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"Solitary Man" no more von Arielen

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Kapitel 7
Der dunkle Spiegel
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„Dann läuft also alles darauf hinaus...“, folgerte John laut genug, dass ihn die beiden Ärzte hören konnten, „... dass man von mir erwarten wird, dass ich mich als Versuchskaninchen zur Aktivierung außerirdischer Technik zur Verfügung stelle. Allein aus diesem Grund haben Sie mich – wie auch immer – aus der Wüste geholt und nicht krepieren lassen.“

„Mr. Sheppard, halt, so dürfen Sie das nicht sehen...“ Beckett sah bestürzt drein, während die Ärztin nach Luft schnappte. Ihre Augen blitzten wütend auf.
„Dass ist nicht wahr. Was denken Sie von mir?“, entgegnete sie mit scharfer Stimme. „Ich habe keinen Moment daran gedacht – ja nicht einmal gewusst, dass Sie dieses Gen besitzen, bis wir es bei den Untersuchungen festgestellt haben.“
„Und dann auch noch in dieser ungewöhnlichen ...“, murmelte Beckett selbstvergessen und zog Johns Aufmerksamkeit wieder auf sich.
„Was denn jetzt schon wieder?“ zischte er und funkelte den Schotten an. So langsam wurde ihm das Verhalten dieses Mannes zu bunt.
„Ich...“ Beckett wich seinem giftigen Blick einen Moment aus. „Hören Sie Mr. Sheppard. Versuchen sie sich zu beruhigen. Bisher weiß noch niemand, dass Sie ...“ Er blickte hilfesuchend zu Dr. Keller hinüber.

„Leider stimmt das nicht mehr ganz, Carson. General O’Neill, General Landry und Agent Woolsey sind zwar darüber informiert, dass Sie das Gen besitzen, Mr. Sheppard, aber diese drei Männer wissen auch nicht mehr als das“, sagte diese und fügte beschwichtigend hinzu: „Ganz so selten ist diese Besonderheit übrigens auch mehr, vor allem nicht, seit wir das Gen auch künstlich herstellen können, dank Doktor Beckett.“
„Aye, das ist so, mein Sohn“, bekräftigte dieser erleichtert die ‚Worte seiner Kollegin. „Und glauben Sie mir, ich kann ihre Vorbehalte sehr gut verstehen. Das erste Jahr auf Atlantis war wirklich nicht immer besonders angenehm für mich, da ich kaum dazu kam meine eigentlichen Pflichten zu erledigen. Als die Therapie dann bei einigen Leuten – unter anderem auch Dr. McKay - ansprach, wurde alles viel leichter.“

John entspannte sich ein wenig. Trotzdem blieb er misstrauisch, denn alles was sie über dieses Gen und ihn wussten, hatten ihm die Mediziner mit Sicherheit immer noch nicht gesagt. Das verrieten ihm schon die Blicke, die die beiden jetzt schon wieder wechselten.
Er erinnerte sich gut an das Verhalten Becketts, als er den Scanner in der Hand gehabt hatte. Auch wenn er da noch ziemlich groggy gewesen war, war ihm doch die Überraschung in den Zügen des Schotten nicht entgangen.
Deshalb beschloss John in die Offensive zu gehen und ihm auf den Zahl zu fühlen. „Ist das wirklich alles, was Sie mir zu diesem Thema zu sagen haben?“

Einen Moment herrschte Schweigen im Raum.

Beckett räusperte sich. „Nein, das ist nicht alles“, entgegnete er trotz der hochgezogenen Augenbraue seiner Kollegin. „Das künstliche Gen ist weitaus schwächer, als wenn es jemand von Geburt an besitzt. Diejenigen, die auf die Behandlung ansprachen – und das ist nicht einmal die Hälfte der getesteten Leute - , können die Gerätschaften der Antiker zwar dann ganz normal benutzen, aber längst nicht alle benutzen, die meisten nicht einmal initialisieren. Inzwischen wissen wir, dass dies nur ab einer gewissen Stärke möglich ist.
Wir haben inzwischen natürlich einige Männer und Frauen in unseren Teams, die wie sie und ich damit auf die Welt gekommen sind. Diese beherrschen ihre Fähigkeiten im Umgang mit der Technologie der Antiker inzwischen, aber das hat viel Forschungsarbeit und eine Menge Übung bedurft, um sich an alles heran zu testen, und das ist leider bei jedem Gerät, das wir entdecken aufs Neue so.“
Er machte eine bedeutungsschwere Pause und legte John den Scanner wieder in die Hand. „Sie sind jedoch das erste Naturtalent, dass mir unter die Augen gekommen ist. Ich habe Wochen gebraucht, um so weit zu kommen wie Sie in einem Augenblick ... Bitte bedienen Sie bitte noch einmal den Scanner, wie sie es eben getan haben.“

John blinzelte irritiert und gehorchte den Worten des Arztes ohne darüber bewusst nachzudenken, was er tat. So wechselte er von der Darstellung seiner Nervenbahnen zu einer der Knochenstruktur und dann wieder dem Infrarotsensor, der die warmen und kalten Bereiche in seinem Körper anzeigte.
Er war fasziniert von der Leichtigkeit, mit der das Gerät gehorchte und konnte gar nicht verstehen, warum genau das anderen so schwer fallen sollte. Es war so leicht zu durchschauen, wie das ganze funktionierte. Es war, als lese der Scanner seine Gedanken und könne sie gleich umsetzen. Damit reduzierte sich die Reaktionsschnelligkeit auf Sekundenbruchteile. Es war nicht schwer sich die Möglichkeiten, auszudenken, die sich daraus ergaben.

Er begann zu träumen... Wenn auch andere Hinterlassenschaften der alten Rasse das konnten – unwillkürlich stellte er sich schlanke und elegante Fluggeräte vor, dann würde er von ihnen nicht genug bekommen, hätte er die Gelegenheit sie benutzen. So etwas war der Traum eines jeden Piloten, der sich bereits einmal dem Rausch der Schnelligkeit und Freiheit ergeben hatte. Wer nur einmal die Möglichkeit haben würde, auf diese Weise in die Lüfte zurück zu kehren, wäre er bereit, dafür alles zu tun, sei es auch....

In diesem Moment realisierte John, was er getan hatte und worüber er gerade nach zu denken begann. Abrupt ließ er das Gerät auf die Decke fallen, als habe er sich an ihm die Finger verbrannt. Der Scanner erlosch und nach ihm auch der Monitor. Gleichzeitig spürte er, wie sich alles in ihm sträubte.
Nein, nein und nochmals nein! Ich will und werde mich nicht so einfach um den Finger wickeln und in etwas drängen lassen, was ich um keinen Preis der Welt mit mir machen lassen machen lassen möchte! Nie und nimmer!

So bekämpfte er das flaue Gefühl in seinem Magen und sammelte seine Gedanken. Er beschloss, sich nicht in die Falle locken zu lassen und funkelte Carson Beckett wütend an. „Ich hoffe, das bleibt erst einmal unter uns!“ fügte er grimmig hinzu. Er würde sich nicht mehr so einfach in die Falle locken lassen.
Genau das wollten sie doch mit ihrer Freundlichkeit erreichen – das er fasziniert zu allem „Ja“ und „Amen“ sagte und das tat, was man von ihm zu erwarten schien.

„Was soll unter euch bleiben?“ erklang da eine Stimme, die er inzwischen sehr gut kannte. John wandte den Kopf so weit wie möglich zur Seite und verdrehte die Augen, als er den Kanadier in der Tür stehen sah.
Erst jetzt bemerkte er, dass er sich ganz offensichtlich nicht in der normalen Kranken- oder Intensivstation sondern einem viel kleineren Raum befand. Er sah nun auch die Kameras an der Decke und stellte fest, dass eine Wand verdächtig durchsichtig wirkte, auch wenn die matte Oberfläche nicht danach aussah.

Seine Augen wurden schmal und die Wut verwandelte sich in eiskalten Zorn, der jedes Gefühl in ihm erstarren ließ.
Schon wieder ein Beobachtungsraum. Verdammt und verflucht! Gab es denn nicht eine Ecke in diesem Stützpunkt, der nicht überwacht wurde?

Diese Erkenntnis brachte ihn noch mehr in Rage. Und so beschloss er dem Kanadier ein für alle mal etwas deutlich klar zu machen: „McKay, wenn Sie glauben, dass ich noch einmal auf Sie und ihr überfreundliches Gehabe herein falle, dann haben Sie sich getäuscht. Ich weiß jetzt, was Sie eigentlich von mir wollen und ich sage – Vergessen Sie’s.“

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„Wie, äh ... wie meinen Sie das? Könnten sie mir das genauer erklären? Ich verstehe vor allem ihren letzten Satz nicht so ganz?“ Im ersten Moment war Rodney irritiert über die Äußerung, die ihm Sheppard entgegen schleuderte. Eigentlich hatte er sich nur erkundigen wollen, ob der ehemalige Detective sich wieder erholt und keine Schäden davon getragen hatte.
Dr. Lee konnte inzwischen bestätigen, dass die Energiezelle beschädigt und ohnehin schon fast am Ende gewesen war. Es schien nur eine Frage der Zeit gewesen zu sein, dass es zu einer Entladung gekommen wäre, die im Prinzip einem Kurzschluss in elektrischen Leitungen glich.
Sheppard hatte den Verfall durch seine Berührung nur beschleunigt und vermutlich einen gehörigen aber keinen tödlichen Schlag abbekommen.
Trotzdem war der ehemalige Detective im wahrsten Sinne des Wortes immer noch geladen, das sah man seinem wütenden Gesicht und den funkelnden Augen an. Und das lag sicherlich nicht allein an dem Unfall.

Was zum Himmel brachte diesen Mann so auf die Palme?

Erst als ihm Jennifer mit ein paar Gesten klar machte, dass der ehemalige Detective inzwischen wohl das meiste über sich und das Antikergen erfahren hatte, verstand er, was los war.
Rodney stöhnte innerlich. Was war nur los? Warum musste heute alles nur noch mehr aus dem Ruder laufen und seine sorgfältig zurecht gelegten Pläne zunichte machen?
Es war so ärgerlich, dass die anderen nicht ein bisschen mehr Verstand zeigten. Warum hatte Beckett ihn nicht schon gerufen, als Sheppard zu sich gekommen war? Mit Sicherheit hätte er dem ehemaligen Detective alles viel besser und plausibler erklären können als der Mediziner. Jetzt sah es eher so aus, als hätte der dunkelhaarige Mann das Ganze in den falschen Hals bekommen und seine eigenen – natürlich völlig falschen – Schlüsse gezogen.

„Wenn Sie glauben, dass ich noch weiter auf Ihr einfallsreiches Gerede herein falle, dann haben sie sich getäuscht!“ fügte Sheppard giftig hinzu. „Versuchen Sie gar nicht weiter, mir das Blaue vom Himmel herunter zu lügen, ich glaube ihnen ohnehin kein Wort mehr.“ Nun schob er auch noch die Beine aus dem Bett, obwohl Beckett ihn aufzuhalten versuchte. „Ich denke nicht daran, das Spiel hier in irgend einer Form weiter mit zu machen und Ihr persönliches Versuchskaninchen zu werden!“

Darum ging es also. Rodney stieß ein hilfloses Lachen aus und schwor sich Beckett bei nächster Gelegenheit den Hals umzudrehen, wenn sie nicht unter Beobachtung standen. Hatte er es etwa gewagt, dem ehemaligen Detective sein Leid über das erste Jahr in Atlantis zu klagen und dabei maßlos zu übertreiben?
Und dabei behauptete der Schotte doch immer, er – Rodney McKay– wäre eigentlich wehleidig und nachtragend! Das war eher umgekehrt der Fall!

„Sie liegen völlig falsch mit dem, was Sie denken, was auch immer das ist!“ explodierte er und versuchte die Sache auf den Punkt zu bringen.
„So, tue ich das? Welchen Grund, außer diesem mutierten Gen könnten Sie denn sonst gehabt haben, um jemanden wie mich zu retten?“ Sheppard lachte kalt auf. „Etwa Sentimentalität, weil sie meinem anderen Ich begegnet sind? Oder was sonst?“

Rodney schnaubte verstimmt. Das ging in eine Richtung, die ihm gar nicht gefiel. Und er wollte sich hier und jetzt nichts unterstellen lassen. Denn das ging eindeutig zu weit ... auch wenn es zu einem gewissen Teil leider auch stimmte....
Vor allem ging das die Öffentlichkeit nichts an. Er hatte schließlich einen Ruf zu wahren.
Langsam schwoll auch ihm der Kamm.
„Himmel, Mann, können Sie sich nicht endlich einmal einfach darüber freuen, dass Sie am Leben sind? Auch wenn im Moment die Umstände ein wenig unangenehm erscheinen? Aber letztendlich sind das alles nur Standardprozeduren, die auch schon genügend andere durchlaufen haben“, entgegnete er mit arroganter Miene. „Mit irgendwelchen sentimentalen Gefühlen hat ihre Rettung gar nichts zu tun, das geschah aus einer moralischen Pflicht heraus, die jeder Mensch haben sollte.“
Er holte tief Luft. „Und es ging damals noch gar nicht darum, dass Sie das Antiker-Gen haben, denn das haben wir erst feststellen können, als wir Sie schon längst gerettet hatten. Und mit diesem Unfall konnte so niemand rechnen. Also stellen Sie sich bitte nicht so an. Das alles war nur die unglückliche Verkettung von dummen Zufällen.“

„Ich halte Sie dennoch für einen verfluchten Lügner und bleibe dabei, dass alles nur inszeniert ist, um mich hier zu halten“, entgegnete Sheppard hitzig. „Und was die sogenannte moralische Pflicht eines Menschen angeht ... da habe ich meine Lektion gründlich gelernt. Solange sich kein Nutzen oder Gewinn für die Verantwortlichen daraus ergibt, sondern nur Kosten verursacht, dann ist es ein Verbrechen. Also kommen Sie mir nicht länger mit ihrer falschen Freundlichkeit . Sie ist nur Berechnung.“

Rodney kam selbst in Fahrt. Wenn Sheppard meinte ihn ankeifen zu dürfen wie ein Waschweib - dann bitteschön, konnte er das auch.
„Bilden Sie sich nichts ein. Und eines will ich klar stellen: Wenn Sie gehen wollen, sobald die letzten Probleme geklärt sind, dann tun Sie es doch einfach. Das hier ist immer noch ein freies Land, in dem Sie natürlich eigene Entscheidungen treffen können. Und wenn es der überschaubare Weg und Gosse ist. Denn da werden Sie mit Sicherheit landen, wenn Sie so weiter machen.“
„Ach, behaupten Sie doch was sie wollen!“ Die Antwort ging mit einem verächtlichen Schnauben einher. „Wenn sie glauben, mir damit ins Gewissen reden zu können, dann irren sie sich, denn ich lasse mich nicht länger von Ihnen...“
„Gut. Schön. Dann tun sie was Sie unbedingt müssen und laufen sie mit offenen Augen auf den Abgrung zu.“ Der Kanadier trat näher auf das Bett zu. „Natürlich würde ich mich darüber freuen, wenn Sie etwas aus ihrer besonderen Gaben und geistigen Fähigkeiten machen würden, jetzt wo Sie eine reelle Chance haben, beides zu nutzen. Aber wenn Sie nicht wollen – bitte, ich halte sie nicht auf. Aber es gibt da noch ein paar Dinge, die ich ihnen sagen möchte...“
Er schob Beckett ein Stück zur Seite, der ihn doch tatsächlich aufhalten wollte, und wedelte mit der Hand vor Sheppards Gesicht herum als tadle er seine Nichte Madison, wenn diese ihn bei einem der seltenen Besuche bei Jeannie, partout nicht in Ruhe lassen wollte. Und irgendwie benahm sich der dunkelhaarige Mann vor ihm jetzt wirklich wie ein Kind, dem man den Kopf zurecht rücken musste.

„McKay, halten Sie jetzt gefälligst einfach den Mund, sonst...“

Er wollte ihm doch nicht etwa den Mund verbieten? Dass ließ sich Rodney schon gar nicht gefallen. „Bitte, dann verkriechen Sie sich doch weiter in Ihren Schuldgefühlen und vergeuden Ihre wahren Talente. Lassen Sie sich herunter kommen wie in Vegas und laufen Sie vor der Verantwortung und der Wahrheit davon. Wie schon so oft in Ihrem Leben! Soll ich Ihnen Ihre Versäumnisse noch einmal genau aufzählen – oder haben Sie diese eigentlich nicht selbst im Kopf?“

Sheppards Kiefer mahlten. Er sah so aus als würde er Rodney im nächsten Moment einen Fausthieb versetzen wollen, aber er krallte nur die Hände in die Matratze.
Oh, was für eine grandiose Selbstbeherrschung dieser Mann an den Tag legte... Selbstbeherrschung? Eher die Sturheit eines Maulesels, wenn man es genau nahm! Und wenn schon Zuckerbrot und gutes Zureden nicht halfen, dann musste eben die Peitsche herhalten!

„Na kommen Sie schon, schlagen Sie zu und machen ihrer Wut Luft, denn das ist ja so einfach. Aber zum Verstummen bringen werden Sie damit nur mich. Etwas anderes aber nicht. Ihren Verstand und Ihr Gewissen. - Denn Sie wissen genau, dass ich recht habe!“
„Rodney, bitte übertreiben Sie es nicht. Das ist ...“
„Nein Carson – mischen Sie sich nicht ein, jetzt rede ich!“ bremste der Kanadier den Arzt aus und schob ihn ganz zur Seite. Wenigstens Jennifer ließ ihn gewähren. Sie machte jemandem Zeichen, der an der Tür erschienen war und ganz offensichtlich eingreifen wollte, bevor die ganze Situation eskalierte.
Und das passte Rodney ganz und gar nicht in den Kram. Deshalb machte er schnell weiter und fixierte sein Gegenüber.
„Und ich habe noch eine ganze Menge zu sagen: Nun Mr. Sheppard, wollen Sie sich auch weiterhin vernünftigen Argumenten verschließen wie ein trotziges kleines Kind und sich in ihrem Selbstmitleid suhlen?”
Wieder wedelte er tadelnd mit der Hand und berührte dabei fast die Nase des anderen.
Beckett gab einen unterdrückten Laut von sich, der Ähnlichkeit mit einen Lachen hatte.
Danke, diese Art von Unterstützung kann ich jetzt auch noch gebrauchen!

„Wollen Sie sich weiter hängen lassen und innerlich ihr Leid und ihre Fehler beklagen, anstatt endlich etwas zu ... auuuuuwwwww!“
Im nächsten Moment jaulte der Kanadier laut und gequält auf, denn Sheppards Arm war nach oben geschossen und seine Finger umklammerten nun mit festem Griff Rodney Handgelenk. Der heftige Schmerz brachte den Kanadier zum Schweigen.

Und noch etwas anderes...

Sheppard sagte nichts, sondern starrte ihn nur durchdringend an, während er mit seinen Fingern das Handgelenk zusammenpresste als wolle er es wie einen vertrockneten Zweig brechen.
Seine haselnussfarbenen Augen hatten einen kalten und grausamen Glanz angenommen. Rodney hatte keine Zweifel, dass nicht mehr viel fehlte, dass der Mann ihn hier und jetzt umbringen würde.
Dennoch widerstand der Kanadier tapfer der Versuchung den Schmerz hinaus zu schreien, auch wenn ihm die Tränen in die Augen schossen und seine Angst wuchs. Schließlich hatte auch er einen Dickkopf.

Ich darf jetzt einfach nicht nachgeben, auch wenn es völlig verrückt ist, was ich hier tue dachte er trotzig „Aaaah ... nun, was ist? Worauf warten sie noch?“ sagte er dann mit gepresster Stimme. “Tun Sie doch, was Sie im Sinn haben ... oder kommen Sie zur Vernunft...aaaaahhhhhwww ...“
Das ganze schien eine kleine Ewigkeit zu dauern. Der Schmerz wurde unerträglich und Rodney konnte sein Wimmern nicht mehr unterdrücken.
Himmel, ich werde meine rechte Hand nicht mehr benutzen können, wenn das so weiter geht. Wie konnte ich nur so dumm sein und mich darauf einlassen, diesem Mann für uns zu gewinnen. Der Preis, den ich dafür bezahlen muss, ist viel zu hoch!

Dann begannen die haselnussfarbenen Augen zu flackern. Der Blick seines Gegenübers wurde plötzlich unruhig und unsicher, obwohl es keinen ersichtlichen Grund dafür gab.
Sheppard rang heftig nach Luft.
Mit einem Mal ließ er Rodneys Handgelenk los und den Arm sinken. Er wandte die Augen ab, drehte den Kopf unruhig zur Seite und senkte ihn schließlich, als er nicht mehr zu wissen schien, wohin er ausweichen sollte.
Ein Zittern durchlief den Körper des schlanken dunkelhaarigen Mannes, dann blieb er starr und steif auf dem Bett sitzen. Nur sein heftiger Atem und die kleinen aber ruckartigen Bewegungen seines Oberkörpers bewiesen, dass er nicht zu einer Statue geworden war.

Jennifer beobachtete ihn wachsam, griff aber nicht ein.

„Uff!“ Erleichtert japste Rodey nach Luft und trat hastig einen Schritt zurück. „Auuuw...!“ Er betastete vorsichtig das immer noch schmerzende Gelenk, auf dem sich deutlich der Abdruck von Sheppards Fingern abzeichnete. Bestimmt würde alles morgen grün und blau sein und noch wochenlang schmerzen.
Er biss sich tapfer auf die Lippen.
Hoffentlich war das Ergebnis dieser ganzen Aktion wenigstens die Qual wert, die er nun ertragen musste wert. Er regelte Konflikte lieber mit Worten. Da war er den meisten überlegen und es tat danach auch nicht so verflucht weh.

„Ist schon gut, Rodney“, erklärte Carson Beckett sanft und beruhigend hinter ihm. „Ich sehe mir das erst einmal an.“ Rodney streckte wortlos den Arm aus und spürte, wie die Finger des Mediziners den Hemdsärmel zurückschoben und ihn untersuchten.

Er betrachtete noch einmal Sheppard. Der saß immer noch reglos auf dem Krankenhausbett und schien noch weiter in sich zusammen gesunken zu sein. Er gab keinen Laut von sich. Das sichtbare Zittern seines Oberkörpers und die fest in das Laken gekrallten Hände verriet aber, unter was für einer Anspannung er stand.

„Aua, passen Sie doch auf!“ stieß er dann hervor, als ihm der Arzt bei seiner Untersuchung auch noch weh tat und wandte sich diesem ärgerlich zu. Schließlich hatte er mit Beckett auch noch ein Hühnchen zu rupfen. „Carson ... au, besorgen Sie jetzt nicht noch den Rest... Sie ... rachsüchtiger ... oowhhhh.“

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Das Gejammere McKays drang nur undeutlich an sein Bewusstsein. John war viel zu sehr mit sich selbst und dem Aufruhr in seinem Inneren beschäftigt um auf seine Umgebung zu achten. Wut und Verzweiflung, Hass und Angst wechselten einander ab, so sehr er auch gegen das Chaos in seinem Inneren ankämpfte.
Ähnlich hatte er sich gefühlt, als es zum endgültigen Bruch mit seinem Vater gekommen war und der Streit alte Wunden aufgerissen und neue hinzu gefügt hatte. Auch damals war er in die Ecke gedrängt worden und hatte seine Beherrschung verloren, damit eines der ehernen Gesetze im Hause Sheppard gebrochen...

Selbstkontrolle war unumgänglich. Sich wieder in die Gewalt zu bekommen war zwingend notwendig, um wieder klar denken zu können. Ohne sie, würde er mehr als nur den Fehler begehen, Blößen zu zeigen .
Das hatte er schon in frühster Jugend gelernt und erfahren. Nur selten hatte sich Patrick Sheppard gegenüber seinen beiden Söhnen Gefühle erlaubt, meistens dann, auch die Dienstboten weit fort waren.
Selbst als Familienvater war er die meiste Zeit der perfekte Geschäftsmann gewesen – kühl kalkulierend und auf den Vorteil bedacht. Und er hatte das gleiche Verhalten von seinen Söhnen erwartet.
Aus diesem Grunde hatte John schon früh gelernt, einen Schutzwall um sich herum zu errichten. Es galt, niemals eine Schwäche oder gar eine Blöße zu zeigen, in die andere ihre Messer bohren konnten.

Doch wie seine Mutter war es ihm niemals gelungen, den Schild aus Selbstkontrolle und Beherrschung die ganze Zeit aufrecht zu erhalten. Deshalb war er nie ganz der perfekte Sohn, des Wirtschaftmoguls oder der glänzende Musterschüler gewesen und schon gar nicht der Top-Absolvent der Air Force Akademie oder der tadellose Soldat. So gut seine fachlichen Noten auch immer ausgefallen waren – so schlecht hatten seine persönlichen Beurteilungen ausgesehen.
Egal wo er gewesen war und sich bemüht hatte, die Erwartungen und Wünsche anderer zu erfüllen: Irgendwann hatten sich die aufgestauten Gefühle eine Bahn gebrochen – durch Rebellion, Insubordination und Auflehnung. Das war immer dann geschehen, wenn sein Instinkt sich gegen das wehrte, was er als falsch empfand. Und wenn dann noch jemand einzulenken und ihn zurück zu halten versuchte.

War das nicht auch jetzt so?
Merkte er nicht jedes Mal, wenn ihm einer zusetzte – egal, ob es der Psychologe, die Verhörspezialisten und dieser General O’Neill gewesen waren, wie sehr sich in seinem Inneren alles gegen ihre Worte sträubte und er sich ihnen verschloss?
Doch immer wenn dieser verfluchte Kanadier ins Spiel kam, war es anders.

Sicher McKay war zwar genau so beharrlich und nervtötend wie die anderen ... aber im Gegensatz zu allen anderen, setzte dieser Mann ihm mit Leidenschaft zu, und vielleicht auch, weil er wirklich um John besorgt war.
John wurde das Gefühl nicht los, dass der Wissenschaftler daran glaubte, das mehr in John steckte als er bisher aus seinem Leben gemacht hatte, dass er sich tatsächlich ändern könne, wenn er nur wolle und es auch für ihn nie zu spät sei, einen neuen Weg einzuschlagen.
Und das hatte es schon in Vegas so schwer gemacht sich gegen seine eindringlichen Worte zu wehren, obwohl vieles durch die Arroganz des Kanadiers an ihm abgeprallt war. Aber einiges hatte seine jahrelang gepflegte Schutzmauer durchbrochen und hallte noch immer in ihm nach.
Das machte es um so schlimmer und ihm auf unerklärliche Weise Angst. Denn er verstand noch immer nicht, warum McKay das tat. Aus Freundschaft doch wohl kaum, da sie sich so gut wie gar nicht kannten?
Aus einem menschlichen Mitgefühl heraus? – Oh nein, dieser Kerl war bestimmt keine selbstlose „Mutter Theresa“, das ließ das Ego des Kanadiers schon nicht zu.
Aber warum dann?
Gefiel es diesem Bastard, vielleicht sich in Mitleid und Sentimentalität zu suhlen, um selbst besser da zu stehen? Nein, auch das konnte sich John nicht wirklich vorstellen. So blieb nur das eine: Kaltes Kalkül. Berechnende Gedanken ... und warum wurden die Argumente dann so emotional und hitzig vorgebracht?

Es hat nicht viel gefehlt und ich hätte ihm das Handgelenk gebrochen. Sie hätten mich nicht aufhalten können, wenn ich ihm mit einem gezielten Faustschlag von unten die Nase ins Gehirn getrieben hätte.
John atmete flach und schnell, als diese Gedanken durch seinen Geist rasten und seine Gefühle vom einen zum anderen Extrem hin und her schwankten. Einmal war er verzweifelt und den Tränen nah, dann wieder blind vor Wut und Hass. Schließlich ...
Ja, ich wollte ihn umbringen, diese lästige Stimme zum Verstummen bringen, die mich nicht mehr zur Ruhe kommen lässt!

Eiskalte Wut, präzise Gedanken auf ein Ziel ausgerichtet, eine klare Wahrnehmung – genau das war der Moment, in dem der Killer in ihm erwacht war. Seine dunkle Seite, die ihm in seiner Militärzeit mehr als einmal das Überleben gesichert hatte.
Und die ihn danach – wenn er wieder zu sich gekommen war – jedes Mal selbst in Entsetzen und Scham getrieben hatte, selbst wenn sein Verstand die Notwenigkeit des Handelns anerkannt hatte.
Aber gerade diesmal hätte es keinen wirklichen Grund gegeben, die dunkle Seite in sich gewähren zu lassen, keine Rechtfertigung für eine Tat, die er sein Leben lang bereut hätte, keine...

John spürte, wie sich in seinem Magen ein eiskalter Klumpen bildete, als ihm deutlich wurde, wie nah er wieder am Abgrund gestanden hatte. Doch diesmal unterdrückte er das Zittern nicht, das seine Glieder erfasste.
Er spürte einen Schrei in seinem Inneren, der immer lauter wurde und den er nicht mehr zum Verstummen bringen konnte. Es ist zuviel, es ist einfach zu viel. Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr...
Gleichzeitig hatte er das Gefühl am Rande einer Klippe zu stehen, umtost von einem heftigen Sturm. Unter seinen Füßen begann der Boden nachzugeben, der Vorsprung weg zu brechen.
Er fiel ins Bodenlose. Er stürzte in einen endlosen Abgrund...
Um ihn herum verschwamm alles. Eine tonnenschwere Last begrub ihn unter sich. Es waren die Trümmer seines Lebens, die Vorwürfe der Menschen, die ihn aufzuhalten versucht hatten und...

Ehe ihn die plötzlich aufkommende Kraftlosigkeit ganz lähmen konnte und auch für die anderen sichtbar wurde schwang er die Füße wieder ins Bett zurück und schlüpfte unter die Decke. Er wusste sich nicht anders zu helfen, um seine Schwäche vor den anderen zu verstecken. Ein Teil von ihm hoffte, dass sie nicht bemerkten, wie schlecht es ihm ging, auch wenn das illusorisch war.

Denn da stand immer noch die Ärztin auf der anderen Seite des Bettes und musterte ihn aufmerksam. Sie griff aber nicht ein, sondern ließ ihn gewähren. John vergrub sein Gesicht in den Kissen und rollte sich zusammen wie ein Kind im Mutterleib.
John barg das Gesicht in Händen und ließ dem Wirrwarr an Gefühlen und Gedanken freien Lauf.
Da tobte die Wut durch seine Gehirnwindungen, die Stimme seines Widerwillens wollte schreien und schlagen, kämpfen und zerstören, aber er traf auf keinen Widerstand. alles ging ins Leere.

Schließlich blieb dem Zorn ihr nichts anderes übrig als dahinzuschwinden. Mit sich nahm er alles an Widerwillen und Rebellion, was noch in ihm gewesen war.
Und das letzte Quäntchen Kraft. Damit verlor John den Rest seiner Selbstkontrolle, die die Flüssigkeit in seinen Augen zurückgehalten hatte. Die Tränen flossen stumm, aber anders konnte er seiner tiefen Verzweiflung nicht mehr Herr werden.

Denn mehr denn je hatte John das Gefühl an diesem Ort gefangen und von allen – sogar sich selbst - verraten worden zu sein. Dabei wusste er nicht einmal selbst, worin eigentlich der Verrat bestehen sollte und warum er sich so gefangen fühlte...
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