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"Solitary Man" no more von Arielen

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Kapitel 14
Die Geheimnisse von Area 51
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Im Flugzeug zu arbeiten war Rodney bereits so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er sich gar nicht mehr an den Fluggeräuschen in der Militärmaschine störte und auch Schwankungen instinktiv ausglich.
Immerhin gab heute es keine Turbulenzen wie auf anderen Flügen, die er schon mitgemacht hatte. Schließlich war das Zeit, in denen er am ungestörtesten arbeiten konnte, weil man ihn hier meistens eher in Ruhe ließ, als in seinem eigenen Labor. Auch wenn der Flug nur etwas über eine Stunde dauern würde.

Rodney steckte den USB-Stick, den ihm Sheppard bereits am Mittag wieder gegeben hatte, an den Tablet-PC und rief die verschiedenen Dateien ab, um sich die Ergebnisse und Antworten genauer anzusehen.
Was er sah, war überwiegend zufriedenstellend und stellenweise sogar besser, als er in seinen kühnsten Träumen erwartet hätte.

Der Militärdienst und die Jahre nach Sheppards unehrenhafter Entlassung schienen keinen all zu großen Schaden an seinen geistigen Fähigkeiten angerichtet zu haben. Die allgemeinen Tests spiegelten im Großem und Ganzen das wieder, was bereits die alten Beurteilungen ergeben hatten.
Der Mann war tatsächlich noch immer hochintelligent und hatte seine Gehirnzellen nicht an den Spieltischen oder in Whiskey- und Scotchgläsern gelassen. Er besaß auch jetzt noch eine schnelle Auffassungsgabe und ein ausgeprägtes Talent für mathematisch-logisches Denken.

Wenn man sich das unter einem anderen Gesichtspunkt betrachtete, hätte er mit etwas anderen Neigungen und einer entsprechenden Ausbildung er Rodney unter Umständen sogar Konkurrenz machen können.
Eigentlich sollte ich ja froh sein, dass Sheppard absolut keine wissenschaftlichen Interessen entwickelt hat. Dann wäre er nur noch ein Sargnagel mehr auf meiner ...
Rodney hielt inne.
Himmel, was dachte er da? So ermahnte er sich, den immer noch vorhandenen Neid gegenüber seiner kleinen Schwester nicht auch noch auf John Sheppard zu übertragen. Das hatte der nicht verdient.

Was den Wissensstand des Mannes anging, so konnte er vermutlich mit den meisten Technikern vom Bodenpersonal in den Air-Force-Basen mithalten, wenn auch nicht mit dem der Spezialisten von Atlantis, aber es war auf jeden Fall ausbaufähig, da er die grundlegenden Kenntnisse besaß.

Dann grinste er still in sich hinein und klopfte in Gedanken auf seine Schulter. Seine Drohung hatte jedenfalls besser gewirkt als er gehofft hatte, denn Sheppard schien sein Licht diesmal nicht unter den Scheffel gestellt zu haben. Die Ergebnisse zeigten, was er wirklich konnte.

Seine Gedanken schweiften ab. Ob der McKay aus einer anderen Realität sich nicht manchmal ärgerte, dass sein Teamleader mehr auf dem Kasten hatte, als er bereit war zuzugeben, nur um die technischen Arbeiten an ihn abzuschieben? Ob der andere vielleicht sogar nicht einmal wusste, wie viel Sheppard wirklich beherrschte?
Nun das war egal und das Problem seines Ichs in einer anderen Welt.

Er dagegen hatte das Privileg, diesen ungeschliffenen Diamanten auf die ein oder andere Weise zum Funkeln zu bringen. Natürlich nicht so sehr, dass es sein Licht überstrahlte.
Aber das würde vermutlich auch nicht passieren, dazu waren ihre Charaktere zu verschieden. Sheppard hielt sich offensichtlich viel lieber im Dunklen auf und überließ anderen das Bad im Flutlicht.

Nachdenklich blickte er auf und stutzte, als er seinen neuen Mitarbeiter nirgends entdeckte. Streifte der schon wieder nervös im Flugzeug herum und versuchte den Piloten über die Schulter zu schauen, wie am Anfang der Reise?
Doch dann entdeckte er die Spitzen der wirren schwarzen Haare, die über die Seitenstützen der Vorderbank ragten. Deshalb beugte Rodney sich vor und linste über die Rückenlehne der Vorderbank. Sheppard hatte es sich auf der Bank bequem gemacht und war dann ganz offensichtlich eingeschlafen.

Na ja, wen wunderte es
Rodney erinnerte sich, an ihren gemeinsamen Trip nach Colorado Springs, der dann doch länger ausgefallen war, als er ursprünglich geplant hatte. Ihm war jedoch nicht entgangen, wie sehr Sheppard den ersten Tag seit gut zwei Wochen außerhalb der fensterlosen Räume und Gänge genossen hatte.

So hatte er ihm die Freude an der wiedergefundenen Freiheit durch eine Zeitbegrenzung nicht nehmen wollen. Außerdem hatte es Spaß gemacht, zu beobachten, was seinen neuen Kollegen begeisterte und was nicht. Auch bei den Hobbies schienen sie zumindest eine Gemeinsamkeit zu haben, wie sie bei einem spontanen Ausflug in ein Games-Center festgestellt hatten. Da sie nach dem ganzen Bummeln auch noch ein ausgiebiges Essen zu sich genommen hatten, war es fast Mitternacht gewesen, als sie in die Basis zurückgekehrt waren.
Und ganz offensichtlich hatte sich der ehemalige Detective dann nur eine kurze Nachtruhe gegönnt, um den Rest der Aufgaben und Tests auf dem Stick zu bearbeiten.
Auch das gefiel Rodney gut, denn das bewies, dass der Mann belastbar war.

In diesem Moment klapperte irgend etwas.
Vor ihm schreckte Sheppard hoch und blinzelte ein paar Mal, ehe er sich aufrichtete und in einer Mischung aus Irritation und Wachsamkeit umsah. Wie Rodney blickte er nun auf den Co-Piloten, an der Tür zum Cockpit erschienen war und seinen Passagieren mitteilte: „Wir landen gleich! Bitte schnallen Sie sich an.“
... und stellen Sie die Sitze aufrecht. Ja, ich weiß.
Auch Sheppard gehorchte, auch wenn er dabei recht nachdenklich und ein wenig traurig wirkte. Vermisste der Mann das Fliegen so sehr?
Rodney lächelte erneut still in sich hinein. Zu den geplanten Versuchsreihen in Area 51 gehörte auch eine, die dem ehemaligen Piloten vermutlich am meisten Spaß machen würde...

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Die beiden Männer umkreisten sich. Angespannt tänzelnd belauerte sie einander, um im richtigen Moment mit mannlangen Stab zuzustoßen, den jeder von ihnen in Händen hielten.
Und dann – ehe die Augen der Beobachter die Bewegung richtig wahrnehmen konnten, machte der jüngere der Kämpfer einen Schritt nach vorne, die Spitze seines Stabes zuckte gegen die Brust seines doppelt so alten Gegners vor.
Holz klang auf Holz, als dieser Gegner mit spielerischer Leichtigkeit parierte und den Stab abdrängte, so als habe er den Angriff voraus gesehen. In einer kraftvollen Bewegung drehte er seine Waffe und griff nun seinerseits an.

„Nnh-hha!“ Nur ein blitzschneller Sprung nach hinten, begleitet von einem überraschten Aufschrei, brachte den jungen Mann aus der Reichweite des metallverkleideten Endes, dass sich sonst schmerzhaft in seinen Bauch gebohrt hätte.
Er versuchte noch, seinen eigenen Stab zu drehen, aber zu spät. Ehe er die Bewegung vollenden konnte, setzte sein Gegenüber zum zweiten Angriff an.
Doch er schlug nicht zu, sondern ließ die Spitze seines Stabes zwei Handbreit vor der Kehle des jungen Mannes verharren.

„Das ist schon viel besser als vorhin. Aber du musst noch lernen, dich nicht so einfach überraschen zu lassen!“, sagte Acastus Kolya. „Du ... und auch ihr,“, damit wandte er sich an seine anderen Schüler, „müsst auf alles gefasst sein.“
Er blickte über die Versammelten. Die meisten von ihnen waren zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahre alt und begierig darauf, ihre erste Bewährungsprobe zu bestehen, um eigenständige Aufträge zu bekommen. Doch wer ihn außer Idos von ihnen begleiten sollte, hatte er noch nicht wirklich entschieden.

„Ich erwarte von euch Aufmerksamkeit und Disziplin. Diejenigen, die ich mitnehmen werde, müssen sich durch Kaltblütigkeit, Geschick und Schnelligkeit auszeichnen. Denn Chief Cowen hat die Lantianer einmal zu oft unterschätzt. Ich werde das nicht tun. Deshalb müsst ihr lernen, vor allem ihre Soldaten schnell und effektiv auszuschalten. Das werden wir in den nächsten Wochen trainieren.“

„Die Zivilisten sind übrigens weniger das Problem, da meines Wissens keiner von denen eine Kampfausbildung erhalten hat. Die werden schon kuschen, wenn ihr ihnen eine Waffe unter die Nase haltet“, sagte eine blonde Frau mit verkniffenen Gesichtszügen.
Kolya musterte sie aufmerksam. Vielleicht sollte er Sora mitnehmen, die schon mehrfach mit den neuen Lantianern in Berührung gekommen waren ... doch dann verwarf er diesen Gedanken rasch wieder.
Nein sie war in diesem Fall eher eine schlechte Wahl, denn sie machte keinen Hehl daraus, dass sie immer noch leidenschaftliche Rachegedanken hegte. Fünf Jahre war Vater Tyrus nun schon tot, umgekommen auf der ersten und einzigen gemeinsamen Mission der Genii, Athosianer und neuen Lantianer, die in einem Desaster geendet hatte. Vermutlich weil Tyrus, die rechte Hand von Cowen zu ungeduldig gewesen war.
Da Sora immer noch bittere Rachegedanken hegte, vor allem wenn die Athosianerin Teyla Emmagan in der Nähe war, würde sie unberechenbar sein. Daher war es besser, sie von vorneherein auszuschließen.

Idos mischte sich in diesem Moment ein. „Ich würde keinen von denen unterschätzen“, sagte er ruhig und stützte sich auf den Stab. „Egal ob er nun ein Kämpfer ist oder nicht, denn man kann nicht unbedingt von der Kleidung her immer auf die wahre Natur des Mannes oder der Frau schließen.“
„Das mag ja stimmen, was die Athosianer oder andere betrifft, die unter diesen Sternen geboren sind, aber nicht bei diesen Fremden, die immer noch so wenig über alles hier wissen und sich doch in alles einmischen müssen.“ Sora spuckte aus.
„Vielleicht hast du recht, aber es schadet niemandem, vorsichtig zu sein“, entgegnete Idos immer noch gelassen.
Kolya nickte ihm mit einem Lächeln zu. Ein tiefes Gefühl der Freude erfüllte ihn, als der junge Mann wieder einmal bewiest, dass wie viel Umsicht und Weisheit gegenüber den anderen er schon besaß. Athors Sohn würde nach diesem Einsatz bereit dazu sein, sein erstes eigenes Kommando zu übernehmen.

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John spürte, wie ihn eine Brise umschmeichelte und genoss die warme Berührung auf seiner Haut, als er das Quartier verließ, in dem das zivile Personal untergebracht war und sich seiner heutigen Arbeitsstätte zuwandte.
Auch wenn er niemandem begegnete, fand er seinen Weg, denn die Markierungen an den Gebäuden und auf der Straße waren für ihn kein Buch mit sieben Siegeln. Denn was die Kennzeichnung der Gebäude anging, hatte sich wirklich nichts verändert, seit seiner Entlassung.

Es war schon seltsam, in die Region zurück zu kehren, in der er in den letzten Jahren gelebt hatte und dann auch noch in die Nähe der Nellis Air Force Base, in der er ein paar Monate Schulung und Training als Kampfpilot genossen hatte
Damals war das tiefer in der Wüste gelegene Groom Lake nur eine Einrichtung zur Entwicklung neuer Flugzeugtypen gewesen war, auch wenn er sich damals natürlich schon mit seinen Kameraden Gedanken über die wilden Gerüchte gemacht hatte, die man sich über das legendäre Area 51 erzählte. Natürlich hatte er an einem freien Tag auch einmal das kleine Dorf Rachel besucht und sich dort im „Litte Al’e’Inn“ über die fanatischen Ufologen amüsiert, die dort so zahlreich wie Pilger an einem Wallfahrtsort erschienen. Doch auch damals schon hatte er im Stillen gerätselt, ob nicht ein Körnchen Wahrheit an den Verschwörungstheorien und Berichten von Ufo-Sichtungen gewesen war.
Jetzt wusste er, dass auf Groom Lake beides zutraf – hier wurden einerseits tatsächlich außerirdische Artefakte untersucht und andererseits auch Flugzeuge entwickelt. Er warf einen nachdenklichen Blick zu den Gebäuden und Hallen hinüber, für die er selbst keine Zugangsberechtigung hatte.

Vor ein paar Jahren hatte er davon geträumt, sich diesen Ort ansehen zu dürfen. Doch die Zeit in Nellis war viel zu schnell vergangen und jäh zu Ende gewesen, weil ...

John verdrängte hastig die unseligen Erinnerungen an seinen ersten großen Absturz kurz vor der Versetzung zu den Helikopterpiloten. Viel frischer war ihm im Gedächtnis, dass er tatsächlich erst vor gut zwei Wochen das erste Mal hier gewesen war.

Damals war er noch ein anderer Mann gewesen ... der misstrauische und zynische Detective Sheppard aus Las Vegas, der mit seinem Leben und irgendwelchen Träumen zwar bereits abgeschlossen hatte, aber dennoch nicht verdauen konnte, das ein Serienkiller ihm entkommen war. Nur weil der einfach vom Dach eines Hochhauses gesprungen und nach dem Aufprall auf den Asphalt auch noch aufgestanden und davon gelaufen war.

Ja, damit hatte alles seinen Anfang genommen und schon jetzt kam es ihm manchmal wie die ferne Vergangenheit vor.

John fuhr sich mit der rechten Hand durch das Haar und verstrubbelte es noch weiter. Als er das erste Mal nach Groom Lake gekommen war, oder besser, dem Teil der sich als das Area 51 der Legenden und Mythen heraus gestellt hatte, hatte er durch die geschwärzten Fenster der Limousine nicht viel sehen können und sich gefragt, wo die Leute des FBI – die dann doch einer ganz anderen Behörde entstammten - ihn eigentlich hinbrachten, da die Fahrt länger dauerte als üblich. Damals hatte er das hässliche aber funktionale Gebäude auch nicht verlassen dürfen und war auf gleichem Wege wieder nach Las Vegas zurück geschafft worden.

Nun kannte er dessen Ausmaße - und auch viel mehr von den Stockwerken, die viel tiefer in die Erde hinab reichten, als in jeder anderen Basis, die bisher kennen gelernt hatte, und das waren nicht wenige.

An jenem schicksalhaften Tag, an dem eine ganze Kette von Ereignissen ausgelöst worden war – das musste er sich jetzt uneingeschränkt eingestehen – hatte sein zweites Leben begonnen.

Er leugnete nicht länger , dass er dieses wirklich zu genießen begann. Das zeigte sich schon an Kleinigkeiten, die er früher nie beachtet hatte und die ihm jetzt bei seinen Spaziergängen durch die Basis auffielen.

Da war das Flüstern in der Abenddämmerung, wenn die Sonne bereits hinter den Bergen verschwunden war und die Kristalle des ausgetrockneten Salzsees am Rande der Basis die Wärme wieder preisgaben. In den Morgenstunden wurde das Raunen des Windes nur von wenigen Motorengeräuschen und Stimmen durchbrochen, ganz anders als in Las Vegas, dem Moloch der zerplatzten Träume und Hoffnungen.

Die Stadt, die für vier Jahre seine Heimat gewesen war lag auch nur knapp neunzig Meilen südöstlich von hier. Er erinnerte sich noch gut, dass die Stadt die niemals schlief auch in den Außenbezirken immer von Lärm erfüllt gewesen war.
Erst weit außerhalb der Stadt war es still geworden. Damals hatte er das Schweigen der Wüste als bedrückend empfunden, weil es ihn gezwungen hatte, allein mit seinen Gedanken zu sein.
Jetzt aber begann er es wieder zu schätzen.

Nun, Wiedersehen würde er Vegas vermutlich auch nicht, da er die Anweisung erhalten hatte, Groom Lake in der Zeit seines Aufenthaltes nicht zu verlassen, um die Verwischung seiner Spuren nicht sinnlos zu machen.
Das war verständlich, aber auch ein wenig ärgerlich, da die Abendunterhaltung in der Basis auch nicht gerade abwechslungsreich war, vor allem nicht in dem Bereich, der den Wissenschaftlern und Technikern zugeteilt war. Gerade Leute wie McKay schienen das Wort „Freizeit“ nicht wirklich zu kennen.

Er blieb stehen, um einen Jeep vorbei zu lassen und überquerte dann die Straße, um sich von einer der Lagerhallen zuzuwenden, zu denen ihn McKay bestellt hatte. Da einer der im Wagen sitzenden Männer die Insignien eines Brigadier Generals trug, hatte er unwillkürlich die Rechte ein Stück gehoben - und sofort wieder sinken lassen.

Seit er hier war, stellte er Erschrecken immer wieder fest, wie sehr ihm seine Militärzeit doch in Fleisch und Blut übergegangen war, denn auch jetzt musste er sich mit Nachdruck bewusst machen, dass er nun nicht mehr der Offizier, sondern der Zivilist John Sheppard war.

Deshalb war er nicht verpflichtet zu salutieren, wenn ihm ein höherrangiger Offizier entgegen kam. Ja, er brauchte sogar nicht einmal zu grüßen, wenn er nicht wollte ... auch wenn es natürlich besser war, es sich mit gewissen Leuten nicht zu verscherzen.
Auch sonst war er anderen Regelungen unterworfen, da er durch seine Mitarbeiterkarte Zugang in die für das normale Basispersonal gesperrten Bereiche hatte, wenngleich es auch für ihn Beschränkungen gab.
Er musste in erster Linie den Anweisungen der wissenschaftlichen Leiter – vor allem Mc Kay folgen ... was auch nicht immer ganz einfach war, wenn man bei dem ganzen Fachchinesisch nur die Hälfte verstand und erst einmal heraus bekommen musste, was der Mann und seine Kollegen eigentlich von ihm wollte.

Er holte tief Luft. Inzwischen hatte er einen Einblick in beide Seiten seines neuen Lebens bekommen.

Der erste Tag in Groom Lake war aufregend genug gewesen. Diesmal hatte er sich auf den außerirdischen Stuhl setzen müssen, den er bei seinem ersten Besuch nur misstrauisch und mit einem gewissen Abstand beäugt hatte. Und wie erwartet hatte die außerirdische Technologie sofort und überraschend intensiv auf ihn reagiert.
Doch diesmal war die Überraschung schnell gewichen und hatte Neugier Platz gemacht, denn der Krontrollstuhl funktionierte wie der medizinische Scanner des Doktors im SGC und reagierte genau so leicht auf ihn. Vor allem, als er selbsttätig versucht hatte, heraus zu finden, was das Ding alles konnte und McKay ein Frage- und Antwortspiel daraus gemacht hatte, war er bei der Sache gewesen.
Am Ende hatte er es fast bedauert, dass der Stuhl von so vielen seiner Funktionen abgeschnitten worden war und wirklich fast nur noch dazu diente, die sogenannten „Drohnen“ zu kontrollieren, den Waffen der Antiker, die die Zerstörungskraft jeder bekannten irdischen Waffe übertrafen. Erst später war ihm dann zu Bewusstsein gekommen, dass er ja gar nicht nachgefragt hatte, ob der Stuhl überhaupt schon überprüft worden wäre.

Der zweite Tag hingegen war eher langweilig verlaufen, denn McKay hatte ihm neben seinen üblichen Lektionen auch noch die Überwachung eines Versuchs anvertraut. Natürlich mit der Bemerkung - er halte ihn für fähig beides miteinander zu verbinden.
Nach acht öden Stunden vor den Bildschirmen und auf einem unbequemen Stuhl, war John jedenfalls froh gewesen, aus dem Labor heraus zu kommen, auch wenn es angenehm klimatisiert gewesen war.
Danach hatte er einen um so ausgiebigeren Spaziergang gemacht um den Kopf wieder frei zu bekommen und seine steifen Glieder zu lockern – und vor allem das Flimmern vor seinen Augen wieder los zu werden.

Heute morgen, am dritten Tag ihrer Anwesenheit auf dem Stützpunkt schien der Kanadier wieder etwas anderes vor zu haben, hatte er ihn doch gebeten, sich um acht Uhr an einer der Hallen einzufinden.
Er sah auf die Uhr. Nur noch knapp fünf Minuten. Aber die würden reichen, denn er sah die Halle schon vor sich, die der Kanadier gemeint hatte. Man sah ihr das Alter deutlich an. Sand und Salz hatten die Betonwände abgeschmirgelt, die Metallverkleidungen waren an einigen Stellen rostig.
John passierte eine Kontrolle und stellte für sich fest, dass der hochmoderne Sicherheitszaun dagegen eher wie ein Anachronismus wirkte und ging auf das halb geöffnete Hallentor zu. McKay stand bereits im Schatten und unterhielt sich dort mit einem Mann im Overall eines Technikers.

„Ah, da sind Sie ja.“ Der Kanadier blickte auf seine Uhr und machte dann eine auffordernde Geste. „Sogar pünktlich auf die Minute. Gut, dann kommen Sie mal mit.“
Ein warmer Schauer rann über Johns Rücken. Als der Kanadier das erste Mal diese Worte geäußert hatte, waren der Aufforderung Dinge gefolgt, die ihn bald wahnsinnig gemacht und sein Leben auf den Kopf gestellt hatten.
Würde sich das jetzt vielleicht wiederholen?
Nun, er würde es vermutlich gleich wissen.

John unterdrückte die aufkommende Nervosität und folgte den beiden Männern tiefer in die Halle. Seine Augen gewöhnten sich schnell an das Dämmerlicht.
An den Wänden der Halle standen ein paar Hochregale mit zugenagelten Kisten und Paletten, die mit Planen abgedeckt waren. Am anderen Ende der Halle jedoch fiel sein Blick auf etwas, was sofort seine Aufmerksamkeit gewann.
John wagte kaum zu atmen, während sein Herz einen Sprung machte.

Konnte das ... sollte das wirklich eines dieser ...

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Nur eine Plexiglasscheibe trennte die Männer von der auf dem Boden liegenden und sich nur noch gelegentlich bewegenden Gestalt, deren Haut inzwischen nicht mehr grünlich, sondern nur noch blass und durchscheinend war.
Durch die Luftlöcher war rasselnder Atem zu hören.
„Der Wraith macht es nicht mehr lange“, sagte einer der Weißkittel trocken und notierte etwas auf seinem Tablet-PC.
„Tja, er bräuchte nur etwas „zu essen“, dann wäre er wieder auf dem Höhepunkt seiner Kraft oder zumindest ein bisschen besser dran. Aber dann wäre er natürlich auch ein nicht zu unterschätzendes Risiko.“

Der andere hielt einen archaisch aber dann auch wieder futuristisch aussehenden Scanner in Richtung des Liegenden. „Die Lebenszeichen sind tatsächlich nur noch minimal. Ich schätze in ein paar Tagen ist er gänzlich hinüber, und dann können wir ihn nur noch sezieren. Schade drum, der Kerl hätte uns noch so viel verraten können, wenn er nur ein bisschen kooperativer gewesen wäre.“

„Er hat bisher nicht viel erzählt, schon gar nicht, als er noch bei klarem Verstand war, und er würde es auch dann nicht wenn wir ihn retten würden. Wenn du es trotzdem darauf ankommen lassen willst, nun du kannst dich dem Kerl da ja als Nahrung zur Verfügung stellen“, bemerkte der andere zynisch. „Ich habe gehört, die Verantwortlichen suchen sogar Freiwillige, die ihr Leben der Wissenschaft opfern wollen!“
„Ach wirklich? Warum wollen sie eigentlich nur Freiwillige? Ich wüsste schon, wen sie wunderbar dafür nehmen könnten. Die Gefängnisse sind voll von To...“
„Halt den Mund. Ich will nichts weiter davon hören!“ Der andere Mediziner fuhr ihm über den Mund und wurde schlagartig ernst. „Das ist nichts, worüber einer von uns jemals nachdenken sollten. Jeder der das in Betracht zieht, stellt sich auf eine Stufe mit diesen Kreaturen!“

In diesem Moment bewegte sich der Gefangene plötzlich stärker und hob sogar den Kopf in ihre Richtung. Die Männer zuckten zusammen und wichen hastig einen Schritt zurück, als sich die Augen zu schmalen Schlitzen öffneten.

Der Wraith fletschte seine Zähne und zischte heiser, als wolle er ihnen drohen. Dann sagte er ein paar Worte. Vieles davon war nicht verständlich nur einige wenige kamen etwas deutlicher heraus: „An .... Zeit... Bald ... vorbei ... jämmerliche ... lein ...“
Dann stöhnte er und sackte er wieder in sich zusammen.

Die beiden Mediziner waren bleich wie der Tod. Sie sahen sich eine Weile nur an, dann holte der eine tief Luft und stellte die Frage, die sie beide bewegte: „Was meint er damit?“
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