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"Solitary Man" no more von Arielen

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Kapitel 3
Rechtfertigungen
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“Warum bewegen sich seine Augen unter den geschlossenen Lidern?” fragte Rodney McKay. Er blickte nachdenklich auf den Mann in dem Krankenbett, der an mehrere Geräte angeschlossen war, während Jennifer aufmerksam einen Monitor betrachtete und einige Einstellungen des Scanner änderte.

„Auch wenn wir ihn in einem künstlichen Koma halten, bedeutet das nicht, dass sein Unterbewusstsein nicht aktiv ist oder das er völlig reglos bleibt“, erklärte Dr. Carson Beckett und kam zu ihm hinüber. Er zupfte den Infusionsschlauch zurecht, der sich durch eine ruckartige Bewegung des Schlafenden verschoben hatte.
„Ich würde sogar sagen, dass es ziemlich aktiv ist und eine Menge in seinem Kopf aufarbeitet, Rodney. Das sieht man an den heftigen Ausschlägen bei seinen Gehirnaktivitäten. Aber das ist in dieser Phase der Behandlung ein gutes Zeichen. Der umgekehrte Fall wäre schlechter.“

Rodney nickte. Carson hatte sich in seinen Diagnosen nur selten geirrt. Für drei Jahre waren sie Kollegen gewesen. Dann hatte man Carson Beckett aufgrund der Gefahr durch die Ori auf die Erde abberufen, um im Notfall den Krontrollstuhl und die Drohnen zu bedienen. Seither arbeitete er abwechselnd im SGC und Area 51.

„Hoffentlich verarbeitet er das Richtige“, murmelte der Kanadier selbstvergessen.

„Das wird sich fügen.“ Carson lächelte sanft und beugte sich über den Patienten, um sich die Augen genauer anzusehen. „Physisch haben die kleinen Biester in seinem Körper jedenfalls gute Arbeit geleistet. Er ist gesünder als er in den letzten Jahren gewesen ist. Sie haben sogar ein Leberproblem beseitigt, dass durch einen übermäßigen Alkoholgenuss zu entstehen drohte.“
„So sieht es aus“, fügte Jennifer Keller hinzu, die die Aufnahmen der Scanner verglichen hatte. „Noch scheinen sie jedoch am arbeiten zu sein. Aber ich denke, wir sollten sie in spätestens einer Stunde deaktivieren.“
„Werden wir sie danach aus seinem Körper entfernen können?“ wollte Rodney wissen.
„Ja, aber das wird einige Zeit dauern. Glücklicherweise haben sie sich nicht mit seinen Zellen verbunden, wie wir es bei den Naniten aus dem Antikerlabor beobachtet haben. Er wird also zu hundert Prozent menschlich bleiben.“
„Dr. Keller, allerdings müsste ich noch einiges wissen...“

Während die beiden Ärzte in eine medizinische Unterhaltung verfielen, die ihn nicht wirklich interessierte, überkreuzte Rodney die Arme vor der Brust und betrachtete den Mann im Krankenbett. Er war zwar blass, wie jeder, der gerade eben erst dem Tod von der Schippe gesprungen war, aber durch sein entspanntes Gesicht wirkte er jünger als er eigentlich war.
Wieder fragte er sich, was ihn eigentlich geritten hatte, diesem Mann so viel zu erzählen und ihn dann auch noch hier her zu holen. Er wusste es nicht genau. Vielleicht weil ihm der andere damals auf ihrer gemeinsamen Mission das Leben gerettet hatte und er so die Schuld zurückzahlen konnte.

Oder war es, wie er schon einmal überlegt hatte, etwas ganz anderes?

Immerhin war ihm nicht entgangen, wie vertraut sein anderes Ich und mit dessen Sheppard umgegangen war. Und das hatte ihn zugegebenermaßen neidisch gemacht, wenn er ganz ehrlich zu sich war.

Er holte tief Luft.
Sicher, Jennifer gab ihm vieles, seit sie einander besser kennen gelernt hatten, aber sie kam nur selten auf die Außenmissionen mit. Und da wünschte er sich seit dem Treffen mit „den Anderen“, einen Soldat an seiner Seite, der meistens der Situation angemessen reagierte und nicht nur nach Vorschrift handelte wie viele der Marines, die zum Schutz der Wissenschaftler mitkamen.
Denn nur wenige waren ein wenig flexibler in ihrem Denken und Handeln wie etwa Lieutenant Colonel Lorne, der Stellvertreter von Colonel Sumner, mit dem er viel lieber zusammen arbeitete. Und auch ein wenig intelligenter.
Aber das war nichts im Vergleich mit diesem Mann hier, dessen Akte er genau im Gedächtnis hatte. Seiner Ansicht nach hatte Sheppard in seinem Leben mehr als einen Fehler gemacht. Wie hatte der Mann nur ein Stipendium für Stanford ausschlagen können? Wie konnte man nur so dumm sein, nach bestandenem Test der MENSA nicht beizutreten und...

Dann stutzte er, denn der Mann auf dem Bett wurde ruhiger. Zum ersten Mal sah er so etwas wie ein leichtes Lächeln auf dessen sonst immer verkniffenen Gesicht. Dann spannte sich Sheppard wieder an. Seine Hände zuckten, als wollten sie sich zu Fäusten ballen.

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Ellen Cadman saß in einem luftigen geblümten Kleid neben John und grinste spitzbübisch. Nur der militärisch kurze Haarschnitt verriet, dass sie kein einfaches Mädchen vom Land war. Und ihr fester Griff an seiner Schulter.
* Das ist nicht wahr John. Auch wenn wir tot sind, hast du den meisten von uns etwas viel Schlimmeres erspart. Den Leidensweg als Gefangene der Taliban. Du hast dein Bestes versucht. Du hast uns nicht zurück lassen wollen wie die anderen. Du bist deiner Menschlichkeit treu geblieben.*

„Trotzdem gibt es dir und den anderen das Leben nicht mehr zurück. Ich habe zu überstürzt, zu impulsiv gehandelt.“ Er stickte und sah sich um. „ Und ich weiß, dass das hier nicht wirklich sein kann. Befinde ich mich im Himmel oder in der Hölle?“

* Wer weiß * , entgegnete Ellen geheimnisvoll. * Oder es ist etwas ganz anderes, was dir bisher fremd war . Sieh diese Umgebung als eine Welt die dein eigener Geist aus deinen Erinnerungen erschaffen hat. Ich bin vielleicht die Stimme deines Gewissens, auf die du so lange nicht hast hören wollen. *
„Du meinst, weil ich in den letzten sechs Jahren nur davon gelaufen bin, weil ich mich nicht meiner Angst, und meinen Schuldgefühlen stellen mochte. Und in dem Moment, in dem ich es getan habe, habe ich wahrscheinlich den größten Fehler von allen begangen.“

* Sei dir da nicht so sicher, denn ich denke, du hast in diesem Moment wieder zu dir selbst gefunden, zu dem, was John Sheppard eigentlich ausmacht. *
Sie legte einen Finger unter sein Kinn und hob es leicht an, damit sie ihm in die Augen sehen und er nicht ausweichen konnte.
* Dir war es nicht länger egal, dass jemand in dein Gewissen geredet und dich aufgerüttelt hat. Du hast das Problem dieses McKay zu dem deinem gemacht und dazu beigetragen, etwas zu aufzuhalten und vielleicht sogar zu verhindern. Blicke dir und mir in die Augen und stell dir eine Frage – Ist es nicht an der Zeit, dir selbst zu vergeben und wieder deinen Prinzipien zu folgen, für die du all die Jahre eingetreten bist? Du bist nur ein fehlbarer Mensch, und für manche Sünden musst du dein Leben lang Buße tun, aber das bedeutet nicht, dass du aufgeben jemals in deinen Bemühungen inne halten darfst.
Hast du nicht als junger Mann für deinen Traum gekämpft, weil du glaubtest, in Kriegsgebieten mehr tun zu können als hinter dem Schreibtisch einer Firma? Weil es dir einfach nicht lag? Warum hast du auf dich allein gestellt, die Akademie der Air Force durchgezogen, auch wenn du es in Stanford oder Harvard mit dem Namen und Einfluss deiner Familie viel einfacher hättest haben können? Du hast immer den schweren Weg gewählt, um voran zu kommen. Warum wagst du es nicht auch jetzt noch einmal? *

„Ich habe meine letzten Chancen buchstäblich in Vegas verspielt und zwar nicht nur an den Black Jack- und Poker-Tischen.“ John lachte bitter. „Und jetzt bin ich tot. Wie soll ich da noch einmal neu anfangen können?“

* Wer weiß? * Ellen beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange wie einen kleinen Bruder oder Freund *. Vielleicht bietet sich dir eine zweite Chance auf eine Art, wie du sie dir bisher noch nicht einmal in deinen kühnsten Träumen vorstellen konntest. Du weißt es nur noch nicht. *

„Ich habe vor sechs Jahren aufgehört zu träumen“, wehrte John ab. „Und ich will es auch gar nicht mehr, denn dann erwartetet mich nur ein neuer Absturz. Ich brauche keine weitere Chance, denke ich. Ich habe es einmal versiebt, ich werde immer wieder Fehler machen, die ich nicht mehr bereinigen kann...“
Er verstummte. Ihn berührten Ellens Worte mehr als er wollte und er lächelte für einen kurzen Moment.

Doch so schnell wie es gekommen war, verschwand wieder aus seinem Gesicht- zusammen mit Laura und der Landschaft um sie herum. Bald waren beide nur noch Schemen die von der Dunkelheit verschluckt wurden.

John ballte die Fäuste. Wie so oft in den letzten Jahren hatte sich jede noch so kleine Hoffnung als Illusion heraus gestellt, so würde es sicher auch jetzt wieder sein. Er konnte nur tot sein. Niemand überlebte solche Schussverletzungen, wie er sie erlitten hatte. Er hatte in seinem Leben genug Leichen gesehen, um das zu wissen.

Und doch wollten weder Resignation noch Bitterkeit in der Stärke zurückkehren, die er gewohnt war. Stattdessen fühlte er, wie sich eine seltsame Ruhe in ihm ausbreitete.

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General Landry blickte seinen Kollegen und Freund nachdenklich an, als sich die Tür hinter den beiden Doktoren geschlossen hat. „Das gefällt mir alles nicht“, sagte er trocken. „Die beiden haben eigenmächtig gehandelt und uns damit ein Problem geschaffen, das nicht aus der Welt zu schaffen ist. Auch wenn ich sie verstehen kann.“
O’Neill nickte nur. „Hm...“

Agent Woolsey schob hingegen nervös ein paar Blätter zusammen und in die Akte zwischen seinen Händen. „Eigentlich wäre in diesem Fall ein Disziplinarverfahren angemessen. Sie kennen doch die Resultate der Eigenmächtigkeiten, die sich das Atlantis-Team in den letzten Jahren erlaubt hat. Und eine davon hat der Erde fast ihre Existenz gekostet.“

„Das mag sein“, erwiderte General O’Neill trocken. „Aber auf der anderen Seite erinnere ich mich auch noch gut an die Zeiten von Senator und Vizepräsident Kinsey, in denen Sie mich und den Rest meines Teams am liebsten auf die Anklagebank gezerrt hätten, weil wir uns Eigenmächtigkeiten erlaubt haben, die die Erde in Gefahr brachten...“

Der sauertöpfische Blick des Bürokraten sprach Bände.

O’Neill musterte ihn. „Ich verstehe Ihren Standpunkt inzwischen sehr gut, aber wir sollten auch nicht vergessen, dass es hier um einen Menschen geht – der obwohl er keine wirkliche Ahnung hatte, mit wem oder was er sich da anlegt – sein Leben riskiert hat. Und jetzt, wo er wohl am Leben bleibt, müssen wir sehen, wie wir unsere Interessen vertreten und gleichzeitig seine Menschenrechte wahren, sonst sind wir auch nicht besser als die Goa’Uld oder die Wraith. Das können wir nicht, so lange Mr. Sheppard nicht wieder bei klarem Verstand ist und sich selbst dazu äußern kann“, lenkte der General ein. „Deshalb halte ich eine Vertagung jedweder Entscheidung in diesem Fall für notwendig.“

Richard Woolsey legte die Stirn in Falten. Nach einer Weile nickte er. „Ja, da haben Sie wohl recht. Ich denke, ich werde in meinen Bericht an das Komitee diesen Punkt ausklammern, um unnötige Fragen zu verhindern. Letztendlich ist es ja auch eher Ihr Problem und nicht das des IOA.“ Er nahm die Akte und den Datenpad an sich, ehe er sich erhob. „Deshalb werde ich mich jetzt auch schon von ihnen verabschieden, um die Berichte durchzusehen, die mir Dr. McKay gegeben hat. Einen guten Tag noch, meine Herren.“

O’Neill lächelte. „Den wünsche ich ihnen auch. Vielen Dank für ihr Verständnis Richard.“

Kaum hatte der Agent jedoch den Raum verlassen, atmete der General hörbar auf und lehnte sich zurück. Er blätterte wieder in der Akte vor sich.
Landry musterte ihn. „Ich denke, du hast dich bereits entschieden, oder? Du willst Sheppard eine Chance geben“ fragte er in die entstandene Stille. „Auch wenn du weißt, dass er so oder so Ärger machen wird?“
„Hm, Vielleicht....“
„Jack, alter Freund, ich kenne dich besser als du denkst. Du zeigt diesen gewissen Blick. Sei ehrlich: Er erinnert dich sehr stark an eine Zeit, in der du ebenfalls ...“
O’Neill schnalzte mit der Zunge und sah seinen Kollegen an. Das Grinsen schwand. „Ja“, unterbrach er Landry. „Du hast du mich wohl durchschaut.“ Dann wechselte er das Thema. „Außerdem, vielleicht hat McKay, ja ausnahmsweise auch einmal recht und Sheppard hat neben seinen Gen noch ein paar andere Fähigkeiten und Talente, die für das Stargate Programm zu gebrauchen wären. Allerdings kommt es jetzt ganz allein auf ihn an, was er daraus macht.“

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Das erste was John hörte war ein aufdringliches Piepen. Es drang an sein Ohr und pulsierte im gleichen Takt wie seine Kopfschmerzen.
Er stöhnte leise.
Das Leben nach dem Tod hatte er sich jedenfalls anders vorgestellt – vor allem nicht mit ganz gewöhnlichen Schmerzen. Sein Körper fühlte sich an, als hätte ihn jemand in Watte gepackt und mit Fixierspay behandelt, damit er sich nicht bewegen konnte. Er versuchte die Augen zu öffnen, aber seine Lider waren genau so schwer wie seine Arme, die er kaum bewegen konnte.

Eine Nadel? Warum hatte er eine Nadel im Arm? Wieso roch es um ihn herum nach Desinfektionsmitteln und Medikamenten, nach warmem Metall und ...

„Ganz ruhig, mein Junge, das sind nur die verschiedenen Beruhigungsmittel in ihrem Blut. Sie werden noch eine Weile einen ordentlichen Brummschäden haben, aber das geht vorüber.“

Verdammt, seit wann hatte der Teufel einen schottischen Akzent?

John stöhnte. Endlich gelang es ihm, die Augen einen Spalt zu öffnen. Als erstes sah er einen Galgen, an dem zwei Plastikbeutel baumelten, von denen aus Schläuche nach unten führten. Dann bemerkte er die Geräte, die in sein Blickfeld ragten. Ein blinkendes Licht zwang ihn den Kopf zu drehen.

Das sah ganz und gar nicht nach der Hölle aus, eher nach der Intensivstation eines Krankenhauses und einen Arzt, der sich über ihn beugte. „Wo bin ...“, krächzte er und begann zu husten. Jetzt wusste er allerdings auch, warum er die Arme nicht sonderlich weit bewegen konnte. Um die Handgelenke spürte er gepolsterte Bänder.
Er verkrampfte sich noch mehr. Warum hatte man ihn an das Bett gefesselt? Befürchtete man, er würde sich aus dem Staub machen, sobald er aufwachte?
„Trinken Sie erst einmal...“ Der Arzt stützte seinen Kopf und hielt einen Plastikbecher an seine Lippen. John trank dankbar das lauwarme Nass, das die Reizung in seinem Hals minderte, aber seine Anspannung blieb. „Wir haben Sie nur zu Ihrer eigenen Sicherheit fest gemacht. Aber ich denke, das ist jetzt nicht mehr nötig.“ Der Arzt schien das panische Flimmern in seinen Augen gesehen haben. „Einen Moment. Ich werde mich gleich darum kümmern.“

Er wandte sich ab und verschwand aus seinem Sichtbereich.
Das gab John Zeit, sich genauer umzusehen. Allerdings kam er damit nicht weit, da verschiebbare Sichtschutzwände aus Metall und Stoff ihm den Blick versperrten. Er konnte nur hören, dass der Schotte sich dahinter mit jemandem unter hielt. Schritte erklangen, eine Tür öffnete und schloss sich wieder.
Das alles war mehr als ...

John holte tief Luft und stieß sie zischend wieder aus, als ihm bewusst wurde, das genau das eigentlich nicht möglich hätte sein dürften. Seine Augen weiteten sich.
Warum konnte er frei und ohne Schmerzen atmen? Das war mit den Kugeln in seiner Brust eigentlich nicht möglich.
„Ich ... müsste tot sein“, murmelte er zu sich selbst, als ein kalter Schauer über seinen Rücken lief. Wären seine Hände bereits frei gewesen, hätte er sich Gewissheit verschafft.

„Das waren Sie auch – zumindest für ein paar Minuten. Aber wir haben Sie wieder ins Leben zurück holen können“, erklang eine Stimme neben ihm. Er hatte in seinem Schrecken nicht bemerkt, dass der Arzt zu ihm zurück gekommen war.
„Wie?“ John schwante ein furchtbarer Verdacht. Denn seines Wissens nach, war kein normales Krankenhaus der Welt dazu in der Lage, solche Verletzungen zu behandeln, ohne dass es Spuren hinterließ. Und er war weit außerhalb der Stadtgrenzen von Vegas gewesen. Kein Krankenwagen wäre so schnell gewesen, um ihn...

Hatte dieser verfluchte McKay da etwa seine Finger mit im Spiel gehabt?

John verzog das Gesicht. Gut möglich, nach dem ganzen Gefasel über Reisen zu anderen Planeten und Alientechnologie, die er noch immer nicht für bare Münze nehmen wollte.

„Das ist durch mikroskopisch kleine Roboter, sogenannte Naniten geschehen. Sie haben die beschädigten Zellen reparieren können und Sie so ins Leben zurückgebracht. Ich muss sagen, Sie sind jetzt weitaus gesünder als je zuvor.“
„Schön für mich“, kommentierte John sarkastisch. In ihm arbeitete es, als er zu begreifen versuchte, was der Mann da gesagt hatte. Naniten? Er wusste durchaus, dass es entsprechende Forschungen gab, aber dass man schon so weit damit war, konnte und wollte er nicht glauben. Also gab es nur einen Schluss. Er lachte bitter auf. „Dann habe ich also Alientechnologie in mir?“

Der Arzt legte eine Hand auf seinen Arm. Er schien in seinem Gesicht gelesen zu haben wie in einem offenen Buch. „Das würde ich so nicht sagen. Die kleinen Biester basieren zwar auf außerirdischen Entwicklungsplänen ... aber sie sind aus irdischer Herstellung.“
„Ah, das ist ja wenigstens ein kleiner Trost“, knurrte John, auch wenn ihm nicht zum Scherzen zumute war. „Da fühle ich mich gleich besser ...“

Er war jetzt hellwach, und die Kopfschmerzen nur noch ein dumpfes Pochen in seiner Stirn. Endlich waren auch seine Hände frei, so dass er über die Stirn reiben und sich durch das Haar fahren kann.
Irgendwo musste die Anspannung ja hin.
Er wollte gar nicht darüber nachdenken, dass winzig kleine Maschinen an seinem Körper herum gebastelt hatten und es vermutlich auch noch taten. Er wollte überhaupt nichts mehr von dem wissen, was er in den letzten Tagen gesehen und gehört hatte.
Aber das war vermutlich völlig illusorisch.
John verzog das Gesicht. So tief im Dreck hatte er nicht einmal nach der misslungenen Rettungsaktion gesessen. Auch damals hatte alles mit seinem Erwachen im Lazarett begonnen...

Der Schotte lächelte beruhigend, als könne er seine Gedanken lesen. „Ja, genau so habe ich mich auch gefühlt, als man mich bat, hier mitzuarbeiten. Vieles von dem macht mir auch heute noch ziemliche Angst.“ Er legte eine Hand auf seine Arm als wolle er ihn aufmuntern. „Ich bin mir trotzdem sicher, Sie werden damit auf Dauer besser zurecht kommen als ich. Das spüre ich.“
„Sie setzen da eine ganze Menge Vertrauen in mich.“ Er hob eine Hand zum Ausschnitt des Operationshemdes und zog es so weit weg, dass er auf seine Brust blicken konnte.

Keine Einschusslöcher. Seine Haut war unversehrt.

Schnell schob er den Stoff wieder zurück und schluckte, um das mulmige Gefühl in seinem Magen wieder los zu werden.
„Keine Sorge. Wir arbeiten schon daran, die kleinen Biester aus Ihrem Blut zu spülen. Deaktiviert sind sie jedenfalls schon einmal“, erklärte der Doktor und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: „Und ich habe mich bisher nicht einmal vorgestellt – ich bin Dr. Carson Beckett, Mr. Sheppard.“
John nickte und überlegte. Der Arzt schien sehr kommunikationsbereit zu sein, also sollte er die Gelegenheit ausnutzen, um mehr über die Umstände seiner Rettung heraus zu finden. „Kennen Sie eigentlich auch diesen Mr. McKay? Hat er etwas mit der ganzen Sache zu tun?“
„Auf beide Fragen kann ich mit „Ja“ antworten. Wir haben mehrere Jahre am gleichen Ort zusammen gearbeitet und er war oft genug Gast in meiner Krankenstation Ich kenne ihn vermutlich besser als er sich.“ Beckett lachte und wurde wieder ernst. „Ja, er hat alles in die Wege geleitet, um Sie aus der Wüste zu holen.“

John kniff die Augen zusammen. Der letzte Satz war zögerlich gekommen, als hätte der Mann genau überlegen müssen, was er sagte. Seltsam. Also gab es bei aller Offenheit immer noch genug Geheimnisse.
„Dann bin ich also in dieser geheimen Forschungseinrichtung bei Vegas, in man mich schon einmal verschleppt hat“, folgerte John. Denn wo hätten sie ihn sonst hinbringen können und sollen? Es war nichts anderes in der Nähe.
Der Arzt öffnete wieder den Mund, doch bevor er etwas sagen konnte, erklang eine andere Stimme und ein Sichtschutz wurde beiseite geschoben.

„Nun, nicht ganz, auch wenn man in kosmischen Maßstäben denkend, durchaus sagen könnte, dass Colorado Springs einen Katzensprung neben Las Vegas liegt.“
John schnappte nach Luft und sah auf.
Colorado Springs? Das war Hunderte von Meilen entfernt und lag in einem anderen Bundesstaat...

Aber etwas anderes versetzte ihm nun einen größeren Schock.

John glaubte, sein Inneres würde zu Eis erstarren, denn das dunkle Blau der Uniform stach ihm regelrecht in die Augen und die darauf prangenden Insignien noch um einiges mehr. Er schluckte heftig und kämpfte mit den wild durcheinander wirbelnden Gefühlen.

Eigentlich hatte er mit allem, was mit seinem früheren Leben und seiner unehrenhaften Entlassung aus dem Militärdienst zu tun hatte, für immer abschließen wollen. Zudem hatte er sich bemüht, einen großen Bogen um alles, was nur einen Hauch mit der dreimal verfluchten Air-Force zu tun hatte, zu machen.

Doch nun schien ihn die Vergangenheit in Form eines leibhaftigen Generals derselben wieder eingeholt zu haben.

Er war zweifellos in der Hölle!
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