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Terreas von Lenari

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Kapitel 5

Sam saß nachdenklich auf dem Bett in ihrem Zimmer. Ihr Haar war noch naß, denn sie hatte gerade erst geduscht und sich umgezogen. Jetzt wartete sie auf Terreas, welcher unbedingt mit ihr hatte reden wollen. Sie wußte genau, worüber er mit ihr reden wollte, über Jolinar, doch hatte sie keine Ahnung, was genau sie erwartete. Was, wenn sie sich auch auf körperliche Art und Weise näher gekommen waren? Was, wenn Jolinar Lantasch betrogen hatte? Was war dann? Sam würde es ihm sagen müssen. Er hatte schließlich ein Recht dazu, es zu erfahren, er und Martouf. Aber sie würde ihm auch unendlich weh tun und das wollte sie unter allen Umständen vermeiden. Vielleicht würde er ihr das nie verzeihen. Sollte sie es dann doch lieber für sich behalten? Vielleicht wußte er es auch, das war durchaus möglich, denn er hatte ziemlich schroff reagiert, als Sam ihn auf die Beziehung zwischen Jolinar und Terreas hin angesprochen hatte.

Wieso ist das alles nur so kompliziert, fragte sie sich verzweifelt. Ich hätte von Anfang an auf Jack hören sollen. Doch dafür ist es jetzt zu spät. Ich kann nur dafür sorgen, dass es nicht noch schlimmer wird, indem ich endlich meine große Klappe halte. Es klopfte an die Tür, was sie aus ihren Gedanken riß.

Ein leises >>Herein<< ertönte aus ihrem Mund und dann stand Terreas auch schon in der Tür. Er sah Sam kurz an und wußte sofort, was in ihr vorging. Schweigend setzte er sich neben sie und sah ihr tief in die Augen. Solche stahlblauen Augen hatte er bis jetzt nur einmal gesehen und damals waren es diejenigen gewesen, durch welche er geblickt hatte. Dantis hatte auch solche Augen gehabt, etwas das jede Frau verzauberte, selbst Terreas eigene Mutter Hartor. Jetzt waren seine Augen braun, jedoch noch genauso durchdringend wie früher. Lian war wirklich ein stattlicher junger Mann und als Wirt eine wahre Bereicherung, doch handelte er oft unüberlegt und eigensinnig, so wie auch dieses Mal. Terreas hatte zuerst etwas dagegen gehabt, mit Samanta Carter zu reden oder was Lian sonst auch immer vorgehabt hatte, doch jetzt wollte er ihr sagen, was zwischen ihnen wirklich war und wollte erfahren, was sie wußte. Sie war schließlich Jolinars letzte Wirtin gewesen und die Einzige, die noch lebte.

>>Wenn du nicht mehr wissen willst, was zwischen dir und mir war, sag‘ es ruhig. Ich würde es verstehen.<<, brach Terreas das Schweigen.

>>Ich will es wissen. Es würde mir doch sowieso keine Ruhe lassen. Außerdem willst du doch sicher auch wissen, was mit Jolinar passierte und wieso ich noch am Leben bin und sie nicht.<<, gab sie zögernd, aber bestimmt zurück. Sie konnte und durfte jetzt nicht kneifen. Sie mußte die Wahrheit einfach wissen.

>>Dann leg dich hin.<<, wies er sie an.

Samanta verstand nicht ganz und fragte deshalb verwirrt: >>Was?<<

>>Leg dich auf den Rücken. Ich werde es dir nicht sagen, wenn ich es dir doch zeigen kann. Lian hat außergewöhnliche Fähigkeiten entwickelt. Eine von ihnen ermöglicht es ihm, dir meine Erinnerungen zu zeigen. Es wird dir nichts geschehen, das verspreche ich dir.<<, antwortete er sanft. Sie traute ihm, wußte zwar nicht warum, aber sie traute ihm. Deswegen legte Sam sich aufs Bett und er sich über sie. Jeder, der genau in diesem Moment hineingeplatzt wäre, hätte sicher etwas Falsches gedacht, doch das passierte ein Glück nicht. Als er seine Hand an ihre Wange bettete, schloß sie die Augen. Ihre Stirn berührte leicht die seinige und eine Flut von Bildern strömte auf sie ein. Sam sah eine Familie, einen Vater und seine zwei Kinder. Das Mädchen war fast erwachsen und der Junge war gerade einmal um die fünf Jahre alt. Terreas zeigte ihr, wie der Vater erst Hartor verführte und dann einen Symbionten in das bereits zur Frau herangewachsene Mädchen einführte. Es war ganz eindeutig Roshan und der Mann, ihr Vater war niemand anderes als Terreas. Er war nicht nur ihr Vater, sondern der aller Tok’ra. Ihr Bruder wuchs ebenfalls heran, Dantis. Als er alt genug war, wurde er zu Terreas Wirt, da sein Vater im Sterben lag. Insgesamt drei Mal hatte er Hartor, die Mutter aller Goa’uld, verführt und sie zur Mutter der Tok’ra gemacht und jedes Mal hatte sie es aus Pein verschweigen müssen, vor ihrem Mann und Vater Ra und dem Rest der Systemlords. Dantis und Roshan, waren also so etwas wie Geschwister, doch wußten beide, dass sie es in Wirklichkeit nie waren, denn Dantis war von Roshans Vater gefunden und als sein Eigen akzeptiert worden. Dieser hatte dies jedoch erst durch Terreas erfahren. Immer mehr verliebte Dantis sich in seine angebliche Schwester, doch diese war mit Martouf, Lantaschs Wirt, sehr glücklich und das wollte Dantis nicht zerstören, deswegen verzehrte er sich heimlich nach ihr und spielte brav die rolle ihres Bruders. Sie war auch der Grund gewesen, weshalb er sich auf diese Selbstmordmission begeben hatte. Er wollte eher sterben, als sich weiterhin selbst zu quälen.

Terreas ließ von Samanta ab. Sie war ganz durcheinander. Er hatte Jolinar geliebt und um ihres Glückes Willen hatte er seine Liebe vor ihr verborgen. Für ihn muß es sehr schmerzhaft gewesen sein. Sie verstand ihn nur zu gut. Auch sie mußte ihre Gefühle zu Jack O’Neill verbergen und das allein aus dem Grund, weil ihnen ihre Arbeit zu wichtig war, als das sie diese aufs Spiel setzten wollten. Außerdem hatte sie Angst, er könnte seine Frau immer noch lieben oder könnte Samanta nicht so sehr lieben und würde ihr irgendwann weh tun. Ihre Arbeit würde darunter leiden und früher oder später wäre es für beide unmöglich, nebeneinander zu arbeiten. Unterdrückte Gefühle waren besser als eine heimliche Beziehung, die sie ebenso von innen aufzufressen drohte. Was auch war, sie würden unglücklich sein. Sie verdrängte die Gedanken an Jack, versuchte sich auf die eigentliche Situation zu konzentrieren, auf Terreas und dessen Gefühle zu ihr, nein, zu Jolinar und Roshan. Jolinar hatte nie etwas bemerkt, soviel wußte Sam. Sie hatte Dantis zwar auch geliebt, doch es war die Liebe zu einem Bruder, deswegen kam sie ihr so bekannt vor.

>>Sie hatte nie etwas gemerkt. Vielleicht wollte sie es auch nicht. Ich kann mich an kaum etwas erinnern. Ich kann es dir nicht sagen.<<, dachte sie laut.

>>Schon gut.<<, antwortete Lian, welcher wieder die Kontrolle übernommen hatte. >>Er versteht es. Er würde gern wissen, wie Jolinar starb. Wenn du darüber jedoch nicht reden willst, verstehe ich das gut.<<

>>Nein, ich erzähle es dir gerne. Jolinar drang ohne mein Wissen in mich ein, als ich einen Mann wiederbeleben wollte. Sie mußte sich retten, denn sie wollte zu Martouf zurück, um jeden Preis. Leider hielten mich meine Leute für einen Goa’uld und sperrten mich in eine Zelle. Sie versuchte es ihnen zu erklären, aber es gelang ihr nicht. Immer, wenn ich die Kontrolle hatte, wurde auch meinen Worten keinen Glauben geschenkt. Ein weiterer Goa’uld war ins Stargatecenter eingedrungen und dieser jagte mich. Als ich fast tot war, retteten Colonel O’Neill und die anderen mich. Jolinar gab ihr Leben, um das meinige zu retten. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob sie richtig gehandelt hatte, doch je mehr Goa’uld ich zur Hölle jagte, desto sicher war ich mir, dass sie das Richtige getan hatte. Damals wäre ich jedoch lieber mit ihr gestorben. Auch wenn ich mich an kaum etwas erinnern kann, was ihr Leben betraf, war sie dennoch ein teil von mir.<< Damit war Samanta Carter mit ihrer Geschichte am Ende und erdrückendes Schweigen legte sich wieder über die beiden. Sie gingen einfach ihren Gedanken nach, lagen nebeneinander auf ihrem Bett, starrten an die Decke und ließen die Stille für sich sprechen.

Joey bringt mich um, wenn sie mich hier findet, meinte Lian verzweifelt. Sie wird mich einfach erschießen oder noch schlimmer, verlassen. Sie wird nicht verstehen, dass ich das tun mußte, sie wird mir vorhalten, sie nicht zu lieben, sondern deinen Empfindungen nachzugeben und dann wird sie mich verlassen. Vielleicht wäre das sogar besser so, denn ich werde doch sowieso sterben, da spielt es doch keine Rolle, ob ich ihr jetzt oder später weh tu. Ich habe ihr ja nicht einmal gesagt, dass du es nicht aufhalten kannst, dass nicht alles in Ordnung ist, dass... ich sterben werde. Sie hätte das einfach nicht begriffen. Wieso sind Frauen nur so kompliziert? Nehmen wir nur Samanta Carter, sie scheint diesen Jack O’Neill wirklich zu lieben, doch anstatt es ihm zu sagen, tut sie so, als ob sie ihn nicht begehren würde, nur weil sie Angst vor Zurückweisung hat und weil es gegen diese bescheuerten Regeln verstößt. OK, er handelt genauso, aber er hatte auch schon genug durchgemacht, es ist sein gutes Recht. Er hatte schon eine Familie verloren, dennoch sollte er wohl endlich loslassen können. Ich konnte es doch auch. Menschen! Die soll einer verstehen.

Lian erhob sich. Er mußte jetzt alleine sein, auch wenn ihn das Warten umbringen würde. Samanta sah ihn nicht an. Auch sie wollte jetzt alleine sein. Sie mußte sich über einiges Klar werden. Es war erst eine Stunde her, dass Jack, Teal’c und Daniel durch das Stargate gegangen waren, doch sie vermißte sie schon. Ohne ihre Freunde fühlte sie sich so hilflos, so allein. Lian verließ den Raum, ließ sie zurück und sie war ihm dafür dankbar.

~~~

O’Neill ist schon ein komischer Mann. Teal’c verstand zwar, dass er die Symbionten nicht leiden konnte, da sie im Grunde schlecht waren, doch die Tok’ra bildeten da doch eine Ausnahme. Außerdem war es seine einzige Möglichkeit, zu überleben. der Tumor in seinem Kopf würde ihn umbringen, auch wenn Teal’c noch nicht ganz verstand, was das war und wie er das tun würde. So etwas gab es bei ihm nicht, denn jede Krankheit konnte von den Symbionten geheilt werden. Jack hatte versucht, ihm zu erklären, was ein Tumor war und er wußte erstaunlich viel darüber, doch Teal’c begriff nur, dass diese Krankheit starke Schmerzen verursachte und ihn bald töten würde und um ehrlich zu sein, reichte das als Erklärung aus. Er wollte seinen Freund nicht sterben sehen, keinen seiner Freunde. Er machte sich Sorgen, große Sorgen. Niemand außer ihm wußte davon und niemand würde es bis zu O’Neills Tod je von ihm erfahren, dass hatte er ihm versprochen und er hielt seine versprechen. Er konnte sich noch an den Tag erinnern, als er es erfuhr, das war jetzt drei Wochen her. Jack wollte ihm unbedingt Boxen beibringen, auch wenn Teal’c nicht ganz verstanden hatte, wieso. Jetzt war ihm klar, dass sein Freund die ihm noch verbleibende Zeit mit seinen Kameraden verbringen wollte und einer davon war nun mal er. Damals war es für Teal’c jedoch nur Zeitverschwendung gewesen, dennoch erfüllte er seinen Wunsch, es war besser, als sich zu langweilen. Mitten im Training brach Jack jedoch zusammen. Unmächtig vor Schmerz war er zusammengebrochen.

>>Teal’c. Meine Jacke.<<, hatte er geschrien, während er sich auf dem Boden krümmte. Dieser war zur Bank gelaufen, hatte sich die Jacke geschnappt und sie zu Jack gebracht. >>Linke Innentasche... zwei Tabletten... schnell.<<, vermochte Jack nur noch in Brocken zu reden, denn er wußte, für mehr blieb keine Zeit, sonst würde nicht der Tumor selbst, sondern der betäubende Schmerz ihn töten. Ihm wurde schon schwarz vor Augen, als Teal’c ihm endlich die erlösenden Schmerztabletten in den Mund drückte und diesen zuhielt, damit er sie nicht ausspucken konnte. Ein bitterer Geschmack legte sich auf seine Zunge und er schluckte ihn samt Tabletten nach unten. Nie hatte wohl jemand daran gedacht, dass bei solch einem Anfall nicht immer Wasser in der Nähe war. Nachdem Jack sich dann einigermaßen beruhigt hatte, fing er, auf Teal’c Frage hin, an, ihm alles zu erzählen. Ihm blieb ja auch nichts anderes übrig.

>>Weiß Doktor Fraiser davon?<<, fragte Teal’c nachdem Jack alles soweit erklärt hatte.

>>Nein, natürlich nicht. Die würde mich doch an den Schreibtisch verbannen und das muß ich nun wirklich nicht haben.<<, wandte dieser empört ein. >>Du mußt mir versprechen, es niemandem zu sagen. Ich will nicht, dass sie mich behandeln, als wäre ich todkrank.<<

>>Aber du bist todkrank.<<, gab Teal’c irritiert zurück.

>>Ich weiß, aber sie nicht. Versprich mir, dass du darüber kein Wort verlierst, zu Niemandem.<<

>>Ich verspreche es, O’Neill.<< Ja, das war jetzt drei Wochen her und er hatte sein Versprechen gehalten und er würde es auch weiterhin für sich behalten. er fragte sich nur, was nach O’Neills Tod sein würde, da er sich scheinbar nicht retten wollte, aus welchem Grund auch immer. Major Samanta Carter wäre sicher am Boden zerstört, Daniel würde vollkommen ausrasten, sauer auf seinen Freund werden, weil auch er ihn verlassen hatte und Teal’c selbst? Seine Hoffnungen würden zerbrechen und auch in seinem Herz würde ein klaffende Wunde zurückbleiben, eine von Vielen. Doch bis dahin war noch Zeit, fast fünf Monate, vorausgesetzt, O’Neill überlebte diese Mission und jede Weitere.

~~~

Daniel Jackson und Romy saßen in ihrem Quartier und unterhielten sich schon die ganze Zeit. Sie wollte alles mögliche über die Erde wissen.

>>Wieso führt ihr Krieg? Das ist doch sinnlos.<<, fragte sie verwirrt. Sie verstand nicht, wie man seinesgleichen töten konnte. Goa’uld waren etwas anderes, denn diese versklavten die Menschen, doch seine eigene Rasse.

>>Politik. Machtgier. Rohstoffen. Religion. Egoismus. Aus vielen Gründen, doch sie rechtfertigen nicht, dass Menschen sterben müssen, um diese Kriege zu führen. Deswegen halten wir das Stargate auch geheim. Wir wollen nicht, dass es von solchen Menschen mißbraucht wird, auch wenn man das nicht ganz unterbinden kann. Viel zu viel von ihnen sind wichtige Mitglieder des Pentagons, der Abteilung, der wir unterstellt sind. Man kann nur das beste hoffen.<<, meinte Daniel etwas wütend. Er haßte die Geschichte der Menschen. Sie hatte so viel Fehler gemacht und die Kinder mußten darunter leiden. Die erde ging unweigerlich den Bach runter und keiner schien dagegen etwas tun zu wollen. Immer, wenn er die Nachrichten sah und darin von Tod und Gewalt die Rede war, fragte er sich, warum er die Erde überhaupt noch gerettet werden sollte. Wären da nicht die Kinder, die Zukunft der Menschheit, hätte er es längst aufgegeben.

>>Ich komme auch aus solch einer Welt. Vielleicht war sie sogar noch schlimmer, denn sie wurde vollkommen zerstört, durch unsere eigene Hand. Ich und Tristen, wir konnten uns retten und vielleicht auch noch andere, ich weiß es nicht. Ich will es auch nicht wissen. Wir wurden damals erschaffen, um gegen die Goa’uld in den Kampf zu ziehen, doch am Ende kämpften wir gegen Unsersgleichen. Nur weil irgend jemand etwas dagegen hatte, dass gerade wir das Stargate besaßen. Es endete in einer Katastrophe. Du darfst nicht zulassen, dass es bei euch auch passiert.<<, sagte Romy traurig.

>>Und dieser Planet führte noch nie einen Krieg?<<, hakte Daniel nach.

>>Oh doch, aber nur gegen die Goa’uld. Wir sind jetzt ein geschützter Planet, genau wie eure Erde. Wir wissen von euch durch die Asgard. Von uns haben sie wohl nichts berichtet.<<

>>Nein, aber das sieht ihnen ähnlich.<<

>>Ihr kennt sicher auch die Antiker, nicht wahr?<< Daniel schüttelte den Kopf.

>>Nein, denen sind wir noch nicht begegnet, aber sollten wir das irgendwann, dann werden wir ihnen danken, dass die Goa’uld ihre Tore mißbrauchen, um uns Menschen zu versklaven.<<, zischte er.

Romy entgegnete verständnisvoll und ruhig: >>Sie können doch nichts dafür. Die Goa’uld nehmen es sich einfach. Sie sind Parasiten. Wer glaubst du, baute die Schiffe, die Gleiter und die Waffe der Goa’uld. Das waren alles Zivilisationen, die sie befallen und unterjocht haben. Die Antiker können wahrlich nichts dafür.<<

>>Wieso nimmst du sie so in Schutz.<<

>>Weil sie Tristen und mich gerettet haben und uns hier her brachten.<<, gestand sie zögernd.

>>Dann kann man ihnen wirklich nicht böse sein.<<, entgegnete Daniel leicht lächelnd. Auch Romy mußte schmunzeln. Sie beschlossen beide, es dabei zu belassen und über etwas anderes zu reden, doch tristen kam ihnen zuvor.

Er war in ihr Quartier gestürmt und keuchte vollkommen außer Atem: >>Aktivierung von außerhalb. Ist eine Goa’uldadresse.<< Sofort sprangen Romy und Daniel auf und folgten ihm zum Stargate. Der Ereignishorizont baute sich gerade auf. Er Wirbel schoß hervor, wurde jedoch von dem Energieschild gebremst. Kurz darauf landete eine Art Sonde auf ihrem Planeten. Nein, keine Sonde, sondern eine Bombe.

>>Passiert das bei euch öfter?<<, fragte Daniel gebannt auf das Sternentor starrend. Angst stieg in ihm auf, übermannte ihn fast.

Reiß dich zusammen, wies er sich an. Ich bin sicher, dir wird nichts passieren. Das wäre ja gelacht, wenn du schon vorher draufgehen würdest. Schließlich leben die anderen hier auch noch und das ist sicher schon öfter passiert. Der Schutzschild wird schon halten, da bin ich mir sicher. Leider glaubte er nicht, was sein Verstand ihm sagte.

>>Ab und zu!<<, meinte Tristen beinahe gelangweilt. >>Hält das Schild die Explosion aus?<<

>>Nein!<<, meinte Romy nüchtern. >>Noch knapp eine Minute. Gehst du oder soll ich?<<

>>Bin schon weg! Sorge du dafür, dass alles bereit ist<<, rief er noch, während er bereits auf dem Weg in den Stargateraum war.

>>Was passiert jetzt?<<, fragte Daniel Jackson fast wie in Trance. Seine Angst war dem blanken Entsetzten gewichen, als er das Wort >>Nein<< aus Romys Mund vernommen hatte. Jetzt war er mittlerweile so betäubt, dass er gar nichts mehr fühlte oder einfach nur fühlen wollte.

>>Ich schalte den Schutzschild ab, schotte das Havensgate ab und überlasse es seinem Geschick, die Bombe zu entschärfen. Sollte er es nicht schaffen, kriegt er wenigstens nicht mehr viel davon mit.<<, antwortete sie und tippte weiter auf ihrem Computer herum. Eine Zeitansage vermittelte ihnen die noch verbleibende Zeit. 20 Sekunden... neunzehn... achtzehn... Daniel zwang sich nicht hinzusehen.

Wie kann sie nur so cool bleiben, fragte er sich. Einer ihrer Freunde war da unten und das Stargate könnte vollkommen zerstört werden und wo waren die anderen. Bei uns herrschte immer jähes Treiben, wenn es eine Aktivierung von außerhalb gab, doch hier waren nur Romy, Tristen und ich. Hatten sie keinen Vorgesetzten? Und wo ist Martouf? Vorhin hat er Tristen doch noch begleitet und sicher wäre er mitgekommen, wenn er davon erfahren hätte. Es ist schon ein komischer Planet. Zehn Sekunden... neun... acht... Wie ich Countdowns hasse. Sie verheißen nie etwas Gutes. Sechs... fünf... vier... Gleich ist es soweit. Gleich geht alles in die Luft. Gleich verwirkt tristen unnütz sein Leben. Wieso hatte er das überhaupt getan? War er etwa wahnsinnig? Mich hätten da keine zehn Pferde rein bekommen. Eins... Keine Explosion, keine Erschütterung. Erst jetzt merkte Daniel, dass er unwillkürlich die Augen geschlossen hatte. Als er sie wieder öffnete, war Romy bereits aufgesprungen und hatte die Schotten geöffnet. Der Countdown war bei zwei Sekunden stehen geblieben. Langsam realisierte er, dass Tristen es geschafft hatte, sie zu entschärfen. Erleichtert atmete er tief durch. Daniel sah durch die Glasscheibe. Romy war ihrem Freund um den Hals gefallen, überglücklich und vor Freude strahlend. Sie gehörte zu ihm, dass war Daniel Jackson jetzt klar. Sie war seine Sha’ri.

~~~

Jack wollte nur noch zurück nach Hause. Leider ging das nicht so einfach, denn sie wollte ihn nicht gehen lassen. Schon, er hätte sich den weg frei schießen können, doch das wäre dumm, wirklich dumm. Was nützte es schon verbündete umzubringen, die ihn mit einem fiesen Trick hierher verschleppt hatten. Dennoch spielte er mit dem Gedenken. Einem für ihn durchaus reizbarem Gedanken. So hatte er sich wenigstens an die Oberfläche begeben dürfen, in Begleitung von Selmak verstand sich, welcher auf ihn einredete, doch Jack hörte ihm nicht zu. Es ging bei Jack ins eine Ohr rein und aus dem anderen raus. Lauter belangloses Zeug. Im Grunde wollte er doch nur in aller Seelenruhe den Sonnenuntergang genießen, vielleicht sogar seinen Letzten. Wer wußte denn schon, ob er das alles überlebte. Und wenn ja, würde er bald an dem Tumor in seinem Kopf zugrunde gehen. Es war einfach zu komisch. Nie hatte er wie sein Vater sein wollen und am Ende mußte er feststellen, dass er an genau der gleichen Krankheit zugrunde gehen würde, die auch seinen Vater dahingerafft hatte. Dessen Tumor hatte lediglich auf der anderen Seite des Gehirns gesessen und darauf gedrückt. Das verursachte meist diese starken Anfälle von welchem Teal’c unbeabsichtigt einen mitbekommen hatte. Langsam hatte Jack ein Gespür dafür entwickelt, wann ihn solche Attacken erwarteten und konnte vorbeugen. Manchmal passierte es jedoch auch unerwartet und das meist im falschen Zeitpunkt. Immer wieder setzten Selmak oder auch Jakob mit neuen Belanglosigkeiten an, bis dann endlich der Name fiel, auf welchen Jack schon die ganze Zeit gewartet hatte: Samanta.

>>Was ist denn nun aus dem Gespräch zwischen Sam und Martouf geworden? Er wollte mir nichts sagen.<<, fragte Jakob gelangweilt, weil ihm wirklich nichts mehr einfiel, womit er sonst noch hätte Jacks Aufmerksamkeit auf ihn hätte lenken können.

>>Sie hat ihn gefragt, er ist ausgeflippt und beide waren todunglücklich.<<, faßte Jack grob zusammen. >>Ich habe ja gesagt, sie sollte das lassen, aber hört sie auf mich? Nein! Niemand hört auf mich, dabei habe ich immer recht, was solche Sachen angeht. Sie wird schon genauso wie du, Jakob.<<

>>Ich nehme das als Kompliment.<<, meinte er ruhig und mit leichtem Grinsen im Gesicht und fügte hinzu: >>Sam hatte auch mal einen Tok’ra in sich. Vielleicht solltest du mal mit ihr reden, wenn du mir schon nicht zuhörst.<<

>>Fang nicht schon wieder damit an. Meine Antwort ist und bleibt: Nein! Außerdem könnte ich mir denken, dass Sam das nicht gerade prickelnd fand, als sich ein Schlangenkopf durch ihre Halswände und in ihr Gehirn bohrte. Nichts für Ungut, Selmak. <<, entgegnete Jack aufgebracht. Seinen letzten Sonnenuntergang verbrachte er also mit Carters Vater, anstatt mit ihr, schlimmer konnte es nun wirklich nicht mehr werden. Außer er starb bei der Mission. Nein, schlimmer konnte es nun wirklich nicht mehr werden.

>>Es wäre eine Chance für dich, Stargate und Samanta unter einen Hut zu bringen, ohne irgendwelche Regeln zu verletzten.<<, fuhr Jakob fort, welcher genau um die Gefühle seines Freundes zu seiner Tochter wußte und diese begrüßte, denn Jack war gut für sie, auf eine sehr einfache und behütende Weise. Sie hatte sich verändert, seit sie ihn kannte, war offener geworden, lachte mehr und schien auch mit ihrem Leben zufriedener denn je zu sein, doch sie belastete auch etwas. Es war das Verlangen nach Jack, ihrem Vorgesetzten.

Jack glaubte nicht recht gehört zu haben und fragte deshalb ungläubig: >>Was?<< Von Teal'c oder Daniel Jackson hätte er solch eine Bemerkung erwartet, doch von Sams eigenem Vater, niemals.

>>Sam, du liebst sie doch. Terreas wäre der beste Weg, um einer Beziehung zwischen euch eine reelle Chance zu geben.<<

>>Du solltest doch damit aufhören und laß Sam bei dieser Sache aus dem Spiel. Sie hat damit nichts zu tun. Wenn ich mit ihr zusammen sein wollte, würde ich mich durch nichts in der Welt davon abhalten, besonders nicht von bescheuerten Regeln, die ich sowieso schon mal gebrochen habe. Ich weiß ja nicht mal, ob sie mich überhaupt liebt. Sie ist außerdem viel zu gut für mich. Sie hat jemanden verdient, der ebenso klug ist, der sie auf Händen träg, ihr jeden Wunsch von den Augen abließt, sie beschützen kann und der immer für sie da ist. Ich kann das nicht sein.<< Jack schüttelte entschieden den Kopf. >>Ich weiß ja nicht einmal, warum ich dir das überhaupt erzähle. Du bist ihr Vater, verdammt.<<

>>Und genau deswegen erzählst du es mir, Jack. Du bist dass, was sie braucht. Ich kenne meine Tochter besser als jeder andere und daher entging mir auch nicht, dass sie besessen von mir ist. Wenn du meinen Rat hören willst,...<<

Jack fiel ihm ins Wort: >>Will ich nicht!<<

Jakob ließ sich davon nicht ablenken und fuhr einfach fort: >>... sag es ihr! Du wirst es nicht bereuen.<<

>>Wenn du jetzt noch anfängst, mich über Sex aufzuklären, gehe ich.<<, gab Jack sarkastisch zurück.

>>Schon gut, ich höre auf. Aber du solltest wirklich darüber nachdenken. Wir brechen übrigens in einer halben Stunde auf.<< Jakob erhob sich und ließ Jack mit sich allein. Dieser wußte, dass sein Freund recht hatte, Terreas war seine einzige Chance, seine Liebe zu Sam und das Stargateprogramm zu verbinden, außerdem noch lang genug zu leben, um es zu genießen. Er wußte nur nicht, ob er das wollte oder konnte.

~~~

Colonel Jack O’Neill betrat den Umkleideraum. Er mußte unbedingt seine verschwitzten und vollkommen von Staub besetzten Sachen loswerden. Niemand sonst war dort, also hatte er wahrscheinlich zum letzten mal die Chance eine lange ausgiebige Dusche zu nehmen, eher er in zwei Stunden aufbrechen würde. Zuerst legte er seine Dienstwaffe auf der Bank ab. Er warf einen flüchtigen Blick auf sie.

Mit so einer Waffe hat Charlie sich umgebracht, dachte er traurig. Wie kann ich es nur wagen, solch eine Waffe anzufassen? Ich würde es auch nicht tun, wenn ich nicht müßte. Immer hatte ich sie weggeschlossen. Immer. Nur dieses eine mal hatte ich es vergessen. Mir fiel sie erst wieder ein, als es schon zu spät war. Der Schuß ertönte und er starb. Jack, hör auf, daran zu denken. Davon wird es auch nicht besser. Du hast wichtigeres zu tun, als dir Selbstvorwürfe zu machen. Beeile dich lieber, die Zeit läuft.

Jack schüttelte alle weiteren Gedanken über seinen Sohn ab und zog sich weiter aus. Als er nur noch seine Hosen anhatte, holte er ein frisches Handtuch aus seinem Spinnt, um es sich um die Hüften zu schlingen, sobald auch die verdreckte Hose aus war, da fiel ihm ein Foto seiner Familie direkt vor die Füße. Darauf waren seine Eltern, sein Bruder und er zu erkennen. Damals war er erst dreizehn gewesen. Das Foto wurde kurz vor der Verhaftung seines Vaters gemacht, welcher eine Bank überfallen wollte, um seiner Familie aus dem vermeidlichen Ruin herauszuholen. Und vier Jahre später starb er dann. Die letzten paar Monate war er nur noch dahinvegetiert. Er war nicht ansprechbar, hatte laufend Anfälle, wenn er wach war, konnte er nicht sehen, weil der Tumor bereits auf den Sehnerv drückte und niemand konnte ihm mehr helfen. Jack wußte noch, wie hilflos er sich damals gefüllt hatte. Jede Nacht hatte er sich in medizinischen Büchern und Fachzeitschriften über das Thema informiert, nach einer Möglichkeit gesucht, seinem Vater zu helfen, doch alles war vergebens. Hilflosigkeit. Wahrscheinlich das schrecklichste Gefühl, das er kannte. Betäubende Angst und zerreißende Sehnsucht waren nichts dagegen. Er hatte gelernt mit ihnen zu leben, doch immer, wenn er wieder in eine Situation kam, in der er nichts weiter tun konnte, als abzuwarten, und das war in letzter Zeit öfter der Fall, hatte er immer das Gefühl, gleich durchzudrehen.

Denk nicht darüber nach, befahl er sich selbst. Dafür ist doch keine Zeit. Damals war es eine schlimme Zeit für dich, doch die ist vorbei. Du bist jetzt erwachsen, ein Colonel. Du trägst Verantwortung. Laß dich jetzt nicht gehen. Nicht jetzt. Für Selbstmitleid ist später noch Zeit und wenn nicht, hast du eine Zeit wenigstens nicht damit verschwendet. Sieh dich doch an, du heulst nur noch, wie ein kleines Kind. Reiß dich gefälligst zusammen. Davon werden sie auch nicht mehr lebendig. Deine Familie ist tot, akzeptiere es endlich. Und dein Bruder erdet nicht mehr mit dir. Du hast es vermasselt. Hör also endlich auf zu flennen.

Es liefen wirklich Tränen über sein Gesicht. Jack O’Neill wischte sie schnell weg, ließ dabei das Bild nicht aus den Augen. Seine Familie sah so glücklich aus, auch wenn dem nicht immer so war. Die meiste Zeit hatten sie Probleme gehabt, überhaupt Geld für Essen zu bekommen, da sein Vater dauernd seinen Job verlor und seine Mutter trotz Doppelschichten im Krankenhaus nie genug zu Essen mit nach Hause brachte. Doch an diesem Tag, da waren sie glücklich.

>>So glücklich.<<, murmelte Jack vor sich hin. >>Sie waren so glücklich.<<

Und jetzt sind sie tot, erinnerte er sich selbst. Sie werden nie mehr glücklich sein, aber du kannst es. Was ist schon so schlimm daran, Tok’ra zu sein. Wieso nicht. Lian stirbt auch ohne dein Zutun. Du würdest leben. Du wärst mit Carter auch weiterhin zusammen. Vielleicht könnte sogar etwas daraus werden. Vorausgesetzt du bist bereit, seine Bitte zu erfüllen.

Doch dazu war Jack nicht bereit. Noch nicht. Der Gedanke mit Sam zusammen zu sein, war schön, keine Frage, doch konnte er nur die damit verbundenen Probleme sehen und die regeln waren da sein kleinstes Problem. In seinem Kopf blinkte sofort ein Schild mit der Aufschrift >>Warnung<< wie verrückt, wenn er daran dachte, etwas mit ihr anzufangen. Es würde nicht lange gut gehen. Irgendwann würden sie sich nur noch streiten. Und dann waren da die Missionen. Freundschaft lenkte seine Objektivität schon gewaltig ab, was richtete dann erst Liebe an. Er würde den Überblick verlieren. Er konnte nicht so handeln, wie er es gerne wollte, er mußte immer die Erde und damit verbunden, die ganze Menschheit mit einbeziehen. Das machte eine Beziehung zwischen beiden so gut wie unmöglich. Allein der Kuß, den er ihr damals gab, war ein Fehler gewesen, auch wenn sie sich nicht mehr daran erinnerte, er tat es. Wenn es um sie ging, machte Jack andauernd Fehler, obwohl er krampfhaft versuchte, sie zu vermeiden.

Nein, das kann nicht gut gehen, holte er sich in die Realität zurück. Ich muß sie vergessen. Selbst als Tok’ra könnte ich nicht mit ihr glücklich werden. Was nützt es also. Da sterbe ich lieber, als mich weiter mit der Sehnsucht nach ihr zu quälen. Habe mich eh schon mit dem Gedanken daran abgefunden.

Alle weiteren Gedanken unterdrückte er. Zuviel Zeit hatte er schon verschwendet, die hätten sinnvoll genutzt werden können. Mit duschen zum Beispiel oder schlafen oder trainieren. Schnell legte er das Foto zurück in den Schrank. Als er gerade seine verdreckte Hose öffnen wollte, schlug die Tür wieder zu. Er blickte nach vorne und sah genau in Samantas erschrockenes Gesicht. Sie wollte anscheinend etwas sagen, brachte jedoch kein Wort heraus. Sie starrte ihn einfach bloß fassungslos an.

>>Carter.<<, rief Jack verwundert aus. >>Was machen sie den hier?<<

Endlich hatte sie ihre Stimme wiedergefunden und entgegnete verlegen: >>Ich habe etwas in meinem Schrank vergessen. Entschuldigung, ich wußte nicht, dass sie hier sind, Sir. Ich wird’s später holen.<< Sam drehte sich um und war im Begriff zu gehen, doch Jack hinderte sie, indem er sie am Arm packte.

>>Du kannst es ruhig jetzt holen, ich wollte sowieso gerade duschen. Dauert doch eh nicht lange, allzu viel paßt in diese Schränke ja nicht gerade rein.<<, versuchte er die Situation mit einem schlechten Scherz zu entschärfen, was ihm auch gelang.

>>Es ist etwas sehr Persönliches, Sir.<<, sagte sie wieder im normalen Tonfall und deutete ihm an, sich auf den Weg zur dusche zu machen.

>>Verstehe, geheim. Bin schon weg.<< Jetzt war Colonel O’Neill es, der sich umdrehen und gehen wollte und diesmal hielt Sam ihn zurück.

>>Ihr Handtuch, Sir.<< Er schnappte es sich und verschwand in Richtung Dusche.

~~~

Samanta Carter sah ihm nach. Er sah verdammt gut aus, so ganz ohne T-Shirt. Sie hoffte, er hatte nicht bemerkt, wie sie rot geworden war, das sah man doch so schnell bei ihr.

Du Idiot hättest vorher anklopfen sollen, schallte sie sich selbst. Was, wenn er nackt gewesen wäre? Diesen Anblick hättest du doch nie vergessen. Schlimmer noch, du wärst über ihn hergefallen.

Im Grunde hätte sie nichts dagegen einzuwenden gehabt, wenn sie ihn erblickt hätte, wie Gott ihn erschaffen hatte, so überaus perfekt. Leider hätte sie sich nie getraut, ihm das auch zu sagen. In seiner Gegenwart war sie sowieso eine ganz andere Sam, besonders wenn sie beide alleine waren. Dann fühlte sie sich so schwach und so empfindsam, sie war eine Frau mit Gefühlen, kein Soldat. Jack hatte etwas an sich, dass sie ihre Angst vergessen ließ. In seiner Nähe braute sie sich nicht zu fürchten, denn er würde sie beschützen, würde ihr immer wieder das Leben retten und sie nie im Stich lassen. Samanta ging zu ihrem Spinnt und holte das Foto ihrer Mutter daraus hervor. Sie hatte es immer dabei, dementsprechend war es auch schon ziemlich ramponiert, doch solange sie das Lächeln ihrer Mutter sehen konnte, war ihr das egal. Vor fast vier Jahren hatte sie es das erste Mal mitgenommen, auf ihrer ersten Mission mit ihrem neuen Team. Damals hatte sie es gebraucht, um es einfach nur durchzustehen, doch mittlerweile wollte sie, dass ihre Mutter auch sah, was ihre Augen erblickten. Das Foto gab ihr Schutz und ließ sie einen klaren Kopf behalten, auch wenn ihr manchmal einfach nur zum Schreien zumute war. Sie steckte es in die Hosentasche und war schon im Begriff zu gehen, als sie bemerkte, dass Jacks Spinnt noch offen stand. Neugierig blickte sie hinein. Da lagen Sachen zum Wechseln drin, ein zweites Handtuch und darauf ein Foto.

Anscheinend seine Familie, stellte Samanta fasziniert fest. Er sah als Kind wirklich süß aus. Wie es scheint, hat Jack auch einen Bruder. Komisch, wieso hatte er nie von ihm gesprochen? Er hat sicher seine Gründe.

Etwas Oranges stach ihr ins Auge. Einen Moment zögerte sie, doch dann griff sie doch danach. Sie hielt eine Dose mit Tabletten in der Hand. Sie waren eindeutig Colonel O’Neills, denn sein Name stand darauf. Es gab diese nur auf Rezept, also mußten sie ziemlich stark sein. Samanta erkannte den Namen wieder: Schmerzmittel. Es waren ganz eindeutig Schmerzmittel.

Was will er denn mit solchen Tabletten, fragte sie sich selbst. Er ist doch nicht etwa krank? Das kann nicht sein, davon hätten wir gewußt. Wir sind ein Team, uns wäre doch nicht entgangen, wenn er dieses Zeug geschluckt hätte. Oder etwa doch? Ob Janet davon weiß? Sie ist schließlich seine Ärztin. Sicherlich, doch sie wird es mir kaum sagen, sie darf es ja nicht. Wieso hat er dann aber nichts gesagt? Er redet nicht gern über sich, das weiß ich, und er ist auch nicht gern krank, doch er hätte es uns sagen müssen. Was, wenn er sie auf einer Mission gebraucht hätte oder auf dieser Mission braucht? Wenn niemand davon weiß, wie hätten, wie dann wissen sollen, was ihm fehlt. Vielleicht ist er auch abhängig von dem Zeug, aber das kann ich mir im Grunde nicht vorstellen. Er haßte Drogen und hatte auch noch nie damit zu tun. Außerdem hätte er es die ganze Zeit über nicht verheimlichen können. Schon gar nicht vor Janet. Sie merkte einfach alles.

Samanta Carter beschloß Jack O’Neill zur Rede zu stellen. Mehr als sie anlügen oder anschreien konnte er nicht, doch davon würde sie sich nicht zurückschrecken lassen. Sie würde schon erfahren, was mit ihm los war, auch wenn er ihr das ewig übel nehmen würde, was sie jedoch nicht hoffte.


weiter: Kapitel 6
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