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"Solitary Man" no more von Arielen

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Kapitel 12
Der Schritt nach vorn
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John schlug die Akte wieder zu und seufzte, nachdem er die Unterschrift unter die Schweigepflichterklärung gesetzt hatte. General Landry hatte ihn gebeten, sie zu unterschreiben und ihn deshalb in seinem Büro alleine gelassen, damit er sie sich genauer ansehen konnte.

Nach den ersten drei Seiten hatte John den Text nur noch überflogen und nicht mehr länger versucht die juristischen Spitzfindigkeiten zu verstehen oder gar nachzuvollziehen. Dafür hätte es wirklich eines entsprechenden Harvard-Abschlusses bedurft – und Recht hatte ihn nie wirklich interessiert.
Außerdem war nicht wichtig, ob er alles verstand, denn unterschreiben musste er sie sowieso, um überhaupt jemals wieder das Tageslicht sehen zu dürfen. Die Essenz des Ganzen war ohnehin leicht zu verstehen und zusammenzufassen.

Nichts von dem, was an diesem Ort sehen und erleben würde, durfte außerhalb des Stargate-Centers erwähnt werden, sonst hatte er mit Konsequenzen zu rechnen, wenn das bekannt wurde. Nicht einmal seine nächsten Verwandten, Freunde und Lebenspartner durften jemals etwas davon erfahren. Und das bis zum Ende seines Lebens.
Er würde sich für die nächsten Jahre regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen gefallen lassen müssen, vor allem, wenn er vorhatte, ins Ausland zu reisen, wo die offizielle Jurisdiktion der Vereinigten Staaten nicht mehr fasste und auch keine Verträge mit den Ländern bestanden, denn er war jetzt ein Geheimnisträger.
Sollte er jemals in irgend einer Form mit der Polizei oder den Bundesbehörden aneinander oder überhaupt in Schwierigkeiten geraten, hatte er auf jeden Fall eine ganz bestimmte Nummer anzurufen, damit eventuell eingelenkt werden konnte, da er niemals ein Wort über bestimmte Ereignisse und Aufenthalte wissen verlieren durfte.

All diese Regel und Einschränkungen konnte er akzeptieren, nachdem er das präsidiale Siegel auf der Unterschriftsseite gesehen hatte. Nicht einmal in der kurzen Zeit bei den Special Forces hatte er eine so hohe Sicherheitsstufe kennen gelernt. Also konnte er sich auch noch auf einiges mehr vorbereiten.

Der Leiter des SGC hatte ihm nämlich auch mitgeteilt, dass seinem Wunsch nach Mitarbeit entsprochen worden war und nun noch ein paar Modalitäten geklärt werden mussten, während der Arbeitsvertrag für ihn vorbereitet wurde. Aber spätestens morgen würde ihm dieser auch vorgelegt werden.

Jetzt wird es also richtig ernst. Auch wenn ich noch nicht einmal weiß, wie.

John lehnte sich in den Sessel zurück und fuhr sich durch die Haare um seine Nervosität los zu werden, denn auch wenn er sich vor dem Komitee noch sicher und entschlossen gefühlt hatte, jetzt waren doch wieder einige der Zweifel zurück gekommen und nagten an seinem Selbstbewusstsein. Und es waren viele Fragen aufgekommen, auf die er noch keine oder nur eine unbefriedigende Antwort gefunden hatte.

Würde man ihm nun tatsächlich einen vernünftigen Job anbieten und nicht nur hier unten als Laborratte einsperren? Und wenn ja in welcher Funktion? Denn seine Qualifikationen waren vielleicht für ein solches Projekt gerade einmal durchschnittlich.

Er hatte keinen Doktortitel in Physik oder einem technischen Fach, gerade einmal einen ‚Bachelor of Sciences’ aus College-Zeiten, der gut zwanzig Jahre später nicht mehr viel zu sagen haben dürfte, auch wenn er nur knapp an einem „summa cum laude“ vorbei geschrammt war.
Er seufzte. Damals hatte er noch gewusst, wofür er kämpfen musst, denn auch der gute College-Abschluss in den richtigen Fächern hatte zu den Voraussetzungen gehört, ohne Umwege in die Air Force-Academy aufgenommen zu werden.
Dazu kam das Ingenieurdiplom aus dem Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik, dass er im Rahmen seiner Pilotenausbildung, erworben, aber er wusste nicht, in wieweit das heute überhaupt noch zählte, zumal ihm mit der unehrenhaften Entlassung aus dem Militärdienst auch jegliche Fluglizenz entzogen worden war.
Zudem durfte jeder einfache Techniker hier und auf diesem Atlantis trotzdem besser qualifiziert als er, da er niemals wirklich im technischen Bereich gearbeitet und gelegentlich weiter gebildet hatte. Er verfiel jedenfalls nicht dem Glauben, dass er in irgend einer Form mit den Leuten mithalten konnte.

Also gab es nur eine andere Schlussfolgerung, die er ziehen konnte: Würde man ihn deshalb also wieder ins Militär zurückholen? Und wenn ja, würde es als einfacher Mannschaftsgrad sein oder als Offizier?

All diese und noch viel mehr Fragen schwirrten durch seinen Kopf, während er auf die nur all zu militärische Einrichtung des Büros starrte, einschließlich der amerikanischen Flagge und auf das Abzeichen des Stargate-Centers.

Von McKay, Mal Doran und Jackson wusste er inzwischen, dass die Gruppen, die durch das Sternentor fremde Welten besuchten, die sogenannten Stargate-Teams bestimmte Funktionen hatten und unterschiedlich zusammen gestellt waren.
Das Kommando oder die Leitung über diese hatten allerdings immer Offiziere, wenn man von einigen Ausnahmen absah, zu denen auch der Kanadier gehörte. So oder so würde er sich unterordnen müssen, wenn er denn jemals in die Verlegenheit kommen würde, in eines davon eingegliedert zu werden ...

Genug davon.

Andererseits schien McKay ja ganz wild darauf zu sein, ihn für sich zu gewinnen und unter seine Fittiche zu nehmen.

McKay...

John verzog das Gesicht. Einerseits fühlte er sich genervt durch dessen Beharrlichkeit, andererseits konnte er nicht verhehlen, dass er den Kanadier irgendwie zu mögen begann, gerade weil er genau so ein Dickkopf wie er selbst war und er schon in dieser kurzen Zeit Ähnlichkeiten zwischen ihnen entdeckt hatte.
Und der Kerl verstand es zudem verflucht gut, Köder auszuwerfen. Das waren die Momente, in denen er McKay wirklich hasste. Seit dieser von den ominösen Torschiffen erzählt hatte, juckte es John in den Fingern, selbst einmal die Kontrollen eines solchen Flugkörpers unter seinen Händen zu spüren und er hatte in der vergangenen Nacht sogar schon davon ...

Aber das war Zukunftsmusik und er würde einen Teufel tun, sein Verlangen und seine Neugier offen zu zeigen. Nicht so lange alles noch in der Schwebe war, und selbst danach würde er sich zurück halten, da es niemanden etwas anging ...

„Ah, hier sind Sie ...“

John zuckte beim Klang der Stimme zusammen und drehte sich um.
‚Nicht schon wieder der’, dachte er finster. Er wusste nicht, was er von dem Offizier halten sollte, der sich so freundlich und offen gab, aber es vermutlich nicht war, denn seine Militärzeit und die Jahre danach hatten ihn gelehrt, vorsichtig zu sein, wem er vertraute und wem nicht.
Deshalb war und blieb er misstrauisch.
Zu tief saßen die schlechten Erfahrungen mit Angehörigen der Air Force nach seiner unehrenhaften Entlassung, so dass er jetzt nicht wirklich glauben konnte und wollte, dass man bereit war, ihn trotz seiner schwarzen Einträge in der Akte zu akzeptieren, seine Meinung anzuhören – ja sich sogar um ihn zu bemühen.

Das war mehr als unheimlich – ja sogar erschreckend.

Aber jetzt konnte er wohl nicht mehr ausweichen und musste sich dem Mann wohl einfach stellen, um ihn los zu werden.

Cameron Mitchell stand in der halb geöffneten Tür des Büros und grinste ihn an. Er deutete auf die Akte. „Das ist ein schwer verdaulicher Brocken, an dem schon andere verzweifelt sind und den man kaum bis zum Ende durchlesen kann.“
John zuckte mit den Schultern. „Bürokraten und Rechtsverdreher sind überall gleich. Ob nun in Las Vegas oder in Kreisen der Regierung.“
„Ja, da haben Sie wohl recht.“

Ohne dass ihn John darum gebeten hatte, kam Mitchell ganz in den Raum und lehnte sich an den Schreibtisch. „Sie kommen aus Las Vegas?“ fragte er neugierig.
„Ich habe nur in den letzten zwei Jahren dort gelebt, Colonel, vorher war ich hier und dort“, erklärte John ausweichend. „Die Antarktis ist der einzige Kontinent, auf den ich noch nie einen Fuß gesetzt habe.“
„Oh, ich glaube, dann habe ich Ihnen zumindest die Erfahrung von blendenden Eisflächen bis zum Horizont, schneidendem Wind, der durch alle Lücken in der Kleidung dringt, und eisiger Kälte voraus“, erwiderte Mitchell amüsiert. „Das ist ein höchst ungemütlicher Ort, den ich Ihnen nicht einmal für eine Urlaubsreise empfehlen kann.“

Dann blickte er ernst zu John hinunter. „Ich will Ihnen reinen Wein einschenken, Mr. Sheppard. Ich habe mir Ihre Akte ansehen können, weil auch mein Team in den Kampf gegen die Wraith involviert war. Damit kenne ich Ihre Vorgeschichte und weiß, dass Sie auch einmal bei der Air-Force waren und warum Sie es nicht mehr sind.“
„Das scheint hier mittlerweile offensichtlich jeder zu wissen“, entgegnete John zynisch und erwartete eine der typischen Reaktionen, die er nach seiner unehrenhaften Entlassung mehrfach zu spüren bekommen hatte. Das waren in erster Linie Spott und Verachtung.

Doch Mitchell enttäuschte – oder überraschte – ihn.

„Ich hätte vermutlich nicht anders gehandelt als Sie, wenn ich in ihrer Situation gewesen wäre, Sheppard. Und damit meine ich nicht nur Ihren Einsatz in der Wüste von Nevada, sondern auch Ihr Verhalten in Afghanistan. Ich habe ebenfalls oft genug Freunde und Unschuldige sterben sehen, auch wenn ich als Jägerpilot niemals so nah am Geschehen gewesen bin wie Sie in ihrem Helikopter. Und ich habe manchmal auch getan was ich konnte, auch wenn ich mir damit zwei oder dreimal einen Verweis eingefangen habe. Ich hatte vermutlich nur verständnisvollere Vorgesetzte als Sie.“
Er hielt kurz inne und sah John herausfordernd an.
„Also werfen Sie bitte in meinem Fall einfach einmal Ihre Vorurteile gegenüber der Air Force und ihren Offizieren über Bord. Wir sind nicht alle so wie Sie denken, gerade nicht hier im Stargate Center.“

John zog eine Augenbraue hoch. War er so leicht zu durchschauen?
Um den Ärger über sich und die aufkommende Verlegenheit zu verbergen, grinste er schief. „Ich werde es versuchen, auch wenn es nicht leicht ist.“
„Hey, das ist das mindeste, was ich von Ihnen erwarte! Und ich weiß, dass das seine Zeit braucht.“ Mitchell legte den Kopf schief und musterte ihn noch einmal nachdenklich. „Aber nun zu etwas anderem: Also wenn ich mir Sie so ansehe, dann hätte ich einen Vorschlag zu machen, Sheppard. Sie sehen so aus, als bräuchten Sie mal eine Möglichkeit sich ein wenig körperlich abzureagieren, nach all dem geistigen Stress der letzten Tage.“
Er grinste breit. „Wir haben hier unten einen guten Fitness-Raum und eine Turnhalle und ich weiß zufällig, das beides gerade nicht belegt ist. Wenn Sie also Lust haben, sich ein wenig auszutoben, dann kommen Sie doch einfach mit.“

Welche Hintergedanken hatte der Mann? Denn so einfach von sich heraus würde der doch niemals ein solches Angebot machen. Warum auch, denn der kannte ihn ja nicht einmal wirklich.
John spürte wie ihn Mitchells Vorschlag reizte, aber auf der anderen Seite wollte war ihm diese Freundlichkeit immer noch zu unheimlich. „Leider habe ich keine Trainingskleidung“, wich er aus.
„Da kann ich Abhilfe schaffen, ich habe hier noch ein zweites Set herum liegen– das müsste Ihnen halbwegs passen, wenn auch das T-Shirt locker sitzen dürfte, da Sie schmalere Schultern als ich haben.“ Mitchell lachte und tippte ihm gegen die Schulter. „Kommen Sie – keine Ausreden mehr. Ich sehe ihnen doch an, dass Sie irgendwo mit ihrer überschüssigen Energie und dem Durcheinander in ihrem Kopf hin müssen.“

Auf der anderen Seite: Ja, warum eigentlich nicht? Was hatte er eigentlich zu verlieren? Und wenn Mitchell ihn aushorchen wollte – so ging das natürlich auch umgekehrt.

„Liegt der Fitnessraum nicht in einem Bereich, in dem ich nichts zu suchen habe?“ versuchte John noch einmal das Unausweichliche zu verhindern, auch wenn er eigentlich nicht mehr wirklich ablehnen wollte. Nur sein verdammtes Misstrauen mahnte zur Vorsicht und ließ ihn immer noch zögern.

Mitchell verzog das Gesicht und deutete auf die Einverständniserklärung. „Also, Sie haben das hier unterschrieben, damit sind Sie zum Schweigen über all das verpflichtet, was sie hier unten zu sehen bekommen“, schmunzelte er. „Und keine Sorge, an meiner Seite lassen Sie die Wachen ohne zu murren durch. Denn in diesem Moment trage ich die Verantwortung für alles was Sie im Fitnessraum anstellen werden.“

John zögerte dennoch ein weiteres Mal. Er wusste immer noch nicht so recht, wie er die Beharrlichkeit des anderen einordnen sollte und fragte sich unwillkürlich, ob Mitchell ihn vielleicht nicht auch noch auf Herz und Nieren prüfen sollte. Auf der anderen Seite wirkte der Colonel aber nicht so, als sei er ein Spion.
Viel mehr spiegelte er die Herzlichkeit eines Mannes wieder, der in einer ländlichen und eher schlichten Umgebung wie einer Farm oder Ranch aufgewachsen war und erinnerte ihn an einige seiner früheren Kameraden wie zum Beispiel Holland, mit denen er ...

„Also gut, ich komme mit. Danke für Ihr Angebot, Colonel Mitchell“, entschied sich er schließlich und drängte den Argwohn beiseite.
Der nickte zufrieden. „Ich wusste doch, dass Sie letztendlich nicht ‚Nein’ sagen würden. Na, dann schwingen Sie sich aus dem Sessel und los.“
John tat wie ihm geheißen wurde.
Er wusste zwar, dass er körperlich nicht mehr ganz so fit wie früher war, aber auch in Vegas hatte er dafür gesorgt, dass seine Kondition nicht ganz den Bach hinunter ging. Als würde er – hoffentlich – nicht ganz so eine erbärmliche Figur machen. Und vielleicht half es ja wirklich, die Nervosität und innere Unruhe loszuwerden, die immer noch in ihm steckte, wenn er sie ausschwitzen konnte.


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Zur gleichen Zeit und viele Millionen Lichtjahre entfernt beobachtete ein Mann mit vernarbten Gesichtszügen schweigend und unbewegt das Treiben in einem auf einer Seite verglasten Raum. Zwei Männer und eine Frau beugten sich über einen auf einer Liege festgeschnallten Mann der sich in Krämpfen wand. Auch durch die dicken Scheiben des großen Fensters hörte man sein Gebrüll.
„Chief Kolya, darf ich Euch stören?“
Der Mann drehte sich langsam um.
„Ja, Idos? Was gibt es?“, sagte er mit einem kurzen Lächeln, dass seine Gesichtszüge aufhellte, auch wenn seine Augen verrieten, dass er enttäuscht und ärgerlich über den erneuten Fehlschlag der Wissenschaftler war.
‚Es ist nicht Sinn der Sache, das Leben eines guten Mannes nach dem anderen zu opfern’, dachte er. ‚Bevor ich der nächsten Erprobung dieser Phase erlaube, muss Ladon mir bessere Begründungen für den erneuten Einsatz eines Freiwilligen vorlegen. So geht das nun wirklich nicht weiter.’
Erst dann musterte er den jungen Mann in der bäuerlichen Kleidung, die alle Genii an der Oberfläche anlegten, um die Wraith und Menschen, egal ob Feinde oder Verbündete über ihren tatsächlichen Entwicklungsstand hinweg zu täuschen. Sein Blick wurde sanfter und freundlicher, denn er sah und sprach immer gerne mit dem einzigen Sohn seines Freundes Athor.
Idos war zwar gerade erst einmal dreiundzwanzig Jahre alt, hatte aber schon in einigen Einsätzen bewiesen, dass er ein ausgezeichneter Spion und klug taktierender Soldat sein konnte. Wenn das so weiter ging konnte er ihm schon bald das Kommando über einige Männer und in einem Jahr vielleicht sogar einer Brigade geben.

Der Angesprochene holte tief Luft. „Ich komme gerade von Manaria zurück und bringe interessante Neuigkeiten mit , die ich Euch nicht vorenthalten wollte, Chief.“
„Gut, dann lass hören, mein Junge.“
„Bei der letzten Lieferung von Tava-Bohnen nach Manaria, habe ich mich ein wenig in der Stadt umgesehen und umgehört, nachdem ich gesehen habe, dass ein paar Lantianer das Regierungsgebäude betraten und ein paar Athosianer verdächtig neugierig über die Märkte stromerten und die Tavernen aufsuchten, um mit den Einheimischen zu plaudern.“
Der junge Mann hielt einen Moment inne, als müsse er seine Worte genau überlegen. „So wie es aussieht, planen die neuen Lantianer die alten Ruinen auf der Insel im Binnenmeer zu erforschen. Sie wollen vermutlich den Gerüchten nachgehen, ob diese wirklich von den Ahnen stammen. Kurz vor meiner Abreise konnte ich dabei beobachten, wie andere von ihnen mit einem ihrer Schiffe durch das Tor kamen. Ganz offensichtlich haben sie die Erlaubnis des Rates erhalten, sich auf dem Eiland umzusehen.“

„Ja, das ist wirklich sehr interessant. Sie haben dort offensichtlich etwas gefunden, was uns entgangen ist“ Kolya nickte bedächtig. „Danke für deine Aufmerksamkeit und die gesammelten Informationen, Idos. Ich denke wir sollten da auf jeden Fall ein wenig genauer nachhaken.“
Der Chief erinnerte sich, dass einer seiner unzähligen Vorgänger den Ort, den der junge Mann erwähnte, auch schon einmal von einem Trupp näher in Augenschein hatte nehmen lassen. Die Männer waren allerdings nicht besonders weit gekommen, da ihnen die entsprechenden Werkzeuge und Wissenschaftler fehlten.
Das war allerdings schon mehrere Jahrzehnte vielleicht ein Jahrhundert her und damals hatten sie zudem noch nicht wirklich gewusst, was sie mit den wenigen Funden hatten anfangen können. Diese waren wie er wusste irgendwo in den Archiven verschwunden.

Doch vieles hatte sich geändert, seit die Neu-Lantianer in der Galaxis aufgetaucht waren, die geheimnisvollen neuen Bewohner der legendären schwimmenden Stadt Atlantis, die einst den Ahnen gehört hatte, wenn man den Athosianern glauben schenken sollte.

Die Fremden, die angeblich aus einer anderen Galaxie stammten hatten es nicht nur geschafft, durch mehrere irrsinnige Aktionen einen großen Teil der Wraith zu wecken, sondern auch einiges von ihrer Technik und ihren wissenschaftlichen Errungenschaften an das Volk der Genii weitergegeben - wenn auch nicht gerade immer freiwillig.
Daher herrschte zwischen ihren Völkern so etwas wie ein schwelender Krieg, der in den letzten zwei Jahren nur durch die vermehrten Jagdzüge der Wraith etwas zum Erliegen gekommen war.

Er lächelte. Wenn sich die Neu-Lantianer nun also für Ruinen interessierten, dann konnte das nur eines bedeuten – sie hofften, weitere Artefakte der Ahnen zu finden und für sich nutzbar zu machen. Vor allem die Energiequellen schienen es ihnen angetan zu haben, sonst hätten sie nicht die „Bruderschaft der Fünfzehn“ um ihren größten Schatz bestohlen.

Und warum sollten die Genii nicht auch davon profitieren? Es war endlich wieder einmal Zeit, den Lantianiern zu zeigen, dass es auch noch jemanden gab, der seinen Anteil an den Schätzen der Vergangenheit haben wollte, da sie ihm genau so gebührten. Und nicht nur denen, die fremd unter diesen Sternen waren.

Er warf noch einmal einen Blick zurück auf das Geschehen. Mittlerweile war das Brüllen verstummt, und der Mann auf der Liege rührte sich nicht mehr. Sein Blick wurde düster, denn einmal mehr würde er einer Mutter erklären müssen, dass sein Sohn nicht mehr lebte, zumal sie eine der Archivarinnen war, mit denen er am engsten zusammen arbeitete.

Es wurde ebenfalls Zeit, dass sie auch wieder jemanden von den Lantianern in die Hände bekamen, der ihnen weitere Daten über deren Gen-Experimente verschaffen konnte, damit Ladon endlich den richtigen Ansatz fand, um das herzustellen, was viele der Fremden überhaupt erst dazu befähigte, die Technik der Ahnen anzuwenden. Und wenn es nur ein brauchbares Versuchskaninchen war.

„Das war ausgezeichnete Arbeit, Idos“, lobte er den jungen Mann noch einmal und durchbrach mit diesen Worten das lange Schweigen. „Bitte deinen Vater, so schnell wie möglich zu mir zu kommen. Wir haben einen Plan bezüglich Manaria auszuarbeiten.“
„Ja, Chief, ich werde ihm gleich Bescheid sagen!“
Idos strahlte über das ganze Gesicht, als er das Lob vernahm, denn Kolya war nicht dafür bekannt, es leichtfertig zu verteilen. Er salutierte stolz und ehrerbietig, ehe er wieder in die Richtung verschwand, aus der er gekommen war.
Der Anführer der Genii lächelte. Idos war ihm wie ein Sohn ans Herz gewachsen und es freute ihn jedes Mal mehr, wenn der junge Mann seine Fähigkeiten zu beobachten und seine Schlüsse daraus zu ziehen, wieder einmal unter Beweis stellte. Solche Männer und Frauen brauchte das Volk, um auch in der nächsten Generation bestehen zu können und ließen ihn die Zukunft hoffnungsvoller sehen.


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„Ich habe mich immer gefragt, wer Colonel Ralleigh, meinen letzten Ausbilder an der Air Force Academy, einerseits beeindruckt und gleichzeitig so schwer enttäuscht hat, Sir. Jetzt weiß ich es“, sagte Cameron Mitchell gerade aufgeregt zu General Landry als Jack O’Neill eintrat. „Himmel, der Mann hätte mit ein bisschen mehr Disziplin ein Ausnahmepilot sein können, jemand, den man an alles setzen kann, was fliegt, ohne dass man ihn erst großartig hätte einweisen müssen.“
Jack schmunzelte, denn brauchte nicht darüber nachzudenken oder gar zu fragen, wen der Teamleader eigentlich meinte. Das lag auf der Hand. „Und wie haben Sie das schon wieder heraus bekommen, Cameron?“ fragte er seinen Nachfolger auf dem Posten als Teamleader von SG-1.
Mitchell war natürlich selbst kein schlechter Pilot, denn sonst hätte er wohl kaum eine der F-302-Staffeln anführen können, die ihnen geholfen hatten, Anubis vom Stützpunkt der Antiker in der Antarktis fern zu halten. Deshalb hatte seine Begeisterung um so mehr Gewicht.

„Oh, das war ganz einfach, Sir. Ich habe Sheppard mit in den Fitnessraum genommen. Nach unserem gemeinsamen Training und dem folgenden Basketballspiel ist er ein bisschen aus sich heraus gekommen. Ich habe von meinen Flugerfahrungen erzählt und er hat schließlich damit heraus gerückt, was er bereits geflogen hat.“
Mitchell machte eine Pause um Luft zu holen.
„Was die Menge, wenn auch nicht die Qualität angeht, hat er mir einiges voraus. Und er scheint es für normal zu halten, sich nicht erst tagelang in die Flughandbücher einzuarbeiten, sondern sich nach einem kurzen Darüberblättern gleich an die Kontrollen zu setzen.“
Dann überlegte er einen Moment und fügte noch erklärend hinzu: „Ich dachte, es könnte Sheppard einmal gut tun, sich ein wenig körperlich auszutoben und habe damit wohl auch recht behalten. Deshalb wollte ich ihn entschuldigen, er wird ein paar Minuten später kommen, weil er noch duschen musste.“

„In Ordnung, denn ich habe heute wirklich Zeit. “ Jack stellte den Aktenkoffer auf den Tisch. „Richard lässt sich entschuldigen“, sagte er zu Landry. „Er liegt mit einer Magenverstimmung flach. Also werden wir das ganze allein mit Sheppard ausmachen. Das ist mir ehrlich gesagt auch lieber so.“
„Das denke ich mir.“ Der andere General schmunzelte.
Jack bemerkte, dass Cameron Mitchell aufhorchte und bisher keine Anstalten machte, den Raum zu verlassen.
Da war aber jemand sehr neugierig.
„Haben Sie noch etwas zu mit General Landry zu besprechen, Colonel? Oder wollen Sie mir noch etwas persönlich mitteilen?“, fragte er nun lauernd und winkte mit dem Zaunpfahl. Natürlich war ihm klar, dass auch der Teamleader von SG-1 wissen wollte, ob und wie er Sheppard als zukünftigen Kollegen begrüßen konnte.
Aber das war etwas, das im Moment nur wenige anging.
Der jüngere Mann stutzte, als er den Fingerzeig bemerkte. „Nein, Sir, eigentlich nicht, ich bin fertig“, sagte er ein wenig enttäuscht. „Tja, dann entschuldigen Sie mich bitte beide, ich denke, es ich sollte endlich meinen Papierkram erledigen.“

Kaum waren sie allein, setzte sich Jack und holte zwei Akten heraus. Dann ließ er sich bequem auf einem Stuhl nieder. „Hat sich Atlantis schon geäußert?“
„Ja, vor zwei Stunden.“ Hank Landry goss sich und seinem Gast Kaffee ein und stellte die Becher vor ihnen auf den Tisch. Dann überlegte er es sich anders und holte auch die Kanne und einen weiteren Becher her.

„Colonel Sumner machte sehr deutlich, dass er es begrüßen würde, Sheppard nicht direkt unterstellt zu bekommen und schon gar nicht als Militärangehörigen. Er hält ihn für – ich zitiere - ‚den Funken, den wir auf dem Pulverfass Pegasus-Galaxie noch brauchen, um eine Explosion auszulösen’ - und deutete an, dass diejenigen die Verantwortung für seine Handlungen zu tragen hätten, die Sheppard unbedingt hätten haben wollen. Und er würde auch bei einem Zivilisten keine Gnade walten lassen, wenn dieser die Sicherheit von Atlantis gefährden würde.“
„Ich muss gestehen, ich habe auch nichts anderes als eine solche Aussage von Marshall erwartet. Er bildet sich immer recht schnell seine Meinung, auch wenn er ansonsten ein kompetenter Mann ist und es ist schwer, ihm vom Gegenteil zu überzeugen. Das braucht seine Zeit“, entgegnete O’ Neill. „Aber was mir viel wichtiger erscheint: Was meinte Dr. Weir zu Sheppards Akte?“
„Sie erklärte, dass sie Dr. McKays Instinkt vertrauen und sich natürlich sehr über einen neuen Mitarbeiter mit solchen weitreichenden Fähigkeiten freuen würde, egal, was er in der Vergangenheit angestellt haben mag. Was jetzt zähle sei allein die Zukunft, und wenn Mr. Sheppard sich bewähren wolle, dann würde sie bestimmt ihm nicht im Weg stehen wollen.“
„Auch das habe ich mir denken können.“ Jack grinste schief und trank einen Schluck. „Man merkt, dass sie früher eine Vermittlerin und Diplomatin gewesen ist ... aber lassen wir das.“

Er wurde schlagartig wieder ernst, als es klopfte.
„Herein!“ rief General Landry.
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