Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

Kälte von Lenari

[Reviews - 0]   Drucker Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +

Vorwort

Ich weiß auch nicht so genau, was mich da geritten hat. Ist einfach so über mich gekommen. Aber es ist wahr. Wer jemals geliebt hat und verlassen worden ist, kann wohl nachempfinden, wie ich im Moment fühle. Ich hatte nicht einmal selbst von mir erwartet, dass ich solch tiefe Empfindungen in mir entdecken könnte, dass es fast an Liebe reichen würde, aber es ist passiert. Zum ersten Mal. Vielleicht auch zum Letzten. Wir werden sehen. Aber lest selbst und vielleicht, wer weiß, eventuell geht es einigen von euch ja ähnlich oder zumindest könnt ihr euch noch an dieses schreckliche Gefühl erinnern, das man nach einer Trennung empfindet. Also… ihr wisst schon…
Kälte


Es war draußen bereits dunkel geworden.

Ein wenig zu düster für meinen Geschmack. Eigentlich liebte ich die Nacht mit all ihrer Schwärze, doch heute war das anders. Vielleicht lag es daran, dass ich alleine war, dass niemand da war, dass er mich nicht im Arm hielt.

Er.

Der Eine.

Der Mann, den ich so sehr wollte.

Wieder eine Nacht ohne ihn. Wieder dieses Gefühl von Leere in meinem Innern.

Wie hatte es nur soweit kommen können? Hatte ich wirklich zugelassen, dass er mich so unter beschlag genommen hatte? Ich hatte mir doch vorgenommen, mich nicht gehen zu lassen, mich nicht in ihn zu verlieben, ihm nicht einen Platz an meiner Seite zukommen zu lassen, ihn vollständig in mein Leben mit einzubeziehen.

Doch so war es schließlich gekommen.

Nach und nach hatte ich meine Unabhängigkeit verloren. Ein schleichender Prozess, der erst jetzt seine verheerenden Auswirkungen zeigte. Jetzt, wo er nicht mehr da war, wo er mich nicht im Arm hielt und mein Körper nach ihm verlangte, von ihm gewärmt werden wollte.

Mich fror.

Eine ganze Weile schon.

Ich hatte es mir nur nicht eingestehen wollen.

Noch immer konnte ich seine Wärme spüren, doch das war nicht dasselbe. Nicht so, als wäre er jetzt bei mir. Es war nur eine trügerische Einbildung meines Geistes, um die Leere, die mich ausfüllte, nicht ganz so qualvoll erscheinen zu lassen. Ich hatte mich in ihm verloren, war vollkommen in ihm aufgegangen und nun konnte ich nicht mehr zurück. Konnte nicht mehr mein Leben führen wie vor seiner Zeit.

Aber vorwärts war ebenso unmöglich.

Er hielt mein Herz immer noch in seinen Händen, konnte mit mir anstellen, was er auch immer wollte. Ich würde mich fügen. Und wieso? Weil ich meine Gefühle nicht hatte kontrollieren können, weil ich zugelassen hatte, dass er sich in meinem Verstand einnistete und mich in Beschlag nahm.

Das alles nur wegen ein paar Stunden.

Nächten wie diese.

Wegen ein paar starken Armen, die mich umschlagen hatte, weicher, warmer Haut, die gegen meine rieb, überwältigenden Küssen, die meinen ganzen Leib bedeckten und ihn zum Brennen brachten. Wegen einigen Augenblickten des Glücks und der vollkommenen Zufriedenheit? Wann war es das letzte Mal gewesen?

Eine Weile ist es jetzt schon her.

Für mich eine Ewigkeit.

Seit dem hatten seine Lippen die meinigen nicht mehr berührt, er hatte mich nicht mehr gestreichelt, nicht mehr gehalten, mit mir geredet. Er war einfach nicht da gewesen. Ich hatte gefroren und ich zitterte noch immer. Selbst jetzt noch. Ich vermisste ihn. Lange war er noch nicht weck, doch für mich schien es eine Ewigkeit.

Ich hatte es mir doch geschworen.

Vor seiner Zeit.

Damals.

Als ich noch ich war.

Mein Leben noch mir gehörte.

Meine Gedanken noch meine waren. Als ich mich noch hätte entscheiden können. Ich sehnte mich zu diesem einen Augenblick zurück. Diesen Moment, in dem ich mich zu wehren aufhörte, mich zu öffnen begann und ihm Einlass gewährte. Ich zog die weiche Decke enger um meinen Leib, doch es half nichts.

Noch immer bebte mein Körper unter der Kälte.

Ich wünschte, er wäre jetzt bei mir, doch ebenso er wäre es nicht. Ein Teil von ihm ist dennoch hier.

Noch ein winziger.

Ich spüre seine Präsenz. Meine Gedanken, meine Gefühle halten ihn am Leben. Ich will das nicht – kann es nicht ändern. Ich weiß, dass ich nichts fühlen sollte, mir ist klar, dass es nichts bringt. Ich fror und er würde mich nicht wärmen.

Nicht körperlich.

Seelisch.

Hing zwischen den Stühlen, konnte weder vor noch zurück. War gefangen in meinen Erinnerungen, in einem Leben, das nicht mehr meines war. Hasste mich dafür, liebte es aber auch.

Hassliebe.

Das war es, was ich für ihn empfand. Weder das eine noch das andere – beides und das mit einer Intensität, die mich erstarren ließ. Sie ließ mich nicht von ihm loskommen. Ich wusste tief in meinem Herzen, dass es richtig war, dass es nur so sein durfte.

Doch es schmerzte.

Es zerriss mich, ließ mich innerlich schreien. Ich war taub, spürte mich selbst nicht mehr, sah durch einen grauen Schleier auf die Welt.

Alles trist, alles dunkel.

So wie diese Nacht. Das Dunkel. Die Leere. Das Nichts. Ich schloss die Augen, horchte in mich hinein. Schmerz schlug mir entgegen, ein leises Wimmern meiner Seele.

Nichts fühlen.

Ich wollte nichts mehr empfinden. Kälte. Nur noch eisige Gleichgültigkeit. Keine Wärme, kein Feuer, keine Gefühle, keine Gedanken.

Nicht er.

Nie wieder ihn.

Den Mann, den ich immer noch wollte.



Ende


© 2005 Lenari


Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.