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Spiegelbilder von Jenny

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Vorwort



Spoiler: Vergangenheit und Gegenwart, Die Zerstörerin der Welten, Unsichtbare Feinde
Spiegelbilder


Teil 1


„Ihr Bericht, Colonel!“, forderte Hammond etwas schroff, als alle vier SG-1 Mitglieder nach einer nur siebzehnminütigen Mission wieder aus dem Sternentor traten.

Sichtlich erschöpft liefen sie die Rampe hinunter und hielten an, um dem General in die Augen sehen zu können.

„Es war recht...windig, Sir.“, meldete O`Neill und nahm demonstrativ sein Cap ab, um den Sand heraus zu schütteln.

„Und heiß...“, ergänzte Daniel. Die roten Stellen auf seinen Wangen schienen sich schon bald in einen Sonnenbrand verwandeln zu wollen, genauso wie bei Carter.

„Was ist denn passiert? Auf den MALP Aufnahmen war es doch noch eine Eiswüste ...“

„Scheinbar haben die Zeiten sich geändert, Sir.“, fügte O’Neill hinzu und wischte sich den Sand aus der Kleidung.

Hammond sah ein, dass die vier sich zunächst in ärztliche Behandlung begeben mussten, bevor er genauere Informationen bekam. Dennoch wüsste er zu gerne, warum SG-1 auf einem deklarierten Eisplaneten einen Sonnenbrand bekam.

Nun ja, dafür war später noch genug Zeit.

Zuerst mussten sie sicher gehen, dass sie weder verletzt, noch der Wirt für einen Außerirdischen waren, wie schon viel zu viele SG- Mitglieder vor ihnen...

***

„Den Mund aufmachen, Colonel.“, forderte Doktor Fraiser und versuchte Jack demonstrativ das Holzstückchen zwischen den geschlossenen Lippen hindurch zu schieben.

O’Neill war gereizt.

Immerhin war ihre letzte Mission komplett in die Hose gegangen, buchstäblich.

Das U-AV hatte aufgezeigt, dass es sich um einen Eisplaneten handelte, doch als sie durch das Tor traten, empfing sie eine kochendheiße Sandwüste und nicht die Spur eines Eisberges war zu sehen.

So etwas war immer außergewöhnlich.

Und nachdem sie sich wenige Minuten umgesehen hatte, begann ein wilder Sturm über die Landschaft zu toben.

SG-1 hatte es gerade noch rechtzeitig zurück zum Tor geschafft, bevor sie völlig von Sand umgeben waren. Statt sich aber ersten Forschungen widmen zu können, mussten sie zunächst diese dämliche Kontrolluntersuchung über sich ergehen lassen.

Nicht dass sie komplett überflüssig war, immerhin hatten sie dadurch vor einigen Monaten erkannt, dass Daniel kurz vor einem Blinddarmdurchbruch stand, oder dass Carter von einer fremden Lebensform aus einem Computer übernommen worden war.

Diese Untersuchungen waren nur von Zeit zu Zeit etwas...lästig.

„Ach kommen sie schon, ich brauche eher einen Staubsau...“

Gekonnt erreichte die Ärztin ihr Ziel und drückte ihm die Zunge nach unten.

„Das sieht gut aus.“

Als nächstes tastete sie seinen Hals ab und nickte befriedigt.

Dann noch das rituelle Überprüfen von Blutdruck, Herz- und Lungengeräuschen, eine Blutprobe und der Colonel war fertig. Als er von der Liege aufstand empfingen ihn bereits Daniel und Teal`c, deren Untersuchung ebenfalls schon abgeschlossen war.

„Na...ihr seid die von der schnellen Truppe, oder?“

Beide grinsten verlegen und auch Sam gesellte sich langsam zu den drei Männern. Genau wie Daniel hatte sie etwas Creme ins Gesicht bekommen, die das Rot auf ihren Wangen zum Schimmern brachte.

„Dann können wir uns ja auf den Weg machen.“, alle nickten und folgten ihrem Anführer in den Besprechungsraum.

***

„Colonel, was wissen wir jetzt, was wir vor einer Stunde noch nicht wussten?“, fragte Hammond und Jack musste grinsen.

Der General liebte diesen Satz...

„Tja Sir, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber um ehrlich zu sein...wissen wir nicht sehr viel mehr.“

„Ich habe keine Erklärung für einen solch schnellen Klimawandel, Sir.“, unterstützte ihn auch Sam.

„Was ist mit Ihnen, Doktor Jackson? Anhaltspunkte für eine Zivilisation?“

Der Archäologe schüttelte enttäuscht den Kopf.

„Nicht wirklich...immerhin gehen in der Wüste solche Spuren leicht verloren. Möglicherweise könnten Nomaden ihr Lager einige Meilen weg errichtet haben, doch es war uns nicht möglich, genug Zeit auf dem Planeten zu verbringen, um...“

Sergeant Siler kam in den Besprechungsraum gelaufen und nickte Hammond kurz zu.

„Sir, wir haben versucht, P0X 741 noch einmal anzuwählen, aber es hat nicht funktioniert.“, meldete er und erhielt das Zeichen, wieder wegtreten zu dürfen.

„Was halten sie davon?“, fragte Hammond in die Runde, doch niemand wusste zunächst, was er von dieser Nachricht halten sollte.

„Vielleicht...nun ja, wenn wir davon ausgehen, dass P0X 741 vor unserer Mission noch ein Eisplanet war, urplötzlich zu einer Wüste wurde und anschließend nicht mehr anzuwählen ist, lässt das doch die Vermutung offen, dass es sich hier um ein atmosphärisch- astrologisches Problem handelt.“, mutmaßte Sam und zog die Aufmerksamkeit ihrer Teammitglieder auf sich.

„Dann erklären sie uns doch ihr atmosphärisch- astrologisches Problem sprachlich- inhaltlich verständlich, Carter.“, witzelte O’Neill gespannt.

„Nun, Sir...eigentlich ist es ganz einfach. Wenn wir die Geschichte der Erde betrachten, wissen wir, dass alles mit dem Urknall angefangen hat, Materieteilchen verbanden sich miteinander und irgendwann entstand feste Materie...ganz grob erklärt, natürlich. Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass die Erde nach ihrer Entstehung zwar eine zeitlang hohe vulkanische Tätigkeiten aufwies, jedoch schon bald zu einer riesigen Eiskugel wurde. Im Laufe der Zeit schmolz das Eis bis zu den Polkappen zurück, riesige Ozeane bildeten sich, die Dinosaurier kamen, doch dann...“

„...machte es Kaboom...“, fuhr Daniel fort und Sam nickte.

„Das ist eine Theorie...die andere Theorie ist, dass das Eis der Polkappen sich wieder bis fast zum Äquator ausstreckte, den Sauriern die Nahrungsgrundlage nahm, diese ausstarben und sich das Eis nach Jahrmillionen wieder zu den Polkappen zurückzog.“

„Dann findet auf P0X 741 so etwas wie eine Turbo- Weltgeschichte statt?“, fragte Daniel nach und zog die Augenbrauen hoch.

„Ja, das wollte ich damit ausdrücken. Vermutlich geht es so schnell, dass der Planet, das ganze Sonnensystem um 741- als wir es verlassen haben- bereits in einer Phase war, die hier erst in den nächsten siebentausend Jahren auftreten wird.“

„Die Sonne geht hops...?“, vermutete O’Neill und die Astrophysikerin nickte überrascht, woraufhin er überlegen lächelte.

„Wahrscheinlich stand die Sonne dieses Planeten schon im Aufbau der Supernova. Sie wird sich aufblähen, dabei alles in ihrem Umkreis durch die massive Hitze verglühen lassen- daher auch der Wüstensturm und die enorme Temperaturerhöhung auf 741 während der 17 Minuten unseres Aufenthalts- und sich dann wieder zu einem kleinen runden Gebilde zusammen ziehen, das immer kälter wird, bis der Stern stirbt, und mit ihm alles, was nicht schon vorher vernichtet wurde. Die Galaxie stirbt.“

Hammond nickte.

„Was könnte solch eine immense Beschleunigung verursacht haben, Major?“

„Ich bin mir nicht sicher, Sir. Vielleicht hat es mit der Größe des Sonnensystems zu tun, oder mit der Entfernung, aber ich kann es um ehrlich zu sein nicht sagen, ich müsste Nachforschungen anstellen."

Hammond sah noch einmal jedes SG-1 Mitglied an und rieb sich dann die Stirn.

„Dann tun sie das, Major. Ich nehme an, Sie haben dem nichts mehr hinzuzufügen.“, wandte der General sich an den Rest von SG-1, „Dann entlasse ich sie hiermit und erwarte die Berichte morgen früh. Haben Sie noch einen schönen Abend. Wegtreten.“

***

Direkt nach der Besprechung hatte Daniel sich in sein Quartier zurück gezogen. Noch immer wartete ein Haufen unerledigter Arbeit auf ihn, inklusive unzähliger Artefakte, um deren Überprüfung die anderen Archäologen ihn gebeten hatten.

Das konnte ja ein wunderbarer Abend werden.

Oder war es erst Nachmittag?

Er sah auf die Uhr seines PCs. Nein, es war schon nach einundzwanzig Uhr. Bis spätestens dreiundzwanzig Uhr wollte er im Bett sein.

Ohne das direkte Tageslicht und dessen Änderungen verlor man im SGC leicht den normalen Körperrhythmus.

Daniel hatte schon oft unbewusst die ganze Nacht durchgearbeitet, und um wieder halbwegs normal schlafen zu können, hatte er sich jetzt einen konstruktiven Arbeitsplan erstellt, der ihm genug Pausen und Freizeit erlaubte und unter dem seine Arbeit nicht litt..

Sogar Janet war von seiner neuen Planung beeindruckt und hatte den anderen SG- Mitglieder angeraten, dem guten Beispiel zu folgen.

Müde rieb Daniel sich die Augen und ging über eine weitere Übersetzung. Doktor Riley, einer der neuen Archäologen, hatte versucht, die Inschriften einer leeren Goa`uld Kanope zu klären. Leider waren sie in einem solch alten Dialekt verfasst, dass sogar er Probleme hatte sie zu verstehen.

Dann würde es diesmal wohl nichts mit dem frühen Schlafengehen werden, der Bericht musste morgen vorliegen. Daniel seufzte und wollte sich an seinem Sonnenbrand jucken, als er durch die brennenden Schmerzen schnell davon abgebracht wurde.

„Also schön...“, er drehte sich zu seinem Computermonitor und startete ein entsprechendes Formularprogramm.

„Berichtersteller...Dr. Jackson...“, murmelte er vor sich hin.

Dadurch konnte er sich besser konzentrieren.

„Bezug...Übersetzung der Inschriften des Kanopengefäßes von Dr. Riley, Archivnummer...“

Er drehte sich zurück zum Tisch und besah sich das kleine Etikett, dass um den Hals der Kanope gewickelt war.

7V3- WW4- SG326…

Routiniert begann Daniel damit, die Nummer einzutippen, als er erkannte, dass etwas nicht stimmte.

Das Formular war verschwunden und nur ein leeres Dokument war zurück geblieben.

„Mist- diese verdammten Computer!“, fluchte er und wollte das Programm wieder starten, als er Buchstaben erkannte, die auf dem Bildschirm erschienen.

Gott, er musste müde sein- kurz nach neun Uhr schon Halluzinationen, das konnte nicht wahr sein.

Schon bald hatten die Buchstaben das Wort „Hallo“ ergeben. Daniel ignorierte das Geschehene und versuchte die Hilfe zu öffnen, doch auch dies klappte nicht.

Selbst ein Versuch, den Computer herunter zu fahren misslang.

Noch immer stand das kleine Wort auf seinem Bildschirm. Skeptisch blickte er es an, versuchte Schlüsse aus der Situation zu ziehen, doch es klappte nicht.

In einem mutigen Selbstversuch stellte er sich der Software und versuchte selbst etwas zu tippen- überraschenderweise funktionierte es.

Auch er schrieb „Hallo“ und drückte die Enter- Taste.

Wer bist du?

„Wer ich bin?“, fragte Daniel aufgeregt, „Das sollte ich lieber dich fragen.“

Mein Name ist Daniel Jackson. Ich arbeite hier. Wer bist du?

Diesmal erschien für eine Weile gar nichts und der Archäologe wollte schon wieder versuchen, den Computer auszuschalten, als die Tür zu seinem Büro geöffnet wurde.

Er drehte sich um und erkannte, wie Sam den Kopf durch den Türspalt steckte.

„Kann ich rein kommen?“, fragte sie und Daniel nickte.

„Gerne.“

Dabei sah er nervös zu dem Computer, doch plötzlich war das alte Archivformular wieder geöffnet, so als sei nie etwas passiert.

„Alles ok?“, erkundigte sich Sam, als ob sie seine Aufregung spürte.

„Ja.“, log Daniel. Noch immer war er sich nicht sicher, ob das eben Geschehene der Realität entsprach. Vielleicht war er tatsächlich zu müde. Vielleicht hatten die letzten Tage ihm zugesetzt, immerhin hatte an jedem zweiten Tag eine Mission stattgefunden. Er wollte es zunächst für sich behalten.

„Du siehst müde aus.“, bemerkte Sam und setzte sich neben ihn. Ihre blauen Augen glänzten in dem matten Licht des Büroraumes wie tausend Sterne. Wie viele unterschiedliche Gefühle hatte Daniel im Laufe der Jahre nicht schon in diesen großen Augen gesehen, wie viel Leid, wie viel Freude?

Er wusste es nicht mehr.

„Mir geht’s gut. Habe nur ein bisschen über 741 nachgedacht.“

„Ich auch.“, gab sie zu, „Wenn wir wenigstens ein Wurmloch aufbauen könnten, damit ich in der Lage wäre, einige Proben zu nehmen...vielleicht hat sich statt einem erkalteten Stern auch ein Wurmloch gebildet, ich bin mir nicht sicher. Falls dies der Fall ist, wäre es für uns fatal, noch einmal den Planeten anzuwählen. Ich habe mit General Hammond gesprochen und er hat ihn sperren lassen.“

„Also werden wir nie wirklich herausfinden, was dort falsch gelaufen ist...“, fasste er zusammen und sah bedrückt zu Boden. Er wollte nur noch nach Hause, sich ins Bett legen, ein paar Tage Urlaub nehmen und einfach nur entspannen, aber dieser riesige Haufen Akten vor ihm ließ all diese wunderbaren Fantasien wie einen Spiegel zersplittern.

„Sieht nach einer langen Nacht für dich aus...“, stellte auch die Astrophysikerin fest und sah mitleidsvoll auf seinen Schreibtisch.

„Ja...ich fürchte, ich werde nicht vor morgen früh fertig werden.“

„Wenn du willst, könnte ich dir helfen.“, bot sie lächelnd an.

„Nein...nein danke, Sam. Das sind alles Artefakte und Schriftstücke, deren Analyse ich überprüfen und katalogisieren muss. Ruh dich einfach für mich mit aus.“

Beide wechselten lächelnde Blicke, als die Astrophysikerin aufstand.

„Ich muss jetzt gehen. Sergeant Boyle wollte, dass ich ihn bei etwas unterstütze, danach fahre ich heim. Bis morgen dann.“, sprach sie, schloss ihn in eine feste Umarmung und ging.

Daniel war noch immer wie hypnotisiert, unfähig, an einen Alien zu glauben, der sich in seinen Computer eingeschlossen hatte.

Natürlich war das früher schon einmal vorgekommen, aber warum gerade er?

Vielleicht, weil er so viele Sprachen beherrschte?

Weil er kein Militär war?

Möglicherweise eher, weil er zu müde war, um noch zwischen Realität und Halluzination unterscheiden zu können?

„Also schön...“, begann er dann und setzte sich wieder an den Computer.

„Archivnummer...?“

***

Der nächste Morgen kam wie immer zu früh und Daniel war noch vollkommen erschöpft, als es an der Tür seines Quartiers klopfte.

Die Uhr sagte ihm, es war 6:20, eigentlich recht früh für einen Tag, an dem keine Missionen stattfanden.

Müde stand er auf und machte sich auf den Weg zur Tür. Die Liste derjenigen, die ihn zu einer solchen Stunde ärgern würden, war recht kurz: Jack, Jack oder...Jack.

Und als ob er es nicht gewusst hätte, stand der Colonel grinsend vor seiner Tür.

"Guten Morgen, Sonnenschein!", begrüßte er ihn überschwänglich, doch Daniel war noch viel zu müde, um darüber zu lachen. In einem Akt der Selbstverteidigung wollte er die Tür wieder schließen, doch O'Neill stoppte ihn rechtzeitig.

"Wer wird denn gleich so schlechte Laune haben? Und das am frühen Morgen..."

"Genau Jack, früher Morgen, das ist genau der Punkt."

O'Neill trat in sein Quartier und machte es sich auf einem der Stühle bequem, während Daniel das Licht anschaltete. Er trug nur Boxershorts und ein graues T-Shirt, also zog er sich kurzentschlossen ein Paar seiner blauen Hosen an, die er meistens auf der Basis trug.

"Was willst du hier?", fragte er anschließend gereizt und setzte sich auf einen Stuhl neben Jack. Sofort hatte er die Kaffeekanne vom vergangenen Abend zur Hand und gönnte sich den ersten Schuss Koffein am frühen Morgen.

"Ach, Carter hat was interessantes herausgefunden, wegen dem Planeten gestern. Sie dachte, dass du vielleicht daran interessiert wärst."

Daniel nippte an seinem Kaffee und biss in einen Schokoriegel, der lose auf dem Tisch lag.

"Ich dachte, sie wäre daheim."

"War sie auch, ist pünktlich heute Morgen um fünf Uhr wieder angeschwirrt, die Augen so merkwürdig glasig und das hochmotivierte Grinsen, du kennst sie ja...sie hat vermutlich die ganze Nacht darüber nachgedacht, warum unsere Mission gestern so verlaufen ist."

Daniel gähnte und trank daraufhin noch mehr Kaffee.

"Dankeseeehhrrr....", wieder musste er gähnen. Manchmal brauchte das Koffein wirklich lange von seinem Magen ins Gehirn, "Ich werde gleich nachher bei ihr vorbei schauen."

Grinsend stand O'Neill auf.

"Also gut...ach, und bevor ich’s vergesse, Teal`c und ich, wir wollten morgen zum Nachtangeln gehen und du kannst dich herzlichst eingeladen fühlen."

"Nein danke, Jack.", wehrte Daniel ab und stand auf , um den Colonel aus seinem Quartier zu schmeißen.

"Wirklich Daniel, du würdest viel Spaß haben. All die Ruhe, keine nervigen Berichte, nichts als uns und die Natur."

"Warst du deshalb so früh hier, um mir das zu sagen?", er warf Jack einen vorwurfsvollen Blick zu. Dieser machte eine Grimasse und schüttelte dann den Kopf.

"Aber nein, es war allein Carters Idee. Ich habe gesagt, lass den Jungen mal ausschlafen, aber sie...du kennst sie ja!"

Damit stand Jack wieder auf dem Korridor.

"Also wie gesagt, wir sehen dich heute Abend, um neun Uhr am Fischteich. Ausrüstung stelle ich, du musst dich nur um Verpflegung kümmern. Handys sind tabu und für jedes außer- Fisch- mäßige Wort wird ein Bier fällig."

"Ganz bestimmt, Jack.", Daniel schloss die Tür wieder und lehnte sich müde dagegen. So aus dem Schlaf gerissen zu werden, bekam ihm nie gut.

Er lief zurück zu seinem Tisch, trank einen weiteren Schluck Kaffe und holte die Wundcreme aus einem Schubfach seiner Kommode heraus. Sein Sonnenbrand fühlte sich noch immer schlimm an und die roten Stellen auf seinen Wangen waren ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Strahlung auf 741 immens gewesen sein muss.

Daniel zog sich sein Shirt aus und verteilte die Creme auf den Stellen, die sein Hemd nicht verdeckt hatte. Besonders seinen Hals hatte es gut erwischt. Sein Genick brannte bei jeder Drehung des Kopfes.

Als er auch endlich zu seinen Wangen vorgedrungen war, spürte er einen eigentümlichen Lufthauch an seinem nackten Rücken.

Irritiert drehte er sich um.

Vielleicht war Jack noch einmal zurückgekehrt und hatte ohne zu klopfen die Tür geöffnet...

Doch diese war fest verschlossen. Auch die Klimaanlage war nicht hoch genug eingestellt, um die Kälte zu verursachen.

Als Daniel sich wieder seinem Spiegel zuwandte, erschrak er fast zu Tode. Hinter ihm stand eine unbekannte Frau.

"Was zur...?!", rief er schockiert und drehte sich herum, nur um festzustellen, dass niemand da war.

Doch der Blick in den Spiegel brachte keine Änderung. Noch immer stand eine Frau dort, gehüllt in bunte Stofffetzen und mit wildem blonden Haar. Ihr Blick verriet nicht, ob ihre Absichten gut oder böse waren. Vielmehr starrte sie ihn einfach nur an.

Das war zu viel für Daniel am frühen Morgen.

Er sprang auf, zog sich sein zerknülltest T-Shirt über und rannte aus seinem Quartier, dass er mit der ID- Karte verschloss. Sams Labor lag nicht weit von hier entfernt und so dauerte es nicht lange, bis er bei der Astrophysikerin vor der Tür stand.

"Sam!", keuchte er und sie sah ihn vollkommen entgeistert an. Wahrscheinlich ginge es ihm anders herum ähnlich.

"Was ist los?", fragte die Astrophysikerin und ließ von ihrem metallenen Bauteil auf dem Tisch ab.

"Da...da ist jemand in meinem Quartier, eine Ausserirdische, glaub ich!"

Ohne zu zögern folgte Sam ihm und beide begaben sich auf dem schnellsten Weg in Richtung der potentiellen Gefahrenquelle.

Vor der geschlossenen Tür blieb Daniel stehen und rang nach Atem.

"Es...es war eine Frau. Ich habe sie aber nur im Spiegel erkennen können, als ich mich umdrehte, war sie verschwunden, dann wieder da. Es war unheimlich!"

Glücklicherweise war ein bewaffneter Soldat ganz in der Nähe und sie holten sich den überraschten Mann zur Unterstützung.

"Man kann sie nicht sehen!", warnte Daniel wieder und zog seine ID- Karte durch den Scanner zu seinem Quartier. Das Bestätigungssignal ertönte und er öffnete vorsichtig die Tür.

Wie zu erwarten war alles noch genau so wie vor wenigen Minuten. Seine halbvolle Tasse Kaffe stand trinkfertig auf dem Tisch, daneben der angebissene Schokoriegel. Auf der Kommode lag die fallengelassene Tube Hautcreme und das Licht war etwas verdunkelt.

"Also schön, sehen wir's uns an.", forderte Sam und sie betraten zu dritt das kleine Quartier.

Daniels Blick fiel automatisch auf den Spiegel, dort, wo er die fremde Frau gesehen hatte. Doch diese schien wie vom Erdboden verschwunden. Was erwartete er auch von einem unsichtbaren Wesen?

Sie überprüften alles und fanden überhaupt nichts.

Es schien so, als hätte er es sich nur eingebildet, doch das war unwahrscheinlich. Daniels Fantasie ließ keine seltsam anmutenden Aliens zu. Es musste also real gewesen sein.

Unruhig ließen sie die Wache wegtreten und blieben in seinem Quartier zurück.

"Ich weiß was ich gesehen habe!", erklärte er mit fester Stimme und Sam nickte zustimmend.

"Wie hat es ausgesehen?"

"Es...es war eine Frau mit zerzausten Haaren, alte Kleidung und diesem komischen Blick in den Augen."

"Komisch?"

"Es ist schwer zu beschreiben...irgendwie...bedrohlich aber doch friedlich."

Daniel kratzte sich nervös am Kopf und akzeptierte Sams Hand auf seiner Schulter, die ihn beruhigend massierte.

"Wir sollten es dem General melden. Vielleicht ist gestern etwas mit uns durch das Tor zurückgekehrt. Wäre schließlich nicht das erste Mal..."

+++

„Sie meinen also, auf der Basis treibt sich eine unsichtbare Frau herum, Doktor?“

Hammonds Stirn hatte sich in tiefe Falten gelegt. Die beunruhigende Nachricht hatte ihn gerade nach einem noch beunruhigenderem Anruf über einen weiteren von Senator Kinseys ungeliebten Besuchen getroffen. Der Tag fing wirklich großartig an.

„So...könnte man es ausdrücken.“

Daniel spielte nervös mit dem Kugelschreiber in seiner Hand, behielt dabei ständig die Scheibe zu Hammonds Büro im Blick. Wenn diese Gestalt es bevorzugte, in Spiegelbildern aufzutauchen, vielleicht tat sie es wieder.

„Wie sollten wir uns denn vor einem unsichtbaren Alien schützen?“, dachte der General laut, doch O’Neill schien schon eine Idee zu haben.

„Nun, wir könnten immer noch die Waffen benutzen, die auch bei den Ree’tou funktioniert haben. Möglicherweise ist sie in der selben Phasenverschiebung wie diese Mistkäfer.“, damit grinste er triumphierend zu Carter. Er hatte sich tatsächlich gemerkt, wie die „Unsichtbarkeit“ entstehen konnte.

„Gute Idee, Colonel. Wir sollten mit diesen Waffen den Stützpunkt durchsuchen. Vielleicht finden wir sie.“

„Nun General...“, Daniel räusperte sich verlegen und zog Jacks Aufmerksamkeit auf sich.

Skeptisch blickte er in die Richtung seines Freundes, als dieser fortfuhr.

„Eigentlich...ich denke, sie kann mehr, als nur unsichtbar sein.“

„Was meinen sie damit, Doktor?“

„Nun...“, Daniel versuchte verzweifelt Jacks Blick auszuweichen, doch es gelang ihm nicht, „Gestern Abend, als ich an meinem PC gearbeitet habe...ich dachte, es war die Erschöpfung, aber nach all dem, was heute passiert ist...“

„Komm auf den Punkt, Daniel!“, forderte O’Neill etwas missmutig. Eine fremde Lebensform auf dem Stützpunkt zu haben war eine ernste Angelegenheit, jetzt mussten Taten folgen. Reden konnte sie später immer noch, sobald die Gefahr eingedämmt war.

„Sie war in meinem Computer. Sie muss irgendein außerirdisches Wesen sein, das überall reinkommt, wo es will. Sie hat versucht, mit mir Kontakt aufzunehmen, doch es misslang. Wahrscheinlich handelt es sich um irgendetwas zwischen den Tollanern, den Ree’tou und dem Wesen, dass kurzzeitig in Sam geschlüpft ist.“

„Drei auf einen Streich...“, kommentierte Jack grimmig und sah ihn vorwurfsvoll an. Warum hatte er es ihm nicht schon früher erzählt?

„Wir sollten es trotzdem mit den Tok`Ra Waffen versuchen. Ich werde die Techniker anweisen, alle technischen Geräte des SGC zu überprüfen, vielleicht finden wir irgendeine Manipulation.“, erklärte Hammond nichtsdestotrotz und wollte SG-1 wegschicken, als Sam Anstalten machte, ihn zu unterbrechen.

„Sir, es gibt da noch etwas interessantes...“

„Noch interessanter als ein herumstreunender Alien?“, fragte er in O’Neill- Manier zurück und Carter nickte.

„Ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher, Sir, aber vieles spricht dafür, dass die kosmischen Veränderungen auf P0X 741 sich nicht über Jahrtausende hinweg entwickelt haben. Die einzige Bodenprobe, die ich nehmen konnte, wies die Umgebung um das Stargate herum als ein fruchtbares Waldgebiet aus. Ich habe sogar noch einige Pflanzensamen entdecken können.“

„War das nicht mal ein Eisplanet?“, frage Jack irritiert.

„Oder eine Wüste?“, folgte ihm Daniel.

„Nun, alles deutet darauf hin, das P0X 741 ein ganz normaler Planet war mit gemäßigtem Klima und üppiger Fauna. Bis zu...“

„Bis zu...?“, Jack wurde zusehends unruhiger.

„Tja, das weiß ich noch nicht. Ich kenne nichts, dass einen solch umfangreichen und schnellen Klimawandel verursachen könnte.“

Daniel schob sich nervös in seinem Sessel hin und her. Der Schock so früh am Morgen hatte ihn sichtbar gezeichnet.

„Vielleicht gab es dort auch so etwas wie einen Wetterstein, den man den Bewohnern- wenn es denn welche gab- gestohlen hat.“, mutmaßte er dann.

„Ich weiß nicht, selbst wenn das der Fall war, müsste es sich um eine konstante Klimaänderung handeln, aber das war ja evolutionstechnisch gesehen eine Katastrophe.“

Sam hob die Augenbrauen und sah ihre Kollegen fragend an. Auch Hammond wusste für einige Sekunden nicht, was er dazu sagen sollte.

„Was denkst du, Teal`c?“, mischte sich Jack dann wieder ein und sah den Jaffa hoffnungsvoll an. Dieser hatte während der ganzen Besprechung noch überhaupt nichts gesagt.

„Vielleicht,“ ,begann er dann zögerlich, „Wurde das Klima auf P0X 741 von einer ausserirdischen Rasse verändert und der Planet dadurch zerstört. Und der letzte Überlebende ist gestern mit uns zur Erde geflohen.“

Alle blickten ihn entgeistert an, doch sie mussten zugeben, dass seine Theorie durchaus etwas für sich hatte. Möglicherweise gab es irgendeine Technologie, mit der man das Klima verändern wollte, doch es lief schief und nun stand die gesamte Galaxie vor dem Ende.

„Das war der beste Vorschlag, den ich bis jetzt gehört habe.,“ schaltete sich Hammond wieder ein, „Ich werde den Stützpunkt nach diesem Wesen durchsuchen lassen. Doktor Jackson, aus irgendeinem Grund scheint es mit ihnen in Kontakt treten zu wollen, falls dies wieder passiert, versuchen sie mit ihm...oder ihr zu reden.“

Daniel nickte und sie verließen den Besprechungsraum.

+++

Hammond hatte vorsorglich alle Missionen auf Eis gelegt, bis der unheimliche Gast im SGC gefunden wurde. Doch weder die Tok`Ra- Waffen, noch Wärmebildkameras hatten bisher den gewünschten Erfolg gebracht.

Es schien als wolle sich das Wesen vor ihnen verstecken.

Genauso sinnlos empfand Daniel es mittlerweile auch, dass eine Wache jeweils vor seinem Büro, als auch vor seinem Quartier stand, für den Fall, dass das Wesen wiederkam.

Wenn es sich auf Wunsch unsichtbar machen konnte, dann würden es die Soldaten, die ihn beschützen wollten, auch nicht aufhalten können.

Aber vielleicht hatte man dieses Wesen mit dem Aufgebot an Waffen und Technik verängstigt.

Andererseits, wenn es sich in seinen PC einloggen konnte, musste es eine höhere Intelligenz sein, die versuchte, mit ihnen zu kommunizieren.

Wenn er lange genug wartete, vielleicht würde es sich dann wieder melden.

Daniel schreckte auf, als es an seiner Bürotür klopfte. Mit der Hand stieß er fast den Kaffee von seinem Schreibtisch, nur die schnelle Reaktion rettete ihn vor dem Absturz.

„Herein.“, rief er, als alles wieder unter Kontrolle war.

„Ich bin’s nur!“, meldete sich Jack und lugte durch die Tür, „Irgendwelche Ausserirdische in Sicht?“

„Sehr witzig.“, seufzte Daniel und beobachtete, wie der Colonel herein kam und die Tür hinter sich schloss.

„Wollte dir nur Bescheid sagen, dass Hammond für heute Abend eine weitere Besprechung geplant hat- wegen Kinseys Besuch.“

Jacks Blick war mehr als nur genervt. Wenn der Senator ins SGC kam, verhieß das nie etwas Gutes. Vermutlich suchte man wieder nach einem Weg, den ganzen Komplex still zu legen und das Stargateprogramm zu stoppen.

Während sie allerdings nach einem freilaufendem Alien suchten, war dieser Besuch äußerst brisant.

General Hammond hatte die Sache vorerst noch nicht gemeldet, zumindest solange nicht, bis sie tatsächlich etwas fanden.

Daniel spielte wieder mit einem Bleistift und warf einen kurzen Seitenblick auf seinen Monitor. Er hatte ein leeres Schreibdokument geöffnet, falls dieses ausserirdische Lebewesen wieder auf die Idee kam, ihm Nachrichten zu schicken.

„Irgendwelche Neuigkeiten?“, unterbrach der Colonel die Stille, doch Daniel schüttelte frustriert den Kopf.

„Nichts...ich fange langsam an mich zu fragen, ob ich nicht wieder irgendwelche von Machellos Waffen gegen die Goa`uld gefunden habe, die bei mir Halluzinationen verursachen.“

„Naja...“, räumte O’Neill ein und setzte sich auf einen nahestehenden Drehstuhl, „Vielleicht bist du einfach nur übermüdet. Heute morgen warst du nicht so gut drauf und all die unerledigte Arbeit dazu...“

„Danke Jack, auf deine Unterstützung ist immer Verlass.“, konterte Daniel gereizt und rollte mit den Augen.

„Nichts für Ungut, Kumpel, aber ich meine nur...wir...wir haben absolut nichts gefunden und den Komplex nun schon drei Mal mit den verschiedensten Waffen durchsucht.“

„Ich weiß.“, antwortete der Archäologe angespannt und massierte sich mit den Fingern den Nasenrücken, „Vielleicht...vielleicht wartet sie nur darauf, dass ich alleine bin. Möglicherweise hat sie all meine Bücher gesehen und denkt, dass ich ihr Schlüssel zur Kommunikation mit den Menschen bin.“

„So oder so, Hammond hat uns ein Zeitfenster von 24 Stunden gegeben. Wenn wir bis dahin nichts haben, müssen wir Kinsey ein gutes Argument dafür geben, warum bei uns gerade DEFCON 2 aktiviert ist.“

„So früh schon?“, seufzte Daniel und Jack nickte missmutig.

„Seh es einfach so, je früher er kommt, desto früher geht er auch wieder.“

„Wie motivierend, Jack.“, entgegnete Daniel und deutete auf den Stapel Akten vor sich, „Wenn du nichts dagegen hast, muss ich jetzt weiter arbeiten, die Pflicht ruft. Vielleicht nimmt diese Ausserirdische wieder Kontakt mit mir auf, wenn ich allein bin.“

„Oh.“, O’Neill stand von dem Stuhl auf , „Dann will ich dich nicht an der Arbeit hindern, Dannyboy. Aber denk dran sie zu überreden, sich vor uns zu zeigen oder schieß ein Foto als Beweis.“

„Sehr witzig, Jack.“, antwortete er und beobachtete, wie sein Freund das Büro verließ.

Nun hieß es abwarten...

+++

Erst gegen Mitternacht beendete Daniel seine Büroarbeit und warf die letzte bearbeitete Akte triumphierend auf den riesigen Stapel Papier vor sich.

Die Besprechung am Abend hatte länger als erwartet gedauert und so seine Recherche um anderthalb Stunden nach hinten verschoben.

Doch nun endlich neigte sich der Tag dem Ende entgegen.

Trotz aller Aufregung am Morgen war alles bis jetzt ruhig verlaufen und er sehnte sich nach einem entspannenden Nickerchen in seinem Quartier.

Allerdings war er sich nicht mehr so sicher, ob er ruhig schlafen konnte. Allein der Gedanke, dass dieses fremde Wesen wieder Kontakt mit ihm aufnehmen könnte, jagte ihm Schauer über den Rücken.

Die alte Angst, dass es vielleicht alles nur eine Illusion war und er am Rande eines Nervenzusammenbruchs stand, kam wieder auf.

Daniel seufzte.

Das waren alles viel zu viele Dinge, über die er sich Sorgen machte. Vielleicht hatte er einfach nur Stress gehabt oder der Computer hatte gesponnen.

Möglicherweise hatte er etwas falsches zum Früh-…

Ruckartig sprang er von seinem Drehstuhl auf, der laut scheppernd an den Aktenschrank dahinter krachte.

Kaum einen Meter von ihm weg stand diese Frau wieder, das Haar noch immer zerzaust und scheinbar nur in alte Kleidung gehüllt.

„Was willst du?“, schrie Daniel hysterisch und wich langsam zurück. Jeder draußen auf dem Gang musste ihn für verrückt halten, doch er hoffte, dass Jack vielleicht noch mal vorbei kam und dieses Szenario sah.

Die Frau machte keine Anstalten zu antworten, sondern schritt um seinen Schreibtisch herum und auf ihn zu.

Daniel gefror das Blut in den Adern und schutzlos drückte er sich gegen den Aktenschrank.

„Wer bist du?“, fragte er wieder und diesmal blickte die Ausserirdische ihn mit neugierigen Augen an.

Als sie genau neben ihm stand, musterte sie ihn für eine Weile, und lächelte dann.

Daniel erwiderte die Geste und spürte, wie sie demonstrativ durch ihn hindurch griff.

Phasenverschiebung. Phasenverschiebung. Phasenverschiebung.

Das war das einzige, an das er denken konnte. Wenn doch nur einer seiner Freunde jetzt hier wäre…

„Ihr müsst mir helfen…“, flehte die Frau nun, und der Ausdruck in ihren Augen änderte sich. Sie schien ängstlich und schockiert, dann wieder wütend und entschlossen.

„Wobei?“, fragte Daniel außer Atem. Sein Herz raste vor Angst, Schweiß rann an seinem Gesicht herunter, denn noch immer wusste er nicht, ob er es hier mit einem friedlichen Wesen zu tun hatte, oder aber-

„Sie sind auf meinen Planeten gekommen und haben alles zerstört. Jeden haben sie getötet- außer mich.“

Ihr Stimme war kaum mehr ein Flüstern und Daniel musste genau zuhören, um sie zu verstehen.

„Wer? Wer hat das gemacht?“

„Die Ree’tou.“, erklärte sie kurz und plötzlich verschwamm ihr Bild vor seinen Augen. Daniel sprang auf, um nach ihr zu suchen, doch plötzlich stand sie wieder hinter ihm.

„Sie haben irgendetwas mit mir gemacht…ich kann diesen Zustand nicht länger aufrecht erhalten, muss zurück…HELFT MIR!“

Damit gab es einen kleinen Lichtblitz und sie war vollends verschwunden.

Angespannt bis zum letzten Muskel blieb Daniel stehen und wartete für einige Sekunden, doch sie kam nicht mehr zurück.

Scheinbar hatte er es hier mit dem letzten Überlebenden eines Ree’tou Angriffs zu tun, und was immer auch geschehen war, aus irgendeinem Grund befand sich diese Frau nun in einer anderen Phase.

Was auch immer es war, er musste Sam finden.

Und Janet gleich dazu.

Teal’c nicht zu vergessen,

Und vor allem General Hammond.

„Daniel?“, hörte er plötzlich seinen Namen und zuckte regelrecht zusammen. Der Schock saß tief und musste noch immer verarbeitet werden, trotzdem beruhigte er sich wieder, als er Jack erkannte, der nervös in seiner Tür stand.

„Was ist los?“, fragte der Colonel und erst jetzt bemerkte Daniel, dass er mit einem Briefbeschwerer als Verteidigung an der Wand kauerte und darauf hoffte, dass die Ausserirdische nicht zurückkehrte.

Nun stand er langsam auf und deutete auf seinen Schreibtisch, an die Stelle, an der die Frau zuvor gestanden hatte. O’Neill folgte beunruhigt seinem Finger.

„Das…das ist eine ausgesprochen…komplexe Geschichte. Was dagegen, wenn wir erst alle versammelt sind, bevor sich sie dir erzähle?“

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„Was soll das heißen, Doktor Jackson?“, fragte Hammond ungeduldig und blickte den Archäologen fragend an.

Daniel räusperte sich und spielte anschließend wieder nervös mit seinem Kugelschreiber.

„Nun Sir, allem Anschein nach ist sie die letzte Überlebende von 741. Sie behauptet, die Ree’tou hätten sie überfallen und alle getötet. Offensichtlich konnte sie dem entgehen, sitzt jetzt aber in irgendeiner Phase fest, in der sie nur hin und wieder mit mir Kontakt aufnehmen kann.“

Hammond wechselte einige Blicke mit Jack um festzustellen, was der Colonel davon hielt. Als er nur ein Achselzucken als Antwort bekam, wandte er sich Sam zu.

„Major, denken Sie, dass das möglich ist?“

Carter saß neben Daniel und hatte sich die ganze Geschichte mit angehört. Dennoch wusste ebenfalls keinen Rat.

„Ich bin mir nicht sicher, Sir. Tatsache ist, das es im Raum unendlich viele Phasen gibt. Die Ree’tou nutzen eine bestimmte davon und die Waffen, mit denen wir sie ausschalten, sind nur für diese Phase konzipiert. Diese Frau könnte in irgendeiner anderen Phase stecken.“

„Können Sie sie sichtbar machen?“

„Das kann ich nicht versprechen. Ich müsste die Funktionsweise dieser Waffen analysieren und eventuell tiefgreifende Veränderungen machen, aber...prinzipiell könnte es gehen.“

Hammond nickte, trotzdem schien er nicht zufrieden.

„Doktor, hat diese Frau noch irgendetwas wichtiges erwähnt, vielleicht, wie die Veränderungen auf ihrem Planeten zustande gekommen sind?“

Daniel schüttelte den Kopf.

„Nein, sie hat mich nur immer angefleht, ihr zu helfen...und-“

„Und?“, fragte O’Neill nach, ebenfalls noch skeptisch.

„Naja...sie hat durch mich hindurch gegriffen. Sie schien nicht zu verstehen, warum sie unsichtbar war und ich nicht.“

„Vielleicht ist es so plötzlich passiert, dass es für sie unvorbereitet kam.“, mutmaßte Sam, als Teal`c das Wort erhob.

„Wenn die Ree’tou ihren Planeten angegriffen haben und sie als einzige überlebte, könnte sie dann nicht auch eine von ihnen sein?“

„NEIN!“, drang es plötzlich durch den Raum und jeder fuhr erschrocken zusammen.

Jack und Teal`c hatten sich als erste wieder im Griff und gingen in Deckung, während sie nach der Quelle dieses Ausspruchs suchten.

Ein helles Licht entstand direkt vor Hammonds Büro und kam langsam auf sie zu.

Während die anderen mehr oder weniger überrascht Schutz suchten, schnappte Jack sich ein ausgestelltes antikes Armee- Messer von der Wand, von einer der besterhaltendsten Sammlungen der Air Force. Zumindest war das besser als gar keine Waffe zu tragen.

„Ich bin keine Ree’tou!“, flehte das Licht und verwandelte sich langsam in eine Frau. Doch diesmal schien ihre Erscheinung stabiler als zuvor.

Selbst Hammond konnte seine Überraschung nicht unterdrücken und blickte zwischen Daniel und der Frau hin und her.

„Doktor?“, fragte er und der Archäologe nickte bestätigend.

„Das ist sie....“

Die Frau kam auf sie zu und hielt neben dem Besprechungstisch an.

„Willkommen zurück.“, flüsterte Daniel währenddessen und trat einen Schritt auf die Lebensform zu.

Jack hingegen blieb skeptisch und hielt das Messer fest in seine Hand gedrückt, auch wenn er nicht annahm, dass es viel half.

Er wollte den Archäologen zurück halten, so wie er ihn immer vor Gefahren schützen wollte, doch Daniel war nur noch weniger Schritte von der Ausserirdischen entfernt.

„Ich bin keine Ree’tou. Ich bin nur die einzige, die die Attacke dieser Monster überlebt hat.“

„Was bist du?“, fragte Sam aus sicherer Entfernung. Auch sie traute dieser „Erscheinung“ nicht im Geringsten.

„Ich bin eine Nox.“, gab sie mit fester Stimme zurück und dieses Mal legte sie ihre Hand auf den Besprechungstisch. Überraschenderweise schien sie nun aus Fleisch und Blut zu bestehen, denn sie fasste nicht durch das Holz hindurch.

„Aber...die Nox haben nie etwas davon erzählt, dass es noch mehr von ihnen gibt.“, erwiderte Daniel skeptisch.

„Tut es auch nicht.“, erklärte die Ausserirdische und deutete auf das Sternentor, „Vor vielen Jahren hat man mich aus ihrem Kreis verwiesen, weil ich eine ihrer Regeln nicht anerkennen wollte. Ich habe Zuflucht bei den Leuten von Kaltea gefunden- bis die Ree’tou kamen.“

„Kaltea?“, fragte O’Neill und versteckte das Messer in seiner Hand.



„741.“, erklärte Daniel seinen Freund und wandte sich wieder der Ausserirdischen zu, „Das hast von einer gebrochenen Regel gesprochen. Was für eine Regel meinst du?“

Die Frau wurde unruhig und deutete scheinbar geschwächt auf den Stuhl.

„Dafür ist später noch genug Zeit. Wollt ihr mich nicht erst einmal nach meinem Namen fragen? Behandelt ihr alle Gäste so?“, fuhr sie alle verärgert an und setzte sich hin.

„Nur diejenigen, die ohne unser Wissen mit zur Erde reisen.“, schaltete Jack sich ein, „Aber wo wir schon mal dabei sind, wie ist eigentlich dein Name?“

Die Frau wollte ihm antworten, doch plötzlich fiel sie wie eine Marionette in dem Stuhl zusammen. Daniel, der ihr am nächsten war reagierte sofort und fing sie auf, während Hammond ein Ärzteteam herbeirief.

„Ihr Puls ist schwach!“, meldete sich der Archäologe, fügte dann aber hinzu, „Falls das bei ihr überhaupt etwas zu bedeuten hat.“

Jack war derweil bei Daniel und der Ausserirdischen angekommen und half ihm, sie vorsichtig auf den Boden zu legen.

„Lassen wir das Fraiser entscheiden.“, entgegnete er dann und erwartete das Eintreffen des Notfallteams.

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„Was denken Sie, Doktor?“, erkundigte Hammond sich misstrauisch und konnte kaum den Blick von der ausserirdischen Frau in dem Krankenbett abwenden.

Fraiser war mehr als zwei Stunden mit ihr im Schockraum verschwunden und hatte alle möglichen Tests durchlaufen lassen.

Nun war es an der Zeit für Fakten.

„Von meinem Standpunkt aus betrachtet ist sie ein Mensch.“, meldete die Ärztin und zuckte mit den Schultern, „Sie hat alle Humanmerkmale, die ich kenne, wir haben EKG, EEG, PET- Scans, Röntgenaufnahmen, MRTs und Blutchemieanalysen gemacht- sie ist eindeutig ein Mensch.“

„Aber sie war unsichtbar.“, erinnerte Jack und machte eine ausschweifende Handbewegung, „Wie ein kleiner Engel ist sie zu uns herabgesegelt...“

Daniel, der neben ihm stand zog synchron mit Teal`c eine Augenbraue hoch.

„Das...sagt man doch so, oder?“, vergewisserte sich der Colonel, erhielt aber nur ein Achselzucken.

„Ich habe überhaupt keine Anomalie bei ihr gefunden, die so etwas hervorrufen könnte.“, erklärte Fraiser weiter.

„Vielleicht ist es auch nicht sie...“, schaltete Sam sich dann ein, „Ich meine, sie behauptet eine Nox zu sein. Nun, die Nox sind ohne ihren Schutzmechanismus auch so verletzlich wie wir, wahrscheinlich weil ihre Physiologie im weitesten Sinne mit unserer übereinstimmt.“

„Im weitesten Sinne...“, fügte Jack hinzu und deutete dabei auf seine Haare.

„Jedenfalls...,“, fuhr die Astrophysikerin fort, „Kann es sein, dass sie ebenfalls solch einen Schutzmechanismus besitzt, eine Art Kraftfeld, was unsere Blicke von ihrer Hülle ablenkt und wir sie so nicht sehen können.“

„Wie im Fernsehen, wenn sich die Menschen hinter Spiegeln verstecken um den Blicken der ausserirdischen Todessonden zu entgehen?“, fragte Daniel und erhielt die Aufmerksamkeit aller.

„Wieder zuviel auf der Sci- Fi- Welle gesurft, Dannyboy?“, bemerkte Jack trocken, doch Sam nickte.

„Im...weitesten Sinne ja. Nur das wir kein Spiegelbild sehen, sondern einfach eine Ableitung des Lichts, das uns denken lässt, wir würden durch sie hindurch sehen, tatsächlich sehen wir aber nur an ihr vorbei

„Kann sie diesen Schutzmechanismus beliebig ablegen? Ich dachte, bei ihren früheren Besuchen in Doktor Jacksons Büro hatte sie Probleme, die Phase zu finden.“, erkundigte Hammond sich angespannt. Bevor Kinsey hier mit seinen Beamtenfreunden rein schneite, musste alles in Ordnung ein. Eine Ausserirdische, die sich unsichtbar machen konnte war da nicht besonders hilfreich.

„Ich habe euch getestet.“, sprach plötzlich die Frau und öffnete die Augen.

Scheinbar lag sie schon eine Weile lang wach da, denn sie zeigte keine Anzeichen von Müdigkeit.

„Das wird ja immer besser- erst folgt sie uns unsichtbar mit zur Erde, dann erschrickt sie Daniel zu Tode und nun hört sie einfach unseren Unterhaltungen zu!“, maulte O’Neill, doch die Frau ignorierte ihn.

„Ich musste zunächst heraus finden, ob ihr friedliche Wesen seid.“, rechtfertigte sie sich dann und lächelte zufrieden, „Ganz offenbar seid ihr das.“

„Wie heißt du?“, fragte Daniel als erster und trat einen Schritt näher an das Krankenbett heran.

„Mein Name ist Kinea“, erklärte die Ausserirdische und sah sich in der Krankenstation um, „Trotz eurer...unterschiedlichen Technologie scheint ihr den Nox sehr ähnlich.“

„Ja...das sind wir auch.“, antwortete Daniel, wurde aber von Jacks Flüstern unterbrochen.

„Kommt mir irgendwie bekannt vor der Name, kann ihn leider noch nicht zuordnen.“

„Zumindest hat sie noch nicht gesagt, dass wir zu jung sind, um ihre Technologie besser kennen zu lernen.“, fügte Sam hinzu und trat neben den Archäologen.

„Was ist auf 741 wirklich passiert? Der Klimawandel muss so schnell stattgefunden haben, dass es den ganzen Planeten und den umliegenden Weltraum zerstört hat.“

Kinea zuckte geistesabwesend mit den Schultern.

„Ich wünschte, ich wüsste es. Die Ree’tou haben Kaltea so schnell angegriffen und verwüstet, da ist uns keine Veränderung aufgefallen sind. Erst als ich alleine zurück bliebt, stellte ich fest, wie bitter kalt es wurde. Und dann wieder ganz heiß. Und dann kamt ihr ja glücklicherweise.“

„Warum hast du als Einzige überlebt?“, fragte O’Neill skeptisch und überkreuzte die Arme vor der Brust.

„Das...das weiß ich nicht. Ich konnte mich tarnen, vielleicht haben die Ree’tou mich deshalb nicht entdeckt.“

„Major?“, erkundigte Hammond sich bei Sam und die zuckte nur mit den Schultern.

„Möglicherweise benutzt sie eine Tarntechnik, die den Ree’tou unbekannt ist, Sir.“

„Ihr habt mich bei euch aufgenommen, und dafür bin ich euch dankbar.“, erklärte sie dann und Jack zog die Augenbrauen hoch.

„Haben wir das?“

Die Frau wirkte entrüstet, dann verwirrt.

„Ich...ich habe keine Heimat mehr, zu der ihr mich schicken könnt. Wo sollte ich sonst hingehen?“

„Ach, wir finden schon einen neuen Planeten für dich.“, entgegnete O’Neill, doch Daniel blickte ihn böse an.

„Jack!“, mahnte er, wandte sich aber dann der Ausserirdischen zu, „Sie kann zumindest so lange bei uns bleiben, bis wir einen vernünftigen neuen Heimatplaneten für sie gefunden haben, oder General?“

„Darüber muss ich noch entscheiden.“, erwiderte dieser etwas ungehalten und erhob das Wort gegen Kinea, „Sie sagten, die Nox hätten Sie verstoßen- warum?“

Die Ausserirdische atmete noch einmal tief durch und blickte dann dem General tief in die Augen.

„Sie konnten meine Meinung nicht vertreten.“

„Und die wäre?“

„Das man ihre Technologie auch mit anderen Völkern teilen könnte.“

+++

Fortsetzung folgt...



ENDE... (diese FanFiction wurde leider nie beendet!)
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