das durchaus ernst meinte. Janet seufzte hörbar und stemmte bedrohlich die Hände in die Hüften.

Eindringlich, aber in einem leiseren Ton wies sie ihn an: „Gehen Sie wieder ins Bett.“

Wieder schrieb Jack schnell etwas auf und ließ es sie dann lesen. Diesmal stand geschrieben: ‚Kann nicht.’ Abermals mit einem entschuldigenden Lächeln untermalt. Er wollte Sie wirklich nicht wütend machen oder ihren Anweisungen zuwider handeln - jedenfalls noch nicht - aber er konnte schließlich nichts dafür, dass Major Carter ihm sein Bett weggenommen und ganz dreist darauf ins Land der Träume abgedriftet war.

„Und wieso nicht?“, wollte Fraiser wenig begeistert wissen.

‚Carter schläft in meinem Bett.’ Ein erneuter Seufzer folgte, nachdem sie auch diese Antwort gelesen hatte. Ihr blieb wohl keine andere Wahl als Jack gewähren zu lassen.

„Aber Sie werden sich nicht bewegen und sobald Sam aufwacht, sind Sie wieder in ihrem Bett.“, gab Janet ihm nach einer kurzen, aber gründlichen Bedenkzeit nach. Solange er sitzen blieb, würde es schon nicht so schlimm sein. Trotzdem würde sie ein Auge auf ihn haben. Fraiser machte auf dem Absatz kehrt, drehte sich dann aber noch einmal um und fragte mit einem leichten Lächeln: „Noch etwas Eis?“

‚Ja!!!’ stand es nur Sekunden später fett auf einem weiteren Stück Papier geschrieben und war ein paar Mal von O’Neill unterstrichen worden. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. Kopfschüttelnd ließ sie ihn erst einmal mit Daniel allein.

oOoOoOoOoOo

„Jack?“, fragte Doktor Jackson plötzlich heiser, ohne jedoch die Augen ganz zu öffnen. Jack schluckte das Eisstück hinunter und steckte den Löffel zurück in die Packung, die Fraiser ihm vor zehn Minuten gebracht hatte.

Mit ächzender Stimme erwiderte er ein knappes und gequältes: „He.“ Sofort bereute er es, doch er konnte seinen ebenso angeschlagenen Freund nicht dazu zwingen, dessen angeknackstes Hirn zum Lesen zu benutzen. Das wäre sicher nicht in Fraisers Sinne gewesen, denn solch eine Prozedur würde sicher dem Heilungsprozess hinderlich sein. Außerdem hatte O’Neill keine große Lust all das aufzuschreiben, was er vielleicht zu sagen hatte, schließlich war er schon immer von Haus aus faul gewesen.

„Was ist passiert?“, wollte Daniel wissen und blickte ihn endlich an. Jack schenkte ihm ein leichtes Lächeln und bot ihm großzügig auch etwas von seinem Eis an, was Daniel aber denkend ablehnte. Gefrierbrand im Gehirn war sicher auch nicht förderlich gegen Kopfschmerzen. Jack hatte einfach nicht nachgedacht.

Idiot!

„Weiß nicht.“, erwiderte der Colonel heiser, während er demonstrativ mit den Schultern zuckte. Ehrlich fuhr er fort: „Hat mir keiner gesagt. Ich wollte flüchten und hab dich so gefunden.“

„Sam und Teal’c?“, hakte Jackson nach. Ohne ein Wort zu sagen, wies Jack auf das Bett auf der anderen Seite von Daniels Liege, wo Major Carter immer noch seelenruhig vor sich hin träumte und Teal’c daneben in einem Stuhl saß und sein Kel’No’Rem machte. Zumindest hatte der Jaffa das gesagt, aber Jack glaubte es nicht. Noch immer wartete er darauf, dass der große Hüne zu schnarchen begann oder wenigstens irgendeinen Unsinn zu murmeln. „War wohl ein harter Tag.“

„Harte Woche.“, berichtige Colonel O’Neill und schob sich weiteres Eis in den Mund.

„Jetzt haben wir wohl erst einmal ein paar Tage Urlaub.“, stellte Daniel nüchtern fest und ihm fielen dabei schon fast wieder die Augen zu. Es sollte wohl mal ein Scherz werden, aber den hatte der junge Sprachforscher echt vergeigt. Jack lächelte trotzdem etwa gequält.

„Wird langsam zur Gewohnheit.“ Jack fand, dass seiner da etwas besser war, aber sie waren beide nicht in Hochform. In ein paar Jahren würden sie wahrscheinlich über diese schreckliche Zeit lachen können - obwohl, wohl eher nicht.

„Ich hoffe doch, nicht.“, entfuhr es Jackson. Diesmal fielen seine Augen für einen Moment ganz zu und wirklich anheben konnte er die Lider dann auch nicht mehr. Leise vor sich hin murmelnd, meinte er dann noch: „Ich schlaf noch ein bisschen, OK.“

Dass sein Freund das eher zu sich selbst gesagt hatte und keine Zustimmung erwartete, war Jack durchaus klar, dennoch sagte er sanft: „Sicher.“

Er nahm noch einer Bissen von seinem Eis und sah sich in der Krankenstation um. Es war ruhiger geworden, das Licht war schwächer als tagsüber und nur vereinzelt sah man noch Krankenschwestern herumtigern. So gefiel Jack die Krankenstation schon viel besser. Er war als Einziger von seinem Team noch übrig, aber er könnte nicht schlafen, selbst wenn er wollte. Noch nicht.

Ende


© 2008 Lenari


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