Stargate Fanfic Login
HilfeImpressumLexikon
Erweiterte Suche

"Solitary Man" no more von Arielen

[Reviews - 1]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
+ o + o + o + o + o + o + o + o +
Kapitel 6
Erkenntnis und Wahrheit
+ o + o + o + o + o + o + o + o +

Benommen und betäubt, versuchte John seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen, um nicht ganz umzufallen. Seine Hände konnte er nicht wirklich benutzen, um sich irgendwo abzustützen, denn sie fühlen sich bis zu den Schultern taub an.
Da der Schlag, der sich anfühlte, als habe er unabsichtlich eine unisolierte Leitung berührt, durch Mark und Bein gegangen war, hatten durch unkontrollierte Muskelzuckungen auch seine Beine versagt, und jetzt fehlte nicht mehr viel, dass er ganz umfiel. Beim letzten Unfalls dieser Art, war es nicht ganz so schlimm gewesen. Den hatte er leichter weg gesteckt. Aber das war auch irdische Technik gewesen, nicht...

Er fixierte das nun nicht mehr besonders eiförmig aussehende Ding am Boden mit dem Blick, denn alles anderes schien um ihn herum zu schwanken. Auch Blinzeln half nicht, um das Schwindelgefühl zu vertreiben. Es wurde auch nicht besser, sondern schlimmer, als er versuchte, zu begreifen, was eigentlich eben passiert war.
Er hatte den Gegenstand doch nur aus einem dummen Reflex heraus aufgefangen, anstatt wie jeder normale Mensch auszuweichen ...
Und dann?

Das Ding war in seiner in seiner Hand zum Leben erwacht. Einfach so, als habe er einen unsichtbaren Schalter umgelegt, oder es jemand aus der Entfernung durch ein Funksignal aktiviert.
Aber warum sollte man das tun? Um ihn zu narren? Konnte die Lösung wirklich so einfach sein, oder war es doch ganz anders, als er sich jetzt vorzustellen versuchte?

Er hatte in dem kurzen Moment nichts gespürt, in dem das Gerät noch inaktiv gewesen war. Nur die eingravierten Symbole, und die waren nicht sonderlich tief gewesen, sie hatten sich eher so angefühlt, als seien sie nur eingekratzt gewesen. Er konnte sich auch nicht daran erinnern, dass sich irgendeines davon erwärmt und ihn vorgewarnt hätte.
Oder vielleicht doch?

John war heftig zusammen gezuckt, als sich die Oberfläche des Artefakts einfach so bewegt hatte und etwas darinnen zu leuchten begannen hatte. Dann war es auch schon zu spät gewesen um das Ding los zu werden und sich dem zu verschließen, was er dann wahrgenommen...
Blödsinn!

Hatte er in diesem Augenblick nicht so etwas wie Stimmen in seinem Kopf gehört? Waren nicht in rascher Folge Bilder vor seinem inneren Auge erschienen, die zu flüchtig waren um sie festzuhalten, bis er ihnen befohlen hatte langsamer zu werden und diese sogar...
Nein und nochmals nein! Jetzt fing er auch schon an zu halluzinieren und war nahe daran durchzudrehen. Vielleicht war es an der Zeit, einen Schlussstrich unter diesen Wahnsinn hier zu ziehen ...

Er widerstand dem Drang weiter in sich zusammen zu sacken und die Gedanken schweifen zu lassen bis er in eine gnädige Dunkelheit gleiten würde. Dann musste er sich wenigstens nicht mehr damit beschäftigen.
Es fiel ihm zwar schwer, sich zu konzentrieren, deshalb versuchte er es erst gar nicht wirklich, aber bewusstlos werden wollte er nicht, so sehr sein Körper auch danach verlangte. Sein Herz schlug heftig und schnell – aber wenigstens schlug es noch. Es hätte auch schlimmer kommen können, dass wusste er.
Erst als ihn jemand an den Schultern festhielt und vor dem Umfallen bewahrte, nahm er wahr, das um ihn herum ein ziemlicher Tumult herrschte. Alarm übertönte die aufgeregten Stimmen und der Gang war in ein unangenehm grelles Licht getaucht. Wegen ihm und dem Ding?
Oh verdammt, jetzt werde ich Ärger bekommen. Und wenn nicht, so doch auf jeden Fall Aufmerksamkeit, die ich nicht will ...

„Mister Sheppard, hören Sie mich? Alles in Ordnung?“ Rodney McKay hatte sich über ihn gebeugt und hielt ihn fest. John hob den Kopf, kämpfte gegen den Schwindel an und konzentrierte sich auf das besorgte Gesicht des Wissenschaftlers.
Dann stieß er ein gequältes „Bin noch da.“ hervor. Das war nicht so einfach, da sich ihm plötzlich die Brust zuschnürte und ihm für einen Moment das Atmen schwer machte.
„Gut. Bleiben Sie irgendwie bei Bewusstsein. Das medizinische Team ist gleich da und wird sich um Sie kümmern.“
John sah ihn verwirrt an. War das auch wieder nur ein Trugbild, oder sorgte sich dieser McKay wirklich um ihn? Denn der Griff des Kanadiers lockerte sich nicht, die Finger bohrten sich fast schmerzhaft in seine Schultern und die Augen waren weit aufgerissen.
„Kommen Sie, Sie schaffen das!“ drängte der andere.
Endlich – als schon schwarze Flecken vor seinen Augen tanzten, lockerten sich die unsichtbaren Eisenbänder um seine Brust.

John rang erleichtert nach Luft. „Was ... war ... das?“ fragte er langsam, denn das Sprechen fiel ihm noch immer schwer. Wenigstens begann die Taubheit in seinen Gliedern endlich nachzulassen. Er konnte zumindest schon einmal die Finger bewegen, wenn auch noch nicht den Arm heben.
Wieder drehte er den Kopf. Das Artefakt lag ein paar Schritte von ihm entfernt. Die schwarzhaarige Frau und der Mann mit dem sie sich gestritten hatte, kauerten davor. Der Mann mit den kurzen dunkelblonden Haaren hielt ihren Arm fest und redete heftig auf zu sein, als wolle er nicht, dass sie es einfach aufhöbe.
Dem konnte er zustimmen, denn das war auch kein kluger Gedanke. Er würde das Ding um keinen Preis mehr anfassen wollen. Wer wusste schon, was dem als nächstes einfiel, so wie es sich benommen hatte.
John schluckte. Stimmen und Bilder wollte er gesehen haben? So ein Unsinn, seine Nerven waren einfach durch das alles hier ... überreizt.

„...ich denke, Mr. Sheppard... eine kleine Besonderheit ...“, drang die Stimme McKays wieder in sein Bewusstsein. „...dass erkläre ich Ihnen ausführlich, wenn Sie wieder ganz bei sich sind und sich von dem Schock erholt haben.“

Was meinte er damit? Welchen Schock? Was erklären?
John brauchte einen Moment, um die Zusammenhänge zu begreifen. Der Kanadier wollte also etwas beichten, was mit dem Artefakt zusammen hing? Er wusste, was passiert war und hatte ihm die ganze Zeit etwas vorenthalten?
„Nein.“ Wut stieg trotz der Benommenheit in ihm auf.
Das ging so einfach nicht weiter!

Deshalb nahm John all seine Kraft zusammen und hob den Arm, der wenigstens schon einmal zu kribbeln begann, als kehre das Leben in ihn zurück und wandte sich wieder dem Kanadier zu. Er krallte seine Finger fester in das Hemd des Wissenschaftlers und versuchte ihn noch näher zu sich heran zu ziehen. „Keine ... weiteren Ausflüchte mehr ... ich will wissen, was hier gespielt wird!“

Die Antwort wurde ihm dennoch vorenthalten. Plötzlich waren noch mehr Leute um ihn herum und einer setzte ihm einen kühlen Metallgegenstand an den Hals. Zischend drang eine Nadel in seinen Hals und verschoss ihre Ladung. Was man ihm auch immer gegeben hatte – es schickte ihn in die Dunkelheit.

+ o + o + o + o + o + o + o + o +

Als das medizinische Team mit dem bewusstlosen John Sheppard verschwunden war, holte Rodney McKay tief Luft. Wenigstens hatte endlich jemand den nervtötenden Alarm abgestellt, der nur Kopfschmerzen verursachte. Er hatte die Sirenen im Stargate-Center immer gehasst.

Er zog sich das Hemd zurecht und rieb sich an der Stelle den Hals, in den sich der Kragen eingegraben hatte. Es brannte zwar ein wenig, aber das Erstaunen war immer noch größer, dass der ehemalige Detective noch oder schon wieder so viel Kraft aufbringen konnte um sich an ihn zu klammern und das nach dem energetischen Schlag! Der Mann war wirklich hart im Nehmen. Hoffentlich trug er keine bleibenden Schäden davon.
Aber er wusste nicht, ob er froh oder ärgerlich darüber sein sollte, dass der Zufall ihm lange Erklärungsarbeit abgenommen hatte, was das Antikergen anging. Hatte er das wirklich? Oder nicht viel mehr weitere Probleme geschaffen?
Wenn er genau darüber nachdachte konnte dieser dumme Zwischenfall seine ganzen Bemühungen Sheppard zu überzeugen und auf den richtigen Kurs zu bringen zunichte gemacht haben. Schließlich hatte der Streit im Aufzug nicht dazu beigetragen, das Vertrauen des Detectives zu wecken.
Und bei der Bockigkeit, die Sheppard im Moment an den Tag legte, würde er die Klappen sicherlich wieder komplett dicht gemacht haben und alles war für die Katz.
Rodney schnaubte wütend.
Ach verdammt, er hasste es, wenn die Dinge außer Kontrolle gerieten und er keinen Einfluss mehr auf den Verlauf hatte oder massiv darum kämpfen musste.

Zwei Spezialisten verfrachteten derweil das Artefakt in eine Kiste. So lange es nicht gescannt und untersucht war, würde kein anderer Mensch es in die Hand nehmen. Aus diesem Grund brachte man den Sheppard auch in einen Überwachungsraum und nicht in die normale Krankenstation. Schließlich hatte man es in der Geschichte des Stargate-Centers oft genug erlebt, dass außerirdische Entitäten in unscheinbaren Gegenständen lauerten und Besitz vom Körper unbeteiligter Menschen ergriffen.
Leider konnte er die Untersuchung nicht selbst übernehmen, da er nur ein Gast war und Bill Lee der wissenschaftliche Leiter seiner Fachrichtung und damit für die Untersuchung verantwortlich. Aber niemand würde ihm verbieten, seinem Kollegen über die Schulter zu schauen und gegebenenfalls mit seinem Wissen über die Antiker-Technologie zu unterstützten.
Denn eines war schon jetzt klar – hinter diesem „Ei des Benu“ versteckte sich ein Artefakt der Antiker. Sonst hätte es nicht so heftig auf Sheppard reagiert. Allerdings machte ihn auch neugierig, was die Goa’uld damit zu schaffen und warum sie die Außenhülle mit ihren eigenen Symbolen versehen hatten.
Vielleicht konnte er ja von Vala Mal Doran mehr darüber erfahren. Offensichtlich wusste sie aus ihrer Zeit als Wirtin des Goa-Uld Qetesch ein wenig mehr darüber. Und wenn jemand wie die ehemalige Diebin Mitglied von SG-1 werden konnte, dann...

„Dr. McKay“ sprach ihn in diesem Moment jemand von der Seite an und riss ihn aus seinen Überlegungen. „Wer war eigentlich Ihr Begleiter? Den Mann habe ich noch nie hier im Stargate-Center gesehen.“ Daniel Jackson war zu ihm getreten und beäugte ihn neugierig.
Auch Vala Mal Doran musterte Rodney aufmerksam.
„Das würde mich genau so interessieren, weil ich dem armen Kerl offensichtlich eine Menge Ärger eingebrockt habe“, entschuldigte sie sich mit einem schiefen Grinsen und fügte schnurrend hinzu: „Dabei scheint er eine Menge Qualitäten zu haben neben seinem ... netten ... Aussehen.“
Sie zwinkerte den Archäologen an und knuffte ihn in die Seite, als Daniel Jackson ihre kleine Stichelei ignorierte und nur ihre Hand festhielt. „Wir müssen gleich auch noch ein Wörtchen miteinander reden. Ich dachte über gewisse Dinge wärst du inzwischen hinaus“, knurrte er.
„Daniel, nimm mir das doch nicht krumm. Ich hätte das Ei des Benu auf jeden Fall irgendwann wieder in deine Kiste zurück gelegt“, schnurrte die dunkelhaarige Frau und machte große bittende Augen. „Nun sei wieder gut, ja?“ Der Archäologe antwortete nicht, sondern sah sie nur genervt an.

Rodney räusperte sich, ehe die beiden zu sehr mit sich beschäftigt waren und zog damit die Aufmerksamkeit der beiden wieder auf sich. Auch wenn es Daniel Jackson nicht zugeben und zeigen wollte – Vala Mal Doran machte keinen Hehl daraus, dass sie mehr als nur eine Teamkollegin und gute Freundin für ihn sein wollte und nicht aufgeben würde, ihn doch noch irgendwann ... aber das gehörte jetzt nicht hier hin.
„Sie haben sicherlich schon von unserm Ärger in Vegas gehört“, entgegnete er, ehe er gar nicht mehr zum Zuge kam.
„Ja, ich habe die Berichte über den Vorfall gelesen“, Daniel Jackson schien dankbar darüber zu sein, dass Rodney die Initiative ergriffen hatte. Seine Stirn legte sich in Falten. „Dann ist das also der Detective von der Las Vegas Police, der in die ganze Sache verwickelt gewesen ist und den Sie haben überwachen lassen, weil er den Fall für die Behörden betreute? Hieß es nicht zuerst, er habe gekündigt und sich abgesetzt ... oder warten sie da war noch ein Nachtrag – hat er sich nicht mit Ihnen in Verbindung gesetzt und so verhindert, dass die Transmission in die Pegasus-Galaxie fehl schlug?“
„Ja, ganz richtig.“
„Ich dachte der Mann sei bei dem Versuch, den Wraith selbst aufzuhalten, ums Leben gekommen.“
„Nun, das ist er nicht, aufgrund einer kleinen Intervention von Doktor Keller und mir“, gab Rodney offen zu. „Es gab einen Weg, ihm trotz der schweren Schussverletzungen das Leben zu retten. Wir fanden, dass wir ihm das schuldig waren, denn hätte er den Wraith nicht gefunden und abgelenkt, hätte dieser seine Nachricht vermutlich unbehelligt senden können und das wäre für die Erde fatal geworden“, holte er aus. „Und nun ist Mr. Sheppard ein Gast des Stargate-Centers.“

Daniel Jackson überlegte einen Moment, während seine Begleiterin einen bezeichnenden Blick auf den Soldaten warf, der immer noch in der Nähe herumlungerte, als warte er auf weitere Anweisungen. „Oje, diese Art von Gastfreundschaft kenne ich nur all zu gut“, meinte sie bedauernd und zog eine Grimasse. „Der arme Kerl tut mir immer mehr leid.“

„Wussten sie da schon, dass der Mann das Antikergen besitzt?“, warf der Archäologe plötzlich ein. „Denn es ist offensichtlich - das Innere dieses Artefakts haben die Goa’Uld nicht geschaffen.“
Vala Mal Doran nickte zustimmend. „Haben sie auch nicht. Das hätte ich dir auch sagen können. Qetesch hat es immer Rätsel aufgegeben. Und sie hat einiges versucht, um an das Innere heran zu kommen, das alten Legenden nach demjenigen Wissen und Macht über die Sonne geben würde, wenn er auserwählt sei.. Tja, dabei hätte es nur der Berührung durch einen bestimmten Personenkreis bedurft.“ Sie grinste schief.
„Ich habe es aus verschiedenen Gründen angenommen, aber erst jetzt durch den Vorfall bestätigt bekommen “, beantwortete Rodney die Frage Jacksons und beäugte dann Vala Mal Doran neugierig. „Oh wirklich? Das klingt alles sehr interessant!“ Er beschloss die Chance zu nutzen, so lange die dunkelhaarige Frau in Plauderlaune war. Vielleicht hatte sie Wissen, mit dem er gegen über Bill Lee auftrumpfen konnte. Zudem lenkte er Jackson damit ab, falls der nun genau wissen wollte, warum er Sheppard eigentlich gerettet hatte. „Sie wissen mehr darüber?“
„Oh ja, wissen Sie, McKay...“

Daniel Jackson sah von einem zum anderen, als er merkte, dass er so keine weiteren Informationen erhalten würde. „Vielleicht sollten wir das in meinem Labor besprechen“ schlug er einen Kompromiss vor.
„Oder wir verlegen es in die Kantine, denn eigentlich wollten wir ja essen gehen, weil ich Hunger hatte...“ Vala seufzte und gab nach, als der Archäologe sie grimmig musterte. “Okay, dann nehme ich mir eben noch einige deiner Kekse, die du in einer der Schubladen deines Schreibtisches hortest. Die mit der Zimtcremefüllung sind am leckersten.“

„Sie können sich natürlich auch bedienen, es sind mehr als genug da“, bedeutete Daniel Rodney, was diesen irgendwie beleidigt stimmte. Als ob er immer nur ans Essen denken würde!

+ o + o + o + o + o + o + o + o +

John schlug mit einem leisen Stöhnen die Augen auf. Im ersten Moment blendete ihn das Licht so sehr, dass er sie schnell wieder schloss und erst einmal so lange blinzelte, bis er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte.
Er brachte sich nicht erst umzusehen, denn er wusste schon anhand der Geräusche wo er war. Auch in der normalen Krankenstation piepten und brummten die verschiedensten Geräte. Und einige der Signale kamen aus nächster Nähe.

„Ich wollte nur sichergehen, dass Sie keine bleibenden Schäden am Herzen genommen haben, denn da ist einiges an Energie durch Ihren Körper geflossen“, sagte jemand mit wohlvertrautem schottischen Akzent. „Aber das Elektrokardiogramm sieht gut aus, und auch sonst habe ich bei der Untersuchung nichts feststellen können. Trotzdem werde ich Sie noch mindestens bis morgen früh zur Beobachtung hier behalten. Ich würde nämlich gerne noch ein paar Tests durchführen.“
John sah ihn müde an. „Ah ... und wie lange ... war ich ... weg?“
„Nur ein paar Stunden. Nicht so lange wie manche andere.“
Während John noch mit Schwindelanfällen kämpfte, stellte Dr. Beckett das Kopfteil des Bettes ein wenig höher. John war ihm dankbar dafür, denn dann musste er sich nicht selbst aufrichten. „Hm ... danke!“
„Keine Ursache. Die Benommenheit stammt vor allem von den Medikamenten und wird bald verfliegen.“ Dr. Beckett lächelte ihn an, nahm dabei aber auch seine Augen genauer unter die Lupe.
Dann nahm er ein seltsames Gerät zur Hand und bewegte es dicht über seinen Kopf oder den Brustbereich, beobachtete dabei einen Monitor, der an der Seite des Bettes stand.
Ein Handscanner?
Aber der stammte bestimmt nicht aus irdischer Fertigung, stellte John fest, als er einen Blick auf den kleinen Display erhaschte. Die Zeichen, die dort zu sehen waren, entstammten keiner Schrift, die John kannte.

Er zuckte zusammen und hielt die Hand des Doktors fest, um sich das ganze genauer anzusehen.

Beckett sah ihn erstaunt an. Dann blitzte Verstehen in seinen Augen auf. „Oh...“
„Mit was arbeiten sie da?“ John kniff die Augen zusammen. „Ist das ein ... außerirdisches Artefakt?“ fragte er argwöhnisch.
„Aye, aber nicht so eines, wie das, mit dem Sie in Berührung gekommen sind“, gab der Mediziner ruhig zu. „Ich arbeite damit seit Jahren und möchte es nicht mehr missen. Es stammt von Atlantis und gehörte den Antikern.“

„Woher? Den wen?“ John glaubte nicht richtig gehört zu haben. Was faselte der Mann da für einen Unsinn. Atlantis war ein mythologischer Kontinent, erstmals aufgetaucht in den Schriften von Platon und in der heutigen Zeit...
Beckett sah nur einen Moment erstaunt aus.
„Ich vergaß, Sie wissen ja nur das wenige, was Ihnen Rodney bisher erzählt hat, weil Sie noch keine besondere Sicherheitseinstufung haben und man den Informationsfluss so gering wie möglich halten möchte“, sagte er entschuldigend und runzelte die Stirn, weil er wohl Johns Zweifel gesehen hatte.

Dann drückte er ihm kurz entschlossen das Gerät in die Hand. „Keine Angst, der Scanner ist sicher, dafür lege ich die Hand ins Feuer, mein Sohn.“
Der ehemalige Detective zuckte zusammen, als er das außerirdische Gerät auf seiner Handfläche spürte. Er, widerstand dem ersten Impuls, das Gerät einfach fallen zu lassen.
Es sprach nicht und sandte auch keine Bilder zu ihm. Immerhin etwas ...
Nach und nach erfasste ihn eine seltsame Faszination und Neugier als er den Scanner genauer in Augenschein nahm. Er stellte fest, dass es weder Schalter noch Sensortasten besaß, nur eine freie Fläche, die dem Touchpad eines Laptops glich. Zudem war es so leicht, dass er es kaum spüren konnte und vibrierte nicht einmal.
Beckett war um sein Bett herum gegangen und hatte den Monitor in sein Gesichtsfeld geschoben. John starrte auf eine Abbildung seines Unterleibes. Das ganze glich einer Infrarotaufnahme.

„Sie können auch auf andere Darstellungen umschalten, dafür müssen Sie...oh...“

Ohne darüber nachzudenken hielt John den Scanner dicht über seine Rippen. Kaum hatte er sich überlegt, ob er sie wirklich nur als Schatten und nicht auch in ihrer genauen Struktur sehen konnte, veränderte sich die Ansicht auf dem Bildschirm und enthüllte – klarer als ein klassisches Röntgenbild oder eine Ultraschallaufnahme es konnte - die Knochenstruktur mit all ihren Frakturen, die er sich in den Jahren des Militärdienstes eingehandelt hatte.

Dr. Beckett atmete hörbar aus. „Der Scanner reagiert auf jeden Gedanken von uns, doch ich wusste nicht wie schnell das eigentlich geht“, sagte er leise. „Unglaublich...“
Und dann, brach wieder der Mediziner in ihm durch. „Himmel Mr. Sheppard, was für einen Raubbau haben sie mit ihrem Körper getrieben?“ murmelte er entsetzt und deutete auf eine Rippe, die in dieser klaren Aufnahme wie eine notdürftig zusammengeflickte Holzstrebe wirkte. Man sah deutlich, dass sie mehrfach gebrochen gewesen war.
„Das sind Kriegsverletzungen. Auch in einem Helikopter wird man herumgeschleudert und in Kampfhandlung verwickelt. Ihr habe ich es zu verdanken, dass eine Kugel nicht direkt in meine Lunge gegangen ist“, entgegnete John trocken. „Sie hat aber eine ganze Weile verflucht weg getan.
John hob den Scanner vor das Gesicht und starrte den blinkenden Display mit den seltsamen Schriftzeichen an, dann den Monitor, der nun die Energieströme in seinem Gehirn zeigte. Vor eine Hand gehalten erfasste es die Knochen und Sehnen.
Auch wenn er kein Mediziner war, so hätte er doch gerne gewusst, wie das alles eigentlich funktionierte...

„Darf ich das Gerät auch einmal halten?“ riss ihn da die Stimme einer Frau aus seinen Gedanken. John erkannte Dr. Keller wieder, die er als Vertretung des Gerichtsmediziners aus Las Vegas kennen gelernt und für ihn die letzten Mumien untersucht hatte.
„Ich denke ja, oder?“ Fragend sah er zu Beckett, der einfach nur nickte.
In dem Moment, in dem er der jungen blonden Ärztin das Gerät in die Hand drückte, erloschen die Anzeigen auf dem Display und der Monitor wurde schwarz.
Doch kaum berührte sie mit dem Gerät flüchtig seinen Handrücken, sprang beides wie durch Zauberhand an. „Leider haben wir noch nicht heraus finden können, ob und wie man den Scanner auch so initialisieren kann, dass ihn Leute benutzen können, die das Antiker-Gen nicht besitzen“, sagte sie ruhig.

„Dem was?“ John lehnte sich gegen das Kopfkissen, als die Gedanken in seinem Kopf zu schwirren begann und ein Schwindelgefühl verursachten.
Bekam er jetzt vielleicht endlich einmal richtige Antworten?
„Was soll denn das schon wieder sein?“ fügte er eindringlich hinzu. „Spannen sie mich nicht auf die Folter.

Dr. Keller reichte Beckett den Scanner. „Ich glaube, das können Aie ihm besser erklären als ich“, sagte sie dann ruhig, vielleicht ein wenig schuldbewusst. „Ich dachte...“
„Keine Sorge, ich hatte ohnehin gleich dazu kommen wollen...“ Der Schotte nickte mit einem abwesenden Lächeln. Offensichtlich schien ihn jetzt aber erst einmal zu interessieren, wie viele Knochenbrüche John bereits in seinem Leben erlitten hatte. „Ich bin entsetzt über den Zustand ihres Skeletts, Mr. Sheppard!“
„Ja und? Das meiste ist recht schnell ausgeheilt und ich habe alles überlebt, sonst wäre ich jetzt nicht hier.“ Genervt hielt John Becketts Handgelenk fest, als es ihm zu bunt wurde. „Mich interessiert jetzt etwas anderes: Was enthalten Sie mir eigentlich die ganze Zeit vor? Ich will keine kryptischen Andeutungen sondern endlich einmal klare und ehrliche Antworten!“ forderte er mit rauer Stimme.
„Dafür muss ich aber ein wenig weiter ausholen, mein Sohn.“
Okay? Dann tun Sie es endlich.“ John zog eine Augenbraue hoch. „Ich habe heute schon so viel gesehen und erlebt, da macht mir das sicher auch nichts mehr aus.“ murmelte er und wurde dann wieder erst. „Glaube ich zumindest. Also ...“

Dr. Keller lächelte. „Rodney hat ihm das Sternentor gezeigt und auf dem Rückweg ist dann der Zwischenfall mit dem Artefakt passiert. Es muss einen ziemlichen Aufruhr gegeben haben.“
Beckett nickte bedächtig. „Aye das hat es, das war nicht zu überhören, und ich habe zunächst auch einen Schutzanzug getragen. Glücklicherweise kam recht schnell Entwar...“
Er verstummte, als John ihn grimmig ansah.

Dann lächelte er entschuldigend und holte tief Luft. „Also zurück zum Thema. Mir ist das auch heute noch so unheimlich wie Ihnen, auch wenn ich maßgeblich daran beteiligt war mehr darüber hinaus zu finden“, begann er zu erklären. “Das Gen von dem ich spreche ist eine der Hinterlassenschaft der Alteraner, die wir allerdings Antiker nennen, einer uralten und mächtigen Rasse, die vor Millionen von Jahren auf unserer Erde gelebt hat. Sie waren nicht nur die Erschaffer der Sternentore, sondern vermutlich auch noch die Schöpfer des humanoiden Lebens auf vielen Welten. Manche übernahmen auch die Aufgabe, zu Lehrern und Mentoren dieser jüngerer Völker zu werden. Eines Tages aber mussten sie aufgrund einer Seuche, gegen die auch sie kein Mittel fanden, in ihren Stadtschiffen die Milchstraße verlassen.“

Er hielt einen Moment inne, damit sich die Worte setzen konnten und beobachtete dabei aufmerksam John, der nur die Stirn runzelte und sich fragte, ob der Mann ihn für dumm verkaufen wollte. „Ja, und, was hat das mit uns, speziell mit mir zu tun?“

„Wir haben überall in der Galaxis verstreut die Hinterlassenschaften der Antiker gefunden. Viele davon, wie die Sternentore können von allen intelligenten Wesen benutzt werden, einige jedoch nicht, so wie der Stuhl, den man ihnen in der Einrichtung in der Nähe von Las Vegas gezeigt hat. Dazu muss man eine genetische Besonderheit besitzen, die direkt von den Antikern stammt. So wie General O’Neill, ich – und ganz offensichtlich auch Sie!“

Ein Strom warmer Energie schoss durch Johns Körper, als der Arzt dies sagte. Jetzt wurde alles noch verrückter und abgedrehter. So langsam fühlte er sich wirklich in einen Science-Fiction Film versetzt, dabei mochte er das Genre nicht einmal mehr, seit...
Er setzte sich auf und überlegte, ob er dem Arzt sagen sollte, was er davon hielt. Doch er beherrschte sich. „Sie meinen, ich habe irgend so eine Mutation?“
„Nein, das ist keine Mutation, vermutlich eher ein genetisches Erbe“, wandte Dr. Keller ein. „Soweit wir wissen, kehrten die Bewohner eines dieser Stadtschiffe vor zehntausend Jahren auf die Erde zurück, als sie aus ihrer Heimat fliehen mussten. Einige von ihnen vermischten sich wohl mit den Menschen, als sie dabei halfen, die großen Zivilisationen aufzubauen, um sie gegen den Zugriff anderer Rassen zu schützen. Ihre Spuren und Hinweise aus der Vergangenheit machten es uns erst möglich, diese Stadt - Atlantis - wieder zu finden und durch ein Sternentor aufzusuchen. Seither erforschen wir seine Geheimnisse und sind froh über jeden, der das Gen in sich trägt, denn es hat sich nur über einen geringen Prozentsatz der Menschen ausgebreitet und die wenigsten davon kennen wir.“

John schloss die Augen und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Sein Kopf schwirrte von den ganzen Enthüllungen der beiden Ärzte. Er versuchte zu begreifen und zu sortieren, was Beckett da eben gesagt hatte, doch ganz so wie er sich das vorstellte, war das nicht. Die Comichefte seines blassen Zimmergenossen Todd am College kamen ihm in den Sinn. „Namor ist ein Erbe von Atlantis oder vielleicht Aquaman, aber nicht ich...“, murmelte er.
„Was meinen Sie damit?“ Dr. Beckett schien irritiert zu sein.
„Ich glaube...“, überlegte Jennifer Keller amüsiert. „... er meint irgendwelche Superhelden aus Comicheften. Rodney lässt hin und wieder auch so seltsame Vergleiche fallen, die ich nicht verstehe, bis er sie mir genau erklärt hat.“

„Hm, ja – irgendwie so in der Art...“ John verzichtete darauf, die Ärztin genauer zu bestätigen. Stattdessen versuchte er einen klaren Gedanken zu fassen und das Gehörte zu sortieren, was gar nicht so einfach war.
Es drehte sich also hier alles um eine alte außerirdische Rasse und ihre besonderen Hinterlassenschaften. Wenn es also nur einige wenige Auserwählte gab, die diese bedienen konnten – und genug Leute, die nur darauf lauerten, dass diese ihre Fähigkeiten zur Verfügung stellten, dann...

John fiel es wie Schuppen von den Augen.

Daher dieser Aufwand ihn zu retten und für sich zu gewinnen. Das Gerede des Generals vom „niemandem zurücklassen“ und die Bemühungen des kanadischen Wissenschaftlers, ihn von dem Potential dieser Einrichtung und seiner selbst zu überzeugen. Die genaue Untersuchung seines Lebens durch Verhöre und psychologischen Gespräche. Und nicht zuletzt die letzen Ereignisse, die ihm – ob inszeniert oder nicht - die Augen hatten öffnen sollen.

Und wie sie es getan hatten! Nur leider nicht so, wie es sich diese Leute hier gedacht hatten.

John spürte, wie sich alles in ihm sträubte und sein Verstand wütend aufbegehrte. Jetzt war ihm klar, worauf dies alles hinaus lief, wie wenig das eigentlich alles mit Dank und Menschenfreundlichkeit zu tun hatte - und dass er sich sowieso keine Gedanken mehr darüber machen musste, ob er jemals wieder ein normales Leben führen würde...
Wut und Verzweiflung stiegen in ihm hoch.
Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.